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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188506287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850628
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-06
- Tag 1885-06-28
-
Monat
1885-06
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.06.1885
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. - L ^?LEt7.—S.ZahrMg. AbonnemeutSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) zur Versendung gelangende — Landes «Anzeiger mit Beiblättern kostet bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten 50 Pfennige monatlich; bei der Post 60 Pfg. (10. Nachtrag 4533b.) Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckeret, Chemnitz. Sächsischer zMrs-Aiiskisjkr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Sonntag, 28. Juni 1885. >48 JnsertionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 15 Pfg.; . ... , — Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg: — . , Bei Wiederholung grober Annoncen Rabatt- Bei Bestellungen von Auswärts wolle'man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (ie 3 Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag- Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Rr. 48. Telegramm-Adr.: Wtede's Anzeiger, Chemnitz. Keiblilkr: „Tägliches Unterhaltungsbliltt' mit hMmstlH Mstrirtes SlnntieMM „Lustiges Bilderbuchs. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Gegen den unten beschriebenen Strumpfwirker Carl Gustav Wächtler aus Dittmannsdorf bei Zschopau, zuletzt Dienstknecht in KöthenSdorf, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Rücksallsdiebstahls verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichtsgesängnib ab- zuliesern. Beschreibung: Alter: nahe 29 Jahre. Größe: 1,«» m. Statur: mittel. Haare: blond. Stirn: niedrig. Augenbrauen: blond- Augen: braun. Nase: lang, spitz. Mund : breit. Zähne: defect. Kinn: spitz. Gesicht: lang. Gesichtsfarbe : gesund. Chemnitz, den 24. Juni 1885. Königl. Staatsanwaltschaft. Der zuletzt abwechselnd hier und in Schönau aufhältlich gewesen« Sticker Franz Uhlmann wird hierdurch zur Vernehmung über eine Anzeige vorge> laden bez. zur Aufenthaltsangabe aufgefordert. Chemnitz, den 23. Juni 1885. Die Königliche Staatsanwaltschaft. Die Gewinnbetheiligung unsere» Arbeiter. Aus England und aus Frankreich liegt uns überaus werthvolleS Material über das Genossenschaftswesen und die Gewinn betheiligung der Arbeiter vor, welches einen lehrreichen Ein- Der Kaiser hat gestern da- erste Bad genommen, und später den Telegramme de» Lande- Anzeiger» Vom 26. Juni. Görlitz. In Erdmanusdorf haben nun auch die Spinner zu streiken begonnen. Bremen. Der Dampfer deS Norddeutschen Lloyd „EmS" ist heute Vormittag 6 Uhr in Southampton eingetroffen. Hamburg. Der Postdawpfer .Hungaria" der Hamburg- Amerikanischen Packetsahrt- Actiengesellschast hat, von Westindie« kommend, gestern Lizard passirt. Brauuschweig. Der Landtag tritt nächsten Dienstag zu sammen. Er soll über wichtige Vorgänge in der Thronfolgefrage seine Meinung äußern. Der Staatsminister, Graf Görtz-WriSberg, ist gestern nach Berlin zurückgekehrt. Heute fand eine Sitzung deS RegentschastSrathS statt. Wien. Gegen den Mechaniker Schneider, welcher während der neulich«« Arbeiterunruhen in Brünn die Streikenden aufzuhetzen versuchte, ist Seitens des Brünner Polizeiamtes bei der dortigen Staatsanwaltschaft die Anklage wegen Aufreizung zu Feindseligkeiten gegen eine gesetzlich anerkannte Religionsgenossenschaft erhoben worden. Paris. Die „Ligue" meldet, Brisson werde mit den Howa'S nur dann zu unterhandeln geneigt sein, wenn dieselben ernsthafte Anerbieten machen. Paris. Wie die „Repuplique Franchise" mltzutheilen weiß wird seitens des Comitee's der republikanische« Gruppen eine Adresse ausgearbeitet, in welcher diejenige Politik augedeutet sein soll, welche bei einer stabilen Regierung dennoch die demokratischen Fortschritte ermögliche. Paris. Dem „Journal deS DebatS" telegraphirt man aus London, daß in der afghanischen Frage keine neuen Zwischenfälle seitens de» Eabinet» Salisbury zu erwarten seien; eS seien nach dieser Richtung hin sogar formelle Versicherungen abgegeben worden. Paris. Ein Brief deS „TempS" aus Madrid constatirt die große Aufregung der Handelskreise über das Verhalten der Regier ung. Letztere erklärte, die Handelskammer für etwaige Unruhen ver antwortlich zu machen. Die Kaufleute setzten dem Könige die Lage auseinander und bezeichneten das Vorgehen der Regierung als ungerecht fertigt. Ganz Madrid demonstrire übrigen» gegen die Regierung, welche die Blätter nnn in Massen confiSciren und Telegramme censurireu läßt. Auch die republikanische Propaganda rege sich wieder. Rom. Die meisten Journale demeutiren di« Nachricht, daß Senator Cadorua daS Ministerium de» Aeußeren übernehmen werde in Betreff deS Nachfolger» Mancini'S sei bi» jetzt noch nicht» entt schieden. Triest. Der Lloyddampfer „Vesta" ist heute Abend au» Eonstantinopel hier eingetroffen. tzPWM London. Lord Harris ist zum UuterstaatSsecretär für Indien, Lord Dunraven znm UuterstaatSsecretär für die Eolonien und Earl Lathom zum Oberstkämmerer ernannt. London. Man meldet heute auS Alexandrien» General Wolseley habe von Lord Salisbury ein Telegramm erhalten, in welchem derselbe sich mit den Ansichten Wolseley'S in Betreff der Zurückziehung der britischen Truppen aus dem Sudan einverstanden erklärt, jedoch hinzusügt» daß er selbst, aus verschiedene« Gründen, den Feldzug im Sudan nicht fortzusetzen im Stande sei. — Der Posten deS parlamentarischen SecretärS de» Handelsamtes wurde dem Baron Henry de WormS übertragen und von demselben ange- nommen. London. Gordon Pascha'» heute publicirte Tagebücher ent halten eine vernichtende Kritik des CabinetS Gladstone und dessen Ver treter in Kairo. Gordon schreibt die Schuld deS gänzlichen Fehl- schlagen» de» Entsätze» von Khartum einzig «nd allein der Unent- sjchlossenheit der englischen Regierung zu. Die Tagebücher machen in ganz England den tiefsten Eindruck. Madrid. CanovaS und Römers riefen in Murcia HülfScomitee'S in Leben, denen 70,000 Fr. überwiesen wurden. Belgrad. Die Geldpost auS Pozarevac wurde zwischen NereSuice und Majdanpek von Räubern avgefallen. Dieselben waren gegen zwanzig Mann stark. Der Postconducteur wurde durch sechzehn, ein Gendarm durch dreizehn, ein zweiter Gendarm durch fünf und ein Postillon durch sieben Schußwunden lebensgefährlich verwundet. Einem berittenen BezirkS-Seressaner gelang eS, trotzdem sein Pferd verwundet war, noch rechtzeitig in Majdanpek eiuzutreffen, um SuccurS zu requiriren, worauf die Räuber verjagt wurden. Die Post blieb intact; die ganze Werthseudung bestand übrigen» au diesem Tage au» neun Gulden. Saarbrücken, den 27. Juni. In der Grube „Dudweiler" fand gestern Nachmittag eine Explosion schlagender Wetter statt. Von siebenunddreißig Arbeitern find siebzehn getödtet; einer ist ver «ißt, die übrigen find gerettet. Die Gruben-Arbeit ist unterbrochen Triest, den 27. J«ni. Die Statthalterei hat ei« Circular an di« BezirkShanptmannschaften, Gemeindevorstände, Bischöfe, Land- anrschüffe, Militär« nud Gendarmerie-Eommandanten deS Küstenlandes zum Zwecke der strengste« Einhaltung der sanitären Maßregeln gegen die Cholera und zur Aufklärung der Bevölkerung erlassen. Die italienische Dampfschifffahrt stellt« die wöchentlichen Fahrten nach Hpanie« ein. Politische Rim-scha«. Chemnitz, 27. Juni 188S. Deutsches Reich. Aus Em» wird vom Freitag gemeldet: blick in die Erfolge dieser Einrichtung gestattet. Diese» Material hat für un» hier am Orte umsomehr Werth, da die industrielle Bedeutung von Chemnitz, unsere hiesige starke Arbeiterbevölkerung und der Umstand, daß unsere Stadt auch in außerdeutschen Kreisen als Muster industrieller Einrichtungen gilt, der Erörterung von Fragen, die auf da- Wohl deS Ar beiterstandes hinauslaufen, gerade hier auch in nicht gewerblichen kreisen, Verständniß und Interesse in Aussicht stellen. Während da» englische Genossenschaftswesen bis jetzt vorzugsweise >ie Consumvereine ausgebildet hatte, drehen sich die augenblicklichen ranzöfischen Verhandlungen theil» um die Productivgenoffenschaften, heil» «m die Gcwiunbetheiligung der Arbeiter. Eine statistische Ueber- icht ist veröffentlicht, welche aus sechSundzwanzig Geschäften, die den ärbeitern Betheiligung am Gewinn gewähren, nähere Angaben über die Art, wie sie dieses Systein gestaltet haben, enthält. Da finden wir zunächst daS bekannte, schon seit 1842 bestehende Anstreichergeschäst Leclaire in Pari»; dem folgen eine Papierfabrik in Angoulßme, die seit 1843 die Gewinnbetheiligung eiugeführt hat, eine Schriftgießerei Deberny «. Co. in Paris, mehrere Buchdruckereien u. s. W. Aber auch Geschäfte, die sich auf den ersten Blick weniger ür diese Neuerung zu eignen scheinen, haben die Einführung derselben ür vortheilhaft erachtet: so schon 1844 die mächtige Orleans Eisen bahn-Compagnie, die heute alljährlich viele Millionen unter ihr zahl- Personal vertheilt, ferner verschiedene VersicheruugSgesell« chasteu: Assecurance gSnörales, Union, Nationale, France, Aigle, Soleil, ein Börsenagent, Roland Goffelin, ein Bankhaus, Verne» u. Co., eine Weinhandlung, sowie die Suez-Compagnie. Und Vortrag des Generalleutnants von Albedyll gehört. Später dinirt« der Kaiser allein und unternahm Abends noch eine Spazierfahrt. Am Freitag früh wurde die Triukcur im Zimmer fortgesetzt, der eine Spazierfahrt und ein Vortrag des Geh. Rath von WilmowSki folgte. — Die „N. A. Z." bestätigt, daß der Kaiser den Mgsöveru deS dritten Armeecorp» in der Prignitz beiwohnen «nd in Pritzwalk Wohnung nehmen wird. — E» dürfte von dem Befinden de» Kaiser» abhängen, ob sich diese Voraussagung erfüllt. , — Der evangelischen Kirchengrmelnde zu EmS ist vom Kaiser zur Beschaffung eine» neuen Geläute» ein Gnadengeschenk von drei tausend Mark gemacht worden. — Der Kronprinz ist Freitag Abend mit dem Courierzuge von Berlin nach OelS in Schlesien gereist, die dortigen preußische« LehenSgüter sind ihm nach dem Tode de» Herzog» von Braunschweig bekanntlich zugefallen. — Am Montag früh trifft der Kronprinz wieder in Berlin ein. — Ueber den Kronprinz und Herrn Stöcker schreibt die „Saale- Zeitung" : Ein Geistlicher in dem Dorfe B. bet Potsdam, der früher als Missionar in Amerika gewirkt hat, wird vom deutschen Krön- Prinzen hin und wieder besucht. Eine» TageS fragt auch der hohe Herr, ob der Geistliche mit den kirchlichen Verhältnissen Deutschland- zufrieden sei? Freimüthig antwortete der Pastor: „Nein, Kaiserliche Hoheit! Verschiedene Bestrebungen, die jetzt in unserer Kirche zu Tage treten, besonder» daS Vorgehen meine» AmtSbruder», de» Hofpredigers Stöcker, gefallen mir gar nicht, ich sehn« mich wieder in meine früheren Verhältnisse zurück." Ein Lächeln zuckte über da» Gesicht deS Krön- alle diese Geschäfte von so verschiedener Art befinden sich wohl bei Prinzen. «Bleiben Sie nur hier, Herr Pastor, Stöcker'sche Verhältnisse der Gewinnbetheiligung, welche sie den Arbeitern gewähren; fast Alle rühmen den wirthschastlichen Erfolg, welchen sie der innigeren Verknüpfung der Interessen der Arbeiter mit dem Interesse de» Geschäfte» verdanken; nur ei» einziger vo« den vor dem Untersuchungs- Ausschuß gehörten Vertretern solcher Firmen betrachtete die Gewinn betheiligung der Arbeiter vorwiegend vom Humanitären Standpunkt aus unv erachtete als deren Hauptvortheil, daß sich da» Verhältniß zwischen dem Principal und den Arbeitern fre»ndlich gestalte. Durchgeht man die Aufzeichnungen im Einzelnen, so zeigen sich zwar sehr erhebliche Verschiedenheiten in der Art, wie das System der Gewinnbetheiligung durchgrführt ist, aber doch auch annähernde Uebereinstimmung in gewissen zu Grunde liegenden Tendenzen. Go insbesondere überzeugt ma« sich bald, daß die Betheiligung am Ge winn nicht zugestauden wird, wenigstens in der Regel nicht, ohne daß die Arbeiter zu einer Gegenleistung sich Herbeilasien müssen, welche für den Unternehmer einen nicht zu unterschätzenden wirthschastlichen Vortheil in sich schließt. Man spornt die Arbeiter zu Treue, Fleiß, Umsicht und Sorgfalt an, wenn man ihnen den Mitgenuß der Früchte, die dadurch errungen werden, zusichert, und insoweit laufen ihre Interessen in gleicher Linie mit denen des Unternehmers. Aber von dem Ge- winnantheile zahlt man ihnen gewöhnlich nur einen Bruchtheil i» Baar auS, bei einigen Unternehmungen auch gar nichts; das Zurück behaltene soll ihnen freilich wiederum in irgend einer Form zu Statten kommen, es wird etwa zur späteren Altersversorgung oder zu Spar- casien-Einlagen verwendet; aber wenn der Arbeiter aus dem Geschäft auStritt oder entlassen wird, so verliert er diese Ansprüche. Wenn da» bei Unternehmungen geschieht, die annähernd Pro- ductivgeuoflenschasten find, wie es z. B. das Hau» Leclaire ist, so wachsen d e durch den Austritt verwirkten aufgesparten Gewinnautheile vorwiegend den übrigen Arbeitern zu, aber bei der Mehrzahl der Unternehmungen ist die Gewinnbetheiligung Wohl wesentlich zu dem . wecke eiugeführt, das Kündigungsrecht de» Arbeiter» zu lähmen. Den Vortheil, welchen man ihnen gewährt, müssen die Arbeiter er kaufen durch eine Einschränkung ihrer Unabhängigkeit. Dabei kann man auch einmal wieder die Beobachtung machen, daß die großen Herrn nicht immer die schlimmsten find. So ist z. B. bei der OrleanS- :ompagnie, auch bei der Suez-Compagnie au den Austritt aus dem Dienste keinerlei Verwirkung von Vermögensinteressen geknüpft. Wohl aber ist es der Fall bei den Versicherungsgesellschaften, welche die Gewionbetheiligung ihrer Angestellten eingesührt haben; nur die Nationale macht eine löbliche Ausnahme, sie zahlt den, freilich etwas pärlicher bemessenen, Gewinnantheil vollständig in Baar auS. Auch mf die Art wissen Versicherungs-Gesellschaften die Fürsorge für hr Personal mit dem Interesse der Anstalt zu verknüpfen, daß sie >ie Gewinnautheile zur Speisung iiner Leben»-, Alters- oder Renten versicherung bei der eigenen Anstalt verwenden. können nicht ewig bestehen," war die Antwort. — Ueber die letzten Augenblicke deS Prinzen Friedrich Karl von Preußen vor dem Schlagansall giebt eine demselben sehr nahe stehende Persönlichkeit in einem Privatbriefe folgende Mittheilung, die al» authentisch angesehen werden kann: Um eiuviertelvier Uhr in der Nacht ist dem Prinzen schlecht geworden, er hat geklingelt und sein Kammerdiener hat sofort Thee bereitet «nd zum Adjutanten nnd Arzt geschickt. Um halb vier Uhr schon ist der Prinz, Plötzlich vom Lehnstuhl aufspringend, vom Schlage getroffen, hat mit de Worten: „Görtz, Görtz, diemal m«h ich sterben!" nach seinem Kämmet? diener gegriffen, und ist, als dieser mit dem hinzugekommene» Kammer husaren den Prinzen in'» Bett gelegt hatte, mit den letzten von ihm gesprochenen Worten: „Sott sei mir (nicht Sünder, wie in den Zeit ungen steht) gnädig!" umgesunken, und von dem Augenblick an ge lähmt und ohne Besinnung gewesen. Nach zehn Stunden ist, die Besinnung, nicht aber mehr die Sprache zurückgekehrt. — Am Mittwoch wurde die Klagsache de» Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein gegen die Gräfin von Noer wegen Zurück lieserung der Augustenburgischen Güter Noer «nd Grönwohld vor dem Landgericht in Kiel verhandelt. DaS Gerichr setzte die UrtheilS- publikation auf vierzehn Tage an». Beide Güter bildeten früher ein AugustenburgischeS Haussideicommiß, da- vom König von Dänemark 185b aufgehoben war. Die Klage behauptet, der König sei zu jener Aufhebung nicht berechtigt gewesen. — Der zum Besuch in Berlin anwesende deutsche Konsul Schmidt aus Kamerun kehrt in nächster Woche nach dort zurück. Bon den in Berlin aogefertigten Geschenken, die Herr Schmidt mit nach dem neuen ReichSlande nimmt, find am bemerkenSwerthesteu blaue und mit Goldstickereien versehene Uniformen für Negerfürsteu. Der kleine Begleiter de» Herrn Schmidt, Bob, König Dido'- Sohn» hat eine ganze Kahnladung von Spielsachen und Geschenken erhalten. — Der BundeSrath, welcher am Mittwoch die Berathung de» preußischen WelfeugesetzeS begonnen hat, wird dieselbe am Montag zu Ende führen. — Im Hinblick auf die zur Zeit stattfindenden zahlreichen nnd al» bevorstehend angekündigte« noch zahlreicheren Streiks ist nicht ohne Interesse, daß neuerding» in München gegen mehrere bei einem dortigen Streik betheiligte Steinmetzgehülfen strafrechtlich auf Grund de» Z 153 der Gewerbeordnung vorgegangen und einer derselben be reits wegen Verächtlichmachung der Fortarbeitendeu oder die Arbeit wieder Aufnehmenden zu vierzehn Tagen Gefängniß verurtheilt wurde. Schon 1873 hat ein Obergericht es in einem Erkenntniß als Ehr verletzung bezeichnet, daß streikende Arbeiter die „Fortsetzung der Arbeit als Verrath an der gerechten Sache und als Schurkenstreich bezeichnet hätten". — Wir haben schon vor mehreren Tagen mitgetheilt, daß di« Als ein Muster verdient die Papierfabrik in AngoMme ange- j Ernennung des Erzbischofs von Köln zum Cardinal in der zweiten ührt zu werde» Die Gewinnbetheiligung ist zum Voraus durch ein Statut fest geregelt, welches die Abstufungen festsetzt, nach Welcher u den einzelnen Geschäftszweigen die höheren und niedrigeren Unge teilten an dem JahreSgewinn theilnehmen. Jedem wird sein Autheil >aar auSgezahlt, aber auch die Wahl gelassen, den Betrag stehen zu lassen oder ihn als Commandit-Capital einzuschießen: über ein Drittel de» ganzen im Geschäft steckenden Capital» ist auf diese letztere Weise allmählich Eigenthum dcr Arbeiter geworden. Der Austritt steht dem Arbeiter frei, ohne daß er irgend einen Anspruch verwirkt. Ein Recht der Einsicht in die Bücher ist den Arbeitern als solchen nicht eingeräumt, nur die Vertheilung de» Gewinne» dürfen sie controliren. Aber wer von ihnen Commanditär wird, hat selbverständlich in dieser Eigenschaft auch daS Recht, die JahreSrechnung zu prüfen. Nur drei von den sechSundzwanzig Geschäften gestatten den Arbeitern Einblick in die Bücher: Leclaire, die Gerberei Dorg6 u. Sohn in CvnlommierS und das Genfer HauS Billon und Jsaac. Aber bei all' diesen Geschäften fehlt auch nicht da» Gegengewicht einer so weit gehenden Vergünstigung: die Betheiligung am Verlost. Billon u. Jsaac z. B. legen einen Theil de» sehr beträchtlichen Gewinnantheil». welchen sie ihren Arbeitern zugesichert haben in Reserve, und ergiebt sich ein Verlust, so wird er au» dieser Reserve gedeckt. Französische Jouristen find der Meinung, daß überhaupt ein« in rechtsverbindlicher Weise festgesetzte Gewinnbetheiligung die Recht», folge der Haftung für etwaige Verluste nach sich ziehe. Sollte diese Jurisprudenz herrschend werden, so wäre die Gewinnbetheiligung ein lDanaergeschenk für di«Arbeiter: der Bankerott der Firma Iwürd« auch sie öconomisch ruinirry. . ^ ' 1 (Ä § Ä -M Hälfte des Juli erwartet wird. Mit Recht wird jetzt bezweifelt, daß diese Ernennung auch die Kölner ErzbischofSfrage lösen wird, denn der Papst wird dafür eine Gegenleistung Preußen» beanspruchen, zu der wieder Fürst Bismarck keine Lust hat, ehe nicht ein neuer Erz bischof von Posen-Gnesen ernannt ist. Und mit dem Letzteren hat'» noch gute Wege. Auf die von der Berliner „Germania" auSgesprengten Nachrichten, Leo XIII. werde einen Brief an unseren Kaiser oder den vo» Rußland richten, ist nicht viel zu geben. Selbst wenn Kaiser Wilhelm mit einem solchen Briefe beehrt würde, Einfluß auf die Kirchenpolitik der Regierung, die jetzt von Rom au» Nachgiebigkeit verlangt, würde derselbe schwerlich haben. Und über Coucesfionen der Curie wird der Gesandte von Schlözer, wenn er dem Reichs kanzler Bericht erstattet, nicht viel zu melden haben. — Die Meldung, Hofprediger Stöcker bewerbe sich um die erste Predigerstelle an der Lutherischen Kirche in Cassel, wird jetzt ver schiedentlich wiederholt, sodaß e» scheint, als ob doch etwa» Wahre» daran sei. Lin Verzug nach Cassel würde selbstverständlich mit der Einstellung seiner politischen Hauptthätigkeit gleichbedeutend sein. , — Der preußische VolkswirthschaftSrath hat lange nicht» mehr von sich reden gemacht. TabakSmonopol, Unfallversicherung waren di» letzten Gesetzentwürfe, die ihm zur Begutachtung unterbreitet wurde», und da er in der letzten Session weder über dte Zollrrhöhungen noch die Börseusteuer u. s. w. gehört worden, anßerdem aber inzwischen auch der StaatSrath in Kraft getreten ist» so glaubte mau »iemlich allgemein, die KSMrschaft gehe ihrem Ende entgegen. Wie schon gestern erwähnt, istjchem nicht so. Die Handelskammer» find viel- Präsentanüntwahleu für die mit 1888 beginnende neue Session M
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