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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189211021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-11
- Tag 1892-11-02
-
Monat
1892-11
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.11.1892
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ßMPWWWWWAWffWWWWWVWWMWtWWWWMMM Nr. 255. — Mittwoch, 2. November 1892. — R2. Jahrgang» Beilage zu Sächsischer Landes Anzeiger Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraße 5. D (Chemnitzer General-Anzeiger). Die Wittenberger Feier. Chemnitz, den 1. November. Eine überaus seltene Feier vereinigte das deutsche Kaiserpaar mit den protestantische» Bundessürsten des Reiches in der stillen deutschen Stadt, deren Name doch mit der Geschichte der dcnlschen Nation» mit dem Werden und Wachse» deutschen Geistes und mit der Entfaltung deutscher Eigenart auf dar Innigste verknüpft ist, in Wittenberg, der Stadt Martin Lnther'S und seiner geistigen Mit streiter im Kampf um die Freiheit der Religion und des Glaubens Die Wiedereinweihnng des Gotteshauses, in welchem die „Wittein belgische Nachtigal" beim Anbruch der neuen Zeit ihre Stimme er schallen ließ, jene machtvolle Stimme, der Tausende und Abertausende lauschte» und folgte», die wie ein Wettcrstnrm dnrch's deutsche Vater land drang, die Herze» fesselte und die Augen öffnete zur Erkenntniß von Jrrlhnm nnd Täuschung, hatte die Fürste» und Herren und Tausende von deutsche» Männern ans dem Wittenberger Marktplatz zu einer ebenso großartigen nnd erhebenden, wie friedliche» Feier vereinigt. Die Stadt Wittenberg prangte schon am Sonntag im reichste» Festschmnck, an dessen Vollendung allerwärts die letzte Hand angelegt wurde. Von dem mit Fahne» nnd Wappen aller evangelischen Fürstenhäuser festlich geschmückten Bahnhof bis zur Lntherkirche be- zeichnete» hohe, mit Tannengrün umwundene Masten, von denen Fahnen in allen Farben, abwechselnd mit dem schwarzgclben Banner der Stadt Wittenberg, wehte», die Feststraße Vor dem Nathhansc, der Lntherkirche und dem Lnlhcrhanse waren mit Baldachinen über deckte Estraden errichtet worden. Der Fremdenz»flnß war ei» sehr großer. Am Montag früh wurde von allen Kirchthürmen zur -trinweihnng des Festes das Lnlhcrlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott rc." geblasen. Die Straßen der Stadt waren jccrlich geschmückt. Gegen Ve8 Uhr hielten die Torganer Gehar nischten in ihren prächtigen mittela'tcrlichcn Rüstungen ihren Einzug. Die mit Einladungskarten versehene» Personen versammelten sich von 10 Uhr an aus dem durch Militär abgesperrten Platz vor dem Nach hause, wo auf einer bedeckten Estrade die eingetrvffcncn Fürstlichkeiten die Anknnst des Kaisers und der Kaiserin erwartete». Der kaiser liche Sonderzng fuhr kurz »ach 11 im Bahnhofe ein, von dem sich der Kaiser in offenem Vierspänner mit Spitzreiter, ans dem ganzen Wege enthusiastisch begrüßt, nach dem Nathhanse begab, während die Kaiserin mit der Prinzessin Friedrich Leopold und der Erb- Prinzessin von Meiningen nnmittclbar vor dem Südpvrtal der Lntherkirche vorsnhrcn, »>» in derselben die für sie bcreitgehaltcnen Platze einznnchmen. Bei seiner Ankunft roc dem Nathhanse wurde der Kaiser von dem Bürgermeister Schield, sowie von den Mitgliedern des Magistrats nnd der Stadtverordnetenversammlung ehrfurchtsvoll begrüßt. Ans die Begrüßungsansprache des Bürgermeisters erwiderte der Kaiser ungefähr: Er wolle halten, was sei» hvchseliger Großvater Kaiser Wilhelm nnd was Kaiser Friedrich gelobt, nnd freue sich, das ausgcsührt zu sehen, was sein hvchseliger Vater mit besonderer Liebe erstrebte. Weiter gab er seiner Freude Ausdruck, die Stadt Witten- berg ans so bedeutungsvollem Anlaß besuchen zu können nnd sic so reich geschmückt zu finden. Sodann setzte sich der Festzug zur Kirche unter Leitung der Festordner in Bewegung. Festliches Glockcngcläute von de» Thürmen der Stadlkirche wie von dem der Schloßkirche be gleitete denselben. Bei Annähern des Zuges an die Schlvßkirchc er klang von der Gallerie des Tlmrmcs der von dem Trvmpcterkvrps des 7. Kürassierregimcnts gablasenc Choral: „Eine feste Burg ist unser Gott." Ter Kaiser betrat nach Ankunft des Zuges an der denkwürdigen Thescnlhär die Estrade des vor derselben errichtete», mit kaiserlichen Adler» reich geischmückien Zeltes, wo nunmehr die Ilebcrgabe des Schlüssels statlfand. Der Geh. Nalh Adler übercichtc den Schlüssel auf einem Sammctkisscn. Der Kaiser übergab ihn mit einigen weihevollen Worten dem Präsidenten des cvangelischb» Ober- kirchenraths Vr. Barktzanscs. Ter Letztere übergab den Schlüssel dem Monsieur Judas. Original-Roman von Fergus Hnme. (31. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „O, warum yuälc» Sie mich so? Ich sage Ihnen, ich kan» nichts sagen, selbst Ihnen nicht. Meine Lippen sind versiegelt Mögen sie heute Abend kommen, mögen sie mich anklcigcu und in's Gefängnis; führen, — ich kann nichts sage». Seit viele» Tage» nnd Nächten habe ich das besürchtet, jetzt endlich ist es gekommen. Sie glauben an meine Unschuld, meine Getreuen, aber die Welt wird mich sür schuldig Halle». Mag sei». Gott kennt mein Leiden, Gott kennt meine Qualen, seinen Händen vertraue ich mich an.* Er hörte sie mit gesenktem Haupte a». Und nachdem sic ge sprochcn hatte, fühlte er einen leisen Kuß auf seiner Stirn. Als er ansblickte, war das Zimmer leer. „Jndiih!" Keine Antwort. Er hörte nnr, wie in der Ferne eine Thür sich schloß, mit einer Empfindung, als ob sie ihn von der, die er liebte, trennte — sür immcr. XVII. Tie Lösung dcS RäthselS. Marson war im hohe» Grade erstaunt, als er von Franks einen Brief erbiclt mit der Bitte, ihm eine Unterredung zu gewähre». Er crrieth sogleich, daß Judas sei» Gchcimniß dem Detcclive vcrrathen hatte, vermochte sich aber nicht zn erklären, welche Gründe den Fran zose» z» diesem Verrath veranlaßt hatten. Obgleich es entschieden im Interesse desselben lag, strenges Schweigen zn beobachten, schien er dennoch sein Geheimnis; geoffcnbart zn haben, wodurch cs alle» Wert) für ihn und seine Pläne verlieren mußte. Marson wußte sich das Verlangen des Detective nicht anders zn erklären, als daß er das Geheimnis; von Judas erfahren hatte. Andernfalls wäre kein Grund für ihn vorhanden gewesen, eine Unterredung mit Marson zu wünschen. Mit diese» Gedanken beschäftigt, nahm Marson allen seinen Math zusammen nnd bereitete sich vor, dem kommenden Sturm so standhaft als möglich cntgcgcnzulrelen. Er benachrichtigte Franks, daß er ihn »,» acht Uhr Abends erwarte, nnd schloß sich dann für den Rest des Tages in seinem Schreibzimmer ein. In düstere Ge danken vertieft, ließ er Niemand vor, selbst Judith nicht. Aber als die Stunde des Besuches hcrannahte, konnte er seine Unruhe nicht länger allein ertragen; deshalb sandte er zu Judith nnd machte ihr Mitlhcilnng von dem erwartete» Besuche. Zu seinem Erstaunen nahm sie seine Mitthei'lnng mir großem Gleichmnth entgegen. Und da er nicht wußte, daß sie von Roger gewarnt worden war, konnte er nicht umhin, de» unbeugsame'! Mnlh zn bewundern, mit dem sie dem herannahenden Sturm entgegenging. Superintendenten Qnandt etwa mit folgenden Worten: „Auf Befehl Sr. Majestät dcS deutsche» Kaisers und Königs von Preußen deS Schirm herr» nnd Bauherrn diese» Gotteshauses »nd kraft des mir übertragene» Amtes als Vorsteher der höchste» kirchenregimentlichen Behörde dieser Lande übergebe ich Ihnen als dem berufenen Diener am Worte diesen Schlüssel, um die Thür des erneuerten Gotteshauses zu öffne». Möge diese Pforte Alle», welche durch dieselbe eintretcn, werde» zur Thüre znm Himmelreich. Amen." Unter Vorantritt der Zeuge» der Schlüsselübergabe betraten die Fürstlichkeiten und »ach denselben der Kaiser mit glänzendem Gefolge die Kirche, von den mächtig durch das Gotteshaus schallenden Klängen einer Hymne empfangen. Der Kaiser nahm auf dem erhöhten Kaiserslnhl, die deutschen Fürstlich keiten ans dem von ihnen gestifteten Gestühlc Platz. Sodann intonirte die Orgel mit volle» Register» de» altkirchlichcn Gesang: „Komm' heiliger Geist", auf welchen der durch Generalsnperiutcndent Schulze vollzogene Wciheact folgte. Nach Beendigung des Festgotlesdienstes begaben sich der Kaiser, die Kaiserin und die fürstlichen Gäste nebst Gefolge, von der ans dem ganze» Wege zn Tausende» nnd Aber tausende» aufgestellten Menge mit endlosem Jubel und Hurrah begrüßt,;» Wagen nach dem Lntherhause. In den oberen s. Z. von Luther be wohnten Räume» verlaß Se. Majestät mit lauter Stimme die Ur kundliche Aufzeichnung über de» stattgehabte» Wciheakt, die demnächst vom Kaiser »nd den anwesenden Fürstlichkeiten, sowie von de» Ver tretern der abwesenden Fürstlichkeilen und der freien Städte eigen händig unterzeichnet wurden. Nach der Unterzeichnung nahmen die käiscrlichen Majestäten, sowie deren Gäste nebst den kaiserlichen Prinzen von der vor dem Lnlhcrhanse erbauten Tribüne die Huldig ung des historischen Festznges entgegen, der von Bewohnern Witten bergs und der Umgegend veranstaltet war. Derselbe stellte bekannt lich Episoden der Stadt Wittenberg dar. Hierauf fand ein Refektorium »nd in den oberen Säle» des Lntherhauses Tafel zn 450 Gedecken statt, bei welcher dcr Kaiser nachstehende Rede hielt: „Im dankbaren Ausblick zn Gott dem Herrn, der uns in seiner Gnade das heutige Fest bereitet, erhebe ich de» Pokal, de» die Stadt Wittenberg dem Reformator Or. Martin Luther z» seiner Hochzeit im Jahre 1525 dargebracht hat. Es war dies die Zeit» zn welcher die Reformation in den deutschen Landen bereits festen Fuß ge'aßt hatte. Wittenberg, die Wiege nnd Werkstatt der deutschen Reformation, ward reich an Ruhm und Ehren. Kein Wunder, daß bei dem Herannahen der 400jährigen Wiederkehr des Geburtstags Luthers die Angen dcr evangelischen Welt sich abermals nach Willenberg lenkten nnd dcr Gedanke Gestalt gewann, die Schlvßkirchc, welche die Stätte der ersten reformatvrischen Thal gewesen und in dcr »eben den irdischen Ueberrest«» der ersten Schirmherren der evangelischen Kirche die Gebeine Luthers und Melanchthons rnhe», würdig wieder hcrznstcllcn. Dieser Gedanke fand volle» Anklang in den Herzen meiner in Gott ruhende» Vorfahren, des Kaisers und Königs Wilhelm I. nnd des Kaisers nnd Königs Friedrich Hl. Majestäten. Aber in ihrer hochherzigen Weise erweiter en sie de» Plan dahin, durch den Erneuerungsbau zugleich ein Denkmal der deutschen Reformation zn stiften. Nachdem mein hochseligcr Herr Großvater die Bereitstellung der hierzu erforderlichen Mittel angcordnet halte, ergriff mein verewigter Herr Vater das Projekt mit der ganzen Wärme seines tiefen Gemüths. Seiner iinmi'ttclbarc» Anregung nnd Einwirkung verdanken wir bis in die kleinste» Ausgestaltungen das hehre Bauwerk, welches wir heute kirchlich geweiht haben. Fanden doch in dieser Aufgabe sein echt evangelischer Sinn und seine hohe künstlerische Begabung die schönste Befriedigung. Gott hat es nicht gewollt, daß mein unver geßlicher Herr Vater das vollendete Werk hat schonen sollen. Nie aber wird die dankbare Nachwelt cs vergesse», daß sein Name mit diesem Denkmal der Reformation unzertrennlich verbunden ist. Uns aber, dem lebenden Geschlechts, soll die erneute Schloßkirche nicht nnr ein Zeichen der Erinnerung sein a» vergangene Zeiten, sondern sie ist und bleibt »ns eine ernste Mahnung sür Gegenwart und Zu Jndith bemerkte wohl, daß Marson durch nervöse Furcht vor dem drohenden Ucbel fast bis zur Geistesverwirrung aufgeregt war, und fand es daher unmöglich, Aufschluß z» geben über die Gefahr, in der sie sich befanden. Er mußte das Alles früh genug erfahre». Inzwischen aber beobachtete sie ein düsteres Schweigen und sagte ihrem Adoptivvater, sie werde an seiner Seite bleibe», »m ihn nach Kräften zu stützen. Die Arme wußte wohl, wie schwach diese Stütze sei» werde, aber mit eiserner Selbstbeherrschung hielt sic ihre Ahn ungen in ihrem Herzen verschlossen. Und sür Marson war es ein großer Trost, zn wissen, daß er in der Stunde dcr Gefahr wenigstens eine Freundin an seiner Seite haben werde. Kurz vor acht Uhr trat Judith in das Schreibzimmer »nd fand Marson an seinem Schreibtisch sitzend nnd sein graues Haupt in seinen Armen vergrabe». Ein Ausdruck tiefer Betrüblich nnd Angst störte die Ruhe ihres Gesichts beim Anblick dieses hilflosen Schreckens des allen Mannes. Sie unterdrückte jedoch alle Anzeichen dcr Er regung, ging langsam durch das Zimmer nnd legte leise ihre Hand anf seine Schulter. Er blickte ans mit einem leisen, nervöse» Aufschrei. Aber die Ruhe ihrer Erscheinung beschwichtigte ihn wieder. Keine Marmvr- statne konnte in ihrer ewigen Ruhe so frei von Leidenschaft nnd menschlicher Furcht erscheinen, als dieses hochgcwachsenc, bleiche Mädchen, welches seine Herzensangst dnrch ein gleichmäßiges Wesen zn verbergen wußte. Aus dem überwachten Gesicht des alte» Mannes war Angst und Furcht zn lesen, sie aber war kalt nnd still» als ob alles menschliche Gefühl in ihrer Seele erstorben wäre. Die trüben Blicke des allen Mannes nnd die glänzende» Auge" des jungen Mädchens begegneten sich für einen Moment. Dieser Austausch ihrer Blicke voll Furcht, Angst »nd schrecklicher Spannung drückte deutlicher als Worte ihre Gefühle ans. Judith setzte sich beim Kamin nieder, »nd Marson nahm seine» Stuhl am Schreibtisch wieder ein, wo er in düsterem Schweigen verharrte. Endlich begann er leise zu sprechen. „Geht cs besser mit Florry?" „Nein, ich glaube, sie ist schlimmer heute Abend. Sic ist schrecklich reizbar und ruhelos." „O Judith, war es klug, daß Du sie verlassen hast?" „Sie ist in guter Obhut. Doctor Japix ist bei ihr." „Japix?" wiederholte der alte Mann auffahrend. „Das ist fatal. An diesem einen Abend möchte ich keinen Besuch im Hause haben." „Das hat nichts zn bedeuten," sagte Judith, indem sie eine Gleich giltigkeit heuchelte, von der sie weit entfernt war. „WaS wir heule Abend erfahren, wird morgen die ganze Welt wissen." „Gerechter Himmell Ich hoffe, nicht." , ^ kunft. Den» sie ist uns der beredte Ausdruck de- Segen-, den Gott uns durch die evangelische Kirche geschenkt hat nnd täglich anf» Neue darreicht. Diesen Segen nicht verkümmern zn lassen, ihn dankbaren und glücklichen Herzens z» bewahren und z» pflege», ist unsere Aufgabe. Denn ans dem gläubigen Festhalten an dcr ewigenWahrheit desEvangelinm- ruht unsere Hoffnung im Leben und im Sterben. Wir haben nnsern Glauben heute vor Gottes Angesicht a»fs Nene bekannt, und wir vergessen es nicht, daß dieses Bekenntniß uns auch heute noch mit der ge summten Christenheit verbindet. In ihm liegt ein Band de» Frie dens, welches auch über die Trennung hinüberreicht. Es giebt in GlanbenSsachen keinen Zwang. Hier entscheidet allein die freie lieber« zeugung des Herzens, »nd die Erkenntniß, daß sie allein entscheidet, ist die gesegnete Frucht der Reformatio». Wir Evangelischen befehden Niemand um seines Glaubens willen. Aber wir halten fest an dem Bekenntnisse des Evangeliums bis in den Tod. DaS ist meine Zu versicht, mein Gebet »nd meine Hoffnung. Darin bestärkt mich der Geist, welcher diese Festversammlnng sichtlich durchweht. Anf dem feste» Grunde unseres evangelischen Glauben» haben wir das heutige Fest feiern dürfe». Daß dies in so erhebender Weise hat geschehe» können, verdanke ich vor allen Dingen den Allerhöchste» nnd Höchsten Fürsten, sowie den Negierungen der freien und Hansasiädte des Deutschen Reiches. Es drängt mich, Ihne» dafür meinen tiefen Dank zn entbieten. Der glcicheDankcrfülltmich gegcndieAllerhöchsten Souveräne besrenndeter Reiche, welche mit uns dnrch das Band des evangelischen GlanbenS verknüpft sind und welche ihre Theilnahme an der heutigen Feier dnrch Entsendung erlauchter und hoher Vertreter so bereitwillig be kundet habe». Mein Dank »nd meine Anerkennung gebühre» endlich den Männern, welche den herrlichen Ban geschaffen, ihn so reich und sinnreich geschmückt nnd dazu beigctragen haben, das heutige Fest so schön zn gestalten. Dieser Pokal aber, den einst Lnther'S Lippe» berührten, soll mir dazu diene», das Wohl meiner dnrchlanchtigste» Gäste zn trinken. Deutschlands evangelische Fürsten und die Negier ungen der deutschen freien Städte, sie lebe» hoch!" De» Schluß der Feier bildete die Aufführung des Hcrrig'schcn LutherfestspieleS, während dessen eine glänzende Illumination begann. Unter brausen den Ovationen erfolgte die Abreise des Kaisers und der fürstlichen Gäste. -4 Sächsisches. — Versetzungen «nd Erueuuttttgen. Dem Oberamls- richtcr Friedrich Heinrich Löser in Annaberg wurde die »achgeinchte Versetzung in den Ruhestand, ferner die Versetzung des Amtsgerichls- raths I)i-. Carl Wetzel in Limbach an das Amtsgericht Annaberg genehmigt »nd ihm Titel »nd Rang eines Oberamtsrichters verliehen, sowie der Registrator in dcr Kanzlei der Staatsanwaltschaft beim Oberlandcsge richte, Kanzleisekretär Hermann Weiß, znm Kanzleirath ernannt. — Skufhebttttg einer behördliche« Mahregel. Das Kgl. Ministerium des Innern macht, betreffend die Aufhebung von Maß regeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera bekannt, daß nun», mehr auch die Anordnung, „daß die Ein- und Durchfuhr von ge brauchter Leib- und Bettwäsche, gebrauchten Kleider», Hadern und Lumpen aller Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und Weichkäse an bei» Hambnrgischen Staatsgebiete verboten sei" und „daß dieses Ein» und Durchfuhrverbot auch gegenüber anderen Orlen, an denen Cholera epidemisch herrsche, gelte", wieder aufgehoben worden ist. — Keine Viehtttärkte. Das Ministerium des Inneren hat die den Städten Wurzen, Grimma, Borna nnd Pega» ertheilte ans- nahmswcise Genehmigung zur Abhaltung von Ferkelmärkle» wieder zurückgezogen nnd ebenso die den Amlshanptmannschaften Oschatz, Döbeln nnd Rochlitz genehmigte Abhaltung von Viehmärklen anfS Nene untersagt. Maßgebend hierfür ist dcr Umstand, daß die Hoff nung auf ein Erlöschen der Maul- »nd Klancn-Senche in den frag lichen Bezirken, sowie in der benachbarten Provinz Sachsen und dem Herzoglhum Altcnburg sich nicht erfüllt hat nnd ans den stark ver- „Wir können von einem Menschen wie Judas »ich's Andere- erwarten." „Du meinst Gninand." „Ich meine Judas. Der Name paßt besser zu solch' einem Ber» räther." „Aber was veranlaßt ihn, so zu handeln?" „Das weiß ich nicht." „Das ist gegen sein eigenes Interesse." „Der Himmel allein mag wisse», was er für seine Interessen günstig hält," sagte Judith bitlcr. „Aber Alles ist besser, als daß er Florry hcirathct." „Glaubst Du, er werde cinwilligen, Geld dafür zn nehmen?" „Ich glaube, cS ist zu spät dazu, um zn verhandeln. Bedenken Sie, heule Abend haben wir mit dem Gesetz z» thnn." „Aber Franks ist ei» Freund von Roger Axtvn." Judith schauderte nnd bedeckte das Gesicht. „Ja, das weiß ich," sagte sie leise. „Aber Roger kann nichts unternehme», »in »ns zu helfen." „Weißt Du das gewiß?" „Ja, gewiß. Er sagte cs mir heute Nachmittag." „Du hast ihn gesprochen?" „Ja." Marson wollte sprechen, aber der düstere Ausdruck ihrer Miene verbot ihm, weitere Fragen zn stellen, nnd er verstummte. Die Minuten schienen diesen Unglücklichen mit der Geschwirr- digkeit des Blitzes vorbeiznfliegcn, während sie mit Schaudern dem Schrecken entgegensahe», dem sic nicht entgehen konnte». Endlich wurde an die Thür geklopft nnd dann wurde sie von Marks, dem Diener, weit geöffnet. Er meldete drei Besucher an: „Mister Franks, Mister Axtvn, Monsieur Gninand." „Roger", sagte Judith zn sich selbst mit einem Stich im Herzen. „O welche Demüthignng!" Marson begrüßte seine drei Besucher mit einer ernste» Ver beugung, worauf sie schweigend Platz nahmen. JndaS sah mürrisch ans, denn er fühlte, daß er dem Detektive gegenüber nicht diplomatisch gehandelt hatte nnd daß sein wohlbedachter Plan mißlingen mußte, nachdem sein Gchcimniß »»»mehr bekannt geworden war. Franks dagegen erschien heiler und zuversichtlich, überzeugt, daß die Dinge nach seinen Wünschen verlaufen würden. Aber ein trauriger Ausdruck in seiner Miene, als er rasch nach Judith blickte, bewies, daß die unerwartete Entdeckung» die er gemacht hatte, ihn wenig befriedigte. (Fortsetzung folgt.) Re« vertretende« Abonnenten wird der bereit- er- schienen« Lhetl diese- Roman- ans «erlangen kostensret «ach-eliesert. -.-U" ' - ' MW
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