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Wenzel ist der Rang als Contreadmiral verliehen worden. — Dem Ver nehme» nach ist Contreadmiral Köster zum Viceadmiral, der Kapitän z. S. Hoffman» zum Contreadmiral befördert worden. — Zu Ehre» der österreichischen Distanzreiier fand am Dienstag Abend in Berlin noch ein oom Kaiser Franz-Regiment gegebenes Abschiedsessen statt. Der Reichskanzler Graf Caprivi, welcher demselben beiwohnte, brachte das Hoch auf den österreichischen Kaiser ans. — Lothar Bücher In Älio» am Genfer See ist am Mittwoch Geh. Rath Lothar Bücher» einer der hervorragendste» Mit arbeiter Fürst Bismarck's, gestorben. Bücher, 1817 in Ncustetlin als Sohn eines GhiniiaiiallehrerS geboren, Halle Jura stndirt und schloss sich der revolutionäre» Bewegung a». 1850 verurtheilt, floh er »ach London, von Ivo er 1860 in Folge der Amnestie hei'mkehrtze und sich Lassalle anschloss. Aber schon 1864 entschied er sich znm Rücktritt vom öffentiichen Leben und ersuchte den preußischen Justiz minister um eine Nechtsanwaltsstelle. Graf Bismarck zog Bücher sofort ins Auswärtige Amt, wo der hochbegabte Mann, der über eine glänzcnde Feder verfugt.-, bis znm ältesten vvrlragenden Nalh aufslieg- Zahlreiche hervorragende Actcnstncke, Thronrede» ». s. w. stammen von Bücher, mit dem Fürst Bismarck sehr intim verkehrte. Ans nicht bekannt gewordenen Gründen gab Bacher in den achtziger Jahren seine Stellung auf, hat aber bis in die letzte Zeit hinein den Fürsten Bismarck häufig in Friedrichsruhe besucht und ist Mitarbeiter an den Denkwürdigkeiten desselben gewesen. — Die «eue Militär-Vorlage. Verschiedene Blätter haben bezweifelt, ob ein so starkes Nckrnteneontingent, wie in der Militär vorlage in Aussicht genommen wäre, ansgchoben werden könne. Diesen Zweifel» gegenüber werden in der „Münchener Allg. Zlg." die Zahlen wicdergegcbcn, welche die Uebersicht der Ergebnisse des Hecres-Ergänznngsgeschäfts, die dem Reichstag zuletzt zugcgaiige» ist (vom Octvber 189 i für das Jahr 1890), hierüber enthält. I» den Liste» wurden iin Ganzen 1,476,466 Personen im Alter von 20 Jahre» und darüber geführt. Davon waren «»ermittelt 42,324, ohne Entschuldigung ausgebliebc» 1l4,581, anderwärts militärpflichtig ge worden 368,297, wurden zurnckgestellt 521,629, ausgeschloss-n 1236, ansgeninstert 30,680, ansgchvbe» 182,836, traten freiwillig ein 12,666, während znm Landstnri» ersten Aufgebots 110,170, zur Er- satzrescrvc 85,363 kamen und 5916 überzählig blieben. Im Jahre 1891 sind 197,310 dem Landsturm ersten Aufgebots und der Ersatz- rcserve überwiesen und 172,515 ansgchoben worden. — Jeder Tag dringt nene Sensationsnachrichten: Die „Voss. Ztg." will ganz zuverlässig erfahren haben, die Reichs- rcgiernng beharre nicht darauf, daß die neue Arnicevcrstärknng für eine längere Reihe von Jahren im Voraus fest bewilligt werde. Sie sei bereit, sich mit einer Bewilligung von Jahr zu Jahr zufrieden zu geben? Wenn diese Meldung wahr ist, so wäre damit ein völliger Verzicht ans das Princip des Septennals ausgesprochen. Für das Zustandekommen der neuen Militärvorlage ist aber doch die Haupt sache, was darin gefordert wird. Hierüber hat nun zunächst der Bundesrath zu entscheiden, der sich mit dein Gesetzentwürfe z» be schäftigen hoben wird, nachdem derselbe im preußischen Staats- »linisteri'ni» genehmigt ist. — Das Komitee für die Einweihung der ne» her gestellte»» Schlosskirche i»» Wittenberg, an dessen Spitze der Fürst zu Slolbeig-Wernigerode steht, ist am Mittwoch zn einer Be- rathnngKin Wittenberg zusammengelreten. Es sollen die Einzelheiten zur Ausführung des aufgestellten Programms, als Einthcilung der dem Zudrange nach ziemlich beschränkten Plätze, Auswahl der Ein- znladcndcn und Znzulassenden ». s. w. bestimmt werden. — An de»» Bnndesrath sind einzelne Bittschriften gelangt, welche mildere Bestimmungen über die Sonntagsruhe er streben. Wie den „Münch. Neuest. Nachr." ans Berlin geschrieben »vird, ist man in Biindesrathslreise» der Ansicht, dass die Reichs« rcgierung die Hand nicht dazu bieten wird, das Gesetz abzuändern, wohl aber z» einer Abmilderung der Ansführnngsbestiminnngen keine ablehnende Haltung einnehmen mochte. — Die Einbringung der Militärborlag in» Bundes rathe verzögert sich, wie verlautet, etwa?, weil das unifasscude Zahlenmaterial einer nochmaligen Durchrechnung unterzogen wird. — Eine Berliner Zuschrift au die „Pol. Corr." äußert sich erneut zur Militärvorlage und bemerkt zn den angeblichen Reibungen zwischen Reichskanzler und Staalsministeriui»: Es ist über jedem Zweifel erhaben, dass von einen Conslict zwischen dem Reichskanzler und dem preu ßischen Slaalsniinisterium oder einzelne» Mitgliedern desselben wegen der Militärvorlage auch nicht im Entferntesten die Rede sein kann »»d dass man im Ministerium, wen» überhaupt nnseinandcrgehende Anschauungen vorhanden waren, sehr wohl in der Lage gewesen wäre, dieselbe» „och zeitig genug gellend zn mache». An eine Vertagung der Vorlage wird heute schwerlich mehr gedacht, darüber dürste man »» den amtlichen Kreisen des Reiches wie Preußens vollständig einig sein. ^ Das Sparshstem »vird bei der prenhifchen Staats- eise»»bah»»ber»valt»««g weiter fortgesetzt. Durch eine ans dem September d. I. batikende Verfügung solle» hinfort de» Eisenbahn- Zugführer», Packmeistern und Schaffnern bei den Personenzügen die ihnen bisher stet- unentgeltlich während des Winters verabfolgten Silzstiefel und Pelze nicht mehr gewährt werden. für Chemnitz Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. «nzeigrnprets: «gespülte« LorpnSzetle (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (-gespaltene Petitzeile ca. 11 Silbe» fassend) 30 Pfg. Bei wiederholter Auf nahme billiger. — Anzeige» können »urbisVormiltaglvUhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tage-). — Die Anzeige» finden ohne Preisansschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitlmg. Freitag, 14. Oktober 1892. — Bei der Ersatzwahl zu»»» prenhifchen Landtage im ersten Berliner Wahlkreise sind fast »Nr freisinnige Wahlmänner gewählt worden, da von conservatlvcr Seite Wahlenthaltnng procla- uiirt worden war! Die Wahl des freisinnigen Candidaten Träger znm Abgeordneren unterliegt also keinem Ziveifcl. — Die sranzösische Republik hat »ach dem officiellcn Be richt des Berichterstatters für den ncnen Militäretat seit dem Jahre 1871 15 Milliarden 368 Millionen Francs für Militärzwecke ans gegeben. Das sind also 12 Tankend 294,4 Millionen Mark. Dazu kommen dann noch die Marineansgabe», die nicht minder eine gewaltige Sumlne ausmachen. Oestevrelch'U,rgax,t. — Die Begeguung des deutschen Kaisers mit dem Kaiser Franz Josef in Wien verläuft in familiärster und freundschaftlichster Weise. Am Mittwoch fand eine Hvfjagd statt, von der die Heimkehr am frühe» Nachmittag erfolgte. Der deutsche Kaiser erthciltc alsdann verschiedene Andienzcn und nah», mehrere Sehenswürdigkeiten in Augenschein. Später war größere Tafel in Schloß Schönbrunn. Die Wiederankunft Kaiser Wilhelm's in Potsdam wird Freitag Mittag erfolgen. Die Wiener Journale fahren fori, die Entrcvne in sympathischer Weise zu bespreche». — Die DelcgationSverhand- lttttgen iu Budapest verlaufen »ngewöhnlich rasch, und zwar etwas unter dem Eindruck der Chvlerafnrcht. Da die Epidemie in der ungarischen Hauptstadt ausgetreten ist, wünscht man die Beralh- ungc» thnnlichst schnell zum Abschluß gebracht zn sehen. — Der Staub der Cholera ist nnverändert, die Erkranknngsziffer ist mäßig. Wäre die Epidemie früher bei warmem Wetter ansgebrochc», so hätte der Verlauf ei» recht bösartiger werden können, denn in nicht wenige» ungarischen Städten sieht cs noch ziemlich russisch aus. — Die Verleihung des Schwarze» Adlerordens an den Ministerpräsidenten Grafe» Tanffe gicbt in den Zeitungen mancherlei zn reden. Der Vorgang hat aber keinerlei politische Bedeutung, cs handelt sich einfach »m eine höfliche Sille. - - Frankreich. — Bur de»» Hütten ort Carmaux und dessen ^Umgebung, wo bekanntlich schon seit Wochen ein heftiger Ansstand der Berg arbeiter tobt, sind jetzt alle öffentlichen Versammlungen verboten. DaS Verbot hat viel böses Vlnt gemacht, und die Gemeindebehörden, sowie die Abgeordneten des Bezirks, haben dagegen Protest erhoben. Eine Versammlung, welche trotz des Verbotes abgehalten werde» sollte, wurde polizeilich verhindert. — Marschall Mae Mahou wird von Altersschwäche geplagt. Er wird den Winter an der Riviera verleben. Seit seiner Präsidentschaft hat sich der Marschall nicht mehr »in die Politik bekümmert. — In Marseille und in der U»ngeb»»»«g von Nancy sind erneute vereinzelte Cholerasälle vor- gekonimen. — In der Bttdgetco»nn»ifsio»l der Kammer ist erklärt worden, daß die französische Marine über 300 Schnellfeuergcschütze verfügt, welche die Kanonen der fremden Mächte an Wirkung über träfen. Wen» es damit nicht nur wie mit de» Mcli»itl>o»iben und de» Torpetobooten geht, die als das Beste der Zeit angcpriesen wurden und hinterher gar nichts taugten. — Alts Touki»« kommen sehr schlechte Nachrichten. Der Aufstand der Eingeborenen bricht an allen Ecke» und Enden von Neuem los. Die Truppen genügen nicht. Der rviiiinandirende General hat seine Entlassung gegeben, da die von ihm verlangten Verstärkungen abgelehnt worden sind. Spanien. — Die Säkularfeier der Entdeckung von Nord-Amerika wird mit besonderer Pracht begangen. I» Hucloa, wo die Ncgentin per sönlich den Festlichkeiten beiwohnt, nahmen dieselbe» eine» glänzenden Verlauf. Schiffe aller Nationen Ware» vertreten, das Deutsche Reich durch dis „Prinzeß Wilhelm." Niederlande Belgien. — I»» Antwerpen und verschiedenen Landbezirkcn nimmt die Cholera Plötzlich von Neuem zn, doch bestreiten die amtlichen Kreise, daß die Epidemie einen besorgnißerregenden Stand erreicht habe. Immerhin wird cs geboten sein, die größte Vorsicht walten z» lassen. Auch in den Niederlanden ist eine Znnahme von Erkrank ungen fcstgestellt worden. Großbritannien. — Der verstorbene Dichter Te»»»»hsou ist in aller Stille, aber »»irr sehr starker Theilnahme, in der Westininsterabtei beigcsetzt worden. — Die Lonvouer Zeitungen besprechen sehr wohlwollend die nene Kaiserbegegnnng in Wien, in welcher sie eine verstärkte Friedensgarantie erblicken. Als Friedensstörer ivird von ihnen offen Frankreich bezeichnet. — Nach Zeitttngsmeldttnge» machen sich in Cvnstanlinopel starke Umtriebe bemerkbar, den Sulla» in ein russisch-französisches Fahrwasser zn bringen. Bisher ist das noch nicht gelungen. Rußland. — In Warschau hatte vor einiger Zeit bekanntlich der CorpScvmmnndenr General Swistnnow den DioisionSgeneral von Mesenkamps vor der Front mit einem Nevolocrkvlbc» geschlagen. Die Asfaire hat ihre» Abschluß nun dadurch gesunde», daß der Miß handelte einen höheren Posten erhielt, General Swistnnow aber seinen Abschied bekam. — Die Cholera »vttthet am heftigsten »och in den Gouvernements Saratow und Samara. In Warschau »ad in Westrnßland sind bisher nur vereinzelte Fälle vorgckommen. — Ein angeblicher Attentatöversnch ans den Zaren. Wie ans Paris gemeldet wird, will ein dortiges Blatt von der russischen Grenze die Nachricht erhalten haben, daß ei» neuer Anschlag gegen den Zaren verübt worden sei. Bei der Einfahrt des kaiserlichen Zuges im Bahnhof Skierniewice wäre unter du» Schienengcleise eine Tynannt- bombe anfgefloge», doch wäre das zerstörte Gleise nicht dasjenige gewesen, ans welchem der kaiserliche Zug lief. Die Einzelheiten der Millheilung lasse» deren äußerste Unwahrscheinlichkeit erkenne». — Jndenausschreitung. Der amtliche Warschauer „Duewnik War»- zanaski" meldet: In der 6000 Einwohner, davon 5000 Jude», zählenden Stadt Ostrow im Gouvernement Siedler kam eS zu Exzessen zwischen Inden und Christen, weil erstere den sanilätspolizel» lichcu Anordnungen der Behörde» in Betreff der dort herrschenden Cholera hartnäckige» Widerstand leistete», auch angeblich Trinkwasser- brnnneu durch Hineingießen von znm Waschen der Chvleraleichen benutzten Wasser verpesteten. Die Juden misshandelten die Christen auf den Strassen und warfen ihnen die Fenster ein. Fünf Anstifter wurden verhaftet und i'n's Gefängniß abgeführt. Die Cholera greift im Gouvernement um sich. Amerika. — Die Festlichkeiten zn» 400jährigen Jnbelseter der Entdeckung Amerikas, welche Montag in New-Iork mit einem Fest die Schuljngcnc. begonnen habe», fanden am Dienstag i» einer grosse» Flocke,ischau ihren Fortgang, an welcher auch zahlreiche fremde Schiffe theilnahme». Eine gewaltige Menschenmenge war ans den Beinen. — I»» Venezneli» ist jetzt die Nutze ziemlich wicderhergestellt. Ein Dutzend Marodeure sind zum abschreckenden Beispiel süsilirt worden. Sächsisches. — Verleihungen. Dem in den Ruhestand getretenen Seininar- director Gotilieb Mertig i» Waldenburg wurde der Titel .und Rang als „Schnlrath" in der vierte» Klasse der Hofraugordnung verliehen. — Oberlehrer Moritz Schulz in Leisnig erhielt das Verdienstkrenz nnd Conrcctvr Alexander Hildebrandt daselbst das Albrcchtskreuz. — Durch Verleihung von Aue rkeiinnngs urkunden durch das Landcsconsistvrini» wurde» neuerdings die um das kirchliche Leben ihrer Gemeinden wvhkverdicntcn Männer, nämlich der Hausbesitzer nnd Weber Carl Wilhelm Kühnel in Eiban, der Gärtner und Weber Carl August Hentschel in Oppach und der Tischlermeister und Ge» meindcälteste Carl August Hosmann in Jahnsdors bei Stollbcrg aus gezeichnet. — Das Alte stürzt. Der Abbruch des gegen 7 Jahrhunderte alten vormaligen Wohnhäuser des Priors und der 24 Brüder de» Leipziger Paulincrkl öfters ist nun so weit vorgeschritten, daß der oft genannte Krcnzgaiig mit seinen Wandgemälden lichtste! liegt. Zeichner und Photographen habe» sich getreulich bemüht, von letzterem durch Abnahme z» erhalle», was zn erhalten war. Die Mitglieder des Vereins für die Geschichte Leipzigs, Archilect Di-. Oskar Mothe», de Maler Zncchi' »nd Deimling, Zeichner W. Heine, DecorationS- maler Mnladinski, Xylvgraph Jahrmarkt und Otto Moser begannen im Juli 1868 mit Befreiung der Gemälde in de» ersten sieben Schild bögen von dicker Uebertünchung. Die übrigen sechs Schildbögen und Gewölbedecvralivnen wurden vom 13. Mai bis 3. November 1870 von Or. Oskar Mothcs» Mater Christian Zncchi und Mnladinski »nd Otto Moser renovirt. Jetzt, wo das unendlich mühsame Werk dieser Männer zn Grunde geht, verdienen sie wohl, daß ihrer noch einmal anerkennend gedacht ivird. — Ein jugendlicher Lebensretter. Zum Lebensretter mit eigener Lebensgefahr wnrde am 1. d. M. in Qnestenberg bei Meißen ein erst 9 Jahre alter Knabe, Namen- Staar. Ein drei jähriger Knabe war beim Spielen in der Nähe der 4. Mühle in de» Mühlgraben gefallen »nd wnrde in die Nähe der 3. Mühle geführt. Hier sah der kleine Staar das dem Ertrinke» nahe Kind; schnell entschlossen entledigte er sich völlig seiner Kleider, sprang nackt in da- kalte Wasser »nd Holle, ungeachtet der Gefahr, seinen kleinen Haus genosse» ans dem nassen Element. Inzwischen herbeigceilte Frauen »ahmen sich nun des Geretteten wie des Retters, welcher am ganzen Körper vor Frost zitterte, a» und brachten Beide in ihre Wohnungen, wo sie schleunigst in's Belt gesteckt nnd durch heiße Getränke erwärmt wurde». — Mit der Cantion dnrchgebrannt. Schlimme Erfahr ungen hat in Leipzig ein Bnffetier mit seinem Principale, dem Restaurateur Arnold Kanold, in der Brndcrstraße machen müssen. Als der Bnffetier bei ihm anlrat, verlangte er von ihm die Stellung einer Cautio». Der Bnffetier übergab hierauf Kanold zwei Spar kassenbücher mit einer Einlage von 700 Mk.» von welchem Betrage Kanold sofort 600 Mk. abhob und Leipzig den Rücken kehrte. Der Flüchtling ist 28 Jahre alt, von großer, kräftiger Statur, hat volles, gesundes Gesicht nnd dunkelblondes Haar. — Ei»» freche»' Betrüger. Ans Grimma wird berichtet: Der Fall Grahinaun hat den Deckmantel zu einem weiteren Betrug« abgeben müssen. Ein stellenloser Schreiber ans Leipzig gab sich i» hiesige» Wirthschafte» als „Beamter der Staatsanwaltschaft" ans, der zur Theilnahme an der tliitersiichnng der Grahnmn»1chen Unter schlagungen hierher gesandt worden sei. Trotz der durstigen äußeren Erscheinung des Fremden schenkten ihm daraufhin doch mehrere Wirthe Glaube» und crösfncten ihm Credit. Nachdem er acht Tage lang hier gelebt, erhielt die Post »nd durch diese die Polizei Knude von de», seltsamen Revisor, dessen Verhaftung nun stattfand. — Selbstmorde. In Markranstädt erschoß sich der 23 Jahre alte ledige Bäckermeister K.; in Lauter bei Schwcnzcnberg fand den gleichen Tod der 20 Jahre alte Strumpfwirker I. H. Görner ans Nied er darf bei Stollberg. Der an seine Eller» hiickerlasscnc Abschiedsbrief läßt daraus schließen, daß er de» Tod gesucht hat. — Ertrunken. In Noßwci» verunglückte der über 70 Jahre alte Tuchmacher A. Wüstling, indem er i» den Mühlgraben fiel und ertrank. — Brände. In Marienberg brannte am Montag Nach mittag der Dachstnhl des an der Amtsgasse gelegenen Hinterhauses des Malers Demmler nieder. — In Oberrcichenbach bei Brand wurden die Meisel'schen Wirthschaftsgebände ci'ngcäschert.