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Blasewitz, MUwoch, 20. Juni 182Ä 85. Jahrgang. ^Lr. 141 »latt enthätt »le amtliche« Vetmimtmachrrnge« des Siatss -« Dresden fiir die Sic. ^ile . ,4. Weiber Hirsch, Bühlau, «schwitz und Laudegast (L und M. Verwaltungsbezirk) . Gemeinden Wa<b. ^^?^wEtz, Lolch tze v^^PMnitz, Weihig und Schönfeld, sowie der Amtshauptnrannschaften Dresden-«, und Dresden-A. Witz, -iiederpoyrry, Egau^«4^uck<r«i »nd s«e<—-a-ftatt Hamm« Nn« » ««, vees--»««ft»ch. - S»aM»Mchr «»««» «ar»,, vre-be». _ —,, und «mtl Sur« und AremNnW«. v«»»g^r<tt: MonaMch Suretß«, «n« n« s-espatt«a« peitt-AKle »tt M. »0.-. berechnet, Ktklamea dl« 4aestz»st«,« Jett» mit Erscheint tägsich^mit^ter^Lbsilage d«itschen pofianfiatte« M. «aoo.^-.^ ckinzeivrrtan^^ett: M.^rso. M.Wvo.«n»»tG«n und ZteNamen mit plaftvo^christen und schwierigen Satzarten werben mit « Vrczent hgr Anzeigen-AiWL^M» vvrmMogß ühr, Aür Hous Erscheinen der An-e!q<n ÜN «« aber Plätze«, sowie stzr telephonische Aufträge wird keine Gewähr geleistet. Etwaiger rabatt und kann verweigert werden, wenn nicht binnen 4 Wochen nach den, Smpsmiq der lahluug ersoigt. Bei gerichtlicher dinjiehung brr An»etgenbeträg« fäll» der bewilligt« Ilaba i fort. Das Hinauffchnellen -er Tarife. Verdreifachung der Eisenbahn- fahrpreise. Berlin, IS. Juni. I« Ser hentigei» Sitzuug -eS stSn-ige« Ausschnffes -es Reichseise»b«h«rats sprach fich -ie Mehr« heit -es Ausschusses für -ie »»« -er Ver waltung »ergesehene Erhöhung -er Stt» tertartsr «« 280 x (also auf -as Drei einhalbfaches aus. Eine Erhjshuug -er Personcntarife zum 1. Juli -s. As. um SW X für -ie I. und S. Klaffe «n- um 200 X für »ie S. und 4. Klaffe salfo auf das Dreifaches wurde mit beträchtlicher Ttimmeumehrheit angenommen. Die Entschei-nng -es ReichSverkehrsmiuisters steht noch aus. Einigung über die Veamtengehiilter. Berlin. IS. Juni. Die Berhandlnngen der Spittenorqanisatione« über die tzdrhöhnng der Bezüge der ve««te» »»d -l«gestellte» habe» am Die»St«g abe»d « ei»er Si«ig»an geführt. Der re»er»»gSz»schlaa wird aus ««0 Sr»ze»t ab 1«. Juni erhöht. Die Fr»»e»z«, läge betrüat künstia «4 MO Mark. Die Besät« zuuaszulaae ist für alle Ortsklasse» gleichwühig a»f SS VOS Mark seftgefetzt. Die Nuszahl»»» der Bezüge so« mit aröhtmöalichster Beschle», »igunn erfolge». Die A»fbesfer»»a betrügt 102.« Praze»«. Die Löhne der Reichrarbetter. Berlin. 19. Juns. Die gestrigen Ver- handlunoen im Reichsfinanzministerium mit den Spitzenorganisationen der Reichsarbeiter haben in später Nachtstunde zu einer Eini gung geführt. In der Ortsklasse 4 fol> der Stundenlohn ohne Ortszulage für den Hand- werter 4500 Mark, für den ungelernten Ar beiter 4272 Mark 00m 15. d. M an be- tragen. Die erhöhten Beträge für die lau fende Woche kommen am Freitag zur Aus zahlung. Der Höchstsatz für die Ortszulage beträgt künftig 58 v. H. Im einzelnen er geben sich einer Korrespondenz zufolge durch die neue Lohnregelung folgende Grundstun- denlöhne: Gruppe 1: 4890. Gruppe 2: 4680, Gruppe 3: 4560, Gruppe 4: 4440, Gruppe 5: 4368, Gruppe 6: 4320, Gruppe 7: 4272, für die weiblichen Arbeitnehmer Gruppe 1: 3171, Gruppe 2: 3051. Gruppe 3: 2991 Mark. Hierzu trft^ da in die Ortslohnzulage; die Frauen- und Kinderbeihilfe beträgt je 300 Mark je Stunde. Iunistaffel der Berliner Metall arbeiter. Berlin, 20. Juni. In den Verhand lungen zwischm einer Kommission des Ver bandes der Berliner Metallindustrie!!«» und des Deutschen Metallarbeiterverbandes ist es vorbehaltlich der Zustimmung der beider seitigen Verbände zu folgender Lohnrege lung gekommen: Die Stundenlöhne werden in der 1. Klaffe in der ersten Juniwoche auf 3100 Mark, in der zweiten auf 4000 Mark, in der dritten auf 5500 Mark imd in der vierten Woche auf 6500 Mark er höht. Der Grohhandelslndex. Berlin, 20. Juni- Infolge des neuen Marksturzes hat sich das Niveau der Groß handelspreise nach den Berechnungen des Statistischen Reichsaintes vom 12 393fachen des Vorkriegsstandes am 5. Juni auf das 17496fache oder «m 41L v. H. am 15. Juni g^Wsbien. Zwei geschickt gelegte Leimruten. Paris, 19. Juni. Die englische Regw- rung hat. wie verlautet, in Paris und Brüh fel zu verstehen gegeben^daß es ihr angenehm wäre, noch vor dem zu Mittwoch einberufrnen Kabinettsrate in den Besitz der Anttoorten auf ihre Fragebogen zu gelcmgen. Es ver lautet weiter, daß Frankreich und Belgien beschlossen haben, die englischen Fragen einst weilen in London mündlich beantworten zu lassen, da ein gemeinsamer Schritt erst nach der Lösung der belgischen Kabinettskrise mög- ffch wäre. Die Iournäe I Industrielle glaubt die mündliche Beantwo. ing des englischen Fragebogens für heute antündigen zu können. Paris. 19. Juni. Die Morgenblätter berichten: In amtlichen Kreisen Englands. Belgiens und Frankreichs werde von Aer Besserung der Lage gesprochen. Die Ant worten Belgiens und Frankreichs seien ein Beweis, daß die beiden Länder zum Ent gegenkommen bereit sind. Die französisch belgische Antwort über den passiven Wider stand soll dahin lauten, dab die französische Besetzung unsichtbar gemacht werden würde, falls di« Neichsregjerung die Verordnungen zur Organisation des Widerstandes zurück- Keht. Einzelne Blätter erklärten, das fran zösische Entgegenkommen in dieser Formel sei gröber, als es nach außen hin erscheine. Frank reich fordere nur Zurückziehung der Regie rungsverordnung, lasse es aber dahingestellt, vb die Ruhrbevölkerung dann wirklich ge horche und den Widerstand aufgebe. Frank reich sei allo indirekt bereit, einen spontanen Widerstand zu respektieren und trotzdem in Verhandlungen über die Unsichtbarmachung der Be-atzung einzutreten. * Uns dünkt, der Wunsch, die Regierung möge alle den passiven Widerstand betreffen den Verordnungen zurückziehen und das Ver sprechen, die Besatzung hierauf „unsichtbar" zu ma.hen, sind zwei sehr geschickt angelegte Leimruten. Fragt sich nur, ob wir fo ein fältig sind, oa'aufzukriechen. organisierten Arbeiter, Angestellte und Bo omten von Groß-Dortmund eine Kundgebung erlassen, in der sie den Eisenbahnern ihre tatkräftigst« Hilfe und brüderliche Unter- stützung -ukichern. ihre Teilnahme an dem beNagenrwerten Schicksal der Eisenbahner aussprechen und Mr Ruhe und Besonnenheit mahnen. Paris, 19. Juni. Gestern hatte bereits der „Temps" die Frage besprochen, ob durch die Militarisierung der Eisenbahn Essen-Dort- mund die Ernährung der Bevölkerung des Ruhrgebietes gefährdet erscheine. Heute er örtert in einem offenbar inspirierten aus Dortmund datierten Artikel die Agence H<p vas dieselbe Frage. Es heißt darin, daß die Bevölkerung des Ruhrgebiets befürchte, die Besetzung der Linie Essen-Dortmund wür de ernste Schwierjgckeiten für die Lebensmittel versorgung nach sich riehen. Da die deut schen Eisenbahner bis jetzt di« Arbeit unter der Regie ablehnten, müßten nun auch nach Dortmund die Lebensmittel in Laftkraft wagen Mgesffhrt werden. Diese» Aushjlfs- mtttel werde oder wegen des Materialmangels bald versagen. Enteignung von Privateigentum. Essen. 19. Juni. Nach einer in Essen veröffentlichten Verordnung des Generals Degoutt« können Berg- und Hüttenwerke, wenn sie die von den Framosen geforderten Gegenstände nicht liefern, in Besitz genom men und entweder von der französischen Be satzungbehörde direkt betrieben oder Kon zessionen für den Betrieb vergeben werden. Auf Verweigerung der Lieferung stehen Ge fängnisstrafen bis zu 15 Jahren und Geld strafen bis zu 150 Millionen Mark. Per- sonen, die gegen die von den Fran-ofen in Besitz genommenen Werve Sabotageakte ver üben, werden nach der Verordnung mit dem Dode bestraft. Das Wüten gegen die Eisenbahner. Fra»ks»rt, 19. Juni. 3m Gebiet von Ober- unö Nteberlahnstein wurden gestern 21 Eisen bahner znm grüßten Teil mit Familien ausge wiesen. Sie dursten nur Kleider und Leibwäsche mttnehmen. Aus Worms wurden 148 Eisen bahner ausgewiesen. Wettere 150 werden aus Bingerbrück erwartet. Bingerbrück soll von deutschen Eisenbahnern bereits fast völlig ent blößt sein. Münster, 19. Juni. Aus einer Ueberfichi über die bis zum 17. -. Mts. besetzten Zechen beS Ruhrgebietes ergibt sich, das; von den bis zum genannten Tag« besetzten 65 Schachtanlagcn 9 wieder geräumt wurden. Amerika rind die Finanzen Europa». Washington, 19. Juni. Der ameri kanische Schatzsekretär Mellon wird sich am Sonnabend nach England cinschiffen, um mit Baldwin über die Finanzlage Europas zu konferieren. Geddes, -er bri tische Botschafter in Washiirgton, hat am heutigen Dienstag ein Zusatzprotokoll zum englisch-amerikanischen Abkommen über die britischen Kriegsschulden unter zeichnet. UeberrafchendL Veflernnq des Mark kurses in New-York. Neuyork, 20. Juni. An der gestrigen Börse trat eine überraschende Besserung des Mark kurses ein. Die Schlußnotierung der Mark ent spricht einem Dollarkurs von 122 187 Mk. gegen 158 416 Mk. am Vortage. Acht Fragen. Elberfeld. 20. Juni. Augenblicklich beraten maßgebende Persönlichkeiten, Arbeit geber uüe Arbeitnehmer aus dem Ruhrgebiet über ein Gutachten, das der Reichsregierung in der Frage des ralliven Widerstandes über reicht werden soll. Dieses Gutachten umfaßt 1. Aufgabe der Regie. 2. Rückkehr der Aus- gewie>enen. 3. Entlassung der Ejngekerker- ten. 4. Verzicht auf alle Zwangsmaßnahmen. 5. Beseitigung der Absverrunqs- und Kon- trollmaßuahmen. 5. Wiederherstellung des Telephon- und Tesegraphcnverkehrs. 7. Ent schädigungen für Verletzungen und Tötungen durch das französische Militär. 8. Entschädi gung für weggenommeue Privatproduktion. Das Gutachten soll am Mittwoch der Reichs regierung übermittelt werden. Die Verkekrslage im Ruhrgebiet. Münster, 19. Juni. Der Bahnhof Gel lenkirchen-Schalke ist von den Fra izosen wie der geräumt worden. Der Verkehr auf der Strecke Gelsenkirchen-Bismarck nach Karnap ist wieder aufgenommen worden. Ebenso sind dje Bahnhöfe Gengern und Obergengern von den Franzosen wieder freigegeben. Von dem gleichfalls geräumten Bahnhofe Gom mern haben die Franzosen sämtliche Schlüssel zu den Gebäuden mitgenommen. Dortmund 19. Juni. Zur Lahm legung des Eisenbahnverkehrs du«h di« Be- .sämtlicher Bahnhöfe und Eisenbahn- werfftätten und zur französischen Drohung, alle Eisenbahner auszuweisen, wenn sie in ALM nicht gewillt seien, für die französisch- belgische Regierung pi arbeiten, haben die Wichtige Ereignisse. Die Gehälter »er Reich«- unh Staatsbeamte» werden um 102,6 Prozent erhöht. Auch »he» die Löhn« der Staatsarbeiter ist eine Eingang erzielt. * i Vom 1. Juli ab verdreisachen sicki die Koste» einer Eisenbnhnsahrt in der 8. und 4 Wage«, klasse. Der preußische Minister des Innern, Deve- rina, beschuldigte im Preußischen Landtage di« Nationalsozialisten des V-rrats von Schlaget«* und eines Menchelrnordplanes gegen Severins selb». * Im Mtt^ner HochverratSprozeß bcanlrogte der Staatsanwalt sttr den Haupianaeklagte« Fuchs lebenslänglich? Zuchthausstras.' Baissespiel, Terror un5 Ber« schleppungstaktik Herr Poincars und seine Generale möch ten einen vollen Sieg erring«, den Wider stand des Ruhrgebietes und des Rlxinlackdes brechen, beoor diplomatische Verhandlungen beginnen. Um in beschleunigtem Tempo an das Ziel zu gelangen, wenden sie zwei Mo- thoden an, die beide gleich „ehrbar" sind. Sie lassen durch ihre für solche Ruhmestat« geeigneten Offiziere immer mehr Kaffen schränke öffnen, und gewiß ist gute Beförde rung dein-enigon sicher, der am meisten zu- sammenraubt. Ihre Prokouutzl erpress« un ter dem Vorwande, die Städte für irgend eine Sabotage zu straf«, immer höhere Sum men, und ihre dienstwilligen Richter erlegen den Angeklagt« Milliardcnbußen auf. Man ergreift und beschuldigt mit deutlicher Vor liebe Personen, die man für zahlungsfähig hält. Es kann nicht bezweifelt werden, daß man das zusammengerasft; Geld auf die Märkte wirft, um ganz snste:natisch und von Tag zu Tag die Mark weiter herunterzu- bringen. Es ist ganz klar, daß man die ge stohlenen und erpreßt« Scheine nicht etwa aufspeichert, sondern für ein organisiertes BaissespieI verwendet und so die Unter- stützung der Ruhrkäinpfer erschwer«, die Teuerung fortwährend steige«, Unruh« und Panik erzeug« will. Früher wurden ans er beuteten Metallen Geschütze gegosßn, jetzt bat man entdeckt, daß auch aus gestohlenem Papiergeld «ine Waffe fabriziert werd« kann. Von der zweiten Methode, di« in der fortschreitend«, planmäßig« Entwickelung des Terrors besteht, werden — trotz all« Enttäuschungen — gleichfalls noch günstige Resultate erhofft, Di« Menßhon im Meinlande und im Rul>rg«bi«t leid« ira» menlos, aber man kann sie nicht so leicht zu Fall bringen, wie die Mark. Diele aus- harrende, mutige Bevölkerung hat, wi« zahl reiche Aeuherung« beweis«!, den lebhaft« Wunsch, daß nicht ortsfremde Helfer, sei « auch in treffsichrer Absicht, sich mit «rner u» praktischen Sabotage befa's« möchten, die jedesmal neue Bedrückungen, neue Verhaf tungen und neu« Er"reffung« ermöglicht und darum das Herz des französisch« Komb Mandant«, in dessen Bez'rk sie sich ereignet, außerordentlich erfreut. Es muß den Ruhp- leuten überlassen bleibon, ihre Mittel selber zu wählen, und die nationalistischen Mittet pflegen mehr schädlich als nützlich zu sein. Ein Strahlenschem dürfte das Antlitz des Herrn Poincarö übergläntt hab«, als er am Telepbonapparat die Kunde von der Mordnacht in Dortmund erhielt. So stand, zwar nicht am Telephon, aber am Fenster des Louvre, Charles IV., als der Lärm der Bartholomäusnacht zu ihm drang. Damals sagte in Angers, wo man, wie überall, ein Massaker veranstaltet und dann dir reichsten Bürger festgenommen hatte, ein H-inan^ch. verständiger zu dem Letter der Operativ^