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Blasewitz, Mittwoch, 28. Februar 1823 85. Jahrgang. Nr. 50 M. S400-. außer Zusirllgrbahe, des den deutschen postaistiatten t ... Für Ml« höherer Gewalt, Krieg, Streiks usw. hat der Dezie-er keinen Anspruch auf Lieferung dqw. Nach- neserung der Zeitung oder auf Nückiahlung des Lesegeldes. Druck: Meinens Landaraf Nachfl., Freital. Sei unverlangt eingesandten Manuskripten Ist Nückporte deizufügen. Aür Anzeigen, w Fernsprecher aufgegederk werden, kann eine Derantwortung Sächsische DlWtllU M (MWWllffk mit Loschwitzer Anzeiger Tageszeitung für das östliche Dresden u. seine Vororte Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Rate, -u Dresden für die Stadtteile Blaservitz, Loschwitz, Weiher Hirsch, Bühlau, Bochuritz und Laubegast (ll. und w. Verwaltungsbezirk) der Gemeinden Wach witz, Viederpoyritz, Hosterwitz, Piünitz, Weihig und Schönfeld, sowie der Amtshauptmannschaften Dresden-V. und Dresden ¬ er « arscheint täglich mit brr Schlag« »Aarar-Warte- und Amts. Kur. und Frembrniist«. Sezugsprch«: Monatlich Anzei-e« «erd« di« s-chpatt«« Pettt-Zetle Mik M. >00.-. berechnet, Reklamen di« 4«spotten«Zeit« mt M. S400-. außer Zustellgebühr, bei d«n deutschen postanstakten M. »400.-. Mnzelverkaussprcis: M. 200. M. «0An»«!-« und Neklame» mit Vlatzvorschriften und schwierigen Satzarten werden mit so Vroeen ' ,w. Nach, «uffchlaa derechnch. Schluß der Anzeiae»«n«ahma vornüttoqs 11 llhr. Für das Erscheinen der «n»ei Druck : Meinens Landaraf Nächst., Dresden- bestimmten Lagen oder Plätzen, sowie für telephonisch« Aufträge wird kchn« Gewähr geleistet. Etwaiger uskripten Ist NüHorto beizufügen. Für «»»eigen, »eiche durch al» als Kassenrabatt und kann vrrwelgert werden, wenn nicht binnen 4 Wochen nach dem Empfang antwortung de», der Nichtigkeit nicht «vernommen werden. Rechnung die Zahlung erfolgt. Sei gerichtlicher Mnzichunq der »nzeigendeträqe fällt der bewilligte Rabatt Generalkontrolle. ass««, 28. Februar. Ai« Kontrolle der «« de» Ginbruchckgediet exportierten Waren sollt« nach dem Liefehl d«r Desatz»»gSb«h-rd« fich nnr auf Kohl« n»d Lebenrrzengniss« der Kohl«, sowie ans metallurgische Waren erstrecken. Trotzdem kontrolliere« di« Fran- tzosen all« Waren, selbst Um-ngLgnt wurde festgehalte«, weil sich dabet «in eiserner Ofen befand. Ai« Maßnahme» stehe« also im krasse« Widersprach« zu d«» »rfprünglicheu Techüfe« d«r srauztzsische« §rld«is««bah». konnnissio«. Dem EisenbahnprL'ibente« i« Esse« ist d«rch ein« Aal« vom 2. §«br«ar mitg«teilt Word««, da- di« auf de« militarisierten Nord—Süd-Strecken besstidliche« Ware« a« di« Empfänger Weiterbeförderi werd«« soll ten. Trotzdem ist bisher ein« Weiterbeför- dernag nicht erfolgt. Die heutige Sitzung der Repko. Paris, 28. Febr. Di« Reparations- kommission wird am heutigen Mittwochna- mittag um 3 Uhr zusammentreten, um die holländischen Delegierten in der Frage der Kohlenlieserungen an Holland, zu denen das Kohlensyndikat vertraglich verpflichtet war, zu hören. Ausdehnung der Besatzung. Koblenz, 87. Febr. Zu dem franzS- sischen Bormarsch gegen Limburg «ird von zuständiger Seite aemeldek vast die Franzose« von Diez a«S znr Bahnlinie zwischen Freienk ' und Bahnhof Lim- bnrg, etwa 600 Meter westlich vom Bahn, Hof Limburg, vorgerückt find. Die Stadt «nd die Bahnhofsanlagen find frei. Da gegen habe« die Franzosen den Ort Kir berg südlich von Limburg besetzt «nd da mit die Strecke Limburg—Fransurt a. M. unter ihre Simtrolle gebracht. Frankfurt, 27. Febr. Die Frank furter Zeitung meldet: Die Franzosen schoben marokkanische Besatzungstruppen in den Flaschenhals zwischen den Brük- kenköpfen Koblenz und Köln bis an die Eisenbahnlinie Hennef—Asbach vor und besetzten die Ortschaften Uckerath und ASbach. Der Bürgermeister von Schwanheim, das hart an der Grenze liegt, wurde auS- gewiesen, weil er -em Befehle der Fran zosen, Wohnungen zu schaffen, nicht nach gekommen ist. Die Ausweisungen. Koblenz, 27. Febr. Bis zum 26. Februar waren aus dem altbefetzten Ge biete 550 Personen von der Rheinland- kommifiio« ausgewiesen worden. Die Essener Schupo aufgelöst. Essen, 27. Febr. General Degoutte Heck ein« Verordnung erlassen, durch die die Schutz polizei in Essen Stadt und Land aufgelöst w'rd. Die Waffen, Dienstpferde und Aus rüstungsgegenstände seien unverzüglich den franzö i chen Militärbehörden auszuhändigen. Die Beamten aller Dienstgrade der aufge lösten Schutzpolizei wrden aus dem besetzten Gebiet ausgcwielen. An ihrer Stelle soll eine Gemejndepolizei von höchstens 600 Mann ge bildet werden, die sich nur aus Einheimischen zusammensetzen darf. Die Aufstellung der Liste dieser Polizei ist von der Zustimmung des kommandierenden Generals abhängig. Die Polizisten dürfen eine blaue oder anders- farbia« Uniform tragen, jedoch kein« grüne. Kein« Antwort ist auch eine Antwort. Offenburg, 27. Febr. Der Oberbür- germeister von Offenburgs hat die vom fron- zösitcken Befehlshaber verlangte Unterstellung der Polizei unter französischen Befehl rund- wrg abgelehnt. Hervorzuheben ist, datz die Verordnung des französischen Kommandanten über die Unterstellung der Polizei unter fran zösischen Befehl, wie in dem Protestschreiben des Oberbürgermeisters betont w'rd, noch nicht einmal in Uebereinstimmung steht mit dem Rheinlandabkommen, das derartige Verord nungen der Interalliierten Kommission vor- behält. Davon abgesehen, bleibt der deutsche Standpunkt, datz das Rheinlandabkommen für die Ginbruchsgebiete keine Geltung habe, bei diesem neuen französischen Uebergrjff je doch unberührt. Jedenfalls zeigt auch dieser Fall, datz die Franzosen sich nicht einmal mehr um den Schein einer Rechtsgrundlage für ihre Mahnastmeu bemühen, sondern einfach nach Willkür und mit Gewalt vorgehen. Auf das Verlangen der französischen Besatzung, mor gen auch di« Gendarmerie dem französischen Befehl zu unterstellen, ist überhaupt keine Antwort erteilt worden. Briganten. Este«. 27. Febr. Folgende schwere Ncber- fälle, die in der Nacht zum Sonntag von französischen Soldaten verübt worden sind, werden erst letzt bekannt: Der Kaufmann W. wurde von vier französischen Soldaten in der Oansastrahe zwischen 12 und 1 Uhr angehalten. Es wurden ihm IWO 000 Mark sowie sämtliche Wertsachen abgenommen. In -en Anlagen am Haumannplatz wurden einem Kaufmann, einem Architekten und einem Schüler von be waffneten Franzosen die Uhren abgenommen. DaS gleiche Schicksal erlitten drei Berglente tn der Nähe -er Zeche .Herkules", als sie von ihrer Arbeit nach Hause gingen. In der Gil- -ehaofftrahe wurden vier Personen angebai- ten, denen die Uhren, Wertsachen und Barschaf ten weggenommen wurden. Dem Bergmann Johann N. wurde in der Hansaftratze seine Uhr nebst Sette genommen. Heinrich O wur de in der gleichen Nacht von sechs Franzosen in der Steeler Strasie anqchalten. Man nahm ibm die Uhr mit Kette und 3000 Mark in bar ab. Weiter wurde Joseph St. in der Sonn tagnacht von fünf französischen Soldaten in der Hansaftrasie angehalten: ihm wurde die Uhr mit goldener Kette abgenommen. Bon gestern liegen neue Nachrichten über Raubüberfälle durch die Besatzuugstrnppen vor. Gestern wurde der 62läbrige-Dreher A. St gegen 11 Uhr abends von vier französischen Soldaten überfallen und feiner Uhr beraubt. Auk seine Hilferufe flüchteten die RSNber, nnd als der Ueberfallene ihnen nachlief, schonen sie auf ibn. In der Bornftrasie wurde der Schnei der August N. von zwei französischen Soldaten mit vorgehaltenen Revolvern anqchalten. Die Franzosen eigneten sich seine Brieftasche mit etwa 100 000 Mk. an. Der Maschinist Peter S. wurde gegen 1014 Uhr abends in der Her- kulesstratze, der Maurerpolier Fritz Sch. um 10k Uhr in der Benthstrasie überfallen und beraubt Ueber alle bis letzt gemeldeten Ueber- fälle sind von der Polizeibehörde Protokolle ausgenommen worden, von denen ein ALdrnck an den kommandierenden General Degoutte gesandt wird. Walter Oehmes Entlarvung. Berlin, 27. Febr. Gegen den in Jour- nalistenkreisen bekannten Korresoondenz-Her- ausgeber Oehme ist von der Berliner vo'i- tischen Polizei auf Grund des 8 92 StGB, eine Untersuchung eingeleitet worden, da Oehme sich im Verdacht be'indet, Nachrich ten, von denen er wutzte, datz ihre Geheim haltung für das Wohl des Reiches erforder lich ist, an das Ausland weitergegeben zu haben. U. a. hat er Ende des vorigen Jah res nach dem Auslande über angebliche Meutereien und Unzufriedenheit in der Reichswehr berichtet, und in den letzten Wo chen Nachrichten wei'ergegeben über angeb liche Meinungsverschied nbei en im Kabine t, durch die di« deutsche Einheitsfront erschüt tert würde. Auch über das angebliche Ein vernehmen zwischen führend?» Persönlichkeiten der Reichswehr und der Leitung der Orgesch sowie über angeblich« Besprechungen ver schiedener Minister bei dem General Seeckt hat er an das Ausland berichtet. Die Ver öffentlichungen der „Roten Fahne" in die ser Angelegenheit, die vom Reichswehr minister im Reichstag dementiert wurden, sind darauf zurückzufübren. Der Ausaang der Untersuchung muh abgewarlet werden. * Walter Oehme wurde nickst erst seit heute oder gestern von den Leuten der P"esse, die tiefer in die Angelegenheiten dos Auswär tigen Amtes zu schauen vermochten, mit sehr misstrauischen Augen beo bachtet. Er stand lange im Verdacht. Spion und Propagandist des Auslandes zu sein. Seine „Deta"-Korresyondwrz bedurfte einer sorgfältigen Durchsiebima auf Zuver lässigkeit der Nachrichten und Sauberkeit der Quellen Politisch war Walter Oehme febr wandelbar gewesen. Als er bei der S.P.D. kein besonderes Glück hatte, ging er zur U.S.P. und stand hier Breitscheid nahe. Trotzdem die Presefachleute, insbesondere die Pressekon'erenz des A. A., Oehme lange durchschaut hatten, vermochte er sich doch beim A. A. und bei Reichskanz'er Wirth stark ins Vertrauen zu setzen. Wenn wir jüngst auf verkappte Büros der französischen Propaganda verwie sen und davor warnten, a'le möglichen Nach richten Mr bare Münze zu nehmen, so ziel ten wir dabei auf Walter Oehme mit ab. Ueber die endliche Entlarvung Oehmes liegt folgender Bericht vor: Berlin, 28. Febr. Die Verlähmungen der Redaktionsangestellten der „Deta" auf dem Berliner Polizeipräsidium dauerten an, Dienstag den gannn Tag an. Soweit sich bisher übersehen lässt, leugnet Oehme nicht die Urheberschaft an einem nach dem Aus lande weitergeleiteten Bericht über angebliche Meutereien innerhalb der Reichswehr. Er hat auch zugegeben, jenen B'richt über an gebliche Beratungen im Reichswehrminrste- rium unter Vorsitz des Generals v. Seeckt sensationeller Aufmachung der „Roten Fah ne" gegeben zu haben. Es steht fernerhin fest, datz Oehme all diese und ähnliche In formationen an ein Nachrichten-Bureau in Scheven in gen weitergegeben hat, welches un ter dem Namen „Transatlantic News Trans mission Agency" firmiert und dessen Leiter ein gewisser Pertins ist. Dieses Nachrichten bureau ist, wie der politischen Polizei bekannt ist, sehr übel beleumundet und scheint Spio- nagezmecken zu d'enen. F rnerhin ist Oehme nachgewiesen, datz er Sitzungsberichte des vorläufigen Rcichswirtschaftsrates an ein Mitglied des Berliner französischen General konsulats verkauft hat. Ueberhaupt wird das Ermittelunasverfahren n>^h Aufklärung über die engen Beziehungen Oehmes zu gewissen französischen und polnischen Persönlichkeiten zu schaffen haben Wichtige Ereignisse. Die französisch« Besatzung wurde oertraaswidrktz. auf den sog. „Fiofchenhai, , d. h. den fchmaieiK! Korridor zwrscher» dem Koble»^«, und Kötueck Brückenkopf ausgedehnt. ' ch Der Journalist Wolter Oehme in Vertin, Her» ausgeber der „Deta"»Korrespondenz, wurde et«! Agent des Auetarrde» entlarvt. > Im Reichstage bezeichnete Gehler di« Hoifomich auf russische Hilfe als rin Hirngespinst. f ch Die Franzosen haben wiedrr Lohngetder unäj sogar Gewerkschaftsmittel in ansehnlicher Höhe be- schlagnahntt. Kalkulationsmoral mit doppeltem Boden. Reichswirtschastsminister ist heute «ich» mehr der Sozialdemokrat Robert Schmidt, sondern der Deutschoolksparteile« Dr. Becker, ein Mann, der von deitz, Linksparteien als Reaktionär verschrien unk» befeindet worden ist. Dr. Becker stand, bevotz er in Reichsdienste berufen wurde, der Haie del s well sehr nahe. Darauf einleitend besonders aufmerksam zu machen, ha ten wich um deswillen für eine Notwendigkeit^ weil vom Hmdel der Ruf nach Preis« b» bau bei rückgängige in Dollarkur ks als Einseitigkeit und als Un kennte nis wirtschaftlicher Zusammenhänge bezeich« net wird. Dem Reichswinschaftsmr.ister Dr. Becker wird man nach seinem Werdegang« und nach seiner Parteistetlung nicht den Vor wurf machen dürfen, er beurteile die Preis gestaltung einseitig vom Verbraucher standpunkte aus, er sei gegen den Handel voreingenommen, oder er kenne die nnrte schajtlichen Zusammenhänge nicht. In der Vorwoche hat Dr. Becker an di« Spitzenvcrbände der Industrie, d'S Handels und des Handwerks ein Rundschreiben erlassen, in welchem er die bezeichneten kreise aufforderte, bei einem Sinken der ausländi schen Werte di« bereits llereingekommeneN Waren dem Tageskurse der ausländ!« scheu Werte anzupassen. Das heiht also: Sinkt der Dollarkurs, dann sind die Waren preise mit ihm parallel zu senken, soweit es sich um Waren handelt, die als Rohstoff, Halb- oder Fertigfabrikat ausländischen Ursprungs sind. Und da die Inlands erzeugnisse dem DoNarstande sich auch an passen, gilt für diese die Aufforderung Dr. Beckers noch viel mehr, als es für Aus landsprodukte bündig ausgesprochen wurde. Es ist peinlich, datz der erste Vertrauens mann des Handels und der Industrie ein« solche Aufforb? ung überhaupt erst ergeh'«« lassen mutz. Wir zweifeln autzerdem an ihrem Erfolge. Di« Spitzen verbände werden nur zu gern auf di« Preisfestsetzungen der Kartelle und Syndikate verweisen, gegen die sie angeblich machtlos sind, und sie werden den Wiederbeschaffungspreis an führen, wenn zwischen den Eyndikatspreisen und den vom Handel bezahlten Preisen sikr Lagerware Differenzen bestehen, die nach Lage der Verhältnisse nur nach oben gehen. Ueber die Psychologie des Wiederbeschafa fungsvreises äutzert sich der Leiter des Han» delsteiles im „B. T.", Dr. Felir Pinner«. ein anerkannter Fachmann, folqendermatzeitt „Wir, die wir die Psychologie des ssW. Wiederbeschaffungsvreises seit längeveR Zeit gründlich studiert haben, wissen, datz er eine Kalkulationsmoral mit doppeltem Boden darstellt. S'eigt der Wiederbeschaf- fungspreis oder steigen selbst nur d« Wiederbeschaffungsprei^e für die Devisen, so werden auch die alten Vorräte soimt auf den neuen Stand bin au f a e»e . ,^»- nel. Sinkt hingegen der B - fungspreis, so gibt man-kurz