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Nr. 237. — Dienstag, 11. Oktober 1892. —12. Jahrgang. Beilage zu Sächsischer Landes- Anzeiger Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraße lL (Chemnitzer General-Anzeiger). Vor der Reichstagssession. Chemnitz, de» 10. October. Wir wissen, daß die in wenige» Wochen beginnende NeichslagS- session eine ganz ungemein arbeitsreiche werden wird, zumal noch das gleichzeilige Tagen des mi't nicht weniger wichtigen Gcsetzesbor lagen beschäftigten preußischen Landtages naturgemäß die Arbeitskraft und die Arbeitsfähigkeit »heilen wird. Wie wird nun aber der äußere Verlauf der NeichStagSverhaudlnngcn sei»? Manche Zeitungen kttudige» schon an, daß eS a» großen Reden und an deutlichen Reden nicht fehlen wird, daß ei» scharfes Anfcinanderplatzen der Geister nur zu häufig sich zeigen wird: Der Zündstoff ist mit den großen Forder ungen der neuen Militärvorlage gegeben, so heißt eS, die Explosion kann also jede» Moment eintreten, -nachdem sich die Reichsbolen wieder in Berlin versammelt habe». So sagt man, und diese Aus führungen werden gewiß viele Gläubige finden, weil nach dem äußeren Schein die Dinge wirklich so liegen, wie sie hier geschildert werden Sieht man aber etwas genauer zu» läßt alle Arabeske», die sich um die NeichstagSeröfsiiung herumzuranken beginnen, bei Seile und schaut alsdann die Dinge mit ganz nüchterne» Augen an, so stellen sie sich doch wesentlich anders dar. Die neue Militärvorlage hat heute nicht viele Freunde» und ob sie späterhin mehr resp. die Mehrheit unter de» NcichStagSmitgliedern habe» wird, «vollen wir einmal abwartcn Es wird das nicht so sehr von dem abhängen, was in der Militär Vorlage steht, sondern von dem, tvaS nicht darin steht, was aber der Reichskanzler Graf Caprivi sagen wird. Die Neichsregicrung hat sicher die: Verpflichtung, de», Reichstage solche Gesetze resp. die Gesetzentwürfe in einer solchen Fassung zu nnlerbreite», welche sie für die beste hält. Thäte sie dies nicht, so könnte ihr mit Recht Opportnnitälspolitik oder Verstellung vorwerfe» So verhält eS sich mit der Stellung der Neichsregierung znr Militär Vorlage. Was nun die Parteien betrifft, so haben sie zweifellos die Pflicht, nicht bloS die Militärvorlagc, sondern auch das, was direkt und indirekt zu ihr gehört, zu prüfen, als da sind: allgemeine cnro päische Lage, Schutz des Friedens und der friedlichen Arbeit, Lage der Bevölkerung und Aufbringung der Kosten. Erkennt die Mehrheit des Reichstages »ach gewissenhafter Prüfung die neue Militärvorlage nicht als annehmbar an, so folgt daraus die Ablehnung: Der Ueber- zengnng des NeichSregi'mentcs, daß von ihm das Beste geboten ist, steht dann die gegenteilige des Reichstages gegenüber, und mit etwa- Anderem werde» wohl in Wahrheit weder Neichsregierung, »och Ncichstagsfractionen rechnen. Große Worte vor der NeichstagSscssio» uiachen noch lange keinen Conflict in der Ncichstagssessivn, sachliche Ueberzengung kan» Jeder ehren, auch der, wer sie nicht theilt. Und cs ist zu glauben, daß es bei sachlichen Debatten seine Bewende» haben wird. Die Conflictslnft weht nicht scharf und es ist auch ein vergebliche» Bemühen, sie angesichts der wirthschaftli'chen Klagen der Bevölkerung frisch anfache» zu wollen. Weder die Neichsregierung, noch irgend eine Neichstagspartei giebt sich wohl darüber Illusionen hin, daß mit einem schneidigen Draufgehen im Parlament heute nichts mehr zu erzielen ist. Gerade wichtige Dinge soll man ohne Leidenschaft »nd ohne Hitze, die »nr vom eigentlichen Ziele absnhren, erörtern; kommt man dann nicht zusammen, so kommt man doch nicht Weiler ansciuander, als man auseinander will. Der Trubel vor der Rcichstagssession ist »och nicht die Verathnng im Neichstagssaale selbst; cs wird auch diesmal so kommen, wie so oft schon: Nichts wird so heiß verzehrt, wie es znbereitet. Wer will denn heute sagen, welchen AnSgang die Session des Reichstages nimmt? Es wäre nicht das erste Mal, daß von allen klugen Voranssagnngen nicht eine einzige eintraf, eS wäre auch nicht das erste Mal, daß man bei kritischen Gesetzcsvorlagen lange Zeit nicht „den Wald vor Bäumen" sah. Unfall- und Altersversicherung im Reichstage, die Steuerreform im preußische» Landtage sind erst nach mancherlei vergebliche» Anlaufen zu Stande gekommen; wer weiß denn, was heule im Hintergrund der neuen Militärvorlage sich noch vecbirgt? Wahrscheinlich hat sie keinen einzige» begeisterten Freund im Reichstage, hier und da gilt sie höchstens als nolhwendiges Uebel, aber trotz alledem ist heute kein einziger unter allen deutschen Ncichstagsabgeordnetcn zu finde», der nun fest und bestimmt erklärt: Ich bürge den Wählern dafür, daß diese neue Vorlage nicht Gesetz wird! Das ist Faktum »nd die Unsicherheit der Parteien unter einander, die in dieser Thalsache liegt, ist ein Umstand, mit welchem »»gemein zu rechnen ist. Man hat eine Zeit lang angedentet, die Militärvorlage könne zum Gegenstand von^politischen Handelsgeschäften geinacht werden. Zn einen« Handelsgeschäft gehören aber nicht blos Wollen, sondern das Können. Noch ist nicht das Wollen entschiede» und wenn die Neichsregierung wirklich mit einer Partei paktieren wollte, keine Partei hat die Mehrheit, sie muß Andere zur Hand haben, die de» Pakt abschießc» Helsen. Und es will doch »ach manchem Ergebniß erscheinen, als ob unsere politischen Parteien sehr darauf achteten, daß die Eine ihr Haupt nicht höher hebe, als die Andere. Wir haben keine bestimmte Grnppirung der Parteien heute im Parlament, wir haben auch keine» Staatsmann heule im Parla ment, der sich bereit zeigte, eine solche neue Gruppirnng ans der einen oder ans der anderen Seite anznbahnen. Hier ist der Punkt, wo der Reichstag sterblich ist und darum wollen «vir über den neuen Reichstag nicht prophezeien, nein, ihn höre». „Hat die Medici», welche Doctvr Japix Ihnen verschrieb, Ihnen gut gethau?" sragte Jndith. „Nicht im Geringste»," crwiederle Spolgcr, indem er langsam seinen Nock abzog. „Ich leide immer noch an Schlaflosigkeit. Aber ich habe eine neue Idee, die ich jetzt aussühren iverde. kalte Um schläge um den Kopf und einen heißen Backstein an die Füße. Nun, meinen Nock habe ich abgelegt und fühle mich sehr behaglich." „Gut, gut," sagte Mister Marson, etwas ungeduldig über alle diese Reden über die Gesundheit. „Ich hoffe, Sie werden znr Hochzeit ganz gesund sein." „Ich hoffe auch," crividerle Spolger mit düsterer Ahnung. „Ich habe den ganzen Rcileplan schon fertig, Florry. Wir gehen zuerst nach Malvcre, einem sehr gesunden Ort, dann »ach Vath, nm Wasser z» trinke». Dann, wenn Sie «vollen, gehe» «vir nach dem Auslände, obgleich ich von der Kanalisation in diesen fremden Städten nicht viel halte." „O, «vir «vollen lieber sogleich in's Ausland reisen," sagte Florry lebhaft, „nach Paris. Wenn Sie das Leben dort zu geräuschvoll finden, so können Sie jeden Tag auf dem Kirchhof kerk-la-csiaiss spazieren gehen." „Scherze nicht über solch« Sachen," ermahnte Judith. „O, das schadet nichts," erwiderte der Bräutigam etwas grämlich. „Wir gehen Alle eines Tages ans den Kirchhof, und eS ist ganz gut, wenn man sich an den Gedanken gewöhnt." Seine drei Zuhörer sahen einander bei dieser trübselige» Prophezeiung etlvas gedrückt an, ohne zu antworte». Mister Spolger aber erzählte heitere kleine Geschichten davon, was für Streiche ihn« seine Leber spielen könne, «venu er nicht aufmerksam sei. Dadurch kam er ans Medici» zu sprechen und ans die Apotheke und dadurch endlich ans Wosk und Co., und zuletzt sprach Mister Spolger auch von Monsieur Judas. „Ein sehr schätze,Iswerther, junger Mann," sagte er, indem er sich selbst de» Puls fühlte. „Er halte zweimal das Neroenfieber und leidet an Hühnerauge,,." „Enge Stiefel?" rief Florry schelmisch. „Nein, erblich. Ein höchst inerkwürdiger Fall. Aber da «vir gerade von Monsieur Gninand sprechen —" „Judas," sagte Miß Varlins lächelnd. „Ja, ich höre, «na«, nciiiit ihn Judas wegen seines rolhei» Haares," erwiderte Spolger, vorsichtig lachend. «Nun, als Apotheker hat er große» Interesse für Florry." „Für mich?" fragte Florry entrüstet. „Ja, er «»eint, Sie sehen zart ans," sagte Mister Spolger be sänftigend, „und empfiehlt anch verschiedene Mittel dafür, und wen» Sie ihn sprechen wollen —" Nein, nein," unterbrach ihn Marson rasch, „wirklich, Jackson, ich bi» erstaunt über Sie. Wenn Florry ärztliche Hilfe braucht, so st vr. Japix da. Aber einen Menschen wie diese» Franzosen in ihre Gesundheit pfuschen zu lassen — wirklich, sein bloßer Anblick st genug." „Schwindsucht." sagte Mister Spolger belehrend. „Er sieht kränklich aus, ich weiß es." „Ich Halle ihn für einen sehr gefährlichen Menschen," sagte Judith in ihrer ruhigen Weise. „Er war ei» großer Freund von —" hier unterbrach sie sich plötzlich. „Von Melstane," ergänzte Spolger geringschätzig. „Ja, ich weiß das. Und da wir gerade von Mister Melstane spreche» —" „Sprechen Sie nicht von ihm," sagte Marson scharf. „Warum nicht?" Florry antwortete ihn« nicht, denn sie kämpfte augenscheinlich mit einen, hysterischen Ansall, und während er sprach, erhob sie sich »nd verließ rasch das Zimmer, gefolgt von Judith. „Da!" sagte Marson verdrießlich. „Wie konnten Sie von diesem Strolch zu reden anfange»?" „Ich sehe nicht ein, warm» Florry sich nicht an seinen Namen gewöhnen sollte," erwiderte Spolger mürrisch. „Natürlich, ich weiß, daß sie ihn liebte. Aber das ist jetzt Alles vorüber, er wird sie nicht mehr bennrnhigen." „Warum nicht?" fragte Marson rasch. „Weil er fvrtgegangcn ist. Vor seiner Abreise hatte er noch die Dreistigkeit, «»ich zu besuche». Aber ich wnrde bald mit ihn« fertig» obgleich er mich schrecilich aufgeregt hat." „Warum hat er Sie besucht?" Spolger wollte eben antworten, als die Thür sich öffnete, nud der Diener mit lanter Stimme meldete: „Mister Roger Axtvn." „O, wie befinden Sie sich, Mister Axton," fragte Marson, indem er dem jungen Manne entgegcnging. „Ich wußte nicht, daß Sic hier sind." „Ich kam heute mit den, Frühzngc ans London," erwiderte Roger, indem er den« alten Mann die Hand schüttelte. „Ich hoffe, Sie sind gesund, Mister Spolger?" Dieser Herr schüttelte den Kopf, als Roger sich setzte. Und da in diesen« Augenblicke Lampen in's Zimmer gebracht wnrden, blickte scharf nach den« Neuangekommenen. Er beantwortete seine Frage Monsieur Judas. Original-Roman von FerguS Hnine. (l3. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Nein, noch nicht." erwiderte Mister Spolger vorsichtig. „Ich gewöhne mich immer stufenweise an die Temperatur eines Ortes. Eine Plötzliche Erkältung ist schlimmer als feuchte Füße." „Ist Ihnen Thee gefällig, Mister Spolger?" fragte Judith, als der Diener das Thccgeschirr hercinbrachte. „Nein, ich danke Ihnen," erwiderte der Hypochonder höflich, „Ich habe eben eine Kur begonnen, und Thee ist für mich in nieiiiem jetzigen Zustande der Tod." „Oder ctivas Butterbrot?" ries Florry lachend, indem sie ihm oie silberne Platte reichte. „Butterbrot?" ries Spolger, „schrecklich! DaS ist das Schlimmste, was eS in der Welt giebt sür «»ich. Ich esse trockenes Brot znin Frühstück mit ei»«»« Glas heißem Waffer — nichts weiter." . „. «Ich hoffe. Sie werden nicht erwarte», daß ich auch so früh stücken Iverde," sagte Florry muthwilli'g. „Meine Liebe, Sie könne» essen, was Sie wollen," erwiderte Spolger, indeu« er feierlich sei» kleines Buch hervorzog. „Sollte Sie befallen, so habe ich immer da- Mittel er nach sehr Aber ich leide der svkratischen Weise durch eine andere Frage. „Sind Sie Wohl?" „O ja," erwiderte Roger hastig, „vollkommen, an Schlaflosigkeit." „Sie sollten versuchen —" „Spolger's Schlafmittel, wahrscheinlich." „Nein," erwiderte Jackson feierlich, „ich empfehle das niemals meinen Freunden. Sie sollten Morphium versuchen. Nun, «vas habe» Sie?" „Nichts," erwiderte Roger mit Mühe, denn er war bei der Er wähnung dieses Giftes zusammcngefahren. „Ich bin »nr ein bische» nervös." „Wahrscheinlich haben Sie sich überarbeitet," sagte Mister Marson und sah ihm forschend in's Gesicht. „O nein, ich habe eine Fußreise gemacht." „O, sehr gesunde Bewegung," sagte Mister Spolgcr beifällig. „Ich kann mir das nicht erlauben, weil ich eine Neigung zu Krampfadern habe. Welchen Theil des Landes haben Sie durch wandert?" „Ich war gegen Winchester hiiicibgegangc,,," erwiderte Roger, indem er plötzlich seine Augen aufhob und Mister Marson forschend anblickle. „O, wirklich?" erwiderte dieser Herr hastig. „Dann sind Sie wahrscheinlich auch in Jarlchester gewesen?' Ja, ich war dort," sagte Roger, „gerade während der Unter suchung über jenen Fall." Beide Zuhörer schwiegen, als ob »ine namenlose Furcht ihre Z inge» gelähmt hätte. Dann blickte Marson Spolger an und Spolge» 1 Marson, während Roger Beide beobachtete. In diesem Angcnblick trat Judith in's Zimmer. „Florry befindet sich bester," sagte sie. „Sie ist — Wie? Mister Axton?" „Ja, ich bi» hi«rhcrgekon»»e», um einen Freund ciufzusnchen, und wollte nicht nnlerlassen, vorznsprechen," erwiderte Roger, als sie ihn begrüßte. „Ich bin sehr erfreut darüber, daß Sie uns nicht vergaßen," bemerkte sie und nahm ruhig ihren Sitz ein. „Wünschen Sie eine Tasse Thee?» „Ich danke." Sie saßen am Theetisch »nd waren ganz allein, da Mister Marson in Gesellschaft seines zukünftigen Schwiegersohnes sich erhoben hatte, mit dem er jetzt an« Ende ves Zimmers eine leise Unterredung führte. Judith reichte Roger eine Taffe Thee »nd blickte ihn forschend an, während er mit einem theilnahnilosen Ausdruck auf seinem müde» Gesichte den Thee «»»rührte. „Sie sehen nicht sehr gesund ans," sagte sie endlich, ihre Auge» senkend. „Geistige Ermüdung," antwortete er mit eine», Seufzer. „Ich habe viel durchgemacht, seitdem ich Sie zuletzt gesehen habe." „Wegen jener Angelegenheit?" fragte sie leise. „Ja. Ich erhielt Ihre» Brief in London und ging sogleich nach Jarlchester ans einer Fußreise, das heißt, ich machte eine Fußreise, um einen Vorwand zu habe», dort zu sein. Dort blieb ich eine Woche nud dann erhielt ich Ihre» zweiten Brief, welcher mich be nachrichtigte, daß er in« Begriffe sei, zu kommen." „Und er kam?" fragte Judith hastig cithniend. „Ja." „Sie sahen ihn?" fuhr sie fort mit eine«» ängstliche» Blick nach den beide» flüsternden Gestalten am Ende des Zimmers. «Ja." „Nni, und — haben Sie — die Briefe — erhalten?" „Natürlich," sagte Axtvn im Tone der Verwunderung. „Ich habe Sie Ihnen ja übersandt — xosbs restrrnts, wie Sie wünsch len." „Mein Gott," sagte sie angstvoll, „ich — ich habe sie nicht er halten. Jede» Tag ging ich »ach der Post, um zu fragen, ob etwas unter der Adresse von Miß Jndith augekoinmen sei, aber immer sagte man mir, es sei nichts gekommen." „Gerechter Himmel!" rief Roger erstaunt a»ffahrend. „Ich hoffe, sie sind nicht verloren gegangen. — Ich hätte sie eiuschreiben lassen sollen." „Dann hätte ich sie nicht erhallen," erwiverle Miß Varlins hastig. „Die Postmeister» kennt mich genau, nud «venu das Packet an Miß Judith adressirt gewesen wäre, so hätte ich nicht anders, als mit «»einem eigenen Namen gnitli'ren können." „Sie hätten ihr erlauben sollc». sie hierher zn sende»." „O, das ist höchst untvahrschcinlich." '„Es war inimerh» möglich," sagte Judith hastig. „Aber «vas sollen «vir ihn», «venu die Briese verloren gegangen sind?" „Nun, wen» —" „Husch!" Sie legte plötzlich warnend die Hand ans seine» Arm, denn in diesem Augenblicke wurde die dünne Stimme Spolger's gehört, welche eine«, Namen nannte: „Sebastian Melstane." Jndith »iid Roger blickten einander bleich und aufgeregt an, und als er wieder sprechen wollte, nnterbrach sie'ihn z„n« zweilen Mal: „Hören Sie." Sie konnte» deutlich hören, den» die beide» Herren an« anderen Ende des Zimmers hatten sich ihnen unvcrsehenS genähert und Spolger sprach mit schriller Stimme über de» Mann, a» den sie eben dachten. * „Er besuchte mich, ehe er abreiste. Ich «rar sehr krank, aber er verlangte durchaus, mich zu sehe». Wir halte» ein sehr heftiges Gespräch. Er sagte mir, er liebe Florry, — das sagte er mir, ihrem verlobten Bräutigam — und sie werde mich niemals heirathen, — er könne die Heirath verhindern. Dan» beleidigte er mich. Ja, er hielt mir eine Pillenschachtel entgegen und fragte mich, ob ich noch eine» anderen Gedanke» in« Kopf habe außer an dergleichen. Ich schlug ihm die Piltenschachtel aus der Hand und sagte ihm, er solle «nein Hans verlassen. Er ging, denn ich war fest — sehr fest, ob gleich stark aufgeregt. Die Pillciischachtcl hatte er vergessen. Ja, ich fand sie, uachdcn, er fort war, und sandte sie ihm durch meinen Diener nach seiner Wohnung. O, ich war schrecklich aufgeregt, er «vor so frech. Aber er «vi'rd nicht mehr wi'ederkommcn, »ei», er wird nicht «viederkvmmcn." „Wie wissen Sie das?" rief Roger aufspringend, ohne ans Jndith's Warnung z» achten. „Was? Sie haben gehorcht?" sagte Spolger zornig. „Ich innßte Sie hören, cs war nicht anders möglich, da Sie immer lauter sprachen," erwiderte Roger scharf. „Unpassend, höchst »»ehrenhaft I" „Mein Herr!" „Meine Herren! Meine Herren k* sagte Franz Marson be schwichtigend, „Sie sind in meinen« Hanse." „Entschuldigen Sie, Mister Marson," sagte Roger förmlich. Ich stellte »nr eine einfache Frage a» Herrn Spolgcr." „Welche er z» beantworten ablehnt," erwiderte Spolgcr kühl. „Warum?" Judith war nufgestandei« und hatte Marson's Arm ergriffen, während Roger »nd Spolgcr scharfe Blicke wechselte». S«e befanden sich sämmtlich i» solcher Spannung, daß sie nicht bemerkte», wie eine kleine Gestalt i» das Zimmer eintrat »nd verwundert de» zornigen Reden zuhörte. Sie regen mich ans," sagte der Hypochonder grämlich. „Di* Aufregung ist mir schädlich. Sie hätte» mein Gespräch mit meinem Freunde nicht belausche» sollen." „Ich bitte ui» Entschuldigung," erwiderte Roger, sich ver- bengcnd. „Ich wollte Niemand beleidige». Ich wnndcrte mich »nr, ans welche Weise Sie crrathen habe», daß Melstane niemals znrück- konimen iverde." Die kleine Gestalt kan« »»bemerkt näher. „WaS nieinen Sie damit?" sragte Spolger rasch. Judith lehnte sich an Marson's Arm, sie war schrecklich bleich, und mit weit aufgerifsenen Auge» «varlete sie gespannt ans das, wa- kommen sollte und «vas sie zn denken sich fürchtet«. „Ich «»eine das Gehciinuiß von Jarlchester." Marson schwieg, aber erbleichend starrt« er Roger Axton an Bei der Erwähiinng von Jarlchester kam di« Gestalt langsam^ ' bei nur