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Abschied vom Rai. Von HnnsKItter. Der Mann im Reitanzuq — auffallend groß und sehnig, mit dem verschlossenen Gesicht des Einsame« — lächelte ein wenig, als er die originell abgefasite Einladung zu de« Fest am Pfingst sonntag bei Rölltal« im Waldhau«, laS: „Der letzte Trunk! — Komm drnm herbei! - Abschied vom Mai," Draußen wieherte der Rotfuchs nach seinem Reiter. - Drinnen aber spielte der Herr der beiden machtvollen Stahl werke - die Einladung immer noch in der Hand — mit der Frage, welche von den drei schönen, rassigen Rölltal Mädel -r sich mm endlich an diesem Pfingstsonntag al- späteres EheqesponS sichern werde. Die Wasil war nicht ganz leicht. Jede dieser Drei war näm lich eine Besonderheit. Durchaus modern und ohne kleinliche Vor urteil«. Voll beareisend, dass vom Titanenhaften heim Manne und Gestalter bis zum - Allerprimitivsten nm ein Schrrttchen sei. Da war die Aelteste Gila, d'' Malerin. Rothaarig, blendend weist und von tannenschlankem Wuchs. Sie verfügte, wie Ihre aern gekauften Bilder bewiesen über die neueste Kunst alle« schleierlos zu sehen und zu zeigen. Julia, die Schwarzhaarige, das gran'öste Kätzlein, da« es aeben konnte, tanzte sich, im realsten Sinn durch das Leben. Sie erholte sich nur, sehr vorübergehend iu> Waldbau« von ihren Triumphen. 5", tie Iünast« und Pikanteste, verdiente als Karikaturen zeichnerin reichlichst ihres Lebens Unterhalt. Sie war witzig, klug vnd scharf und langweilte niemals. Kurz: Alle drei Mädchen waren durchaus moderne Twen. Jede würde freudig und erlöst „sa" sagen, wenn der Mann im Reitanzug, die beste Partie der Provinz, endlich die betref fende Frage an ff« gerichtet h.' Nun fast er auf seinem Rotsuche und galoppierte zu seinen Werken. Ein neuer Gedanke huschte durch seine Stirn. Er hinterliest kein« Smw. Nur «inen Flimmer — ein Streicheln sozusagen . . .! Ein schmale«, sunqes Ding — fernab von allem Modernen, sehr schon vnd still, — die elternlose Nichte von Frau Frölltal ... da« Aschenbrödel de« Waldbause«, mit der «S sich überhaupt nicht unterhalten ließ, weil sie beständig aus der Flucht zu sein schien. — Er besann sich km Augen- blick nicht mal ihre« Namen«. Nur eine Bewegung sprach' zu ihm ... mit der sie einen kleinen kranken Vogel aufgehoben und fortgetragen hatte. So weich — so völlig unmodern — also leben-untüchtig war auch seine süste kleine Schwester gewesen, der kein lange« Ver weilen hier auf Erden vergönnt war. Natürlich mußte sie setzt in der Zeit de« Modernen und Selbstbewußten «in Schemen bleiben. Sonst würde ,,man" sich sa in der keben-melodi« ver greifen. Der Mai kam zu Ende und gebar das Pfingstfest. Im MMYau- gkng llurch M Zubereitungen zu'kem Kostüm, unb Mgieafest bereit« feit einer Woche, unruhig zu ,,Pfingsten muß er sich nun «ndlich erklären," schwor sich Gisa, die Malerin und spielte mit der meergrün«» Glitzerseid , die erst am Festmittag selbst um ihren schönen Körper gesteckt werden sollt«. „Ich werd« mir ihn im Liebe-reiaen dieser heißen, milden Erklärung" ertanzen wollte Julia wissen, nnd die Jüngste, die Karikatvrenzeichnerin witzelte schadenfroh: „Wenn er di« Karikaturen meiner Schwestern sieht, wird er offen« Augen kriegen und mich nehmen." Indessen v«rhand«l1e Frau Rölltal - auch diese- Feste- wegeu - mit der kleinen, scheuen Nichte: „Du kannst getrost dein Dirndelkleid anziehen, Lor«, es ge nügt wirklich." Aber es war grau, unscheinbar, weil verwaschen. Das Lorle mochte e- gar nicht. Da siel ihr die schmale Trub« der Ahn« ein, die allerhand Tand barg. Vielleicht fand sich, obne Kosten, doch noch etwa- andere«. Auch der Pfingstsonntag hatte sein strahlendstes Festkleid an gelegt. Unter lachendem Himmel jauchzten im Wald in den kleinen Lauben au« Maien und Pionien dir Geladenen mit den schönen Töchtern de« Hauses. Auch der Mann, damals im Reit- zeug, Friedrich Kaltweqen, befand sich in au«qelassen,r Stim mung. l^"al wurde er aber nachdenklich Da war, als — leicht wie Silberflöckchen — ein junge«, schmale« Ding ihre scheuen K.-.rc in der Gesellschaft machte. — Kerzengerade, ein dunkles Leuchten in den keinen Auaen, steckte da« Lorle in der engen Schnebbentaille ihrer Ahne. Der Reifrock und da« Panier hoben ihr« Anmut. Die Wellen ihre« jungen Blute« spielten beweglich in den, tiefen Ausschnitt der Taille. Seit diesem Augenblick verlor er an dem Spiel der schönen drei Schwestern den Geschmack, sah sich nach der Kleinen um und entfernte sich heimlich von den andern, al« er sie hier nicht mehr entdecken konnte. In einem Hüttlein, an« dem ein seltsame« Gekläff — und Gejauhle erklang, fand er sie endlich obne daß sie ibn entdeckte. Sie kniete km losen Stroh, umschnnvpert Von einem halben Dutzend täppischer, junger Hündlein. Nacheinander ergriff sie jede«, bettete e« in ihr Schößchen und gab ibm au« der großen Milchflasche zu trinken. Al« er genug geschaut hatte, schlich er davon, hockte sich auf den, nächsten Baun,stamme nieder und er wartete sie? - Und als die klein« Mutter kam, nahm er ibrc Hand und tat die Frage: ' „Warum sind Sie denn so schnell wieder vom Festplatz ent schwunden?" Sie sah ihn bell und frei an und gestand: „Denen in der Hütte ist die Mutter fortqestorben und ick habe sie heimlich vor dem Ertränken gerettet. Jetzt baden sie mich lieb." In dieser Stunde komponierte sich Friedrich Kaltwegen doch eine neue Lebensmelodie. Der Tert dazu hieß: „Komm heiliger Geist und macke mick inwendig wert und würdig für dies« süße, reine, geliebte Braut." Dämmernde Stunden. Von K. Illing. Sonnig froh leuchtete das zarte Antlitz meiner alten, «kn- samen Freundin auf, al« ich von einer langen Reise beimgekehrt zu ihr kam. Liebevoll zogen mich ihre gütigen Altfrauenbändr in die Diwanecke nieder. So saß ich nun an ihrer Seite nnd ihr» Augen ruhten aus mir. Diese Auge« gaben dem Antlitze ein kluge«, edle« Gepräge, sobald man sich kn ihren Anblick versenkte, vergaß man, daß die Zuge alt waren. Die Iabre hatten das Feuer des Blicke« wohl etwas ab gedämpft, doch ein abgeklärtes, mildes Lickt schimmerte zu mir her. Wenn ick in der Fremde zuweilen an sie dachte, war es mir stet«, als gekörten dies« Augen zu den Zimmern, kck sah dann immer auch die mattblaue Tapete, di- seltsam still nnh seidig glänzte. , Alles war hier unverändert - wie ick es vor Jahre« ve» lassen batte, nur daß durch die Kraft der Sonne bi« Tapet« zw beiden Seiten des Erker« noch mehr verblaßt war Sonst glich alle« den, Tage meine« Abschiedes. Von der Wand sahen aus massiven Rahmen die Bilder ihrer Eltern nieder. Obwohl sie eine ungleiche Malerhand alwäterisck und etwa« ! steif gemalt batte, waren mir diese Bilder lieb, da sie wie ver- j uaute Frennde mancher stillen Stunden in diesem Zimmer bei wohnt batten. An der Wand gegenüber - im ovalen Spiegel - verfing sich, so wie danials die Sonne und zaubert- spielerisch im geickliisenen Glase die träumerischen Farben deö Regenbogen« bervor. Lauer, r'ibiaer Lavendeldnft schwebte unaufdringlich durch das Zinn' Ich lehnte u. i-fer in die Diwanecke zurück und begegnet« wieder den guten Augen d.- alten Frau. Sie wollte mich nickt ' . sie verstand mick so tkes - e« bedurfte keine Worte. « Ich war wohlig in diese Warme ein gesponnen und aiss ekor leiie Bitte meiner alten Freundin, erzählte ick von meiner werken Reise. Selten nock bin ick einem WA-n begegnet, da« diese lkeb<> i alte sanfte Art des Zuhören« b-saß. » Durch ibr Sckweiaen fnblte ick das Mitempfinden, da« «ms dieser makellosen Seele strömte. Nur vom schönen und reinen Erleben sprach ick? zu ihr und vermied e«, auch nur eine Unschönbekt zu erwähnen, am d« alten, edlen Goldalanz ihres einsam hoben GcmsstzeS nicht zu ent weihen. Eilig versckwebten die Stunden. Als ich empersab, war datz Dunkel bereits weit in« Zimmer oedrungen. Iftrr der Spiegel drüben leuchtete matt. — Ich zog die sanfte Hand der alten Fran andächtig an dft Lippen: al« ne aus meinen Finaern glitt, fühlte ick leis- nnd i segnend sie über mein Haar streichen. Dann akng ick. Al« ick ! au« dem dunklen Hausflur trat, zitterte ein lencer Taaesickimmer über dem Kirchturm trüben. Leise hoben die Glocken zu singen ' an. —- «i» "mW* Hundemaulkötbe sowie alle Hundefport- und Äedarfe-ariilel 1.Dre8dnerHunvearMel'Spezia!'yeschii!t Walpurgisstraße 5, nächst Ferdinandplak. krsusnkssr oNn« gruu k»utt 2U hocket«» ?rei»ev eck, vreLaen ZoNünnerrtr ir r jslvusien I.'. allen Xonsrniktlvnsn l vsNssten in llolr und VVelldleck »vilwüna«, tz-olLvots«», »UvvmSUuI, NoN»«I»«. Samt!. Reparaturen dNUxst Verkauf v. Reparatur-bzrterial «W »MlS. vlM-H. I Ronigrtr.7 — bernspr. >3490 früher kr»ar I.«ip«Iät L 0o! Sslolkuns von Brillante«, «>ld>, Lilbersachen, Uhren. Wäsche. Kleidungsstücken, Nähmaschine« ns«. SnM Plaid- Leid- Md kreditM«!!. O. ll. Petermann Nachf., Inh.: Kannst Inding, r l Irnden, Wucher Str I». Mr. INI. kßvSlll. Speise«, Herren« und Schlafzimmer, Küchen und EinzelmS-el 20°!» Rabatt! Teilzahlung! Gebr. Schencke, -LS- Straßenbahnlinie«: 2, S, 10, 17, td, 20,22 vresäuer LeeröLguuK«-^llstulleu PleMlumMclmkcNr 8« 26 N-ukiner 8tr. 37 W«I. 20127, s»l»8. -824». 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