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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 07.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192509077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19250907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19250907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 87.1925 Nr. 31
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-07
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Monat
1925-09
-
Jahr
1925
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nach der Ueberschrettung des Mississippi in den Ltaat Ohio aelangt war. wo sich beim Lin- setzen der kalten Lustströmuna aus Nordwesten wie überall Gewitter bildeten. In Mittel europa pflcaen die Temperatur- und Luft- üurckgegcnfätze im allgemeinen nicht so groß zu sei», daß Wirbelstürme von größerer Hel ligkeit entstehen.- derartige Fälle gehören bei uns glücklicherweise zu den Ausnahmen, wenn- gleich sie. wie die letzten mitteleuropäischen Wirvelsturmkatastrophen vom 10. August in Ostholland und in Holstein gezeigt haben, auch bet unS manchmal verheerende Stärke an nehmen. Um sich ein Bild von den Vorgängen im Lustmeer zu machen, die der Shenandoah »um Verderben geworden sind, muß man sich ver- gegenwärtigen, in welcher Weise die Wirbel- btldung zustande kommt. Die große Erhitzung der ebenen Landslächcn lockert die über dem Boden lagernden atmosphärischen Schichten auf und läßt sie emporstetgcn; da aber die atmo sphärische Lust sehr elastisch ist und das Bestre ben hat. jedes entstehende Vakuum sofort auS- zuglcichen, so strömt auS der Höhe sofort kalte Lust nach, die auf der Rückseite Ler Zyklone von Norücu her cinsließt. Je rascher nun durch die Erhitzung der Auftrieb warmer Luft erfolgt, um so schneller strömt auch die kalte Lust aus der Höhe zum Boden, und eS bildet sich so, begünstigt durch die jeweiligen tovo- graphischen Verhältnisse, häustg ein mehr oder weniger eng begrenzter Luftwirbel, dessen Ro- tationSintcnsität manchmal so groß ist, daß der Wirbel, in dem die Wolken bis zum Erdboden hinabgertfien werden, zum zerstörenden Zyklon anwächst. Auch wenn es sich, wie cs scheint, diesmal nicht um einen ausgesprochenen Tornado von verheerender Gewalt gehandelt hat, so ist die Kraft der wie eine Walze über daS Land hin fegenden Luftmassen doch groß genug, um einem so mächtigen Körper, wie ihn ein starres Luftschiff darstcllt, verhängnisvoll werden zu können. Groß ist die Gefahr für ein Luft schiff besonders immer dann, wenn eS ihm Nicht gelingt, mit eigener Motorenkraft rechtzeitig ungefährdetes Gebiet zu erreichen, waS bei fortdauernder drahtloser Benachrichtigung über die voraussichtliche Bahn der Gewitterfront fast stets gelingen wird, da die Eigengeschwindig keit der Zeppelin-Luftschiffe wesentlich größer ist als die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gewitterfronten. Diese bewegen sich in den Vereinigten Staaten zwar rascher als in Euro pa, wo ihre durchschnittliche stündliche Ge schwindigkeit nicht mehr als 80 Kilometer be trägt; aber auch wenn die Fortpflanzungsge schwindigkeit dort bis zu 60 Kilometer in der Stunde steigt, waS, von Ausnahmen abgesehen, das Maximum darstellt, so kann ein rechtzeitig gewarnter Zeppelin mit der Kraft seiner Mo toren doch stets dem gefährdeten Gebiet ent- gehen. Inwieweit der an sich ausgezeichnete amerikanische Wetterdienst hier versagt hat, läßt sich einstweilen nicht beurteilen; Tatsache ist jedenfalls, daß die Shenandoah in die verti kale Stxömung auf der Rückseite des Wirbels geraten und von dieser zu Boden gerissen , worden ist. Bei der ungeheuren Angriffsfläche, die ein so großer Lustschiffkörper dem Wind- , druck bietet, ist eS begreiflich, -aß die Be satzung in dieser Situation die Herrschaft Über das Luftschiff verloren hat, selbst wenn die Mo- toren btS zu diesem Augenblick noch völlig in- takt gewesen sein sollten. Augenscheinlich ist der abgebrochene Vorderteil der Shenandoah ' dann noch einmal von dem aussteigenden Luft strom gepackt und von ihm wieder in größere Höhen getragen worden, bis er durch GaSver- lust dann in einem ruhigeren Teil des Luft meeres verhältnismäßig langsam wieder zu Boden sank. Die Geschichte des Zeppelins kennt mehrere Fälle, in denen Luftschiffe in Gewitterstürme geraten sind. Nicht immer haben diese Fälle so katastrophal geendet wie diesmal oder wie bei Zevpelins erstem großen Flug, dem durch den Gewittersturm von Echterdingen am 5. August 1908 ein jähes Ziel gesetzt worden war. Mehrfach ist eS dem alten Grafen als Steuermann selbst gelungen, sein Luftschiff sicher durch den Sturm zu bugsieren, und noch Sei der Amerikaretse des L. Z. Hl tm ver gangenen Herbst konnte Dr. Eckener durch rechtzeitige drahtlose Meldung einem Sturm mitten auf dem Atlantik entgehen. DaS Un- glück, dem die Shenandoah zum Opfer ge fallen ist, zeigt jedenfalls, daß gerade auf dem großen amerikanischen Kontinent die atmo sphärischen Bedingungen für die Luftschissahrt zumindest in der warmen Jahreszeit keine-- wegs so günstig sind wie man drüben bisher vielleicht angenommen hat. Zu Chamberlains T0. Seburisiag Houston Stewart Chamberlain, der eng lische Denker und Schriftsteller, der in seinen „Grundlagen des» 19. Jahrhunderts" eine auf dem germanischen Rassenbewutztsein be- ruhend« Weltanschauung vertritt und. wie seine Werke über Zant, Goethe und Wagner erweisen, völlig zum Deutschen geworden ist, feiert dieser Tage in Bayreuth m voller Ar beitskraft seinen 70. Geburtstag. Aus dem Reiche und aus den Weiten Durch Starkstrom getötet. Der Mjährige Arbeiter Zwanzig auS Ls-erburg kam bet der Arbeit , im Tagebau Pr. Börnecke mit einem langen Hebel der elektrischen Hochspannung zu nahe und wurde durch den Strom auf der Stelle getötet. * Berlin. Selbstmordversuch in der Wirtschaft. Der Kaufmann Herbert vuen schoß sich in dem Re staurant „Pot-damer Vierhall«»" in der Köntggrätzer Straße vor den anwesenden Gä sten eine Kugel tn den Kops. Der Schwer verletzte wurde tn ein Krankenhaus gebracht. DaS Motiv -er Tat ist nicht bekannt. * Berlin. Aufklärung eines Raubmordes nach acht Jahren. Bor acht Jahren mar im alten iZ.udentenviertcl in der Povalisstraße tn Berlin ein Raubmord an Der Lchankmir.in Rahel Jacoby verübt morden. Bor kurzem wurde der ehem. Kell ner Kurt Danislowsky in seiner Wohnung ver haftet, do seine Fingerabdrücke mit denen am Tatorte gefundenen Übereinstimmen. Er hatte bis her ,rotz dringender Derkxch smomente jeden Zu sammenhang mit der Tat geleugnet. Jetzt bade» er und seine Helferin, eine Maria Böhm aus Lüne- durq, ein Geswndnis abgelegt. * Breslau. Drahtseilattentate auf schlesisch r« Semd- ftraß«. Auf den Landstraßen in der Am- gegend von Breslau häuft n sich die Fäll«, tn denen durch das Spannen von Drahtseilen des Nachts gegen Automobil« Attentate ver übt weroen. Während in zwei Fällen nur die Kraftwagen beschädigt wurden und Per- sonen unverletzt blieben, verunglückte auf der Chaussee Breslau—Ohlau ein Wagen, wo bei die Insassen schwer verwundet wurden^ Ler Regierungspräsident hat emr hohe Be lohnung für die Ergreifung der Täter aus gesetzt. * Hamburg Pilzvergiftungen. Nach dem Ge nuß von Pilzen in einer Schankwirtschaft sind hier fünf Personen schwer erkrankt. Eine Frau ist bereit gestorben. Es konnte fest gestellt werden, daß sich unter den Pilzen Knollenblätterpilze befunden haben. — Wie aus Itzehoe gemeldet wird, sind dort ebenfalls sieben Personen an Pilzvergiftung erkrankt, von denen inzwischen eine gestor ben ist. * Jlmemm. AlS Opfer der Jrflatio» ist -ie Frau Brü ger zu betrachten, -re aus guten Verhältnissen stammte. Freitag früh ertränkte sie sich im Großen Teich. Sie wurde vom L>ademeister gleich herausgeholt, der mit Hilfe eines Arz tes Wiederbelebungsversuche anstellte, die je doch ergebnislos verliefen. * München. Raubmord in Oberbayern. In einer Scheune bei Dcnrerberg in Oberbayern wur de unter Heuvorräten versteckt di« Leiche ein«s bis jetzt noch unbekannten Mannes ge funden, dem mit einem harten Degenstand offenbar die Schädeldecke zertrümmert wor den war. Kriminalbeamte sowie der Un.er- suchungsrichter der Staatsanwaltschaft Traunstein haben sich sofort an die Fund stelle begeben. Die Mordtat dürste etwa vor zehn Wochen verübt worden fein. * Prag. Im Schlafwagen bestohlen. AuS Prerau (Böhmens wird gemeldet: Im Schlafwagen des Schnellzuges Prag—Oderberg wurde zwischen Petrowitsch und Prerau dem Reisen- den Abraham Truskiwiez auS Warschau ein« Tasche mit 300000 Tschechokronen und 50 pol nischen Zloty von unbekannten Tätern gestoh len. * Post«. Dier Arbeiter in einer Muni tionsfabrik verbrannt. Das Kriegs- Ministerium gibt erst jetzt bekannt, bah am vergangenen Freitag mittag in Posen in einer Munitionsfabrik beim Auseinanber nehmen von Munition in einer Baracke Feuer ausgebrochen war, das sich sehr schnell ausbreitete. Dier Arbeiter, die in der Ba racke beschäftigt waren, konnten sich nicht mehr reiten und sind in den Flammen um gekommen. Nach dem Bericht des Kriegs- ministeriums soll der Materialschaden gering sein. Die Ursache des Brandes ist noch un bekannt. * Budapest. Bei Ab-vehen einer elektrische« Birne g«' tötet. Die 18 jährige Hausgehilfin Elisabeth Hajduk wollte, al- sie zu Bett ging, bas elek rische Licht auSlöschcn. Da sie in ihrem Zim mer kölncn Schalter hatte, wollte sie die Birne etwa- herausfchraubcn. Kaum aber hatte sie diese berührt, al- sie, vom elektrischen Strom getroffen, tot zusammenbrach. . * Munkacs (Ungarn). Schwere Ora«»schaben i« Ungarn. In der Gegend von Kiralhaza und Huszt verur sachte eine Windhose schwere Schäden. Es wurden Fabrikschlote umgelegt und Dächer bavongetragen, zahlreiche Bäume entwurzelt und umgebrochen. Die Drahtverbindungen sind vielfach gestört. Bei Jasina ist die Eisen bahnverbindung unterbrochen Unabsehbar ist der Schaden tn den Weingärten. — In der Gemeinde Hluboka bei Forbes schlug der Blitz in «in Bauernhaus, tötete den Besitzer Miku- laS und seinen 13jährigen Sohn. * Lodz. Großes Schadenfeuer. Hier ist in der Nech zum Sonnabend in zwei Fabriken Feuer eusgwnch n, wodurch ein Schaden von ca. 374 Millionen Zlo'y verurs ch wurde. * Sofias Automodilunglllck. Auf der Strecke Sofia-O.ch nie stürzte ein mit 11 Reisenden besetztes Au.o, als es über eine Drücke fuhr, in den Fluß hinab. Neun Reisende wurden, 'chver verletzt, durch einen vorübergehenden Bauern aus dem Wasser gerettet, zwe, andere sind tot. * Ajaccio (Korsika). Zwei Wasserflugzeuge vermißt. Zwe» Wasserflugzeuge, die an dem Wettbewerb um den Großen Preis für Transportwaskerflugzeuge teilnakmen und heute vormittag zum Fluze nach St. Raphael in Ajaccio auf^estiegen ivaren, sind an ihrem Destimmunasor! n'ch eingetrofsen. Ueber ihren Berbleiv ist ntch s bekannt. * AeuhorL. Ein geheimnisvolles Verbre chen. Am Sonnabend wurde die Feuerwehr zpr, Löschung eines Autos herbeigerufen, das auf offener Straße in Flammen stand. Im Innern des Wagens fand man die halbverkohlte Leiche eines Unbekannten, der geknebelt und mit Benzin übergossen war. Die Nummer und sonstigen Erkennungszei chen des Autos waren entfernt. * Deuhork. Grohfeuer in Lonisiaua. In Shreveport sind neun Häuserblocks mit über 250 Woh nungen durch Feuer zerstört worden. Oie Lohnverhan-lungen bei den Reichsbetrieben Die Verhandlungen wesen der Lohnforde rungen kxr Arbeitnehmer -er deutschen Reich-post, die mit Rücksicht «ruf die Teuer- rungsaktton -er Reichsregierung ausgesetzt worden waren, werben am Montag, den 7. September, wieder im Reichspostministerium ausgenommen werden. — Am Sonnabend vor mittag fanden im ReichöarbeitSminijterium Beratungen wegen der Einleitung von neuen SchluhtungSverhandlungcn für die Neichs- bahnarbeiter statt. Der Termin für die Ver handlungen steht jedoch bisher noch nicht fest. Tie Gewerkschaften der ReichSbah»h?amten werden in den nächsten Tagen zulammentre- ten, um Beschlüsse bezüglich ihrer geforderten Gehaltsaufbesserung zu fassen. Post» u. TelegraphenbeamienKongreß In Düsseldorf fand am Sonntag di« Tagung deutscher Post- und Telegraphen beamten statt, bei der u. a. auch der Reichs- postminijter Stingl anwesend war. Nach einer Rede des Ministers erklärte der 1. Derbandsvorsitzende Schneider (Berlin) u. a., daß an eine Gehaltserhöhung im gegenwärtigen Augenblick nicht zu denken sei. da zunächst die Preissenkungsaklion der Re gierung abgewartet werden müsse. Tagung des Alldeutschen Verbandes Unter starker Beteiligung aus allen Tei len des Reiches begann am Sonnabend in Detmold der diesjährig« Derbandstag des Alldeutschen Verbandes mit einer Tagung des Ge amtvorstandes. Der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes, Justizrat Glatz, be handelte die Beziehungen zwischen Rasst und Staat, während Landgerichts rat Jenne-Ber- lin über Rasse und Recht und Universitäts- Professor v. Sullern (Schrattenhof) über Rasse und Wirtschaft sprachen. An die Vor träge knüpfte sich ein« längere Erörterung. Den Absatz des ersten Tages der Verhand lungen bildete ein vaterländischer Begrü- Hungsabend. Segen Benesch- Kranzafen LiebSugelei Das agrarische oppositionelle Tageblatt Napravo wendet sich unter dem Titel „Krise der Politik Benesch" gegen die ein- seittge französische Orientierung der Tsche choslowakei. Die Situation Frankreichs habe sich geändert. Die kostspielige Rhein- Marx und W h auf bem badischen Zenirumsparteitag Der Parteitag der Badischen Zentrums partei nahm gestern vormittag seinen An fang. Die beiden ehemaligen Reichskanzler Marx und Dr. Wirth wurden beim Er scheinen mit großem Jubel begrüßt. Außerhalb der Tagesordnung gab Reichs kanzler a. D. Dr. Wirth eine Erklärung über seinen Austritt aus der Neichötags- sraktion ab. Er habe niemals den Gedan ken gehabt, eine neue Partei zu gründen. Der Sinn feines Schrittes fei gewesen, den christlichen Geist ins Zentrum neu zu betten. Ein deutlicher politischer Charak ter der Partei sei notwendig. Ihm stehe -ie Sorge um die politische Bettung Höher als die um -ie eigene Partei. Wenn er wieder gesund geworden sei, werde er han deln. Nach Referaten des ReichStagsabge- ordneten Brüning und des Lanbtagsabge- ordneten Föhr-Freiburg über Steuerfta- gen äußerte sich Reichskanzler a. D. Ma r x zunächst über die Außenpolitik un erklärte dann, durch -ie Wahl Hindenburgs habe die Verfassung einen neuen Halt be kommen. Das Zentrum müsse mit Rechts und Links Politik treiben. Einen Mann wie Dr. Wirth möge man im Zentrum behalten. Man müsse sich wieder zusam menfinden. Prälat Dr. Schöfer erklärte, auf -ie ba-ischen Landtagswahlen habe der Schritt Dr. WirtHS keinen Einfluß. Zum Schluß des Parteitages wurden die gesam ten Resolutionen einstimmig angenom men. Betreffend den Fall Wirth wünscht der Parteitag, daß Wirth der Zentrums fraktion wieder beitritt. Nach weiteren Ansprachen wurde der Parteitag geschlos sen. lanöbesetzung habe aufgebört, ein Zwangs, mittel zu sein, und Frankreich beginne -ar- auf Wert zu leaen, die Besetzung nach Möglichkeit abzukürzen. In England un- Amerika stehe man auf dem Standpunkt, daß Abmachungen mit dem Deutschland Hindenburgs fester und zuverläfftaer feien, als mit einem sogenannten -emotrattschen Deutschland. Dies habe auch Briand be griffen. Es sei nötig, Frankreich -u ermög lichen, daß es die Rheinlandzone noch vor Ablauf des Termins im Gefühle der eige nen Sicherheit aufheben könne. Deutsch land muffe für Frankreich den Weg hier zu ebnen. Allerdings werde ein derartig entlastetes Frankreich ein wesentlich ge ringeres Interesse an den Verträgen mit Polen und der Tschechoslowakei haben. Wenn aber Frankreich selbst seine Poli tik gegenüber Deutschland auf Gleichberech tigung zu gründen beginne, müßte sich auch die Politik der übrigen Nachbarn Deutsch lands in diesem Sinne orientieren. Diese Orientierung hätte schon früher eintreten sollen. Jetzt aber müsse man in direkte Beziehungen eintreten, die recht gut mög lich seien. Mit den Paßvisen und den Handelsbeziehungen könne man beginnen. Roch keine Entscheidung über -ie Räumung -er Kölner Ione Wie wir von maßgebender Seite erfahren, dürfte eine Entscheidung über die Räumuna der nördlichen Rheinlandzone frühestens nach Beendigung der Verhandlungen in der Be satzungsfrage zu erwarten sein. Man nimmt in Berlin nicht an, -aß die alliierten Regie rungen die Absicht halben, die Räumung Köln» von den Ergebnissen der Sicherheitsvcrhand- lungen abhängig zu machen, aber man hat den Eindruck, -aß die Entwafsnungsfrage und da mit auch -ie Räumung der Kölner Zone längst erledigt sein könnten, wenn die Gegen seite di« entscheidenden Verhandlungen nicht immer wieder hinausgeschleppt hätte. WaS die Genfer Meldungen über einen angeb lichen Beschluß der alliierten Ministerpräsi- dentcn, -ie Räumung innerhalb der nächsten drei Monate durchzuführen, zu berichten wis sen, dürfte lediglich a«f Somlbinationen be ruhen. Im übrigen würde man eS deutscher seits außerordentlich bedauern, wenn sich die Alliierten noch drei Monate Zett bis zur Räumung Köln- lassen wür-en. Ernste Lage -er Spamer in Marokko Wie dem „Journal" aus Madrid berich tet wird, ist General Primo de Rivera, der vorgestern abend nach Melilla abgereist war, Hals über Kopf nach Tetuan zurückgekehrt, weil die Lage an der Westfront der spani schen Stellungen in den letzten 24 Stunden ernst geworden ist. Nach Madrider Meldungen hat Primo de Rivera dem Madrider „Abc" eine Er klärung abgegeben, dah die bevorstehende Offensive gegen Abd el Krim große An strengungen der Nation erheisthe. Man müsse grotze Opfer bringen, da sonst die Ueber- griffe Abd el Arims zunehmen würden. Primo de Rivera wies auf die technische Ausrüstung der Rifleute hin und sagte, sie verfügen über hundert Kanonen und 60000 Gewehre und haben ein straffes Oberkom mando. Die geringste Schwäche im gegen wärtigen Augenblick könnte schweren Schaden zufügen. Nach einer Madrider Meldung des „Jour nal" haben Admiral Magar und General Jordana, sowie die übrigen Mitglieder des Direktoriums beschlossen, 18 Bataillone und 6 Regimenter Artillerie, im ganzen 15 OM Mann Verstärkungen nach Marokko zu ent senden. Ein starker Truppenkörper, der in Ceuta mit Bestimmung nach Melilla einge- schifft werden sollte, ist nach Tetuan und an oie Kampffront bei Tahrar zurückbefördert worden, wo gestern ein heftiger Angriff der Rifleute erfolgte. Kabinettskrise in Aegypten Der Religionsprozeß gegen den an -er El-Azhar-Universität in Kairo lehrenden Scheich Abd el Razek hat eine Kabinetts krise zur Folge gehabt. Abd el Razek war von dem Obersten Religiösen Gerichtshof wegen der in seinem Buch über den Islam zum Ausdruck gebrachten modernistischen Anschauungen zur Niederlegung seiner geistlichen und weltlichen Würden verur teilt worden. Der Justizminister Abdul AfiS Fahmy weigerte sich, das Urteil zu vollstrecken und beauftragte das Berwal- tungsstrcitverfahren. Infolge der Rück- trtttsürohung des Premierministers wurde Fahmy auf Grund eines königlichen Er lasses einstweilen durch den Unterrichts minister Ali Maher ersetzt. Die Entfernung des Justizministers AsiS Fahmy aus dem Kabinett und die Umstände, die dazu führten, haben in Aegypten große Aufregung bervorgerufen. Die weitere Entwicklung wird mit Span nung erwartet. In einer Unterredung mit einem Vertreter des Reuterbureaus er klärte der Minister, der A»ll des Scheich Abb el Razek unterliege einem Verwal- tungSftreitverfahren^da die neue ägyptische Verfassung viel äeänoert habe. ES sei Sache der staatlichen Rechtsberatung, darüber zu entscheiden, ob daS Urteil des Obersten Re ligiösen Gerichtshofes mit dem Wortlaute der Verfassung im Einklang stehe. Dora»ssichUich« Witterung. Zeitweise aufklävend, ab« immer noch un beständig. Gering« Lemperaturzunahme, je* doch immer noch kiHl. Mäßig«, nur zert- weise, besonder« in hohen Lag« leshaft«- Winde a« westlich« Richtung«.
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