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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 30.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192505303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19250530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19250530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-30
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
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-Seh aus, mein Herz . . . Der Tag vor Pfingsten blaut. Im klaren Schein des Frühlings liegt Hans an Haus fein säuberlich an steinblanken Sira- hen. Grün überbuscht dle Mauern, es drängt in Baumgruppen zum Himmel em por und vermählt sich mit dem patinierten Rot der Dächer, dem stumpfen Grau der Wände und dem fröhlichen Weik der Lä den und Fenster. Das Städtlein ist wie eine geputzte Braut. Kuchenduft zieht frisch durch die Straßen wie Hoffnung auf geruh samen Genuh. Und wenn Bäcker Krügers Klingel geht, weih man. daß Frau Schulz ihren Festkuchen geholt hat. den sie dann stoh und mit liebevoller Hand wie eine Köstlichkeit über die Straße trägt, und aut ihrem Gesicht, rund wie eine Bunzlauer Kanne, liegt die Vorfreude auf den Pfingst- kaffee in der Laube auf blütenweibem Tisch. Wie Botschaft Gottes klingt der Abend glocken Schall. Letzte Vorbereitungen sind abgetan und Abend ruhe senkt sich vom Him mel. Wie weich sie kommt. Wie Friede fä chelt! Als ob im ewigen Gleichinak das Städtlein atmete und Wohlgefällen, niemals gestört, stets ein etwas langweiliges, aber gediegenes und nahrhaftes Regiment führe. Liegt aber nicht auch Sehnsucht nach Freude am quicklebendigen Sein im grünen Springquell der Birke, über der Stadt? Mit müden Schritten geht Frau Irmgard durch den Garten, aus dessen Büschen und Blüten herbe und herzbewegende Süß« quillt und über dem. umrahmt von etwas blühmüden Fliederhecken, der Himmel sich wohlig ausruht. Mit aufgelösten Gliedern, des Abends harrend, schreitet sie, schaut sie dies und das. Ob die Bohnen kommen, die Erbsen ihre weiden Schmetterlinge blühend zeigen. Ob der alte Edel-Borsdorfer Apfel nicht zuviel taube Blüten trägt — Winter abend und der Duft von Bratäpfeln wird lebendig.... ob die förmlich schiebenden Erd beeren Frucht angesetzt... Aber der warme Spätfrühlrng säht das Interesse der Gewohnheit sinken. Wie gleich gültig schien das alles, diese Einzelheiten des Alltags. Wuchs nicht alles wie es sollte und wollte? Rätselhaft triebmäbig wie das Leben selbst? Wo war da Bewegt- l)eit? Und doch: eine Gundelrebe hatte ein nützliches Gemüse unterdrückt. Wilde Na tur. die gepflanzte Regel besiegt. Quecken, sonst wohlgetan fürs Vieh auf dürrem Bo den, schnell ein Beet Mohrrüben über- wuck>ert. „Das ganze Städtlein weih es ia. dak ich ein Unkraut bin..." Die hüpfende und ketzerische Weise pochte unwillkürlich. Unkraut. Durchbrechen der wohlabge- zirkelten Regel. Das war Schrei des Le bens, des brutalen, in jedem Grashalm auf jauchzenden Willens zum Werden. Eine grobe, seltsame Müdigkeit lag im lauen Winde, und zum erstenmal nach lan ger Zeit sank in ihrem geschwächten Körper die Furcht vor der Robustheit des Kampfes. Mit tausend Poren sog sie die Wollust die ses neuen Wissens ein. aber noch ruhte die ses Erfühlen über den lebendigen Dingen und die Lust, selbst zu lein, dämmerte nur. Sie sah dann lange im halbdunklen Garten zimmer. Der Flieder sank mit lausend Ster nen in die wachsenden Schäften, die Ge räusche von Schritten auf den Straßen verschwommen und die Regelmäßigkeit der Beete und Wege löste sich und die leise wogenden Sträucher und Bäume wurden dunkle Massen. Eine Nachtigall kadenzte tief, ihr süßer, immer klarer werdender Lock ruf zog in den Abend hinein. Antwort klang, und wieder, wie über allen Wipfeln, die Nachtigall. Ein Fink, der Frau vertraut, sonst morgenhell frech, pinkte leiser und ver stummte ganz vor dem sieghaft aufsteigen den Sang. Und sie saß und harrte und sann. Im Hakbschlummer rief ihre Zweijährige ganz klar: „Mama". Sie sah die klaren Augen dieses Kindes vor sich, diese Sterne, die über alle frühe Müdigkeit der Mutter heiß hinwegleuchteten in ein Leben. „Blut geht seinen Weg", dachte sie. Das Kind rief noch einmal. Die Stille wuchs mit dem Dunkel, Wetterwolken hingen schwer und zogen Himmel und Erde in eins. Sie sah und sann den weiten Weg von der Groß stadt bis in diese kleinstädtische Ruhe. Don Tagen raschen und freudigen Schrittes bis zu den müden, da Gewohnheit Zweifel an Beständigkeit nackte, die Frische des Kör pers abnahm. Sie sah den Mann warten, wortlos, und diese Ruhe nährte Verdacht. Daß ihr eigener Lebenswille und die Fähig keit, das Leben zu fühlen, nachgelassen, merkte sie nicht. Bis heute, da plötzlich auch im Gleichmaß des Gartens alles Abgegrenzte ihr wie Leben und Werden erschien und zum erstenmal wieder das Blut frischer zu schla gen begann. Mit einer zaghaften Stimme sang sie leis' in das Dunkel hinein. Es zog sie zum Flü gel. Die Finger suchten die lange gemiede nen Tasten. Gerhardts Lied erklang schlicht: „Geh' aus. mein Herz..." Ganz andächtig, wie Kinder singen, sang sie Ziers um Vers. Ein Schritt erklang, aber sie sang weiter... „Du singst? Willst du Pfingsten ein singen?" Ganz eifrig zündete sie die Kerzen an. Schimmer umgab weich Flügel und Gestalt. Und wie einst schaute sie ihn an, frei und freudevoll. Einen Augenblick stutzte er, dann legte sich seine Hand fast ungläubig auf ihre Schulter. Fröhliche Geborgenheit kam über sie, und wie fröhlicher Uebermut perlte: „Trübe Augen. Liebchen, taugen einem hol den Bräutchen nicht." Er lachte plötzlich tief auf. Die Jugend war wieder da. Die Freude am Leben und Werden. Und nun kam Pfingsten. Hellsonnig würde es über der Stadt stehen und im Hause würde Freude wieder sein... Sonderangebote sind unverbindlich Amtsgerichtsrat Rauh. Im geschäftlichen, aber auch im privaten Verkehr gehen täglich durch gedruckte Post karten oder durch sonstige Drucksachen Son derangebote aller Art ein. Man kann sie unbedenklich in den Papicrtorb werfen. An dererseits kann man, wenn man bestellt, nicht Lieferung erzwingen. Das Sonderangebot bindet nicht, ist nur Aufforderung, eine Be stellung zu machen: diese aber wiederum bindet nur, rvenn sie angenommen worden ist. So entschied kürzlich das Reichsgericht. Die Sache lag so: Am 15. Januar 1923 übersandte der Beklagte dem- Kläger eine Postkarte mit dem Aufdruck: „Sonderange bot in preiswerten Tabakwaren". Auf der Rückseite der Karte waren 23 Sorten Ziga- retten unter Angabe des Kleinverlaufsprei- ses und der Preises von je 1090 Stück ver zeichnet, darunter eine Marke „Rarität". Diese verschiedenen Sorten Zigaretten „offe rierte" der Beklagte mit dem Anfügen: „net to Kasse, gegen Nachnahme oder Vorkaste". Am 19. Januar 1923 teilte Kläger dem Be-l klagten mit: „er kaufe zufolge des erwähn ten Angebots hiermit fest (außer 2 anderen Sorten) 20 Mille „Rarität". Auf eine An frage des Klägers vom 29. Januar 1923, ob die bestellten Zigaretten schon unterwegs seien, erwiderte der Beklagte am 31. Januar: „er bedauere den Auftrag des Klägers nicht ausführen zu können, da er infolge Anhäu fung von Aufträgen weitere Lieferungen auf Grund seiner Preisliste Nr. 14 nicht vor merken könne". Auf Klage verurteilte das Landgericht Dresden zur Lieferung; das Oberlandesgericht Dresden hob das Urteil auf und wies die Klage ab; die Revision beim Reichsgericht blieb ohne Erfolg, aus besten Gründen interessiert u. a.: Dem Vor- derrichter ist zunächst darin beizutreten, daß hie dem Kläger am 15. Januar 1923 über sandte Postkarte, wenn sie auch als „Son derangebot bezeichnet war, rechtlich keinen Bertragsantrag, sondern nur eine Aufforde rung zur Stellung eines Kaufangebots be deutete. Die Frage ist lediglich, ob der Be- klagste infolge seines Schweigens auf das Kaufangebot vom 19. Januar sich nach Treu und Glauben so behandeln lasten muß. als habe er das Angebot angenommen. So läge die Sache dann, wenn es sich bei dem Angebot des Beklagten um eine die wesent- sichen Bestandteile des künftigen Kaufver trages, namentlich Ware und Preis, hin- reichend bestimmt bezeichnende eigentliche Dertragsofferte gehandelt hätte. Das kommt aber hier nicht in Frage, weil in der Post karte vom 17. Januar zwar die Preise der einzelnen Zigarettensorten genau angegeben, qbe/ keine bestimmten Mengen von dieser oder jener Sorte zum Kauf anyeboten waren. Das Bestehen eines allgemeinen Handels brauchs dahin, daß der Schweigende sich so behandeln lassen müsse, als habe er die Annahme erklärt, anerkennt das Berufungs gericht zutreffenderweise nicht. Einen Han delsbrauch dieses Inhalts hatte auch Klä ger nicht behauptet. Mit Recht gebt viel mehr der Vorderrichter davon aus, daß be sondere Umstände vorliegen müssten, um eine solche Rechtsfolge an das Schweigen des Be klagten knüpfen zu können, daß aber die Ge staltung des gegenwärtigen Falls dies nicht zulaste. Offensichtlich sei die gedruckte oder in ähnlicher Weise vervielfältigte Postkarte zur Versendung an einen großen Kreis von etwaigen Kaufsliebhabern bestimmt gewesen; auch habe es auf der Hand gelegen, daß der Beklagte zu den milaeteilten besonders günstigen Preisen nur innerhalb der Gren zen seines Vorrats liefern könne. Jeder Be steller habe daher damit rechnen müssen, daß er viele Mitbewerber haben und mög licherweise nichts oder nur einen Teil des Bestellten bekommen werde. Deshalb habe der Kläger auch von seinem Standvunkte aus dem Schweigen des Beklaqten nicht auf Annahme der Bestellung schließen dürfen, vielmehr sich sagen müssen, daß der Be- klagte, wenn er den Auftrag ausfahren woll te, geantwortet haben würde. Diese Um- stände rechtfertigen die Auffassung des Be rufungsrichters, der Grundsatz von Treu und Glauben könne nicht dazu führen, daß in einem Falle wie dem gegenwärtigen von dem Empfänger von Bestellungen zu verlangen sei, er müsse allen denen, deren Aufträge er nicht ausführen wolle oder könne, sofort Bescheid geben. Ob eine solche Verpflichtung etwa zu bejahen wäre, wenn der Kläger aus Inhalt und Art der Mitteilung nicht hätte entnehmen können, daß es sich um ein an einen unbestimmt großen Kreis von Per sonen gerichtetes Angebot handle - nckst bei der hier gegebenen anderen S >' ae nicht erörtert werden. (Urt. des I! 50/24 vom 17. Februar 1925.) Gnomengesellschaft In schattigen Laubwäldern trifft man letzt stellenweise Trupps des eigenartigen Aronstabes (Arum maculatum) an. Wie lDie Fliegen kriechen in das Innere de» Kessels und sehen an den ganz unten stehen, den Fruchtknoten mitgebrachten Blüten staub ab, worauf die Narben sofort ein Nektartröpfchen als * Nahrung absondern; denn die willigen Helfer bei der Befruch- tung sind auf längere Zeit gefangen, bi» die über dem Fruchtknoten an dem Kolben sitzenden Staubblüten reif sind. Bei den unausgesetzten Befreiungsversuchen beladen sich die Fliegen mit Staub. Ist das ge schehen, so welken die nach unten gerichteten Härchen an der erwähnten Einschnürung, die den Ausgang reusenartig versperrten. Die Insekten entfliehen, um sofort ein neuer Gefängnis aufzusuchen, däs ihnen zugleich als Wärmstube dient, da die Temperatur in den Kesselfallen bis 15 Grad T. höher sein kann, als außen. Bei der Fruchtteife fällt das Scheidenblatt ab und ein roter Beerenstand verrät den Standort der nicht allzu häufigen Pflanze, die auch durch ihre dunkelgrünen, spießförmigen Blätter einen Schmuck des Waldbodens bildet. In der Nähe des Aronstabes steht oft in größeren Mengen der Bärlauch (Allium ursinum), der sich schon von weitem durch Knoblauchgeruch bemerkbar macht, der vor allem den Leipzigern bekannt ist. Im üb- rigen Sachsen ist die Pflanze nur zerstreut zu finden, sodaß kein Grund besteht, sie zu bekämpfen. Die Blätter dieser Lauchart er innern an die des Maiglöckchens. Der Blütenstand versucht durch sein reines Weiß und die hübschen Sternchen mit Erfolg den wenig angenehmen Geruch wieder gutzu machen. Wie der Bärlauch ist auch die Einbeere (Paris quadrifolia) ein Liliengewächs, aber wieder von so absonderlicher Gestalt, daß man bewundernd stehen bleibt. Auf spannen hohem Stiel stehen im Kreuz vier eiförmige Laubblätter, aus deren Mitte sich auf dün nem Stielchen die Blüte erhebt. Die gelb grüne Farbe hat nichts Anziehendes an sich, aber die Form der acht abwechselnd breiten und schmalen Blütenblätter und die acht nach oben gespreizten Staubfäden mit ihren Spitzchen sehen eigenartig genug aus. Aus dem schmarzglänzenden Fruchtknoten wird später^eine runde giftige Beere. Auch jetzt blüht die Schlangen- oder Sumpfwurz (Calla palustris), deren latei nischer Name von Blumengeschäften her bekannt ist. Freilich erreicht unsere Art. die an sumpfigen Ufern und in Torfbrüchen vorkommt, nur die Höhe von etwa 25 cm. Ueber einem außen grünen, innen weißen Hüllblatt steht ein gedrungener Blüten kolben. Aus den kleinen Zwitterblüten wer den später rote schleimige Beeren, die auf verschiedene'Weise verbreitet werden. Die grundständigen k-erzförmigen Blätter ver schönen die Pflanze noch. All die genannten Pflanzen spielen im deutschen Märchen infolge ihrer Absonder lichkeit eine Rolle. Jeder tiefer veranlagte Wanderer erkennt in ihnen die Gestalten der Gnomen. Wichtel, Kobolde, von denen er so gern als Kind gelesen hat. Die Kul tur verdrängt diese eigenartigen Kräuter von Jahr zu Jahr mehr sodaß es wirklich wünschenswert ist wenn sie wenigstens von Wanderern und Snastergängern geschont werden. Ein Stück Waldespoesie bleibt da mit erhalten. aus dem Märchen genommen, erscheinen die sonderbaren Pflanzen, die vor allem auf fallen durch die breite, innen hellgrüne Blutenscheide, die etwa 15 cm lang, oben spitz und unten, durch eine Einschnürung ab geschlossen, zu einem Kessel zusammengerollt ist. Aus diesem ragt als Schauapparat für winzige Fliegen ein schwarzroter Kolben. In wahrhaft raffinierter Weise sorgt diese „Kesselfallenblume" für ihre Bestäubung. Ser heilige Lerg. Roman von Lilbelm Hage«. 7t) (Nachdruck verboten.) Auch im Hotel feierte man Weihnachten. Vobrascheks Gruppe zechte noch toller wie sonst, der Rottbauer verlor di« letzten Rest« der Summe, die er vom Generaldirektor gegen Verpfändung seines Hofe- vorgeschossen erhalten hatte, und Broighem hatte seinen Getreuen eine neue Sendung eigens für ihn präparierter Haschischpillen als Weihnachtsgabe ge spendet, die ganz besonders stark wirken sollten. Fern- leitner hatte diesmal nicht lange gefragt, sondern war kurz entschlossen über Treppen und Gänge nach der hohen Terasse geschritten, auf der er Ruch vermutete. Behutsam schlich er durch den dunklen Gang, lautlos, unhörbar trat er auf die Schwelle und übersah gequälten Blickes das alte Bild: die starre Ruh« der Raucher ringsum, die in verzückten Stellungen in ihren Sesseln hingen, und in ver Mitte des Raumes, auf Len kostbaren, tiefroten Smyrna teppich hingesunken, in malerischerStellung die zarte Elfen gestalt Ruth-, in tiefen Schlummer gebannt, verzaubert, ihm aberrnals entrückt. Er brachte diesmal kein Wort de- Vorwurfs über di« Lippen: denn er wußte, daß sie nur deshalb wieder geraucht hatte, tveil er sie zu lange vergeblich auf Antwort hatte warten lasten. Aber er warf einen unendlich traurigen Blick aus die Schlummernde, zerdrückte schweigend eine Träne und schlich dann leise, wie er gekommen, wieder davon. Zwanzigstes Kapitel. Der Winter nahm in diesem Jahre einen eigenarngen Verlaus. Er hatte unverhältnismäßig früh begonnen und solck^e Masten Schnee aus Matten und Wälder gelegt. Laß sich Loisl nicht erinnern konnte, jemals einen schncereicheren Winter verlebt zu haben. Dann l a te starker Frost cingcie:.! und die weiße Dcckc in ein: har:.» ü.n'tc verwandelt, bi: einige Wochen ver 7:. F!)!/.: la.n uno ln.h».- brachte. Acner Frost verhärtete die Kruste wieder, unv fast Leu ganzen Januar hindurch stürmte und schneite «s so heftig, daß alle Wege wieder dicht verschneit unter meterhoher Schneedecke lagen. Mitte Februar aber begann vaS Wunder: ein lachender Vorfrühling, in dessen erwärmendem Sonnenschein der Schnee zu schmelzen begann wie sonst im Mai. Auch diesen Vorgang erinnerte sich Loisl nicht, je erlebt zu haben, und er ward des Wunderns gar nicht müde, als der März auSgefegte Wege und Matten fand, auf denen das Grün schon langsam Farbe gewann. Rur in den Latschenhängen und dort, wo Bäume ihn beschatteten, hielten sich noch lange Überreste von Schnee, während die ganze Hochalm ein schon fast sommerliches Aussehen bot. Freilich, der Frühling war dann um so wasserreicher, von allen Felsen stossen Bäche bernieder, der Gletscher ent sandte einen kleinen Fluß ins Tal, und die ganze untere Hochalm war dermaßen durchtränkt von Feuchtigkeit, daß der Fuß oft knöcheltief einsank. Völker verfolgte diese Entdeckung mit Interest«, „Unser Wilder Jäger," erklärte «r dem Freunde eines Tages gedankenvoll, „hat in dem Hinnnel einen Verbünde ten bekommen, der eigentlich erst di« wichtigste Grundlage für alles Folgende schafft! Denn eine bessere Vorbereitung des Bergsturzes als dieses Wetter und die jähe Schnee- schmelze kann man sich gar nicht denken." Auch in Fernleitner stieg die Erregung Tag um Tag: denn in ihm kam zu den allgemeinen Empfindungen noch die Sorge um Ruth, die noch immer im Hotel wohnte. Der Dichter batte seit seinem letzten Gang zu ihr gar keinen Versuch meyr gemacht, sich ihr zu nähern; denn in seinem Innern tobte ein wilder Zwiespalt. Seine Sehn sucht verlangte nach Ver Geliebten und stachelte ihn iunncr auss neue an, sie zurückzueroberu. Da er sie bei seinem letzten Bestich wieder im Banne des Grafen und seines ',attoerlranks gefunden hatte, wußte er nicht, wie weit sic i nr neuerdings erlegen war, und ob Versuche zu ihrer e.'i.vergewinnung Aussicht auf Erfolg hatten. Er 'i'-.chh' sich tiefe Vorwürfe darüber, daß er ihren Bries t "t,. eher abgeholt und gelesen hatte, denn damals — das suhl: er ganz d.u.U^- — haue pe stch Durchgeruilgen gehabt zu ihrer alten Liebe und war inn«rlich frei ge worden von all den dunsten Mächten, denen sie vorher unterlegen war. Inzwischen aber hatte er sie wochenlang warten lassen, ihrer heißen Liebe das Zeichen zu geben, das die Ver söhnung kündete, und in dieser Zeit mochte die Verzweif- lung Herr über sie geworden sein und sie dorthin zurück getrieben haben, wo er sie bei seinem letzten Besuch fand. Ob aber eine nochmalige Befreiung möglich war? Fast zweifelte er daran. Denn im ihrer Verzweiflung hatte sie sich vielleicht zu tief in die alte Schuld verstrickt, war st« dem Grafen vielleicht so hörig geworden, daß es keine Be freiung mehr gab. Von all diesen quälenden Gedanken gepeinigt, Wan- derte der Dichter tagtäglich die weite Strecke hinab und wieder hinaus, allein oder mit Loisl, der seinem Schweigen stets ein treuer Begleiter war. Im Herzen das Weh um die Geliebte, beobachtete er mit der Pflichttreue eines be amteten Wetterwarts den Fortgairg der Schneeschmelz« und erstattete Völker jeden Abend getreulich Bericht über das, lvas er grsehen urtd gehört hatte. Eines Spätnachmittags in den ersten März.agen schritt er mit Loisl suchend wieder die Hänge ab, al6 der Knecht plötzlich entsetzt auf eine Stelle im schon grün wer- denden Gras der MiHe deutete, die seltsam braun Md kotig anmutete. * Es war ungefähr an dem Punkt, wo vor einigen Monaten die Lawine losgebrochen war; der Almboden kg längst frei von Schnee, nur in den Latschen gewahrte man hin und wieder noch schmutztggraues Weitz. Mit geflügeltem Schritte traten sie näher und gewahr ten etwas Seltsames: auf einer Brette von etwa fünfzig Metern hatte sicd der Almboden, von dem Schneewaffer vollständig unterspült, vom Felsgrunde gelöst und stand, wie der Zipfel einer Schürz«, zurückgeklappt haltlos in der Luft. Und wenn man di« Ränder des abgelösten GraS- icppichs genauer betrachtete, so konnte man deutlich er kennen, daß sie eine gewisse Neigung zeigten, sich wie ein l riesiger L«,f«r allm-Uich a»ü«sves. (LllNKlllwa fytgQ
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