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tung von Geld betrauten Institute verleiten, bei starker Nachfrage nach langfristigem Gell) auch die kurzbefrtsteten Gelder dazu zu ver wenden. inländische Anleihen zu zeichnen. Denn nach den bisherigen GrfahrunAn mit Inlandsanleihen hat sch gezeigt, daß der größte Teil der geforderten Beträge schon von den Banken und Sparkassen aufgebracht wurde. GS besteht daher die Gefahr, da- die Spareinlagen abberufen werden könnten, und di« Sparkassen, bi« einen Teil des Geldes in Anleihe« angelegt haben, gezwungen sind, diese Anleihen an der Börse zu verkaufen. Das «in solcher Verkaufs-wang auch einen Kursdruck auf das betreffende Papier Her vorrust, braucht nicht besonders hervorgeho ben zu werden. So erfreulich das Wiedererscheinen von Inlandsanleihen und neuerdings auch von Industrieobligationen ist, so muh doch zeitig genug davor gewarnt werden, den Dogen zu Überspannen, denn die deutsche Spar- krast ist durchaus noch nicht soweit vorge schritten, um einen größeren Anleihebedarf sowohl der öffentlichen Körperschaften als auch der Industriegesellschasten befriedigen zu können. Liquidation -es Marotto-Abenieuers Waffenstillstand. Wie der «Daily Expreß" aus Tanger be richtet, sind die Feindseligkeiten im Rifkrieg auf allen Fronten eingestellt worden. Di« Gefangenen werden in Anbetracht der be vorstehenden Friedenskonferenz am Don nerstag in Ajda ausgetauscht werden. Kriedensbedingunge« Sine der Hauptbedingungen der spanischen und französischen Regierung für «inen Frie den mit den Rifstämmen ist die Entfernung Abb el Krim» aus Marokko. Diese Forderung beweist, daß di« Ver bündeten diesen Mann doch etwas höher «inschätzen, als einen gewöhnlichen Scheich, wie sie bisher stets behauptet haben. Eine Reihe von Bedingungen werden bei den Verhandlungen viele Schwierigketten bereiten, Das R^gebiet, da« ein eigenes DerwaltungS- recht erhallen soll, muh abgegrenzt werden. Die Grenze der französischen Ginfluhzon« soll unverändert bleiben. Don dem selbstän dig gemachten und entwaffneten Rifgebiete werden wirtschaftliche Konzessionen erwartet, die den Berbern, aber selbstverständlich be sonders den Franzosen und Spaniern, Dor telle bringen werben. Di« Vorbereitungen für bi« gemeinsame Offensive, die den Krieg beenden soll, wenn diese Bedingungen nicht angenommen wer den, sind beret« getroffen und bleiben un verändert. Wie Frankreich OiSciplin schaffte In der französischen Kammer ist jetzt eine Statistik vorgelegt worden, die einen Einblick gewährt in die brutale Grausam keit, mit der die französische Milttärjustiz die zusammenbrechendc ^'sztplin im fran zösischen Heer während ^es Krieges auf rechterhalten hat. Nach dieser Statistik haben die Kriegs gerichte nicht weniger als 67 887 Verur teilungen ausgesprochen und insgesamt über 300 000 Jahre Gefängnis und Zwangsarbeit verhängt. 1627 französische Soldaten sind zum Tode verurteilt worden. Kutisker vor dem Richter Verhandlungen «tt Hindernissen Der Rahmen, in dem am Montag tn Ber lin der Kutisker-Pro-eß begann, entsprach in jeglicher Hinsicht dem eines großen Tages in Moabit. Starker Andrang de» Publikum». An langen Ttfchreihen die Angeklagten, fttnf-eh« Anwälte, -eben Tachverftänblge, sowie Vertreter des preußischen Ftnan-miut- ftertums und drei GtaatSanwalte al» Anklage, oertreter. Bon den elf Angeklagten, gegen dte sich dte Anklage wegen Betrüge» -um Schaden der Staatsbank. Urkundenfälschung sowie we gen Beihilfe zu diesen Delikten richtet, find nur -ehn zur Stelle, da einer, der Kaufmann Isidor Stern, tns Ausland geflüchtet tft. Iwan Kutisker, ein kleiner, ganz verfallen aussehender Mann, betritt den Gerichtssaal am Arm seiner Gattin und geleitet von seinem Hausarzt. Gegen ^10 Uhr eröffnet der AmtSgericht»- rat Dr. Ahlsdorf dte Verhandlung und nimmt zunächst die Vereidigung -er Schöffen vor. StaatsanwaltfchaftSrat Dr. Polzin beantragt, das Verfahren gegen Stern abzutrenuen und dte von ihm gestellte Sicherheit tu Höhe von 5000 Mark für verfallen zu erklären. Plötzlich erleidet Iwan KutiSker einen Schwächeanfall. Zwei Justizwachtmeister müssen ihn von seinem Stuhl heben und zur Zeugenbank bringen, wo ihm Wasser gereicht wird. Dieser Zwischenfall führte zu längerer Er örterung zwischen dem Gericht, den medizini schen Sachverständigen und der Verteidigung über dte Frage der Berhandlungsfähigkeit des Hauptangeklagten. Auf den Hinweis des Bor- sitzenden, daß nach dem Gutachten des Geheim rates Krauß eine absolute Verhandlungsun- fähtgkeit nicht vorltegt, und daß zunächst abge wartet werden müsse, wie Kutisker dte Ver ¬ handlung ertrage, erklären auch die Sachver- ständigen, daß zunächst am besten mit -er Ber- han-lung begonnen wtrü, wöbet allerdings größte Schonung notwendig sei. Zum Ver ständnis der Schöffe« gibt -er Vorsitzende in großen Zügen eine Illustrierung der zur An klage stehenden Fälle. Sodann wird tn dte Vernehmung KuttskerS etngetreten, wobei Kuti-ker selbst in hartem, oftmals kaum verständlichem Deutfch, aber in fließender Reb« feine Bekundung macht. Nachdem Kutisker ungefähr etne Viertel stunde gesprochen hatte, sank er nach hinten über. Prof. Citron faßte seinen Puls und stellt« fest, daß der Angeklagte nicht »ehr verhandlungs- fil-tg tft. Der Vorsitzende vertagt dte Verhandlung auf Mittwoch. * Oer Spritweber-Prozeß Gestern begann tn Berlin gegen den Krimi nalkommissar PeterS, die Brüder Peter und Heinrich Weber und wettere fünf Angeklagte der Prozeß wegen Bestechung und Millionen- schiebungen mit Sprit. Bor Eintritt in die Ber- Handlung lehnten die Bertetdiger sämtliche Vertreter von Behörden, die dem Retchsstnanz- ministerium unterstehen, als befangen ab. Das Gericht lehnte den Antrag zum Teil als unbe- gründet ab, verzichtete jedoch auf gewisse Sach verständige. Der Angeklagte Peters wird 17 strafbarer Handlungen, darunter Bestechung, Begünstigung und Fälschung zur Erschleichung von Vorteilen bezichtigt, Kriminalassistcnt Beyer wird der Begünstigung und Beamten- bcstechung beschuldigt. Hußla n d vor einer Währungs katastrophe Echo de Paris meldet aus Moskau, daß die russische Währung vor dem Zusam menbruch steht. Der Goldpreis sei offi ziell um 20 Prozent erhöht worden, d. h. ein 10-Rubcl-Goldstttck wird jetzt mit 12 russischen Tscherwonetz bezahlt. Inoffiziell beträgt die Goldpreiserhöhung bereits 40 Prozent. Der Privatdiskont übersteigt 100 Prozent im Jahre. Die Preise einzel ner Jndustrieprodukte haben eine Steige rung um 500 Prozent erfahren. Nach dem letzten Ausweis der Russischen Staats bank ist die Metallreserve um 10 Millio nen Goldmark vermindert worden. Die privaten Banken verfügen nicht mehr über ausländische Devisen oder Edel metall. Oie Landwirtschaft als Fundament -er Wirtschaft Ein sehr treffendes Urteil über die Lage der Landwirtschaft ist in dem Ge schäftsbericht -er Jlse-Bcrgbau-A.-G. für das Geschäftsjahr 1925 enthalten. Es heißt darin: Die von der Reichsleitung erblickten und bekundeten Anzeichen auf eine Neubelebung und Besserung -er -«ut- schen Wirtschaft sind im Verlauf des Jahres nicht zur Wirklichkeit geworden. Im Gegenteil hat die ohnehin schon schwierige Lage der Wirtschaft sich noch weiter verschlechtert. Insbesondere dte Landwirtschaft, die doch als das Funda ment der gesamten Wirtschaft anzusehen ist, wegen des schon seit längerer Zeit be stehenden Mißverhältnisses zwischen Er zeugungskosten und Verkaufserlös be droht. Wenn hier von den zuständigen Stellen nicht in aller Kürze ein grund legender Wandel herbeigcführt und dafür gesorgt wird, daß die landwirtschaftlichen Betriebe wieder rentabel gestaltet werden, werden im Verlaufe der nächsten Jahre geradezu vernichtende Zustände zu erwarten sein. Größte Sparsamkeit und Einschrän kung nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in allen Verwaltungen müssen wie der Platz greifen. Die unerträglichen Steuern und sozialen Ausgaben müssen vermieden werden. Nachgerade wird es höchste Zeit, daß für die notwendige Ge sunduna von Industrie und Landwirt schaft die vorerwähnten wirtschaftlichen Grundsätze endlich wieder Beachtung und Anwendung finden. Mexikanische Gäste in Bertin Die aus 40 Herren bestehende mexika nische Studiengesellschaft, dte sich aus Industriellen, Kaufleuten, Ingenieuren, Landwirten, Aerzten und Hochschullehrern zusammensetzt, ist unter Führung des stellvertretenden 'Präsidenten des mexi kanischen HandelStages Hernandez heute abend aus Hamburg eingetroffen. Die mexikanischen Gäste beabsichtigen, bis zum nächsten Montag in Berlin zu blei ben, um sich dann nach Leipzig zu be geben. Oie Kriegsbeschä-igien in Oeutschlan- Nach einer neueren Erfassung de» Statisti schen Reichsamts, baS dieses in seiner Zett- schrift „Wirtschaft und Statistik" veröffentlicht, zählt Deutschland zurzeit 87S410 Kriegs beschädigte, die tn ihrer Erwerbsfähigkeit um mindestens 2b Prozent beschränkt sind: dar- ünter befinden sich 1151 weibliche Kriegs- beschädigte. Davon leiden: 2 784 an Blindheit, 89 580 an Lungentuberkulose, 4 SOO an Geisteskrankheiten, 44109 durch Verlust eine» Beines, 20 640 durch Verlust eines Armes, 1250 durch Verlust beider Beine, 181 durch Verlust beider Arme, 566070 an sonstigen Leiden. Aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870 leben noch 7182 Kriegsbeschädigte: über 50 000 haben sich ihr Leiden durch Dienstverletzungen zugezogen. Dem Alter nach waren: 0,4 Proz. weniger als 25 Jahre alt, 9,8 Proz. -iS 80 Jahre alt, 25,7 Pro». 80 bis 85 Jahre alt, 19,4 Pro». 85 bis 40 Jahre alt, 25F Proz. 40 bis 50 Jahre alt, 19,7 Proz. über 50 Jahre alt. Llm Bayerns Staatspräsidenten Die Bestrebungen ans Einsetzung eines Staatspräsidenten nehmen, wie aus Mün chen gemeldet wird, konkretere Formen an. Neuerdings haben auch führende Kreise der Bayerischen Volkspartei sich eingehend mit diesem verfassungsrecht lichen Problem beschäftigt, und sind zu dem Ergebnis gelangt, daß nach sorgfäl tiger Vorbereitung sowohl der Posten des Staatspräsidenten als auch die Errichtung einer ersten Kammer verwirklicht werden könne. Schließung der Kotter-Werke Wie „Allgemeen HandelSblad" auS Zuver lässiger Quelle erfährt, wird der Betrieb der Fokker-Flugzeugsabrik in Beere binnen kur- zem eingestellt werden. Die Gebäude, Maschi- neu und Werkzeuge werden verkauft. , Peking unter Geschützfeuer Aus d«n Berichten der englischen Zeitun gen läßt sich noch nicht klar erkennen, welch« Richtung d.« politische Entwicklung in Ehina nehmen wird. Inzwischen haben sich die Kämpfe der Hauptstadt weiter genähert. Eine Granate schlug in der Stadt ein. Flug zeuge warfen Bomben auf die Chinesenstadt und töteten einen buddhistischen Priester. Nach einer weiteren Londoner Meldung sind seit dem Staatsstreich in Peking alle Verbindungen mit Peking abgeschnitten. TschangtsoltnS Mukdenheer nähere sich' Psi, king. Eine Meldung aus Datren 'm der Man dschurei besagt, bah «i» Komplott zur Ermordung TschangtsoltnS aufgedeckt worden sei, in bas di« Sowjetre gierung verwickelt wäre. Di« Verschwörer hätten, in Ähren versteckt, Bomben aus Wladiwostok nach Mukden emgeführt. Wettervorhrrsag«. Heiter bis leicht bewölkt, trocken. Nachts kühl. Tagsüber kräftiger Temperaturenan stieg. Flachland höchste Temperaturen über 15 Grad Wärme. Flachland schwache, höher« Lagen mäßige südöstlich« bis südliche Winde. M el» Wter W mm? -«Uer« weltstädtische Gertchtsverha»-!«»-««. Don Dr. Friedrich Lorenz. Dor kurzem hat sich in Wien etwas ganz Eigenartiges begeben: «in Diäter hatte sich vor Gericht zu verantworten, nicht etwa we gen Unstttlichkeit seiner Werke, nicht einge- hattener DerlagSverträge, nicht einmal wegen Ghrendeleibtgung oder Verführung. Son der« da» Gericht befragt« ihn um «tn ganz intime« Detail seines Privatlebens: ob er sich wohl auch genügend ost und genügend gründlich wasche. Lieser Sensationsprozeh wirb durch ein Artet! der zweiten Instanz demnächst ent schieden werben. Einstweilen liegt folgen- ve< vor: Ein bekannter Wiener Schriftsteller wohnt in Untermiete bei einer Frau. Sei es nun, bah dies« Dam« den Mieter los werden will und keinen anderen Grund dafür anzu geben weih, sei es. bah die Dermietertn zu jenen seltenen gehört, die auf Reinlich keit halten, kurz, sie mnbigte Herrn L., dem brannten Dichter, »um Ersten. Der nun wollt« die Stätte seurer poetischen Träume nicht so ohne vettere« verlassen. Dielleicht Var idm der wurmstichige Schreibtisch lieb geworden oder das Dis-a-vi«. «in Vaum- Wipfel in der Nähe oder da« klein« Beisel an der Straßenecke. Kurz und gut, ein Lichter trennt sich ungern, und auch dieser Lichter lieh e« auf einen Prozeß anwmmen. Gr erklärte der Zimmerfrau, daß er feinen Zins pünktlich bezahle, trotzdem er ein Dich ter fei. Und da« sei allerhand. Sie hab« also kein Recht. Die Frau klagte nun auf Väumung de« Zimmers. Li« Verhandlung fand statt. Di« Der- Mieterin begründet« ihr« Kündigung damit, dah d«r Schriftsteller «in Leben führe, da« jeder Reinlichkeit, jeder H^iene spotte. Un ter der Heiterkett des Auditoriums führte sie au«: „Herr T. wäscht sich nicht. Herr L. starrt vor Schmutz. Sein Zimmer ist ein« Gefahr für das ganze Haus." Der Dichter berief sich darauf, daß es niemanden etwas angehe, ob er sich wasch« oder nicht. Und baS Gericht erster Instanz gab ihm recht. Der Richter überlegte sich die Tragweite der ganzen Affäre. Verurteilt« er den Dichter zur Räumung seine« Zimmer«, bann könnt« morgen ein Ehemann kommen und Scheidung von seiner Frau begehren, well sie sich nicht die Zähne putz« od«r «in Ban kier seinem Angestellten kündigen, weil er mtt ungeputzten Stiefel ins Büro komme. Uebrigens soll e« sich ereignet haben, bah, während dieser Fall verhandelt wurde, ber Richter verstohlen seine Fingernägel betrach tete, ob sie auch genügend gereinigt wären, der verteidigende Rechtsanwalt ein Laschen- spieglein zückte und darin seinen Kragenrand prüfte. Man wurde n«rvö«, die Szene zum Tribunal, da« Tribunal zum Gerichtshof für öffentliche Reinlichkeit. Nichts macht ner vöser, al« wenn man ständig von schmutzigen Händen und unsauberer Wäsche hört. Es ist dieselbe Sache, wie wenn man im Flohztr- ku« sitzt Wen'« juckt, der kratze sich! La« Gericht entschied diesmal also für den Dichter, für die Unreinltchkett und für das Privatleben. Die Gehetmnifse des Waschtisches sollen heilig sein! Aber di« hygienische Ztmmervermietertn aad sich da mit nicht zufrieden. Si« b«ri«f g«g«n das Urteil und schilderte vor ber zweiten In stanz die Angelegenheit — im wahrsten Sin ne de« Wortes — noch schwärzer. Sie malte da« Gespenst einer Seuche an bi« Wand, Angezief«r . . . und drang durch. Wenigstens entschloß sich das fSxricht, einen Lokalaugenschein vorzunehmen. Eine De- richtskommission wird sich demnächst in die Bud« des Dichters begeben und in die Waschschüssel blicken. Wie nun, wenn der Dichter aber für diesen feierlichen Tag etne Generalsüuberung plant, frische Wäsche nimmt? Wie nun, wenn er sich etne Zahn bürste anschafft, und Setfe einlagert? Wenn nicht alles trügt, so wird die Frage, ob «in Dichter gezwungen werden kann, sich zu waschen, unentschieden bleiben. Das Wie ner Publikum aber gibt diesmal — trotz seiner sprichwörtlichen Sympathie für di« Kunst — nicht dem Dichter recht. * Gin Fall anderer Art, aber gleichfalls Hester und eigenartig genug, beschäftigte ein anderes Wiener Gericht. Man ist sensatio nell« Sheprozesse in W'.«n nachgerade ge wöhnt.- In d«r Aera der Dtspensehe kommt es nicht selten zu Verwicklungen und Lösun gen, die man sich früher nicht träumen lieh. Wem ein« -weite, auf Grund eines Dis penses geschlossene Eh« nicht paßt, brr kann si« ungültig erklären lassen. Das Gericht erklärt sie denn auch für ungültig, da es DlSpenSehen nicht anerkennt. Aber nicht davon soll heute die Rede sein, sondern von dem eigenartigen Fall, daß ein Mann die Ungültigkeitserklärung seiner GH« for derte, da er sie unter unwiderstehlichem Zwang« geschlossen hab«. Der Gatte ist Stabsoffizier im österreichischen Bundesheer? ein angesehener Mann, im Kriege vielfach ausgezeichnet. Im Iahre 1920 kam er eine« Tages völlig au« dem Häuschen zu e!n«m Freunde gerannt. Sprach unzusammenhän gend, in höchster Aufregung, erklärte schi'.eß- lich, er käme direkt aus ber Kirche von feiner Trauung. Man fürchtete für den Ver stand des jungen Gatten, fürchtete, er könnte Selbstmord begehen. Seine Freunde ließen ihn auf Schritt und Tritt beobachten. Nun fordert der Offizier die Ungültiger- klärung der Ehe. Er habe nicht „Ia" sagen wollen, damals vor dem Altar. Man habe ihn gegen seinen Willen dazu gezwungen. Denn daß er „ja" sagte, steht fest. Gr hat seine jetzige Frau im Kriege kennen gelernt. Sie war Kanzleikrast. Seitdem drängte sie zur GH«. Drängte und zwang dem Manne ' ihren Willen auf, bis er vor dem Attar „ja" sagte. Dann lief er fort, zu feinen Freunden, bekam einen Nervenzusammenbruch und hat seine Gemahlin seit der Trauung nicht mehr gesehen. Die Frau aber liebt ihn. In der Wohnung der Neuvermählten, die der junge Gatt« niemals betritt, hän gen die Bilder de« Offiziers, wohin man blickt. Der Richter schüttelt den Kopf. Befragt die Zeugen. Man berichtet ihm, daß dl« Stimmung bei der Trauung der vor einem Zweikampf ähnlich gewesen sei. Ob die Ehe gatten nach der Zeremonie den üblichen Kuh getauscht hätten, wurde nicht beobachtet. Alle aber wissen, daß der Offizier seit jenem Tag« wie verwand«lt ist, unfähig zum Dienst, nervös, geistesabwesend. Man denkt gruselnd an die Wär von der Alraune. Ader so schlimm wird es wohl nicht sein. Man wird dte Ehe trennen und der Offizier dann sei nen Willen wieder Haden. T-nen-e Buchstaben Der russische Augenarzt, Prof. Rosing, Hal eine Methode erfunden, die Blinden mittels verschiedener Töne lesen zu lernen. Jeder Buchstab' des Alphabetes wird durch einen bestimmten Ton aysgedrückt. Bisher wur den Töne für 18 Buchstaben des Alphabetes festgelegt.