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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 08.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192509082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19250908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19250908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-08
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Monat
1925-09
-
Jahr
1925
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— Ehemnitz. Tödlicher Anfall. Om Vorort Schönau sollte der Arbeiter Seifert im Grundstück Zwickauer Straß« 3 ein G«- flüZelhaus abbrechen, das an eine massive Gartenmauer angebaut war. Als di« letzte Stütze der zwei Meter höhen Mauer ent- fernt worden war, stürzte diese ein u^> er schlug Seifert. — Dennheritz Schüsse auf einen Gisenbahnzug. Von der Sisenbahn- Aeberführung aus wurde auf den 7.58 Ahr von Meerane nach Glauchau fahrenden Per sonenzug geschossen. Cs wurden zwei Schüsse abgegeben, di« vermutlich die Lokomotive treffen sollten. Die Aebeltüter sind noch nicht ermittelt. — Hermsdorf bei Dresden. Schwerer Sturzmit dem Kraftrad«. Am Sonn tag verunglückte an einer Kurde in Herms dorf bei Dresden «in Motorradfahrer. Gr erlitt einen Wlrbelsüulenbruch und wurde mit dem herbeigerufenen Krankenauto in die Diakonissenanstalt Dresden überführt. Der Beifahrer kam ohne nennenswerte Verlet zungen davon. ES handelt sich um zwei Dresdner Einwohner. Kirchberg b. Zwickau. Untreuer Be amter. Der am Gaswerk angestellte Buch halter Clees ist nach Unterschlagung eines großen Geldbetrages von seinem Urlaub nicht zurückgekehrt, sondern hat es vorgezogen, das Weite zu suchen. Man spricht davon, daß er 6 - 7000 Mark veruntreut hat. Er hat vor kurzem sein Haus verkauft, wobei ihm der Käufer 15 000 Mark angezahlt hat. Die Stadt hat die Restsumme von 10 000 Mark, die Elees noch zu erhalten hat, beschlag nahmen lassen. Wie berichtet wird, sind die Untersuchungen über die Höhe drr ver untreuten Gelder noch nicht vollständig ab geschlossen. Lkchtentar«.'. Autobrand. On der Nähe des Marterholzes auf der Staatsstraße Zwickau—Reichenbach geriet aus unbekann ter Ursache das von Reichenbach kommende Reichsche Personenauto in Brand. Die In sassen konnten sich durch Ab'pringcn vor Verletzungen bewahren. Der Kraftwagen brannte vollständig aus. — Löbau. Posaunenfest. On Löbau wurde am Sonnabend und am Sonntag das erste Lausitzer Derbandsfest der kirchlichen Posaunenchöre abgehalten. Die Bläser er freuten bereits am Sonnabendabend auf dem Altmarkt das zahlreich erschienene Publi kum durch einen halbstündigen Vortrag von bekannten Choralmelodien. Der Landesvcr- bandsvorsitzende Pastor Adolf Müller vom Landesverein für Onnere Mission Hi-Ält in seiner volkstümlichen packenden Art an die Zuhörer eine Ansprache. Auch für das am Sonntagmorgen abgehaltene und vom Wed ler begünstigte Morgenkonzert im Freien gab sich reges Önteresfe kund. Aach dem Vov- mittagsfestgottesdienste in der Nicolaikrrche fand Playmusik auf dein Aicolaiplatz statt. An Stell« des geplanten Beisammenseins auf dem Honigbrunnen versammelte man sich am Aachmittag wegen der ungünstigen Witterung wieder in der Kirche. Dr. Gerhard Reichel aus Herrnhut sprach dort vor sehr zahlreich erschienenen Zuhörern in fesselnder Weise über den Bund Gottes mit den Menschen. Ferner gab Pastor Adolf Müller (Dresden) einen interessanten Rückblick auf die Ent wicklung der Posaunenmission in Sachsen, deren Träger di« Evangelischen Oungmänner- vereme sind. Pastor Pfalz (Löbau) sprach das Schlußwort. — Olbernhau. Skelettfund. Om Staatsforst Hirschberg wurde am Mittwoch «in Skelett gefunden, das nur leicht mit Erde bedeckt war. ES handelt sich vermut lich um ein inännliches Skelett, da eine Ta bakspfeife in unmittelbarer Nahe lag. On der Schädeldecke befindet sich ein Loch, das von einem Schuß herrühren dürste. Das Skelett muß schon Oahrzehnte an dieser Stelle gelegen haben; sein« Knochen sind nämlich bereits stark vermorscht. Außer der Tal- bakspfeif« wurden auch noch die Aeste eines Geldbeutels gefunden, der österreichische und sächsische Münzen aus den Oahron 1822 bis 1866 enthielt. — Roßwein- Schade nfeuer. On der Nacht zum Sonnabend entstand «in schweres Schadenfeuer in der Schuhfabrik von Frie demann und Fischer. Fast die Hälfte aller Onnenräume brannte aus. Der Schaden ist sehr groß infolge Vernichtung von Rohstoffen und zahlreichen Vorräten für die Wirrter- saison. Es wäre vielleicht nicht fv schlimm geworden, hätte nicht ein rücksichtsloser Auto fahrer trotz Warnung die Schläuche der Feuerwehr Überfähren und dadurch zum Platzen gebracht. Die Feuerwehr mußt« die Schläuche auswechseln und verlor dabei kost bare Zeit. Der Autofahrer wurde Mr An zeige gebracht. Die Ursache des Brandes hat sich leider noch nicht feststellen lassen. — Weißenborn. Golden« Hochzeit. Am 5. September beging der Werkführer i. R. Louis Köhler mit seiner Gattin in g«i>- stiger Frische des selten« Fest der goldenen Hochzeit. Di« ^Einsegnung erfolgte mittags um 1 Ahr im Gotteshaus durch den OrtS- pforrer unter Aeberreichung einer Sh'cnur- ^.kund« der Landeskirche. Aus -em Gerichtssaale 10000 Mark Geldstrafe wegen Vergehens gegen das Tabak- stcuergeseh. Bcr Tabakkausmann Hocke dorn aus Marllissa wurde vor dem crwei' teilen Schöffengericht in Görlitz wegen Ver gehens gegen das Tabaksteuergesetz inr Rückfalle und Hehlerei zu 6 Monaten Ge fängnis und 10 000 Mark Geldstrafe ver urteilt. Der Angeklagte hatte von einem Unbekannten Banderolen gekauft, wodurch Hehlerei oorlag, und außerdem Tabaksteuer stnterzogen. Vermischtes * Arbeitöteiluuq bei der Clacquc. Zwei ergötzliche Anekdoten aus der Welt der Pariser Llacque, die im Austrage der Parteien, von denen sie befahlt werden, bet der Premiere eines LtücteS für oder gegen die Neuheit Stim mung zu machen sticht, weiß die Pariser The aterzeitschrist „Cvmoedta" zu erzählen. Am Ende des zweiten Aktes eines zum erstenmal anfgeführten Lustspiels fiel den Zuschauern ein Herr auf, der abwechselnd applaudierte und zischte. Ueber sein sonderbares, unparteiliches Benehmen befragt, erklärte er seelenruhig: „Ich bin allerdings dafür bezahlt, zu zischen. Da mir aber das Stück gefällt, glaube ich, da neben meinem persönlichen Geschmack durch Beifallskundgebung Ausdruck geben zu dürfen". Lurz darauf ging im selben Theater ein neues Stück in Szene, das die Geister heftig aufeinan der prallen ließ. Zwei Herren in einer Loge chienen besonders erregt. Der eine pfiff wie eine Lokomotive, mährend der andere nicht min der begeistert Beifall klatschte. Plötzlich wandte sich der erste an seinen Nachbarn mit den höf lichen Worten: „Ich sehe, mir beide arbeiten nicht für dieselbe Partei. Wenn sie sich aber weiter so stürmisch ins Zeug legen, so werden Lie sich die Hände mundschlagen. Wenn es sthnen recht ist, kann ich ja eine Weile für Sie llatschen, während sie mich als Zischer ablvsen."- Worauf der andere nicht minder höflich er widerte: „ES würde mir ein besonderes Ver gnügen machen, Ihnen gefällig zu sein. Leider habe ich aber wegen meines Asthmas darauf verzichten müßen, mich als Zischer zu betätigen und habe mich deshalb genötigt gesehen, zur Partei der «latscher iiberzugehcn." * Liebe stragödie in den Pyrenäen. Eine Deu!sche namens Bettina Heinz, die seit einiger Zeit in Luchon in den Pyrenäen zur Som merfrische weilt, hat gestern auf den französischen Lderzollinspektor Ran einen Revolverschuß abge geben, der den Inspektor schwer verletzte. Ray, der in einem Nachbarorte weihe, hatte mit dem Mädchen intime Beziehungen unterhalten, diese aber vor kurzem abgebrochen. Daraufhin versuch.« die Verlassene setzt den Zollinspektor zu töten. Als einige Augenblicke später die Polizei erschien, um sie zu verhaften, machte sie einen Selbstmordversuch und schoß sich eine Kugel in die Brust. Das Be finden der beiden Verletzten ist sehr ernst. 3» der Menz der Emin m Mm Bon Dr. F. von Papen. Buchara! Märchenbilder steinen vor meinen Augen auf. Bor mir sehe ich im (leiste die zinnengeschmückten Mauern der heiligen Stadt, hinter denen das buntschil lernde Leben des Morgenlandes wogt. Schcheresades Gestalten werden lebendig: Ter Fürst, der über Leben und Tod ge bietet, der Minister in goldstrotzender Uni form, der weise Mullah mit langem Barte und der bettelnde Derwisch. — Ach, hätte ich Flügel wie Tauben, so enteilte ich und nähme Wohnung dort in der Wüste. Sehn sucht nach dem fernen Wunderlande weckt das Wort des königlichen Sängers in mei ner Seele. — Wohl in keiner Stadt des Morgenlan des hat sich der Orient in seiner typischsten Form so rein, so unverfälscht erhalten wie in der früheren Residenz des Emirs von Buchara. Fast spurlos sind die Jahrhun derte an dieser Stadt vorübergegangen und erst ein Ereignis von so ungeheurer Ge walt wie der Weltkrieg scheuchte die Be wohner des Landes ans ihrer gewohnten Ruhe. Die böse Lehre von Moskau ver wirrte auch ihre Köpfe; der Emir wurde verjagt und ans der Residenz des Fürsten wurde die Hauptstadt einer Sowjetrepu blik. Aber was besagt die Regicrungsform in Jnnerasien? Buchara blieb was er war: Das Orientmärchen, unvergeßlich jedem, den es in seinen Zauberbann ge zogen. Runtes Leben und Treiben herrscht von morgens früh bis zum Sonnenuntergang auf dem Basar der Stadt, kaleidoskopartig wechselnd. Durch die eugen, zum aroßen Teil gedeckten Straßen drängt sich eine vielsprachige Menge, die in allen Farben des RegenbogenS leuchtet: Sorten, Mon golen, Kirgisen, Afghanen, Perser, Turk menen, Ehiwiuen, Parsen, Fuder, Juden und Zigeuner. Alle unterscheiden sie sich untereinander durch den Gcsichtstypus, die Farbe der Haut, die alle Skalen vom dun kelsten Braun bis zum hellsten Weiß zei gen, den Kopsputz, die Haartracht und die Kleidung. Wir bewundern die stattliche Größe der männlichen Sorten, der eigent lichen Bewohner der Stodt, mit ihren sorg fältig gepflegten schwarzen Bärten. Ihre schlafroaähnltcheu Gewänder, Cha- lat« genannt, reichen bis auf die weichen Schuhe aus buutgcfärbtem Ziegen! cder herab. Das »»ach Lan dessitte glattrasierte Haupt ist mit einem Käppchen bedeckt, und auf diesem thront der schneeweiße, kunstvoll gewun dene Turban, der Tsri-alma. Er ist nicht eigentlich Kopfbedeckung, sondern das Lei chentuch, das jeder rechtgläubige Musel- maun als mcmeuto mori stets bei sich tra- gcn muß. Es gehört ein ganzes Studium dazu, den Tnrban, der bis zu Ist Mtr. laug ist schnell und elegant um den Kopf zn winden und ein ebenso großes, die ver- chiedenen Turbanarten unterscheiden zu können. ' Die einzelnen Stände: Adlige, Gelehrte, Beamte, Mullahs und Kaufleute pflegen nämlich den Turban verschieden zu vinden, so daß der Kenner an der Art des Rindens den Stand eines jeden erkennen kann. Gewöhnlich sind die Enden des Tur bans verborgen, nur beim Gebet läßt man ie an der Seite herunterhängen, was bei )en Afghanen und Kirgisen immer der Fall ist, sofern letztere nicht ihre ganz eigenartigen großen Hauben mit Nacken-, Ohren- und Backenschntz aus rotem Sam met oder Pelz tragen. Den Juden ist der Gebrauch des Turbans verboten, sie be decken ihr Haupt mit schwarzen Samtkäpp chen. Die Inder, von denen die Hindus durch das auf der Stirn eingebrannte Ka stenabzeichen zu erkennen sind, stülpen hohe, vierzipfelige Mützen von schwarzem Kaliko auf ihr Haupt, die mit den Birets der katholischen Geistlichen viel Aehnlich- keit haben und vielleicht mit diesen auf ge meinsamen Ursprung zurückgchen. Selbst beim größten Sonnenbrände legen die wildaussehenden Turkmenen ihre gewalti gen Pelzmützen nicht ab. In kurzgeschorc- nen Fellmützen erscheinen die Perser. Zu -er Mannigfaltigkeit der Gewänder und Kopfbedeckungen kommt die seltsame Runtscheckigkeit der Chalate. Wohin unsere Augen sich wenden, erblicken sie leuchtende Farben, als hätte ein Maler die Borüber- gchendcn mit allen Resten seiner Palette bestrichen. In merkwürdigem Kontraste zu der Vielfarbigkeit der männlichen Bewohner steht die traurige Einförmigkeit der Frauen. Ein graues ober schwarzes Ge wand, das wie ein Schal über den Kopf gelegt ist und vor der Brust mit einer Agraffe zusammengehalten wird, umgibt ihre Gestalt. Nur bisweilen sehen wir freundliche Farben an den weiblichen Cha laten. Die Acrmstcn sehen die Welt, die für sic ebenso beschränkt ist wie ihr gei stiger Horizont, nur durch den schwarzen, dichten Roßhaarschleier, der ihr Gesicht be deckt. Ein trauriges Los, zu dem der Is lam die Frauen verdammt! Hier in seiner Hochburg Buchara, wo der Mohammeda- uismus sich seit einem Jahrtausend wie an keinem anderen Ort rein und unver fälscht erhalten hat, ist es besonders be klagenswert. Selten verlassen sie ihr trost loses Heim. Aengstlich suchen sie ihren Weg durch die Menge, stets in Sorge, über fahren ober überritten zu werden. Da haben es die Kirgisinnen besser. Hoch zu Roß oder auf dem Kamele erscheinen sie im Gewühl; auf dem unverschleierten Haupte mit dem rabenschwarzen Häar thront der mächtige Tnrban, der den Sar- tinncn versagt ist. Die Kirgisen sind schlechte Mohammedaner und kümmern sich wenig oder gar nicht um die Weisungen des Propheten. Durch dieses vielfarbige Menschenge wirr, das die Straßen des Basars durch flutet, drängen sich die Scharen der Bier- füßler. Langsam schreiten die unförmlichen Kamele -er Karawane, von einem Esel an der Spitze geführt, im Gänsemarsch dahin, riesige Lasten auf ihren Rucken schleppend: Tee, Baumwolle, Matten, Teppiche und andere Erzeugnisse des Landes. Reiter zu Roß und Esel suchen ihren Weg durch die Menge: „Poscht, pofcht!", „Borsicht, Bor sicht!" tönt's bald rechts, bald links, bald vor uns, bald hinter uns, und schnell flüch ten wir in eine Nebengasse, um nicht unter die riesigen Räder einer „Arba" zu kom me«. Die einzelnen, überaus engen Basar straßen laufen strahlenförmig in gewölb ten Rotunden, die mit einer hohen Kuppel bedeckt sind zusammen. Wie früher in Deutschland, so liegen auch in Buchara die Läden der gleichartigen Gewerbe in den verschiedenen Rotun-en, Straßen und Hö fen zusammen. Alles, was das Land er zeugt oder der Buchara braucht, kann man hier kaufen. Wir wandern durch den Mützen-, den Teppich-, Seiden- und Eha- latbasar, und erfreuen uns an den leuch tenden Farben der ausliegenden Sachen. Auf dem niedrigen Ladentisch hockt mit untergeschlaaenen Beineu der Verkäufer neben sich die unvermeidliche Schale mi grünem Tee. Mit unendlicher Geduld zeigt der Mann uns seine Waren. Sins der herrlichen Seidentücher nach dem an dern holt er hervor und breitet es vor uns auS: immer neue Chalate aus Baumwolle, Seide und köstlichem Brokatstoss schleppt er herbei. Und mit derselben Ge-uld, der gleichen Ruhe, ohne ein Wort des Miß fallens, faltete er seine Sachen wieder zu sammen, wenn wir, ohne etwas zu kaufen wei^rgehen, um uns die Schätze seines Konkurrenten, dessen Laden nur eine dünne Bretterwand oder ein Teppich von dem seinigen trennt, zu betrachten. Kis met! Allahs Willen war es, daß wir nichts bei ihm erstanden haben. In anderen Gaffen haben die Apotheker und Drogenhändler ihre Stände, in jenen Reihen verkauft man Schuhe, Waffen, Bü cher, Stickereien, Metallwarcn, Schmuck sachen, dort wieder Zuckerzeug in schier un ermeßlicher Fülle und getrocknete Früchte: Weintrauben, Pistazien, Mandeln, ge röstete Aprikoscnkerne und vieles andere. Auf den Ladentischen der Geldwechsler, meist Inder, liegen Hansen des cinheimi schen Geldes, an dessen Gebrauch wir uns gewöhnen muffen. Für wenige Puhls, eine leine Messingmünze lm Werte von et««» halben Pfennig, erstehen wir uns einige Scheiben der herrlichen Melonen, «e allenthalben feilgeboten werden; od«f Schaschlik, am Spieß gebratenes Sammel--» leisch, in einer der vielen (Garküchen, oders ileine, dreieckige Fleischpastetchen, die wttö mit einer Tasse Tee verzehren. ' Aber nicht nur eine Stadt des HandeW und Verkehrs ist Buchara, es ist auch eine Hochburg des Islam, der geistige und reld- stöse Mittelpunkt für Zentralasien. Hun- >erte von Gotteshäusern, religiösen Schu len und Heiligengräbern tuen es kund. Im Schatten gewaltiger Ulmen liegt, wie das Traumgebtlbe eines Märchen-, eine hochragende Moschee. Die heiße Sonne Asiens spiegelt sich in dem leuchtenden Ka chelschmuck oeS kuppelreichen Gotteshauses und zaubert tausendfache, buntschillernde Reflexe aus einem heiligen Teich hervor. Auf den Stufen, die ihn umgeben, lagern die Bewohner der Stadt mit ihren male rischen Gewändern und den schneeweißen Turbanen, in süßem Nichtstun. Ein wür diger Märchenerzähler bat einen aroßen Kreis andächtiger Zuhörer um sich ver sammelt. Zu den Klängen seiner Laute singt er Weisen aus alter Zeit; jetzt springt er auf, er wird lebendig, das Feuer der Begeisterung kommt über ihn: von Tamer- lan erzählt er, dem Gewaltigen, vor dem der halbe Erdkreis erzitterte . . . Lautlose Ruhe ringsum; uur die Stim me des begeisterten Erzählers und da- Windesraunen in den alten Baumriesen durchbricht die weihevolle Stille. Ein Mär- chcnbild, erhaben und erhebend, das nur der erschaut, den ein glückliches Geschick nach Buchara geführt hat. Wir sind wie berauscht. Der Orient hat es uns ange tan, der traumhaft schöue Orient. „Ach hätte ich»Flügcl." Das Geheimnis -es Sterbens Ein zerfallener Kirchhof in England. Ein zerfallenes kleines Steinhaus ganz nahe neben eingesunkenen Gräbern. Ueber der schiefen Tür die verwaschenen Wörter Anatomisches Privatinstitut. Ein grauer Morgen nach einer stürmischen Nacht. Zwischen den Pinien Haugen noch zerfetzte Wolken. Schutt bröckelt aus den ver moosten Mauern. Ein Kreuz ist zerbro chen. Blumen welken neben vielen toten Blättern. — Zwei Männer pochen an die sair.fe Tür. Keine Antwort. Die zwei Männer pochen lauter: Polizei! — Nie mand öffnet. Der Wind der Nacht beginnt von neuem zu heulen. Er wimmert in den Ziegeln des verwahrlosten steilen Daches. Immer noch keine Antwort. — Die bei den Männer stoßen die Tür auf, die schwer in den verrosteten Angeln geht. Der Raum ist Halbdunkel. Kein Mensch scheint drin nen zu sein. Ist der alte Besitzer fort gezogen, der die seltsame anatomische Anstalt von seinem Baier schon geerbt hatte, der ein seltsames Gewerbe neben dem verlassenen Kirchhof getrieben hatte, der sich Doktor nannte und den man im nahen Dorf wie den Leibhaftigen fürch» tete? Ein Schädel grinst von einem ver staubten Büchergestell; die beiden Männer weichen einige Schritte zurück. Die Lust hier drinnen riecht nach Moder und Grist bern. Aber der phantastische Besitzer hatte doch erst vor kurzem Besuch empfangen, einen jungen Burschen in den Zwanziger jahren, den sie im Dorf gut kannten, da er oft und viel trank und lärmte und häß lich mar. Hatte ihn der geheimnisvolle Alte nicht eingeladen und ihm Wichtiges versprochen, so daß der Junge die Scheu überwand und vor wenigen Tagen in die Hütte am Kirchhof eingezogen war? — Die beiden Männer stoßen den Holzladen auf, der das eingefallene Fenster verschließt. Eine grane Helle huscht in den Raum. Sie bleibt vor dem Körper des Alten stehen, der lang und starr ausgestreckt am Boden liegt. Ein Tuch verhüllt sein Gesicht, der seidene Schal seiner Mutter, der Komtesse Hamel de Manin. Nebenan liegt -ie Leiche des Jungen. Gift steht auf der klei nen Nasche, die über den zerbrochenen Tisch rollte, zu Roden siel und zerschellte. Der Schädel grinst Liber Papiere und ver staubte Instrumente, über Flaschen mit seltsamen Inhalt, über Knochen und Re torten. Und die beiden Männer, zwei wuchtige Jrläudcr, bekreuzen sich und ge hen. Sie schließen die Tür und kehren nach dem Dors zurück. Der Junge, sagt der Wirt, bei dem sie telephonieren wollen, der Junge hat dem Alten sein ganzes Ver mögen vermacht, das er einmal zu erwar ten hatte. Der Alte hat ihm von Entdek- knngen unheimlicher Art vorgeschwatzt und der Junge hat daran geglaubt. Vielleicht wollten sic aus den Toten des Kirchhoses das Geheimnis des Sterbens und damit das Geheimnis eines ewig dauernden Le bens, einer ewigen Jugend herausfinden. Nun hat sie der Tod beide selbst geholt.— Der Wirt ist still, da das Telephon läutet. „Scottland Aard, jawohl. Beide tot. Mit einem seidenen Schal erdrosselt. Gift. Ja wohl. Alles verschlossen, bis der GerichtS- arzt kommt. Raub unmöglich. Vielleicht verrückt? Eine Erbschaft war im Spiel und eine Erfindung. Gut. Wir bleiben vorläufig hier." Die Richter sind gekommen. Sie 57.ben die Toter» untersucht. Sie haben die alte Hütte durchstöbert. Sie haben nicht« ge sundeu.
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