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WWWWW M»WMIWWIWWM1WA ^WWM Mr. 220. — Mittwoch, 81. September 1892. — 12. Jahrgang Beilage za Sächsischer; Landes Anzeiger »erlag t»o« AlexanLer Wiede i« Chemnitz, Theaterstraße 8. (Chemnitzer; Geneval-Anzeiger). Die marrokanische Frage. Nachdruck verboten. Die Verhältnisse i» Marroko haben sich so gestaltet. daß mit Ing und Recht von einer marroknnischcn Frage gesprochen werden, die heule jeden Tag in ein akutes Stadium treten kan». Es wird daher unser» Leser» erwünscht sein, in beifolgendem Kärtchen eine» Ueberblick über die Lage der wichtigste» in Frage kommenden Orte zur Hand zu habe». Er sind zwei Vorkommnisse, welche in erster Linie von Neuem das Interesse Europa'- auf Marroko gelenkt habe»: einmal der vorläufige Mißerfolg der englischen Gesandtschaft und sodann die Gefährdung der Europäer in Tanger durch den Aufstand eine« KabylenstammeS. Im Mai d. I. brachte England die Frage her marrokanische» Angelegenheiten wieder in Gang durch dl« Forderungen, welche es durch feilte» Gesandten Sir Ena» Smith dem Sulla» vorlegte. Diese Forderungen betrafen folgende Punkte: l. Schaffung gemischter Gerichtshöfe; — 2. Revision mehrerer Artikel der Madrider Con« vention von 1860; — 3. Errichtung eines eng lischen VicekonsulalS in der Hauptstadt Fes, unter englischer Flagge; — 4. Coucession einer Tele graphenlinie vv» Tanger nach dem wichtigen Hafenvrte Mogador an der Westküste; — 5. Er- tichlung von Befestigungen in Tanger auf Rech nung der Sultans; — 6. Uebertragung eines Hanse- a» die englische Bankfirma „Non ^.krican öantcinF Oorpcnrrtion." — Die marrokanische Regierung ging hierauf nicht ein und behandelte den englischen Geschäftsträger in beleidigender Weise; allerdings soll sie durch das sehr schroffe Anstreten der letzteren in bedauerlicher Weise provocirt worden sein. Sir Euan Smith mußte unverrichteter Sache wieder abreisen. Inzwischen mag dem Sultan doch wohl eine Ahnung der Gefahren gekommen sein, die er durch eine Beleidigung Englands herausbeschwört; er hat Wiederaufnahme der Verhandlungen augeboten, und zweifellos wird eine solche z» gelegener Zeit erfolgen, wenngleich »»»mehr wohl unter für den Sultan sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Knrz darauf wnrden, im vorigen Monate, die Augen Europa? von Neuem auf die unserem Erdtheile so nahe liegende Nordwestecke Afrikas gelenkt, als der Aufstand des Kabyleustammes der Angcras gegen die Regierung des Sultans eine Zeit lang Leben und Eigen- thilin der in dem Hafenplatz Tanger ansässigen Europäer gefährden zu wolle» schien. Ter kleine Stamm der Angeras hat seine Wohn sitze in der Nähe Tangers, wie denn überhaupt die ganze Nordküste Marokos, das Gebiet Teil, in einem oft sehr zweifelhaften Unter- thanenverhältniß zur Negierung in Fes steht. Die Truppen des Sultans haben bei Tanger den Aufständischen einige unentschieden gebliebene Gefechte geliefert, und in den ersten Tage» des lausenden Monats kam plötzlich die überraschende Kunde, daß die AngeraS sich freiwillig nnterworfe» hätten. Die den Europäern bei einem weiteren Umsichgreifen des Aufstandes drohenden Gefahren sind also vorläufig beseitigt. -> Kein Kenner der marrokanischen Verhältnisse wird jedoch be zweifeln, das; diese vorläufige Ruhe »nr von kurzer Dauer ist! Viel mehr ist mit Sicherheit anznnehmen, daß bereits die nächste Zeit eine neue Anfrollnng der marrokanische» Frage bringen wird. Der Auf stand der Angeras ließ die innere Zerrüttung des Landes erkennen, sas schroffe Vorgehen Englands warf ein Streislicht auf das Be- streben unseres voraussehende» angelsächsischen Vetters, bei einer eventuellen Thcilnng des Landes sich ein energisches Zugreifen zu sichern. Und diese beiden Momente sind er, die eine marrokanische Frage schnfen und nicht im Sande verlaufen lassen: die notorische Unfähigkeit der eigenen Negierung, da- ganze mächtige Gebiet wirklich z» beherrsche», und die notorische Agitation Englands, nm sich im Lande festzusetzen. Vor dem Auftreten England- lag die Frage in sofern viel einfacher, als bis dahin nur Frankreich und Spanien als Erbprätendenle» anftratcn. Die geographische Lage Marrokos läßt in der That nicht verkennen, daß diese beiden Länder als natürliche Erben des morschen Sultanats gelten können; eine Theilnng des Landes zwischen diesen Beiden wäre vielleicht der naturgemäße Gang der Entwickelung gewesen. Nu» aber England mit dem ersichtlichen Bestreben anflritt, sich an der Theilnng de- Landes eine» Platz zu sichern, erlangt die Frage auch für u»S Deutsche Bedeutung. Eng land erweist sich in allen fremden Erdthcilen als der erbitterte Feind des deutsche» Interesses; eS kann uns also durchaus nicht gleich giltig sei», ob i»iser Hauptgcgner in Afrika noch neue colossale Land «Werbungen macht. Verhindert England die naturgemäße Theilnng Marroko- zwischen Frankreich und Spanien, so kann im Interesse einer Sicherung des Gleichgewichts der europäischen Mächte in Afrika die Roth. Wendigkeit rintrete», auch uns einen Theil Marroko- zu sichern. Ein Hasen an der Küste des Landes könnte als deiitsche Floltcnstation zum Schutze unserer Verbindung mit den Colonicn von hohem Werthc sein. Marroko enthält viele überaus werthvolle Landstriche neben Steppen und Wüsten; cs wäre also keine „Sandbüchse", für die sich europäische Colonialpolitiker erwärmen würden. Es sei bei dieser Gelegenheit gestattet, zu bemerken, daß übrigens der Name des Landes nach einem in Kettler's Zeitschrift für wissen schaftliche Geographie geführten Nachweise eigentlich Marroko ge schrieben werden muß, nicht aber Marokko. Ihr Diener. > Von M. v on Bülow — (Fortsetzung und Schluß.) > Nachdruck verboten. Ziemlich rücksichtslos gegen den vermeintlich Schlummernden riß Emil die nächste Thür auf — das anstoßende Zimmer und der Diva» darin waren leer. »Er legte sich doch vorhin zugleich mit mir nieder!" »Und ging gleich darauf in das Pflanzcnyans, wo die Frau Baronin schon verweilte!" Emil's Gesicht verfinsterte sich. Seine Augen vegannen zu blitzen. „Wenn D» faselst oder lügst, Johann, so drehe ich Dir den Hals n»> — mein Wort darauf!" „ES gilt, gnädiger Herr!" Mit Blitzesschnelle warf Emil den HauSrock ab und fuhr mit einer Bürste durch sein Haar. Auch wenn die Treppe schon ge brannt hätte, würde er das »och gethan haben. Dann stürmte er »ach den, Garten — der Orangerie zu. Johann folgte, stumm »ach der Bank hinter dem Mitlelgcbüsch weisend. Die Bank war Heer. Eben wollte Emil zornig lvsbrechen, als ein Gärtnerbursche alhcmlvs herbeikam und ihm ei» von der Hand des Grasen adressirtes Billet überreichte. Hastig zerriß der Baron dar flüchtig verklebte Couvert. »Lieber Vetter," las er, »soeben durch eine Depesche abberufen, eile ich, den nächsten Zug noch zu erreichen. Verzeihe, daß ich mich von Dir nicht verabschiede. Alles Nähere morgen! Dein Armin." Johann las mit und sagte bedeutend: „Es ist keine Depesche gekommen, Herr Baron!" Emil begann die Fassung zu verlieren und beachtete darum auch nicht die Indiskretion des Dieners. Ei» schrecklicher Verdacht hatte sich seiner bemächtigt. „Wo ist die Baronin?" schrie er ins Blaue hinein. „Wo wird sie sein?" dachte Johann. Gab es doch für ihn keinen Jrrthm» mehr! Sie kehrten eilig in das Schloß zurück — die Baron,'» war nirgends zu finden. Niemand wnßte, Ivo sie geblieben war. Auf Johann's Gesicht malle sich Bestürztheit und Verzweiflung. Ter Baron stand wie versteinert, bleich bis in die Lippe», in den, Zimmer, wo seine Frau vorhin noch geweilt hatte. Johann, in völliger Selbstvergessenheit seiner Stellung, faßte den Arm seines Herrn.; „Kommen Sie, gnädiger Herr, wir wollen nach dem Bahnhof!" In wenigen Minuten war ein Wagen angespannt. Baron Emil hatte inzwischen einen Revolver aus seinem Pistolenkaslen genommen »nd zu sich gesteckt. Johann sah das und fand es ganz natürlich. Der Zug war abgegangen, als sie ans dem nahen Bahnhof anlanglen. Die kleine Station lag wie ans gestorben da. Von einem Bedienstete» erfuhren sie, daß Graf Armin, ohne Diener, ohne Gepäck, soeben abgereist sei. „Ganz allein," wnrde ausdrücklich bestätigt. ^ ^ »Sie wirb ihn schon zu treffen wissen!" murmelte Emil vorI Für SU ist da- ja doch eine sich hin. Dann rief er: „Nach Hause! Ich muß mich fasse», mich sammeln! Ucberlcge», was zu thun ist! Mir ist, als hätte mich ei» Straßenräuber von rückwärts auf de» Kopf geschlagen. Er winkle dem Kutscher, allein zurückznfahren, „nd schlug de» Fußpfad ei», der durch den Wald zum Schlosse führte. Die Sonne senkte sich gegen Weste». Der kaum belaubte Wald war kirchcn- stille. Der Baron blieb plötzlich stehen und sagte: „Es kann ja gar nicht sein, Johann! Ich bi» ein Narr! Alles muß sich ans natür liche Weise erklären." I» seiner Aufregung sprach er mit Johann noch immer wie mit seinesgleichen. „Es kann so sei», gnädiger Herr, und eS ist so," versetzte der Diener, der »eben, nicht hinter seinem Herrn her schritt. „Sie wissen, Sie übersehe» »nr noch nicht alles!" Und tief anfathmcnd mit schwerer Zunge die Worte suchend, begann er: „Die gnädige Frau ist unglücklich — vergeht vor Heimweh. Sie ist viel zu viel allein und fühlt sich dann verlasse», verloren in der Fremde . . . Solch «in junges Blut »nd solch sei» offenes Herz will sich anschließeu — anch ein Bischen gehätschelt sein . . . . Der Herr Baron hat sich nm die junge Fra» zu wenig gekümmert. Und sie, sie hat sich nicht wie andere mit Putz oder Klatsch getröstet. Sie hat sich anch nicht den Hof mache» lassen — nein! Sie hat immer allein in ihrem Zimmer gesessen, geseufzt, getrauert »nd höchstens an Mutter und Schwester» geschrieben ... bis der Herr gekommen sind. Der hatte freilich gleich ei» Auge ans sie geworfen. Und ein bischen gefallen hat das der gnädigen Fra» denn doch. Dabei hat ihr der gnädige Herr noch manches scharfe Wort gegeben — na — was hat da noch gefehlt? Heute ist er ihr nachgestiegcn in die Orangerie, und da habe ich einiges gehört, gnädiger Herr, was sie gesprochen haben. Mit denselben Worten kann ich's nicht wiedergcbcn — sie haben nämlich sehr schön gesprochen; aber eS war ungefähr so: Er meinte, die Frau Baronin wäre eben die Frau, die er sich immer gewünscht hätte »nd die er nicht finde» konnte. Und was erwiderte die Gnädige? „Ich habe meinen Mann lieb, Herr Graf, und will Sie gar nicht angehöre»!" Da schrie er »nr so heraus: „Ihr Mann ist es nicht werth und verdient das nicht," und so dergleichen mehr. . . Weiter kann ich nicht- sagen, gnädiger Herr. Aber ich denke eben, daß er ihr eingeredet hat, er wäre mehr werth, wie der Herr Baron . . . bitte sehr »m Verzeihung, daß ich eS so sage — aber es ist eben wahr . . ." Der Baron, bald leichenblaß, bald glühendroth, hatte gesenkten Blickes zugehört. Jetzt blieb er vor einem blühende» Haselstranch stehen und schlug mit seiner Gerte »»barmherzig auf di« Blüthen- zweige ei». „Wenn es wahr ist — wirklich wahr ist," stieß er hervor, „dann wäre es ja das Beste, mir di« Kugel selbst durch'» Hirn z» jagen! Da hätte ich ja alles selbst verschuldet. . ." Er zog den Revolver ans der Tasche und untersuchte di« Läufe. Johann fiel ihm nicht in den Arm. Bleich» bebend stand er daneben nnd stotterte: „Gnädiger Herr — ich bitte Ei« nur u« eins: Für mich auch eine KutzA! Schießen Sie zuerst auf mich! Emil hob den umflorten Blick vom Bode». „Bist Tu verrückt Bursche?" „O nein, gnädiger Herr! Aber was sollt« ich denn noch, wenn die gnädige Frau fort ist und ich Ihnen nicht mehr dienen könnte?" , Emil maß den Diener mit dem Blick. Endlich mochte e» ihm in'S Bewußtsein kommen, daß er von Johann erfuhr, was er längst hätte wisse» können — wissen solle». „Johann — Johann . . .!" Er verstummte wieder, wie er drückt von den auf ihn einstürmende» Gedanke». Eine lauge Weil« blickten sich Herr »nd Diener in'S Auge. Der Diener senkte den Blick nicht. Er sagte schlicht: »Ter gnädige Herr mag mit mir machen, wa» er will, aber ich konnte nicht ander-, als die Wahr heit sagen." ^ Emil stieß ein bitteres Lachen aus. „Mit wem soll ich mich nun zuerst schießen? Mit meinem Vetter oder mit Dir?" Er steckte den Revolver ei» und setzte seinen Weg fort. Johann folgte. Er sah, wie sich de» Barons rechte Haüd i» krampfhaste», Zorn ballte — wie dann diese Empfindnug sich zu . ^ löse» schien — dcr Baron trocknete sich di« Stirn »nd griff, schwer ,i ansseufzend, nach dem Herzen. Es mochte seinem atme» gnädige» - Herr» doch wohl recht schlimm z» Mnlhe sei». Und Johann seufzt« fast »och lauter als sein Herr. Plötzlich sprang etwas ans dem Gebüsch aus de» Baron loS — Nice, das Hündchen der Baronin. Emil stieß eine» Schrei a»S: „Sie muß hier sei» — sie ist hier!" Nnd er eilte in de» Wald hinein, in der Richtung, aus welcher der Hund gekommen war. Dort schimmerte ein helivtropfarbene» Kleid durch die schwach be laubten Zivcige. Ottilie saß anf einem umgeleglcn Baumstamm — ganz so leicht gekleidet, wie sie vom Frühslückslische aufgeslandeu war, das Gesicht in de» Händen verborgen. Sie schien z» weinen oder Halle doch geweint. ^ t „Ottilie!" rief der Baron. „Du bist »och hier? Bist mir noch . nahe?" Sie schlug die große», thränensenchlen Auge» zu ihm auf. „Wo sollte ich den» sein?" fragte sie mit ihrer kindlichen Stimme. »Dn — Dn wolltest nicht fort? Du hast Dich nicht von mir gewendet?" Nn» erglühte sie. „O — Du weißt . ^ .? Er — jener hat Dir davon gesprochen? Aber er hat Dir doch auch gesagt, daß ich ihn gar nicht anhörcn wollte, so daß er im Zorn davonging!" „Ja — ich weiß Alles — Alle», Tu Engel!" Er warf sich in das thanfcuchle Gras z» ihren Füße», umschlang sie und flüstert« ihr zu . . . Es mußten süße, verheißungsvolle Worte gewesen sein, den» ihr liebliches Gcsichtchen erstrahlte rosig verklärt. Johann stand hinter einem Baume, an einen Stamm gelehnt, »nd schluchzte. Ottilie bemerkte das zuerst. „Ei, was fehlt den» »iiserm Johann?" Sie halte sich erhoben nnd stützte sich anf den Arm ihres Galten. .' /i „Was mir fehlt, gnädigste Frau? Ach — nichts! Das heißt: ^ ich möchte um meine gnädige Entlassung bitten. Jetzt ist ja Alle- gut und die gnädige Iran brancht mich jetzt nicht mehr nnd," platzte er mit thräuenerstickter Stimme heraus, „die Rosen wird der Herr Baron von nun an selbst besorgen!" Ottilie in ihrem Wvnnerausch beachtete nicht, wie rälhselhaft diese Worte klangen. Emil's Gesicht dagegen verfinsterte sich, aber nur für eine» flüchtige» Augenblick. Dann sagte er gütig: »Am Ende irolle» wir uns doch lieber nicht diiellire»! Ich will Dir dafür einen anderen Vorschlag machen. Wenn's Dir recht ist, mein Bursche, so magst Dn hinüber »ach Wallershanse» kommen, al» Schaffncr an die Stelle des verstorbenen Reumann!" „Wie der Herr Baron wünschen, nnd — ich tanke anch recht schön!" stammelte Johann. „Und ich iverde Sie dann verheirathen — gut verheirathen!" rief Ottilie mit strahlender Miene. „Schön," sagte Emil befriedigt. „Die Aclleste wäre versorgt.* Mit trinmphirendei» Lächeln führte er jetzt seine Frau dein Schlosse zn — stolzer und beglückter vielleicht, den» er je als Bräutigam gewesen. Johann folgte, gesenkte» Hauptes, schwankender Haltung, die vorschriftsmäßigen drei Schritte hinterher. Ans Nah ,md Wr,». — Von Stufe zu Stufe. Der Freiherr Job von Man« tcuffel, Majvratsherr auf Topper, Kreis Züllicha», Soh» des ver storbenen Gencralseldmarschalls und Statthalters vv» Elsaß-Loth ringen, wurde am Donnerstag Vormittag gegen 11'/, Ithr in einer Droschke erster Klasse durch de» Gerichtsvollzieher Fischer, Linden straße 17, verhaftet. Die Veranlassung hierzu ist folgende: Der Herr Baron hallo im Jahre 1889 mit seiner Frau und seiner Schwester gemeinschaftlich bei einer hiesigen großen Jnwelicr-Firma anf Credit ein Pcrlen-Collier von hohem Wcrthe entnommen »nd dasselbe sogleich anf einem Leihamte versetzt. Bald darauf wnrde über das Vermögen des Herr» Baron Job von Mantenffel der Con« cnrs verhängt, ohne daß die Firma bis dahin trotz mehrfacher Pfänd ungen zn ihrem Gclde gekommen wäre. Seit einigen Tagen hält sich »n» dcr Herr Baron nebst Gemahlin nnd drei Kindern im Germania-Hotcl am Alexanderplatz auf nnd führt eine sehr kost spielige Lebensweise. Dies erfuhr die geschädigte Firma, welche »nn sofort die Gelegenheit zu einer erneuten Pfändung bei dem Baron benutzte. Herr von Mantenffel mußte dem Gerichtsvollzieher nach dem Geschäftslokalc der Juwelicrfirma folgen, nnd bei der dort vor genommenen Durchsuchung des Barons fand man — eine Nickelnhr, sowie fünf einzelne Markstück« vor. Nach diesem Resultat wnrde der Herr Baron zur Ableistung deS OffenbarnngscidcS znm Amts gericht befördert, von dem er bereits am Nachmittage wieder frei- gelassen wnrde. Noch am Tage vorher ist dcr Herr Baron nach AnSsage de- Droschkenkutschers Nr. 2037, dessen Wagen er den ganzen Tag belegt hatte, den Fahrpreis von 25 Mark schuldig ge blieben. — Eli» Kadettenstreich. Bei einer Uebnng, zn welcher di« Kadetten dcr Anstalt zn Lichterfelde bei Berlin kürzlich aus dem Hofe versammelt waren, fiel es dem leitenden Officier anf. daß di« Zög- linge sehr wenig bei der Sache waren, dabei aber recht vergnügt« Gesichter zeigte». Anf seine Frage, was das zu bedeuten habe, wurde seine Aufmerksamkeit auf das im Hofe stehende große Denkmal gelenkt, welches allerdings einen sehr eigenartigen Eindruck machte. Der sonst so trntzig dreinschauende Löwe war ei» „Opfer dcr Cholera" geworden. Eine breit« wollene Bind« umhüllte seinen Leib, und «in beigefieckter Zettel kennzeichnet« ihn al» „cholcraverdächtig". Ueber Nacht hatte sich diese Metamorphose vollzogen. Die jungen Leute haben ibrem Unmuth darüber, daß sie mit Rücksicht auf di« Lhvleragefahr jetzt zum Tragen von Leibbintz dieser drastischen Weise Ausdruck gegeben, mit den ,Uebelthät«rn" nicht allzu scharf .