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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189210140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921014
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-10
- Tag 1892-10-14
-
Monat
1892-10
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.10.1892
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SM Chemnitzer Stadt Anzeiger. »i Fr,«,»« Mllur» vl-tUS wrrdui ersucht, un» wichtige Begeteuteilc» güiigl! mltziitde»««. Chemnitz, de» 13. Oktober 1892. — Bevölkernngs Vorgänge. Laut der von de» königl. Standesämter» Chemnitz I und II veröffentlichten Geschäftsübersicht ,'ür die Monate Juli, August und September d. I. käme» in diesem Zeitraum im Ganze» 1553 GebnrtSfälle (603 Knaben und 750 Mädchen) zur Anmeldung. Davon waren 1416 Kinder (731 Knabe» und 665 Mädchen) ehelich und 137 Kinder (72 Knaben und 65 Mädchen) unehelich geboren. Ster befalle ivnrden im Ganze» 1326 (703 männliche und 620 weibliche Personen) angemeldet, worunter 41 Todtgcburtc». Die Zahl der angeincldelen Ehenuf- gebote belief sich auf 341, die der vollzogene» Eheschlieb»»ge» ans 299, während in 10 Fällen Ermächtigungen zur Eheschließung Vor aurwärligen Standesämtern ausgestellt, 16 Eheausgebole dagegen rückgängig gemacht wurden, — Als Nnterarmenpfleger für den 21. Bezirl wurde Herr Bäckermeister R. Paul Hertel, Marlinstraße 8, in Pslicht ge »vuimen. — Die Vereidigung der Mannschaften der gegenwärtig zur Hebung eingezogcne» I. Ersatzreserve-Compagnie und der am 1. Oct beim hiesigen Regiment« eingctretencn Ein- und Dreijährig-Frei willigen fand gestern Vormittag unter den üblichen Feierlich keiten statt. —e—. Militärisches. Auf dem großen Exercierplatze der hiesigen Garnison au der Zschopauerstraße herrscht gegenwärtig ein reges militärisches Leben und Treiben. Ein Theil der Mannschaften führt daselbst Hebungen i»> Schanzcnban und sonstigen, im Ernstfälle erforderlichen Erd- und Lagerarbeite» ans. Laufgräben werden ge zogen, Erdwällc aufgeworfen re. DaS nicht uninteressante, Wechsel volle Bild lockte in den letzten schönen Herbsttage» zahlreiche Zn schauer an, welche das Fuclfchreiten der verschiedenartigen Arbeite» mit sichtlichem Interesse beobachtete». — Platzmnfik. Um auch den Bewohnern der Ostvorstadt gerecht zu werden, findet die Platzmusik unserer Militärcapelle am nächsten Sonntage aus dem Köruerplatze statt; gewiß ein liebens Würdiges Entgegenkommen seitens unserer militärischen Behörden. : —* Unfall. Bor einige» Tagen spielten Kinder ii» Hofrauin eines Grundstück- der SliftSstraße. Hierbei sprang ein achtjähriges Mädchen von einer ^ Mieter hohen Mauer herab und brach das rechte Beit,. — Roch gut abgegangen. Gestern Nachmittag ging auf der Plalanenstraße ein vor eine» Tronsportwagen gespanntes Pferd bergab durch, bog in die Zwickanerstraße rin und kam dort zum Stürze». Der Führer des Geschirres hatte i» einem Hanse der Ahvrnstraße geschäftliche Verrichtungen gehabt. Unfälle haben sich Nicht ereignet. —* Feftgenommen. Heute früh lvnrde in einer hiesige» Herberge ein vom künigl. Amtsgericht Eibenstock wegen Fälschung steckbrieflich verfolgter Eiseudrcher festgenomiiicii. —* Gestohlen wurde vor einiger Zeit aus einer unverschlossenen Wohnstube in einem Hanse der Hainstraße ein goldner Damensiegel- ring im Werthc von 10 Mark; ans einer verschlossenen Bodenkammer eines Hauses der unteren Gcorgstraße 1 Blonsentaille, roth und weiß gemustert, im Wertste von 4 Mark; ferner einer in der Fnrstenslraße wohnhaften Arbeiterin 1 neues leinenes Beitiueh, 1 Kopstessenüberzug und 1 Schürze. als die Hauptperson in diesen feierlichen Tage» de» warmen Dank seiner Sängcrschaar und einer crlemNlichcn allgemeineren Knnstgemeinde für eine Lebensarbeit entgegen»»»»». Das Festcoiicert, welches Dienstag Abend stattfand, ward er öffnet mit einer Theodor Schne ider'sche», schon durch frühere Auf führungen bekam» geworden:» schwungvollen Fkstonvertüre, mit dem Choral: „Nun danket alle Gott", zu dessen Melodie am Sckilnffe der Sänger- chvr die Tcxlworte sang: „Lob, Preis und Dank sei Gott für seine große Gnade, daß er durch Glück und Noch uns schirmte unsere Pfade! Daß er Be stehe» gab schon fünfnndsiebzig Jahr! O mög' er bei »ns sein jctzund und immerdar!" — Nach einem poetischen sinnreichen Prolog: welcher de» I» eirerein feierte und von einer Dame des Vereins vorgelragc» wurde, führte die Musik Gedanken und Empfinden znm Gründer der Singakademie I. G Kn n st man», von welchem ein wohllautreichcs und warm empfundenes -lei' a eopellir erklang. Ein festlich gestimmter Wc i hcgesa n g, vom 25 jährige» SiistnngLsest im Jahr 1812 herrührend, für Chor und Orchester erinnerte cm C. T. Brnnner, ein frisches melodiöses Solo- qinir ett, an welchem zwei Angehörige der weiteren Familie des Compoiiisten bethciligt waren, an Dirigent H. A. Stahlknecht. Als Hanptwerk der Festanfiührnng erschien Robert Schumann's Chorwerk: „Ttzer No se Pi lg e r sa hrt". Ter große Meister, dessen geniale Werke überall ertöne», wo Cnltnr herrscht und Kunstsrcude wohnen, ist ge borener Sachse, sein liebenswürdiges Miiseiikind, das diesen Festabend aus- stalteu hals, aber ins osern für Chemnitz von rein localem Interesse, als Schumann von hier aus und zwar von dem Chemnitzer jungen Dichter Moritz Horn zu der Composilion der in Rede stehende» Dichtung angeregt wurde. Sch »inan»'S Briese an Moritz Horn vom April, Mai, Juni n»d September 1851 geben über die Entstehung des Werkes und »cnneiitlich über den Umstand, wie Schumann auch dichterisch durch Abänderungsvor schläge eingreifendster Art bclheitigt war. interessanten Ausschluß. Scho» von diesem localen Standpunkte aus war die Wahl gerade dieser Composition sür den vorliegenden Zweck höchst angemcsse», nicht weniger aber auch des halb, als sie Gelegenheit gab, de» Ncichthum des Vereins an guten Solo- kräslen in den längeren und kürzeren Solvstclie» dcS Werkes zu zeigen Cs ist aber noch etwas Anderes, weshalb Schumann's „Pilgers- fahrt" bei diesem Anlaß so vortrefflich paßte. Schumann hat maache- Gclvaltigere, geistig bedeuteuderc» Inhalt durch seine Muse Ver hcrrlichcndes geschrieben, weniges aber, mit welchem er sich znm Fühlen und Denken des deutsche» Volkes, zu seinen iiuimcre» Empfindungen im kleinen Rahmen des bürgerliche» Lebens derartig herabueigt, das Alltägliche i» nie Sphäre poetischen Zaubers heranzleheud, wie in der fast überichwäiiglichc» Gcsühlrseligkeit dieser Tondichtung. Franz Liszt sagt einmal von der selben: „Tie Pilgerfahrt der Rose" gehört zu jenen Bildern, welche man Visionen des poetische» Mysticismns nenne» könnte. Ta verwandet» sich Wolken in Düste, Wellen in wogende Töne: La ist Alles durchsichtige Allegorie eines unanssprechticheii Gefühls »nd das Symbol entzückt uns wie jene naiven Jdecnverbindiingcn, deren Nüthsel wir oft i» sinnreiche» Frage» der Kindheit erlauschen." Setten wird auch ei» Kunstwerk bei aller Gewähltheit der Kilnstmltte! derartig selbst weitere, der Knust an sich scrnersteheiide Kreise er quicken, wie das sinnige Märchen in seiner »msikalische» Gewandung. Und das war bei dieser Feier hochwichtig. Der Anssührnug von Seiten der Singakademie, ihrer Solisten und Chöre i» Vereinigung mit der Militärkapelle gedenken wir, dem Charakter des TagcS entsprechend sununarisch als einer den Zwecken des Knnstinteresses, der Gcfühlsbewcguiig und Erbauung gleich förderliche», nohlgclungciien, im Einzelne» als eines neuen Zeugnisses sür die Le istu n gs sä hi gleit des JnbelvcreiiiS, der gediegenen Künstlerschaft seines Dirigenten und der Untcrstützungs- krafi ves Asb ahrische n Orchesters. Den ans dem Programm gegebene» Vor gang Folge leinend und die Namen der Solisten verschweigend, heben wir bei ihnen die herzgewinnende Natürlichkeit und Einpstudiingssris l e des Vor- träges jener jungen Dame hervor, welche die „Rose" saug und stelle» ihrer Leistung zur Seite die anßcrord.ntlich »nd knnstgewaiidte, tonschöne wirklich Wcrlhvolls Durchführung des Tcnorsolos von Selten des betreffenden Mit gliedes. Als die letzten ergreifenden Rnse des Engelchore- verklungen waren, ward, vom lebhaften Beifall begleitet, unter feiernden Worten und Töiicn der Zniieignng linv Verehrung Herrn K ir ch e um nsi kdire ctor Theodor Schneider durch ein Mitglied von dem Vereine!» silberner Lorbcer- kranz überreicht. — Tie übrigen nicht in den Bereich der Kiiiisldarbietnng gezogenen Festveranstaltungen entziehen sich unserem Festbericht, da wir a» denietbe» nicht bet e.ligt waren. Wir hören nur, daß eine große Anzahl ehrender Glnckwunjchrcrbcn, auch von der obersten kirchliche» Landes behörde an Dirigent und Vorstand gelangt sind, daß aber der Kirchen- * Kn einer in der Anaustnslinraerslrasie malin- v orstand zu s?t. Jaeodi der >Lingaeademie als Beweis rer Erkenntlich — «crvaaittg. Ü" einer », ver AiigUstiiSviirgeriiraße moyn- Hochschätzung der nnabläffigni Förderung und Unterstützung, haften Althändleri» kam vor einigen Tagen ein junger Mensch und wollte ca. 25 Pfund Bleirohre verkaufen. Als ihn die Althändlerin in einzelner Meise nach dem Erwerbe des Blei s befragte, ergriff der Mensch plötzlich unter Zurücklassung der Rohre die Flucht. Jeden falls find diese gestohlen. —* Zechpreller. In einem hiesigen Hotel hatte sich ei» Un bekannter einlogirt mit der Angabe, er fei ci» Fabrikant aus Dresden. Nachdem derselbe eine Zeche vvn 14 Mk. gemacht, verschwand er plötzlich, ohne wiederzukehren. —* Ruhestörer. In der Nacht zum 10. d. M. waren einige junge Männer gewaltsam aus einer Schankwirthschaft der Lohgasse entfernt worden. Auf der Straße kamen dieselben mit einigen aus der belr. Wicthschast kommenden Gästen in Streit, wobei Eitler der Letzteren mit einem Stvck derartig über den Kopf geschlagen wurde, daß ihm da- Blut über da- Gesicht strömte. Einige herbeigcei te Wächter brachten die Rnhehvrer nach der Hauplwache. Jubelfeier der Singaeavtmie. Fünfnndsiebzig Jahre Vcrcinsthätigleit im Dienste der Knust in mitten einer Stadt der materielle» Interessen! Wie viel Liebe zur Sache Lud welche Treue des Einzelnen, welch' eine Summe vo» Arbeitskraft, von Zähigkeit ii» Anshiirreii, von Energie im Kampje gegen vielfältige-r inder- aissc seitens der lünstlcrische» Leiter ist sür eine zu solch' ernster Arbeit geschaffene Kcnossenschaft nothwendig, um eine solche Spanne Zeit zn über dauern »nd immerdar lebensfähig zu bleiben! Die Singacademie lat diese hohe Staffel erreicht, und daß iür die- möglich wurde, gereicht dein Eifer ihrer Mitglieder und dein Streben ihrer Dirigenten zur hohen Ehre. Sie blickt jetzt aus eine eccigniswolle, auch an Schictjatsschlägeu nickt arme Ge schichte mit der Ruhe des UebcrwinLcrs zurück, und darf sich jetzt das Sclbst- lob nicht veisagen, daß sic mit feste», Mnthc alle» Stürme» genutzt, daß sic die Hohe ihrer künstlerischen Ausgaben nie verlasse», daß sie !a- Vergnüge» stets nur gepflegt hat, wen» die Arbeit gcthan war und daß sie, was daS Hervorragenrstc ist, das Allcrhciligstc der Kunstgcbietc, das der geistlichen Musik i» ihrer vornehmsten Betbätignug durch die Heroen der Kunst, zuerst sür nnjcreStadl erschlossen und zn jener Vollkommenheit cnttivirt hat, wie mau sie in Städte» der Jndnsti ieaibeit selten kennt. Gedenkt der Verein jetzt i» DantVarkeit aller jenerMän»er, welche vom Grünt»,»gSgcdanken an die Schicksale de-Z Vereins künstlerisch und geschäftlich leiteten, Io concenlrirt sich dabei das Hailptinleresse auf die verdienstvolle» Dirigenten, deren erster I. G. Kilnstmann den Sondcrrnhm dcS VerciuSgründcrS genießt. Siebzehn Jahre hindurch war er dabei, de» jungen Verein z» halte», zu hebe», für ihn Sympathie zu erwecken- Ihm und seinem Nachfolger C. T. Brunner, dessen ehrwürdige Gestalt als chcmaliger Kirchner zu St Jaeobi noch Manchem in Ermnenmg sei» wird, war es beschicken, die erste Blnthezcit der Singacademie herbeizujührc». Auf die Endjahre von Brunners Thätigkcit falle» aber schon die Schatte» der großen Weltcrcignissc voraus, und nun lommt ein Provisorium 1815 bis 18ü5, in welchem der Kampf um „Tein oder Nichtsein" starker als je entbrannte. Auch der Schöpfer unserer bessere» Orchcslcrvcrhältnisse Musikdirektor Mcjo vermochte nicht de» bösen politischen Einflüsse» enlgcgcnzntreten. Erst von Ca»tor Stahl- knechls Eintritt in de» Tirigentenpvste» a», im Jahre 18b5, folgte dem Niedergang der Beginn tes Ansgangs, und Theodor Schneider, welcher als Kirchenmnsildirector im Jahre 18U9 nach hier kam, wird beim jetzigen Jubiläum mit Siecht als derjenige Künstler g feiert, mit dessen Sein und Können sich Fortdauer und Aufschwung der Singakabcmie von Aiisang der sechziger Jahre an identisizirt. Z wein n dd r ciß i g Jahre Musikleben deS Vereins jchns er zu einer segensreiche» Periode crsolggc- krönler Knnslarbcit, mit starkem Geist und frischer Maniieskrast vo» An fang an das Recht findend, inmitten ertragreicher Tecciinien, innerhalb dcrc» die größten Geister der Zeit wie ein Wagner, Brahms, LiSzt mit souveränsten Acnßerniigcn ihres Genies die künstlerische »nd kimstsreundliche Welt in Auf regung erhielten, mit offnem Sin» und Verständnis; sür alles bedeutende Nene lebend und dasselbe mit ungeahnter Schnelligkeit zum Vorthcile seines Vereins heranzielieiid — es sei mir an L iSz l'S „Heilige Eli sa bell," «nd BrahmS „Ein deutsches Requiem" crinnect —, auch dann noch fest und unbeirrt vorwärts schreitend, als die Verallgemeinerung des Knnsl- mtcresscZ und des Knnstlebens in unserer Stadt noch andere wichtige Mit' arbeitcr an demselben Werke zeitigte. Ehre »nd gebührende Anerkennung daher an diesem seltenen Feste, zu welchem nur unermüdliche Arbeit und ideale Gesinn ung führen konnten, de m tüch tige Kü »stler, welcher welche der Verein namentlich größeren Mnsikaufführinigcii andauernd z» Theil werden ließ, einen ansehulichen Geldbetrag zur Anschaffung eines neuen Werkes zur Verfügung gestellt hat. Dankbarkeit gilt in unseren Tagen als eine seltene Tugend; wo sie sich regen will, erstickt sie oft nur gar zu schnell ter allmächtige Egoismus. Frühere Verdienste veralten schnell, so rtwü hre»deverfallen der Macht der Gewohnheit. Angesichts dieser betrüblichen Thatsachcn wird es znr ernsten Pflicht eines Jede», sactische Verdienste vor Vergessenheit und Undankbarkeit zn schützen und wir wollen, jo weit an uns, nicht verabsäumen, der Sing- acädenne und ihren Dirigenten gegenüber den Zoll uneingeschränklcr Tank- barkeit zu entrichte». Wer in einer Stadt gleich der unsern im Dienste der Knust ergraut ist, kennt ihre Rosen und euch ihre Dornen zur Genüge, kennt vor Allen, die Mühsale »nd die Arbeitslast, welche es erfordert hat, immer gleich zu bleiben in der Liebe zur Kunst, i» de». Streben nach Hohen Zielen. Ein Bild wlcher Pflichttreue, Beharrlichkeit, Energie und Kunstbe- geistcrnng bietet die Person Theodor Schneider's und die mit seinem Name» »nlienubar vcrknüpsle Singacademie. Möchte sich jetzt znr Jubel- frier i» jedem Herzen, das einst von Beiden emgegemiahm das Gefühl der Dankbarkeit regen, das im Geiste »nd Gemülhc das empfangene Gute freundlich anerkannt »nd sich auch »o b in der Erinnerung desselben sreul. —cir. Ttadttheatcr. Mittwoch, den 12. Oktober 1892: „Standhaft- Liebe", Lustspiel in vier Aufzügen von Heinrich Kruse. Zweite Neuheit! — Ich kam, mich nicht erinnern, daß Heinrich Kruse uiiferm hiesige» Thealerpnblitnm schon naher getreten ist, obwohl er eine ganze Reihe vo» Dramen geschrieben »nd durch eins derselben, das Trauerspiel „Die Gräfin", sogar Len SchillcrprciS errungen hat. Bekannter dürsie der ehemalige Rcdacteur der „Kölnischen Zeitung", der jetzt als n»ab hängiger Schriftsteller i» Bückebnrg lebt, unsern Lesern durch seine prächtige» „Seegeichichtcn" geworden sein, die in ihrer etwas herben, originellen Eigen- alt so rcchl dem Element seiner nordischen Hciinath entsprungen z„ sein scheinen und jedem Freunde kräftiger Charakteristik, gesunden Humors und echter Lolalstiminnng eine» bcsondeleii Genuß bereiten. 'Auch die i» flotten Versen und Reimen geschriebene preisgekrönte Komödie „Stand haste Liede" ist vo» köstlichem Reiz und cigeiilhüinticher Schön heit. Sie hat nichts vom moderne» LnnipicI und cntinckt den Zuschauer völlig der Gegenwart in Zeit und Raum, um ihn in irgend ein Jahrhundert der Vergangenheit nach der französischen Hauptstadt zn versetzen, wo sich die Handlung wie ein roinantischcL Schäfcrspicl cntrollt. Ein hochangcichcner und reicher Goldschmied, der auch am Hos in besonderer Gunst steht, verliebt sich Knall und Fall, in stimmungsvoller, mondbcglänzter Abeudlandschast, in eine junge Kuhhirt!» von wundersamer Schönheit, r-ber die begchrenSwerthe Magd ist eine Leibeigene des Klosters vo» St. Gcrmain, und wer sie srcit, vc,fällt ebenfalls als Eigner dem Stift, dessen schlauer Abt trotz seiner drci- n»d neunzig Jahre gerade in diesem Fall de» Voriheil dcS Klosters besonders zn wahren gebeult. Nach heißem, schwerem Ringe» geht der Goldschmied auf die Forderung drs Abtes ein und heirathet seinen Engel als Leibeigner, um schließlich sammt.Gemahlin von dem schalkhast-licbenSwürdigen, auch hier nur ans Gew!»» und Ansehen seines Klosters bedachten Prälaten wieder i» Freiheit ges tzt zu werde». —Ter ganze Vorgang ist von verblüffender Ein fachheit, aber die Bcrknoligniig des Schicksals der beiden Liebenden geschieht mit solchem Zauber berückender Poesie und entzückenden Hinnvrs und zugleich unter jo kostbarer irvn.jchcr Belcnchtnng der Ktoslerzustande, daß man mit wahrem Vergnügen die Handlung verfolgt, wenn sic anch mit der Wirklich keit in strengem Sinne des Worts nicht viel zu thnn hat. Freilich, soll die prächtige Komödie alte ihre Vorzüge entfalten, dann muß sie leicht und liebenswürdig, gemnthbvll »in gcistbcschwingt gespielt werden, und anch die sceiüschc Ausstattung »inßz» ihrem Rechte komme». Nun, Herr Knrlscholz als verständiger und seinsnhligcr Spielordner hatte das Seine gclhan, brav «nd trefflich unterstützt von alle» Mitwirkcndcn, wenn auch nichi allen der Vers mit gleicher Anmmh »nd Betonung vo» de» Lippen perlte. Es war eine recht hüdtcbe, gut zusamincngestimmle Vorstellung, deren Wiederholung dem Publikum mir empfohlen werden kann. — Wie als künst- lerisckcr Leiter deS Ganzen, so zeichnete sich übcigens Herr Knrtscholz auch als Darsteller dcS Abtes ans. Daswar kein Zug in dem Charakter des verschlagenen Psasscn, de» der Spieler nicht mit seinem Geständniß ersaßt inid mit köstlicher Leüciiswahihcit zum Ausdruck gebracht hätte- Tie ganze Gestalt und vor allen das äußere Mienen- und Bewegungsspiel »erriechen den schallliaste», überlegene» Greis, der auch da, wo er »achgiebt, »och die Situation siegreich zu beherrschen Scheint. Nur etwas zn jugendlich geberdete sich der rüstige Tremndneniizigjährlge. Hatte man aber seine Herzensfreude an dem prächtige» Alten, so war man erst recht j,n bestrickenden Zaubrrbann der jungen Leibeigene», die de. Dichter mit einer Fülle von Seelenpoösie und mit dem ganzen Sonnenschein sinniger Weiblichkeit ansgestattet bat. Und alle die äußern und innrrn Reize der llimmchige» Tienette verkörperteFrl.Ko ffka so schön »nd einschmeichelnd, so schelmisch und hinreißend, daß ihr Spiel »nd Wesen schon allein werth ist, daß man sich das Stück einmal ansitht. Hier offenbart sich wieder einmal eine „Naive", die n»S vermnthlich noch viele geimßreiche Abende bereite» wird. — Aber auch Herr Maximilian als Goldschmied Tonrangeaud ging mit edlem Anstand und feuriger Empsindnng in's Zeug. Ebenso glückte e« Herrn Grosse, den Weinschwelg von Prior ergötzlich zn vermitteln, wie den» überhaupt das Chor der Mönche sehr erheiternd wirkte. — Nur Herr Blumenreich fiel denanderilMitglieder» gegenüber ab, indem er den blasirlen Höfling von Concy mit gar zn groben Strichen zeichnete. — Znm Schluß erfolgte „och Kadelburgs toller Einakter „In Civil", der bei ganz trefflichem Spiel aller Betheiligte» einen wahre» Siurm von aus gelassenster HeilerkeN hervorries. L. Drahtnachrichten nnd letzte Meldungen. Chemnitz, 13. October 1692. München. Hier ist die Gründung einer nenen Fenerversicherungögescllschaft nnter Mitwtrknng gröberer Finanzfirmen dem Vernehmen nach in Angriff genommen. Stargard. Das Schmnrgericht vernrthetlte die Fra» des Gottlieb Baatz ans Hagenow >bei Treptow a. d. Rega wegen Ermordung ihres Schwiegervaters znm Tode. Ihr Ehemann, der Beihnlfe angeklagt, wnrde sreigefprochen. Bremen. Der Norddeutsche Lloyd verkaufte zwei kleinere Dampfer an die Firma Armstrong, Mitchell L Co. in Neweastle und kaufte vo«, derselben einen neuen Doppelschranbendampfer, besonders für die Beförderung von Zwischendeekspassagieren nach Amerika bestimmt, mit einer Tragfähigkeit von 675V Tons. Stuttgart. Das Ende der Königin Olga ist stnnd- lich zn erwarten. Karlsruhe. Im Rheinhafen zn «eopoldshafen ist ei»» Schiffer eines Rnhrschiffes an der Cholera gestorben. Budapest. DaS Amtsblatt pnblizirt eine Berorv- nnttg des Landesvertheidigungömittisters, laut welchem in Anbetracht der Choleragcfahr die Einbernsnng znm Militärdienst für alle Gestellungspflichtigen, die sich in Deutschland «nd Rnstland befinden, unterbleiben soll. Budapest. Der Ministerrath befchlos; die Ein- führnng der obligatorischen Civilehe nnd der Matrikel- sührung durch die politische Behörde. Budapest. Bis gestern Mitternacht waren hier 4L Erkrankungen nnd 15 Todesfälle an Cholera zn ver zeichne». In Titel erkrankten 7 Personen, drei davon starben. In Szcgedin ist ein neuer Todesfall vorge- kommen. Stockholm. Gleich nach dem Zusammentritt deS anberordentlichcn Reichstages solle«» hier mehrere öffent liche Oppofitionspersammlttttgen gegen die Armeevorlage abgehalten werden. Brüssel. Das Syndikat der belgischen Spiegelglas« fabrikante» hat sich ans der früheren Basis neu constitnirt. Verantwortlich: fttr Voll!»che?. OertücheS »nd FenMetonisttsches JnlinS Th-istt sür Sächsisches : Franz Gvpc; sür den übrige» The» der Bcrlegci ; sämintNch in Ci'cmuip. (gür Anibeloaheung nnd vlücksendnng nicht erdetener Manntniple wcrd mcht geciNgt.) Geschäftliches. Eine Neuerung, welche die ganze Tamciiwell intcreisire» wird, har die chemische Wäscherei und Färberei von Theodor Will sch hier getroffen. Bis jetzt mußten Dämenkleider zum Auf- oder Unifarben, um denselben ein gutes Aussehen zu gebe», getrennt werde», durch die chemische Färberei aber, welche in diesem Etablisfemeiit eingcführt wurde, ist diesem Uebclstaud abgeholfen. Durch dieses neue Verfahre» behalten die Kleider nicht nnr ihre vollständige Appretur und erscheinen wie ne», sondern cs bleibt auch, was ein ganz bedeutender Vortheil ist, die Faeo» vollständig unverletzt und die Pliss s und Falbeln gehen nicht mehr auseinander, ebenso wie die Sioffe nicht mehr im Geringsten «iiigehen- Es empfiehlt sich daher sür Helle »na weiße, ganz-, wie halbseidene, halbwollene, wie dainnwollene Stsffe, deren Farbe unansehnlich geworden, die chemische Färberei- Unzertrenut mit jedem Besatz, Schieise», Stickereien, Spitze», kann die Robe aus chemischem Wege gesarbt werden und gewinnt in den feinsten zarten Tönen de» Schmelz »nd das Ansehen des Neuen. Was mau früher sür unmöglich hielt und selbst bei Fachleute» Staunen erregt, ist durch die Fortschritte der Chemie möglich geworden, denn bei diesem Verfahren wicd ohne Wasser gefärbt. Ans Auerbach bei Th«»»»». In einem Aarten hiesige» Ortes steht ein Bäumchen, welches 10 Stuck große Winterbirnen trug. Davon hat rin frecher Spitzbube 5 gestohlen. Da diese Birnen erst im nächsten Frühjahre genießbar werden, so ergeht hiermit die An frage an den Dieb, ob er sie so lange liegen lassen will? Bringt er sie dem Eigenlhiimcr zurück, so sichert ihm derselbe Straflosigkeit zu. Denn er ist gesehen »nd außerdem bereits verrathcn worden. Das über Herrn B. S.-N. Be' hauptetc ist vollständig erlogen; der Verbreiter mag sich in Acht uehuicn. G. F. Soll'S denn niemals an ders werden? Sei doch wieder gut! E—a. Ich suche per I. November d. I. einen fleißigen, im Umgang init feinster Kundschaft gewandten Verkäufe»'. Nnr schriftliche Osf.m. Referenzen erwünscht. Leipzig. Gustav Rns, Colonialwaace». Stube mit Alkoven und Stube »nit Kammer ist zu vermiethen Logeustraße 16. 2 anst. Mävchen finden gute Stelle Hermanttstr. l«, Part. Die von der Firma Bürger L Kühne in Chemnitz. Post- straste 30, eriiii'etheten Par- terre-Localitäten sammt Nieder lagen sind per 1. April 1893, cvent. anch früher, anderweit zu vev- miethcn. Näheres .SV, I. kKAbLMMMMk. We EltW, Für ein Movetvaarengeschäft einer kleiner Stadt Sachsen« wird wegen eingelrctener Familienver« hällnisse deS jetzigen Fcäulein- zum sofortigen Antritt eine einfache, freundliche, nicht zu junge Berkäuserm gesucht, welche »nit der Landknud- fchast umzugehen versteht. Bewerberinnen wollen ihre Zeug nisse, womöglich mit Photographie, «insenden an Bruno Bachmann, Rötha bei Leipzig. neu vorgerichlet,zn bermicth. und sofort oder später zu be- ziehen Annens«». 10 i. * Stollbergerstraste 13 Parterre u. 3. Etage zu verin. 1 Dachst, mit Alk. ist fos. oder später z» verm. Sonne,»str. 32. ^ill MM i.3lltzN s25miivf,m l8«I»»'8r»88vii 8el»»ut«ii8tvi',sv»v»v sin mililerer I.s(Ien m. edvnf.l N»-o88«i» simi LSiiIxstraoste S S VOM l.kpril 1893 sd gnfforzvsitL« v«»Huvk könn. bvillo 1.äl1vn ru «io«»» L.ackvii vvndunlivn vvvi-lion. fläksr« kusilunft vrlkvill /ilkx.filor.kLUSi',
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