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1 Feierabend. Wkrhaltnilgs-Kkilage der „Sachs. Volkszcitung". .N Ä7. Sonntag, dcn 3. April. 1S04. 'S«- Durch Läuterung zur Auferstehung. <Z>^> c> M ch ummenschaiiz und Fcmncichtsflüter Müssen ernsten Tagen weichen, Ta für unsre Schuld am Kreuze Jesus mußt im Tod erbleichen. Aschermittwoch hat erschlossen Nun der Fasten lange Kette, Daß ein jeder, schuldbeladen, Seine Seele füglich rette. Und wie jetzt im Kampf ums Lebe» Frühling sich und Winter streiten, Bis der Frühling seinen Kindern Wird ein Auferstehn bereiten: Und im Tod hat er bezwungen Sünd und Tod, der Höll Gewalten, Hat am jungen Ostermorgen Auferstehung dann gehalten. Also stritt für unser Leben Gottessohn in bitlern Schmerzen, Bis an: Kreuz er uns erlöste Blutend aus zcrstochnem Herzen. Also soll'n wir uns begraben. Unser altes Ich bekriegen. Im Entsagen und Entbehren Sünd und Hölle stark besiegen. Aufcrstehn zu neuem Leben Mit dem Herrn, und Oster» halte» Jetzt — und einst, da seine Allmacht Diese Welt wird neu gestalten. — So im Tod bringt er Erlösung, Sieg im Tod: im Tod Erhöhung. Untergang ist Neugestaltung, Neugestaltung — Auferstehung Ritsche. Den» alle Schuld rächt sich ans Erden. Roman frei nach dem Italienischen von Erich Friesen. 7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) In dein kleinen weißen Haus hat sich anscheinend nicht das Geringste verändert seit dem Tode der armen Angelina. Nach wie vor wird es von „Fräulein Angelina Morgano" bewohnt; nur daß diese Angelina Morgano jetzt nicht inehr bleich und krank von einem Sofa zum andern schwankt, sondern frisch und jugendübermütig daherlacht. Loch niemand von der bettelarmen Bewohnerschaft FnnckMs nimmt von dieser Veränderung Notiz. „Villa Mercedes" liegt abseits von der Heerstraße. Man kannte das kranke junge Mädchen kaum, das vor einigen Monaten mit dem Schiff ans Südafrika hierher kam; viel weniger noch wußte inan den Namen. Angela Robinson hatte also leichtes Spiel. Das kleine Portugiesische Dienstmädchen wurde kurz vor Angelinas Tode fortgeschickt. Anstatt dessen engagierte die neue „Angelina Morgano" eine Köchin und einen Diener, die beide von den Verhältnissen ihrer Herrschaft keine Ahnung hatten und in das. was man ihnen mit- Anteilen für gut fand, keinen Zweifel setzten. Im Gegen teil; sie blickten mit unbegrenzter Ehrfurcht zu ihrer schönen, stolzen Herrin empor, die ihnen für die wenigen Tage ihres Engagement einen enormen Lohn zahlt und voll ständig das Wesen einer hochgeborenen Dame hat. Frau Robinson ist ganz zu ihrer Tochter gezogen — freilich nicht als deren Mutter, sondern als „Frau Robinson, die Mutter der armen, verstorbenen Angela." Mutter und Tochter verkehren so wenig wie möglich mit einander; jede von beiden nimmt ihre Mahlzeiten allein ein. In Gegenwart der Dienerschaft reden sie ein ander mit „Frau Robinson" und „Fräulein Morgano" an. Und nur ganz selten einmal, so hier und da vor den: Schlafengehen, huscht Angela für einige Minuten in das Schlafgemach der Mutter, um alle Fremdheit abznstreifen, um wieder einmal für kurze Zeit Kind zu sein — ganz vertrauendes Kind. Von diesen kurzen Lichtblicken zehrt die arme Mutter, die ganze übrige Zeit. Sie verscheuchen die Gewissens bisse, die Angst vor der Zukunft. Wenn Angela ansgeht, so steht die kleine, bleiche Dame oben am Fenster und schaut leuchtenden Auges der schlanken, weißgekleideten Gestalt nach, wie sie leicht und graziös dahinschwebt oder ernst und stolz gleich einer Königin die Gärten entlang schreitet. Und wenn die Ge stalt dann verschwunden ist, dann füllen große Tränen die Augen der Mutter und sie flüstert mit gefalteten Händen: „Lieber Gott, schlitze mein Kind! Laß es sein Un recht nicht büßen!" — Auch heute wieder ist Frau Robinson von großer Un ruhe befallen. Vor vielen Stunden hat sie Angela in Be gleitung der beiden Herren fortgehen sehen. Inzwischen ist die Sonne untergegangen; eine frische Brise weht vom Meere her — und von Angela noch keine Spur. Frau Robinson geht hinaus auf die Terrasse. Da rasselt unten dar Gartentor. Es ist Angela, am Arm Orlando Contis. Ein Seufzer der Erleichterung hebt die Brust der kleinen Dame. Auch die beiden da unten haben die stille, dunkle Ge stalt droben auf der Terrasse bemerkt. „Frau Robinson! Frau Robinson! Haben Sie ein Paar Augenblicke für mich übrig?" ruft Angela hinauf. „Wir kommen sofort in den kleinen blauen Salon." Die Dame oben verschwindet von der Terrasse und Angela und Orlando treten ein ins Hans. Nach wenig Sekunden schon stehen sie der in tiefstes Schwarz gekleideten Dame gegenüber. Die dicken Krepp schleier lassen das welke Gesicht erschreckend bleich erscheinen. Nur mit Mühe hält sie sich aufrecht. „Bitte, setzen Sie sich, liebe Frau Robinson!" Die kleine Dame sinkt in den nächsten Sessel. Wie Hilfe suchend irren ihre rotgeweinten Augen im Zimmer umher. Mechanisch zieht sie sich das schwarzgeränderte Taschentuch hervor und beginnt es in den Händen herum- zndrehen, während ein leises Zittern ihren schwachen Körper überfliegt. Es ist das erste Mal, daß Angela eine Begegnung zwischen ihrem Bräutigam und der Mutter herbeiführt. Sie fürchtete stets, die ängstliche Frau würde sich irgend wie verraten. Auch jetzt sieht sie mit Schrecken, wie wenig die Mutter der Situation gewachsen ist. Wie unabsichtlich nähert sie sich der zusammengesunkenen Gestalt im Lehnsessel.