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Blascwitz, Dienstag, 23. Januar 1923 88. Jahrgang. . Nr. 1» vormittag«« llhr.-Aktr da« <Zrsch«ii»«n dar Llazriaea am geleistet. Etwaiger lladatt , SächMl DMklWmWWWMk ^,n^re^«nschdch «ntt Vrvad« » LIS« MÜ ^vschwihef Stnr^B» 2«tt«vat.i «I». Vwllch« «rreZitcktnfi^, »ahrM^, "--* ' T-ge-Mn- für da. -WchV^N^Ia. --rark *" °""" DI«s«r vkott «nt»Slt »>« EtUche» Aeitt>nntn,ach„„g,^ de- Rates ,u Dresden für di« StadtteN« «lasewitz, Loschwitz, Weiber Bühlau, Rochwttz unü Laubegaft ^N- und w. v«rwaltung,be,irk) der Gemeinden Wnch. wltz, Riederpoyrih, Hosterwitz, PHlnitz, Weigigund^chonf?id, sowie der Amtshauptmannschasten Dresden-Sl. und Dresden-A. D^,, »»»»<r», ,—... -.. . , . dermdnet, ZstNamen di« «gespaltene Zeil« mit >d sch»t«ri-«n Satzarten werden mit so prazial m Tagen ober Plätzen, sowie str telephonisch« Aufträge vir» kei« Sein Kassenrabatt und kann verweigert «erden, wenn nicht binnen 4 W, Statt Genugtuung neue Brüskierung. Berlin, 22. Januar. Auf den Protest, der bei der französischen Regierung wegen der Tö tung des Sohnes des Lokomotivführers Bkrve in Bochum erhoben worden ist, hat Poincare dem deutschen Geschäftsträger in Paris geant- «ortet: Ich beehre mich, ben EmpsaW Ihres Schrei bens vom 20. d. M. zu bestätigen, das sich auf den Zwischenfall in Bochmn vo» IS. Ja- «war bezog, and dcnatze diese Selegerchstt, am Ihnen ia Erinnerung zu briaqe«, daß ent- sprechend den all-Mnin anerkannten Regeln jede Liaudliinq, die die Sicherheit der auf de» rechten Rh im f r di? i teralll'crte Im?eni?nrbommiss!on begteit-nden Truppe« gefährdet oder f?drr Ver such einer solch?« Gefährdung «achsrchtslos »«terdrLckt «erde« wird. Poincare antwortet auf die deutsche Rote, tn welcher Seauqtaang für vergossenes Vlut gefordert wird, wie etwa «in »Krowattemnacher" (mit welcher Bezeichnung man de« wucherischen Gclddarleiler belegt) einen Nachsicht er flehenden Bittsteller abfertigti Die Bluttat wird gar nicht adqekeugnet oder entschuldigt. Kein P?or1 des Bedauerns! Auch nicht die leiseste Genugtuung! Unrecht wirb sogar in Recht am- zmnobeln versmP, indem Poincare zwischen den 'Zeilen behaupte», die Erschossenen und Verwun deten hatten „die Truppe« gefährdet", eine Hand- kung, die »rücksichtslos unterdrückt- werden müsse also mit Schießprügel und Bajonett. Es muh traurig um den Mut der französischen Truppen bestell sein, wenn sie glauben, gegen deutsche Lieder schon mit der Waffe sich wehren zu müs sen, oder wenn sie sich durch von der Schicht heimkehrend« Arbeiter in 50 Schritt Entfernung »gefährdet" wähnen! Der höhnisch« Ton der Not« Poincares wird gewiß nicht dazu beitragen, die »Sicherheit- der Truppen im Ruhrgebiete zu erhöhen. Sie wird vielmehr di« Erregung der Ruhrbeoölkerung steigern und indirekt Anlaß zu dem «inen öder anderen Zwischenfalle sein, vielleicht aber braucht Poincare solche Zwischen- fälle zur völlig« Verwirklich«- sei« Plwe? Man stiehlt Arbeiterlöhne. Mannheim, 22. Han. AlS die Badische Anilin- und So-afabrtk heute vormittag auf -er Reichsbank in Lud wigshafen 100 Miillonen Lohngelder ab beben ließ und in einem Auto nach der Fabrik bringen wollte, wurde -aS Auto von den Franzosen angehalten und znr Kommandantur gebracht. Die 100 Mil- lionen wudren beschlagnahmt. Alle Ber- Landlungen wegen Freigabe deS Geldes blieben erfolglos. Die Kommandantur beruft sich auf drei neue Verordnungen der Interalliierten RheinlaudSkommis- sion und will erst nachprüfen, ob sie zu dieser Beschlagnahme berechtigt ist oder nicht. * Hier handelt eS sich um die Pfalz, also um alt besetztes Gebiet, wo man die Aus zahlung der Löbne an Arbeiter durch ^Be- schlaanahme" flies Raub) der dafür be stimmten Gelder unmöglich macht. Die Belegschaft der B. A. S. ist in der Mehr zahl kommunistisch orientiert. Ob sie -en Gewaltakt stillschweigend hinnehmen wird, der sie dem Hunger überantwortet, bleibt abznwarten. Den Draht «-geschnitten l Elsen, 22. Januar. Den Weisungen des Re chsooltminmers gemäß weigerten suh von 2f"te an» sämtliche Televkonvermitt- mngsftellen des Rul, .gebiet« Verbindungen, die von der französischen Besatzungbehörde Abbruch des Eisenbahner streiks. Dortmund, 23. Ian. Der Demnten- und Betriebsrat des HauptLabnhofs Dort mund und die beteiligten Gewerkschaften teilen mit: .. In der Angelegenheit des Streikes auf dem hiesigen Hauptbalmbofe fand hier am 22. Ianuar unter dem Vorsitze des Ober bürgermeisters Dr. Gichhoff eine Besorg chung statt, an der die Vertreter der hie sigen Bahnbehörden, der Eilenbahnbeamten nud Eisenbahnarbeiter einerseits und der Besatzungsbebörden andererseits tellnaknnen. Das Ergebnis war, daß der Eisenbahn betrieb am 22. Januar 10 Uhr abends im vollen Umfange unter folgenden Borans- sek im "en wieder ausgenommen werden sollte: 1 Die BesatzungSbebrrbe darf Beamte und Arbeiter der Giseubah« bei Aus, üb««« ihres Dienstes nicht «ebr Verhaf te« laste«, sondern mülle« Differenzen bei dem den Dienststellen vorgesetzte« Amtsvorsteber «nbri«aen, der die Nnter- suchauq in 8e«ei«schaft mit der Arbeiter, «nd Beamte«vertret«ng ««stellt. , L keinerlei Eiiroriffe der Resa*n«g i« den Eisenbahnbetrieb «ud Verzicht a«f Ueberwachvn« der Eileilbahnserusprechs zentrale -vrch frmrrösische Posten. 8. Verzicht der Besah«imsbetzürbe a«s die verlangte Entschuldig«,,« des Dh-nc, balmhofSvvrsleherS bei fra«.,-fischen Offi, zieren. i Freigabe von drei beschlagnahmte« Svllern anl dem chauptbahnüofs. Die Erfüll»«« der verlanote« Voraus setzungen würbe nach «ierllündiaen V-r, handknngen «on den Nesa^unasbebSrd-u restlos zngefichert. Der Eisenbahnbetrieb nmrde nm zehn Nbr abends l« vollem Umfange wieder ausgenommen. Münster und Osnabrück bedroht? . Düsseldorf, 23. Ian. Im Varste der gestrige« Tages sind erhebliche Derstä'Hm- gen der französische« B^atzung im Rudr- oebiede eingetroffen. Weitere Transporte sind im Anrollen. Die neu« französisch- Truppenbewegung hängt vermutlich nut einem Befehle zusammen. den sicherem Vor nehmen nach das französische Oberkommando in Düsseldorf von dem französischen Krieas- mmister erhalten hat, und der die Aus dehnung der Besetzung bis zur Linie Löhne —Osnabrück anordnet. Damit würde der französische Generasttab di« wichtigste deut sche Verbindung mit Rolland in die .band b-konnnen. Mit der Besetzung der Stadt Münster ist, falls «in« solche neue Auord- mmg des französischen Krieasministe^rums durchgeführt wird, in den nächsten Tagen zu rechnen. . r Deutsche Neststenz. Varis, 23. Ian. Zn der gestrigen Sit zung des deutsch-frmnö'i'chen Schiedsger-'chts- Hofes, der nach Abschnitt X des Fr-eden s- verttages von Versailles eingesetzt ist. war der deutsch« Vertreter nicht er- schienen. Die französische Regierung hat bestimmt, daß die deutsch« Negierung inner halb eines Monats «inen neuen Vertreter in diese» Schiedsgericht zu entsenden habe, and-rn falls an die Stelle des deutschen ein zweiter neutraler Vertreter in das Schieds- Brüsieler deutsch-belgischen Sch-edrqericht sein Amt niedergelegt: em ähnlicher Schritt wie der der französischen Regierung dürfte daher Die FleischvorrSte beschlagnahmt. Recklinghausen. 23. Januar. Wir erfahren soeben, daß die französischen Trup pen m Recklinghausen die gesamten Flerschbe- stände des städtischen Schlachthauses beschlag, nahmt haben. Die Stadt ist vollkommen ohne Fleisch. Die Bürgerschaft und die Ge werkschaften werden heute nachmittag zulam- mentreten. um über die einaetrrtene Lage zu beraten. Das Gemeindeeigentum wird beraubt Derllu, 22. Januar. Aus Wiesbaden wird gemeldet, daß die französisch« Besatzungsbehörde bi« sämtlichen Einnahmen aus den Gemettrde- wastnmgen der im besetzten Gebiete gelegenen Tounnswälder beschlagnahmt hat. In de« Wal- düngen muhten sämtliche Holzschlagardeiten sofort eingestellt werden. Ferner wurde der Abbaus-- oort der bereits auf den Versteigerung«« durch die Landbewohner gekauften «rd schon bezahl- ten Holzmengm gesperrt. Sie wollen Geld ? Essen, 23. Januar. General Degoutte hat am Montag folgenden Tagesbefehl an die deutschen Finanzämter, Hauvtzollämter, Zollämter und Zollkassen des neubesetzten Ge bietes bekannt gegeben: „Betreff«»- Sohlenstener: Das Haupt» Zollamt in Noch«« ist z«m La»-esfi«a»z- amt erhöbe« n«d -ie Fi»««zkasse i« Bochum zur Obersi»a«zr«ffe. Der Ge, schaslSberekch für beib« Strecke« erstreckt sich bis z« be» Grenze« beS besetzte« Westfalens." Es w'rd von französischer Seite schon leit einigen Tagen versucht, in irgendeiner Form die dcutl hen Zoll- und Steuereinnahmen für französisch« Zwicke nutzbar zu machen. Auf dienern Weg ist nun General Degoutte sogar dazu gekommen, ein deutsches Hauvtzollarnt zum Landerkinanzamt avancieren zu lallen. Er w'rd damit aber wenig Glück haben, denn es hat sich bisher ««zeigt, daß ebenso wie alle anderen Verwaltungen auch die Fjnanz- und Zollämter sich an die französischen Be fehle wenig kehren, und daß sie nach w'e vor nur den deutschen Befehlen Folge leisten. Außerdem ist so cnrch schon eine Bekannt- machung des Reichsksnanzministeriums «schie nen. daß alle Zölle und Steuern nur an solche Lallen gezahlt «erden dürfen, von denen feststeht, daß sie da, Gest» bestimmt nicht an die französische Besatzung absiefern. Es wirb sich deshalb wahrscheinlich, fo nimmt man in den ne „besetzten Gebieten an. die Sage so entv-ckel». daß alle in Betracht kom menden Stellen di« Steuern nur nach an das unbesetzt« Gebiet befahlen, fodaß bier, innerhalb des besetzte« G Nietes die Zoll- und Steuerkassen sich sehr ball» geleert haben werde«. Der Boykott. Berlin, 22. Ian. Wi« da» ».Achtuhr- Abendblatt" mitteilt, haben sich die Ber- lkner Fremden Pensionen dem Beschluß der Berliner Hotels angeschlossen, keine Belgier und Franzose» mehr ankzunchmen. Auch an den Berliner Hochschulen hat unter der Studentenschaft ein« Beweaung mit dem Ziele eingesetzt, keine französischen und bei- gischen Hörer mehr zuzulasfe«. Vbgelehnter Empfang. Düsseldorf, 23. Ian. Der Betriebs- rat der Thnssenllchen Werke, einschließlich der Syndikalisten, ist gestern erneut in Düs seldorf vorstellig geworden, um von De goutte di« sofortige Freilassung Fritz Thys sens -» erlangen. Nachdem Degoutte ab- «kchnt hatte, sie r» empfangen, ist eine Be- Wichtigst« Ereignifi«. Di« Antwort Poiucare» «s di« beulsckp Role weg«« der Blutoyfer tm Rnhrgebiel« läßt jede Genugtuung vermisse«. V Der Eisenbatzuerstrrtd in Dortmund wurde ob- gebwchen. Die Sranzosrn erlitten badet tzm Riederlog«. Weil«« Tntppenausammlimge, lassen Mün ster und Osnabrück gefährdet erscheinen. v Mussolini schlägt ein Weltschtedsgericht sü, die ReDprattonsfrage vor. * - 4 Arbeiter vnd Angestellte aller RichtwW« find zu einer Etnheitsfrvnt-«sannnengeschöwl-e«. Di« Bergarbeiter einer gwßen Anzahl Zechen sind tm Ausstand«. Die kvhlenschifsahrl sttll. - ' »uw Schein und Abficht. Das Gude der vorigen Woche sah auf dem Gebiet der französischen Gewaltanwen dung einen traurigen Höhepunkt. Da Zwang, der bis dahin im großen «ab ganzen nur auf Sachen und Einrichtungen zerstörend gewirkt hatte, wandt« sich jetzt unmittelbar gegen die Personen, und zwar mit de« rohesten Mitteln. So hemmungslos vnd dabei planlos war das Wüte« der Militärmacht, daß der Ein druck nicht altzuwehren ist: die bewaffneten Vollstrecker der Pariser Befehle hatten „die Nerven verloren". Sie hotten aus Vank- autvs Paviergeldsummen, deren Wert, t« fremder Valuta gerechnet, lächerlich war, störten ohne jedes Ergebnis den Bahnver kehr, verhafteten blind darauflos, erbit terten die bis,jetzt so besonnene Arbeiter schaft in solchem Maß, daß Tags darauf die Generäl« sich veranlaßt sahen, die Ar beiterführer zu umschmeicheln. Di« Dienste, di« man von Paris aus von ihnen verlangt, können den Truppen^ührern weder Freude noch Ehre bringen. Und man be greift die (in ihren Aeuherungen gleichwohl unentschuldbar«) Gereiztheit dieser Offiziere, wenn man bedenkt, welchen un ausführbaren Auftrag sie Hecken: den Schein einer Absicht zu wahren, die, wie jeder weiß, gar nicht die Absicht der französischen Regierung ist. Die wirklichen Ziel« Frankreichs sind i» Bericht des Senators Dariae mit alkr Offenheit bmannt worden. Frankreich will die westdeutschen Industriellen zwingen, mit ihm Verträge zu schließen, die zum Erz bi« Kohle bringen und damit den Besitzern d«s Erzes die Industrien Europas auslrefer«. Das Mittel des Zwanges ist die Drohung Deutschlands Wirtschaft sonst planmäßig » zerrütten — mit einem Heer im Ruhm gebiet sei man in der Lage dazu. Wünscht aber Frankreich, feinen großen wirtschastsimperiMtrschen Zielen zuzustreben, so braucht es dreierlei dazu: Zeit, Ruh« rmd erträgliche rechtsvolitisä^ V.-rhSItnisfe. Nichts von all dem ist zu erreichen, solang« der gegenwärtige Zustand dauert. Frank reich bedarf der Legitimierung seiner Gewalt, um für die Ausbeutung industrieller Mög lichststen Zeit und Rüb« zu gewinnen. Daß ihm tatsächlich daran liegt, erkennt man ans seiner erbitterten Anstrengung, den Schein zu wahren, als ob es ihm um „Repara tionen" ginge. Läge ihm daran nicht, fg, hott« es sich die Verhaftungen und manche andere, sein Heer erniedrigende Gewalttat sparen können. Es soll eben die Reparationskom mission dazu helfen, aus dem rechtlos« Zustand herauszukommen, «nd zwar soll di« Fälligkeit der deutschen Fstüfhimderb «vLtonwschnl» dth Handhabe d«W