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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 05.06.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192506054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19250605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19250605
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-06
- Tag 1925-06-05
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Monat
1925-06
-
Jahr
1925
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Busch und Bayreuth. Generalmusil- direktor Busch stellt eine Meldung der Dr. N. wie folgt richtig: Von einer hiesigen Zeitung ist die Nachricht verbreitet wor-c.i. das; ich von meiner Mitwirkung an den Bayreuther Festspielen wogen Mcinungsver schiedenheiten bezüglich der solistischen Bc- sebung der Meistersinger, zu deren Leitung ich von Bayreuth wieder aufgefordert war, abgesehen hätte. Ich teile Ihnen hierzu mit der Bitte der Bekanntgabe in Ihrem Blatte mit, daß diese Begründung nicht den Tat fachen entspricht. Ich bin gezwungen, auf dringendes Anraten mehrerer Acrzte, in den diesjährigen Thcaterserien mich einer länge ren Kur zu unterziehen, nachdem mir seit vielen Jahren nur eine äußerst geringe Zeit zur Erholung zur Verfügung stand. — Ich lege besonderen Wert auf die Feststellung, daß meine persönlichen Beziehungen zum Hause Siegfried Wagner nach wie vor die besten sind. Am deutlichsten geht dies aus einem vor wenigen Tagen eingetroffenen Briefe Siegfried Wagners hervor, in dem sich abwickrlnden Vorganges auf der Bühne sei hier kurz wirdergegeben. 1. Pierrot ist verlassen. Er ist in trübe Ge danken versunken, aus welchen er durch das Er scheinen keiner Freunde erwacht. Seine Freund« itönnen ihn nicht verstehen und verlassen ihn wie der. Es «rscheiar Pierrette. Ueberrascht durch deren unerwartetes und plötzliches Erscheinen fällt Pierrot zu ihren Füßen. Pierrette bringt aber ihm kein« Freude, sondern Gift. Sie deichließen, zusammen den Tod zr« treffen, aber Pierrot trinkt das Gift alleine und stirbt allein. S. yochzrttsfest im Hause d:s Vaters der Pier- reite. In der bunten Menge der Gäste sieht mm die bekümmert« und böse Gestalt bei Harlekin». Das Fest hat schon längst ang«fangen, aber Pier ratt« ist immer noch nicht da. Da erschein: sie endlich. Mit großer Mühe gelingt ea ihr, den Zorn ihres Bräutigams zu beruhigen und ihn in «inen feurigen Tanz sortzureißrn. Bor der er- schütten«» Seele der Pierret.« erscheint die Ge stalt des toten Pierrot. Pierre.te ist bestürzt und verwirrt. D«r Harlekin bemerkt er und steht, daß Pierrette ohne dem Brautschleier ist. Von neuer Wut begriffen, verlangt Harlekin von ihr Antwort. Wieder erscheint vor den Augen der Pierrette der tote Pierro!, dem sie folgt. 3. Das Zimmer Pierrots. Zum toten Pierrot kommt Pierrette, sie sucht ihren Schleier, ergreif: ihn und will mit ihm fort. Beim Ausgang trifft sie Harlekin und bleibt stehen. Der erstaunte Harlekin bemerkt den toten Pierrot und begreift allmählich den schrecklichen Vorgang. Er will Rache üben. Er setzt den toten Pierrot in den Sessel, führt zu ihm die Pierrette und nötigt sie, mit Pierrot zu trinken und ihr zu umarmen. Pierratte kainn d ese unerträgliche Qual nicht erleben, wird wahnsinnig und stirbt. Zu diesem Idecngang hat Dohna»y eine Musik geschrieben, die alle Vorgänge stark unter streicht und die ganze Zerrissenheit im Se lenleben Pierrots, Pierrcttes und Harlekins in wjiüen oLer wehmütigen Klangnuancen schildert. Selbst in den Walzer, in die Polonaise und in den Loutre des zweiten Aufzuges läßt Dohnany diese Zer rissenheit hineinklingen. Eine dreiaktige Pantomime ist «in Wagnis, das nur gelingen kann, wenn eine ausgezeichnete Darstellung die Spannung der Zuschauer nicht erschlaffen läßt. Tairoffs Truppe ist das ge lungen, diese Voraussetzung in jeder Hinsicht zu erfüllen. Sie ist ja ohnehin durchaus auf das „Anschaulichmachen" eingcstellt. So war es selbst« verständlich, daß ki« die Pantomime bis ins FUnste hinein durchgearveiie! hatte und ihr dadurch bei ihrer Erstaufführung in Dresden zu einem durch schlagenden Erfolge verhalf. Alice Können g>ab ein« Verkörperung der „Pierrette", wie sie wohl unerreicht bleiben wird. Alexander Rumneff als „Pierrot" von jener Art, wie sie Schnitzlers Anatol-Gestalten anhaftet. Boris F«rdinandoff als „Harlekin" voll Tempe- rameiüt. Alle Nebenrolle^ nicht nebensächlich be handelt, sondern durchgestaltet, als ob jede ein zelne eine Hauptpartie sei. Am Pult Professor Medtner mit der schon neulich an ihm festge« stritten Umsicht. Das gut besetzte Haus zoule wieder stürmischen Beifall. Jobs. Siegfried Wagner unzweideutig die Hoff nung einer erneuten Zusammenarbeit bei nächster Gelegenheit ausspricht, und in dem er unter anderem schreibt: „Ich begreife die Gründe, die Notwendigkeit der Erholung vollständig und kann nur meinem aufrich tigen Bedauern Ausdruck geben, daß wir auf Ihre Mitwirkung verzichten müssen. Hof fentlich war Bayreuth für Sie nicht nur ein Intermezzo." Kunst und Wissen Robert Burg zum Kammersän ger ernannt. Nach einer amtlichen Mit teilung ist der Opernsänger an den Dresdner Staatstheatern Robert Burg vom Ministe rium für Volksbildung zum Kammersänger ernannt worden. Auf Anfrage an Regie- rungsstelle, wie sich diese Ernennung mit der Reichsverfassung vereinbart, wonach Ver leihung von Titeln verboten ist, wird die Auskunft erteilt, daß in diesem Falle die Bezeichnung Kammersänger nur als Dienst bezeichnung verliehen worden ist, und zwar für die Dauer der Dresdner Tätigkeit von Robert Burg. Don der Technischen Hochschule Dresden. Der bisherige außerordentliche Professor an der Universität Marburg, Lic, theol. Dr. phil. Paul Tillich, ist vom 1. Mai 1925 ab zum persönlichen Ordinarius für Religionswissenschaften in der allgemei nen Abteilung der Technischen Hochschule Dresden ernannt worden. Professor August Conrady ch. Der ordent- licbe Professor der vstasiatischen Sprachen, Dr. vliil. August Conrady, Direktor des ostasiati- scheu Seminars an der Universität Leipzig, ist ari MltLwvchabcnd an Herzschwäche gestorben. Tine Ausstellung graphischer Werke rhcini, scher Kunst hat aus Anlaß der tausendjährigen Zugehörigkeit der Rhciulande -nm deutschen Reich das Dresdner Kupserstichkabinett in seinen Räumen veranstaltet. Die Künstler der Blütezeit der Düsseldorfer Akademie um die Mitie dcS vorigen Jahrhunderts, sowie ihre Zeitgenossen und Nachfolger im Rhein land, sind nach Maßgabe des vorhandenen Materials durch Handzeichnungen und Drucke aller Art vertreten. Die Ausstellung verteilt sich auf deu Lesesaal und die beiden Hinteren Räume des Kabinetts. Der Astronom Flammarion 1°. Der berühmte französische Astronom Camille Flammarion ist gestern im Alter von 83 Iahren in Paris gestorben. Flammarion war besonders durch seine „Volkstümliche Astronomie" bekannt, ein Werk, das die etwas abstrakte Wissenschaft in weiteren Kreisen populär gemacht hat. Unter seinen rein wissenschaftlichen Arbeiten sind beson ders seine „Beobachtungen über den Pla neten Mars" von dauerndem Wert. Vermischtes ' Das neue russische Urheber recht. Obzwar in Sowjetrußland bekannt lich das Eigentumsrecht offiziell abgeschafft ist, hat die Sowjetregierung sich vor kur zem entschlossen, die literarischen und künst lerischen Eigentumsverhältnisse wenigstens einigermaßen den sonst in der Kuliurwelt üblichen Grundsätzen anzupassen. Das neue russische Urheberrecht, das diese Verhält nisse regelt, erstreckt sich allerdings grund sätzlich nur auf Werke, die in Sowjetrußland erschienen sind oder sich dort in Form von Manuskripten befinden. Werke, die im Aus land erschienen sind, genießen dagegen den Schutz des Urheberrechts nur in dem Um fang, der durch Verträge mit den betreffen den Staaten festgelegt ist. Das Urheberrecht gilt lediglich während einer Frist von 25 Jahren vom Zeitpunkt der Veröffentlichung des Werkes an. Stirbt der Verfasser vor her, so geht es auf seine Erben über, aber nur für höchstens 15 Jahre, falls die Schutz frist von 25 Jahren nicht schon vorher ab gelaufen sein sollte. Auch das Urheberrecht an posthumen Werken geht für die Dauer von gleichfalls höchstens 15 Jahren auf die Erben über. Bedenklich und gefährlich ist die Bestimmung, die die Sowjetregierung ermächtigt, das Urheberrecht an jedem in Sowjetrußland erscheinenden Werk jederzeit gegen eine einseitige von ihr selbst festzu setzende Entschädigung zu enteignen. 'Der Modetanz des kommenden Sommers. Em neuer, selbstverständlich aus Amerika stammender Tanz beginnt so eben, in England populär zu werden. Er hält die Mitte zwischen Fortrott, Troika und Tango und wird in außerordentlich lang samem Tempo getanzt: da er als Sommer tanz gedacht ist, dürfen und sollen die Tän zer sich einer nachlässigen Haltung befleisst- gen. Alle heftigen Bewegungen sind ver pönt. Ts ist kaum zu bezweifeln, daß der neue Tanz, der „Naturmarsch" genannt wird, bald den Weg über den Kanal finden wird, und so dürfen wir der angenehmen Hoffnung leben, daß im kommenden Sommer auch bei uns der „Naturmarsch" Trumpf sein wird. " Der blinde Passagier im Hundezwinger. Eine stete Plage der Eisenbahnbebörden sind jene „blinden Passa giere", die, sei es aus Mangel an Mitteln, sei aus Sport, sich heimlich, ohne Fahrkarte, in einen Eisenbahnzug schmuggeln und dann umsonst durch die weite Welt fahren. An geheimen Orten, im Bremserhäuschen und im Güterwagen, hat inan schon oft derartige Gesellen entdeckt. Einen neuen Unterkunfts ort zum „Schwarzfahren" hatte sich kürz lich em solcher Eisenbahnbummler ausgc- dacht. Er hatte sich in Hamburg in einen Zug crngeschlichcn und war im Hundezwin ger des Gepäckwagens losgefahren, bis ibn in Karlsruhe das Schicksal ereilte. Zufällig hatte der Zwinger keinen vierbeinigen Passagier beherbergt. 'Das Gorillatal in Tangan jika. Zwei Naturforscher, ein englischer und ein amerikanischer, die in der Gegend des Tanganjikasees in Ostafrika nach dem Zwi schenglied der beiden bekannten Gorilla gattungen suchten, entdeckten in der Nähe des Sees Kivu ein Tal, das unter den Eingeborenen als „Gorillatal" belannt ist. Sie fanden dort einen Bestand von Gorillas, der ihre kühnsten Erwartungen überstieg. Die Gorillas terrorisieren die Eingeborenen, indem sie die Ernte zerstören und so Hun gersnot heräufbeschwören. Die Tiere wur den von den Forschern Kivu-Gorillas ge tauft. Ein erlegtes männliches Exemplar maß über 2 Meter bei einem Brnstumfang von 1,80 Meter. Die Quadrattiere sind schlechte Kletterer, da weder Hände noch Füße für diesen Zweck geformt sind. Da gegen haben sie nach den Beobachtungen der Forscher ein eigenartiges Talijjit; sie können sich mit Hilfe von Bambusrohren auf die Bäume schwingen. ' Der österreichische Kaisertep pich nach England verkauft. Lin englischer Teppichhändler bat, nach Presse meldungen, den berühmten Persertepxich der österreichischen Krone, belannt unter dem Namen Kaiserteppich, angekauft. Ucber die Kaufsumme ist nichts Näheres bekannt geworden. Der Mert des Teppichs beträgt aber 100 000 englische Pfund. Der Teppich, der bisher im Schönbrunner Schloß hing, ist in rotem Untergrund gehalten, mit grü nem Rand und weist Zeichnungen von Blumen und Tieren in chinesischer Manier auf. Er stammt vermutlich aus den Jahren um 1556° Nundfunl Leipzlg'Ores-en Sonnabend, deu S. Jnui 1SL5. AirtschaitSrnndsunk: 10,00: Kirtschaftsnachrichtcn: Woll- und Baum, wollpreise. 4M: do.: Landwirtschaftliche, Baumwolle, Te. Visen. 6,00: do.: Dasselbe: Wiederholung. 6,15: do>: Dasselbe: Fortsetzung und Mittet, lung dcS Leipziger MeßamteS für Handel und Industrie. Rundfunk für Unterhaltung uud Belehr«»» 10,15: Was die Zeitung bringt. 12,00: Mitlagsmusik aus der Hupseld-Phonola. 12,55: Naucner Zeitzeichen. 1,00: Börsen- und Pressebericht. 4.30— 6,00: Konzert der HauSkapelle. 6.30— 6,45: Funkbastelstunde. 7,00—7^0: HanS-Bredow-Schule: Englischer Sprachkursus, Frl. Dr. Musold, 14. Lek. tion. 7^)0—8,10: Vortrag: Dr. D. Heinttz vom pho netischen Laboratorium der Universität Hamburg: „Prüfung der Gehörschärfe un. sercr Funkteilnehmer nach Spezialprü- sungsplatten des phonetischen Laborato- riumS der Universität Hamburg." 8,15: Heiterer Abend. Mitmirkende: Reinhold Gerhardt lGeiangs, Karl Keßler sNezitationens und die Rund- funkhauskapelle. Am Grotrian-Steinmeg: Friedbert Sammler. 1. ai I. A. P. Schulz: Liebeszauber: bi Ter Freier: ci Franz Schubert: Die Art, ein Weib zu nehmen (Ncinh. Gerhardts. 2. Fritz Müller: Ter Pips: Das Nachthemd lKarl Keßlers. 3. Heitere Lieder zur Laute iReinh. Ger hardts. W 4. Dr. Allos: Das elektrische Licht: Tic Bil. lardkugek (Karl Keßlers. 5. as Ad. Jensen: Altassynsch (Im schwarzen Walfisch zu Askolons; vs G. Carissimi: Victoria erstanden: ci Fürst Anton Radzi- will: Es war eine Natt' im Kellernest, Lied des Brander, aus „Faust" sNeinh. Gerhardts. 0. Richard Rieß: Uhrenfressendc Säuren u. a. lKarl Keßleri. 7. Heitere Lieder zur Laute (Reinh. Gerhardts. Anschließend letwa 9,45 Uhrs Pressebericht und Hackebeils Sportfunkdienst. Darauf: Tanzmusik von 10,15 bis 11,30 Uhr. ßdiklvlm litt MM MM Sonnabend, den 6. Juni 1925. Sächsische Staatstheater Opernhaus kerxcS l^8s. Außer Anrecht. VB. 106- 203,- BVV. II: 356—430. Schauspielhaus Wie cs euch gefällt <^8s iAnrechtSreihe <4.s VB. 6842—6866,- BVB. I: 856—370: H: 81-85. Neustädter Schauspielhaus Die Löwin und ihr Junges l'üZs. BVB. I: 401—600: II: 110—140: VB. 9561-9M Neues Theater Familie Hanncmann si43s VB. 1201—1400. Nefidenz-Theater Cloclo l!48). Lentral'Theater Girvflö-Girvsla s^-'8s. Königshos-Theater Alltäglich: DaS silberne Kaninchen! Lustspiel in drei Akten von Alsred'Möller. Spielleitung: Adolph Nodeck. Beginn wochentags 8!<i. Sonn- und Feiertags 7N Uhr. . Dämon -es Lebens. Kriminalerzählung von A. O stla n d. »j (Nachdruck verboten.) Daß sie heimkehren mußte, das sah er ein. Sie war minderjährig, und ihr Later hatte ein Recht, ihr zu ge bieten, bei ihm zu bleiben, solange man ihm nicht nach weisen konnte, daß der Aufenthalt in seinem Hause sür das junge Mädchen «ine ernste Gefahr bedeute. Und wie sollte man ihm die» Nachweisen? E» blieb nicht» anderes übrig, als vorsichtig zu sein. . . Herbert von Ramin sah forschend in Edith» liebliches Gesicht. Darinnen stand neben aller Weichheit doch auch ein Zug von Festigkeit und Tapferkeit. Ueberdie» besaß sie einen klaren, scharfen Verstand. Da» waren gute Bundesgenossen. Aber trotz allem war ihm bitter weh ums Herz, al» er ihr nun selbst zuredete, deimzukehren, damit ihre Abwesenheit nicht auffalle. Er bat sie noch, den geladenen Revolver, mit dem ihr Vater sie hatte gut umgehen gelehrt, neben ihr Bett zu legen und die Türe sehr gut zu verschließen. Dann zog er sie noch einmal stürmisch an sich. »Lebe wohl, mein Lieb! Halte dich tapfer! Und morgen, wenn ich irgend kann, komme ich wieder bi» zur Säule. Sei vorsichtig und klug, Edith! Und wenn dir irgend etwa» auffüllt, dann schicke mir Botschaft! Aber nicht zum Onkel, der bestimmt in irgendeiner Beziehung steht zu dieser Fremden, sondern in mein Bureau." Er ließ sie so schwer fort heute. Und sie ging so un- gern. Immer wieder und wieder kehrte sie noch einmal zurück zu ihm; endlich aber riß sie sich doch los. Noch ein letzter Kuß — dann ging sie langsam den schmalen Weg, welcher rund um deu Garten herumführte bis znm vorderen Tore, dahin. Er blickte ihr nach, wie sie all mählich verschwand in der Dunkelheit. Dann wartete er noch, bis er das scharfe Zufällen des Türchens hörte. Edith Dillstädt war daheim. Daheim? Er warf noch einen finstern Blick auf das Haus, welches so unnahbar Lalag inmitten des verwilderten Gartens. Kein Laut drang jetzt heraus; nur ein paar beleuchtete Fenster zeigten an, daß dieses Gebäude be- wohnt sei. Noch eine ganze Weile wartete Herbert von Ramin. Immer hoffte er, einen Schimmer ihrer lieblichen Gestalt zu erhaschen, noch einen Ton ihrer Stimme zu vernehmen. Aber es zeigte sich nichts, und die Stille schien immer lastender zu werden. Da wandte er endlich seine Schritte der Stadt zu, aber je weiter die Entfernung wurde zwischen ihm und dem einsamen Haus, da» sein Liebstes barg, desto schwerer ward ihm ums Herz, desto banger und dunkler erschien ihm bas Leben. Edith Dillstädt hatte das Haus betreten und ging zuerst geradeswegs auf ihr Zimmer. Dieses war von einem der langen, stets finsteren Korridore aus zu be treten. Es war ein großer, sehr Heller Raum, in dem sich da« junge Mädchen alles Mögliche zusammengetragen batte, um ihm den Anstrich einer gewissen Wohnlichkeit zu geben; da standen —noch aus dem Besitze des früheren Hauseigentümers stammend — alte, schöne Mahagoni möbel an den Wänden; da hing in goldenem Nahmen das Bild einer sehr lieblichen jungen Frau, Ediths früh verstorbener Mutter, da hingen Bilder seltsam schöner tropischer Landschaften. Hauptmann Willsladt hatte schon vor sllnsundzwanzig Jahren den Militärdienst in Oester reich quittier» und war dann als Fabrikdirektor in Mexiko tätig gewesen. In späteren Jahren hatte er dann Edith« Mutter, eine Deutsche, geheiratet und war dann, nach dem frühen Tode seiner Frau, nach der alten Heimat zurück gekehrt. Edith hatte keine Ahnung, ob ihr Vater ein Ver mögen besaß oder nicht. Da er aber in anständigen bürger lichen Verhältnissen lebte, war dies wohl anzunehmen. Von seinem Aufenthalt im fernen Westen sprech k«r nie, und Edith selbst hatte nur mehr eine Sunkle Er innerung an die üppige Schönheit de» Lande», in dem sie geboren war. Als kleines Kind war sie mit ihrem Later nach Europa zurückgekehrt. Sie hatten dann sehr ojt ihren Wohnsitz geändert. Meijt war Vies ganz plötzlich und unerwartet ge schehen, und niemals hatte der Vater sich seiner Tochter gegenüber ausgesprochen über die Veranlassungen, dis ihn zwangen, ein so unstetes Wanderleben zu führen. Run aber waren sie schon seit fünf Jahren hier in diesem Hause. Edith hatte angenommen, das; sie da bleiben würden. Die Umgebung, die vollständige Abgeschlossenheit entprach doch vollkommen dem immer verschlossener wer denden Wesen ihre» Vaters. Seltsam, daß sie heute, zum erstenmal seit langem, deutlich die Empfindung hatte: auch hier wird meines Bleibens nicht mehr lange sein! Auch dieses einsame Haus wird sür mich nicht zur dauern den Heimstatt werden! War daran die fremde Frau schuld ? Nahm fchon die Gegenwart dieses seltsamen Wesens ihr den Rest von Hcünatsaefühl, Len sie noch besaß? In tiefes Sinnen verloren stand Edith am Fenster und sah hinaus, hin über die braune Erdfläche, die sich nun endlos in die halbe Dunkelheit hineinzudehnen schien. Da klopfte jemand an ihrer Türe, welche sie, treu Herberts Gebot, hinter sich zugejchlosseu hatte. Ehe sie öffnete, fragte sie halblaut, wer drautzcn sei. Die Stimme ihres Vaters antwortete ihr im Flüstertöne. Da öffnete sie, und rasch, als sei er froh, hereinzu kommen, trat er über die Schwelle. Er selbst drehte schnell Len Schlüssel wieder im Schlöffe herum. Dann stand er eine Sekunde tiesatmend stille. .Edith," sagte er leise und ängstlich, als fürchte er, von Unberufenen gehört zu werden, .Edith, Kind, wo bist du gewesen'? Ich habe zweimal an deiner Türe geköpft. Hast du mich nicht gehört?" Das junge Mädchen entzündete eben die große Hängelampe. Sie antwortete nicht und war froh, als er dies kaum zu beinrrken schien und, sich überstürzend, mciterredete, als Hütte er sie überhaupt gar nicht gefragt. .Ich bin gekommen, weil ich mit dir sprechen muß, Edith. Mir — wir haben seit heute nachmittag eine — eine HasjSZeilvffin." (Fortsetzung folgt.)
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