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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189210072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-10
- Tag 1892-10-07
-
Monat
1892-10
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.10.1892
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z» richte theilnehmen. Seit dem Inkrafttreten des neuen SchukgesetzeS sind auch an verschiedenen kleine» Orten Schulen errichtet worden, die aber stets nur wenige Schüler zählten. So hat der Lehrer in Kotten Heide, einein zwischen Schöneck und Zwola mitten Walde gelegene» Dörfchen, das allerdings zwei Oberförsiereien besitzt nur K Schüler und der Lehrer in Gürth, einem kleinen Orte an der böhmischen Grenze, der seiner Lage nach mehr ans den Verkehr mit Böhmen, als mit Sachse» angewiesen ist, nur 13 Schüler unterrichten. Der Staat unterstützt diese Schulgemeinden. — Arbelter-Colonie Schneckengrün. Nach dem Monats berichte auf September d. I. wurden seit Eröffnung der Cvlvnie überhaupt ausgenommen 2442 Cvlonisten, beim Abschlüsse des vorigen Berichts war der Bestand 89 Cvlonisten, der Zugang im Monat September 7 und der Abgang 12 Colonisten. Der gesammle Zu gang betrug 2442, der gesammte Abgang 2358 Colonisten, der heutige Bestand beziffert sich demnach ans 84 Plätze. —* Zschopau, 5. October. Am Montag feierte der Weber meistcr Herr Wüst »er sein fünfzigj ähriges Bürgerjnbiläum AuS diesem Aulasse ist derselbe in seiner Wohnung durch Herrn Bürgermeister Kretzschmar unter Ueberreichung eines geschmackvoll ansgefnhrte» Diploms beglückwünscht worden. Herr Wüstner hat vor kurzem bereits sein fünfzigjähriges Meislerjubiläum gefeiert. — Unglücksfälle. In Elster berg stürzte der mit Kartoffeln beladene Wagen des Fnhrwerk-besitzerS Franz Kellner rückwärts mit den Pferden den steilen Schloßbcrg hinab. Hierbei kam der 17jährige Mmirer P. Beringer, der im Begriff war, beim Abladen der Kartoffeln zu helfen, unter das ein« Pferd zu liegen, welches ihn toldrü ckte. — In dem dem Mühlenbesitzer Hcrrmann in K» nnersdorf gehörigen Steinbrnche ist der mit dem Brechen der Steine beschäftigte Pächter des Bruches, Hausbesitzer Köcher ans Knnnersdorf, durch abstürzende Felsmassen getroffen und so schwer verletzt worden, daß er noch im Lause desselben Tages gestorben ist. — Brände. In Loßnitz bei Freiberg brannten am 4. Oct. Abends die Herrn Hüttenarbeiter Bellman» gehörigen Scheunen- und Stallgebäud« bei dem der Gemeinde Lößnitz seit 1890 gehörigen dasigen Kanzlei-Crblehngnte nieder. — In Hoheneck bei Stollberg brannte am 4. Oct. das Hans des Klebers Reinhold ab. Da Niemand zu Hause war, so verbrannte fast sämmtliche bewegliche Habe, n. auch 16 Kaninchen. Die Hansthür mußte erst eingeschlagen werden. —- Am Montag Nachts 12 Uhr wurden sämmtliche Gebäude der Hartb ach mühle bei Pulsnitz bis auf Scheune und Sägewerk durch Feuer zerstört. Fall eine stark blutende Wunde am Kopfe erhalte» und mußt« ärzt liche Hilfe in Anspruch nehmen. — Zur Warnung! In verschiedene» deutschen Zeitungen war kürzlich ein Inserat enthalte», in welchem Jedem ahne Unter schied de- Standes eine hochlohnende Nebenbeschäftigung — welche, da das Angebot ein reelles sei, jährlich ('- — 10,000 Mk. einbringc» und in der Regel später als Hanpterwerbszwcig betrachtet würde angebote» wurde. Ein hiesiger Einwohner wandte sich daraufhin an die bczcichnete Adresse, worauf ihm folgendes hcctographirle Schrist stück znging, das uns zur Veröffentlichung übermittelt wurde: „74 Lll»Ivtiolck li)!lit lElton dl. Ocl. 1892. Ew. Wohlgeborc» N>ch gehöriger Durchsicht Ihres w. Schreibens bin ich überzeugt daß dieses Utttcruchuicu vortrefflich für Sie puffen würde L habe ich mich des halb entschlossen Ihre Offerte auzuuehiueu. Das Notlüge nur sofort beginne» zn können fleht anf Mk. 1.80. Ich rechne Ohne» jedoch um Ihne» entgegen zu kommen nur Mk. 1.— an, welche in Marken einznsendcn ist. Nach Erhalt des Erforderliche» können Sie, in Ihrer freien Zeit, sofort beginnen und werden Sie mittelst dieses Werkes, mit Fleth und Ausdauer Ihre jetzige Position um viel verbessern. Dieses Unternehmen beruht anf wirklich reeller Basis was ich Ihnen dadurch beweise indem ich mich verpflichte den obigen Betrag zilrückzusende» sollte es sich hieraus stelle» L Sie mir beweisen können daß dasselbe zur Erhöhung Ihrer Einkommen nicht geeignet sei. Wenn Sie sich nur mit gutem Willen daran machen werden Sie bald einen schönen Erfolg erziele». In Erwartung einer ningchcnden Antwort zeichnet Achtungsvoll kor M- Doris B. A." Da zu vermuthen ist, daß eS sich bei dieser Angelegenheit nur um «inen gewöhnlichen Schwindel handelt, ist Vorsicht im Verkehr mit der bezeichnetcn Firma jedenfalls angebracht. Chemnitzer Stadt-Airzeiger. DI« Freunde »usereS Blattes werde» ersucht. uuS wichtige Begebenheiten giltlgst mNznthetlen. Chemnitz, de» 6. October 1892. — Auszeichnung. Herrn Rendant Schaarschmidt bei hiesigem königl. Landgerichte, welcher „ach über 46jähriger Wirksam keit mit Ende September in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist, wurde das Vcrdieuslkreuz vom Civilverdienstorden verliehe» — Die Urliste für die Schöffen- und Geschivorenen- Waht in hiesiger Stadl ist ausgestellt und liegt gesetzlicher Vorschrift gemäß vom 7. bis mit 15. October d. I. im Nachhalls, Poststr. 12 — Eingang am Becksrdenkmal — linkes Erdgeschoß, Meldeamts- ziimiier Nr. 14, zu Jedermanns Einsicht aus. Einsprachen gegen die Nichtigkeit oder Vollständigkeit dieser Liste können innerhalb einer Woche, vom Zeitpunkte der Auslegung au gerechnet, eul- Wohnzimmer ungehindert die Zügel schießen zu lassen nnd so dem Charakter Stadttheater. Mittwoch, den 5. Oktober: „Johannistrieb", Schauspiel in vier Auf zügen von Paul Lindau. So ei» Liuban'sches Stück ist im Grunde nicht allznschwer zu spielen. Da der Verfasser »nr über ein sehr »lästiges schöpferisches Eigenvormögc» verfügt, so beanspruchen auch seine dl »malische» Erzeugnisse keine allzu starke nachschaffende Kraft. Die ziemlich seicht angelegten Charaktere lassen sich umso luchter darstellcn, als Lindau es liebt, sie mit allerhand dankbaren Schlaglichtern ansznstnttcn. Will er lvstspielartig wirken, so verlässt er sich ans seinen Fenillctou-Witz nnd anf eine gewisse geistreiche Unverfrorenheit, die Viele verblüfft; für den Erfolg im ernsteren Stück kommt ihm eine ge schickte Ancmpffnduug zngnle, mit der er seine eigene Gcrnüthsleerlieit leidlich z» verdecke» weiß. Gut gewählte und glücklich angebrachte Anleihen aus Goethe, Nückcrt, Heine, Chamisso oder sonst einem wirklichen Dichter sorgen gewöhnlich im klebrigen für einer, wirk- nnd rührsarne» Ausputz, und schließlich verschmäht der schlaue Kenner der Thealcrmache auch etwelche» Opcrncssckt keincswegS, — kurzum, Wenns eben nur zieht »ud täuscht, verblüfft und rührt. Aber allzngrvste Schwierigkeiten legt er de» Schauspielern nicht in den Weg, wenn sie nur sonst gewandt sind nnd die erforderliche Spiclfcrtig- kcit oder Nomine besitzen. Freilich verlangt auch Paul Lindau, wie jeder andere Bühneirschrist« teller, daß die Darsteller de» Inhalt ihrer Nöllen beherrschen und nicht allerlei nngercimlen und fragwürdigen Unsinn schwatzen, jwie cs in der Mittwochs- Vorstellung zuweilen vorgekommen ist. Ich glaube nicht, daß sich Herr Maximilian bei dem hiesigen Publikum für die Dauer empfiehlt, wenn er so unsicher in dem Wortlaut seiner Rolle hcrnmstochert und diese Unsicher heit mit solch geschraubtem Pathos zu übcrklcistern sucht, wie i» seinem Philipp Herold. Auch Herr Ulrichs, der sonst den prächtigen Köpke so frisch nnd ansprechend vermittelte, wurde im Dialog einmal gründlich steuer- los nnd lhat dem arme» Verfasser dies und das an, was ihm nicht zum Frommen gereichte. — Neben der ganz bestimmten Forderung einer zuver lässigen nnd gründlichen Vorbereitung aber möchte ich, namentlich für das eincre Gcscllschaftsstück, noch eine zweite energisch betonen, nämlich die, daß man sich allerseits bemühen möchte, den Salonton zu wahren. Manche haben die leidige Angewohnheit, ihrer Stimme im Gcsellschosts- oder im weder " . ... gegeben!Stückes jede Intimität zu benehme». Sic sprechen oder schreien zuweilen . s ^angebracht,r>ber MMdlich zu Protokoll i gh„ die Siampe hinaus, als hätte» sie sich mit de» Zuschauern »nd nicht mit den werden. Die gesetzltchcn Bestunmnngeu über die Befähigung zur Müspielcndcn z» unterhalte»; sie bedenken nicht, Last eine deutlich gegliederte Ausübung des Amtes eines Schöffen oder Geschworenen dürfen wir Wohl als allgemein bekannt voraussetzen. —ck. Im evangelischen Arbeiterverein, Gruppe II, findet morgen Freitag, deu 7. Ortober, Abends >/z9 Uhr, in Pell- lnann'S Bierstube, Sonnenstraße 23, ein Vortrag des Herrn vr. Lötze über: „Die gläubig Entschlafenen!" statt. Gäsie sind will kommen. — Der evangelische Arbeiterverein, Gruppe III, (Chemnitz-Schloß) eröffnet morgen, Freitag, sein diesmal besonders reich mit Vorträgen ansgestattetes Winterhalbjahr durch einen Familienabend, welcher im Saale des Matthes'schen Gasthauses (Leipzigerstraße) staUfiudet. Für denselben ist ein reichhaltiges Pro gramm ausgestellt worden, indem »eben der verstärkten Geidel'scheu Kapelle auch der Gesangverein „Sangerkranz" unter Leitung de» Herr» Organist Blum tritt, sowie Frau Geidel-Stopp mit Wirken werden. Außer deu Mitglieder» sind auch Gäste willkommen. — Die Thenerkorn'sche Vorschule zu Chemnitz, innere Klosterstraße 8, welche 1872 gegründet und nun bereits 20 Jahre unter der bewährten Leitung des Herrn Civilingenicnr Otto Thener- korn steht, eröffnet Dienstag, den 11. October er. die Wintercurse und bietet Baugewcrke», Mechanikern, Schlossern re. Gelegenheit, sich für den Besuch einer Bangcwcrkenschnle, beziehentlich Gewerb-Wcrk- meisterschulc oder auf das einj. Freiwilligenexame» vvrznbereiten Die Wintercurse sind ganz besonders denjenigen Lehrlingen des Bau gewerbcs anznempfehle», die erst einen Sommer praklisch thätig waren, da diese vhne .in während des Winters i» der Regel beschäftiguugs los sind nnd auch anf den königlichen sächsische» Bnugewcrkenschulen zu Chemnitz, Plane», Dresden und Zittau erst aufgenommen werden nnchdcm sie einen zweiten Sommer praktisch gearbeitet habe». Recht ersprießlich für die Ziele der Anstalt hat sich die für Bangcwerken getroffene Einrichtung erwiesen, daß d e Schüler während des am de» Vorbcreitnngscursns folgenden Sommers allmonatlich eine be stimmte Anzahl Hausaufgaben zu fertigen und an die Anstalt abzu liefern haben. — Im Kaiser-Panorama, Pvststraße 1, werden in dieser Woche Bilder aus dem dentsch-srauzösischeu Feldzüge 1870/71 ge zeigt. Die interessanten Ausnahmen biete» namentlich für Solche viel Fesselndes, welche am Feldzüge in Frankreich thcilgenommen habe». Alle diese seien deshalb angelegentlichst auf den Besuch dieser Vilder-Seri« hi».,ewicscn. —* Erdichtete Rättbergeschichte. Vor einige» Wochen wurde hier von einem Naubanfall berichtet, welchen ein unbekannter Bettler in einem Hanse der Göthestraße gegen eine in ihrer Wohnung befindliche Frau verübt nnd wobei derselbe eine größere Summe Geldes vom Tische weg gestohlen haben sollte. Jetzt hat cs sich herausgesicllt, daß der ganze Vorfall von der betr. Iran singirt worden war. Das Geld hatte dieselbe, anstatt es für die Wirthschaft zu verwenden, anderweitig vcrthan. Um diesen Umstand zu ver decken, hatte die Frau die Nänbergeschichte erfunden. —* Dicbitt. Einer in der Rochlitzerstraße wohnende» Schank IvirlhSehcsran wurde» in letzter Zeit aus der unverschlossenen Wohn ung eine Anzahl Schuinckgegenständc, Schürze», Strümpfe, Hemden u. s. w. gestohlen. Des Diebstahls dringend verdächtig erschien das Dienstmädchen der Bestohlenen. Nach erstatteter Anzeige war die selbe bezüglich eines Theils der gestohlenen Sachen des Diebstahls geständig. Auch wurde» diese in ihrem Besitze vorgefunden —* Durch schnelles Fahren. Gestern wurde ein hiesiger Einwohner an der Ecke der Reitbahn- und Nnnenstraße von einem in übermäßig schnellem Trabe hinter ihm hec kommenden Omnibus ««gerissen und auf die Straße geworfen. Derselbe hatte durch den und fein schaitirte Conversatiön anf dein letzten Platz »och gut verstauten wird, auch wenn sic im lleörigen den Charakter eines vertraulichen und durch den gesellschaftlichen Takt bedingten Austausches der Rede im enge» Raum bewahrt. Also in dieser Hinsicht möchte doch eine verständige nnd umsichtige Spiclordnung das Ersorderliche veranlassen, damit wir ein ansprechendes, der Wirklichkeit der Verhältnisse angepahtcs Conversationsstiick erhalten. WaS nun das weitere Zusaunnenspiel anlaugt, so verdient Herr Kramer alles Lob für seine, wenn auch nickt sein nusgemeistelte, so doch lebenswahr Prägung der Figur des alten Professors Eberhard. Der Preis des Abends kommt Frl. Adler zu, deren Luise Eberhard den vollen Zauber weiblicher Natürlichkeit und wohlthuender Innerlichkeit entfaltete. Ihr Spiel aber mußte umsomehr z» Herzen sprechen, weil ihr ein schönes, wohlklingendes Organ zu Gebote steht, das jeder inner» Regung in Frcnd und Leid sympathitchcu Ausdruck zu gevcn vermag. Auch Frl. Kofsla in der Rolle der harmlosen trenherzig-schelci.ischcn Grete gewann die Herzen durch ihr frisches, natnr- wahrcs Spiel, dom eine ungezwungene rosige Laune allerliebst zu Gesichte tand. — Frl. Wohin sch verlieb der koketten nnd übcrslüssigcn Schwätzerin Lcopoldine in Ton und Benehmen den ersorderliche» Ausdruck, wogegen Herr Blumenreich den bodenlos leichtsinnigen nnd komödienhaft albernen Vincenz Jordan mit allzu absichtlicher Mache heranSstaffirte. Der Bengel »mß immer »och den Eindruck des Liebenswürdigen machen und das geschieht dadurch, daß er mehr unbewußt und selbstverständlich den angenehmen Schwercnölher hcrauskehrt und daß seine Berechnung nicht gar zn grob und plump anfsällt. — -Herr Striebcck als Edmund traf in Erscheinung und Wesen den richtigen Ton, nnd Herr Grosse ergötzte als Friseur Asterts das Publikum durch seine charakteristische Gewandtheit und Znngensertigkeit. L. IV. Stvafkammev-Verhandlimgen — Chemnitz. 5.10 Ungetreuer Vormund. Der gegenwärtig hier wohnhafte, im Jahre 1862 geborene Fleischer nnd Anstreicher Frau z The o dar Blumcn- steugel aus Nicderelsdorf war Altersvormnnd über den Handarbeiter K. in Bernsdorf. Als solcher machte er sich im Frühjahr d. I. der Unter schlagnng von 17 Mark in zwei Posten schuldig. Gelegentlich eines Besuches bei der Mutter seines Mündels entwendete er ans dessen Wohnung ein der selben gehöriges gcringwerthigcs Packet mit Wäsche. Die Strafkammer er kannte in Rücksicht aus seine bisherige Unbescholtenheit eine Strafe von 2 Wochen Ge säug »iß als angemessene Sühne- Fclddiebstahl. Al» 24. August d. I. eignete sich die schon wiederholt wegen Eigenthnmsvergehens bestrafte, im Jahre 1826 geborene Handarbeitcrin Anna Christiane Concordie gcsch. Faber gcb. Gerschlerans Borna bei Chemnitz 21 Stück anf dem Felde eines Gastwirths in Hartmannsdorf stehende Kohlrabiköpsc im Werihe von 1 Mark an und entwendete außerdem dem Gastwirthe »och ein Messer, wofür sie als rückfällige Diebin zu 8 Mo naten Gesängniß vernrthcilt wnrde. Sittlichkcitö-Vergche«. (Gcheim-Sitznng.) Unter Anrechnung von 1 Monat der erlittene» Untersuchungshaft wnrde der schon wiederholt vor bestrafte, im Jahre 1841 geborene Handarbeiter Johann Gottlieb Eichhorn aus Geilsdorf, zuletzt in Lunzenau wohnhaft, wegen Ver übung eines Vergehens gegen die Sittlichkeit der in Z 176,3 des R.-Str.-G.-B. gedachten Art zn l Jahr 3 Monaten Gesängniß nnd 3 Jahren Ebrenrechtsv crl »st vernrthcilt. Ein geriebener Schwindler. Unter der Vorspiegelung, ein fettes Schwein, bez. eine größere Partie Obst zu besitzen und verkaufe» zn wollen, wußte sich der wegen ähnlicher Vergehen schon wiederholt müdem Slrasgcsetz- buche in Conslict gekommene, im Jahre 1842 geborene Schuhmacher Karl Heinrich Fischer aus Borna be! Chemnitz, gegenwärtig in Tanra bei Burgstädt wohnhaft, von 4 verschiedenen Personen i» Burgstädt Angeld aus die offerirte» Verkaufsobjecte, bez. freieZcche zu verschaffe», obgleich er weder ein Schwein noch Obst besaß. Der unverbesserliche Münchhausen wnrde wegen NückstillsbetrngS unter Anrechnung von 1 Monat Untersuchungshaft mit 9 Monaten Gesängniß und 1 Jahr EhrrnrcchtSberlust vcrnrtheilt. Wegen Handwerkszeug. Der bereits einmal wegen ElgenthuliiS- vergchens vorbestrafte, im Jahre 1675 geborene und mithin kaum 1? Jahre alte Maurer Richard Grnmmt ans Annaberg entwendete am Abend des 14. August d- I- ans einer verschlossenen Baubude daselbst, welche er mittels einer Hacke auswuchtete, eine Partie Handwerkszeug im Wcrthe von 5—6 M. Wegen dieses unter erschwerenden Umstände» ausgesührleu Diebstahls erkannte die Strafkammer aus 6 Monate Befängniß, wovon indeß 1 Monat als bereits verbüßt erachtet wurde. Aus Nah »md Aerlt. — Eine schreckliche Scene. Kürzlich machte sich auf de« Tempelhofer Felde in Berlin ei» etwa dreißigjähriger, anständig ge kleideter Mann durch sein aufgeregtes Wesen und durch allerlei Gesten bemerkbar, so daß die Passanten anf das sonderbare Wese» des Unbekannten anfnierksam wurden. Derselbe winkte schließlich einen Knabe» heran, welchcm er 20 Pfennig gab, damit er ihm Branntwein hole. Als der Knabe das Verlangte brachte, erzählte er einem Kreis von Kinder», den er um sich sammelte, allerlei tolle Geschichten; er habe früher bei dem 63. Regiment gestanden nnd seinem Könige stets treu gedient, jetzt aber habe er die Sache satt, nnd eS werde sich bald etwas ereigne»; der Schlächtermeister F. i» Nixdorf sei cin alter Bekannter von ihm, der werde sich »ichi schlecht wundern, wenn er etwas Schreckliches über ihn hören werde. „Nu» aber ist Alles egal, »nn geht's los!" Mit diesen Worten zog der Unselige einen Revolver n»d legte auf die Kinderschaar an, die schreiend anseinandcrstob. Ein Schuß krachle, gctrofsen war glück licherweise Niemand. Auch anf eine alte Frau und auf einen Maurer gab er Feuer, ohne zu treffen, dann aber lief er querfeldein bis zu den Pappeln hinter de», Thomasfriedhof. Dort wandte er die Waffe gegen sich selbst und schoß sich in die Schläfe, so daß der Tod ans der Stelle bei ihm eintrat. Vorübereilende Officiere benachrichtigten einen Gendarmen, der nach längerem Suchen mit Hilfe voll Passanten die Leiche im Grase fand. — Prinz Peter von Koburg. lieber den Prinzen Peter von Koburg, der in Wie» tobsüchtig geworden ist, wird noch Folgende» initgetheilt: Prinz Peter wurde im Jahre 1866 in Rio de Janeiro geboren und dort als voraussichtlicher Thronfolger erzöge», da die Kronprinzessin 11 Jahre kinderlos bliev. Die Geburt eine» Thron erben und später der Sturz des Kaiserreiches beraubten ihn zunächst fieser Aussicht, doch nahm neuerdings die kaiserliche Partei in Brasilien den Prinzen für die Wiederherstellung des Kaiserthnms i» Aussicht. Diese mannicyfaltigen Erschütterungen wirkte» ungünstig auf deu Prinzen ein; er war schon im Sommer bei einem Besuch in Bulgarien sehr nervös, ging zur Erholung »ach Abbcizia und wohnte in letzter Zeit n Wien im Palais Koburg allein, da sein Onkel Prinz Philipp auf einem Jagdcmsslug in Ungar» weilte. Prinz Peter begann Spuren geistiger Störung zn zeigen, so daß Irrenärzte zu seiner Beobachtung beigezogen wurde». Er hielt sich zeitweilig für den Kaiser von Brasilien. Am Montag Morgen zeigte er sich sehr erregt, ritt allein a»S und prügelte den Stallburschen. Später begab sich der Prinz von seinem Zimmer im 2. Stock in ein Zimmer des 4. Stockwerkes und verriegelte dasselbe. Man fürchtete, daß er sich Hinabstürzen könnte, und holte die Feuerwehr, da zwei Fenster des Zimmers nach der Seilerstätte und zwei »ach der Kvburgbastei gingen, wurde auf jeder Seite ein Sprungtuch und ein drittes im Hofe aufgespannt. Der Prinz war jedoch eingeschlafen »nd als der kvbnrgische Hofrath klopfte und rief: „Hoheit, ich lade Sie ei», mit mir eine Spazierfahrt zu mache»!" öffnete der Prinz willig und wnrde dann in geschlossenem Wagen »ach der Heilanstalt gebracht. — 100 Mark! In der in München erscheinenden Wochen schrift „Hundesport und Jagd" prvponirte kürzlich Herr Staats von Wacqnnnt-Sezcllcs ein Preisrüthsel, das seinen Abschluß vor Gericht haben dürfte. Das Näthsel lautete: I» jeder der nachfolgenden elf Reihe» wird ein in Deutschland einheimisches Thier gewissermaßen charakterisier. Die Anfangsbuchstaben der verschiedenen Thierc, von oben nach unten gelesen, ergeben die Lösung. Wer richtig räth, erhält 100 Mark. 1. Ich schade ungemein dem Landmaun und der Jagd! — 2. Durch mich wird Nr. 1 gar oft vor's Rohr gebracht. — 3. Bei Nacht flieg' ich umher, — die Vettern nur bei Tage. — 4. Auch ich fast nur bei Nacht mich aus dem Hanse wage. — 5. Ich habe manche», Feind im Kampf den Tod gebracht. — 6. Siehst du mich, Waiogesell: — sofort das Herz dir lacht t — 7. Als großes Flug- wild streich' ich durch das Land. — 8. An arger Mordbcgier ist keines mir verwandt. — 9. Ich werd' von Alters her stets „könig lich" genannt. — 10. Am Galgen und am Rad, da hielt ich gern mich auf. — 11. Ich rette vor dem Schuß mich oft durch Zick-Zack- Lauf. I» der nächstfolgende» Nummer erzählte die Nedactivii von einer Anzahl „Reinfällen"; mehrere Leser brachten „Hundcfrennd", einer „Hundesport", einer — „Otto Bismarck* heraus, während, wie das Räthsel besagte, der richtig Nachende hundert Mark erhalten mußte, und zwar durch den Anfangsbuchstaben der zu rathenden Worte: Habicht, Uh», Nachtschwalbe, Dachs, Eber, Neh, Trappe, Marder, Adler, Rabe, Kaninchen. Ei» „Heller" Berliner hatte den Ulk gewittert und sandte folgende spöttische Lösung ein: „Verehrtester Herr Staats von Wacqnant-Sezclles, Ihr Nächst! scheint ein Ulk mir nur nnd nichts Reelles. Mit Habicht, Uhu, Nachtschmalb, Dachs, Eber, Reh, Trapp, Marder Dünkt mir, macht' Er nur faulen Witz nnd manchen Waidmann narrt Er. ES fehlt zu Hundert Mark noch Adler, Nab', Kanin. Ein Dummer fällt d'ranf ein, dock, keiner ans Berlin!" Das Veste ist indes!, daß ein Revierjäger, der richtig errathcn hatte, sich mit „Scherzlösnng" nicht zufrieden geben will nnd thatsächlich schon durch seine» Anwalt an den Verleger des „Huiidesporl" mit kategorischem Schreibe» die ausgeschriebenen 100 Mark baar in Neichswährung forderte. Das Amtsgericht München I wird also in kürzester Zeit sein Urthcil abzngcben haben. — Athanas gefangen? Aus Konstaniinopül wird gemeldei: Der „Sabah" läßt sich ans Samakoff telcgraphiren, daß im Balkan von Samakoff eine Räuberbande, ans fünf Personen bestehend, von Gendarmen angegriffen worden und im Kampfe unterlegen sei. Zwei Räuber wurde» getödtct, drei gefangen genommen, linier den Ge fangenen soll sich der „Kapitän" Athanas, der Anführer der Räuberbande, welche im vergangene» Jahre den Eisenbahnzug bei Tscherkeßkjöi überfiel, befinde». Drahtnachrichten nnd letzte Meldungen. Chemnitz, 6. October 1692. Berlin. Hiev Nasen vis Mitternacht 4» Reiter ein. Den Vesten Record von den österreichischen Officiere» hat Starhemberg mit 71/- Standen. In Wien trafen bis jetzt 20 Reiter ein. Den Vesten Record von den dentschen Officiere» hat Tepperlaski mit «3 /,. Standen; vom Kiirrasfierlentttattt Neitzenstein wird jedoch noch ein vesserer Record erwartet, da derselbe in Jglan mit 56 Stunden eintraf. Halle a. S. In dem anhaltifchen Dorfe Reinstedt erschob der Hofmeister Mittgram seinen wilder,»den Schwager Held. Lübeck. Gegenüber der Wochenschrift „Die Zukunft" constatirt die „Eisenbahn-Ztg.", das) Fürst Bismarck an- löblich der Geburt einer Prinzessin das Kaiserpaar tele graphisch beglückwünschte. Bremen. Der Senat verbot die Einfuhr nnd Durchfuhr von Wäsche, Hadern, Lumpen, Obst «nd Butter aus den Niederlanden znr Verhütung der Eholera- einschleppnng. Bremerhaven. Der erste Lankdampfer mit russischem Petroleum ist hier ««gekommen. » »,»>»>
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