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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 07.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192509077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19250907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19250907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 87.1925 Nr. 31
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-07
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
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Zweites Blatt Montag, den I. September 1S2S - Der Sport am Sonntage Fußball Mitteldeutschland schlägt Norddeutschland 3:1. Norddeutschland stützt an und liegt sofort vor dem Gegentor, aber trotz verschiedener Ecken wird nichts erreicht. In der 18. Minute verwandelt Kühnel einen Elfmeter für Mitteldeutschland zum ersten Tor. In der 10. Minute nach dem Wechsel verwandelt Gedlich eine Flanke Teichgräbers un» haltbar, und die 65. Minute bringt durch Herms dorf den 3. Treffer. Norddeutschland ?rzlelt nur das Ehrentor durch Schulz. — Die mitteldeutsche Mannschaft hat in Kiel außerordentlich gefallen. An Schnelligkeit war sie der norddeutschen Mann schaft bei weitem überlegen. Der beste Mann der Mitteldeutschen war ohne Zweifel der Torwart Kagemann (Halle 96). Auch die Verteidiger Küh nel und Gloxin waren sehr gut, Kühnel war davon der bessere. Die Läuferreihe war etwas schwächer. Hervorragend waren beide Außenstürmer und der Halblinke Hermsdorf. Gedlich und Schmidt waren schwächer, ohne jedoch abzufallen. In der nord deutschen Mannschaft versagte die Läuferreihe und der Halblinke. Von den Toren hätte vielleicht das dritte gehalten werden können. Der Sieg der mit- reldeutschen Mannschaft war unbedingt verdient. Das Spiel wurde absolut fair durchgeführt und vom Schiedsrichter Weingärtner (Offenbach) ein wandfrei geleitet. Süd- gegen Westdeutschland 7:1. Dem Treffen in Fürth wohnten mehr als zehn tausend Zuschauer bei, die Zeuge eines erstklassigen Spieles, besonders was die süddeutsche Mannschaft anbetrifst, wurden. Der Westen erzielte bald nach Beginn das erste Tor; dann hatte der Süden das Spiel vollkommen in der Hand und stellte durch sieben Tore das Endresultat her. Berlin gegen Balten 4:0. «ftwa 3500 Zuschauer folgten dem Vorrunden spiel zwischen Berlin und den Balten in Stettin. Von Anfang an machte sich eine Ucbcrlegenheit der Berliner Vertreter bemerkbar, die das rationellere Hpiel zeigten. Berlins Mannschaft spielte wie aus einem Guß, besonders ragten der Rechtsaußen und der linke Läufer hervor. Die Berliner schossen in jeder Hälfte zwei Tore. Deutsche Meisterschaft 1925/26. Der Bundesspielausschuß des Deutschen Fuß ballbundes gibt bereits jetzt die Termine für die Spiele um die Deutsche Meisterschaft 1925/26 be kannt. Die Landesverbände haben bis 2. Mai ihre Meister zu melden. Die Vorrunde ist am 16. Mai; 1. Zwischenrunde; 30. Mai; 2. Zwischenrunde: 6. Juni; Endspiel: 13. Juni. Sport-ClvbM Freital 1 gegen «6 Dresden 2:1 (0:1). An ' der Gasanstalt gelang cs gestern der Freitaler Elf, die ersten wertvollen Punkte zu erringen und zwar mußte der Dresdner Sportverein 06 eine einwandfreie Niederlage mit 2 :1 einstecken. Die erste Halb zeit sah ein ausgeglichenes Spiel, bald die eine oder die andere Partei im Vorteil. Leider hatte der Freitaler linke Läufer das Pech, einen zurückgespieltcn Ball ins eigene Tor gehen zu sehen, doch hätte der Freitaler Tor hüter diesen für 06 zählenden Erfolg bestimmt verhindern müssen. Nach Halbzeit macht sich eine leichte Ucbcrlegenheit Freitals bemerk bar, besonders ist der Sturm entgegen den gegen Ring gezeigten Leistungen heute sehr aufgelegt, nur Geicke fällt durch zu große Lang samkeit auf. Einen Elfmeter wegen zu harten Spiels verwandelt Grellmann zum ausglct- chcnden Tor. Freital brückt mehr und mehr und ein prächtiger Lauf mit anschließender Flanke von Gluche führt durch Hauptvogel I zum Siegestreffer, vom Publikum mit lebhaf tem Beifall ausgenommen. Zwar versucht 06 energisch, den Ausgleich zu erzwingen, doch Freitals Hintermannschaft ist auf der Hut und macht alle Angriffe der Zitronen zunichte. Kurz vor Schluß wurde Thomas von 00 wegen Beleidigung des Schiedsrichters, der sein Amt zur vollen Zufriedenheit ausübte, hcrausgc- stellt. Die Freitaler konnten bis auf Gcicke restlos gefallen, ein ausgezeichnetes Spiel lie ferten besonders Karste, Geißler und Krause, während 06 in Schlinsky und dem Torwächter ihre besten Leute hatten. Nach Schluß des Spieles legte 06 Protest ein. .— Wenn die Freitaler Mannschaft auch fernerhin einen so guten Kampfgeist entwickelt, so scheint der Ver bleib im Oberhause der Fußballer gesichert zu sein. Weitere Spiele: Fußballring gegen Rade beuler BC. 5:5. — Sportgcscllschaft 1893 gegen Dresdcnsia 3:2. — Guts Muts gegen Spielvereinigung 5:1. I« der 1b-Slasse konnte VfB. 03 auf eigenem Platze den Bruder verein aus dem Westen 05-Eintracht über raschend hoch mit 6:0 besiegen, nachdem bas Spiel zur Pause bereits 3:0 gestanden hatte. Die ehemaligen Erstklassigen lieferten, wie es ja das Ergebnis besagt, ein überlegenes Spiel. — Die größte Ueberraschung brachte Favorit, indem es dieser Mannschaft gelang, Rasen sport mit 3:0 (Halbzeit 0:0) zu besiegen. — Der Neuling der Klasse, der SC. Radeberg, mußte aiif eigenem Platze eine 1:3-Nicdcrlage gegen 08 Meißen einstecken. — Guts Muts Meißen hatte die Dresdner Fortuna zu Gaste. Die Dresdner mußten die Domstadt mit 7:2 geschlagen verlassen. — Sportlust und Sport brüder standen sich in Trachenberg auf dem Schützenhof gegenüber. Sportlust lieferte ein recht gutes Spiel und brachte seinem Gegner mit 5:0 (3:0) eine äußerst glatte Nieder lage bet. * Leichtathletik Marathon Laus- und Zehnkampsmeisterschast Der zweite Teil der deutschen Lcichtathlctrk- meisterschafben brachte neben den Fraucn- meisterschasten auch die im Zehnkamps und im Marathonlauf zur Entscheidung. Im Zehn, kampf gab es einen bedauerlichen Zwischenfall. Der Münchner Brechenmacher, ein aussichts reicher Bewerber, kam beim Stabhochsprüng durch Bruch eines Sprungstabes zu Fall und schlug ziemlich schwer mit dem Rücken auf, so daß er nicht mehr fähig war, weiter zu kämp fen. Der Meistertitel siel an den mehrfachen Sieger früherer Fahre Holz (Charlottenburg), der mit ziemlicher Sicherheit gegen Schnurr (Steglitz) gewann. Marathonlauf-Meisterschaft: 1. Hempel (Charlottenburg) 2:48:25^; 2. Pohl (Char lottenburg; 3. Schumann (Berlin); 4. Büdner (Berlin); 5. Wils (Berlin); 6. Blankenburg (Berlin); 7. Albrecht (Berlin); 8. Otto (Neu kölln); 9. Scholz (Breslau). — Altersklasse: 1. Hempel; 2. Pohl; 3. Wils. Zehnkamps,Meisterschaft: I.Holz (Branden. burg-Berlin) 559 Pkte. (100 Meter 11L Sek., Weitsprung 6,72 Meter, Kugelstoßen 11,69 Me- ter, Hochsprung 1,68 Meter, 400 Meter 55,1 Sek., 110 Meter Hürden 17,7 Sek., Diskus 33,28 Mc- ter, Stabhochsprung 3,08 Meter, Speerwerfen 44M Meter, 1500 Meter 5:32^). Neue Weltbestleistung in Stuttgart Die Abendwettkämpse der Stuttgarter Kickers am Sonnabend gipfelten in einer neuen Weltbestleistung der allerdings selten gelaufe nen 5X100-Meter-Stasfel. Die seit dem Jahre 1912 bestehende Bestzeit des Sportklubs Char lottenburg von 54,4 Sek. wurde hier durch die Kickers-Mannschaft Neef, Möbius, Schmid, Hubrich und CortS auf 53,8 Sek. verbessert. Der deutsche Meister Corts gewann außerdem die 100 Meter in 10,6 Sek. Einen Doppelerfolg hatte Buchmeister im Diskus- und Speerwerfen aufzuweisen. Neue Bestzeit in der Schwedenstafsel Eine neue Stafselbestzeit stellte am Sonn abend der Wiener Association-Fußballklub in der Schwedenstaffel gelegentlich eines Klub- zwcikampfcs mit Morawska-Slavia (Brünn) dortselbst mit 2:02,8 auf. Der Klubkampf nahm mit 47:47 Punkten einen unentschiedenen Ausgang. Finnland—Schweden Der interessante Leichtathletikkampf der Saison, das Tressen der Nationalmannschaften von Finnland und Schweden, nahm am Sonn abend in Helsingfors seinen Anfang. Bei schönem, aber kühlem Wetter wohnte eine ge waltige Zuschauermenge von etwa 10 000 Per sonen dem Wettkampfe bei, der nach Abschluß des Tages Finnland mit 47:41 Punkten in Führung sah. Beide Parteien erlangten je vier Siege, jedoch hatte Finnland die bessere Plazierung. Die Leistungen waren teilweise glänzend. Nurmi beendete die 5000 Meter mit großer Ucbcrlegenheit in 14:53,1 vor seinem Landsmann Matilainen. Auch im Kugelstoßen mußten die Schweden mit dem dritten Platze vorlieb nehmen. Bisherige Ergebnisse: 200 Meter Aström (Finnland) 22,3 Sek.: 2. Petterson (Schweden) 22,7 Sek. — 800 Meter: 1. Bvlebn 1-58,3; 2. Ekguvist (Finnland) 1:58.5. — 5000 Meter: 1. Nurmi 14:53.1; 2. Matilainen 15:13/». — 110 Meter Hürden: 1. Petterson (Schweden) 15,3: 2. Wilen (Finnland) 15 8. — Dreksvrung: 1 Tunlos (Finnland) 15 Meter; 2. Oeberg (Schweden) 14.15 Meter. — Stabhochsprung: 1 Lindblad (Schweden) 3FO Meter: 2. Wuo-ela (Finnland) 3 50 Meter. — Kugelstoßen: 1. Pör- böla (Finnlgnd) 14,87 M^tcr (Bestleistung); S. Yrjölv (Finnland) 14,26 Meter. O Deutsche Fraveumeiftersibast der DSB. Frl. Gütschow (Dresden) Meisterin im 106 Meter-Laus. Die Deutsche Sportbehörde sür Leichtathle tik führte am Sonntag in Leipzig ihre Frauenmeisterschaften in Verbindung mit dem Marathonlauf und dem Zehnkampse durch. Zu den Frauenwettkämpfen waren aus allen Teilen des Reiches die Besten herbeigeeilt. Bis auf zwei Wettbewerbe gab es durchweg neue Meisterinnen. Frl. Haux, die 100-Me- ter-»Siegerin des Vorjahres siel bereits im Vorlauf aus, während Frl. Hennoch, die im Vorjahre in drei Meisterschaften gewonnen hatte, diesmal nur das Kugelstoßen für ''ich entscheiden konnte. Der Berliner Sportklub holte sich erwartungsgemäß die 4X1O0-Meter« Staffel. Der Berliner Sportklub hat also in diesem Jahre, die Herrenmeisterschaften eingerechnet, fünf deutsche Meisterschaften auf sein Konto gebracht und ist damit der erfolg reichste Verein. Ergebnisse: 100 Meter: 1. Gütschow (Dres den) 12,8; 2. Wittmann (Berlin) 12,9; 8. Pöt- ting (Berlin) 13,1. — Hochsprung: 1. v. Bredow (Berlin) 1,45 Meter; 2. Schmidt (Leipzig) 1,45 Meter (durch Stechen entschieden); 8. Heister (Wilhelmshaven) 1,W Meter. — Weitsprungr 1. Aschenbachcr (Charlottenburg) 5,10 Meter; 2. Pötting (Berlin) 5,05 Meter; 3. Heister (WilhelmshavM) 4,77 Meter. — Speerwerfen: 1. Riewe (Charlottenburg) 28,92 Meter; 2. Wittmann (Berlin) 26,40 Meter; S. Näder (Bernau) 24,69. Meter. — Diskuswerfen: 1. Reuter (Frankfurt a. M.) 25,66 Meter; 2. Hen- noch (Berlin) 25,14 Meter; 3. Hesse (Charlot- tenburg) 24,29 Meter. — Kugelstoßen: 1. Hen noch (Berlin) 10,91 Meter; 2. Jacke (Magde- burg) 10,65 Meter; 3. Näder (Bernau) 10L1 Meter. — 4X100-Meler-Stafiel: Berliner SC. 53^; 2. Tresdensia Dresden 53,4; 3. Eimsbüttel; 4. Viktoria 96 Magdeburg. —- Dreikampf (100 Meter Weitsprung, Schlag ball, Weitwerfen): 1. Luxem (Eimsbüttel) 197 Punkte; 2. Pahl (Charlottenburg) 176 Punkte; 3. Voß (Berlin) 176 Punkte; 4. Köh ler (Berlin) 158 Punkte; 5. Jacke (Magdeburg) 152 Punkte. Gpielgruppe Elbtal (O.T.) Fußball. Radebeuler Meister gegen DJK. Ost Mei ßen 6:2; Zschachwitz 1 gegen Bad Schandau 1 7:2; Zschachwiv 2 gegen Leipzig-Paunsdorf 2 7:1; Lausa 1 gegen Radebeul 2 2:0; Zschach witz Jgd. gegen Bad Schandau Jgd. 2:0; Ra debeul Jgd. gegen Lausa Jgd. 3 :1. Handball. Turnerschaft 1877 1 gegen Turnerschaft 1877 Meister 2:1; CBJM. Neust. gegen Guts Muths 3 0:4; CVJM. 3 gegen Turnerschaft 1877 3 6:2; CVJM. 1. Jgd. gegen Turner schaft 1877 1. Jgd. 3 : 3; CVJM. 2. Jgd. gegen 1867 Jgd. 5:2; TVg. Wilder Mann 1 gegen Radebeul 15:1. Faustball. Turuerschast 1877 Meister gegen Coschütz Meister 57 : 32. Beide Mannschaften zeigten ein recht schönes Spiel; 1877 konnte durch das bessere Zusammenspiel sofort die Führung übernehmen. Weitere Spiele: Turnerschaft 1877 2 gegen Coschütz 2 66 :52; Niederlötznitz 2 gegen Krip pen 2 69:60; MTV. 1879 2 gegen VTB. Stetzsch 2 64:59; MTV. 1879 2 gegen Frisch aus Meißen 3 55:70; Frisch auf Meißen 3 gegen VTB. Stetzsch 2 77 : 59; Kleincotta 2 gegen Eiche 3 69 : 42; Eiche 3 gegen Krippen 2 85 : 68; Kleincotta 2 gegen Niederlößnitz 2 69 : 42. 30-bis 40 Jahre: Turnlehrer-Verein gegen ATV. Dresden 53:41; Jahn Cotta gegen ATV. Dresden 61:9; Pirn. Vorst. 1. Ti. gegen VTB. Stetzsch Ti. 57 :52; Lberlöß- nitz Ti. gegen VTB. Stetzsch Ti. 57 :48; Pirn. Vorst. Ti. gegen Oberlößnitz Ti. 51:44. Schlagball. Zschachwitz Meister gegen Turnerschast 1877 Meister 90 : 49. Einen hohen, wohlverdienten Sieg errang der neue südostdeutsche Meister gegen die 1877cr-Mannschaft. Gleich von An fang an nahm Zschachwitz das Heft in die Hand Me Niryte oes Andrea. Roman von Alexandra von Bosse. 1924 ov Kart Köhler L Berltr-Zehlendors. S) (Nachdruck» verboten) Seine Eltern waren arme Leute, als sie mit ihm nach Rom zogen. Der Vater geigte in Hotels, in Eingspielhallen, zuweilen auch in Trattorien, wo er in einem bunten Nationallostüm auftrat. Bei einer solchen Gelegenheit hatte auch der kaum zehnjährige Silvio auf einer klei nen Geige mitspielen dürfen, und ein deutscher Bildhauer, Wen delin, hatte solches Gefallen an ihm gefunden, daß er ihn zu sich nahm und ihm guten Musikunterricht erteilen ließ. Das außer- gewöhnliche Talent hatte sich bald offenbart, und der Deutsche hatte die Genugtuung erlebt, daß aus seinem Schützling ein gro ßer Künstler wurde. In dem gastfreien Hause des deutschen Bild hauers hatte er auch weiterhin, als er schon berühmt geworden, fast wie em Sohn verkehrt — er war nickt undankbar —, bis der Krieg das Band zerriß und für einige Jahre jede Verbindung mit seinem einstigen Gönner aufhörte. Silvio Farnesi war ein Liebling der Frauen und bisher hotte er trotz seiner zahlreicken Liebesaffären immer Glück gehabt. Immer hatte er es verstanden, zur rechten Zeit abzubrechen und selten war irgend so eine Liaison in gesährliches Fahrwasser ge raten, oder wenn doch einmal, so war es ihm immer noch gelungen sich aus den Strudeln zu retten. Am Bahnhos in Rom, wo er gegen drei Uhr nachmittags eintraf, wurde Farnesi von leinem Diener Andrea in Empfang ge nommen, der das Gepäck besorgte und Farnesis wertvolle Geige, die er sonst nie aus der Hand gab, in seine Obhut nahm. Dieser Andrea, den Farnes, scherzend feinen Leporello nannte, war ein älterer Mann, gewandt, schlau, verschwiegen und seinem Herrn, dem er seit zehn Jahren diente, unbedingt ergeben. Andrea wußte immer Rat und hatte Farnesi schon aus mancher schwierigen Lage geholfen. Rasch suhr der Einspänner über die schöne Piazza Termini und Esedra, durch einen Teil der belebten Via Nazionale, dann durch den langen Tunnel, der unter dem Quirinal hindurchgebohrt wurde, und hielt an einem der hohen Häuser gegenüber der Pro- pagande Fides, wo Farnesi im dritten Stock eine hübsche und ge räumige Iunggesellenwvhnung besaß. Nachdem er sick seiner Reisekleidung entledigt und vom Reise staub gereinigt hatte, warf Farnefi sich in seinem behaglich einge richteten Wohngemach in einen bequemen Ledersessel. Andrea brachte Tee, goß ihn in ein seines Porzellantäßchcn, gab etwas Zucker dazu, ein wenig Rum, so wie es Farnesi liebte, und rückte das türkische Tischchen mit Ronchzeug dicht an den Ledersessel heran. Mit säst mütterlich zärtlichen Blicken betrachtete er das reisemüde Gesicht seines Herm. „Der Herr ist müde," sagte Andrea vorwurfsvoll. „Es war nicht recht, gleich zurückzuressen. Und morgen nun hier wieder ein Konzert, das ist zu viel. Zu was? Wir haben fa doch noch Geld genug." „Du weißt, Konzerte ermüden mich nicht," erwiderte Farnesi und gähnte herzhaft. „Aber sie wollten mich in Turin durchaus feiem. Der viele Sekt liegt mir noch in den Gliedern." „Heute war der Diener des Grasen Matelli zweimal da, wollte wissen, ob der Herr bestimmt beute zurückkäme und sie be stimmt heute abend aus den Herrn rechnen könnten. Auch der Die ner der Frau Marcheja Rocca del Fior. . ." „Ach, laß mich in Frieden," wehrte Farnesi ab und gähnte wieder, die Arme reckend. „Er hat einen Brief zurückgelassen," wagte Andrea noch zu sagen. „Auch ein eingeschriebener Brief ,st angekommen." „Na. gib ihn her," sagte Farnesi. „Welchen?" „Den von der Rocca del Fior." Andrea brachte einen zartfarbenen Umschlag, der nach Peau b'espagne dustete. „Es ist noch eine Menge Post da." Farnesi wehrte ab. „Später, später!" Er schnitt den Um schlag auf und las mit lächelndem Behagen. Eie hatte sich nach ihm gesehnt. Eie konnte nicht erwarten, ihn wiederzusehen. Eie wollte ibn, sobald er aus Turin zurückgekehrt sei, sehen. „Morgen," murmelte er. Er hatte sich lange um die Gunst der schönen Leontina Rocca del Fior bemüht, sein endlicher Sieg war ein Triumph gewesen. Aber er kostete ihn nun schon fast ein Jahr aus, und Leontina war anspruchsvoll. Es war Zeit, die Rosenketten ein wenig zu lockern, ehe sie zu Fesseln wurden, um sie nach und nach möglichst schmerzlos abzustreisen. Ja, es war Zeit. Mit zusammengekniffenen Augen musterte Farnesi aus der Entfernung den Stoß Briese, der auf feinem Schreibtisch lag. Er war heute nicht aufgelegt, olles durchzusehen. Aber nachdem er Mei Tassen Tee behaglich geschlürft und sich eine türkische Ziga rette angezündet hatte, erinnerte er sich, daß Andrea einen einge schriebenen Bries erwähnt hatte. Solche Briefe entbleiten zu weilen Wichtiges; es war klüger, ihn heute noch zu öffnen. Er fühlte sich ausgeruht. Noch ein Stündchen wollte er fau lenzen, dann sick von Andrea rasieren lassen, umkleiden, ein wenig auf dem Korso flanieren, um dann abends auf dem Festmahl, das römische Freunde ihm gaben, frisch und jung zu erscheinen — il macstro giovane. Er erbob sich langsam, ging träg an den Schreibtisch, sckob den Pack Briefe auseinander, die Aufschriften nachlässig musternd. Dann bemerkte er, daß Andrea den eingeschriebenen Brief für sich allein zur Seite gelegt hatte, und nahm ihn auf. Ein großer, weißer Umschlag war es und doppelt frankiert. Die Handschrift, kaufmännisch, mit Schnörkeln versehen, war ihm unbekannt. Der Brief fühlte sich bart an. es schien, als ob er eine Photographie enthielt. Ein Lächeln glitt um Farnesis Lippen. Da schickte ibm wohl wieder einmal eine schöne Verehrerin ihr Bild, um als Ge gengabe das seine mit seiner Unterschrift zu erflehen. An derglei chen war er längst gewöhnt. Er drehte den Umschlag um. zu sehen, wer als Absender zeichnete. „Aresa — Napoli . . ." las er halblaut. Der Name klang ihm bekannt. „Aresa . . . Aresa?" wiederholte er und plötzlich be sann er sich: „Eleonora Aresa." Was wollte sie von ihm, nachdem sechzehn Jahre des Schwei gens zwischen ihnen lagen? Unbehagen befiel ibn Er liebte es nickt, an alte Benetzungen erinnert zu werden. Wollte sie wieder anknüpfen? — War vielleicht ihr Mann inzwiscken gestorben ...? Unscklüssig drehte er den Brief in der Hand, zögerte, ihn zu öffnen. Da erkannte er. daß es nickt Eleonoras Handlckrift war. Rasch riß er den Umschlag aus. und eine Photographie glitt ihm entgegen, die an allen vier Ecken beschnitten war. als habe sie in einem runden Rahmen gestanden. Er sak auf dunklem Grund das liebliche, schmale Gesicht eines jungen Mädchens, eines Kin des. Von dunklen Locken umgeben, blickten ibn aus dem Antlitz leuchtende Augen lächelnd an. Er kannte dieses Kind nicht, und doch erschien ihm etwas an diesem Gesicht merkwürdig. Er dreht« das Bild um. Quer über die Rückseite war nist Eleonoras großer Schrift geschrieben: Eorlotta Aresa 19l7. Der Name Areia aber war mit frischer blauer Tinte dick durchstrichen und darüber „Far- nesi" geschrieben. Silvio Farnesi wurde plöt-lick dunkelrot. dann wich ihm alles Blut wieder aus dem Gesicht. Er starrte den Namen an fassungs los, ohne versieben zu können was das bedeuten sollte, dabei er schien etwas doch ganz klar dabei. (Fortsetzung folgt.)
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