Volltext Seite (XML)
SäcbUchc dep» Fach- Blasewitz, Freilaa, 24. November 1922 84. Jahrgang Nr. 273 ß L g»gsar»Iaae» -emeltzet. - ttft« Ml» schwierig« Satzart« werd« mit so »armlttagS tt tlhr. Für bas Erfchetnea der Strip über Vie «glaubüch arrogewte, mchr mzuckwi löse als stzgeniöje Rede der Eroberer» Remr Der „Grohherzog" la Lausanne. Skgn« Muftolmj, d« sei» Mrhtdia« dM aL—^e»L . - - --- li»» Der neue Kalif. ParsS, 22. November. Nach einer HavaS«!.!- bnng verlautet au- Konftantinnvel. Satz »ämt- liibe Mitalteber der Dynastie OSmm» «nd die bervorraaeudften Persönlichkeit« von Konstan- tinapel sich gestern »um Dokma vogdscha Palast begeben haben wo der neue Kalif Abdnl Medichid residiert, um ihm die Glückwünsche -arzubring«. In einer BerSsfentlichnng inrd vom neuen Kalifen al- von seiner vohe't ge- irrochen. während der Titel Kaiserliche Majc- bet sortaefaklen ist. E» sollen 15 Mitglieder der Nationalversammlung vo« Angora zur Etn- ^tzung»,ere«onte etntressen. bet der die hetligen ^ek»<,«ten de» Propheten der Obhut de» neuen Kalkfe, ttvergeben wrden. Die Zeremonie ist ans Freitag festgesetzt worden. Sie s'ndet tm SeraN statt. »uschttesteNd wsr» in »er in Lausanne abgekühit sei« »erden. Dem, Mufioltni, der sch» in seiner Haltung -ege», über Deutsch-Tsrol zeigte, datz er einen Rück fall in jenen Geist bedeutet, der vor vjest Jahren die Wett beherrschte und über dar man jetzt nach und nach hinaus zu gelang«! hoffte, — Mussolini lieh die Gelegenheit nicht vorbeigeben, zu beweisen, dah er auch bezüglich des Reparationsprodlemr noch ein mal von vorne anzufangen gedenkt, dah « wohl Minute ist und ob er sich n Stillen nach den Heerlagern und De lungstrsbünen seiner leichter zu lenkend zisten sehnen mag, wissen wir nicht, sicher 5t, das diejenigen Deutschen. 1 Auftreten des neuen starsten Mannes wir uns allmählich zu entfernen hofft«. E» ist für einen Mann, der vor seinem Regie« runqsantritt so tönende Red« führte^ türlich notwendig, möglichst bald einige fei« ner Versprechungen zu verwirklich«. Zu dies« Versprechung« gehörte bekanntlich di« konsequente und unerschütterliche Wahrung der heiligen Rechte Italiens. Diele heilige« Rechte find zum gut« Teil auch im Fri« densvertrag und sein« Ergäinungsabkommen mthatt« »der werd« mindestens »sn shuen tangiert. Und so muh Mussolini eb« von den FriedensvertrSg« M reden anfangen, und, obwohl es sich in Lausanne um nichts anderes als um die Orientfraie hwrdelt, plötzlich auch alle möglichen ander« Ding» in die Debatte werfen, darunter selbstver ständlich auch das Nepa-ationsprobk«. Gs itt kejcht, auf djeie Wei'« der sogenannt« ..Mittelpunkt" einer Konferenz zu »erd«. Wer alle Bräuche über den Hanf« wirft und sich nicht scheut, eine Zetttang rückllchts- los jedermann vor den Konf p> stoben, ist selbstverständlich ein Mittelpuakt, und es trägt sich nur. wie lange es dauern «ird^ bis er sich mit solchem Gelmben überall u» möglich qemeubt hab« wird. Bei MuF> lini hat dieser Prozeh ziemlich ra^h ssegon»«, schon während seiner erst«,« Red«, in der « lang« und gefühlvoll über Italiens grohe Opfer im Kriege sprach» verbarg PoincarS nicht sein Mihbebag« und Lord Curzon schnitt den y^delluh schllehllch mit der Be merkung ab, man sei ja nicht hierb« go- komm«, um sich über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft zu unterhalten. Und dre^e Ungeduld und Zirrü^vei mg wo» alber Wahrscheinlichkeit nach erst ein Vor läufer für noch peinlichere Din*»e. Denn Mussolini scheint «ttckllos en, auch das Ro> parationsproblem in Lausanne auf» Tapet zu bring«: und zwar keineswegs im Sinn« einer Revi'ion zum Gut«, sondern im Geist« , i«es dumm«, blind« Egoismus, der nun schon von jahrelanger Entwicklung so deut lich wie nur möglich w verlegt werden ist. » ' Was Mussolini wün'cht, K « ne de« italimisck« Anteil» an den R—amP Erscheint täglich mit der Sellag« ^lgrar-Dw»" «» Fr«n N.1S0.-. au?er Aisl«aqebühr» bei »« »«-ssch«' Für Fäll« bäh««' Savatt, «tzetA mr ttvu» » d-Hx°0---k»«-Mim,«ZA-. «AL -» »« Lausanne. Entspann««- in de« «erhanblnn-enst Paris, 23. Nov. Po ine ar» erstat tete gestern dem Minifterrat über die Unterredung, die er in Laulmm« mit Mu so- llni und Lord Curzon geführt hat, Bericht. Nach hier eintreffenden Meldung« aus Lau sanne glaubt inan an eine allgemeine Ent spannung sn den Verhandlungen mit der Türkei. mit Lord Curzon und Musfolini gehabt hat. Don unterrichteter Sekt« verlautet, dah Voincar« von Mussolini gegenüber Deutschland wichtige Zugeständnisse erhalten habe. Mussolini hält das Dor- gehen Frankreichs geg«üb?r Deutschland für durchaus berech'igt und steht auf dem Stand punkt, dah auch der sehr gefährliche Einfluh Ruhlands auf Deutsch'and «ergi ch bTkämoft werd« müsse. Sämtliche Verträge zwi'ch« Frankreich und Italien sollen in kürzester Frist umsormuliert werd«. Frankreich will« Italien grohe Zugeständnis« in sinMu'eller und wirtschaftlicher Hinsicht machen. Ita- Verkt«, 2». Nov. Dte Berliner Presse nimmt heute noch einmal durchgängig Stm- l«>» «r offizielle« NeßiermiOltwernochwe Eauv». Do» .Merl. Tgbl. steht sei»« Setzern gcäuhert« Bedenke« teilweise beseitigt »nd drückt dte Erwartung a«S, dass da« Miuitze- riu« seine SestaU al» AederMuESkadiuett nicht »erwisch« «nd »atz die einer stabil« Mehrheit entsprechende Umbildung tm Reiche erhalt« werde. Da» Schicksal de» neu« biuett» hänge vo« der Negieru»g»«rktär«»g ab. In der Ernennung Dr. Oeser» »um Mi nister de» Jn»e« steht da» Blatt ein« grv- b« BorteU für da» Kabinett Lxua. — De: deutschuationale »Tag" nimmt an. dass die Re gte««» sehr bald mit der Sozialdemokratie in Konflikt komm« dürft«. Da» Blatt er wartet, dab st« «r» der dann gefchafsex« Lag« die Folgerung in der Richtung zieht, dost ste ihre Unterstützung bet de« Deutsch«ational« sucht. — Der „vorwärts" wendet sich wieder scharf gegen die alt« neu« Männer «nd er alanbt, alle Veranlassung zu hab«, eine Schwenkung der WirtschafiSpaNtik ,« befürch ten. Er warnt davor und sagt, dah die Re gierung am Widerstand« der Arbeiterschaft scheite« werde, weu» ste nicht alle Mittel ra Bewegung setze, um wieder zu stabil« Ver hältnissen zu gelang«. Die erste Drohung des „Temps" -eg« Cum». Part», 23. Nov. Der „TempS" mmutt dagegen Stallung, dass dte Alliiert« Deutsch land einen Finanzs<mie««g»plan voriegen wollen. DaS Blatt meint, dab e» Deutsch land» Sache sei, ein« solch« Plan aus^nar» beiten und von der Entente prüf« zu »ass«. Wenn die neue deutsche Regienmg finauzirve Vorschläge habe, f» solle ste diese vorleg«, tm ander« Falle würden sich die Alliiert« dann ei»z«ln bezahlt mach«, und zwar würde Frankreich sich zu diesem Zwecke an di« Reich» istnrer halt«, die e» 1« sein« Händen dar oder doch »um mindest« in Reichweite habe. Pari», 22. Nov. „Ere Nouvelle" schreibt zur Regierung Cuno: Wir hab« eine Re gierung vor «n», die trotz ihrer «ationai'tzt- sch« Tendenzen die wirkliche deutsche Mei- nung nicht besser repräsentiert, al» die Regie rungen mit sozialistischer T«de«z. Da» Ganze btetbt «nbefriedigend. — Der »Popu- latre" vertrltt d« Standpunkt, dah der fran zbssfche nationale Block indirekt an der Bil dung de» Ministerium» Cuno »itgearbrite« habe, setzt aber sei er beunruhigt, denn er wisse, dass die politisch« Freund« vo« StinneS viel weniger geneigt sei«, al» alle ander«, dte leer« Lass« Frankreich» mit Goldmark zu füll«. habe», mit Frankreich eine MiN- tärkonvention elozngehe«, dje in einigen Punkten mit der belgisch-französischen Militärkonventron Aehnijchkeit haben soll. Die thrazische« Grenzen. La» könne, 22. Nov. Dje erste jtzsm- mjs.jon erürte heute die Frage der thrazischen Grenz«. Ismet Pascha forde te die Grenze von 1913 und eine Volks abstimmung für Ostthrazi«. Veni- zelo» verlangte di« Grenze von 1915. Nintschitlch wandte sich an den Geist d« Dersölmlichkeit und wünchte, dah die Grenze an der Mariha. gezogen werde unter Entmllj- tarisierung einer bestimmte« Zo». Er be kämpfte die Volksabstimmung. Duca- Rimiänien »mterstützte die Anregmrge» des serbischen Ministers. London. 22. Nov. Einer Vlättermei- dung aus Kairo znfolqe wird dort offiziös mitgetelli, dah Frankreich beschloss«» habe, Nordsprie« r» behalten und es d« Kemakisten «icht aöMttetea. «»» Offizieller Regierungsantritt Cunos Der „Vorwärts" warnt vor einer Schwenkung der Wirtschaftspolitik. Clemenceau wirbt «m Amerika. Neupork, 22. November. (Durch Fmrksprnch.) Fu «einer gestern abend gehaltenen Rede erklärte Llemevcea«. er fei hierher gekamm«. «m hier dte Freundschaft Amerika» für Frankreich M er halten. Clemenceau fuhr fort: Ich glaube, bah wir eiu Recht auf Garantien hab«, die eine wet- tere Invasion verhüten. Wissen Sie, daß die Deutschen Kanon« z« Hundert« bauen? Ha ben Sie vergess«, wa» die Preussen r^ch F«a getan hab«? ES ist °nS eine gnte Grenze ga rantiert worb«; wir hab« sie nicht brlormn« Llond George sagte z« mir: Venn Sie ans den Rbein Verzicht« wollen, so »erd« «ch Ihnen andere Garantien schaff«. Ich verirn-che Ibn«, dass ich bel Wilk« mein Beste» tuu wiü. »» die» «ch v« ihm »« erreiche». Wilson sagte lehr verständig: Ich will de« meine Zu stimmuug geb«, aber die Angelegenheit unter» liegt natürlich der Genehmigung durch den Kongress. Indessen bedeutete di« Tatsache, dah die vereinigten Staat« der Ansicht Will«» sich nicht «geschlossen haben, nicht, dass da» Ver sprech« nicht bätte gehalten zu werden brauch«, und glaub« Sie, dah wir, weil unsere Alliier, t« ihr versprechen nicht gehalten hab«, wirk lich weg geh« und «tere Grenz« osstn lass«? Nein, nein, die Hauptsache ist für jetzt, ob Ame rika e« in irgendeiner Weise übernehm« könnte seine Aussprache mkt England und Frankrekch zu erneue«, und zwar nicht, etwa, um irgend etwa» zu verkp^-ch«. wa» Amerika in Zukunft zu irarnd etwa» verpflicht« würde, wa» e» wäh rend de» Kriege» nicht getan hätte. Nach -cm HavaSbericht trat Elem«ce»n be sonder« der Behauptung entaeq«, Frankreich sei militärisch »nd imperialistisch. Dabei sei e» seit M«kchengedenk« zweimal überfall« wor den Warum werde von den Amerikanern Deutschland nicht ak» militaristisch behandelt? Er komme nt<b* uw D-u»r-bs«d Neble» naek>- znsag« er wolle Frankreich verteidig«. ES gäbe keine Meinuua-versch'ede-bei!« »wisch« d« Frau»-l« nutz d« Deutsch«. Die Mei, umwtzuersch'edeuheit« bestünden »wisch« de« D« s<ss« und der Übri-« Welt! Der Vossen- stissstand babe automatisch geschlossen werden m«ss«. gl« Deutschland die 1» Avnkte de» Prä sident« W'kson annabm. da diese die Kriegs ziele der Alliierten, d. b. sowohl der Amerikaner wie die Franzos« dargestellt hätten. Aber wenn d'e Franzos« gewusst häit«. ' dah vier Jabre später die versprochen« Garantien noch immer nicht Vorhand« sein würden wär« fie bi- nach versin marschiert. Die Amer-kcmer hätten ihr«- Garant'« gesund« st, der Ausgabe de» «aNsch-sap-nitch« Bündnisse». England die se'n« in der Zerstörung der deutsch« Flotte Warum sollt« die Fr-nzos« nicht auch ihre Garantien erb-lten? Ma« besitz- Beweise, dass Deutschland ein« ««« RcwmchekrKiz «cr»e» rette. Wie könnt« die Amerikaner diese oste», kundige Tatsache übersehen. Pir da« tplch« Orrrde» » stS» Mas«« Blatt «NtzM dl« amNich«« B«k<mntmach»mg«» d«« »al«« w Vw«d«« für dt« Stadtt«U« Vlaftwttz, Loschwttz, w«tt« tztZK. »»Va«, «ochwltz «ad Laab«gast gl. ««» «. »«naaMavd^ird) d«r B«««v»«« wo witz, »iederpoyritz, Hofterwttz, Pillnitz, writzig «nd Sch»«f«l», sowi« der »»1»ha«pt»«««schaf1«, Dre*»«»«. «ad Dr«»d«n Regierungserklärung erst am Freitag Die Uebergabe der Geschäfte Da» «eve Mvcksterstm vollstSntzig. Berit«, 2». Nov. Geste« nachmittag »m S Uhr sand eine gemeinsame Sitzung de» al te« «nd de» «en« Kabinett» statt, t« der Dr. Wirth seine Abschiedsansprache i» Namen de» scheidend« Kabinett» hielt «nd dre Ge schäfte dem ««« Reichskanzler übergab. Im Anschluss a« dte gemeinsame Sitzung tagte da» neue Kabinett. Dr. Oeser (Dem.s hat tu- zwtfch« feine Bereitwilligkeit zur Uebe«ah»e de» Ret«h»1nn«minsterinm» erklärt und ist zum Reichs»iuifter de» F««e« er»a««t wor den, währ«- zum Re1chS»i»ifter -e» A«S» wärtig« der bt»herige Gesandte tu Lopen- v. Rosenberg e«aunt worden ist, -er noch am Mittwoch Abend t« Berlin eintraf. Da» «e«e Mi«isteri«» fetzt sich nunmehr wie folg» w«: Cuno, Reichskanzler; D^ H«t»z», Vizekanzler und Snsttzmir-tste: c^otlspartei); v. Rofe«berg, Auswärtige» Amt; Dr. Oeser, Innere» (Demokrat; Dr. Herme», Finanzen (Zentrums; Dr. Vek- k er-Hess«, Wirtschaft kB olkSpa riest, Dr. Braun», Arbeit (Zentrum); Müller- Bonn, Ernährung (Zentrum); Groeuer, Verkehr; StiegI, Poft (Bayr. volkSpartei): Dr. Albert, Schatzministerium: Dr. Geh- l e r, Reichswehr (Demokrat); Hamm, Staat»' sekretär der Reichskanzlei (Demokrat); D.'. Brandt, Staatssekretär de» WtrtschastS- Ministerium» (Demokrat). Die Regier«»sserkla««g wird sich im all- gemein« auf die letzte Note an die Repko aufbau«. Die Abgabe der RegterungSerk ä- rung erfolgt am Freitag nachmittag. Der NeichStagSpräsident hat den Abgeordnet« von dieser Absicht der Regierung telegraphisch Mit teilung mach« lass«. In der Donnerstag- Plenarsitzung de» Reichstage» werd« -te Be ratung« über die Geschäftsordnung wetter geführt werd«. Der Chef der Reichskanzlei, Staatssekretär Dr. Hemmer und der Ches der Pressestelle, Ministerialdirektor OSkar Müller, haben ihre Aemter dem «en« NeichLpräsidertt« -er seinem Amtsantritte zur Verfügung gesellt Dr. Cuno hat nach einer Aussprache unter Anerkennung der -argelegt« Grüude die Ge suche um Enthebung von ihr« Aemter« an- genommen. Zum Chef -er ReichSkavzle' ist der frühere daurische StaatSmtutster und ReichStagSabg. Dr. Namm i« Aussicht ge nommen. Ueber die Vesetzu«g de» Post«» de» Ches» der Presseabteilung Ist eine Ent scheidung «och «icht getrost«.