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Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189210278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-10
- Tag 1892-10-27
-
Monat
1892-10
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.10.1892
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wird dem Maschiuifleu deS kohlen zugeS zugeschrieLea, der dem ge- aebeueu Signal zuwider nicht auf dem Einfahrt-zelcise angelalte» qatt«, ti» der Expresszug vorübergefahrcu war. — Tie Weltaus stellung i« Ehieago soll schon zu neue» Streik» dienen. Alle Weiche»fuller der Bereinigten Staate bereite» für den Mai 1893 einen großen AnSstaud vor; sie wolle» den Verkehr völlig lahm lege» uu» hoffe» im Hinblick auf die Ausstellung in Chicago ihre Forderungen dnrchzusetzen. Von anderer Seite wird eS wohl nicht viel anders gemacht werde». — Bei vem Bürgerkriege in Be- «e-«el« ist die noch von den Regierungstruppen besetzte Stadt Barcelona in dir Hände der Aufständige» gefalle», die einen nennenS- verthen Gegner nun nicht mehr zu fürchte» haben. Sächsisches. " — Ein unternehmender Militärverein. Tas frühere Dienslgeböude der königl. Amt-Ha»ptman»schaft in Zwickau ist vom dortige» Militärverein 1 erworben worden, wird jetzt neu gebaut »ab al- Vereins- bezw. Schanklokal cinzerichtet. — «eueS Aabrikgeschäft. In Falken sie in errichtet am 1. November eine Berliner Firma ein umfangreiches Tücherfabrckaiions- Gejchäst. — Dereinigutrg zweier Stävte. In de» beiden, bekannt, lich dicht nebeneinander gelegene» Städten Hohenste in und Ernst thal ist jetzt die Frage zur Verschmelzung wieder einmal auf die Tagesordnung gebracht worden und wird lebhaft besprochen, wie auch dl« in Frage kommenden behördlichen Organe die Angelegenheit kräf- t^ 1a di« Hand genommru haben. Ti« Vereinigung beider Stätte wurde ber«ils vor mrhr als 30 Jahren «»gestrebt und ist i» Laufe der Zeit mehrfach befürwortet worden. Immer aber gab es einfluß reiche Bewohner daselbst, namentlich in Hohenstein, welche aus Gründen, die nur engherziger LebenSanschanuiig entsprangen, die Ver einigung, welche von jedem Einsichtsvollen als für beide Slädle vur voriheilhoft betrachtet werden muß, zn hiiilerlreiben wußte». Auch jetzt «acht sich wieder eine derartige starke Strömung geltend. Die Gegner der Vereinigung in Hohenstein führen als Grund ihrer Weigerung namentlich in- Feld, daß sich Hohenstein finanziell! weit besser stehe wie Ernstthal, und daß daher für erstgenannte Sladt die nächste Folge der Vereinigung eine Erhöhung der Comniunalstener sein würde. Man ersieht hieraus, wie philiströs die Gesichtspunkte dieser Leute sind, von denen ans sie eine wichtige Frage behandeln. Für di« namhaften Vorthcile, welche eine Vereinigung beiden Städte» in ideeller wie materieller Hinsicht bieten würde, haben diese Leute lein Verstäiidniß. Hoffentlich siegt jedoch diesmal die bessere Er- kenntniß. Angesichts der vielfach i'nciiiandergreisenden Interesse» beider Städte würde die VereinigungSfrage, wenn sie jetzt abermals ungelöst bliebe» später doch wieder auftauche» und endlich ihrer Er ledigung zugesührt werden müsse». Welcher Vorlheil würde für Hobcnsteiii-Ernsttcil erwachse» sein, wenn die Vereinigung bereits im Jahre 1858 vollzogen worden wäre, wie damals geplant war. — Militärische Sudelfinken. In Pirna habe» 2 Ser geanten der dort garnisonirendcn Artillerie-Abtheiluiig, welche sich im Basthofe „Zum sächsische» Hof" bezecht hatte», bei», Fortgehen einen Topf mit Eisenlack von dort mitgenommen und hierauf eine große Anzahl Haussronten, Schankaste» und Firmenschilder durch An- und Üeberpinfeln besudelt. Der Gesammtschaden ist sehr be deutend. Die Thätcr haben «ine sehr schwere Strafe zu erwarten. — Sehr romantisch. Ein junger Arzt in Leipzig, welcher Vor Kurzem erst sein Staatsexamen bestanden und sich dann der Ho möopathie gewidmet, wurde auf Empfehlung nach Kreuznach zu einer russische» Fürstin berufen. Es gelang ihm, die Gesundheit der hohen Patientin in kurzer Zeit wieder herzusielle». Die Krankenbesuche brachten den jungen Mann i» nähere Berührung mit der anmuthigen jugendlichen Tochter der Fürstin, die lebhaftes Ingresse an dem Netter ihrer Mutter nahm. Gott Amor thal seine Pflicht, und vor einigen Tagen hat die Verlobung des jungen Arztes mit der Prinzessin siatt- gesnude». Dem Glücke, ein liebenswürdiges und schönes Mädchen zur Gattin zu erhalte», reiht sich hier für den Jünger Aesculaps das wohlthnende Bewußtsein au, der Existenzsorgen für die Zukunft gründ lich überhoben zn sein. — Unglückssall. In Wiederau bei Pegau verunglückte der beim GuiSbesitzer Mohrcnz daselbst bedienstet gewesene 26jährige Geichirrführer Oscar Müller dadurch, daß ihn die beim Ablate» einer Egge auf dem Felde sche» gewordenen Pferde Umrissen, wobei ihm das eine Hinlerrad des Wagens über Kopf und Hals ging, was den alsbaldigen Tod des Verunglückten zur Folge halte. —Jahusdorf i. Erzgeb., 24. Oktober. Bezüglich des Be richts vom 23. d. Bi. ist berichtigend zn bemerkc», daß bei dem am 23. d. M. hier statlgesnndcne» Brande von answärligcn Feuerwehren nur die Neukirchncr anwesend war» welche somit die erste Prämie er hält. — Heule lvurde zu Gunsten dcs Brcmdgcschädiglcn R. Br. i» der Strümp,waarenfabrik der Firma A. F. Sonntag hier, i» welcher der Genannte arbeitet, eine Geldsammlung veranstaltet, welche die Summe von ungefähr 30 Mark e gab. — Brände. In Brunn bei Auerbach brannlc» Wohnhaus und Scheune dcs Gutsbesitzers Heckel, wie auch die aiigebaute Scheune des Gciiieiiidcborstaildes Brückner mit den reichen, unversicherten Ernte- vorräthen nieder. Es liegt unzweifelhaft Brandstiftung vor. — In Auerbach brannte das an der Sorgacrslraszc auf Nittergnlsflur gelegene Emil Hüttcl'sche Sticlhcms vollständig ans; die i» de», Ge bäude befindlichen vier Stickinaschincn sind unbrauchbar geworden. — Selbstmord. In Schwaben bei Waldenburg erhängte sich der GulSbesitzcr Sch. ans unbckom tcm Grunde. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Dil Freunde unseres vlmtes cverdeu erpicht, IMS wichtig Begedcuteilen allNgst mtlzMbeileir. Chemnitz, 26. October 1892. — Die Maurer-, Zimmer- «md Klempner-Arbeiten für das auf dem Grundstücke der lll. Bczirlsichule neu zu errichtende Kochschulgebäude sollen seitens der Stadibauvrrivaltuiig vergeben werdcil. Bei derselbe» könne» di« ersvrderlicheu Unterlagen entnommen werde», woselbst auch die Angebote bis znm 1. November a. o. Mit tags eiiizurcichcn sind. — Zur Hebung des Obstbaues hat sich i» unserer Stadt auf Anregung dcs hiesige» GärtnervereinS eine besondere Seclion gebildet, deren Bestrebungen im Interesse der Allgemeinheit der beste Erfolg zu wünschen ist. —8 Im evangelischen Arbeiter - Verein, Gruppe 3, Chemnitz-Schloß, wird heute Donnerstag Abend 8'/, Uhr i»i Gast haus „Jricbrichskron", Lcipzigcrstrcissc, Herr Schuldireclor Büchner «ine» Vortrag Hallen über das Thema „Vor 409 Jahren". Ter Herr Vortragende wird über Christoph Eolnmbus und die Entdeckung Amerikas vor 400 Jahren sprechen; es sei ganz besonders a»f diese» Vortragsabend aufmerksam gemacht. Der Abend wird verschönt werde» durch gesangliche Darbietungen des Kirchenchores der Schloss- kirche unter Leilmig des Herr» Cantvr Bemmann. Gäste sind will kommen. — Stadt-Theater. In der morgen Abend stallfindende» Aufführung des „Freischütz" wird Frl. Jsabella Martin vom Stadt-Theater in Magdeburg die Rolle der Agathe singe». —i. Mosella. Die allabendlich km Molellasaal stattfindenden Vorstellungen sind regelmäßig recht zahlreich besucht, wohl der beste Beweis dafür, daß das gegenwärtig engagüte Künstler-Personal durch seine Leistungen die Besucher zu fesseln weiß. Eine ganz besonder- drollige, mustlalische Scene bietet der Clown Herr H. Lholeu mit seiuew dressictcn Pudel; das Singen oder vielmehr Heulen des klugen Pudels ist von außerordentlich drastischer humoristischer Wirkung. Seit einiger Zeit vervollständigt Miß Ophelia mit ihren dresnrten Kakadu-noch da- Künstler-Ensemble, welches übrigen- in nächster Zeit thrilweise neue» Darstellern weichen wird. —t. Braudbericht. Gestern. Dienstag, in der sLilflen Stunde lvurde die Feuerwehr durch einen Feuermelder nach eiue» Grundstück in der Herrenstraße gerufen, woselbst die hllzenre Berk eiduug und die Riegel einer Fachtverkwand i» Brand gecathen war.». Ju einer halbstündigen Arbeit beseitigte die Feuerwehr jäe weiter« Gefahr. — Kurze Zeit »ach 6 Uhr wurde die Feuerwehr wieder alannirt. Ju einer Dachwohnung an der Mühlenstraß: war durch Umfallen einer Petroleumlampe die gelammte Wohuunzseiurichnmg in Brand ge- ralhe». Dir Löschung des Feuers und die Peränwung der Brand stelle verursachte eine einstündige Arbeit. —L. Gnt abgelanfen. Gestern Abend ',5 Uhr hätte leicht in einem Restaurant der innere» Stadt ei» großes Unglück passirru können; als die dort bcdienstele Kellnerin an deni in brr Milte des Restaurants befindlichen zchnarmige» Kronleuchter Licht onzündr» wollte, löste sich derselbe von der Decke los und fiel mit lautem Ge töse in der nächsten Nähe zweier Gäste zn Boden, wobei sSmmtliche Glasglocken zerschellten. — Große Miterichlagung. Vom hiesigen kaiserk. Postamt« wird uns Folgendes mitgetheilt: Ter seit dem 16. Oktober flüchtige Postassisteiit Rilmer aus Berlin hat, wie erst jetzt ermittelt, auch 2 am Nachmittage des 16. beim Postamte ä in Berlin eingelieferte Geldbriefe mit dem angegebenen Werthe vou 3000 Mark und 10,000 Mark »nterschlagcn. Tie Briese haben Banknoten zu 1000 Mark und 100 Mark im Gesammlbetrage von 13,000 Mark enthalten. Tie Nummern der Banknoten oder sonstige Kennzeichen find nicht bekannt. Tie von Riemer »»terschlagenen Gelder belaufen sich nun mehr ans 18,759 Mk. 52 Pf. Ti- ans die Ergreifung des Riemer und Wiederherbeischaffuiig der gestohlene» Gelder ciuSgesetzt« Be- lohnu» g ist auf 1009 Mk. erhöht worden. —* Wegen Geistesstörung wurde gestern Abend ein Fremder, welcher kurz zuvor von Berlin hier angekomme» war, in das Kranken. Haus gebracht. —* Schon wieder Einbrecher! Vor einigen Tagen wurde n einer Schankwirlhschast der Klosterstraße ein EinbruchSversuch verübt. Ter Einbrecher, der vom Hof« aus eine Leiter an ein ossenstehcndcS Fenster der Küche angelehnt hatte und durch Letzteres einsteigen wollte, wurde durch Bellen eines im Hanse befindlichen Hundes gestört und schien sich dann durch die mittelst Nachschließens geöffnete Thür entfernt zu haben. — Ferner wurde in der Stacht ullin 25. d. M. in eine a» der Zwickauerstraße gelegene Conditorei mittelst Einsteigens in ein Fenster eingcbrochen und aus der Laden- kasse 20 Mark Nickelgeld, sowie ans dem Laden eine Anzahl Cigarren gestohlen. — In derselbe» Nacht wurde «ine Verkaufsbude an der Hartmaniistraße mittelst Sprengung des Schlosses geöffnet und aus derselben verschiedenes Gebäck, Eier und Obst gestohlen. —* Gestohlen wurden in der Nacht zum 21. d. M. an- der Ladencasse eines verschlossenen Ladens der äußeren Johaunisstraße 3 Mark Geld und rin großes Vorlegeschloß; der Dieb scheint mittelst Nachschlüssels in das Innere des Ladens gelangt zu sein; serner von den Fensterläden am Erdgeschoß eines Hauses der Brückenstraße 6 Stück eiserne Vorsteckbvlze» im Werthe von 6 Mark. Verein für Chemnitzer Geschichte. Mit dem gestern im Saale der „Börse" abgelialleiic» Vortragsabende eröffnet« auch der „Verein für Chemnitzer Geschichte" die beoorsleheude Wintersaison. Nach kurzer Begrüßung der leider nicht allzu zahlreich Er schienene» durch den Vorsitzenden Herrn Professor Gottschal dt erhielt der Rebner des Abends, Herr Neal-Gyinnasial-Oberlehrer vr. Uhle das Wort, um über eine im Jahre 1798 unter dem Titel „Däiuonium" erschienene Schmähschrift zu sprechen, aus welcher er die speciell ans Chemnitz bezügliche» Stellen zur Verlesung brachte. Der trotz aller Nachforschungen heute noch »»bekannic Verfasser jenes nur noch in wenigen Cremplare» vorhandene» Machwerks hat dasselbe zwar dem „Genius der Wahrheit" gevidmet, doch dürste sei» Inhalt mehr dem Titel (Teufel, Vater der Lüge- cnliprechen und neben einzelnem Zutreffenden zahlreiche Entslcllnngen und Uebertrciblnige» enthalten- I» besonderen Kapiteln übt dieser Anonymus eine beißende, ja geradezu vernichtende Kritik an Allem, was er vor in», beinahe 100 Jahren bei einem längere» Auscnthaltc in Chemnitz hier als Augen- und Lhrcnzenge gesehen und gehört, de., erlebt haben will. Cr bespricht in diesem Tone die allerdings in der damaligen Kleinstadt gewiß noch reckt primiliven Gast- hansvcrtiältniffe, das Concors- und daraus bezügliche Gerichts- und Advo- cateiiweic», zieht die Anordnungen der städtischen Behörden in Bezug ans Sonntagsheilignng und Sonntagsruhe, sowie di. gelegentlich eines größeren Brandes von ihm beobachteten Feuerlösch-Einrichtniigen in's Lächerliche und schildert in absprechendster Weise die gesellschaftlichen Zustände »nd das Vere nswesen, wobei er der „Casinogesellschaft" und der „Harmonie", die »ach seiner Ansicht „Disharmonie" heißen müßte, als der einzigen beachtlichen Vereinigungen (außer der Nauinaim'iche») gedenkt. Auch über Conccrte und Maskenbälle Theater »nd Kunstgeschmack des Chemnitzer Publikums, die arbeitende Bevölkerung und ihren geringen Bildungsgrad nrtbcilt der Ver fasser i» seinem übrigens ziemlich geistreich geschriebenen Werke mit de» lieblosesten Ausdrücken. Besonders drastisch schildert derselbe die Vorstellungen aus den, damaligen, als Theater dienenden Gcwaiidhansc (welches ans dem heutigen Ncumarkic stand), sowie das verwahrloste Innere und Aeußere der lateinische» Schule (des Lyceinnsl, dessen Lehrkörper »nd Bildungsgang, Bibliothek, Singchor »nd Cnrrende n s. w-, namentlich aber eine Kirchweih ans dem Schlosse, welcher er als Gast des damaligen Pächters beigewohnt. Hier entwirft der Anonymus ein sehr humoristisches Bild von einer solenne» Schlägerei, welche »ach seiner Darstellung von den in jener Zeit allerdings sehr überinüthigen und rohen Drucker» lKattnndruckerei), die er überhaupt mit seinen, besonderen Hasse beehrt, der Musik wegen provocirt worden sein soll. Eine eingehende Würdigung aller in der S.vmähschrist aiifgestelllen Behauptungen »nd Angriffe wußte sich der Redner, der sür seinen interessanten Vortrag lebhafte» Beifall erntete, der dorgeschrittenen Zeit wegen sür eine andere Gelegenheit Vorbehalte». O—. Schwurgerichtssitzuugeit — Chemnitz vom 95. Oktober 1892. Die diesjährige 4. und letzte ordentliche Sitzungsperiode wurde Vor mittags V-10 Uhr von Herrn LandgcrichtS-Director Frommhold feierlichst erösjnet. Nach Ausloosnng und Vereidung der Herren Geschworenen wurde in die Verhandlung gegen den Maurer und Zimmcrmanu Friedrich Hermann Gleißt'erg ans Al tmit tweid.c wegen Münzvcrbrechenö nnv rückfällige» einfache» Diebstahls eingclretcn. Der Angeklagte ist am 3. Februar 1848 geboren, noch ledigen Standes, und ein Zuchthansbrnder ersten Ranges. Schon zu wiederholte» Male» hat er Znchthausslrasen erlitten. Der Angeklagte stand deshalb unter Polizcianssicht. 1891 wurde Glcißberg nach Verbüßung einer zehnjährige» Znchlhansstrase ans freien Fuß gesetzt. Mit 30 bis 40 Mk. Ucbervcrdienst, welcher ihm bei seiner Entlassung ausgehändigt worden war, kehrte er wieder in seine Hcimaih zurück und »ahm dort sein ihm inzwischen zugesallcncs väterliches Erbthcil von ca. 200 Mk i» Empfang. CS war ihm auch ge limgc», sofort wieder Arbeit zu bekommen und er hätte nun recht gut ein rechtichassencS Dasein führen können. Kurz nach seiner Entlassimg faßte er den Entschluß, falsches Geld zu fabriziren. Gleißberg hat denn nu» eine Anzahl Münzen sabrizirt und sich mit diese» auf die Wandcrschast begebe», weil ihm der heimalhliche Bode» in Folge eines NücksallsdicbstahlS znm Nachtheil des WollhSndlcrS Schnricht zu heiß geworden war. Bei seinem Weggange hatte er außer vollwichtigem Geld« »och 17 bis 18 Falsifikat« zu verschiedene» Nennwerthcn bei sich. Zmwchsl hat er sich »ach Chemnitz und Lugau und von da nach Dübeln und Dresden gewendet, um verschiedene Zuchthaosbrüder, deren Bekanntschaft er gemacht hatte, anfzusuchen. -a» Dresden aus ist er über Piam nach Böhmen gereift, »» ihn dt« Remesi« wieder erreichte, indem er wegen Führung falscher Legiliwationspapierr ding fest gemacht wurde. In seinem Besitz« hatten sich damals »och 7 falsche TH'Ierstücke besuadeu, während er die übrige» Falsifikate theil» verausgabt^ lheils weggeworfea haben will. SO Liuthalersiücke, welch« er am 2b. Deetzr. o. A, also 1 Monat nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus«, angefertigt, habe er auf seine Reis« mitgenommen- Bei seinem Weggange aus Altmitt» weida nach Berübuug des BraunkohkendiebstahlS bei Schnricht« bei de« er erwischt worden war, hat er Alles, was Bezug auf die Falschmünzerei hall», mit Ausnahme der Münze», die er an verschiedenen Stelle» an den Man» zn bringe,, verlacht hatte, vernichtet. — Der damals in Altmiltweida statioairte Gendarm bat über die Verausgabung der Falsifikate eotjprecheade Recherche» und Rachsnchilng bei Gleißberg angestellt, die da»» auch zu einem erwünschte» Resultat geführt haben. — Nachdeal »och der Kohlenhändler Schnricht anS Altmi iweida cvnstatirl hatte, daß der Angeklagte ihm aus seinem kohlea- schuppen Abends gegen 10 Uhr 1 Sack Braunkohle» im uugesährr» Werth« von 20 Pr. geft hlm hätte, wurde die Beweisaufnahme gesvloffe». Ter Vertheidiger, Herr Rechtsanwalt Löser, Plaidirie für Annahme mildernder Umstände- Ter Veriieter der königl- Staatsanwaltschaft erklärte, daß er dem An geklagten wohl mildernde Umstände zubilligen würde, wenn derselbe nicht be reits Zuchthausstrafe verbüßt hätte. Hieran, zöge» sich die Herren Geschworenen zur Beratbung zurück. Die an sie gestellten Schuldjragen wurden allenthalben bcjabt, mildernde Umstände aber iiibr in Bewacht gezogen. Die königl. StoalSanwaUschaft beantragte »och die Einziehung der bei dem Müiizverbrrche» verwendeten Werkzeuge und Materialien- Das Urtheil des königl. Schwnrgerichts lautete wegen des Münzver- brechens und des rückfällige» Diebstahls ans eine Geiammlstrase von 6 Iabren Zuchthaus, 10 Jahren EhreiirerhtSverluft und Stellung unter Polizeiaufsicht- — Der Angeklagte unierwarf sich sofort dem gefällte» UrtheilSspruche- Die 2. öffentliche Anklage richtete sich gegen de» Eisendreher Ernst Hcrrniann Georgi aus BernSdors wegen Fälschung ei«er öffentlich«« Urkunde i« gewinnsüchtigrr Absicht, Untreue «rrd Unterschlagung. Ter Angeklagte ist in BernSbach bei Schwarzenberg am IS. Oktober 1859 geboren, seit 1880 in BernSdors wohnhaft, verheiraihet, Vater eines 3jährigeu Kindes, und wegen groben Unfugs 1 Mal mit 1 Woche Haft vor bestraft. Demselben wird zur Last gelegt, daß er in seiner Eigenschaft als Vorsteher dcs Turnvereins zu BernSdors die ibm von diesem anvertrauten Gelder in Höhe von 405 Mk. 84 Pf. in der Zeit vo» 1891 bis 1692 unlcr- schlagcn niid eiue Fälschung, resp. Täuschung durch falsche Einwäge i» daS Sparkassenbuch «nd Vorlegung von selbstqiiiltirte», aber nicht bezahlten Rech nungen begangen habe- Derselbe bekannte sich unter dem Ausdrucke bitterer Rene allenthalben für schnlvig und sucht sein Vorgehen damit z» entschuldigen, daß er durch geringe» Verdienst und lOwöchenlliche Krankheit seiner Frau sich im Nothstand destiiiden und die sür den Turnverrin vereinnahmten Gelder in Eiuzelbeiräge» von 3 bis 5 Mk. erhoben habe. Dadurch, daß die Ziuie» für den Turnplatz nicht regelmäßig bezahlt wurden, ist seitens de- Vereins Verdacht geschöpft und der stellvertretende Tnrnwart Ttic lcr Carl Robert Fleischer vv» Seiten deS Vereins beaustragt worden, die Bermögensverhältnisse des Vereins zu eruircu. Hierbei hat sich »u» ergebe», daß der Angeklagte die Spareinlagen bis ans 1 Mk. erhoben »nd verwendet hat. Zeuge Fleischer bestätig!«, daß diejEhcsra» des Georgi 10—12 Wochen schwer erkrank! genese» sei, daß derselbe auch ein Kind habe beerdigen laste» und d ß er deshalb den Verein »m ei» Darlebu von 50 Mk. angegangen habe, welches ibm auch ge währt worden sei. Dieser Betrag sei von der vernnwentcil Summe in Abzug zu bringen. Die königl. Staatsanwaltschaft beantragle die Verurtheililiig des Ange- klaglen wegen der fortgesetzten Slraslhale» der Fälschung. Unlrene und Unter schlagung, und giebt mileeritde Umstände dein Ermeffeii der Herren Ge schworene» anheim. Auch der Vertheidiger» Herr Jnstizrath Or. Enzinann. ersuchte in Be rücksichtigung des offenen Geständnisses des Angcklag en »nd beste» Nothlage um Annahme vo» Milderiingsgründe» mit der weiteren Bitte, deinelbcu nicht in's Zuchthaus zu schicke», sondern das Vergehen lediglich mit Gesängiiiß zu ahnden. Bon Seiten der Herren Geschworenen wurden die sämmtlichen Schnld- sragen bejaht, dem Angeklagten aber mildernde Umstände «gebilligt. — Der Angeklagte selbst bat, bei Ausmeffung der Strafe die über ib» verhängt ge wesene ÜntersnchnugShaft mit in Anrechnring bringen zu wolle». — Das Urtheil des königl. Schwurgerichts lautete ans eine Gcsammlstrase von 1 Jahr 4 Monaten Gesängurß, wovon jedoch 2 Monate als durch die Unter suchungshaft verbüßt in Anrechnung zu bringen sind. L9 Strafkammer Verhandlungen — Chemnitz. 25. 10. Diebischer Bettler. Am 19. September d- I. bettelte der im Jahre 1860 geborene, nicht wehr unbescholtene Apprclnr-Arbeitcr Hermann Otto Schubert aus Reichenbach i. Vogtl. im benachbarte» Altchemnitz. Bei dieser Gelegenheit gericth er auch in die Wohnung der ledige > B- daselbst »nd stahl aus deren ossenstchender Scktlasstnbe eine gol ene Dainennhr mit Kette im Werthe von mindestens 100 Mk. Wegen diese» Eigeiilhnms-Vcr- gehens erkannte der Gerichtshof gegen Schubert auf 5 Monate Ge fänglich und 3 Jahre Ehrenrechtsverlnst. Die ihm außerdem wegen Bettelns auferlegte Strafe von 1 Woche Hast winde als bereits verbüßt erachtet- Eilt Messerheld. I» der Nacht vom 7. z»m 8. September d- I. machte sich der im Jahre 1859 in Latowitz in der Provinz Posen geborene niid bereits vorbestrafte Handarbeiter Karl Wilhelm Schulz der geiähr- lichen Körperverletzung insofern schuldig, als er aus der Tvristraße zn Mühlan gelegentlich eines Streites de» Bolcnsnhnnann L. mehrere Male mit feinem Taschenmesser in de» Kopf gestochen hat. Nur dem Umstande, daß das Messer ziemlich stumpf war, ist es zn danke», daß der Gestochen« nicht lebens gefährlich verletzt bez. Schulz nicht znm Mörder wurde. Mit Rücksicht auf die hierbei an den Tag gelegte große Rohheit belegte die Strafkammer den Mcsjerhelde» mit 1 Jahr Gesängniß, wovon iudeß 1 Monat als bereits verbüßt erachtet wurde. Cholerabericht. Die Aniiiefdiiligen Hc,,„burg betrugen m» Dienstag sechs Erkrankungen, keinen Todesfall. I», Ganzen sind bisher erkrankt rund 180O0 Personen, verstorben 7623 Personen. Nene vereinzelte Fälle sind constatirt in Tcmmiii »nd in Fordern (Neg.-Bez. Brvinbccg). Alis Nah «nd Fern. — Kleine MittheiUmgen. Etwas zu reichlich ist wohl eiue Ueberschwemmungsnachricht aus China, »ach welcher durch Aus- trelen des gelben Flusses 50000 Menschen ertrunken sein sollen und eine Million voi» Hnngcrlode bedroht sei, wenn nicht schleunigst Lebensmittel käme». Ei» paar Nullen sind da sicher zn viel, weil» nicht die ganze Nachricht eine Ente ist. — Der Kreisa » ssch nst- secretär Niegel in Lublinitz wurde wegen Unterschlagungen zn drei Jahren drei Monaten Gefängnlß vernriheiit. — Die dänische Hauptstadt Kopenhagen soll eine unterirdische Eisenbahn erhallen. Bauunternehmer ist der Staat. Die Kosten werden auf 16 Millionen Krone» veranschlagt. — Der schwedische Dampfer „Oceau" ging im Atlantischen Meere unter. Der deutsche Dampfer „Titania" brachte elf der Ueberlebenden nach Havre. — Das uiederläu bische Hatidelsschiff „Guldas" ist auf der Fahrt von Java »ach Rotterdam mir Mann und ManS nntergegangen. Die Besatzung ivar 15 Köpfe stark, an Bord war eine kostbare Kaffecladung. — Durch die kürzlich gemeldete Ueberschwemmung bei Cagliari ans Sardinien haben nach amtlichen Feststellungen gegen hundert Personen da- Lebe» eingebüßt. — Im Hofgarten in Würzburg soll im nächsten Jahre eine grosse internationale Gartenbauausstellung abgchalten werden. — Anspruchsvolle Theaterbesucher scheine» die Einwohner der ehrsamen, alten Römerstadt NInieS in der Provence zu sein. Da kürzlich viele Personen zn spät kamen, so ging durch da« beim Ein« nehme» der Plätze verursachte Geräusch der Anfang deS gespielte» Stückes fast ganz verloren. Man verlangte nu», daß nochmal» de» gönnen würde, und in der That ließen sich die Schauspieler daz« herbei, da- Spiel abzubrecheo und vo» vorne anzufangen l
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