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Wurstelpeter. Roman von Fried« Birkner. Oopzmxbt 19 rr Karl Köhler u. Eo., Berlin W. 1S. SS) (Nachdruck verboten.) »Och atme Berliner Lust." »Eeichmacksache! Die in Honolulu war be stimmt besser, und da hast du die Nüstern nicht gebläht wie ein Nilpferd. Nun aber vorwärts — hoffentlich ist Lemke da." Nachdem die vier, die genügend Nüsschen erregten durch ihr internationales AuLse- hen, die Sperre passiert hatten, sah Peter draußen das Auw stehen. »Hallo. Lemke, da sind wirk" SprachWS sah Lemke die vier an, besow- bers Tommy, der ihm freundlich zunickte. »Lemke, wer hat Eie hergeschickt?" »Das gnädige Fräulein." »Weih die gnädige Frau, daß ich komme?" „Nein, das gnädige Fräulein hat mir extra befohlen, der gnädigen Frau nichts zu sagen." »Famos, Fee ist ein patente« Mädel," sagte Peter strahlend zu Konrad. »Nun steig' ein, Tommy, du setzt dich neben Lemke. Bitte, Robert und Konrad als Ehrengäste in den Fond, ich als bescheidener Deferteurtrans- porleur auf dem Rücksitz. Los, Lemke!" Hinter der Dillenkolcnie schlug Lemke ein solch esV Tempo an, daß es selbst Peter ausfiel. Gr nahm das Sprachrohr zur Hand. »Lemke, sinv Sie wahnsinnig geworden?" »Befehl des gnädigen Fräul?in?" »Dann weiter so!" Fee, die noch immer wartend am Feniter stand, sah jetzt am Ende der Strafe das Auw auftauchen und raste in einem atem- beklemmenden LenHo hinunter und stand. vor Freude zgppelnd, an der Anfahrt der Billa. »Peter, Konrad!" jubelte sie auf und flog aus Peters Armen in Konrads Arme und wieder in die Peters, der di« schlanke Ge stalt «inen Moment f^ an sich preßte und sie wieder und wieder küßte. »Fee, süße, kleine Fee! Hab' ich dich end lich wieder," murmelte er dicht an ihren Lippen, Und groß und leuchtend sah Fee Peter an und flüsterte ganz schüchtern: »Lieber, lieber Peter!" Noch einen Moment hingen die Augen der zwei weltvergessen ineinander: doch dann riß Fee sich gewaltsam WS und umarmte Kon rad, ter seine kleine Schwester voller Zärt lichkeit an sich drückte. »Konrad, lieber Bruder, bist du groß und stark geworden. So unsagbar froh bin ich, daß du nun wieder bei uns bist. Wie wirb Mia sich freuen!" »Schwesterlein, da« war ja eine famose Idee von dir, daß du uns den Wurstelpeter geschickt hast. Bei Gott, Fe«, von selber wäre ich noch lange nicht gekommen." »Nun laß Fee doch endlich einmal los, andere Menschen find auch noch da," schimpf te Peter eifersüchtig. »Fee, da ist doch noch jemand!" Mit einem reizenden Lächeln auf dem glühenden Gesichtch n gab Fee Robert Herz lich die Hand und sagte warry: »Grüß Gott, Herr Doktor, herzlich will kommen in Deutschland!" Und mit einem schelmischen Lächeln fuhr sie fort: »Eigentlich sind Sie ja der Hauptfakwr von Peters Reilr. Und gleich jetzt will ich Ohnen alles, alles Gute wünschen für die allernächste Zukunft, Sie w'.ssrn ja. was ich meine." Ueberwältigt von alledem, was in ihm lebte an Wün^cn und Sehnen, berauscht von der Heimatsluft und vcn den herzlichen Aus dem Lande — Aue Verhafteter Sittlich- kettsverbrecher. Ein schon lange ge suchter SittllchkeitSverbrecher, der Handar beiter Sch^ wurde von der Kriminalpolizei festgenommen. Er hat in den letzten Mo naten mehrere Frauen im Drünhainer Forst revier und im Lößnitzer KirchenwäW verge waltigt. An einigen Fällen wurde er be reits überführt. Ferner hat er sich auch des Raubes und des Diebstahls schuldig gemacht. — Ch-multz. Schwere Schlägerei. Am Schluffe einer vou der Ortsgruppe Chem nitz der Natioualsozialistifchcu Arbeiterpartei »ach Lem Ballhaus Marmorpalast elnberuscneu Versammlung in der Dr. Goebbels sElber- fclLf über das Thema Lenin oder Hitler sprach, kam cs aus nichtiger Ursache zu einer schweren Schlägerei zwischen den LSOO Bcr- sammluugStcllnehmeru, von denen nicht weni ger als 60 Personen, darunter zwei Polizci- bcamte. teils schwer, teils leicht verletzt «ur- dc«. Einer von ihnen, der aus der Zschopancr Straße «ohuhaste 42 Jahre alte Eiseudreher Schneider ist inzwischen im Stadtkrankcnhaus seinen Lerletzvngen erlegen. Bei der wüste» Schlägerei wnrde» gegen 1000 Biergläser, etwa 500 Kasseetasscn und Untertasse»^ 600 bis 800 Stühle and Tische, sämtliche Levchter »ad sämtliche bleiverglaste» Jeafterscheiben dcS gro ßen Saales zertrümmert oder beschädigt, so daß der Wirt seine» durch Versicherung nicht gedeckte« Schaden aus reichlich 18 OVO be- zissert. Bei« Eintreffen der Polizei flüchteten die Beteiligten durch die Saalseuster und sechs Meter lies in den Garte» hinab, doch ge lang cS der Polizei, sechs RädelSsührer, die stch im Hanse versteckt hatte», scstzvaehmea. — Freiberg. Don der Dergakade- m i e. Die Zahl der Studierenden beträgt ge genwärtig 625 gegen 692 im Dorsemester. Dieser Rückgang ist eine aus der wirtschaft lichen Lage notwendig resultierende Erschei nung und für den DorlesungSbetrieb kein Schaden. Don den 625 Studierenden sind 1l1 deutfchstämmlge und 80 stemdstämmlge Ausländer. Die Diplomprüfung bestanden im vergangenen Dahr 86 Kandidaten, davon 59 als Bergleute, 8 als Markscheider, 11 als Hüttenleute und 8 als Eisenhüttenleute. Die fest einer Reihe von Jahren bestehende Be rechtigung der Teilprüfungen ist auf Grund der damit gemachten Erfahrungen wieder aufgehoben worden. — Flöha. Nächtlcher Ueberfall. Auf^em nächtlichen Heimwege wurde im be- benachbarten Hausdorf der Schuhmachermei ster Neeb von zwei jungen Burschen überfal len und seiner gesamten Barschaft beraubt. Die Burschen haben dem erschrockenen Man ne. um ihn wehrlos zu machen, Vogeldunst in das linke Auge geschossen. — Gethaia. Flüchtig. An dem benach barten Dieritz und Neuenklitsche haben sich bei den ländlichen Spar- und Darlehnskassen große Unregelmäßigkeiten ergeben. Die Rendanten der Darlehnskassen von Dieritz und Neuenklitsche sind geflüchtet. Der ein« hat 30000 Mark und der andere 4000 Mark mitgenommen. — Leipzig. Blutige- LiebeSdrama. Montag nachmittag geriet vor dem Postamt in Delitzsch der Beamte Paul Müller aus Bitter- kcl-, der vor einem halben Jahre wegen Un terschlagungen flüchtig geworden war, dann O aber ergriffen wurde und feine Strafe verbüßt hat, mit seiner ehemalige» Geliebten Selma Heide in einen Wortwechsel. Im Bcrlaufe des Streites zog Müller einen Revolver und brachte der Heide einen Brust- und zwei Bauch schüsse bet. Dann richtete er die Wasfe gegen sich selbst und tütete sich durch einen Schuß in die Schläfe. Der Zustand der Heide ist be denklich. — Leipzig. Schüle rfelb st mord. Im benachbarten Orte OuaSnitz wurde am Diens tag morgen auf dem Boden der elterlichen Wohnung der 13 Jahre alte Sohn -eS Be sitzers Heinrich erhängt aufgcfunbcn. Der Schüler, der Lie Tat aus Furcht vor Strafe be gangen hat, soll schon vorher einmal einen Selbstmordversuch unternommen haben. — Meeranr. Scharfe Worte tn der Stadtvero,rdnetensttzung. Zn der bekannten Oberrcalschulangelegenhell hat der Htadtrat das Dolksbildungsmlnisterium in eingehender Weise unterrichtet. Da einzelne Stadtverordnete in der letzten Stadtverordne- tensihung erklärten, daß die Eingabe an das Ministerium nicht so abgefaßt worden sei, wie das Kollegium beschlossen habe, erklärte Bürgermeister Dr. Rüdiger, daß «r den Stadtverordneten nicht das Recht zugestehen könne, »in derartiger Form gegen einen Be richt Stellung zu nehmen, den er in amt licher Eigenschaft verfaßt habe". Darauf wurde von Stadtv. Regenstein erwidert, daß der Bürgermeister kein Recht habe, die Stadt verordneten zu schulmeistern, ein Ausdruck, den der erste Beamte der Stadt zurückwies. Der andere Bürgermeister Dr. Leißner er klärte, daß die Akten auf Grund de« ein einmütigen' RatSbeschlusse« verweigert wor den seien. Stadtv. Schlund wandte sich ener gisch gegen diese Ausführungen, »die di« reinste Diktatur barstellten". Nach dieser un gewöhnlich scharfen Auseinandersetzung konn te das Kollegium di: Tagesordnung erledigen. — Riesa. Hindenburg als Pate. Am vergangenen Sonntag hatte Reichsprä sident Hindenburg Patenstelle beim 14. Kinde des Hausbesitzers und Ziegeleiarbeiters Hesse in Hof bei Stauchnitz angenommen. — Strehla. Dienststrafverfahren gegenden Bürgermeister. Wie mit- getellt wird, ist gegen Bürgermeister Mann auf seinen Antrag das Dienststrafver fahren eingeleitet worden. Mit der einst weiligen Führung der Geschäfte ist der 1. Stadtrat und stellv. Bürgermeister Rein hardt beauftragt worden. — Schwarzenberg. Grohfeuer in einer Futtermittelhandlung. Am Dienstag morgen in aller Frühe, es war um 4 Uhr, ertönten Alarmsignale. Ein mächtiger Feuerschein erhellte weithin den nächtlichen Himmel. On dem hinter der Wildenauer Papierfabrik stehenden großen Lagerschuppen der Getreide- und Fultermittelhandlung von Kurt Heinze war ein Brand ausgebrochen, der bei der hölzernen Bauweise des Ge bäudes rasch um stch griff und in kurzer Zeit auch den nebenan befindlichen Wagen schuppen vollständig vernichtete. Außer den großen Getreide-, Mehl- und Futtervorräten und sonstigem Material fiel auch ein Auto den Flammen zum Opfer. WWW Zur 600-Iahrseier der Stadt Mexiko Die Kathedrale van Mexiko, eines der mächtigst» Bauwerke der Welt. Die Stadt Mexiko wurde 1825 von den Inkas, den Ureinwohnern Mexikos, gegründet »nd feiert in diesem Jahre ihr OOOjährigeS Bestehen Unser Bild zeigt das bedeutendste Bauwerk der Stadt, die Ka thedrale, deren Dau 1573 begonnen und 1667 beendet wurde. Ebenso prunlovll wie ihre Außenseite ist auch ihr Inneres auSgestattet. Zweites Blatt Donnerstag, den IS. November 192S Aus alter Welt Srotzfeuer ia Blankenburg. Ein aervala tiger Brand kam am Dienstag auf de« Gelände der Lederfabrik Potthoff L Kayser in Blankenburg bei Pomkow zum AnS« bruch. Die betroffenen Fabrikgebäude stab' bis auf die Grundmauern nieoergcbrauut: Personen sind bei dem Brand nicht z» Schaden gekommen. Die Entstehung Ursache ist noch unbekannt. Dem Gatten ln den Tod gefolgt. Chatcldon wurde dieser Tage der so zialistische Deputierte Dr. Clauhat begras ben, der bei einer Jagdpartie plötzlich aex storben war. Unmittelbar nach dem Bn "räbnts nahm Madame Claußat Gift und starb in wenigen Minuten. Sie wollte den Tod ihres Gatten nicht überleben. lDer tragische Vorgang erinnert an den Tod der Jrau Sembat, die sich im Septenv ber 1922 in Chamonix an der Leiche ihre- Mannes, des unvergessenen Sozialisten Marcel Sembat, das Leben nahm.) Zu Tode geschleift. Der elfjährige Soh» des Landwirts Schmidt in Gemünden führte ein Nind auf die Weide und hatte sich dabei das Seil um den Leib gelchlnn« aen. Das Tier wurde schen, jagte in wil der Hast davon und schleifte den Jungen zu Tode. Bei lebendigem Leld« verbrannt. On Groß- Wardein (Rumäriens ist die 23 jährige Prim« zessin Ghlka, die Gattin des Flügeladjulan- ten des rumänischen Königs, bei lebendigem Leibe verbrannt. Sie war damit beschäftigt, ihre Handschuhe mit Bezin zu reinigen, al« die Handschuh« Feuer fingen. Die Prinzessin konnte trotz sofortiger Hilfe nicht mehr ge rettet werden. Dl« Juwele« im Staubsauger. De? Naubübcrfall, -er dieser Tage auf eine» nach Berlin reisenden Pforzheimer Ju« ivelier verübt sein sollte, hat sich als fin^ giert herausgcstcllt. Die angeblich gestoh« lenen Juwelen wurden in einem Staub« sauger im Geschäfte des JuwelenhändlerA aefunden. Sie waren bei einer Gesellschaft hoch versichert. Bei einem scharfen Verhör legte der Händler ein Geständnis ab. Er wurde verhaftet. Großseuer in einer Mühle. Die vors dem Holzfabrikantcn Schmied gepachtete Unterseesche Mühle bei Rosenheim wurde durch Jener zerstört. Sämtliche Maschinen, Werkzeuge und Fertigwaren wurden ver nichtet. Als der Brandstiftung verdächtig) wurde -er Besitzer der Mühle, Privatier Umicer, verhaftet. Dergleich zwischen Preuße« «nd Hohem» zollen». Die Verhandlungen zur Herstellung eines Vergleichs zwischen dem preußische« Staat und den Hohenzollern sind so gut wie abgeschlossen. Die Dergleichsvorlage Wirtz in Kürze dem Preußischen Landtag vorgelegt werken. Eine Kreditafsär« in Elberfeld. Ter Oberbürgermeister von Elberfeld enthob den Sparkasiendirektor seines Amtes un stellte beim Regierungspräsidenten de» Antrag auf Einleitung eines Disziplinar verfahrens gegen ihn. Krüger soll eige«- Worten Fees, riß er das kleine Persönchen an sich und küßte es herzhaft auf dc« Frischen Mund- »Na, erlaube mal!" sagte Peter ganz em pört, »wa« heißt denn das?" »Mein Lieber, als zukünftiger Schwager kann ich mir das schon erlauben, nicht wahr, Fräulein Fee?" »Aber ja, der Wurstelpeter hat sich da gar nicht zwischen zu mischen. — Ietzt wollen wir aber ins Haus gehen und drinnen bei einer Tasse Tee Kriegzrat halte«." »Halt, erst noch eine feierliche Ueberrei- chung. Felicitas Hartmann, du hattest mich gebeten, dir ja etwas Nettes mltzubrlngcn. Dein Wunsch war mir Befehl. 3ch hab' dir das Netteste von ganz Hawa! mitgebracht — einen richtigen, waschechten Negerknaben. Tommy, mein Sohn, komm' her, das ist deine neue Herrin!" Tommy sank vor ber ihn sprachlos an- staunenden Fee nieder und küßte ihr die Füße. ' . »Missis schön und gut sein, Tommy Missis verehren, Tommy Missis gehorchen." »Oh, stehen Sie doch auf! Och weih ja gar nicht was los ist," sag e Fee in reizender Verlegenheit und sah Peter fragend an. »Kleine Fee, das ist doch klar. Zch habe Tommy, ter übrigens deinem Bruder so halb und halb das Leben gerettet hat, als Go- lchenk mitgebracht. Er soll nur dein ganz se svnllcher Diener fein. Und alle Unkosten, di« durch ihn entstehen, sind meine Sache. Ost dir das nun endlich klar?" Fee nickte jetzt strahlend, reichte Tommy die Hand und s^g «: »Och danke Ohne», Herr Tommy, bah Sie me!n«m Bruder bas Leben gerettet haben, ich freue mich sehr, daß Sie nun me'.n Diener sind." Vorsichtig nahm Tommy dke Hand Fees, oie in jeinrr g oß?n, schwarzen Tatze ganz verschwand, und lachte wieder von «ine» Ohr zum ankeren. »Missis, Hou are very kinb." »Willst du wohl deutsch sprechenk" brumm« Peter ihn an. »Master nicht bös sein, armer Tommy ganz wirr im Kopf." »Ost schon gut. Oetzt Iah dir von Franz meine Zimmer zeig:» und mach' dich nütz lich, bis Missis Fee dich braucht!" Um «iniAes später saß Fee mit den drei Globetrottern um den Teetlsch. Sie hielte« ernsthaft KricgSrat, wie sie es am beste« einrichteten mit Maria, die doch sehr bald kommen mußte- »Was tun, sprach Zeus", sagte Fo» »Och auch", folg!« Konrad nach. »Und ich muh euch sagen, daß so etwas von Angst in mir ist wegen des Ausgangs meiner Unterredung mit Maria," sagte Robert, der nervös mit dem Teelöffel spielte. »Leg' mal vor allen Dingen den Teelöffel weg, dann wird sich die Sache schon historisch! entwickeln," sagie Peter mit aufreizender Pomad'.gkelt und verschlang ein:s der appe- titlichen Sandwichs nach dem airderen, al« hätte er den Lanzen Lag schwer gehungert. »Aber wie denn nur?" »Abwarten und Tee trinken!" . »Du kannst einen lammfrommen Menschen zum Berserker machen," sagte Robert. »Womit du doch nicht etwa durch bi« Blume andeuten willst, daß du lammfromm bist?" »Peter, sei nicht so eklich". mischte Fee sich jetzt dazwischen. »Sag' lieber, was wir macken sollen!" - »Ähr sollt gar nichts machen. »Wer denn?" »—— ..Du!' aut dr-, Kehlen zugleich fFortfetzn'm fnlgLI