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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189210048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-10
- Tag 1892-10-04
-
Monat
1892-10
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.10.1892
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ganz zu entsprich«» vermSgen »nd die Befahr in Aussicht stellen, daß Stock ungen in der Bewegung eintrete». Die Stadt Chemnitz hat ihre Einwohner zahl seit 1852 (34,072 Einwohner) mehr als vervierfacht (1. Deccmber 1890: 188,955 Einwohner). Die a» Chemnitz angrenzenden Vororte zählten 1890 86,514 Einwohner. Der Personenverkehr het sich stärker gehoben als die Ein wohnerzahl. Im Jahre 1858 kamen in Chemnitz auf 1000 Einwohner 4926 Reisende, 1879 auf 1000 Einwohner 24,282 Reisende, 1890 auf 1000 Ein wohner 31,530 Reisende. Die Summe der angekommene» und abgegangeuen Güter in Chemnitz betrug . ^ in, Jahre 1863 : 280,000 t, 0 . 1879: 564,415 t, r » - 1890: 1,165.541 i. Die Zahl der ans dem Hanptbahnhosc täglich ein» und anSlanfende» Züge, die noch im Jahre 1869 nur 93 betrug, ist auf 147 im Jahre 1879 und auf 275 im Jahre 1891 angewachsen und wird mit Eininbiung des Vor- ortSverkehrS eine weitere beträchtliche Steigerung ersahreir. Es war daher in Aussicht zu nehme» eine Entlastnug des Hanpibah-ehE durch Anlage einer Gürtelbahn, welche mit Hilfe von Anschlnßliuieu a i eich Dresdener und Nie aer Bahn die Uebersührnng von Gütcrzüge» von Dresden, Riesa »nd Leipzig nach Zwicka» ermöglicht, ohne daß der Hanpldadudof derüdn wird. Kreuz ungen in Schiencnhöhe bei der Ein- und Aiisfab« in den Hanpidaduhof solle» beseitigt werden. Ferner waren zur Erleichiening der Sü:eradsndr nab den Fabrikvierteln im Norden und Westen der Stadt au der Gürtelbahn Gmer- bahnhöf« vorznsehe». die außerdem die Füglichkeit bieten müßieii, Geleis» auschlüfse »ach den verschiedenste» Seiten h.rznsteüen- Endlich war zur Be- feilignng der Schienenübergänge an der Cbcmnitz-Zwickarur Linie a» der Slollberger- und DreSduerflraße je eine Unlersützrung, an der Zschopcmer strasie eine Ueberführung vorznsehe». Die projectirtc Gürtelbahn zweigt von der Leipzig-Chemnitzer Linie beim Cheninitzthal-Biadncl ab, dnrchschueidct den Nnchwald niillclst Einschnitts »nd TnnnclS, schneidet de» Altendorfcr Weg und übersetzt das Pleißcbachthal bei Altendorf anf einet» Viadnct. Eie dnrchschneidel die Wasserscheide des Plcihc- und Kappelbaches durch Einschnitte »nd einen kurzen Tunnel. Es folgt ei» Biadnct in der Nähe des Rittergutes Schöna» zur Ueberschrcitnng des KappelbachthaleS »nd der Zwickauerstrasse. Dann endet die Linie im pro- jeclirte» Raugirbahnhvf Siegmar. Die Haltestelle in Nicolaivorltadt soll 200 m weiter gegen Kappel zu verlegt werden. Bedeutende Ncndcrnngeu «erdciMauch im Hauptbahnhofe in Chemnitz zur Ausführung gelangen »lüsse». Der ganze Plan ist so anfgerichtet, daß recht gut, ohne zu stören, zunächst auch nur einzelne Theile der prysectirteu Bauten zur Ausführung gelange» könne»." SchiffSekgenthünier au» Zerpeiischleuse in der Mark ist auf der Fahrt vo» Berlin nach Spandau an asiatischer Cholera gestorben. Die Leiche ist in letzterer Stadt gelandet worden. Jubelfeier des Biirgergesang-Vereins und Verschmelzung desselben mit dem Allgemeinen Mäi«nergesa»ig-Berein. Eine Doppelscier ebenso seltener wie besonderer Art fand am 1. Oktober lm S-.ale des Gasthauses zur „Linde" statt. Der hiesige Bürgergesangvercin beging das Jubiläum seines 60jährigen Bestehens und zugleich den festliche» Act seiner Vereinigung mit dem hiesigen Allgemeinen Männergesaniverein. Die Feier bestand ans Concert, mit Commers verbunden. Die übrigen hiesigen Mäunergefangvereine, wie solche der Umgegend, waren hierzu eiugcladcn und eine Anzahl derselben bethciligte sich am Commers durch den Vortrag je eines, resp. mehrerer Lieder. Diese Anordnung gewährte zugleich die Mög lichkeit, Vergleiche zwischen der Leistmigsfähigkcit der Einzclvereinc ziehe» zu können. Selbstverständlich bot diese Feier nach Wese» und Umfang Veranlassung znm Massenbesuch der „Linde". Und so kam eS, daß Senmcs Mahnspruch: »Wo man singt, da lass' Dich ruhig nieder," nicht allenthalben befolgt werden konnte. Es uiaugelte für Viele znm ruhigen Niedcrlassen der »öthige Platz. Die alte, oft schon empsnudeue Misere, dass die Großstadt Chemnitz über keinen Saal verfügt, welcher für größere Festlichkeiten den »öthige» Raum gewährt, machte sich in diesem Falle wieder recht nnangenehm benicrllich. Das Concert wurde eiugcleitct durch eine von der städtischen Capelle unter persönlicher Leitung des Herrn Capellmcisters Pohle mit gewohnter Bravour vorgetragene Festouverlnre: „Friedeusseicr" von C. Reinccke. Als dann sprach Mitglied Herr Rüdiger eine» vom Vcrcins-Tirigcme» Herr» Lehmigen verfaßten Prolog, i» welchem auf die Feier des Tages in schwung vollen Versen hingewiescn wurde. Es folgten sodann Vorträge für Männer- chor, ansgesühct von den Sängern des vereinigten Festvereins. Zunächst war es ein dem letzteren von seinem Dirigenten Herrn Lehrer R. Oehmigen ge widmeter Hymnus „Vorwärts," welcher allgemeines Interesse beanspruchte und gebührende Anerkennung fand. Herr Oehmigen, welcher selbst dingirte, legte damit hinlängliche Beweise seiner Tüchtigkeit als Leiter eines Gesang- Vereins wie seiner hervorragende» Begabung als Componist ab. Tie Sänger fchaar der beide» nuninehr verschmolzenen Vereine fand gleichfalls Gelegenheit, durch vieljährige Uebuug erprobtes, sehr befriedigendes Können zu entfalten. Der erwähnte Hymnus sowohl, als der Chor mit Orchester-Begleitung: »Heinrich der Vogler" von H. Fromm, sowie namentlich der Chor mit Soli »nd Orchester-Begleitung: „Germanenzug" von I. Lund, lieferten den Sänger» hinreichend Gelegenheit zur Darlegung bester Lcistmigssähigkeit. Als Solisten betheiligten sich bei letztgenannter Nummer Frl. Hops und Herr Lehrer Tetzner. Im zweiten Theile brachten die cingclabcnc» Sängervercine ihre Lieder zu Gehör. Der, Reigen erössnete der „Eängerkranz" mit dem hübschen Liede: „Ter liebe Herrgott hält die Wacht" von I. Pache. Dann folgte die „Lyra" mit „Ich >»»ß mm einmal singen" von W. Tanbert und „Tausendschö»" von E. Kretzschniar- Das Toppclquartett „Paulus" brachte in vorzüglicher Vortragsweise M. Bruch s „Vom Rhein" zu Gehör. Von der „Liedertafel" wurde vorgetragen: „Plein Herz, ihn' Tich ans" von G. Lange, vom Verein „Alpenrose" die Volksweise „Schön Rothtrant", vom Mannergesangverein in Ncicheiilrand „Im Frühling'.' vo» Th. Nestler, vom Männcrgcjangverei» Chemnitz-Schloß „Schwan-Marie" von R. Wiesncr, vom Gesangverein „Grüner Zweig" „Schisserlied" vo» Silcher, von der Sängervercinignng „Aus goldncr Zeit" von Merichingcr und „Aus der Wanderung" von 8t. Dünner. — Mit dem letztgenannte» allgemein bekannten Liede, welches in besonderer Anssassnngswcise vorzüglich gesungen wurde, fand dieser „Sängerkrieg", welcher zumeist sehr Anerkenncnswerthcs bot, seine» Abschluß. Der reiche Beifall, welcher diesem und jenem Vereine dargebracht wnrde, war recht schaffen verdient. Das Gleiche gilt auch für die vortresslichcn Leistungen der Kapelle- Ein die Heiterkeit belebendes Intermezzo boten der Vorsteher des Intel Vereins, Herr Agste», und der Vorsteher des Erzgcb. Sängerbundes, Herr Liudemann. Erstgenannter Herr brachte nämlich in einer Panse zwischen de» Gesaiigsvcrlräge» eine in scherzhafter Form bearbeitete Statistik zum Vortrag, in welcher „acteumäßig" dargelcgt wurde, nicht »nr wie viele Uebungsabende n. !. w. der Bürgcrgesangvcrein während der 60 Jahre seines Bestehens abgchalic», sonder» auch, wie viele Glas Bier (resp. Schnitte) die Mitglieder während der Uebnngen und Versammlungen getrunken, wie viel Cigarre» sie geraucht, wie viele Prise» sic verschnupft re. Diese mit zutenr Hninor verfaßte Statistik verfehlte denn auch ihr Ziel nicht: sie c»t- cssclte starke Heiterkeit. Wahrhaft saal erschütternde Lachstürmc wußte jedoch Herr Lindem»»» zu cntf.sseln, als dericlbe nach kurzer Zeit sich unterfing, an der Hand vorgcnonimcner Verglcichsrechnung nachznweise», daß die An gaben des Herrn Vorsteher Agsten vielseitig als unrichtig betrachtet werden müßte». Redner begann mm, als Beleg für die Nichtigkeit seiner Bet anptung, ans Grund der von Herrn Agsten genannten Zahlen Exempcl zu construire». Das Ergebniß derselben war allerdings von verblüffend drastischer Wirkung. Möge die harmonische Stimmung, wel.lc alle Theiluehmcr an dieser» ersten Festabende erfüllte, auch an den übrigen Veranstaltungen dieser Jubel feier vorw.tltcn. Schließlich sei auch an dieser Stelle dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß der durch Verschmelzung mit einem Bruderverein mm verstärkte »nd gewissermaßen hierdurch verjüngte Bnrgergeiangvcrein von Chemnitz hinfort oft Merkzeichen hoher Blllthc »nd rüstigen Schassens geben möge, daß ihm bei treuer Pflege, des deutsche» Mäuncrgcsaiigcs auch in Zukunft frohe Jubelfeste erscheinen- Grüß Gott! 6. Dev Zolldefrandations-Proeetz in Wie». Am Freitag, den 30. September, „in 9'< Uhr AbenbS, wnrde nach zehn- nndiger Veratlinng der Wahrsprnch i» dickem Monstre-Processe verkündigt. Hofrath Trzcicniecki, seine beide» Obcr-VeamtlN Ritter V. Kodierst! und Victor Spendling, der ZollamISleiter Anton Csala, der Cominissar Wolosynowicz, die Respieientcn Vasil Janowicz und Alois Ban ko, der Schwiegersohn Spendling'S, Victor Wodnarik, ferner die Handelsleute OsiaS BInmenfeld, Nnia Rosenhcck, Moses Jurgrau, Aller Hoch berg, Wolf Albrecht »nd Meier Goldstci», zusammen vierzehn An geklagte, wurden von der Jury schuldig erklärt- Was die hervorragendste Person unter diesen Verurlheilte», den Hofrath Trzcieniccki, betrifft, so erfolgte seine Schntdigsprechung wegen Mißbrauches der Amtsgewalt, durch Be günstigung de- MaiSschmnggcls wie durch den Fälschnngsversuch zn Gunsten des Bewerbers Olpinski, ferner wegen der falschen Neise-Parlicularien und der Unterschlagung von AmtSpcmschalic». Dagegen wnrde er freigesprochen in Sach» der Verzehrungssteuer in Snczawa, der Besteuerung des Wundcr- Rabbi und dreier anderer Geschenkannahmen. Jni Zusammenhänge hiermit wurden auch die Beschuldigte» Leib Grndcr und Benjamin Langer srei- geiproclen- Dasselbe günstige Schicksal wurde den, Scbwiegertohne des Hos raches, Jgnaz MalkowSki, dein geständigen Ober-Ausscher Hilarius Trabert, dem Nespicicntcn Jol'aim Nog a, den AufsehernLeonHoly»Ski und Paul Tyron zn Theil. Nach dem Wahrspruch der Geschworenen zog sich der Gerichtshof zur Be- rathuug zurück. Dieselbe währte etwa anderthalb Stunden. Der Gerichtshof verurlheilte Johann Trzcieniecki zn vier Jahren, Victor Spcnd- ling zu drei Jahren, Ritter vonKobierskiz» zwei Jahren. Anton Csala, OsiaS Bln menfeld, Nuta Rosenhcck und Moses Jurgrau zu je a ch t ze h n M on a t e n, Johann W o l o sy » o w ic z und Wols Albrecht zn je einem Iahre, Basil Janowicz zn zehn Monaten, Alois Ba »ko und Meier Goldst ein zn je achtMonaten, Victor Wodnarik zn sechs Monaten, Alter Höchberg zn vier Mo iiaten schweren Kerkers, bei Jedem verschärft durch einen Fast tag im Monate. Bezüglich der übrigen Angeklagten erfolgte, wie bereits erwähnt, die Verkündigung des fr e i s p r e ch en d e n Erkenntnisses. Bei dem Angeklagten Csala fällte der Gerichtshof in dem FacMm, betreffs dessen ans Anregung der Geschworene» eine Eventual-Frage Igestellt worden war, eine Freisprechung. Als mildernd nahm der Gerichtshof bei der Mehrzahl der Angeklagten die lange Unlcrsnchiuigshaft an, bei Hochberg außerdem, daß er durch seine Tepositionen die Ucberwcisimg mehrerer anderer Beschuldigter ermöglichte. Die Becathnngsdaner der Jury in diesem Proccsse war die längste, die seit dem Bestände des Schwurgerichts in Wie» vorgekomme». Die Verhandlung schloß vor überfülltem Zuschanerraum um ein Uhr Nachts. Cholerabericht. Die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ist jetzt in Hamburg verhältnißinäßig nicht größer» wie i» Altona. Vom Freitag bis Sonnabend Mittag waren in Hamburg 47 Erkrankungen nud 17 Todesfälle, i» Altona 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle. Vom Sonnabend Mittag bis zum Sonntag Mittag waren 43 Erkrankungen nnd 21 Todesfälle gemeldet. Im Berliner Lazarett) sind seit Donnerstag keine Cholcrakranke mehr eingclicfert und auch nur einige wenige Choleraverdächtige angemcldet worden. ! Die Kraft der Seuche wird allgemein als gebrochen betrachtet. Im Lazareth befinde» sich etwa »och 40 Personen. I» Hamburg erregt es nach einer Depesche der „Voss. Ztg." lebhaften Unwillen, daß der Staat sich den Transport von Choleraleicheil mit 14 Mark bezahlen läßt, während er Anfangs unentgeltlich geschah, namentlich aber, daß die kleinen Leute innerhalb 14 Tagen zahlen sollen. In Charlotten bürg und Stettin sind einige wenige neue Fälle konstatiert» ein Leutnant Pearh's Grönlandfahrt. lieber die Forschungsreise, welche der Marinelentnant Peary im Aufträge der Akademie der Wissciischaflcii i» Philadelphia zn glück lichem Ende geführt hat, liegt, wie der „Franks. Ztg." aus London berichtet wird, jetzt ein anssührlicher Bericht vor. Der Zug bestand ans dem Leutnant Peary als Befehlshaber, seiner junge» Fra», G. M. Verhörs, vr. Cook, E. Astrup, M. Hcnscn und einem farbigen Diener. An der Mc Cormick Bai, wohin (sie der Dampfer Kite im Juli 1891 brachte, wurde ein Holzhaus erbaut nnd durch eine Mauer aus Steinen nnd Torf gegen Wind nnd Kälte geschützt. Eskimos lieferten dem Zuge Hunde, verfertigten Anzüge ans Nenu- thicrfälleil und Säcke zum Schlafen. Aber dazu zu bringen, die Reise über die Eisfelder niitziiinache», waren sie nicht. Sie sagte», Niemand würde von cinei» solchen Unternehme» lebend znrückkehrc». Alle würden von dösen Geistern vernichtet werde», welche diese Ein öden unsicher machen. Während des Septembers unternahmen die Reisenden Bootansslüge nach verschiedenen Punkten. Die Jagd gab viele Beute. Als die arktise Nacht begann, hatte der Zug 31Nenn- thierc, mehrere Robben und Wallrosse und 100 Vögel als Proviant. Tas Hänschen war warm und behaglich und so verstrich die Zeit angenehm. 100 Tage dauerte die Dunkelheit. Die Temperatur schwankte zwischen 30 nnd 50 Grad unter Null. Die getroffene» Vorbereitungen waren jedoch so vorzüglich, daß Niemand von der Kälte litt. Am 18. April, nachdem das Tageslicht wieder beständig geworden war, nntcrnahm Leutnant Pearh, in Begleitung seiner Ge mahlin, eine Tour nach de» Inseln und User» des Wahle Sundes »nd des Jnglesield GolscS. Den Schlitten zogen 14 Eskimo-Hunde. Ei» Eskimo war Führer. Man schlief ans dem bloßen Schnee ohne weiteren Schuh, nachdem man sich in die ans Nennthierfellen vcr- ertigtcn, am Halse eng anschlicßenden Säcke gehüllt hatte. Auf diesem Ausflug entdeckte Peary zwölf große Gletzscher an dem Golf, ebenso den Daly-, den Putnam- und den Adams-Berg nnd die zackige» Klippe» von Karnack. Am 15. Mai wnrde die gefährliche Reise »ach dem Norden angetreten. Bis znm Humboldt-Gletscher hatte» Peary »nd Astrup Begleiter, von dort aber fuhren sie auf ihrem von vierzehn Hunde» gezogene» Schlitten allein in die unbekannte Oede hinaus. Am 31. Mai schaute» die beiden Reisenden von dem Rande des den großen Gletscher nährenden Beckens in den Peterman Fjord hinab. Am 8. Juni sahen sic das Land an der Spitzendes St. George Fjords. Die nächsten zwei Wochen Hallen sie viel vom Sturm und Nebel zu leiden. Eis schollen und sleil abfallende Eisfelsen bvten »ngehenre Schwierigkeiten dar, als Peary nnd sein Genosse die Becken, welche den St. Gcorge's- nnd Sherard-Osbvrnc-Gletscher speisen, zu erforschen suchte». Am 26. Juni befanden sie sich unter dem 82. Breitengrade. Bisher hatten sic das Land im Nvrdwestc» gehabt. Jetzt trat es ihnen im Norden nnd Nordoste» entgegen, darauf im Osten nnd endlich im Sndostcn. 4 Tage lang dauerte der Marsch nach dem Südvstcn. Als eine Oeffnnng in de» Bergen erschien, fuhren die Reisende» direct dem Lande zu, welches sie am 1. Juli erreichten. Nach dreitägiger Reise überlaut) gelangte» sic an eine gegen Ost und Nordost ii» 81.37 Grad nördlicher Breite und 8t Grad östlicher Länge cius- schanendc Bai. Diese Bai nannte Pearh Jndcpeudence-Bai zu Ehren des Tages, an welchem sie entdeckt wurde. Der große Gletscher, welcher in die Bai mündet, wnrde Acadcmy-Gleischer gelaust, zu Ehren der Acadcmie der Wissenschaften in Philadelphia. Weiter nach Norden pvrzudringeu war nicht möglich. Hier war das Ende der großen grönländischen Landmasse, das von Peary zum ersten Male festgcstcllt worden ist. Am 9. Juli traten die beiden kühnen Männer mehr landeinwärts die Rückreise au. Die Reise halte 90 Tage gedauert. 1300 Meilen waren znrnckgclegt. Selten hat Jemand eine so große Schlittenfahrt unternommen. Bon de» 14 Hunden waren 8 gestorben. Der Schlitten, welcher so gnt aus hielt, war 10 Fuß lang nnd 16 Zoll breit. Er ivvg nur 13 Pfund und Halle 450 Pfund Fracht zn tragen. Die Hauptnahrung bestand ans Pennnikan, Erbsensuppe, Bohnen, Thee und Biskuit. Ein Zelt wnrde nicht mitgenommen. Die vorzügliche Kleidung gcnngle, so daß nia» selbst die Schlafsäcke »ach einiger Zeit nicht mehr brauchte. Das Wetter war im Allgemeinen günstig. Nur scharfe Winde und Nebel machte» häufig viel zu schaffen. Am 23. Juli d. I. traf der „Kite" wieder in M'Cormick Bai ein. Peary war damals noch nicht znrückgekehrt. 10 Tage nach der Ankunft des Schiffes beschloß man Peary entgegenzufahreii. Aber schon 10 englische Meilen' von „Redcliffe" sah man a», 6. August dunkle Gegenstände sich über das Eis bewegen. Es waren Peary und Astrup. Vorn ging Peary, elastischen Schrittes, gesund und kräftig auSsehend. Astrpp fuhr den Schlitten. Nach wenigen Stunden befanden sich alle Mitglieder des Zuges an Bord des „Kilk't", Soweit war der Zug von jedem Unfall verschont geblieben. In elfter Stunde trat da» Unglück Hera». Der Mathematiker und Meteorologe de» Zuge», der 25 jährige Ber- hoef au» LoniSville, bat sich Urlaub auf 2 Tage au», um Mineralien zu sammeln. Er ist niemals wieder znrückgekehrt. Sämmtliche Theilnehmer an dem Zuge haben 7 Tage nach ihm gesucht. Sie gingen seine» Fußsiampfe» nach. Auf einem gefährlichen Gletscher fanden sie Steine, welche Verhoes dort hingelegt hatte, aber von dem Unglücklichen selber konnte man nicht» entdecken. Wahrscheinlich ist er in eine Gletscherspalte gefallen. Sein traurige» Schicksal ging alle» seinen Gefährten tief zn Herze». Die Sammlungen des Peary' scheu Zuge» werden aus der Chiccigoer Weltausstellung im nächsten Jahre ansgestellt werden. Sie enthalten eine große Anzahl von Säugethiere», Vögeln, Fischen, Jnsecte», Pflanzen und Movscn.. Die Pest in Rußland. Russische» Blättern entnehmen wir folgenden Bericht: Die asiatische Cholera ist ein Nichts gegenüber der furchtbaren Epidemie, die seit einigen Tagen die Bevölkerung von Turkesta» geißelt. Ein am 23. September in Petersburg eingetrosfeuer Bericht des Gcueral- gvnverncnrs von Turkesta» meldete, daß der „schwarze Tod", wie die Tartarc» die verheerende Epidemie nennen, am 10. September den Bezirk Askabad heimgcsncht nnd in 6 Tagen 1303 Opfer gefordert habe. Der Bezirk hat eine Bevölkerung von 30,000 Einwohner». Gegen den „schwarzen Tod", der in Westasien schon seit langer Zeit bekannt ist, gicbt cs kein Heilmittel. Wie ein tvdtbringender giftiger Wüstenwind überfällt er plötzlich ganze Landstriche, vernichtet Mensche» und Thiere und verschwindet dann ebenso rasch, wie er gekommen, ohne daß es der Wissenschaft gelänge, sein innerstes Wesen zn er- grüden. So ist der „schwarze Tod" auch diesmal im Bezirk Aska bad schon nach 6 Tage» verschwunden nnd ließ nichts zurück, als verpestete Leichen, deren Autopsie nicht vorgeiiviiimen werden konnte, weil die Körper zu rasch in das Stadium der Auslösung und Ver wesung eintrelcn. Der Bericht des Gouverneurs enthält dann »och folgende Einzelheiten über die Begleiterscheinungen der schrecklichen Krankheit: Sie beginnt mit heftigen Fieberschauern, die den Kranken vom Kopf bis zu den Füßen rütteln nnd schütteln und etwa eine Stunde lang van fünf z» fünf Minuten eintrctcn. Nach Verlauf dieser Zeit befällt den Kranken eine unerträgliche Fieberhitze; der Puls geht immer schneller nnd die Körperwärme wächst beständig. Der Kranke wird von Krämpfe» nnd Ohnmacht ergriffen »nd von furchtbaren Schmerze» gepeinigt; Plötzlich werden die Glieder starr und kalt, der Kranke kann sich nicht bewegen und läßt nur hin und wieder ein grauenerregendes Gewimmer höre». Diese zweite Krank heitsperiode dauert 15—20 Minnlen. Nach dem eben geschilderten Zustand der Agonie offenbart sich in dem starren Körper das Leben nur noch durch, ein schweres Athmen des Patienten, bis endlich »ach knrzer Zeit der Tod einlritt. Dan» bedeckt sich der Körper mit großen schwarzen Pestbeulen, die sich rasch auSdehne» und den Leich nam in wenigen Minuten zersetzen. Aus Nah und Fern. — Ein Geistlicher über den Journalistettbernf. Am Grabe des jüngst in Glogau verstorbene» Nedactenrs Michaelis hielt der amlirende Geistliche einen Nachruf, in welchem er n. A. folgende Worte sprach: „Es ist ein harter und mühseliger Berns» dem sich dieser Man», den wir jetzt zur ewigen Ruhe bestatte», mit Treue nnd Hingebung bis zn seiner letzten Stunde gewidmet hat. Wenn uns an jedem Tage um einen geringen Preis das Blatt ins Hans gebracht wird, in welchem wir die Nachrichten von Nah und Fern wohlgeordnet zusammengestellt finde», wenn wir, wie es wohl bei vielen geschieht, es gespannt erwarten nnd mit Hast danach greifen, dann denken wir bei dem Vergnüge», welches uns die Lectüre bereitet, »nr selten a» die Mühsal der Herstellung, und noch weniger einpfinden wir das Gefühl des Dankes für die Männer, die in anstrengender, die Nerven erregender Arbeit all' den Stofs znsammcntragen »nd in fliegen der Eile sichten und ordnen. Wie viel Klugheit, wie viel Ausdauer und Emsigkeit gehört nicht dazu, um hier und dort Neues zn erfahren, wie anstellig, gesellig, wie vorsichtig und besonnen muß der nicht sei», der einen verschlossenen Menschen dazu bringen will, den Mund zn öffnen nnd ihm Interessantes iiiilzntheilen; wie viel Geist nnd Laune braucht man nnr, um den einfachen Stofs zu würze» »nd ihn dem Geschmack des Lesers angenehm z» machen; nnd da gilt cs, jo viele Klippe» zu vermeiden! Die Hüter des Gesetzes luge» mit scharfem Auge, ob nicht irgend eine Notiz das Maß des Erlaubten überschreitet, oder sie gehen den Spuren nach, auf welchem Wege diese Nachricht in die Spalte» des Blattes gedrungen ist, und vollends, Wen» irgend einer ans der Masse durch eine Meldung verletzt ist oder sich verletzt glaubt, wen» in der Hast der Geschäfte eine Rede wendung z» scharf geworden ist, wie viele wetzen da die Zähne, nur an dem Rufe des Mannes zu nagen» dem sie doch so viele an genehme Sinndcn zn verdanken haben! Die Presse ist, wie man sagt, die sechste Großmacht, aber ihre Vcrtrelcr, so sehr sie auch das öfjenltichc Urtheil bestimme», haben mit dem ösfcntlichen Vornrtheil schwer zu kämpfe» und entgehen zudem auch bei dem redlichsten Willen, Recht und Gesetz in Ehren z» halten, nicht der Gefahr, das Maß zn überschreiten und Harle, bitter empsundenc Strafen an ihrem Gute oder gar a» ihrer Freiheit zu erdulde»." v-rautw°rll>ch: sttr Bollllsch-». O-i'Iliq-S ii»» «kiilNkt-ntlIMH-» Julius Theiß, >ür Sächsisches: Frau , G!>I>c; siir reu übrige» ThcN der Bcrlcüci I shmminch m Tl'ciilllitz^ <üür Aiisbewahnmg »Iid Vl/I.llkudiliig nicht kideiener Mamiftnple wud mchl neliligt.) »Abonnements Sächsischer Lan-es- Cintadu na. * (General-Anzeiger). Diese verbreitetste, unparteiische, billigste tägliche Zeitung kostet monatlich nur Ais) Pfg., in Chemnitz frei ins HmiS. 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