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WWW 7' v- Nr. 234. - Freitag, 7. Oktober 1892. —12. Jahrgang. Beilage zu Sächsischer Landes- Anzeiger Vertag von Alexauiier Wiede in Chemnitz, Theaterstraße 8. (Chemnitzer Generäl-Anzeiger). Frieder» und Krieg. Chemnitz, den 6. Oclober. Seit längerer Zeit ist zu», erste» Male wieder von berufener Stelle ein Wort über die allgemeine politische Lage in Europa ge sprochen worden: Kaiser Franz Josef hat bei der Eröffnung des österreichisch-ungarische» Neichsparlameuts, den sogenannten Delega tionen» sich i» der ihm eigenen ruhige» »nd bestimmten Weise über r,ie Verhältnisse in Europa geäußert, und was er gesagt, dürfte mit geringe» Aenderungen auch für die beiden anderen Staaten des großen FriedensbnndeS, für Deutschland und Italien, gellen. Der Kaiser hat die Beziehungen der Habsburgischc» Monarchie zu alle» übrige» als freundliche, die Fricdensaussichlen als die besten bezeichnet und hierbei namentlich die Thätigkcit hcrvvrgehobeu, welche der Drei bund im Interesse des Friedens und zum Beste» des Friedens ent wickelt hat. Weiter wird in den Kaiserworte» »och betont, daß die Völker um so mehr de», Frieden sich znneigen, als sie de» furcht bare» Ernst des künftigen Kriege» erkennen, wissen, welche Zeche der unterliegende Thcil z» zahlen haben wird. Der Monarch hätte hin- znfügen können, daß diese Erkenutniß auch bei den Staatshänpter» in hohe», Grade vorhanden ist, in höheren, sogar, als bei ei,»gen Völker», nicht eben bei alle». Der Kaiser von Rußland ist ent schieden friedlicher gesinnt, als rin Theil seiner Russe», und die Männer der Negierung der französischen Republik wissen zweifellos viel genauer, als die Chauvinisten in, Lande, was für die Republik Frankreich bei eine», unglückliche» Kriege auf dem Spiele steht. Die Herren in Paris sagen allerdings, die Republik sei in Frankreich so tief eingewurzelt, daß sie durch nichts wieder beseitigt werden könne. Sie würde aber nicht viel weniger schnell verschwinden, als das napoleonische Kaiscrthn», i>» Jahre 1871, wen» sie, statt einen Sieg zu erfechten, dem Lande eine Niederlage brächte. Den» diese Nieder lage würde die schwerste, opferreichst« sei», die die Franzose» jemals erlitten haben. Der Friede erwächst also heute ans der Furcht vor de», Kriege! Kriegslnst ist vorhanden, i» recht hohe», Maße sogar, aber es ist auch die Erkenutniß vorhanden, daß eS sich bei de», neue» Krieg« nicht einfach um eine verlorene Campagne handelt, sondern vielmehr >»» de» Rni» ganzer Staaten, »m das Erlöschen von Dynastie» »nd Ncgierungsformen. Kann man de» verlorenen Feldzug wohl ertrage», und die Franzosen glaube» ja reich genug zu sei», mehrere Feldzüge ertragen zn können, die Existenz eine» ganze» Staates ist denn doch viel weniger leicht auf's Spiel gesetzt. Es hat nicht an Stimmen rrmio 1871 gefehlt, welche meinten, die Franzose» seien mit den fünf Milliarde» n»d der bekannten Landablretnng »och viel zu billig forl- gckommen. Aber Fürst Bismarck hielt damals, wie schon 1866, der strengen Militärpartei und sonstigen radikalen Ansichten gegenüber dem Fricdensschlnß Widerpart. 1866 ging der damalige Graf Bis marck davon ans, Oesterrei'ch-Uygarn solle dem sich nenbildcndcn deutschen Staatenbnnde nicht entfremdet, solle ihm vielmehr als Freund gewonnen werde». Daß diese Politik sich als eine kluge erwiesen und sich völlig be währt hat, ist zur Genüge bekannt. I», Jahre 1871 trat Fürst Bismarck den weitgehenden Forderungen aus doppelten Gründen entgegen: Einmal war ein langwieriges Fortsetze» des Krieges zu erwarte», daß zwar den Franzose» keinen Sieg, aber den Dentschen auch manche'- Opfer an Menschenleben gekostet hätte. Dann war auch schließlich eine fremde Intervention nicht ausgeschlossen, die freilich nicht gar z» gefährlich geworden wäre, aber doch auch in keine», Falle angenehm war. Der damalige Leiter der deutschen Politik meinte, die auf blutigen, Kampsfeldc gewonnene deutsche Einheit »nd die den Franzosen ertheilte Lektion würden genügen, der Zukunft für lange Zeit de» Frieden zu sicher». Auch diese Politik hat sich als richtig erwiesen, wenngleich cs de», Fürsten Bismarck trotz allen wiederholt gezeigten Enlgegenkommens nicht möglich gewesen ist, die Franzose» von ihrer tollen Ncvancheidce zn befreien. Die deutsche Reichsregiernng hat sich einige Male mit den französischen Ministerien ganz leidlich gestanden, mit den Franzose» als solchen wollte es ihr aber nie gelinge», »»d cs wird ihr auch nie gelingen. Deutschland hat zn seiner eigene» Sicherheit, z»»> Schutz gegen erneuten französischen Angriff die alte» Reichslande Elsaß-Lothringen znrückgenommcn. Dieser Wiedererwerb mar daher kein Nachthcil, sondern ein Vorthcil, vor allem aber eine Nvthweudigkeit. Und bei politische» Nvthwendigkcilcn muß Alles schweige», da geschieht nichts aus Freundschaft oder Feindschaft, ans Haß oder Liebe, sonder» eben nur anS de», Gebote „nd dem Macht- sprnch der Nothwendiglcit heraus! Und wenn die Dentschen in einem neuen Kriege Frankreich abermals zu Boden würfen, und den Besiegten Kriegslasten aufcrlcgte», daß ihnen Horen und Sehe» ver ginge, so würde auch das »nr eine Nvthweudigkeit sei». Friede» hält, wer den Krieg fürchtet; das lehren die Erfahrungen seit 1871. Und wird diese Furcht einmal vergessen, nun, so muß sie i», Noth- falle dermaßen anfgefrischt werde», daß für mehrere Menschenalter kein Rückfall wieder cintritt. In der österreichisch-,ingarischen Thronrede wird noch eine neue Notwendigkeit hcrvorgehvben, die zur weitere» Verstärkung der Armee. Zur Begründung wird aber nicht gesagt, daß der heutige Zustand der Dinge diese Verstärkung gebieterisch erheische, dieselbe ist vielmehr schon früher »vthwendiglgewesen, und aus Rücksicht lediglich auf die finauzicllcnBerhältnissevcriagtworden. Die österreichisch-ungarischen Mehrfordcruugc» halten sich «och in bescheidenen Grenze», wenn sie auch bei dem bekannten, nie sehr glänzende» Stand der östcrrcichisch- »ngarische» Finanzen sich bemerkbar mache», aber es besteht doch kein besonderer Zweifel an der schlicßlichc» Bewilligung durch die Volksvertretung. Im dentschen Reichslage werden sich bei der kommenden große» Milüärdebaltc die Dinge viel weniger einfach stelle», denn es kommen erhebliche Summen: 65 Millionen Mark Jahresanegabe, in Betracht. Dort kommt aber auch in Betracht die große Frage: Frieden »nd Krieg. Lassen wir einmal den Reichs kanzler und Vertreter der Militärverwaltung sich mit Vertrauens- männern des Reichstages unter vier Auge» besprechen, uni" warten wir ab, was sich dann crgicbt. Monsieur Judas. Original-Roman von Fergus Hu me. (10. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. »Es sind noch zwei Hühnerbeiue da," sagte die Dame, mit de» Schlüsseln rasselnd. „Biuter sollte sie zum Frühstück haben, aber ,ch kann eine Petersilien-Sance dazu machen, wen» Sie wollen- und mit Brot »nd Käse und einer Flasche von diesem sauren Essig, wie Sie den St. Julien nenne», wird das ein ganz feines Diner gebe».* " " Augenblicke ertönte die Glocke, und Madame Binter eilte nach der Hansthür. Sic ließ Mister Franks ei», und nachdem sie ihn der sicheren Obhut von Monsieur Judas nnverlrant hatte, zvg s das Leben genommen, Monsieur JndaS mit den auf (das war sein argloser sie sich mit einem letzte» Rasseln ihrer Schlüssel zurück» in heftige», Aerger über daS Mißlingen ihres Anschlags mit de», Abendessen. Octavius trat etwas bleich, aber mit strenger Miene in's Zimmer, legte seinen Pelzrock ab, und nachdem er JndaS nachdenklich gemustert hatte, nah», er an de», Miniatnr-Fcnerche» Platz, während sich der Franzose ihm gegenüber setzte. „Ich habe Sie erwartet," sagte Monsieur Judas, indem er die Hände rieb „nd seine Augenlider über seine schlaue» Augen sinken ließ. „Sprechen Sie französisch," erwiderte Franks, „dann werde» wir »ns besser verstehen." „O gewiß, mein Freund," sagte JndaS rasch, „es ist leichter für mich. Sie spreche» französisch sehr g»t, o ja, sehr gut, Monsieur." Franks erwiderte dieses Compliment mit einem steifen Kopfnicken und kam sogleich zn», Zweck seines Besuches. „Nun, Monsieur Gniiiand, erzähle» Sie mir von Ihrem Freund Melstane." „Noch einen Augenblick," zischte Judas mit seiner leise», sanfte» Stimme. „Ehe wir von dem armen Melstane sprechen, wollen wir uns verständigen, mein Herr. DaS ist nur recht und billig, mein Freund." „Ja, ja, was wünschen Sie zu wissen?" Monsieur Judas stützte die Elnbogcn ans die Kniee, wärmte seine klanenhasten Hände über dem Feuer und blickte schlau nach den, Dctective, che er sprach. „Ihr Name, Monsieur?" „Nixton." „Sehr gut — dieser Name, Monsieur Franks," erwiderte Judas mit einen, spöttischen Lächeln. „Sie kenne» meine» richtigen Namen, wie ich sehe," erwiderte Franks, ohne eine Muskel seines Gesichts zn rühre». „Mein Compliment für Ihren Scharfsinn." „O, das hat nicht viel zn bedeuten," sagte der Franzose. „Monsieur Wosk hat mir die Geschichte ans der Zeitung von Jarl- chcster vorgelesen, »nd da war ein Polizeiagcnt Monsieur Franks zu gegen. Er hat die Pillenschachtel an sich genommen, welche meine», arme» Freunde gehörte. Nun, und da kam zu mir ein Fremder und zeigte mir dieselbe Pillenschachtel, natürlich mußte das Monsieur Franks sei», nicht wahr?" „Nun, wen» Sie die Zeitung gelesen haben," erwiderte Franks langsam, „so kenne» Sie auch alle Umstände bei de», Tode Ihres Freundes." „Die Zeitungen sagen, er Hab« j Monsieur." „Und was sagen Sie dazu?" „Nun, ich weiß nicht," erwiderte Achseln zuckend »nd riß die Augen weit Blick). „Was denkt Monsieur darüber?" Mister Franks dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete. Er wollte so viel als möglich von Melstane's Vergangenheit er fahren, und Niemand konnte ihm so viel darüber inittheilcn, als dieser frühere Miethgcuosse des Verstorbenen. Judas war aber kein gewöhnlicher Mensch und wollte sich nicht frei ansspreche», ohne znvor alle Einzelheiten des Falles genau zn kennen. Franks traute aber Judas keineswegs. Sei» Aeußeres, sein Wesen, Alles mißfiel ihm, und Franks wünschte, ihn in Unwissenheit über seinen Verdacht und seine Verinnthnngcn zn lassen; aber da er nicht erfahre» konnte, was er wissen wollte, ohne Judas seinen Verdacht initzir theilen, »nd da dies für Franks nicht invglich war, ohne Judas mehr zn sagen, als ihm gut schien, so befand er sich einigermaßen in Vcr legenheit. Judas sah dies und machte seine». Zögern auf höchst entschiedene Weise ei» Ende. „Ich sehe, Monsieur traut mir nicht,"-sagte er mit gekränkter Miene. „Monsieur möchte Alles wissen und Nichts inittheilcn. Aber das geht nicht. Bedenken Sie, Monsieur» ich bin ein Franzose, ein Mann von Ehre, nicht wahr? Monsieur kennt den ganze» Fall, aber ich — ich weiß vielleicht auch etwas, was nützlich sein könnte. Wenn Monsieur mir sein Herz zeigt, so wird ihm das Herz von Jules Guinand offen stehen." Franks sah ein, daß er entweder Vertrauen gegen Vertrauen gewähre», oder darauf verzichten mußte, zu erfahren, was Judas wußte. Er wählte das Elftere. „Gut, gut, ich werde Ihnen sagen, was ich denke, aber natürlich Halle» Sie unser Gespräch geheim." Judas lachte und rief »ach einem zierlichen Knßhändchen: „Ja, auf Ehre. Monsieur ist ein Ehrenmann, und ich, Monsieur Franks — eh, ist das nicht Ihr Name — ich ebenfalls. Was Sie heute Abend sprechen, wird in mein offenes Herz anfgenomme» werden. Aber — Sic verstehen." „Gut, das ist in Ordnung," erwiderte Franks etwas schroff. „Wir können »n» zur Sache übergehen. Wie die Zeitungen sagen, hat Melstane sich selbst das Leben genommen. Verstehen Sie? Gut. Ich aber sage nein, es war ein Verbreche», Melstane ist ermordet ,vordem" „Und vv» wem, Monsieur?" „Das ist eben, was ich entdecken „Und Ihre Meinung darüber?" „Ich will sie Ihne» erkläre», vo» tonischen Pillen bei sich, welche Ihre Apotheke verließ." „Ziichtig, Monsienr, zwölf Pillen." «Sechs Pillen sind verwendet worden, wie ich genau weiß, der Schachtel befinde» sich aber »och acht." „Ich verstehe," sagte Judas rasch. „Zwei Pillen sind von eine». Unbekannten in die Schachtel gelegt worden. Diese zwei Pillen enthielten Gift. Der arme Melstane hat eine vergiftete Pille genommen und ist gestorben. Monsieur hat die Pillen zn Doctor Japix gebracht, damit er die andere Pille herausfindc» soll." „Sie haben vollkommen Recht," sagte Franks, erstaunt über die Schnelligkeit, mit welcher der Franzose die ganze Sachlage ansfaßte. „Eh, Monsieur, ich bi» nicht blind," erwiderte Judas. „Und „>,» wünschen Sie, den Unbekannten zu entdecken, welcher die Gift pillen in die Schachtel gelegt hat?" „Nichtig. Und dazu möchte ich von Ihnen Alles erfahren, was Sie über Sebastian Melstane's Vergangenheit wissen," erwiderte Franks, indem er sei» kleines Notizbuch heranszog. Monsieur Guinand blickte gedankenvoll in das Feuer, dann nach der Decke, und endlich richtete er seine Augen mit ihrem arglosen Ausdruck auf Mister Franks. „Ich weiß nicht, was ich beginne» soll," sagt« er langsam, als ob er jeder Wort abwäge. „Sehen Sie, Monsieur, nach meiner werde." Melstane hatte eine Schachtel zwölf Pillen enthielt, als sie In Ansicht sieht die Geschichte so aus: Mein armer Sebastian war ein Künstler. Er war kein großer Künstler, aber er hatte viel Talent. Vor sechs Monate» sah er in London eine schöne Dame, Miß Marso», die Tochter eines reichen Fabrikanten von Jroiifi'eldS. Mein Freund verliebte sich in die vornehme Dame und kam hierher, um mir seine Liebe z» gestehe». Leider aber fand er, daß die reizende Miß den reichen Monsieur Sp — SP — ich kann Ihre englischen Namen nicht anssprcchen." „Spolgcr." „Richtig, das ist der Name. Ja, sie soll diesen reiche» Herrn hciralhcn. Aber mein braver Sebastian kümmert sich nicht dar»,». Er wohnte hier in dieser Pension „nd wir wurden befreundet. Er erzählte mir vo» seiner Liebe. Der Vater der reizenden Dame ist wüthend und verbietet meinem Freunde, sie zn sprechen oder auch »nr anznsehe». Aber sie hat auch ein Herz, dieser Engel, und ist wahnsinnig verliebt in dc» hübschen Jungen. Sie finden sich, sprechen mit einander, schreibe» sich Briefe, ohne daß der Alte davon weiß. Dann kam Monsienr Axto» hierher in diese Pension." „Roger Axton?" rief Franks. Dan» biß er sich auf die Lippen^ „Ja, richtig. Sie kennen ihn? O, das ist seltsam," sagt« Judas forschend. „Gut, gut, ich kenne ihn," wiederholte Franks mit einer nuge« dnldigen Handbewegnng. „Weiter, Monsienr Guinand." „Sehr gut. Dieser Monsienr Roger ist verliebt in die reizende Miß Varlins. Verstehen Sie, er ist befreundet mit de», alten Marso» »nd hat Zutritt in sei» Haus, der arme Sebastian aber nicht. Monsieur Roger erzählt Miß Varlins von dem Briefwechsel zwischen M>ß Marso» »nd meinem Freunde. Darauf wird Miß Marso» nach der Insel Wight gebracht. In, August reist Monsieur Roger ab. Der brave Sebastian lacht über daS Alles »nd rührt sich nicht. Als sie znrückkamen, hält Miß Varlins scharfe Wacht über den Engel, so daß sie mit meine», Freunde nicht zusammen« treffen kann. Sebastian halte eine heftige Scene mit Monsienr Roger, de» er eine» Spion und Schurken »annle. Und darauf reiste Monsienr Roger i», Octobcr wieder ab." - - „Wohin?" fragte Franks, nachdem er den Monat in seinem Taschenbuch »otirt hatte. „Das weiß ich nicht", erwiderte Judas achselzuckend. „Mon sieur Roger ist nicht mein Freund. I», November sagte Sebastian zn mir: Es ist gut, ich gehe »ach Jarlchestcr." „Was mcinle er damit: „es ist gut?" „Das kan» ich nicht sagen. Er war bei de», Monsienr Is xilulo gewesen." „Sie meinen bei Spolger?" „Ja, er war bei Monsienr Io pilulo, um über seine Liebe zu Miß Marso» mit ihm zn sprechen. Als er in die Pension znrück- kam, sagte er: „Es ist gut, ich gehe nach Jarlchester" — nichts weiter. Damals ging mein Freund, der brave Sebastian, nach Jarlchester. Und ich habe ihn nicht mehr gesehen." „Diese Unterredung zwischen Melstane n»d Spolger kann wohl kau», sehr vergnügt gewesen sein," sagte Franks mit eine», scharfe» Blick »ach de», Franzose». „Eh. Monsienr, ich weiß nichts davon," erwiderte JndaS mit eine», arglöse» Blick. „Aber warn», in aller Welt ging Melstane Jarlchestcr?" „Ich habe Ihnen Alles gesagt," erwiderte Monsienr Gninand mit widerlicher Höflichkeit. „Hm, daran möchte ich zweifeln," murmelte Franks nachdenklich „Ist das Alles, was Sie wissen?" „Was wollen Sie noch?" „Das wirst Alles kein Licht ans den Mord." „Halt, »och einen Augenblick, Monsienr," sagte Judas mit ernster Miene. „Am Abend, che mein Freund abreiste, ließ Miß Varlins ihren Wagen vor der Apotheke halte». Dan» kam sie herein »nd fragte »uch: „Haben Sie nicht eine Postmarke?" Ich sagte ja und gab ihr eine Postmarke. Sie klebte sie auf einen Brief, stieg in den Wagen und fuhr weiter. Den Brief habe ich gesehen." „Wie lautete die Adresse?" „Mister Roger Axton in Jarlchester," sagte Judas ruhig." Nun? Wie? Sehen Sie?" „Ich sehe „och nichts," erwiderte Franks. „Miß Varlins schrieb an Axton in Jarlchester, was folgt daraus? Ich weiß, daß Axton in Jarlchestcr war, ich habe ihn dort selbst gesehen." „O, wirklich?" rief Monsieur Judas eifrig. „Nun, dann sehen Sic, Monsienr Axton ist in Jarlchestcr, Melstane geht auch nach Jarlchester. Ehe er dahingeht," fuhr Judas fort, indem er sich vor wärts neigte und seine Stimme dämpfte, „kauft er Morphinmpillcn. Eh! Nicht wahr? Mein Freund und Axton sind Feinde, in Jarlchestcr treffen sie zilsamme», der arme Melstane stirbt an Morphin,». Was wollen Sie noch?" „Wollen Sie damit sagen, daß Melstane von Roger Axton er mordet worden sei?" ries Franks, kann, in, Stande sich zn fassen. Monsienr Judas streckte wieder die Hände aus. „Ich will gar nichts sagen, Monsienr. Aber sie waren ver zweifelte Feinde wegen Miß Marson. Axton hat Morphinm- fillcn, Melstane stirbt an Morphium. Doch »ein, ich sage nichts weiter." „Ich glaube, Sie haben schon genug gesagt," erwiderte Franks inhl. »Aber ich glaube kein Wort davon." „Monsienr!" „Es ist vergebens, daß Sie Ihre Federn, sträuben, Monsieur Gninand. Ich meine e« so, wie ich gesagt habe. Und zn». Beweis werde ich Roger Axton ersuchen, hierher z» kommen »nd die Geschichte »ach seiner Weise z» erzählen." „Er kann »nr dasselbe erzählen, was ich ausgesagt habe." „Das wird sich finden," „Monsienr!" „Mein Herr!" Die beide» Männer waren c»,fgcspr»ngen und standen einander gegenüber, Franks kalt und drohend, Judas in sichtlicher Aufregung mit eine», gefährlichen Glanz in seine» Auge». Er sah ans wie eine Schlange, welche bereit ist, hervorznschicßen und zn beißen. Und Franks war ans seiner Hut. Endlich aber trat Judas mit einem zischenden Lachen zurück. „Wir wollen uns nicht streite», Monsieur," sagte er sanft, „tuen» Monsienr Axton kommt, werden Sie sich überzeuge», daß ich wahr gesprochen habe." „Bis dahin," erwiderte Franks, indem er seinen Ueberrock anzog, „haben wir nichts mit einander zu schaffen." „Wie eS Ihne» gefällt." „Misu, Monsieur Guinand." - WltMWMWWWMMi-Miri'i