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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 22.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192512224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19251222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19251222
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
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Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-22
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Monat
1925-12
-
Jahr
1925
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Viertes Blatt Dienstag, den 22. Dezember 1S2S Die Wendung Im Bothmer Prozeh Letzte Zeugenvernehmungen Aus aller Welt Kälte in Nord und <?>üd In den letzten Tagen ist im Ober- Harz so viel Schnee gefallen, daß die zwi schen Älausthal und Altenau verkehren- den Züge mehrfach im Schnee stecken ge blieben sind und durch Schneefliige freige macht werden mutzte». Das Wild hat un ter dem hohen Schnee sehr zu leiden. AuS -er Umgegend von Lübeck wer den sehr schwere Schneeverwehungen ge meldet. Der Berliner Schnellzug ist in Atel mit vierstündiger Verspätung eingo- troffen. Der Personenverkehr aus der Eutin—Lübecker Strecke stockt vollständig. An der Stadt Lübeck selbst kann der Ver kehr nur noch notdürftig aufrechterhalten werden. In Norwegen herrscht große Kälte. Die Durchschnittstemperatur ist wieder auf 25 Grad gestiegen. In Oslo zeigt das Thermometer 15—20 Gr. unter Null; in manchen Gegenden ist die Kälte auf 32 bis 38 Grad gestiegen. Auch in I t a l i e n hat die Kälte neuer dings zugenommen. In Turin sank die Temperatur bis Grad unter Null, in Trient auf 8, in Mailand auf 7, in Ve nedig auf 5, und in Nom auf 2 Grad unter Null. Im Süden hatten Neapel zwischen 5 und 0 Grad und Syrakus zwischen 15 und 7 Grad. Fast in ganz Spanien ist eine starke Kälte eingetrcten. In Valencia und Se villa haben die Orangenhaine schwer durch den Frost gelitten. Mehrere Menschen sind erfroren. Auf dem Meer herrscht schwerer Sturm, so daß der Hafen von Vigo geschlossen werden mußte. Schweres Explosionsunglück Infolge einer Explosion ist am Montag vor mittags gegen 12 Uhr aus der Grube Merlen bach bei Saarbrücken ein Pulvcrfchnppcn in die Lust geflogen. Der Lustdruck war so gewal tig, dab in der Umgegend weithin sämtliche Fensterscheiben zersprangen. Bon den Dächer« stürzten die Ziegel herab. Besonders wurde ein benachbartes SchulhauS in MUleldcnschast gezogen, dessen Kinder sich gerade wahrend der Panse aus dem Hose aushicltcn. Infolge der hcrabstürzendcn Ziegel wurden 28 Kinder schwer oder leicht verletzt. Die Zahl der bei der Explosion selbst verunglückten Arbeiter ist ebenso groß. Zahlreiche Schwerverletzte mutz ten ins Lazarett geschasst werden. Der Sach schaden beträgt 10 bis 12 Millionen Frank, da in der Sauerstossabrik in der benachbarten Ort, schast Frcimcngcn sämtliche kostbaren Maschi nen vernichtet und in der Kirche in Freimcn- acn die kostbaren handgcmaltca Fenster zer- stört wurden. Im Depot lagerten 20 Kiste» mit je 25 Kilogramm Dynamit, die mit in die Luft klagen. ch Verhaftung von Raubmördern. Nm Dbcnd des 5. Dezember wurde, wie wir seinerzeit mitteilten, auf der Landstraße bei Pyritz ein Viehhändler von drei Männern beraubt und durch mehrere Schüsse so schwer verletzt, daß er am nächsten Tage starb. Die Polizei stellte fest, dab als Täter drei pol nische Schnitter in Frage kommen, von denen zwei entsprungene Zuchthäusler sind. Der Polizei ist es nunmehr gelungen, die drei Räuber zu verhaften. Auf ihr Kerbholz kommt auch die Beraubung und Erschietzung des Ncchnungsführcrs Virchow bei Sallen thin am 17. Oktober. Ein irrsinniger Lokomotivführer. Der Lokomotivführer eines Zuges der Strecke Reschitza—Tcmesvar in Ungarn wurde wäh- rend der Fahrt von Wahnsinn befallen und kroch, vom Heizer unbemerkt, auf das Dach eines Waggons, wo er gestikulierend auf und ab ging. Der Zug, der anfangs führerlos fuhr, konnte schließlich vom Heuer gebremst werden. Bevor er aber stehen blieb, wurde der Lokomotivführer durch einen zwischen zwei Tclegraphenstangen ausgespanntcn Draht vom Waggondache heruntergcrissen und so schwer verletzt, dag er verschied. Bei einem Wohnungsbrand erstickt. Ein tragischer Vorfall spielte sich am Montag vormittag in Berlin ab. In dem Haufe -es 53 Jahre alten Fabrikbesitzers Soffke war -er Ofen geheizt, aber bis zum Durchbrcnnc.n der Kohlen noch nicht ge schlossen worden,^während der Hausherr, einer Unpäßlichkeit wegen etwas länger schlafen wollte. In der Zwischenzeit sin- aus dem Ofen brennende Koylenstücke ge fallen, die das Wohnungsinvcntar in Brand setzten. Erst nach längerer Zeit wurde das Feuer durch die starke Qualm entwicklung bemerkt. Als die Feuerwehr in das Zimmer eindrang, lag Sofske be wußtlos in seinem Bett. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo nur noch der Tod durch Rauchvergiftung festgestellt werden konnte. Drei Knaben im Inn nmgekomme«. Drei Knaben wagten sich bei Wasserburg in einem kleinen Kahn auf den zur Zeit Die Beweisaufnahme im Bothmer-Prozeß geht langsam ihrem Ende zu. Aber je näher es hcrankommt, um so bedrohlicher wird die Situation für die Gräfin. Schien es am Sonnabend, als sei die Anklage erschüttert, so ist nach dem Verlauf der gestrigen Sitzung kein Zweifel mehr daran, daß die Lage der Verteidiger und damit der Gräfin schwieriger ist. Die Linie der Verteidigung war bis jetzt ungefähr folgende: das Urteil der ersten Inflam stützt sich auf Indizien. Die neuer liche Beweisaufnahme hat im ersten Falle (der Polzincr Diebstahlsaffäre) diese Indi- zien erschüttert. Ebensogut wie die Gräfin den Kofferdiebstahl bei Frau Dr. Dommer hat ausführen können, hätte ihn auch der Hausdiener des Hotels begehen können, von dem man seit gestern nachmittag weiß, daß er im Besitz mehrerer Koffernachschlüsfel ist. Was die Handtäschengcschichte anlangt, so kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß die Gräfin zwar den Diebstahl ausführen konnte, daß aber ebenso die Ta schen durch die Sprünge, die der Wagen aus der Landstraße machte, unterwegs verloren gegangen sein können. Der zweite Fall ist der Diebstahl im Hause des Präsidenten Nieck. Für die Annahme der Täterschaft der Gräfin spricht hier die Tatsache, daß sie sich nachträglich im Besitz der Dinge befand, die gestohlen wurden. Da für spricht weiter die Aussage der Frau Badura. Dagegen aber spricht die (aller dings fadenscheinige) Aussage der Gräfin, daß sie die Teppiche, Decken und Silbersachen von dem geheimnisvollen Germersdors ge kauft habe, und daß sie im übrigen das Opfer einer gegen sie gesponnenen Intrige sei, deren Anstifter im Dunkeln arbci en. Da gegen spricht weiter die Tatsache, daß die Gräfin einige sehr vermögende Gönner be sitzt. Ebenso wie ihr der Freund aus Schwe den sechshundert Mark geschickt hat, hätte er ihr lausend Mark schicken können. Es stan den also Indizien gegen Indizien. Was aber die Hauptsache ist: Die Gräfin ist eine unbescholtene Person. Die Momente, stark eistreibenden Innstrom. In der Nähe einer Brücke, wo die Eisschollen besonders stark drängten, wurde der Kahn zum Kenterft gebracht. Tie drei Knaben fanden den Tod in den Fluten. Ihre Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Während der Tchulpavse ertrunken. Im Dorfe Paditz bei Altenburg begab sich der Knabe Martin Greth während der Unterrichts panse vom Schulhanse aus die nahe vsrbei- slicßcnde Pleiße, um sich auf dem Eise zu tum meln, obwohl es vom Lehrer verboten war. Plötzlich brach er ein und geriet unter das Eis. Der ihm nacbcilcnde Lehrer bemühte sich um sonst ihn zu retten. Erst nach ein paar Stun den wurde der Knabe als Leiche geborgen. Kühne Flncht anS einer Strafanstalt. AuS der Strafanstalt Brandenburg sind gestern mehrere Gefangene aus dem dritten Stockwerk deS ArbeitsgebäudcS unter Benutzung der Drähte der Lichtleitung entflohen. Obgleich Polizei daS Gebäude umstellte, sind die Ge fangenen anscheinend in der Richtung Genthin entkommen. El« ganz gefährlicher Mensch. Inder Wohnung des Ärmenvorstehers Wittmack in Berlin erschien am Montag vormittag, an geblich im Auftrage des Wohlfahrtsamtes, ein junger Mann, der vorgab, ein Paket ab geben zu sollen. AIS die Frau des Armen- Vorstehers das Paket in Empfang nehmen wollte, versetzte ihr der Mann «inen heftigen Hieb gegen den Kopf, fesselte die Bewußtlose und schleifte sie in ein Zimmer. Alsdann schloß er die Wohnung ab, legte die Sicher heitskette vor und plünderte di« Armenkasse aus, in der er jedoch nur 8 Mark sand. Die Frau, die inzwischen wieder zur Besinnung gekommen war, rief laut um Hilfe. Als Aachbarn die Polizei herbeigeholt hatten, war der Räuber bereits aus dem Hau'« ge- flücdtet. Man hatte jedoch beobachtet, daß er in ein Nachbarhaus hineingelaufen war. Als die Polizei in das Haus eindrang, fand sie den dort als Untermieter wohnenden Täter mit Leuchtgas vergiftet bewußtlos vor. Die Wiederbelebungsversuche waren von Er folg. Der Räuber wurde als Polizeigefang«, ner ins Krankenhaus gebracht. Schweres Eisenbahnunglück in Sieben bürgen. Ein Personenzua stieß auf der Strecke Klausenburg—Groß-Wardein mit einem Güterzug zusammen. Von den Pas sagieren wurden 30 Schwerverwundetc unter den Trümmern hervorgezogen. Un ter den Verletzten befinden sich viele be kannte Persönlichkeiten Siebenbürgens. Feuer im Passauer Hauptbahnhof. AuS Passau wird gemeldet: Am Sonntagabend brach im Keller dos Passauer Hauptbahu- die in der bisherigen Verhandlung als ent lastend angeführt werden konnten, sind aber im Moment unwichtig geworden, in dem gestern der Landesgerichtspräsident Rieck seine Aussage machte. Der Brief, den die Gräfin angeblich im Auftrag der todkranken Präsidentin geschrieben hat, ist, wenn man die Sache von der strafrechtlichen Seite an sieht, ein glattes Betruasmanöoer, dessen Schändlichkeit noch dadurch erhöht wird, daß es niit einer Urkundenfälschung verbunden ist (die Gräfin hat die Unterschrift der Schwe ster Hieronyma gefälscht). Die Angeklagte, die schon vor der Aussage des Landgerick>s- präsidenicn völlig apathisch auf der Bank saß, macht nun einen geradezu niederge- schmetterten Eindruck. Sic raffte sich zu einer letzten Entgegnung auf: Ihr Schicksal sei mit dem des Präsid.nten Nieck so verknüpft gewesen, daß sie tatsächlich durch den Brief nur die Sorgen der Sterbenden habe behe ben wollen. Zum Beweis dafür bat sie, den Juwelier Bause aus Potsdam zu ver nehmen. Er sei der Gläubiger der Präsiden tin gewesen und werde gewiß aussagen kön nen, daß sie mit der Präsidentin zu ihm ge kommen sei, um ein Darlehen auszunchmen. Uebcrdics solle man doch die Schwester Hie ronyma hecbeirufen. Sie würde bestätigen können, daß sie im Auftrage der Präsidentin den Unglücksbrief geschrieben habe. Der Ju welier Bause kam, ebenso die Schwester Hie ronyma. Aber ihre Aussagen waren nicht minder vernichtend wie die des Präsidenten Rieck. Der Juwelier weiß nur, daß er der Gräfin persönlich ein Darlehen gegeben Hai, und die Schwester Hieronyma kann sich nicht auf ein Gespräch besinnen, das auch nur an nähernd den Charakter trug, wie er von der Gräfin geschildert wird. Das Gutachten der beiden Schriftsachver ständigen hat übereinstimmend die in dem Prozeß vorkommcndcn Briefe als mit den Schriftproben der Angeklagten identisch be funden. Es ist damit zu rechnen, daß heute, spätestens aber Mittwoch das Urteil gefüllt werden wird. ßofcS Großkeuer aus, da« durch einen Luftichachi auch auf den Bahnsteig Über griff. Tas Feuer entwickelte so riesige Rauchschwaden, daß die Feuerwehr nur mit Gasmasken vorgehen konnte. Nach einigen Stunden mar die Hauptgefahr be seitigt, obwohl die Hydranten eingefroren waren. Der Schaden ist groß. Aus dem Gerichtssaale Schwurgericht Dresden. Ein größerer Strafprozeß wegen Anstiftung zum Zeugenmeineid beschäftigte das Schwurgericht Dresden am Freitag bis gegen S Uhr abends und am Montag, dem zweiten VcrhandluiigStag, gleichfalls bis in die späte» Abendstunden. Die Anklage richtete sich gegen den 1882 zu Lotzdorf geborenen, in Radeberg wohnhaften Textitwarcnhändler Armin Eduard Seidel und gegen dessen 1885 zu Zschopau ge borene Ehefrau Gertrud geborene Uhlemann, die beide beschuldigt wurden, anläßlich von Privatbclcidigungstlagen den 27 Jahre alten Fabrilschlosser Richard Göttlich, der bei ihnen den Hausmannsposten versah, zur Be gehung eines Zeugenmcineides angestistet zu haben. Zur Aufklärung deS Sachverhaltes waren 80 Zeugen und GertchiSmcdizinalrat Dr. Oppe als Sachverständiger vorgcladen. Das beschuldigte Ehepaar bestritt nachdrücklichst jede Beeinflussung deS fraglichen Zeugen, alles was belastend vorgebracht werde, entspreche nicht der Wahrheit oder sei auS Neid sdcr Ge hässigkcit, eben aus Anlaß der gegenseitigen Privatklagen mit dem Stadtamtmann Alfred Truppel heraus entsprungen. Letzterer und seine Ehcsrau, ferner ein Geschäftsinhaber Kurt Thümer und Frau, sowie der ehemalige Hausmann tm Seidelschcn Grundstücke, Gött lich, und dessen Frau, belasteten die Angcschul- digten teilweise sehr ernst, ihre Angaben wur den aber verschiedentlich auch stark angefochten oder sonst widerlegt und teilweise sehr erheb lich abgeschwächt durch die große Zahl der üb rtgcn Zeugen. In den Privatklagen Seidel gegen Truvvel und umgekehrt hatte der vor genannte Göttlich verschiedene Angaben ge macht und beschworen, die er später selbst widerrufen und dann dabei auch daS Ehepaar Seidel der Anstiftung bezichtigt hatte, gegen das bereits einmal ein Verfahren anhängig aemacht, jedoch wieder eingestellt worden ist. Göttlich stand am 22. Juni vor dem Dresdner Schwurgericht: er wurde wegen wissentlicher und fahrlässiger Verletzung der Eidespflicht zu einem Jahr und einer Woche Zuchthaus ver urteilt. Im jetzigen Termine gegen die Ehe leute Seidel forderte Staatsanwalt Dr. Berg mann die Bestrafung im Sinne der Anklage, Rechtsanwalt Dr. Thiele (Dresden) alS ge wählter Verteidiger vlädierte fast zwei volle Stunden für Freisprechung. Das in der elften Abendstunde verkündete Urteil des Schwur gericht« lautete auf Freisprechung beider Eheleute. LandgerichtSdtrektor Seyfert führt» zur Begründung kurz auS, ein voller Schuld- bewetS, der zu einer Verurteilung auSgcretcht hätte, habe sich nicht führen lassen. Die Koste» fallen der Staatskasse zur Last. Schöffengericht DreSde«- Schwere Bestrafung eine» Fafsade» Kletterers. In Dresden, München, Hamburg und anderen Großstädten Deutschlands wurden seit längerer Zeit eine ganze Anzahl teilweise orrwe- genster nächtlicher Diebstähle verübt, die durch ge übte sogenannte Fassadenkletterer zur Ausführung gekommen sind. Einer dieser gefährlichen Spitz buben konnte unlängst in München ertappt und festgenommen werden: es war dies der 26 Jahre alle frühere Fürsorgezögling Wald aus Derliw- Neukölln, der es verständen hatte, in ersten Ge sellschaftskreisen zu verkehren bezw. Anschluß u» finden und der auf der anderen Seite im Gey rock oder Frack und in den D-Zügen die 2. Klasse und Schlafwagen benutzen- die schwierizsten Ein- steigediebstähie zur Ausführung brach!e. So hatte dieser anscheinend elegante Herr beispielsweise am 14. Juni den großen Diebstahl bei der Daronin o. Kaskel in Dresden zur Ausführung gebracht uad dabei den wertvollen Familienschmuck erlangt, für dessen Zurückerlangung acyenwäriig seitens der Kri minalpolizei die lebhaftesten Ermittlungen aage- stellt werden. Reben Waid machte noch ein anderer Fassadenkletterer große Städte unsicher. Es war dies der 1903 zu Lhodau (Tschecho slowakei) ge borene Arbeiter Joseph Rau. der dis zum 18. Juli d. 2. Strafe verbüßt und dann aus dem Frcjstaate Sachsen ausgewiesen worden ist, aber nach Dresden zurückgekchrt war und sich wir schon früher als Fassadenkletterer erneut belangte, dis er Milte September von der Hamburger Kriminal polizei ermittelt und sestgenammen werden konnte. Wegen sechs derartiger, in Dresden oerübler nächt liche, Einstcigedicbswhlc stand Rau vor dem Schöf fengericht Dresden, wegen ähnlicher anderivciler Straftaten hat er sich demnächst vor den Hamburger Gerichten zu verantworten. Der gefährliche Spitz bube, der in Dresden verschieden.lich große D ut« gemacht, war im allgemeinen geständig. Die er langten Schmuck- und anderen Sachen hat er entweder verpfändet oder veräußert und von de« jeweiligen Erträgnissen den seinen Herrn gespielt. Das Schöffengericht kam den Anträgen d.s Staats anwaltes nach und verurteilte Rau für die sechs, seit Juli in Dresden und Umgegend verübten nächt lichen Einstcigediebstählc M vier Jahren Zucht- Haus und sün jühligem Ehnnrcch so:rlust, auch wurde die Stellung unter Polizciaufßchl sür zu lässig erachtet. Selbstmordversuch während einer Gcrichtsvkrha«dl»«s In zwei großen Strafprozessen vor da» Ge meinsamen Schöffengericht zu Dresden am 17. September und 2. November kamen ei«. Erprcssungsversuch und eine größere Anzahl Loh- nungseinbrüche, die in Dresden, Bautzen und ande ren Orten verübt waren, zur Verhandlung. Haupt angeklagte waren der 1898 zu Dresden geborene, bereits oft und schwer vorbestrafte Krafr.ragenführer Heinrich Artur Walna, der 25 Jahre alle angeb liche Handlungsgehilfe, Kolporteur und Stubenmaler Arno Artur Schulze und der 1901 zu Braunschweig geborene Gelegenheitsarbeiter und Krankenwärter Karl Hermann Horn, die beiden letzteren gleichfalls wiederholt und erheblich vorbestraft. Was d,c der Anklage zugrundeliegenden Straftaren anLclangt, so handelte es sich u. a. um je ein Tützeird in Dres den und Bautzen von Walna verübter, zum Leil schwerster WohnungSeückrüche, begangen als Küngcl- sahrer. Schulze kam in der Hauptsache als Hehler in Frage. Weiter halten Walna und Horn dem Inhaber einer Dresdner Klinik gegenüber eine schwere Erpressung verübt. Sie hatten ein Akten stück angefertigt, damit den Anschein zu erwecke« versucht, als sei gegen den Arzt ein Verfahren an hängig geworden, und prellten hierauf diesen, wöbet Horn als Gerichtsasscssor Dr. Zimmermann ausge treten war und Walna den Oberstaatsanwalt Tr. Selle markiert hatte, um dreitausend Reichsmark als sogenaniüe vorläufige Sicherheit, um die angeblich angcordncte Verhaftung nicht vornehmen zu müssen. In den beiden Terminen — es waren auch noch andere Personen zur Verantwortung gezogen worden — hatten Walna vier Jahre drei Monate, Horn und Schulze je ztoÄ Jahre Zuchthaus erhalten. Am Sonnabend mußte sich die S. Strafkammer des Dresdner Landgerichtes als Berufungsinstanz erneut mit den vorerwähnten Verbrechen befassen, da Walna und auch Schulze Berufung gegen ihre Verurteilung eingelegt hatten. Das Berufungsgericht änderte auch das Strafmaß etwas, indem es Walna anderweit zu drei Jahren sechs Monaten und Schulze zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte. Während dieser Berufungsverhandlung kam es aber zu einem aufsehenerregenden Zwischenfall. Als der Staatsanwalt die übliche Anklagerede hielt, ver suchte Walna, sich mittels eines Glasscherbcns die Pulsader der linken Hand aufzureißen, er konnte jedoch daran verhindert werden, hatte aber immerhin größeren Blutverlust erlitten. Die zugcfügte Wunds wurde rasch verbunden, die Verhandlung mußte für kurze Zeit unterbrochen werden. Im Frühjahr, nach einer Flucht aus der Hell- und Pflegeanstalt, hatte Walna, um die Dresdner Staatsanwaltschaft und Kriminalvolizci zu täuschen, einen angeblich in der Elbe verübten Selbstmord markiert, in Wirklichkeit dann aber in Bautzen eine ganze Reihe neuer Wohnungseinbrüche begangen. Gelegentlich einer früheren Verhaftung und während der Vernehmung in der Kriminalabteilung im Dresd ner Polizeipräsidium war Walna plötzlich und ohne daß es verhindert werden konnte im sogenannten Hechtsprung durch ein doppeltes Fenster gesprungen, brach aber damals bei diesem Fluchtversuche ein Fußgelenk, so daß er nicht weiterlaufen konnte. Damen 3 u. 4tei1ige Geschenklartons Reiche Auswahl / Derren-Wäsche E. Winkler, Yserlev. llMO 1?.
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