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Nr. sol. Tiglithe Unterhaltungsbeiltggn den ~Nkuefteu Nachrichten«. Yas Find der Tänzerin. Roman aus dem amerikanischen Leben von Joseph Treumann. ) —lf , Macht-met verboten-) (7. Fortsetzung-J Wiederum vernahm er Fnßtritte hinter sich oder war es nur das Echo seiner eigenen Tritte? Jndem er sich umwandte, litt sein Fuß auf einem gefrorenen Salztiimpel aus, und ehe erl Ich wieder völlig erhoben hatte, trat eine menschliche Gestalt aus: dem Schatten des verfallenen Schuppens hervor und versperrte ihm den Weg. »Halt!« rief ihm der Fremde mit leiser Stimme zu. Da das Licht hier ziemlich günstig war und die Entfernung zwischen ihm nnd dem Anderen nur einige Fuß betrug, so ver mochte Robert das Gesicht seines Berfolgers deutlich zu sehen- Mit größter Bestiirzung erkannte er die Züge, die der Schimm hnt nur hally verhüllte; er trat einen Schritt zurück. »Um Gotteswilleu —l« rief er aus. Allein er vermochte den Satz nicht zu vollenden; ein Blitz, ein Knall, Robert Greylock stürzte nieder und siel mit dem Gesicht ans die Erde. Lauter ertönte der Wellenfchlag des Meeres an dem Strande; lauter stöhnte der Wind über die Salzwiesen. Die Lichter in der Ban von Greylock Woods waren insgesammt erloschen; sämmtliche Mitglieder der Familie hatten sich zur Ruhe begeben, der Bollmond ertämpfte einen Sieg über die Wolkenmassen. Er Lschien nun hell und glänzend auf die ichweigende Landschaft hinab. Er schien hernieder auf den schmalen Fußpfad, anf die Marfchen, auf die alten Salzgrnben und auf Robert Greylock, der todt auf dem gefrorenen Grunde im Schatten eines· verfallenen Schuppen-Z lag. 6. CapiteL Mord oder Selbstmords Jke Poole stand im Morgensonnenscheine am Fenster seine-Z Wirthszimmers und blickte auf die langweilige Hauptstraße von Blackport hinaus. Plötzlich rollte eine prächtige Kutsche am Gast hose vorüber, ein farbiger Kutscher in Livree saß auf dem Bock; nnd ein bleicher, eleganter Herr, in kostbare Pelze eingehiillt, ruhte aus den üppigen Polstern. Beim Anblick dieses Mannes dämmerte ein Gedanke in Jkes Geist auf. »Meiner Treu, Macht« rief er, »Roberi Greylock ist gestern nicht mehr zurück gekommen-« «Hast Du dies jetzt erst wahrgenommen, Vater? Was frage ich aber auch, Du warst ja gestern Abend, als Du in Dein Zimmer l)jnaustaumeltest, so schwer im Kopfe, daß Du nicht mußtest, wer im Hause war oder wer nicht« ’ «Jch gestehe, ich habe meine Schwächen, Mercy«, sagte der alte Jke kleinlaut; ~allein Du, meine eigene Tochter, solltest nicht o hart gegen mich sein« Es freut mich herzlich, daß Robert in eines Vaters Haus ein Unterkommen gefunden hat« Dort fährt er Alte hin, stolz wie ein Lord und steif wie eine Tonne. Die Leute von Blackfiott konnten izn nie leiden und werden es auch nie. Nun, es it zut, daß er ch doch endlich mit seinem Sohne auggesöhnt hat« unge Leute sehen nicht mit den Augen der Alten, und was mich anbelangt, so sage ich rund heraus, daß jeder junge Mann in diesem freien Lande das Recht hat, sich nach eigenem Geschmack ein Weib zu wählen-« - Werth verließ ihre Olckserz sie trat zu ihrem Vater heran nnd blickte über sei-e Schulter der duvontollenden Eqnipage nach. 30. October. »Ja«, sagte sie, »sie müssen sich ausgesöhnt haben, sonst wäre er schon lange wieder hier gewesen.« »Hast Du gestern Nacht auf ihn gewartet, Mereh?« »Ich habe auf ihn gewartet-« -,,Dn hast große Stücke auf Robert gehalten und er auf Dich«, sagte Jke; »ich hoffe, er wird sein Weib und sein Kind nach den Woods kommen lassen und diese einsame Gegend etwas lbebendigfr machen; er versteht es ja, Geld unter die Leute zu ringen.« Das dunkle Gesicht des Mädchens wurde aschgrau. »Du sprichst thöricht!« rief sie, indem sie von ihrem Vater wegtrat Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Natürlich wird er sein Weib und sein Kind hierher bringen, warum nicht? Meinst Du, daß mir etwas daran gelegen sei? Jch hätte indessen nicht ge dacht, daß es so kommen würde; ich hätte nicht geglaubt, daß sein Vater so schnell bereit gewesen wäre, ihm zu vergeben; man hält den Alten für einen hartherzigen Mann.« ~Deiner Rede nach sollte man meinen, daß es Dir leid wäre, daß das Herz des Alten sich von den Bitten des Sohnes er weichen ließ.« Mercys Wangen särbten sich mit tiefer Röthe; sie legte ihre Hand auf seine Schulter und sagte: »Ich glaube an die Aus söbnung nicht recht, denn hätte er seinen Sohn wieder in Gnaden aufgenommen, so hätte er ihn diesen Morgen mit aussahren lassen; er hätte dadurch am besten den Leuten von Blackport zeigen können, daß die Versöhnung ztvischen Vater und Kind voll ständig sei.« -»Das ist wahr«, gab der alte Jke nachdenklich zu; »wenn nur nicht etwas schief gegangen istl Wie, wenn Robert gestern Nacht hierher gekommen wäre, das Hans verschlossen gefunden hat und sich anderswo einquartiert hätte?« Mercy wandte sich um und kehrte zu ihrer Arbeit am Schenk tisch zurück. Die Beiden waren an diesem Morgen allein. Der große Ofen glühte wie gewöhnlich, und das helle Sonnenlicht spielte auf dem sauberen Fußboden. Wo Merch Poole schaltete und walten-, pflegte die äußerste Reinlichkeit zu herrschen. »Was Deine Bemerkung betrifft, so muß ich sagen, daß das Haus gestern Nacht garnicht verschlossen war- JFh blieb auf und wartete auf Robert Greylockz ich kann darauf schwören, daß er nicht hierher kam, ich habe die ganze Nacht kein Auge zugethan.« Jke Poole war von Natur nicht sehr klug, das viele Trinken hatte seinen Verstand nicht geschärft; allein es lag etwas in dem Tone seiner Tochter, was ihm auffiel. ~Meiner Treul« rief er, »das war recht freundlich gegen Robert, Du mußt ihn sehr in Dein Herz geschlossen haben; aber er ist ja jetzt doch für Dich verloren. Wie kommt es, Merch, daß Du nicht daran denkst, Dich zu verheirathen? Jch wollte, Du brächtest mir einen Mann hierher, um mir bei der Führung des Gasthoses an die Hand zu gehen. So viele junge Burschen von Blackport, die als Gäste hier verkehren, haben nur Augen für Dich; wähle Dir doch einen davon aus. Du bist hübsch und klug; ein Mädchen wie Du wird doch keine alte Jungfer werden wolleni« Merch unterbrach ihren Vater mit kurzem höhnischen Lächeln. ~Laß die Burschen von Blackport hierher kommen und Augen machen, so viel sie wollen, Vater; ich wünsche ihnen viel Ver gnügen dazu. Bevor Du mich verheirathet siehst, werden Schiffe über die Salzwiesen segeln, und Du wirst aufgehört haben, mit Deinen alten Cumpanen Grog zu trinken. Jch bin die Einzige, die Dir je bei der Besorgnng des Gasthofes an die Hand gehen wird. H·eiratl)en? Sprich nicht wieder über diesen Gegenstand mit mir.