Volltext Seite (XML)
Zweites Blatt Dienstag, -en 4. August 1S2S Astronomisches im August 1SLS 2m August nähert sich die Lonne dem Aequo» lor um reichlich 9^/. Grad; ihre Deklination nimmt von reichlich 18 Grad auf knapp 83/, Grad ab. Diese Abnahme ihrer Deklination entspricht einer Abnahme der Tageslänge um 1 St. 46 Min.; di« Sonn« geht am 1. August 4 Uhr 33 Min. auf und 7 Uhr 59 Min. unter, am 31. August S Uhr 20 Min. und 7 Uhr 0 Min., so daß also di« Tageslänge von 15 St. 26 Min. auf 13 St. 40 Min. abnimmt. Di« Zeitgleichuna nimmt von plus 6 Min. 11 S«k. auf plus 0 Min. 22 Sek. ab; infolgedessen nehmen die Nachmittage um 59 Min., die Vormittage nur um 47 Min. ab. Am 23. August tritt die Sonne in das Zeichen der Jungfrau; damit erreichen die Hundstage ihr End«. ßm 4. August ist Vollmond, am 11. erstes Vier tel, am 19. Neumond und am 27. letztes Viertel. 2n Erdnähe kommt er am 3., in Erdferne am 16., den absteigenden Knoten durchläuft er am 4. und 31., den aufsteigenden am 18. Am 4. fin det eine partielle Mondfinsternis statt, die aber bei uns nicht sichtbar ist; sie dauert von 11 Uhr 27 Min. vorm. vis 2 Uhr 18 Min. nachm. Merkur und Mars blejd.n unsichtbar. Venus leuchtet weiterhin ungefähr r/z Stunde als Abend stern. Jupiter ist vor Einbruch ber Dunkelheit sichtbar, Ende des Monats bis Kur» nach Mitter nacht. Saturn ist anfangs noch bis 3/4II Uhr -u sehen, geht aber Ende des Monats schon gegen 9 Uhr unter. Di« Milchstraße kommt im August schön zur Geltung. Sie steigt im Norden auf, zieht durchs Perseus, Kassiopeia, Schwan und Leyer, teilt sich dann in zwei Aeste, die sich im Schützen wieder vereinigen und erreicht im Südwest wieder den Horizont. Ihr schönster Teil im Schwan leuchtet hoch im Zenit. Die Leyer mit der Hellen Wega steht etwas westlich davon. Der Arktur im Bor tes steht im Westen schon nah« am Horizont und zwischen ihm und der Leyer befinden sich die Krone und der Herkules. Ueber diesem befindet sich das Haupt des Drachen, der sich zunächst auf die Kassiopeia erstreckt, dann aber in spitzem Winkel umk«hrt und seinen Leib zwischen dem großen und kleinen Bären hindurchschlingt. Tief im Nor den ist Kapella im Fuhrmann zu sehen, im Nord osten der Perseus, dem die Andromeda oorangeht, Zwischen dem Perseus und dem Zenit leuchtet die Kassiopeia. Im Süden fällt der hell« Atair im Adler auf; sonst sind im Süden wenig auffällige Sternbilder vorhanden. In der Zeit vom 8. bis 12. August tritt «ine erhöht« Sternschnuppentätigkeit ein. Die Erde kreuzt in dieser Zeit di« Bahn des Perseiden, schwarmes; die Sternschnuppen, deren stündlich 60 vis 70 Stück fqlbon, scheinen alle aus dem Stern bild des Perseus zu kommen. Im Volksmund heißt er auch der Laurentiusstrom; die Tränen des heiligen Laurentius, der am 10. August seinen Namenstag hat, fallen in Gestalt von Stern schnuppen vom Himmel. Der Perseidenschwarm läßt sich bis 8S0 n. Ehr. verfolgen. Jagd im August Di« goldenen Felder fallen unter der Sense Di« Ernte ist im Gange. Feistzeit: Welchen Reiz und Zauber birgt allein dieses Wort für den hirsch oerechten Jäger. Doch noch heißt s abwarten! Noch haben o>lle Hirsche nicht gefegt, und die frjschqe- feqten Geweihe sind noch nicht reif. So wird die Mitte des Monats die rechte Jagdzeit sein. Kommt der heimliche und äußerst vorsichtige Hirsch, der meist einen oder mehrere Deihirschc mit sich führt, nicht vor die Büchse, dann kann als letztes Mittel zur Drückjagd gegriffen werden. Doch dazu qe- hört vorzügliche Reoierkenntnis, ein tüchtiger Jä ger und ein gewandter Wa.dhüter, der das Wild ohne große Störung im Revier vor die Büchse dringt . Man nehme sich in acht, daß, mit dem Drücken das Wild nicht auswechselt. Dasselbe gilt vom Damwild in freier Wildbahn. Schwarzwild, welches jetzt in den reiferen Fel dern viel Schaden macht, kann auf Ansitz und Pirsch erlegt werden. Für den waidg?rechten Jä ger kommen über nur Keiler und Ucb.rläufer in Betracht. Wer ein« führend« Bach« schießt, richtet nicht nur viel Unheil unter seinem Schwarz- wild an, sondern er handelt auch höchst unwaid- männisch und verwerflich. Die Blattzeit der Rchvöcke hat schon Ende Juli begonnen, und sie dauert noch dis über die Mitte des Monats hinaus. Der Jäger hat jetzt die beste Gelegenheit, kümm«rndc oder schlecht veran lagte Böcke auf die Decke zu legen, wenn ihm dies nicht, wie es richtig ist, schon vor der Brunft gelungen ist. Leider sind zur Dlattzeit in vielen Pachtrevieren die guten Böcke bereits to!gescl)os en. Vorsicht beim Abschuß, denn nicht jeder Bock mit aut o«recktcm G hörn ist ein abschußfreier, alter Dock. Unterkiefer zur Altersbestimmung au h den. Die Jagd auf Wildenten, welche leider viel zu früh schon im Juli beginnt, kommt im August erst zur Geltung, da die Iungenten dann erst flügge werden und gut bei Wil.bret sind. De Entenjagd auf Seen, Tümpeln, kleinen Gewäs sern, Waldreichen und Altwäsiern auszuüben macht viel Freude, aber auch abends auf dem Enten einfall, wenn die Enten auf die Stoppelfelder ein fallen. Nur auf Revieren, wo vier- und zwei» veinigcs Raubzeug kurzqehüten wird, gibt es noch genügend zahlreiche Schafe. Aber leider nimmt auch di« Ent« von Jahr zu Jahr aus so vielen Revieren ab. Di« Hühnerjagd, wenn sie auch in einigen Län- dern gegen Ende des Monats bereits freigcgedcn ist, müßte eigentlich überall erst im September beginnen. Leider kommen aus den meisten Ge genden noch immer Klagen über zu wenig Hühner. Jedenfalls wird oft vergessen, daß vor etwa zwei Jahren wir fast deine Hühner auf den besten Re vieren vorfanden. Schonung und hegeriscl-e Pflege ist für das Rebhuhn ebenso nötig wie für den Rehbock. Sächsisches und Allgemeines gs. Edi neues Mordv«rbr«hen? Eine Dresdner Korrespondenz verbreitet folgenden Bericht: Wie bereits berichtet worden ist, verhandelte das Dresdner Schwurgericht anr Sonnabend gegen die Gebrüder Otto und Hermann Heinze aus Adelsdorf bei Gro ßenhain wegen Giftmordes und Beihilfe zum Morde. Der 1895 zu Kötzschenbroda geborene Wirtschaftsgehilfe Otto Heinze wurde für voll überfuhrt angesehen, daß er Anfang März sein achtzehn Monate altes, außer ehelich geborenes Kind durch Verabreichung von Rattengift ums Leben gebracht hat, er wurde wegen Totschlags zu zehn Fahren Zuchthaus und den üblichen Rebenstrafen verurteilt, sein um fünf Fahr« jüngerer Bruder von der Beihilfe zum Morde aber fteigesprochen. Sn der Heinzeschen Wirt schaft zu Adelsdorf dienten zu Anfang des Iahres zwei landwirtschaftliche Arbeiter, die sich aus verschiedenen Gründen dort nicht wohl fühlten und deshalb am 9. Icmuar plötzlich wegliefen. Einer dieser beiden Aus reißer, wenn man sie so kurz bezeichnen will, der am 22. Dezember 1902 zu Blietungen, Grafschaft Hohenstein, Bezirk Erfurt gebo rene Knecht Willy Dietrich ist seit jenem Ta ge verschwunden. Alle behördlichen Rach forschungen nach Dietrich sind bisher ergeb nislos verlaufen. Als die beiden GutS- arbeiter gerückt waren, hatte Otto Heinze deren Verfolgung ausgenommen, um sie zur Rückkehr zu bewegen zu suchen. Nach Zeu genaussagen soll er damals in bezug auf Dietrich geäußert haben „wenn er eine Axt zur Stelle hätte, würde er ihn sofort er schlagen!" Da nun Dietrich seit diesem Tag verschwunden ist, all« Nachforschungen ohne jeden Erfolg geblieben sind, so kam in Ver bindung mit der vorgenannten Aeußeruna und anderen Momenten das Gerücht und der Verdacht auf, daß der Vermißte das Opfer eines Verbrechens geworden sein kann. Der Verdacht der Täterschaft richtet sich gegen den soeben wegen Totschlags verur teilten Otto Heinze, der in keinem guten Ru fe steht und der überdies wegen Diebstahls, Betrugs, unbefugten Waffenbesitzes bereits wiederholt vorbestraft ist und der auch als roh und jähzornig, bezw. als gewalttätig bezeichnet wird. Im Heinzeschen Gute, in deren Garten, auf Feldstücken und in Wald parzellen fanden bereits umfangreiche Nach grabungen durch eine Anzahl Polizeibeamte statt. Man drang teilweise bis zu zwei Me ter tief in das Erdreich ein, ohne aber da bei auf eine etwa vergrabene Leiche zu stoßen. Die Untersuchung gegen Otto Heinze und die sonstigen Erörterungen über den Verbleib des vermißten Knechtes Dietrich dauern unvermindert fort, man darf ge spannt sein, ob sich der neue schwere Mord verdacht bestätigen wird. gs. Ein Amerika-Tag auf der Leipziger Messe. Bekanntlich ist Deutschland in diesem Sommer das Ziel zahlreicher amerikanischer Reisegesellschaften, wie von Vertretern der Wissenschaft, des Männergesanges, von verschiedenen Gewer ben und Industrien. Damit nun den in Deutschland und in Europa weilenden Ameri kanern Gelegenheit geboten wird, auch die Leipziger Messe kennen u'ernen, wird in Leip zig am 3. September (Donnerstag der Mes sewoche- ein großer Amerika-Tag stattfm- den, den das Leipziger Messeamt veranstal tet. Der Rat der Stadt Leipzig wird die amerikanischen Gäste vormittags auf dem neuen Rathaus empfangen. Hierauf werden Führungen durch die allgemeine Muster messe in der inneren Stadt und durch die Technische Messe auf dem Ausstellungsge lände veranstaltet. Zu Ehren der Gäste fin det dann abends im Gcwerbehaus ein Son- derkonzert unter Leitung von Generalmusik direktor Otto Klempner statt. Den Abschluß des Amerika-Tages bildet ein Bankett. gs. Landesbischof o. Ihmels in Schweden. Landesbischof o. Ihmels, der dieses Iahr infolge dringender Arbeiten auf Urlaub verzichtet hat, begibt sich am 8. Au gust nach Stockholm zu den letzten Vorbe reitungen des Wellkonzils. Da an dieses sich unmittelbar die allgemeine lutherische Wettkonferenz in Oslo anschließt, wird der Bischof nicht vor dem 8. September nach Dresden zurückkehren. Zu den sächsischen Delegierten, die an den beiden großen Ta gungen in Stockholm und Oslo teilnehmen, ist noch Pfarrer Fröhlich von der Thomas- kirche in Leipzig getreten, sodaß unter den 77 deutschen Vertretern in Stockholm acht Sachsen zu zählen sind. gs. Der 80. Geburtstag. Am 6. August feiert Geheimrat Vogel, der lang jährige Präsident der 2. Kammer, in Kips dorf (Kurhaus Fürstenhof) seinen 80. Ge burtstag. Wir Horen weiter, daß u. a. Reichsaußenminister Dr. Stresemann und Reichs- und Staatsminister a. D. Dr. Heinze ihr Erscheinen hierzu zugesagt haben. Au« -em Lan-e — Aue. Tödlich verunglückt. Der 24 Fahre alte Angestellte Kauert aus Leip zig kam einem im Büro als Boten tätig«, Invaliden zu nahe und stieß sich dabei ein Rasiermesser, das der Invalide in der Hand hatte, ins Herz. Kauert war sofort tot. Der Invalide wurde in Hast genommen. — Bad Schandau- Vor den Augen der Braut am Prebischtvrfelsen abgestürzt. Am Donnerstag stürzte ein junger Mann, der sich in Gesellschaft seiner Braut auf einer Wanderung befand, vor deren Augen am Prebischtvrfelsen in die Tiefe und blieb schwerverletzt liegen. Gr war leichtsinnigerweise außerhalb des schüt zenden Geländers umher geklettert, bis er den Halt verlor und abstürzt«. Noch in der gleichen Nacht starb er. — Gottleuba. Vom Zuge überfah renes Geschirr. Am Sonnabend vor mittag ereignete sich bei der Fahrt des »/ilL- Khr-Personenzuges nqch Pirna ein Anfall! Der Brotkutscher der Protzenmühle Klein cotta, Leitmeriy, fuhr mit seinem Geschirr von der Brauerei Giesenstein nach Gott leuba. Beim Aeberqueren des Schienen stranges erfaßte di« Lokomotive des Zuges den Wagen und zertrümmerte denselben^ Der Kutscher trug Hautabschürfungen davon, während die Pferde unverletzt geblieben sind» — Srumbach bei Hohenstein - Ernstthal« Schadens euer. Bei einem dieser Tage hier aufgetretenen Gewitter traf ein Blitz strahl das Anwesen des Besitzers Eugen Rie del, der erblindet ist und dem auch noch vor kurzem ein Dein abgenommcn werden mutz te. Das Scheunen- und das Stallgebäude brannten nieder, auch wurde das Wohichaus stark beschädigt. Große Futtervorräte und landwirtschaftliche Geräte verbrannten. Der Bedauernswerte hat nicht versichert. — Johanngeorgenstadt. Streik in der Handschuhindustrie. An die 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen der Glaceehanb- schuhbranche (Heimarbeiter) sind hier und der Umgebung in den Streik getreten, werk ihnen der neu abgeschlossene Lohntarif nicht zusagt. Der Lohn wurde ab Mitte Iuli bis 10. Oktober um 2r/Z Prozent und vom 11. Oktober bis 9. Februar nochmak^-rrm 2»/r Prozent erhöht. Dieses Angebot der An beitgeber lehnte die Tarifkommission der Arbeiter und auch di« Zentralleitung dech ArbeitnehmerderbandeS ab. In der Heim industrie sind annähernd zwei Drittel aller Glaceehandschuhmacher und Frauen beschäf tigt. Ein kleiner Teil von ihnen arbeite« weiter. — Sayda. Vom Blitz erschlagen» Bei dem kurzen Gewitter am Donnerstag vormittag wurde in Voigtsdorf ein 40 jäh riger Knecht des Gutsbesitzers Rudolph, der seinem scheugewordenen Gespann nacheilen wallte, vom Blitze getroffen und war sofort tot. — Schöneck i. D. 500jähr. Iubiläum der Schügengesellschaft. Die privi legierte Schüyengesellschaft feierte unter gra- ßer Beteiligung auswärtiger Gilden, die zahlreiche Ehrengeschenke überreichen ließen, ihr 500 jähriges Iubiläum durch einen gro ßen Festzug, Festversammlung mit Kommers und P reissHießen. Sckicksalswenäe. Roman von A. Seifert. LLf (Nachdruck berboien.) .Sieh. Almida lebt in dem Glauben, ein reiche«, einem vornehmen Hause entstammendes Mädchen zu sein. Sie würde ja unter der Wucht der Wahrheit zusammen brechen. Die Behörden sind in unserer Zeit in diesen Dingen entgegenkommend, vielleicht läßt e» sich ver meiden, daß Almida überhaupt jemals den Sachverhalt ahnt.* Herr Harnisch saß in seinem Lehnstuhl, den Kopf tief gebeugt. Ein leises Bewegen desselben von Zeit zu Zeit ! hatte bewiesen, daß er Hubert in all feinen Ausführungen , beistimmte. .Deine Worte treffen mich wie Dolchspitzen." sagte er, i„ich sehe ein, daß ich unverantwortlich gehandelt habe. Gott wird mir die Kraft geben, daß ich mein Unrecht gut mache. Ich will Almida von Glück und Reichtum um geben wissen. Glaubst Du, Hubert, daß Dein Vater nach gibt, wenn alles beim alten bleibt?" „Ich hoffe es. Geld übt eine unbezwingliche Macht auf ihn aus. Doch auch weibliche Schönheit. Mehr noch als ihr Reichtum wird ihm Almida« Persönlichkeit im- panieren. Ihrer Anmut, dem holdseligen Zauber ihres Wesens könnte er nicht widerstehen. Er müßte Almida unter einem anderen Namen kennenlernen. Man liest so oft von derartigen romantischen Ueberlistungen. Warum sollte ein solcher Fall sich nicht in die Wirklichkeit über tragen lassen ? Papa geht in jedem Jahre auf einige Wochen nach Ostende. Dort müßte ihm Almida mit ihrer mütterlichen Beschützerin, der Frau von Herbst, unter fremdem Namen begegnen. Es ist zehn gegen ein« zu wetten, daß Almida fein Herz erobert, und daß wir dann gewonnenes Spiel haben." Herr Harnisch schüttelte Huberts beide Hände kräftig. „Ich wußte noch gar nicht, welch ein kluger, besonnener Mensch Du bist, Hubert! In Deinem Scbuke wem iw meinen Liebling geborgen, wie auch alles kommen mag. Aber selbstverständlich soll und muß alles gut werden. Ich adoptiere mein Kind, deponiere das Testament beim Amtsgericht. Damit ist dann Eurer beider Zukunft ge sichert. Verlaß Dich darauf, daß ich das Schriftstück noch heute ausfertige. Dann wird mir auch wieder leichter ums Herz sein und mir wohler werde»!* „Ganz gewiß, lieber Papa! Ich habe also Dein Wort, daß Du die Angelegenheit nicht wieder bis auf weiteres hinauszögerst?" „Du hast mein Wort! Und Dir ist mein Kind jetzt ebenso lieb wie vorher, ehe Du alles wußtest?" „Ohne Almida gibt es kein Glück, keine Seligkeit für mich, sie ist das Leben selbst für mich, ohne sie kann ich nicht sein. Aber ich muß meine Leidenschaft und alle heißen Wünsche unterdrücken, muß mir klaren Kopf und Besonnen heit bewahren, soll alles zu einem guten Ende ge langen!" „So ist es recht! Auch Almida atmet nur für Dich. Mache sie glücklich, und Du selbst bist beneidenswert!" „Ich gelobe es," sagte Hubert feierlich, „und ich hoffe, der Himmel wird mir in meinem Bemühen beistehen l" „Ganz sicher, mein Junge! Und nun hole Almida herein, wir wollen zusammen frühstücken und alle einge bildeten Sorgen vergessen. Wir wollen fröhlich fein. Das letztemal vorläufig!" „Ich komme auf Besuch, so oft ich es heimlich ein richten kann. Lange halte ich die Trennung nicht aus." „Was meinst Du, Hubert, ob ich zu Deinem Vater fahre und vernünftig mit ihm spreche? Er muß mich doch anhüren, und Äug' in Auge kann er die trivialen Gründe, die ihn zur Ablehnung bewegen, doch unmöglich aufrecht erhalten?" „Tu es lieber nicht, Papa! Du kannst mir glauben, es ist umsonst. So im Umsehen ist mein Vater vom Gegenteil einer bereits gefaßten Meinung nicht zu über zeugen. Ich fürchte, daß durch Eure persönliche Begegnung der Riß nur noch größer wird." „Ich will es trotzdem versuchen. Ruhig und sachlich will ich nsit ihm sprechen und ibm die Vorteile dieser L^r- btndung auseinandersetzen. Ich hoffe, ihm auf diese Weife beizukommen." „Gib Dich nicht zu großen Erwartungen hin, Papa, aber wenn Du es durchaus willst, darf ich nichts dagegen haben l Hoffentlich empfängt mein Vater Dich. Aber sieh Dich vor, daß Ihr nicht aneinandergeratet, damit die Kluft, die Almida und mich von unserem Glück trennt, nicht noch größer wird!" „Ich werde Deinen Vater ganz gewiß nicht reizen! Und wenn ich sehe, daß alles umsonst ist, tret« ich bei zeiten den Rückzug an." „Und wann, lieber Papa, gedenkst Du Dein Vorhabe» aurzuführen?" „In drei Tagen. Ich bin jetzt gerade abkömmlich." „Erlaubst Du, daß Almida Dich begleitet, lieber Papa? Wir würden ja selig jein. Und mein Vater brauchte von Almidas Anwesenheit nichts zu erfahren." „Ich will es mir überlegen, mein Junge. Aber nun geh' zu Almida, sonst läßt sie den Kops hängen und wird mißtrauisch. Unsere Unterredung hat beinahe eine volle Stunde gedauert." „Ja, ja, ich geh« schon." Als Hubert den Garten betrat, schlug er einen Seiten pfad ein, der weit von jener Stelle ab.ührte, wo Almida auf ihn wartete. So ungeheuerlich war, was er soeben vernommen, daß er die ersten Eindrücke erst in sich verarbeiten mußte, ehe er zu Almida ging. Nicht etwa, daß seine Liebe einen Stoß erlitten, seine Empfindungen für sie auch nur ein Iota sich geändert hätten. Almidas Person war untrennbar von der seinigen. Die Verkörperung von allem Lieben und Schönen war sie ihm. Die Sicherheit ihres Belitzes machte ihn über alle Maßen glücklich. Sie liebte ihn wieder. Für sie war er der Herrlichste von allen; er wußte es. Für ihn bedeutete sie den Frühling, den Sommer, alle Glückselig keit, welche die Erde zu vergeben hat Er liebte sie mit ruhiger Besonnenheit, aber er liebte sie auch mit leiden schaftlicher Glut, mit einem Feuer, da« wild in seine» Ader» bräunte,, — Fortsetzung solgtr)