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Drittes Blatt Sonnabend, den 6. Juni ^S2S Vas Trinitatisfest in Annaberg ein Volksfest des Obererzgebirges. Wenn die Psingstglockcn verklungen und die Festfreuden verrauscht, dann feiert man das acht Tage nach Pfingsten stattfindende Ilinitatisfest — im Volksmund „Kaath" genannt — in Annaberg. der Metropole des Obererzgebirges, in ganz besonderer Weise, die zurückzuführen ist auf Grund chro- nikaliscl-er Auszeichnungen aut die Zeit des 16. bcz. 17. Jahrhunderts. Acht volle Tage ist die Festesdaucr, ähnlich wie die „Dresd ner Vogelwiese". In früherer Zeit begann das Fest, wie es auch heute noch der Fall ist, mittags 12 "Uhr mit Gesang und Predigt in der alten ehrwürdigen Hospitaliirche. An der nach dem herrlichen wohlgepflcgtcu Gottesacker gelegenen Auhcnscite genannter Kirche ist eine aus Stein hergestellte Kanzel angebracht, von wo aus der Geistliche die Trinitatispredigl lmlt, während in frühesten Zeiten dieselbe vom Fuße des Kreuzes aus stattfand, und die andächtigen Zuhörer un ter der groben vielverzweigten Gottesacker linde und zwischen den Gräbern sich befan den. Für die Hospitaliirche war das Tri nitatisfest die Kirmes. Da gab es viel zu „schnabulieren" für die Insassen der Hospi- talgemeindc. Bier wurde aus einem groben Fak verzapft, ein paar Schweine geschlachtet. 50 Kuchen gebacken, wozu auch auszcr den Kircheubehörden noch der Hosi'italpfarrer nebst Fami'ie Einladungen erhielten. Dabei wurden auch die Hospita'armen reich'ich be wirtet. Die Rechnung für das Dargebotene war nach dem damaligen Geldwert ziemlich hoch, denn sie betrug zirka 120 Taler. Spä ter war mit dem Fest zugleich ein Jahrmarkt verbunden, der vor dem Hospital abgchal- tcn wurde, und wobei der sogenannte „Fes- sel'uchcn" eine Hauptrolle smelte. Bekannt lich hat sich jenes aus Sirup und Mehl handgroße Gebäck bis heutigen Tages auf den Iahrmärlien erhalten. Man erinnere sich an jene „Fäszchen" mit dem delikaten önhalt. Manche Berichterstatter führen den Namen „Fes'elkuchen" auch auf den Namen „Fasten-Fest", „fesseln" usw. zurück. Jahre kommen, Jahre gehen! Und so ist auch in der Festfcicr des Trinitatisfestes eine Wandlung eingctrctcn. Infolge der groben Masse der Festtcilnchmcr erwies sich der Platz vor dein Hospital als viel zu klein, und so verlegte man denselben nach der Schützenwicse — unweit des ^-"nannten „Pserdeteiches" im Jahre 1'68. Nu i vcn da ab entwickelte si h zum Trinitatisfest auf j.nem geräumigen, von Jahr zu Jahr erweiterten Fcstplatz ein Leben ohnegleichen, eine Völkerwanderung wie sie das Erzgebirge, wie sie das alte liebe Annaberg eben nur zur „Kaath" zu sehen bekommt. Schon Monate zuvor freut sich darauf jung und alt. hoch und niedrig, und Schreiber dieses erinnert sich heute noch gern, wenn er während seiner Studienzeit des öfteren an den Freuden des Festes in vollen Zügen tcilnehmen durste. Vom obersten Teil des Erzgebirges, vom Fube des Fichtelbcrgcs kamen die Besucher, die schon frühzeitig aufgebrochen, mit Kind und Kegel, herab, um hinauf zu wandern zur „Kaath". um all die Freuden des Festes vol! auszukostcn: und so dürfte auch im heurigen Jahre der Besuch — wenn es nach altem Aberglauben zur „Kaath" nicht don nert. und Petrus hat ein Einsehen — wie derum ein starker 'werden und der alten schönen Bergstadt einen reichen Menscl-en- strom bescheren. Darum auf zur „Kaath" nach Annaberg! Wie rettet man Ertrinkende Tie Sommerzeit ist da. und die Sonne bat die Gewässer so erwärmt, dab allerorts das Baden im Frcien eingesetzt hat. Im Jmcrcfje der Bevölkerung ist nun die Beachtung gehö ren: Bade nicht au verbotene« Stellen, sou- dern nur unter Aussicht in den Bade- und Schwimmanstalten. Allen Eltern ist zu emp fehlen, Kinder und junge Leute zu ermahnen, welche Gefahren sllr einen Nichtschwimmer be stehen, wenn er in unbekannten Gewässern badet. Es werden trotz Hinweisung aus die Gefahren Ertrinkungssällc Vorkommen. Ein Netter muh in allen Fällen von hinten an ei- neu Ertrinkenden hcranschw'mmcn und dcn- ielben beobachten, damit er nicht durch blitz schnelles Umdrchcn ersaht wird. Der ein fachste Griff ist der Achselgrisf. Der Netter fahr mit beiden Armen von hinten unter die Achselhöhlen dcS Ertrinkenden. Die Arme strecken und aus dem Nücke» dem Ufer zu schwimmen. Der menschliche Körper wieg: im Wasser zirka 4—5 Kg. nach spezifischer Berech nung. Kommt der Netter zu spät und der Ertrunkene liegt schon aus dem Grunde, muh er beobachten, wo Wasser bläschr» ar' der Wasserfläche erscheinen. Wenn nicht. Usevöe- schasscnheit genau anschcn und nach d"w Ver- ung ucktcn tauchen. Dabei Augen :m Wasser öffnen und die Unsallstcllc auf dem Grund im Kreise absuchcu. Ein normaler Mcri'ch kann 20—30 Sekunden unter Wasser bleiben. Ist der Ertrunkene gesunden, dann sofort an Land legen und zum Arzt schicken. Bis zu dessen Ankunft Wiederbelebungsversuche nach Schä fer. Der Ertrunkene wird aus die Brun ge legt, Arme nach vorn, Kops etwas se'tlich. Der Mnnd offen nnd die Zunge nach vorn I'rgcn. Der Netter kniet über den Verunglückten Die Daumen bis dicht an die Wirde läuie, drückt man mit den Handballen unterhalb der Schulterblätter die Lunge .-.uiammcn nnd läsrt wieder nach, linier glcichmänigem ciacncn Atmen wird der Druck auSgcsührt. Er be zweckt, der Lunge neue frische Lust automatisch znzuführcn und dabei den ruhenden Blut- krciSlans wieder in Bewegung zu ketzeu Der herbcigcruscne Arzt stellt fest, ob der Tod schon cingetretcn oder eine Wiederbelebung wog ich ist. Bei einem Masscnunsall werfe mau alles am llscr befindliche Scbwimwbar": Brcncr, Stangen, Balken, Stüh'c nliv. ins Walser. Alle Nettunaen sind mit Nuhe und ttebcric- gung auszuftthrcn. Rundfunk Leipzig-Dresden Sonntag, den 7. Juni 1925. 8.30— 0,00: Orgelkonzert aus der Leipziger Untversitätskirche. fProf Ernst Müller.» ll.oo—10,00: Mvrgcnandacht. 11,00—11,30: HanS-Brcdow-Schule. 20. Vor lesung über Eharaktcrköpsc aller Zeiten Prof. Tr. Georg Witkowski: „Stefan Ge orge". 11.30— 12,00: 18. Vortrag: Pros. Dr. Bangert- Chemnitz: „Aus dem Gebiete der Elektro technik." 12,00—1,00: Musikalische Stunde der Mittel deutschen Sendcstcllc Weimar Mitwir- kendc: Mali Drummer (Gesang), Kapellmei ster Dr. Ernst Latzko (Klaviers. Werke von Claude Debussy. Klavierstücke: „Wasserreslexc". „Glocken durchs Land tönend", „Bewegung". „Goldfische" (Dr. Ernst Latzkoi. Fitns Gedichte von Naudelaire lvertont von C. Debussys. Deutsch, mit Benutzung der Ucber'etzung von Stephan George, von Tr. Ernü Latzko. „Der Balkon", „Abendcinklang", „Der Springbrunnen", „Sammlung". „Ter Tod der Liebenden" (Mali Drummer). Konzertflügel: NSmhild. 4,30—6,00: Kammermusik. Mitwirkende: Das Leipziger Strcichguartctt. die Herren: Fritz Heinig, Walter Docll lViolinci, Albert Bcrtlchmann lViola), Asrem Kiukulkin (Cellos Am Grvtrian-Steinwcg: Fricdbert Sammler. 1. Haydn: Strcichguartett <G-Duri: 1 Alle gro. 2. Andante. 3. Menuetts. 4. Vivace (Das Leivzigcr Strcichgnartctt». 2. Mozart: Trio (E-Dur) kür Violia-, Cello und Klavier: 1. Allegro. 2. Andante graziöse. 3. Allegro (Fritz Heinig, Asrem Kinkulkin und Fricdbert Samm'eri 3. Beethoven: Streichgnartctt C-Moll», Op 18, dir. 1: 1. Allegro ma ion tanto 2. Scherzo Andante 'ck-erzolo anasi alle- gretto. 3. Menuetts. Alleorettv 4. Allegro (Das Leivzigcr Ttrcick'anar ett». Sämtliche Werke dcS Programms sind in En- lenbnrgs kleiner PartiturauSaabe erschienen. Dresdener Ri„ran,m für b ide Wellen. (Wellen 454 und 292» 7.00-7.30: Vortraa: Dr. vhil. H. H. Kritzin- ger, Dresden: „Wnnderzeichen am Sternen himmel in alter und neuer Dichtung" Der deutsche Wald 7F0—8 00: Vortrag: Lothar William Dreb- ler, Oberlörktr a. D.: „Der deutsch!' Wald." 8,15: Musikalische Darin tuna-'n nnd Ne-ita, tionen Mitwirkcnde: Lim W'chslcr, D: es- den (Alts, Käte Rrcval. Drcsd'n (Rc.zitatio- ncns, Theodor Blümer. Dr sden (Klaviers, Fritz Schneider. Dresden lVGsjncs, Alexan der Krophvller, Dresden (Cello». I. 1. Lieder: a) Schubert: An den Mond, b» Schubert: Des Mädchens Klage, c» M?n- delswbn: Durch den Wald, den dni'ke'n ds Schumann: Wald.'sa?loräb, c» Schu mann: In der Fremde lLi'e Wechsler». 2. Rezitationen: a) Gvttlr'cd Keller: Wald lieder! b» Peter Kille- WildeSbimme. e» Ludwig Sck'ars: Der Wa d'iele, d» Hein rich Lc"tbold: Der Waldsee, c» Martin Greil: Miliaosstille, *» Theodor Fontane: Mittoo, r>» lehr Morgenstern: Das Häs- lein l.Käte Phenol». 3. Schumann: Wald'zcncn (Theo Blümers. II. 4. Lieder: a» Robert Franz: Willkommen, mein B^ld. P» Robert Franz: Die Zöllen nnd Wälder lchon 'chmeigen, c» Bern: Der 9»irt. d» BrabmS: In Wa'dcscinsam- keit (Lim Wechsler». 5. Rezitationen: Hermann Löns: Achtzacks Ende (Käte Prcval». 6 Mendelslob": Trio (C-Moll>. Op. 66. Rr. 2: a) Alle->ro .'ner'i-'o e con 'voeo. b» Andante elpresstvo, e) Scberro. d» Finale. Allearo apalnonato (Tbeo Blume,. Fritz Schneider nnd Alexander Krouboller». Anschlichend «etwa 9.4' llbr»: Hackebeils Sportfnnkdienü. * Montag, den 8. Juni 1925. WirtschastSrnndknnk: 10,00: WirtschastSnachrichten: Voll- und Baumwollpreile. 4,00: do: Landwirtlchastliche. Baumwolle, Devisen. 6.00: do.: Dasselbe: Wiederholung. 6,15: do.: Landwirtschaftliche: Fortsetzung und Mitteilung de- Leipziger MeßamteL für Handel und Industrie. Nundsnnk sltr Unterhaltung und Belehr«»«: t0,l5: Was die Zeitung bringt t2,00: Mittagsmusik aus der Hupfelb-Phonola. 12,55: Nauencr Zeitzeichen 1,00: Börsen, und Pressebericht. 4,80—6,00: Konzert der Hauskapelle. 7,00—7,30: Vortrag: Dr. H. Stark: „DaS mo derne Brasilien". 7^0-8,00: Vortrag: Ernst SmigelSki: bcrt Schumann, zu sciuem 115. Geburtstag". 8,15: Schumann-Abend (Robert Schumann geboren am 8. Juni >810 in Zwickau.s Mit» wirkende: Eläre Gerhard^-Schulthch (So. pran». Meta Jung-St.'inörück (Alts, Robert Bröll, Dresden (Tenor), Neinhold Gerhardt (Bast», Frida Cramer (Violine>, Emil Luh (Violas, Felix Seliger (Violoncell». Am Grotrian-Stcinwcg: Friedäret Sammler. 1. Fantasiestücke für Klavier, Violine und Violoncell (op. 88»: 1 Romanze. 2. Hu moreske. 3. Duett. 4. Finale (Frida Cramer, -Felix Seliger und Fricdbert Sammler». 2. Spanisches Liederspiel. Ein Zyklus von Gesängen aus dem Spanischen für vier GcsangSstimmen mit Klavierbegleitung (op. 74s: 1 Erste Begegnung (Sopran und Alt». 2. Intermezzo (Tenor und Bast). 3. Liebcsgrain (Sopran nnd Alt». 4. In der Nacht (Sopran und Tenor». 5. Es ,st verraten (O.uartcttl. 6. Melancholie (So prans. 7. Geständnis (Tenor!. 8. Bot schaft (Sopran und Nlc>. 9. Romanze (Bast». 10 Ich bin geliebt »Quartetts. (Cläre Gcrbardt-Schulrbest, Meta Jung- Steinbrück, Robert Bröll. Reinhold Ger hardt und Fricdbert Sammler». 3. Märchenerzciblungen für Violine. Viola nnd Klavier (op. '3.1: 1. Lebhaft nicht zu schnell. 2. Lebhaft, lehr markiert. 3. Ru higes Temvo. mit zar"m Ausdruck 4. Lebhaft. (Frida Cramer, Emil Luh und Fricdbert Samml.'Z. Arisch iestcnd (etwa 9M Nhrs: Prellebericht und Hackebeils Sportsunkdicnst. Schlug etwa 10 00 Nhr. doch ohne Gewähr. Danach: Freizeit für Fui'^frcunde. die aus- wärtige Stationen hören wollen. Verlangen Sic in allen Spezialgeschäften nur e /Uß >>n Eie unsrer neueste Oualitäjl» V TkkkV arbeit leichte Type KD5 Ladenoerlaussveels 14.— Mcrk. — (Generalvertreter und Fabriklage'.. Paul Budin, Dresden, Lippoldccwaldaer Gasse 2. Tel. 26571. Briefkasten M. N. IVO. Sie verlangen, daß die Frau des Beklagten vereidcl wird und behaupten, daß sie dann zu Ihren Gunsten aussagen oder den Eid verweigern werde. Das ist unzulässig. Denn die Vereidigung hat nicht den Zweck, einen Druck aus den Zeugen aus- zuüben, sondern soll nur der Bekräftigung einer an sich schon glaubl>aften Aussage dienen. Dämon -es Lebens. Kritninalerzähluüg von A. Ostlond. 6) (Nachdruck verboten.) Noch immer sprach Edith nicht. Ihr Blick hing wie gebannt an den, Gesicht des Vaters, welches jetzt eben von einem Lichtstrahl hell beleuchtet wurde. Nie noch waren ihr seine Züge so alt und scharf erschienen, nie noch hatte er so todmüde und elend ausgesehen. Ein großes Mitleid mit ihm überkam sie. Eie neigte ihr junges zartes Gesichtchen herab zu ihm und küßte ihn zärtiich auf die gesulchte Stirne, auf die Augen, welche heute so tkübe blickten. Und er, dem sonst jede Liebkosung lästig und unangenehm gewesen war, er hielt ganz stille, legte sanft einen Arm um die schlanke Gestalt feine» Kindes und lehnte seinen weißen Kopf fest an ihre Schulter. So rannen die Minuten. Wieder schien der schweigsame Mann in das tiefe Nachdenken zu ver sinken, do» ihn auch sonst so ost umsing. Erst als Edith sich endlich zart von ihm löste und leise, seine eigenen Worte wiederholend, fragte: »Eine' Haus genossin, Later?" da schien er tn die Wirklichkeit zurück zukehren. Er strich ein paarmal mit der Rechten über feine Stirne. »Ja, Kind," sagte er mühsam, »eine — «ine Mltbe- Mahnerin dieses Hauses, besser gesagt. Denn nicht, als das soll die Frau dir sein, welche von heute an hier wohnt. Es ist eine — eine entfernte Verwandte von mir, »lind, eine Frau Lilian Aldermore —" „Du kennst sie schon lange, Vater?" Er nickte. »Ziemlich lange. Du weißt, ich hatte ja Verwandte In Nexiko. Da diese mir zuredeten, ließ ich die Laufbahn nies österreichischen Offizier» fein — es redeten da noch o allerlei Gründe mit, Kind, welche ich dir jetzt nicht ufklären kmn. Kurz, ich hing den bnnten Rock an den .tatz-1 und juhr übel da» gcvge Wajjer. Lilian Alder^ more war gleicysaus un S)auje meiner Verwandten tn Mexiko. Wie gesagt: sie ist eine ent ernte Cousine von mir. Nun kam sie herüber — suchte mich als ihren ein zigen Anhaltspunkt — auf — ja — ich traf sie heule ganz zufällig in der Stadt. Ganz zufällig — Kind — gewiß —" »Der Brief, Vater, der letzthin kam, und den Ich selbst dir übergab, dieser Brief war nicht von ihr?" fragte Edith dazwischen. Seine unklare, abgerissene Sprechweise beunruhigte sie stark. Und deutlich sah sie es: er war mit allen Kräften bemüht, ihr etwas zu ver heimlichen . . . Mit geängstigtem Gesicht sah er sie an. »Der Brief ?" sagte er dann mit schwerer Zunge. — »Nein, der Brief war nicht von ihr. — Ich wollte dich nur uin eines bitten, Edith: Lasse mich nicht viel allein mit dieser Frau! Bleibe bei mir, wenn sie da istl Aber vermeide jede sreundjchastliche oder vertrauliche Annäherung, ich beschwöre dich! Denn Gutes kommt nicht von ihr. Niek Niel" Er stöhnte schmerzlich auf und barg das Gesicht In den zitternden Händen. »Sie ist ein Dämon!" flüsterte er vor sich hin — »mein Dämon!" »Vater," sagte Edith nach einer Weile tiefen Still schweigen», »weshalb gestaltest du dieser Frau, daß sie hier bet uns lebt?" Er sah still vor sich hin. »Kind," entgegnete er endlich, »sie — sie Ist ver irrt — ganz im Sumpf war sie wieder einmal. Und nie mand, der ihr die Hand bictet. . . . Ich konnte nicht anders, Edilh. Und dann — sie hat die Macht über mich — die Macht." Er strich sich mit der zitternden Hand über die Stirn und sah scheu an ihr vorüber, als wisse er es, ohne daß sie ein Wort sprach, daß sie >^.u nicht glaubte. Und ihr tat dieser ganz zerbrochene, ganz verwirrte Mann so leid. Sie hatte nicht den Mut, weiter in ihn zu dringen. »Wo wird sie wohnen?" fragt« sie endlich zögernd. »Wo?" er fuhr wie aus schweren Träumen empor, »hier Kind, hier. Ja. Aber nicht geradezu im Hause. Eie hat das Gartenbaus gewählt. Dort sind zwei Zimmer und der nette kleine Vorraum. Alles steht voll Rokoko möbel ... du weißt doch. Edith." »Ja, ja," sagte das Mädchen leise, »dort bat ja ein mal ein sehr schöne Dame gewohnt. Die Leute t ier herum erzählen oft noch von ihr. Sie soll ganz heimii.h immer da herausgekommen sein, nnd hier hat sie ihren Liebsten getroffen ... so sagen sie." Otto Willstadt hatte sich erhoben. „Don alledem weiß ich nichts," sagte er mit einer ab wehrenden Handbewegung, »ich weiß nur eines: daß Lilian Aldermore nun wieder hier ist — Lilian Aldermore." Er lachte scharf und schneidend auf. Dann zöger den Arm seiner Tochter in den seinigen. »Komm, wir gehen znm Nachtessen! Und — Kind, Liebling — bleib bei mir! Bleib bei mir!" Es lag eine solche Liebe und dabei eine so furchtbare Angst in seinem Tone, daß sie fast erstaunt auchorchte. Die Worte klangen ihr noch im Ohre nach, als sie eine Minute später dicht neben inm den großen, etwas düsteren Raum betrat, in dem sie meist zusammen mit ihrem Vater ihre Mahlzeiten einzuuehmen pflegte. Das weitlänsige Zimmer wurde von dem Lichte der Hängelampe nur schwach erhellt. In den Ecken und Winkeln lag die Dunkelheit. Das große schwere Eichen büfett warf einen ungeheuren Schatten in den Raum. Nur der runde Tisch, über den jetzt ein weiße» Tuch ge breitet war, lag in Hellem Lichte. Und aus diesem warmen, gelblichen Schein hob sich heute seltsam und sremdartig, die Gestalt der schönen Frau. Als sie die beiden Eintretenden gewahrte, erhob sie ich mit einer raschen, fast jugendlichen Bewegung. Noch jäher und schlanker erschien nun ihre Gestalt in dem lang- liebendem Hauskleid. Dagegen hoben »ich das ichwere »unkle Haar und dle schwarzen, heiße«« Augen ,«« dem blajjen liMitz seltsam Hb. Ur^tjeitun- solgt^