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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860912
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-12
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.09.1886
- Autor
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Aeiökatt zum Sächstschm Landes-Auzekgrr. k'- »Freilich, legen Sie eS nur bei.* »So — dann wird die- wohl reichen,^ fuhr die gesprächige Ver käuferin fort, augenscheinlich froh, den Herrn Docior, der sie noch nie »ine« Blicke» gewürdigt, einmal „fest* zu haben. „Ta» heißt, wenn di» Reis« nicht für lange ist — aber da» wird wohl nicht der Fall fein, der Koffer war ja nicht groß — unser junger Manu konnte ihn allein herunterttagrn.' Also ein kleiner Koffer — Erich athmrt« unwillkürlich auf in de» Gedanken und warf „unfern, junge» Mann*, dem schwarze», Nein«, Lehrling «inen dankbaren Blick zu. Hier konnte er wohl anc > ^wa» über den Weg erfahre«, den seine Fra« genommen. Er reicht« de» Jüngling, der die Bemerkung seiner Lollrgin mit bescheidenem Stolz «ntgegengeuomme«, ei» große» Silberstück und sagte: „Meine Frau hat die» vielleicht vergesse», sie war so sehr eilig Hoffenrlich ist sie noch früh genug zum Bahnhof gekommen?" „Zu welchem Zuge?* fragte der Lehrling, fix sein Portemonnaie. Eifenbahn-Courtbuch au» der Tasche ziehend. „Zum Zuge nach — nach Frankfurt am Mai«.* „Ah, — 12 Uhr 30 Min. — O gewiß, da wird dl« gnädige Frau Doktorin «och rechtzeitig avgekowmen sein,* versicherte der Laden jünglirg „Ich hatte rin paar gute Gäule ausgesucht und der Kutscher hieb tüchtig darauf lo».* ! Run wußte er Alle». Sie war zu ihrer Schwester, zu Bern ha»d geflohen. Hätte der Wagen eine andere Richtung als die der Bahnhof« genommen, so würde der Junge nicht verfehlt habe«, seinen Schartsin« zu dokumrntiren. Rasch bezahlte er die gekaufte« Sachen r»d eilt« fort. „Ich dachte, die Frau Doctor wäre geradeaus gefahren rmd nicht «ach dem Anhalter Bahnhof,* sagte die Ladenmomsell, indem sie ihren Stiruläckchen vor dem Spiegel eine kokette Wend ung gab. Der Lehrling blinzelte mit den kleinen, schwarzen Augen. „Wie >k»r, sichtig junge Damen doch find, besonder» wenn so «in schöner Manu vor ihnen steht, wie der Herr Doctor I Wern er gewußt hätte, wo seine Frau hiugefahren ist. wäre er nicht 'rei» gekommen, denn Xadrl« und Zwirn kan« man überall kaufe», da schickt man nicht «tch. und woher weiß er den», daß die Frau Doctor da» vergessen hat? Hat sie'» ihm etwa schon geschrieben? Also er weiß n'cht, wo- hi» sie gereist ist und sie will nicht, daß er'» weiß, sonst hätte sie da» Mädchen nicht weggeschickt und hätte dem Herrn Gemahl Wohl «st einer Zeile hinterlaffeu, wo sie hinging. Und ich kann'» auch nicht verraihe», selbst wenn ich'» wollte, wa» mir einer Dome gegen Ober gar nicht einfällt, denn sie nannte die Adresse gar nicht, sondern zeigte fi« dem Kutscher geschrieben — 'ne vorsichtige Frau, die wußte wa» fie that — ober «ach den Bahnhöfen ist sie nicht gefahren.* Die Mamsell hatte dieser Auseinandersetzung staunend zngehört und darüber sogar ihre Stirnlöckchen vergrffen. „Sie weinen also?* Begann fie endlich, indem fie „unseren jungen Mann" mit mehr Respekt, al» fie ihm sonst zu widmen pflegte, ansah. > „Ich «eine,* antwortete er mit seinem schlauen Lächeln, „das drei Mark für da» Heruntertragen «ine» kvffercher» ein schöner Ver- dienst ist. Sie eine Mark, er zwei — ein vrbler Herr» da» muß »an sage«! Schade, daß ich nicht weiß, wohin fie gefahrenI* * * Erich war rasch «ach den Bahnhöfen geeilt. E» war doch mög- lich. baß fi« nicht früh genug gekommen, daß fie dort auf den nächsten Zog wartete. O, wen» er sie träfe! Er sah fie fortwährend vor sich: die schlank« Gestalt in dem Hellen Sommerkleide, da» fie dem Tag« zu Ehren angelegt, mit dem Zweig rother Geranien im Haar, de» er selbst ihr hineingesteckt. — Sie hatte dabei lächelnd zn ihm anfgrblickt und ihm scherzend vorgeworfev, daß er nicht» an ihr hübsch finde, al» ihr Haar, und dann hatte er da» Lob ihrer Augen äuge- stimmt, dieser seelenvolle«, braunen Augen, di« so klug firmen, so anp «ahnen, so sonnig strahlen, so beseligend blicken konnten — und p« hatle ihm de» schmeichelnden Mund mit einem Kusse geschloffen Da» war vor wenigen Stunden erst geschehen, und nun? — Nicht»! Keine Spur von ihr zu finden! Er hatte alle Warte- fill« durchstreift, den Abgang de» nächsten Frankfurter Zuge» «och abgewartrt — umsonst. Sie war mit dem MiitagSzuge über Halle gereist, kein Zweifel. Und er mußt« jetzt bi» zum Abeud warte« vorher einen Stellvertreter bei seinen Patienten suchen, z« Haus« alle» ordnen — er schauderte, al» er an „zu Hause*, an diese öden Räume dachte, di« ihm mit dem reichen Blumenschmuck wie ein Todteuhau» vorkamen. Er traf da» Mädchen dort. E» sprach von der Abreise der Frau Doktorin, als etwa» Bekanntem, bedauerte, daß fi« gerade heute so traurige Nachrichten bekomme», fragte, ob fie lange fort- bleiben würde? Er antwortete so gut er konnte, theilte ihr mit, daß er «och diesen Abend seiner Frau folge, er hoffe, bald mit ihr zurückzukehren; fie möge indessen alle» in Ordnung halten. Nur da» groß« Zimmer mit seinem Festerschmuck hatte er verschlossen — e» war ihm uner träglich. zu denken, daß fremde Füße er betteten, gleichgiltige Auge» dort forschen würden. Und dann senkte sich endlich «ach dem heißen, staubige», quäl- vollen Tage — dem qualvollsten seine» Leben» — die Nacht herab. Er lehnte am offenen Fenster de» Waggou» und ließ sich von der durch die rasche Bewegung erfrischender wirkende Lust seine fieberhaft klopfenden Schläfen kühlen; er starrte in da» undurchdringliche, fern« Dunkel hinein und rechnete, wie lange e» «och dauerte, bi» er dort bei ihr sein könnte und der raseud dahin brausende Courlerzug schien ihm langsam zu gehe» wie eine Schneck«. Drei, vier Stationen hatte er hinter sich: jetzt nur noch so und so viele, dann — Aber — er richtete sich plötzlich, erschrocken übe« seine eignen Gedanken, auf — wenn fie nicht dort wäre? Wie dann? Entsrtzliche Idee! Nein, nein, daran wollte er nicht denken, er mußte fie dort finden! Und doch, mit jeder Station wuch» der Zweifel mehr und mehr. War es wahrscheinlich, daß fie zu ihrer Schwester gegangen, zu Nauna, deren Bild den gauzen Sturm hervorgcrufen? — Aber freilich, Bernhard war ja da, der treue Freund, ihr Vertrauter. — Und nun wachte der Dämon der Eifersucht wieder auf. uud er sagte sich wieder uud wieder, wie natürlich es sei, daß fie, diese gerade, wahrhaftige Natur» den Freund höher stelle, al» ihn, der sich ihr gegenüber eine Unwabrheit zu Schulden hatte kommen lassen. O, unter quälenden Zweifeln, unter wechselnder Furcht und Hoffnung, unter bitteren Selbstvorwürfeu verging die Nacht. Endlich am Ziel! Da stieg fie vor ihm auf, di« alte Universität-, padt, da schaute fie wieder auf ihn nieder, die epheuumkränzte Burg, da schimmerten wieder die rothen Dächer der krau» durcheinander geworfeuiu Häuser zwischen den grünen Bäumen hervor und dort, dort hob sich der edel'chöne Ban de» ehrwürdigen gothischen Dome», in dem fie vor wenigen Monaten an seiner Seite gestanden und sich ihm zu eigen gelobt hatte für'» ganze Leben. Aber jetzt war nicht Zeit zum Träumen! Al» er damals hier avgelangt, hatte er sich Zeit genommen, in'» Gasthau» zu gehen, dort zu frühstücken, Toilette zu wachen, und war dann erst zu seiner Brant gegaugcn. Da» war am Tage vor seiner Hochzeit, nachdem er ei« halbe» Jahr lang von ihr getrennt gewesen. Jetzt sucht« er seine Frau, die er seit 24 Stunden nicht gesehen, und er dachte nicht daran, daß es »och zu früh sei, ihre Verwandten zu störe», dachte nicht daran, daß sein Anzug nicht geordnet, daß er seit gestern Morgen nicht» genofsen hatte; er eilt« vorwärt» durch die eben er wachenden Straßen der Stadt, den bergigen Weg nach der Billa de» Schwagers — zu ihr. Aber immer langsamer wurde sei« Schritt, jemehr er sich seinem Ziel« näherte. Wenn er fie nickt fand? — Und er würde sie nicht luden, da» Herz sagte e» ihm, sie war nicht da! Jetzt lag der Garte« vor ihm — Breidablick, der Götter aufenthalt! Ja, ein kleine» Eden war e», da» zierliche, reben- umkrävzte Hau», gebettet in dem üppigem Grün, in der reichen Flora des Hochsommer». — Aber, er hatte keine Augen dafür, sein Blick !,astet« an den Fenstern de» oberen Stocke», den Fenstern der Zimmer, die fi« einst bewohnt — derselben Fenster, von denen au»! fie, hinter der Sardine verborgen, so oft, ohne daß er «sfahute, den Kommenden erspäht» dem Geschiedenen «achgrblickt hatte. Damals hatte ihn da» weivumraukte Fenster de» uuterc« Stocke» wehr augezogen, jetzt starrt« sein« Auge unverwandt nach den Scheiben oben; aber e» war wie der Blick in ein verständuißlose», tobte» Auge, e» gab ihm keine Antwort. Die Scheiben glänzten in der Sonne, die Sardinen dahinter blieben unbeweglich. Weilt« fie dort, so wäre da» Rouleaux wohk Herabgelaffen; oder war fi« schon auf, so hätte sie da» Fenster ge öffnet — fie, die Lust und Licht so sehr liebte! — Oder war fie schon im Garten? O, wenn da» möglich wäre, wenn er fie dm träfe, wie einst, in der Gelrblattlaube — Ja, ein lebende» Wesen befand sich dort, aber nicht fie. — Er war Bernhard, der i« behaglichen Schlafrock, ein Buch in der Hand, seine Morgenpfeife rauchte. Säße er so ruhig da, wenn fie im Hause wäre? — Nein, fi« war nicht da, er hatte vergeben» gehofft. Di« Urberzeugnng lähmte seinen Fuß, er blieb wenige Schritte vom Eingänge der Laube stehen. „Um Gottetwillen! Erich — Mensch — wie hast D» »ich erschreckt!* Bernhard hatte den Freund erblickt und stand «vn, verwund«,«„ bestürzt vor ihm. „Du hier? Uud — wie siehst Du au»! Erich, lieber Juugv Du bist dank, komm herein, daß ich Dir Etwa» gebe!* Bernhard mochte wohl erstaunt sein. Hatte er doch, so lange er Erich kannte, ihn nie in ähnlichem Zustande gesehen: da» Haar wirr von der laugen, nächtlichen Fahrt, das Antlitz bleich, mit Über nächtigen, schwarzumränderten Augen, die Wäsch« verknittert, der ganz« Anzug unordentlich und nachlässig, — so stand der Freund vor ihr»„ den er sonst wohl beschuldigt hatte, daß er zu viel Sorgfalt auf seine äußere Erscheinung verwende. Erich sprach noch immer nicht. Bernhard» Empfang hatte ihm gesagt, wa» er wisse» wollte, wa» er geahnt: fie war nicht hier! Die Gewißheit hatte ihn gebrochen, der Hals war ihm wie zugeschnürt, er konnte kein Wort Hervorbringen. Stumm folgt« er dem Freunde nach de« Hause, in sein Zimmers hörte, wie er dem Mädchen befahl, da» Frühstück herein zn bringe», aber seine Frau ja nicht zu stören; dann macht« Bernhard sogleich, wie e» sonst nur eine Frau versteht, e» ihm in der Sophaeck« be quem, bereitete ihm mit seinen ost verspottete« großen, ungeschickte» Händen da» Frühstück — zu dem er noch «inen Liqueur, eine» Magenpärker, herbelholte — und sah daun mit augenscheinliche« Vergnügen zn, wie der Freund seiner Aufforderung zum Essen Folge leistet«. Erst, nachdem Erich eine Taff« von dem starken Kaffee und ei» Paar Bissen zu sich genommen hatte, fand er die Sprache wieder» „Du hast Recht,* sagte er, „ich glaube, ich habe seit 24 Stunde» nicht» genossen.* „Und kannst Du mir jetzt erzählen, warum?* Erich suchte nach Worten. „Ich kam — Jda — weine Iran." Er wußte den rechten AuSdrvck nicht zn finden; aber Bernhard war todtenbleich, entsetzt emporgesprungen und rief: „Jda — n« GotteSwille«, sprich, wa» ist mit ihr?* De» Freunde» Angst wirkt« beruhigend auf Erich, gab aber zrw- gleich seiner Eifersucht neue Nahrung. „Verzeih', wen» ich Dich erschreckte,* sagte er, „«» geht ihr gut^. so hoffe ich wenigstens, d. h. fie ist nicht krank, aber — ich weiß, nicht, wo fie ist.' „Ich verstehe Dich nicht I* „Ich will r» Dir erklären — Alle», Alle» erklären.* Und nun erzählte er dem Freunde Alle», von dem Tage an», wo er ihn zuerst hier getroffen; die verhänguißvolle Verwechselung der beiden Frauen, die er zu spät erkannt und Niemand mittheilt» konnte; seine rasch emporgeloderte und schwer besiegte Neigung zu Nanna; da» unglückselig« Gedicht mit dem Akrostichon, da» er schon im halben Fieber geschneben; sein« Kämpfe, seine Selbstvorwürfe,, und dann de», während seiner Krankheit uud durch de» Freunde»' Zureden gereiften Entschluß, den einzigen Ausweg zu wählen, der ihn au» diesem Labyrinthe herausznführen versprach, nämlich Jda, die er aufrichtig schätzen gelernt, seine Hand zu bieten. Fortsetznnq folgt. -nt. spricht an seinem Putte stehend in der Minute »it hundert Menschen, die ihn alle befriedigt verlassrn; er vergißt, verliert und Berwechsrlt nicht», fieht Alle» — vnd erwartet nie ei» Trinkgeld, ja er würde da» Anerbieten eine» solchen al» Beleidigung betrachten. Der Wirth bezahlt ihn, und e» ist seine Pflicht, zu autworten, wenn »wn ihn fragt. In den englischen Hotel», die kein solche» Faktotum Besitzen, nehmen der Portier und der Oberkellner seine» Platz ein, »hn« ibn indeffe« auch nnr annähernd aurzufüllen. Da» erste Gefühl, welche» den Fremden beim Eintritt in «in englische» Hotel beschleicht, ist Verwunderung übe« die Menge der Kellner, deren Zahl die der Gäste übersteigt und die große Ähnlich keit de» Etablissement» mit einem Harem «ach modernen Begriffe». — Da» zweite ist die beunruhigende Empfindung der Unsicherheit in Bezog ans die Höh, seiner Rechnung. Er findet im Comptoir drei »der vier junge Damen bereit, seinen Namen zu buchen; vier oder fünf Mädchen find in der Schrnkfiube beschäftigt, Ale oder andere Getränke zn verzapfen. Im Kaffrrzimwe, stehe« «in Dutzend Kellner iw Sesellichastranzugr um ein ungeheure» Rcastbeef; ein Dutzend Haniknrchte nehmen da» Gepöck de» Ankömmling» in Empfang oder Bilden in einiger Entfernung malerische Grnppev, und eine Unzahl von Küchepmädcheu, Haurwädchen, Stuberwädchen gucken an» den Eonterrain» herauf oder schonen über die Treppengeländer herab. — Ist der Fremde ein Amerika«»», so wandelt ihn sogleich der Wunsch an, di« jungen Domen i« Comptoir durch eireu geschickte» Buchhalter, dir Echänimädchen durch ein paar flinke Kellner ersetzt zu sehen — über schon nach einer Stunde ist er arderrr Ansicht uud bewundert die hier erreichte Vollkommenheit in der Theilurg der Arbeit. Da giebt e» «inen dienenden Geist, de» da» Jener onzündet, einen andere«, welcher kommt, wenn man klingelt, einen dritten» der de« Gast heiße» Wasser bringt, einen vierten, der ihn mit Speise nnd Trank versorgt, einen süusten, der sein Schlafzimmer in Ordvuvg Bringt, einen sechste», der «ach der Wäsche fieht, einen siebenten, der die Stiefel putzt, einen achten, der die Kleider aukbürstet, und einen »ernten — gewöhnlich ist die» ein sehr gesund uud rosig auSsiheude» weibliche» Wesen — der kein« ander« Ausgabe zu habe» scheint, al» in di« Stube zu komme» und un» „guten Morgen* zu sagen. Alle dies« Leute, mit denen der Fremde in persönliche Berührung kommt, »stffe« von vornherein durch ein Trinkgeld günstig gestimmt werden, »rn« fie ihm da» Leben nicht gründlich verleiden sollen, rnd die erste Pflicht, welche der Fremde daher noch seiner Aukuvst zu erfüll«« hat, ist di«, eine Fünspkundvote in SIxpence» nwznwechsel« und diese Keine Münze mit freigebiger Hand zu verheile». Am besten thnt mgv. Wenn man r» sich von vornherein zum Grnudsatz macht, sür jede«, auch den kleinsten Dienst eine Renumeratiou zu zahlen. Zn einem amerikanischen Hotel kann der Gast seine Ausgaben Li» auf de» Pfennig berechnen —, in einem englischen hängt der Bettag seiner Note nicht selten davon ab, ob ein anderer Gast der jnuge« Lomptoirdame auf angenehme Weis« den Hof macht oder nicht, oder ob wa« e» mit der Abreise etwa» eilig Hot. Mit alle» Sicherheit uud al» Regel kann «an indessen «»nehmen, daß der Frewd« stet» dreimal so viel bezahlt al» der Srglände, und dafür de« dritten Theil der Bequemlichkeiten genießt, die jenem zn Gebote teheu. Der Wirth bürdet dem Fremden alle Verluste auf, die für hn au» der ZahlungknusSHIgkeit einhciwiichir Gäste hervorgehen und die Dienerschast betrachtet ihn al» «in Huhu, da» gerupft werden muß — ein« Aufgabe, der fi« sich mit bemerkenSwerthe» Geschick nnterzieht. Nachdem anf diese Weis« die Dienerschaft wenigsten» sür den Anfang zufrieden gestellt ist, gilt e» unn vor alle» Dingen, fich da» Wohlwollen de» Oberkellner», de» eigentlicheu Gebieter» de» Hanse», ans demselben Wege zu erwerben; denn gleich wie ein Mensch, nach dem AuSsprnche d,S Apostel» Paul«», Alle» hoben könnte, nnd es ihm doch nicht» uütztr, wenn er die Liebe nicht hätte, so würde auch dem Gast in einem englische» Hotel alle Freigebigkeit nicht» nützen, wenn er de» Oberkellners vergäße — womit indessen keineswegs der verwegene Grundsatz ausgestellt fein soll, daß ein reichliche» Douceur für drn Oberkellner ihn der fortgesetzten Trinkgelder sür di« übrige Dienerschaft enthöbe. Im Gegeuthetl, sollt« der Gast nach dieser Richtung hin lässig werden, so kann er steter sein, daß «S ihm bald au jeder Bequemlichkeit gebricht und der Aufenthalt !hm völlig nn- rrträglich gemocht wird. Gewiß ist, daß wa« in England, wo man ost mit Mißbilligung anSsprechen hört, die Amerikaner lebten vorzug»weis« gern in Hotel», weil fie die Last u»d Sorge der eigene« Haushaltung scheuten — ein Nachahmeu dieser Sitte nicht zn fürchten hat, denn die englischen Hotel» entbehren jeder Annehmlichkeit nnd find die theuerpen, die am schlechtest verwalteten und die unbehaglichsten in der ganzen civi- lifirte» Welt. VuS kirnst un- Leven. — Da» Jnbilänm einer Fälschung. Au» könlgivhos wird gemeldet, daß daselbst am 12. September eine große Jubelfeier mit historischem Festznge zur Erinnerung an die Auffindung der Königinhoser Hondschrist stattfindrt, Diese Frier fällt just in eine Zeit, da die besten und ehrlichsten unter den czechifchen Gelehrten kein Hehl mehr daraus mache», daß die Königinhoser Handschrift eine Fälschung ist „Das Jubiläum einer Fälschung mit Mvfik uud Tanz und Schmau» und Tronkl* bemerkt die „D. Ltg* dazu. „In der That «in Kultur- bild, wie e» drastischer kanw entworfen werde« kau».' — Handfertigkeit».Unterricht. Das deutsche Ceutral- kowitee für Handfertigk«i»»-Uu»rrricht und Haurfleiß hegt die Abficht, in Leipzig ei« deutsche» Seminar sür Handfertigkeit».Unterricht zn gründen, in welchem HaudsertigkeitS-Lehrer herangezoge» werden solle», nnd zu diesem gvecke da» Ceutralkomitee durch einen förmlichen Verein ablöieu zu lassen. C» beruft «un anf den 20. September «inen Kongreß nach Stuttgart, zu welche» all« diejenigen ringeladen werden, di« fich sür die Sache intrresfire«. — Die neueste Rarrethei der jungen Amerikaner innen besteht In — Alligatoren. Im Bobyzustavd werden diese Thiere in drn Sümpfen de» Süden» gefangen, rach New-Aork ge schickt, wo fie aut dem Markt 1 bi» 2 Dollar Werth haben. Dem „New Aork World* entnimmt mau die Mitlheilnnp, daß der Blliga'or einer bekannten jungen Dame in Lexington Avenue 14 Zoll lang ist, ein silberne» Halsband trägt und seiner Herrin, au einer Kette geführt, folgsam wie «in Schooßhündchen durch di« Straßen nachwatschrlt. — Der Feigenrinzug in Smyrna. Samstag, 21. August find di« ersten Sendungen getrockneter Feigen au» dem Jnuem de» Laude» in Smyrna eingetroffeu, nur von dort nach allen Thrile» Europa» verschickt zn werden. Die Lokomotive und di« Waggon», welch« diese füße Fracht brachten, waren auch Heuer, wie »och jede» Iah», reichlich beflaggt und bekränzt nnd wurde der Zug bei seine« Eintreffen in die Halle von den daselbst augesammelteu Tausenden von Arbeitern, die alle ihren Sonntagsstaat kugen, mit frenetischen» Jubel begrüßt. Vom Bahnhöfe worden daun die Fässer mit Feige« anf reichlich mit Bändern nnd Blumen geschmückten Kameele« «ach dem Bazar geschafft, «ährend di« Menge ihnen jubelnd nnd tanzend folgte. Noch am selben Tage wnrde mit de, Verpackung der Feigen begonnen, wodurch Tausende von Arbeiter« Brod und Verdienst finden. — Di« Seeluft. Um die Seeluft auf ihren Gehalt aw Mikroben zu untersuchen, sind von Moreau und Miquel verschiedene Reisen unternommen worden. Dabei zeigte fich, wie da» „Archiv der Pharmacie" mitlheilt, daß die von einem Seewinde «ach der Küste getriebene Lust von solchen Bestavdtheilru nahezu gänzlich frei ist. Ein Gleiche» gilt von dem Landwinde, nachdem derselbe mindesten» 160 Kilometer weit in die See hinouSgetreten ist. Die letztere hat somit die Fähigkeit, die Lust von Krankheitsträgern zu reinigen, und setzt folglich der Verbreitung von ansteckende» Krankheiten «in unübri- steigliche» Hiuderniß entgegen. Da» Meer wird also al» da» Grab der fich sonst bi» ln'S Unvermeidliche vermehrenden, in der Lust schwebende» Keime zn betrachten, eine von der Sr, noch dem Lande hinein strrt» schreitende Lnsiströmnng al» «ine die Atmosphäre verbessernde anzn- sehru sein. Gleichwohl ist auch noch längerer Reise di« Lust i« de» Schiffsräumen nicht bakterienttei, wohl aber »akterlenarm. Sie ent hält wohl hundertmal weniger Batterien al» ein Wohnraum in Pari». Bei hoher See findet übrig,«» ein, Abgabe von Batterien seiten» der aufgewühlten Waffe,Massen an die Lust statt, wenn auch nur i» geringem Maß«. — Ein Schatz auf dem Meeresgrund«. Im Jahre 1799 scheitert, da» sogenannte englische Goldschiff „Lutine* zwischen Vlinland uud der niederländischen Insel Ter Schilling. Da England i« Jahr« 1799 mit den Niederlanden Krieg führte» wurde da» Schiff al» gute Beute erklärt, nnd bei den ersten BergungSversuche» hatte «au das Glück, sür 996,000 Gulden Gold zu retten. Die spätere« Versuche aber mißglückten sämmtlich. Wohl hott« »a» noch einige Barren heran», aber reichlich 12 Millionen Gulden müssen jetzt noch unter Wasser und Sand verborgen liegen, uud gerade dieser Saud hat dir verschiedenen BergungSversuche zunichte gemocht. Er lieg» 10 Meter hoch über dem Wrack, nnd früher ist man im glück lichsten Falle nur bi» anf 7 Meier hinnvtergekomme«. Jetzt ist aber die beste Aussicht vorhanden, den versunkenen Schatz zu heben. Mau hat die Stelle, wo da» Wrack liegt, wieder ausgesuudeu und ist ver mittels neuer Apparate schon durch den Sand durchgedrungeu. A» 24. August wnrde», wie die »N. Fr. Pr.* derlchiet, bereit» 20 spa nische Matten uud zwei Stück Gold an» der „Lutine* geborgen. Für de» redaktionellen Lperr verantwortlich: Fron» Götze in Chemnitz. — Druck und Airlag von Alexander Wied, i» Chemnitz.
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