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„Entweder »valtet hier ein Irrtum ob, oder wir liaben es mit einem boshaften Verleumder zu tun," nahm der Professor das Wort, „ich mutz Sie dringend bitten, Herr Krebslein, das genau zu untersuche». Mein Name und meine Stellung bürgen dafür, datz ich niemals mit einem Betrüger gemeinschaftliche Sache mache: hier ist mein Paß. Herr Inspektor, für den Fall, datz Sie die Identität meiner Person bezweifeln sollten." Der Inspektor^ entfaltete mechanisch das D kument der Ton, den der Professor auschlug, imponierte ihm. Einem Patz kann man nicht ansehen, ob er rechtmäßig oder unrechtmäßig erworben ist, zumal wcun die Personal beschreibung so ziemlich mit der äußeren Erscheinung des Inhabers übereinstimmt. Also gab der Inspektor arglos und mit einigen Worten der Entschuldigung das Schriftstück zurück. „Das'Schwert ist echt, und ich habe es nicht zu teuer bezahlt," sagte Krebslein, „ich denke, diese Erklärung wird Sie überzeugen, datz der Verleumder —" „Sie stützen sich dabei auf das Urteil des Herrn Pro fessors." „Auf mein eigenes!" „Dann allerdings liegt kein Betrug vor," sagte der Inü'ektor. „ich bitte der Störung wegen um Entschuldigung. Aber Sie mein Herr," ivandte er sich zu dem Agenten, „können Sie leugnen, daß Sie gestern abend mit diesem oder einem anderen Herrn im Easthofe über den beab sichtigten Betrug geredet haben?" Ter Agent hatte sclxm, als er den Namen „Silbcrberg" hörte, den Zusammenhang erraten, er war auf die Frage gefaßt. „Ich leugne das nicht," entgegnete er lachend, „ich wußte, das wir belauscht wurden und nahm mir vor, den Lauscher in den April zu schicken: Sie sehen, datz es mir gelungen ist. Dein betreffenden Herrn wird es zur Lehre dienen, dem Hotel Silberberg aber gereicht es nicht zur Ehre, wenn die Reisenden erfahren, datz sie dort vor Spionen nicht sicher sind." „Und der Gelbschnabel mag sich hüten," fügte Krebs- lein erbost hinzu, „ich werde ihm öffentlich ins Gesicht sagen, was ich jetzt von ihm halte." Der Insix?ktor mochte befürchten, datz das Gewitter, dessen Wolken sich drolxmd auf der Stirn des alten Herrn sammelten, sich über seinem Haupte entladen könne, er zog vor, das Feld zu räumen. „Machen wir jetzt das Gescl^it ab, Herr Krebslein," sagte der Agent, während der Professor in das anstoßende Gemach trat, um die übrigen Kunslickitze zu besichtigen, „ich mutz gleich nach Tisch absahren." Nikolaus Krebslein befand sich in nickt geringer Ver legenheit. er hatte so viel bares Geld nicht im Hause. „Ich will's Ihnen schicken," erwiderte er, „heute noch, ^ geben Sie mir nur eine Adresse, wohin —" „Aber, mein Gott, wozu die Umstände?" unterbrach der Agent ihn ungeduldig. „Sie haben ja das Geld, oder —?" „Was — oder?" „Haben Sie Furcht vor Ihrer Frau?" Der alte Herr wollte auf diese Frage, die seine Mannes ehre kränkte, eine trotzige Antwort geben, der siechende bos hafte Blick des Agenten trieb ihm die Galle ins Blut. „Nun ja denn," sagte er. „es iväre mir airgenehm, wenn meine Frau nickt erführe, wieviel ick für das Schwert gezahlt habe, ich müßte es bis an mein Lebensende hören. Sie erhalten das Geld morgen früh." „Geben Sie mir einen Wechsel." „Wozu das?" „Nun, man kann nicht wissen, wir könnten beide plötz lich sterben. Sie stellen den Wechsel zahlbar bei Sickt aus und schicken beute abend das Geld, sofort nach Empfang der Summe sende ick den Wechsel zurück." Darauf wollte Nikolaus Krebslem nickt cingeheu. „Wohlan," sagte der Agent gelassen, „so macken wir den Kauf rückgängig, der .Herr Professor —" „Schockschwerenot, nxmu es denn nicht anders ist, so sollen Sie den Wechsel l-aben." ^. (Fortsetzung folgt.) Devksprüche. Das Feuer schürt der Wind uno löscht das Feuer wieder: So kämpfet Leidenschaft die Leidenschaft darnieder.' Liebe schwärmt auf allen Wegen Treue wohnt für sich allein. Liebe kommt euch rasch entgegen, Ausgesucht will Treue sein. WaS ist die Mehrheit? Mehrheit ist Unsinn; Verstand ist stets bei wen'gen nur gewesen. Langbein, Schwellmann nnd Brennglas. Tschechisches Märchen, übersetzt von Erich Harazim. ^Nachdruck verboten.) tkchlutz statt Fortsetzung.) Den ganzen Tag darauf hatte der Prinz nichts anderes zu tun, als daß er im Schlosse umherwandelte und sich an iah, was es da sonderbares gab. Ueberall hatte das Leben gleichsam in einem einzigen Augenblicke aufgehört. In einem Saale erblickte er einen Prinzen, wie er mit beiden Händen sinen gezückten Hirschfänger hielt, als ob er jeman den in zwei Hälften hauen wollte, aber der Streich ward nicht geführt — alles versteinert. In einem Gemache war ein rvtsteinerter Ritter, als ob er im Schreck vor einem fliehen wollte, und über die Schwelle stolpernd war er ge stürzt. ohne hinzufallen. Hinter dem Ofen hockte ein Diener, in der einen Hand hielt er einen Braten, mit der anderen führte er einen Bissen davon zum offenen Mund, ohne ihn hineinzustecken, war auch versteinert. Und viele andere sah man noch versteinert, jeden in der Lage, in der er sich gerade befand, als der Zauberer das schreckliche Wort wrack: „Werde zu Stein!" Manch feuriges Rotz war auch versteinert zu sehen: aber alles in und um Schloß war wüst und tot: Bäume gab es, aber ohne Laub: eine Wiese zu sel)en, aber kein Grün; ein Bach war da, ohne zu fließen: nirgends ein Singvögelchen, eine Blüte? Gott verhüte! Und im Wasser auch kein Weißsischchen. Früh, mittags und abends fand der Prinz mit seinen Gefährten für sich gesunde und reichliche Speise: Von selbst ! stand das Gemüse auf der Tafel, von selbst floß auch der ^ Trank ins Glas. Und nach ihrem Abendbrot öffnete sich wieder die Türe, und der Zauberfürst brachte dem Prinzen die Königstochter zur Hut. Und obgleich sich alle vier Vor nahmen. sich mit allen Kräften anzustrengen, um nicht ein- zuschlafeu: es half doch nichts: sie schlummerten wieder ein. Und als morgens in der Dämmerung der Prinz erwachte und sofort sab, datz seine Braut verschwunden war, sprang er zu Bvennglas und packte ihn an der Schulter: „Hej, auf stehen, du. Brennglas, siehst du. wo die Prinzessin hin ist?" — Der reibt sich die Augen, lugt aus und sagt: „Schon sebe ich sie. zweihundert Meilen von hier ist ein Hügel, in dem Hügel ein Felsen, in dem Felsen ein Edelstein, und dieser Edelstein, das ist sie. Wenn mich Langbein dorthin bringt: werden wir sie bekommen." Gleich nahm ihn Langbein auf die Schulter, zog sich in die Länge aus und ging darauf los — mit jedem Schritte zwanzig Meilen. Brennglas aber bettete feine glühenden Augen auf den Hügel: der Hügel ward in Schutt gelegt, der Felsen darin zersprang in tausend Stücke und hervor blitzte der Edelstein. Ten hoben sie auf und brachten ihn