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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-12
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.02.1886
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^ 3S. — 6. Zahrganl,. AbonnementSpreiS: Der unvatteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-unikiger mit Beiblättern kostet monatlich SO Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckcret, Chemnitz. Sächsischer Mi>ks°Aiittiikr FreitilA. 12. Februar 1886. InsertionSpreiS: Raum einer schmalen Korpuszelle 15 Pfg.; — ReName (Ispaliige Petnzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüg«» ue8 Silben Korpusschrift bilden ca. I Zeile). Annoncenannahmc: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnih, Theaterstraße Rr. L Telegramm-Adr.: Wiede'S Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st eile Nr. ISS. mit „Ghemnitzev Stadt-Anzeiger". Matter: „Tägliches Unterhaltungsblatt" »nd humoristisch iWrirte; SimtazMÜ „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Auf dem, die Actiengesellschast unter der Firma Dampf- und Spinnerei- Maschinenfabrik in Chemnitz betreffenden Folium 1530 des Handelsregisters für den Stadtbezirk Chemnitz wurde heute verlautbart, daß laut Beschlusses der Generalversammlung vom K. Dccember 1885 an Stelle dos revidirten Statuts vom 5. Juni 1883 das Statut vom 8. Dccember l885 getreten ist. ierzu wird im Anschluß an die Bekanntmachung vom 16. Oktober 1884 olgendeS aus dem Statut bekannt gemacht: Zweck der Gesellschaft ist der «trieb der Maschinenfabrikation einschließlich Nebenbranchen und insbesondere die Fortführung der früher unter der Firma: „Theodor Wiede'S Maschinen fabrik in Chemnitz" bestandenen Maschinenfabrik. Der Vorstand besteht aus einem bis drei Mitgliedern (Direcloren), welche vom Aufsichtsrathe bestellt werden. Auch kann der Aussichlsrath stellvertretende Mitglieder des Vor standes ernennen. Alle Erklärungen und Unterschriften, welche die Gesellschaft verpflichten sollen, müssm durch zwei Directoren oder durch einen Direclor und einen Prokuristen bez. Bevollmächtigten abgegeben werden. Der Auf sichtsrath besteht aus mindestens drei und höchstens sechs Personen, welche von der Generalversammlung aus die Dauer von höchstens vier Jahren ge wählt werden. Die Generalversammlungen der Aktionäre, welche in Chemnitz fiattsinden müssen, werden durch öffentliche Bekanntmachung, welche spätestens 18 Tage vor dem Versammlungstage erscheinen muß, von dem Vorstande oder dem Aufsichtsrathe berufen. Die in der Generalversammlung zu ver handelnden Gegenstände sind bei der Berufung bekannt zu machen. Alle Bekanntmachungen der Gesellschaft müssen durch den Deutschen NeichSanzeiger, das Chemnitzer Tageblatt, den Dresdner Anzeiger und die Berliner Börsen- Zeilung erfolgen. Chemnitz, am 9. Februar 1886. Königliches Amtsgericht. DaS im Grundbuche auf den Namen Friedrich Eduard Münch einge tragene, in Adorf bei Chemnitz gelegene Grundstück, Haus mit Garten, Folium 54 des Grundbuchs für Adorf, Nr. 43a, 43d, 95 des Flurbuchs, Nr. 54 des Brandcatasters für genannten Ort, geschätzt aus 2450 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 15. März 1886 Vor- mittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 2. April 1886 Vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 13. April >886 Vormittags 10 Uhr als Termin zur Verkündung des VertheilungsplanS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden ausgesordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen. spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältniffes kann nach dem Anwelde- termine in der GerichtSschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehcn werden. Chemnitz, am 8. Februar 1886. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckers Christian Anton Nötzold in Erfenschlag ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß vcrzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensflücke der Schlußtermin auf den 9. März 1886, Vormittags 10 Uhr vor dem König lichen Amtsgericht Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 10. Februar 1886. Pötzsch, Gerichtsschreiber des König!. Amtsgerichts. Telegraphische Nachrichten. Vom 10. Februar. Berlin. Die liberalen Blätter find zwar mit dem Zweck der Kolonisatiousvorlage einverstanden, tadeln aber als verfassungs widrig, daß dem Landtage der Einfluß über die Verwendung der Gelder entzogen sein soll; ferner wird die Summe von 160 Millionen zu hoch gefunden, da unter Friedrich Wilhelm III. schon 3 Millionen Thaler genügt hätten. Die «Nationalzeitung" findet die Vorlage nicht detaillirt genug. Berlin. Im Abgeordnetevhause fand heute wieder ein Nach spiel zur Polendebalte statt. Nach z 27 der Geschäftsordnung des HauseS soll über Anträge, die eine Geldbewilligung in sich schließen oder herbeiznsühreu bestimmt sind, eine Abstimmung im Plenum erst stattfiudeu dürfen, nachdem eine Commission darüber berathen hat. Uebe» den Antrag Achenbach war ohne vorherige kommissarische Be rathung abgestimmt worden, was die Freisinnigen, die Polen und das Centrum veranlaßt hatte, durch Verlassen des Saales gegen die Abstimmung zu protestiren. Bon den Abgq. v. Schorlemer und Bachem (Centr.), sowie von DziembowSki u. Gen. (Konservative und Nationalliberale) waren nun Anträge eingebracht worden, in denen «ine bestimmtere Formulirung bez. Abänderung des § 27 verlangt werden. Diese Anträge standen heute zur Berathung. Nach längerer Debatte ward der konservativ-notionalliberale Antrag angenommen. Siegen. In demProcesse gegen denRedacteur des .Siegen» Volksblattes", Bommert, wegen Beleidigung des Hofpredigrrs Stöcker, erkannte das Gericht auf Freisprechung. Paris. Die tumultuaiischen Vorgänge in London erregen hier um so mehr die Aufmerksamkeit, als AehnlicheS in Paris täglich be- fürchtet wird und Gefahr droht, daß das Beispiel der englischen Ruhestörung ansteckend wirkt. Die hiesigen meist den Engländern feindlichen Blätter drücke« Schadenfreude aus. — Freycinet erklärte bezüglich der Orientlage im Ministerrathe, daß die Situation noch verwonen sei, da Frankreich dauernd gegen das türkisch-bulgarische Abkommen protestire und Griechenland seine Haltung nicht ändern wolle. Rom. Der Papst beschloß die Ernennung eines apostolischen Delegirten in Peking zum Vorsteher aller katholischen Missionen Chinas unter Beibehaltung des französischen Protektorates. Der PapstaeceptirtedieErrichtungeiner chinesischen Gesandtschaft beim Vatikan. London. Angesichts der gestrigen und heutigen Vorgävge in den Straßen der Hauptstadt erregen weder die drohendere Gestaltung der orientalischen Angelegenheiten, »och Morley's große Rede, worin er Gladstone'S Versöhnung-Politik gegenüber Irland pries, dos geringste Interesse. Nur der offene Bruch und die Meuterei in der Partei ParuellS werden besprochen. Parnell empfiehlt Oshea, den Vermittler des Kilmainham Vertrages, als Candidaten für Galway. Healy, Biggar und dreißig bisherige warme Parnelliten bekämpfen sehr heftig den Candidaten ParnellS als einen Whig und stellen demselben eine» localen Candidaten und Anhänger der Lome-Knler gegenüber. Parnell's Alleinherrschaft ist gebrocheul London. Die Juweliere und Goldschmiede schloffen ihre Lädev, da sie das Lindringen von Volk-wassen aus den südöstlichsten Vor- städteu, sowie aus dem Stadttheil Southwark in die City befürchteten. Kopenhagen. Ein königlicher Erlaß ermächtigt das Mini sterium, zur Abhülfe der Arbeit-losigkeit die von der Regierung be- autragten Arbeiten, soweit möglich, von den dänischen Arbeitern ins Werk setzen zu lasten. . ^ . . Petersburg. Es verlautet sehr bestimmt, daß Rußland dem Punkte der Abmachung zwischen dem Sultan und dem Fürsten Alexander betreffs eventueller Verthetdigung der europäischen Türke» durch bulgarische Trnppen seine Zustimmung verweigert. Gleichzeitig wird hier behauptet, Deutschland versuche, das russische Kabinet zur Zustimmung zu bewegen. Hundert Millionen gegen die Mole». Chemnitz, den 11. Februar. Da- Dutzend Debatten über die Polcufrage im Reich-tage und im preußischen Adgeordnetenhause beginnt nunmehr seine Früchte zu tragen: Von dem Reden geht es zum Handeln über! Die preußische Regierung hat mit der Einbringung von Vorlagen in ihrem Land tage begonnen, welche die polnische Agitation und die Polonisiruug an den Ostgrenzen eiudämmen und dem deutschen Element in der Bevölkerung eine neue sichere Basis geben sollen. Bisher avaneirte die polnische Agitation gegen die Deutschen in den früheren polnischen Gebieten, nunmehr geht der Angriff wieder an die Deutschen über. Vor Jahrhunderten gewann der deutsche Ritterorden das Land dem Deutschthum, jetzt wüsten die Deutschen darauf sehen, daß sie die mächtig angeschwollene polnische Flnthwelle eiuengen und dem deut schen Namen wieder Ansehen verschaffen. Die Polen sollen nicht mit Zwang zu Deutschen gemacht werde», aber sie sollen sich daran er innern, daß sie als Polen doch Bürger eines deutschen Bundesstaates sind und nicht Bürger eines polnischen Zukunftstaates werden können. Fürst Bi-marck hat in seinen beiden Poleureden umfastende Maßnahmen gegen den Polonismus in Aussicht gestellt, und ma» weiß ja auch, daß halbe Maßregeln nicht seine Sache sind. Es hat aber doch etwas überrascht, daß schon für die Ansiedelung deutscher Bauern und Arbeiter in den Ostprovinzen ein der StaotSregierung zur Verfügung zu stellender Fonds von einhundert Millionen Mark gefordert wird, also eine ganz gewaltige Summe. Dieser Be trag wird sich sogar »och weiter erhöhen, denn es find noch vcrschiedene Gesetzentwürfe zu erwarten, die denselben Zweck verfolgen, wie diese erste Vorlage, und die ebenfalls nicht kleine Summen beanspruchen werden. Besonder- soll die deutsche Schule i» den Gebieten polni scher Zunge eine kräftige Unterstützung erhalten, und zusammen mit einer starken Kolonifiruvg ist die Schule auch am ehesten berufen, einen neuen deutschen Stamm heravzubilden. Daß die polnische Agitation nur dann gebrochen werden kauu, wenn in den Ostproviuzen eine genügende Zahl von Deutschen wohnt, die zugleich mit der niederen polnischen Bevölkerung in Verkehr treten und sie dadurch von schädlichen Einflüssen unabhängiger mache», ist selbstorrpändlich, und deshalb hat dar Princip, die deutschen Ansiedelungen durch Staat-Hilfe zu fördern, kaum Widerspruch gesunden. Trotzdem wird das Abgeordnetenhaus Anlaß nehmen, die Vor lage sehr reiflich zu Prüfen, und zu erwägen, wie eine Verbesserung derselbe» möglich ist. Im Abgeordnetenhaus hat die Regierung eine unbedingte Mehrheit, aber auch diese Mehrheit wird sich denn doch dem Nachdenken darüber nicht verschließen können, daß es zum mindesten neu ist, eine so bedeutende Summe ohne Weiteres als eine» Fonds hinzustellen, über besten Detailverwenduug die VolkS- vertretungnichtsmehrzu bestimmen hat. Der Kommission, welche die Ausführung des Gesetzes in die Hand nehmen soll, sollen auch vier Mitglieder des Landtages augehören, aber diese Ziffer ist doch etwas zu winzig im Vergleich zur Zahl der Abgeordneten. Die Sache liegt ganz einfach so: Für die Ansiedlung deutscher Bauern uvd Arbeiter in de» Ostprovinzen wird im preußischen Landtage stets eine unbedingte und große Mehrheit zu haben sein; es liegt also eigentlich kei» Grund dazu vor, weshalb der Landtag nicht auch bei der Ausführung mitrathen und mitthate» soll. Das Parlament in seiner Gesammtheit ka«n zusammen mit der Regierung die Sache jedenfalls vielseitiger erörtern, als die beschränkte Zahl der Mitglieder der Kommission. Es ist absolut unuöthig» daß der Landtag nun ganz haarklein sestsetzt, wo uvd wie jeder neue Bauernhof angelegt werden soll, aber es wird sich empfehlen, ihm eine Uebersicht im Ganzen über das zu geben, was im Laufe eiues Jahres geschehen soll. Ein solcher Verkehr würde nicht nur sehr freundliche Beziehunge» zwischen Landtag und Regierung Hervorrufen, sondern vor Allem die Theil- uahme der Bevölkerung dauernd rege erhalten. Handelte es sich bereits um einen Ausnahme-Zustand, oder um eine staatsgefährliche Lage, so wäre die Bildung einer Kommission angebracht; gegenwärtig dürfte es vortheilhaster sein, den Landtag au der Ausführung des Gesetzes thcilnehwen zu lasten. Wie scharf die Zurücksetzung des preußischen Landtages kritisirt wird, geht auch aus einer Berliner Meldung unter unser« heutigen telegraphische» Nachrichten hervor. Politische Rundschau. Chemnitz, de« 11. Februar Deutsches Reich. Die Einbringung des Socialistengesetzes im Reichstage, die durch Umarbeitung der Begründung etwas ver zögert worden ist, wird nunmchr täglich erwartet. Die Berathung der Vorlage im Reichstage wird bald nach Beendigung der dritten Etatsberathung erfolgen. — Zum Branntweinmonopol erklärte am Mittwoch der bairische Fivanzminister, von Riedel, Baiern werde in dieser Angelegenheit im BundeSrath nicht mitstkmmen, habe aber a» den AuSschußbcrathuugen theilgenommen. Baiern würde etwa 20—30 Millionen ans dem Ertrage erhalten. Die Fabrikatsteuer sei in Baier» unmöglich. Das Monopol schädige die mittleren und kleinen Bauern io Baiern nicht, der BundeSrath wolle vielmehr Süddeutschlaud einen höheren Preis gewähren. Er bitte, in einer so hochwichtigen Sache noch keinen Beschluß zu faste». Die Berathung (es handelt sich nm Petitionen gegen das Monopol) wurde daraus vertagt. — Die Begründung der ColonisationSvorlage, welche dem preußischen Landtage zugegavgen ist, führt aus, daß die geforderten Mittel zum käuflichen Erwerbe von Grundstücken in den polnischen Gebiete», zur erstmaligen Einrichtung der zu errichtende« Stellen und Gemeinden verwendet werden sollen. Die Colonisteu solle» wenigstens annähernd Ersatz für die ihnen überlassenen Grundstücke leisten. ES wird für nothwendig erklärt, daß die Regierung freie Hand behalte. Zur Erwerbung frei stehen in den betheiligleu Provinzen ca. 100,000 Hektare; die ganze Summe von 160 Millionen würde, wenn keine weiteren Ausgaben statifänden, zum Ankauf von 200,000 Hektaren genügen. Die Regierung hofft, daß dadurch, daß die von den Colonisteu gezahlten Beträge in den Fonds zurückfließen, die Summe zu einer ausreichenden gemacht werden wird. Das ist Alles recht schön und gut — aber die preußische Regierung sollte nicht über di« Köpfe der verfassungsmäßigen Volksvertretung hinaus lOO Mill. fordern. Wir haben uns über dieses Vorgehen im heutigen Leitartikel des Näheren ausgesprochen. — In der sächsischen zweiten Kammer hat der Abg. Schill einen Antrag ans Abänderung der NotariatSorduuog ringe- bracht. In ihrer neuen Fassung sollen die Bestimmungen wie folgt laute»: Zu der von einem Notar statlfiudenden Verhandlung, über welche ein Protokoll aufgenommeu werden soll, ist die Zuziehung von NotariatSzengeu oder eine» zweiten Notars künftighin nur in de« 8 23 Abs. 3 ZZ 34, 38. 39, 40, 41 der NotariatSorduung gedachte« Fällen, sowie bei Errichtung eine» letzten Willens erforderlich Die 88 16 bis 20 der Notariatsordnung treten gleich denjenigen Be stimmungen der letzteren und de» Gesetzes vom 9. April 1872, welche sich auf die Anwesenheit und Betheiligung von Notariat-zeuge» und eine- zugezogencn zweiten Notar» bei den Verhandlungen oder auf die Unterzeichnung des Notariatsp, otokolleS durch diese Person be ziehen, sür die Fälle außer Kraft, in welchen e» deren Zuziehung nach 8 1 nicht bedarf. Oesterreich-Ungarn- Im Abgeordoetenhause in Wien stehen »lustige" Sitzungen bevor, bei denen Tschechen und Deutsche wieder einmal mit ganzer Wucht zusammeuprallen werde». Die Deutschliberalen sind der fortwährenden Unterdrückungen ihrer Sprache überdrüssig und sie beantragen deshalb, daß die deutsche Sprache m der ganzen Monarchie di« officielle Staatssprache sein soll, während die in den einzelne« Provinzen übliche Landessprache unter bestimmten Bedingungen zuzulaffen ist. An eine Annahme des Anträge» ist nicht zu denken, da die Deutschen in der Minorität find, eS ist aber doch wieder einmal eine gute Gelegenheit, kräftig über die Zurücksetzung Beschwerde zu erheben, welche den Deutschen zu Thril wird. — Ziemlich viel Aussicht hat der Antrag, den österreichischen Holzzoll zu erhöhen. Frankreich. Die Großgrundbesitzer in Frankreich richten a« ihre Regierung fast genau dieselben Forderungen zur Hebung der Landwirthschaft, wie ihre deutschen College«. Sie wollen internationale Doppelwährung, höhere Getreidezölle, höhere Viehzölle. Auf Be- rücksichtigoug haben aber diese Wünsche vorläufig nicht zu rechne», Ministerpräsident Freycinet hat mit Rücksicht auf die Arbeiterklassen jede weitere Zollerhöhuug abgelehut und auch erklärt, daß an «ine internationale Doppelwährung nicht zu denken sei. Frankreich hat die Doppelwährung und hat daran zu tragen. — Die französische Regierung soll beschlossen haben, die GraSgewehre in Repetirgewehre umznwandeln. Die Waffeufabrik in St. Etienne hat bereit» die uolhwendigen OrdreS erhalten. Die Umwandlung jede» Gewehre» kostet 2b Frauken. England So haben also, wie wir schon im gestrigen Blatt meldeten, die schlechten Zeiten und allerlei aufrührerische Reden auch die sonst so ruhigen Londoner Arbeiter zu offenen Gewaltakten ge trieben. Vor eivem Jahre begnügten sie sich noch mit bescheidenen Versammlungen, jetzt ist es schon zum Krawall gekommen, an deffe» Ausschreitungen das Gesindel der Weltstadt, mit dem der ehrliche Arbeiter nichts gemein hat, di« Hauptschuld trägt. Den Hauptbestand- theil der brodlosen Arbeiter liefern die Bau-Arbeiter, wie Maurer und Zimmerleute, welche auf Veranstaltung öffentlicher Arbeiten und die Anlage von Arbeiterwohnungen auf unbebauten Plätzen dringen, während andere Elemente den ganzen Bau der Gesellschaft mit ihren Brecheisen und Aexte« Umstürzen möchten. Wahrlich, de» alte Herr Gladstone, dem die irische Angelegenheit schon schlaflose Nächte bereitet, ist in einer wenig VeneidenSwerthen Lage. — Dem „Daily Telegraph" zufolge beabsichtigt die Regierung, die Redner, welche bei den Arbeiter- Versammlungen am Montag sprachen, in Auklagezustaud versetzen zu lasten. Damit ist aber die Bewegung selbst noch nicht unterdrückt. Dänemark. DaS vom König von Dänemark ohne Zustimmung der LandeSvertretuug erlassene provisorische Finanzgesetz ermächtigt die Regierung, alle bestehenden Steuern weiter zu erheben und die Ausgaben au» der Staatskaffe zu bestreite«. Orient. Trotzdem der türkische Vertreter zu den Friedens verhandlungen in Bukarest seine Vollmachten noch immer nicht hat und auch sonst manche Scherereien sich geltend machen, wird doch auf baldigen Friedensschluß gehofft. Die vertraulichen Besprechungen der einzelnen Bevollmächtigten ergeben schon Resultate, welche auf eine Verständigung hindeuten. — Die serbische Regierung hat einen weiteren Beweggrund erhalten, schnell mit Bulgarien Frieden zu schließen. Es ist in Belgrad ein offenes Geheimniß, daß Montenegro mit Rußland gegen Milan von Serbien conspirirt, und daß die serbische Regierung sehr erbittert darüber ist, beweist die Thatsache, daß der montenegrinische Minister Paulowicz, welcher zu einer Rück sprache mit dem russischen Gesandten nach Belgrad gekommen war, polizeilich verhaftet und ausgewiesen wurde. Das ist doch sicher ein starkes Stück! — Zur griechischen Angelegenheit erfahren die Londoner „Times", dem griechischen Ministerpräsidenten Delyannis sei vom englischen Minister des Auswärtigen, Lord Roseverry, mitgetheilt worden, das neue britische Ministerium werde die von seinem Vor gänger eingeleitete Orienlpolitik fortsetzrn. Die dem Befehlshaber der englischen Flotte im Mittelmeere von Lord Salisbury erthcilten strengen Instructionen würden unverändert aufrecht erhalten und unbedingt ausgeführt werden, falls Griechenland zur See gegen die Türkei Vorgehen sollte. Damit wäre denn, nachdem Gladstone sich von seinem Minister des Auswärtigen diese heilsame Meinung hat beibringen lassen, den Griechen jede Aussicht genommen, beim Kriege gegen die Türkei einen heimlichen Freund zu finden. Frankreich und Rußland haben zwar noch keine Schiffe zur Flottendemonstration abgesandt, aber sie helfen auch Griechenland sicher nicht. Die inanzielle Lage des griechischen Staates ist freilich — Dank den übertriebenen Rüstungen — eine ganz verzweifelte. Griechenland ist, wenn nicht ganz, so doch neunzehntel „pleite"! Nus dem Reichstag. —NN. Berlin, den 10. Februar. Die dritte Berathung des Reichshaushaltsetats wird fortgesetzt bei der gestern abgebrochenen Debatte über die Währungsfrage. Abg. v. Schalscha (Ccntrum) ist den Verbündeten Regierungen dankbar dafür, daß sie die Währungsfrage fortgesetzt im Auge be halten und prüfen; er wünscht nur, bald von einem praktischen Er- gebniß dieser Prüfung etwas zu merken. Redner tritt eingehend den Ausführungen des Ministers von Scholz im preußischen Abgeord netenhause entgegen und betont, an der wirthschaftlichen Nothlage ei nur unser Währnngssystem schuld. Er mache den verbündeten Regierungen keinen Vorwurf daraus, daß sie s. Z. die Goldwährung,
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