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85. Jahrgang Blasewitz, Montag, 8. Januar 1923 4<r. 6 Erscheint täglich mit der Vellage .Agrar-Warte" und Amts. Kur. und Fremdenllste. Vezuqckprel«: Monatlich An, eigen werden die «gespalten« peiiE-ZeilemItM werde» rntt "v-r--nt M. 820.-. außer Zuflellqedtlhe, bei den deutschen poflanflalten M. 820.-. «nzeiversaufäpreis: M. 40.-. M. 130.-. Anzeige« «,» mttpia^sch^n Für Fälle höherer Gewalt, Krieg, Stteltt usw. hat der Vezieher leinen Anspruch auf Lieserunq bezv. Nach. Ausschlag berechnet. «chk-ß der «uze wird f«in«Ge»ähr a eiltet, «twa-qs^adatt lleferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Leseqrides. Druck : Siemens Landgraf Nachfl., Dresden, bestimmten Tagen »der Plätzen, sowie für telephonisch« Aoflra-e .. . Wochen nach dem Snu-lana d« Frei «al. Sei unverlangt eingesandtea Manuslriptra ist Rückporto beizufügen. Für Anzeigen, welche durch gilt als Kassenrabatt und kann verw^A weAn, »>«m , endekräq« fällt der bewMqkRa^tt <rrL Fernsprecher aufgegeben werden, kann eine Verantwortung dez. der Richtigkeit nicht übernommen werden. Rechnung bi« Zahlung erfolgt. Set genchttlcher Anziehung oer az g SäöbUtbe MWWmMWllffk mit Loschwiher Anzeiger » Tageszeitung für das östliche Dresden u. seine Vororte Dieses «kalt entlfStt die amtlichen Bekanntmachungen des Bäte» -n Dresden für die Stavne^e Vlasewitz. Loschwitz, Weitzer Hirsch, Vühlau, Rochwitz und Laubegaft (L und w. ^^al^ngsder!rk)derG witz, Niederpoyritz, Hofterwitz, Pillnitz, Weitzig und Schönfeld, sowie der «mtshauptmannschaften Dresden ^r. uns ore»^ n. Verlas: cssdgau Suchdruckerei und Vertagsanfialt Hermann Seyer » La, DresOen-Slasewch. — Vera»t»arttlchr ck»»«» Werner Dreedrn. Vor unerwarteten Ereignissen? Parts, 7. Januar. Die Reparations kommission wünscht dem Quay d'Orsay gegenüber, zu bekunden und ihre Absicht oarzutun, gerecht und korrekt zu verfah ren. Man darf aus ihrem Beschlüsse ab leiten, daß auch in der Angelegenheit des Moratoriums und auch in de» Frage der vom Reichskanzler Cuno auf Grund sei ner ersten Verhandlung mit den deutschen Industriellen vorgeschlagenen Pfänder die Vertreter der deutschen Regierung ge hört werden. Das Blatt hält es siir möglich, dah die Unabhängigkeit -er Ne- parationskommission ebenfo günstige wie unerwartete Ergebnisse zeitigen werde. Deutschland wird gehört. Paris, 6. Januar. Ueber die heutige Sitzung der RcparationSkommifsion wur de folgender amtlicher Bericht veröffent licht: Die RcparatiouSkvmmisfio« trat «» 10 Uhr morgens unter de« Vorsitz »ou Louis Barthon zusammen, um in die Prüfung ernes Schreibens deS fran zösischen Delegierte« einzutreteu. das die Feststellung einer Verfehlung Deutschlands bei de« a» Frankreich im Jahre 1922 bewirkten Sohlenlieferun gen dnrch die Kommission auf Grund des Paragraphen 17 Anhang 2 des Ber failler Vertrages fordert. Da die deut sche Regierung die Bitte ausgesprochen hatte, dah man sie über diese Frage au- bören möge, beschloss die Reparations kommission, die Vertreter der deutschen Regierung am Montag, den 8. Iauuar, nm 8 Uhr nachmittags anznhören. Vradbury sprach in der heutigen Sitz ung einige Worte. Er empfahl, den Friedensvertrag zu beachten und die Rechte und Machtbefugnisse -er Repara tionskommission vollständig aufrecht zu erhalten. Dem TempS zufolge würde sich die Reparationskommission bereits Mon tag abend oder Dienstag morgen über den französischen Vorschlag, eine »Verfeh lung" Deutschlands festzustellen, schlüssig werden. Nach Paris unterwegs. Berlin, 7. Ian. Die drei Sachver ständigen, die von der ReparationSkom- mission in -er Anaelegenheit der angeb lichen deutschen Verfehlungen bei den Sohlenliefernngen gehört werden sollen, sind nach Paris abgereist. Die Lntschlutzfreiheit. Paris, 6. Januar. Der „Temps" veröffent. licht die folgend« offiziöse Note: .Man hat zahlreich« Informationen über di« Massnahmen verbreitet, die di« französisch« Negierung gegen über dem Deutschen Reiche zu treffen gedenkt, und ebenso über die Zeit, die für diese Maß. nahmen gewählt werden soll. Wir glauben, daß alle diese Angaben auf Hypothesen beruhen. Die französische Regierung hat über ihr« Ab- sichten den Alliierten Mitteilung gemacht, aber sie glaubt, daß es nicht angebracht ist, Beftä- tigunaen oder Dementis zu veröffentlichen. Die französische Regierung wird sich bestimmt ihre Entschluksre.heit hinsichtlich des Pwgramms und des Zeitpunktes seiner Durchführung Vorbehalten." Ganz ähnlich klang die Mitteilung der Re gierung nach den Indiskretionen über die be kannte geheime Beratung im Elaste. Die Me thoden des Ministerpräsidenten Poincare blei ben sich immer gleich. Inzwischen wird in po litischen Kreisen weiter über die Frag« herum geraten, ob irgendeine Aktion bereits in den nächsten Tagen oder «rst nach dem IS. Januar erfolgen fotz. Etwas Bestimmtes lasst ßchMch» sagen, da j«de Auskunft verweigert wird. Ls herrsäst aber die Ansicht vor, >oß Poincare zunächst endgültig« Aeußerungrn aus Brüssel und Rom erwartet. Keine technische Besatzung. Paris, 7. Jan. „Ere Novelle" teilt mit: Die vor einigen Tagen verkündete Absicht der sogenannten technischen Be setzung soll wegen materieller Schwierig keiten als erledigt gelten. Die „materiellen" Schwierigkeiten, von denen hier die Rede ist, durften wohl in der Aussicht auf eine Arbeitseinstellung der Bergarbeiter und Grubcnbcnmten im Falle einer „technischen Besetzung" ihre Ursache haben. DaS Eisen scheint für Poincare denn doch zu heiß zu sein. Wer's glaubt—! Paris, 8. Januar. Aus HelsinqfvrS wird gemeldet: Nach einem Moskauer Bericht« hat die Sowjetregierung beschlossen, für den Fall der Richrkiesetzunq alle Staatsangehörigen der LnteMe, Francs««, Engländer, Serben, Ru mänen und Polen, die sich in Rußland auf- halten, zu oechasten und in Konzentrations lagern unterzubringen. Berlin. 8. Januar. Wie die Telegraphen- Union erfährt, liegt an hiesiger zuständiger Stell« non dem über Paris aus Helssngsors gemeldeten angeblichen Beschluß der Sowjet- reqierung, di« Angehörigen der Ententestaatcn im Falle einer Ruhrbesetzung zu internieren, bisher kein« Bestätigung vor. Wir registrieren beide Meldungen lediglich nm der Information unserer Leser willen, weil wir eS für ausgeschlossen halten, dah Sowjet ruhland, welches gegen Deutschland durchaus keine übermäßig „freundliche" «Besinnungen hegt, ssch auf einmal in der angegebenen Weise für Deutschland inS Zeug legen sollte. Die In ternierung, von der die Rede ist. wäre ein der art starker Akt der Feindseligkeit, daß er zu schwersten Verwickelungen führen würde. So dumm halten wir Rußlands Regierung nicht, daß sie um Deutschlands willen sich die Finger verbrennt, zumal Deutschland ja den Damm darsiellt gegen die Ausbreitung deS Bolschewis mus über den Kontinent. ES müßte sedoch un seres Erachtens festgesiellt werden, von welcher Stelle auS derartige Nachrichten verbreitet wer den und welchem Zweck sie dienen sollen. Die Haltung der 2. Internationale. Köln, 7. Januar. DaS Internationale so zialistische Zehnerkomitee hielt am Freitag nnd Sonnabend in Köln swie schon kurz gemeldet) Beratungen ab. Eine Entschließung betont die britische Regierung eine endgültig« Erklckung üd«r di« dMche Politik abgebea. Di« drill- sch« Mißbilligung des Einmarsches ins Ruhr, gebiet und tue Entwertung des Franken muß ten «In Zögern b«i Frankreich Hervorrufen. Die Schwierigkeit, die zäh« westfälische Bevölkerung zu zwing««, sei ein weiterer Laktzrr, der er wogen werden müsse. Also doch! Paris, 7. Januar. Ueber -en Ver- lauf deS gestrigen MinisterratS wird in offiziell mitgeteilt: Nach längere Er- örterung, in deren Verlauf die Absicht eines sofortigen Vorgehen- geäußert worden ist, hat sich der Ministerrat auf Vorschlag PoincareS auf -en Standpunkt gestellt, daß dte Negierung, bevor sie die Zwangsmaßnahmen durchführe, abwarten wolle, bis die RcparationSkommifsion »iederh.lt« Verfehlungen DeutschlarrdS scstgcstellt habe. Am nächsten Dienstag soll ein neuer Ministerrat abgehalten werden. — Poincare scheinen demnach einige Bedenklichkeiten gegen die robuste Manier, mit denen er bisher die Rubr- besetznnq androhte, aukaetaucht zu sein. Er scheint zu begreifen, dass seine eigene Ansicht über Deutschlands an gebliche Verfehlungen keine RechtSsätze sind für Zwangsmaßnahmen. Die Lohnforderungen der Bergarbeiter. Berlin, 8. Ian. Zu der Mitteilung des Reichsarbeitsminssteriums über das Nechtulstandekommen des Schiedsspruchs in den Verhandlungen über die Bergarbeiter- löhne erfährt die T.-U., dah der Einigungs vorschlag der Unparteiischen eine Lohn-» erhöhung von nmd 37 Prozent, das ist 600 Mark bis zum 15. Januar und 1100 Mark nach dem 15. Ianuar, dazu eine Er- Höhung des Kindergeldes imd des Haus standgeldes von je 100 Mark auf je 150 Mark pro Schicht vorsah, außerdem eine stark« Beteiligung der Arbeiter an den Er trägen der Leistungssteigerung. Die Ab lehnung der Arbeitgeber erfolgte wegen der Unmöglichkeit der Deckung. Di« Arbeitneh mer sehnten wegen ungenügender Höh« ab. Die Verhandlungen werden Montag auf Einladung des Reichsarbeitsministeriums wieder ausgenommen. Notwendigkeit, so rasch wfe möglich der militfi rischen Besetzung der Rheinland« ein Ende zu machen und protestiert mit aller Kraft ^egen die Politik, die unter dem Vorwande der Vsand- nabme gewaltsame Maßnahmen qeaen Deutsch land, insbesondere die militärisch« Besetzung deS NuhrgebieteS befürchte« läßt und fordert die sozialistischen Parteien auf, dies« Po litik mit Entschlossenheit »«bekämpfen. In einer öffentlichen Versammlung am Sonnabend abend teilte Alexander Vracke sFrankretch) mit, daß am gleichen Abend in Paris. Lille und ande ren Städten große öffentliche Versammlungen, die vom Allgemeinen MewerkschaftSbnnd nnd der Sozialistischen Partei organisiert seien, geaen die militärische Okkupation und die eventuelle Be setzung des NuhrgebieteS nachdrücklichst prote stieren würben. Dsimr Law lehnt ab. LoUdou. 8. Januar. Reuter berichM, Bo- nar Law hab« beschlossen, den britischen Kabi nettsrat nicht «inzuberuf«, fall» nicht -ander« Entwicklungen in der internationale» Lag« ei»- träten. D«r Prrmiermtnsstrr Zupri, 1 ab^ iwr die genaue Art der unabhängige»! AssOon^ssenne» zu lernen, dte Frankreich tzn .Rvhraed^e.Veoss» gwischenfvll in Lausanne. Lausanne, 8. Ian. Auf der Konkrenz von Lausanne kam es am Sonnabend zu einer Sensation in der Unterkommsssion für die Minderheiten. Die italienischen und eng lischen Delegierten hatten über bi« Armenier- frage gesprochen und sich für die Errichtung einer nationalen Heimstätte für die Armenier erklärt. Als auch der französische Btttreter das Wort zu dieser Angelegenheit ergreifen wollte, erhob sich Riza Nuri Bei und er- klärte, die Armenierfrage sei bereits durch die Türken gelöst, und wenn noch weiter darüber gesprochen werde, so würden die Türken den Saal verlassen. Dagegen pro testierten di« Vertreter der Grossmächte. Als aber der französische Delegierte dennoch das Wort ergriff.gerhoben sich di« türkischen Abgeordnete« 7und verliehen demonstrativ dm Saak. Konfe«^tt>essen herrM Wichtige Ereignisse. Di« Reparationskommisfion hat beschlos sen. Deutschland wegen der Kohleirlieferu«- gen anzuhören. Die deutsch« Delegation -t bereit» »ach Paris unterwegs. * Auf Amerika dürfen kein« aUptgrohn, Hoffnungen gesetzt werden, weil Amerika die Initiativ« Frankreich zuschiebt. Die in Köln zufammengetretenen Ver treter der 2. International« Haden sich scharf gegen die von Frankreich geplante» Gmvatt» mahnahmen ausgesprochen. * Die Dmiamitardm, welche in Hali« a. S. mehre« Anschläge «isgesührt haben, sind ermittelt und verhaftet. ck Iss den Verhandlungen über dte Loh» forderen gen der Bergarbeiter scheint dm tote Punkt überwunden zu sein. Noch offene Frag««. Die Politik des französischen MmffstrWck sidenten Poincarö bat gesiegt, di« Pariser Konteren» ist ausesnandergeganaen. onm Dr der Reparationssrage «jn« neue RegeftMO »tz schaffen zu haben- Er tritt alio vom I. Januar, nach Ablauf des Deutschland st» August gewährten Moratoriums. »stdE der sogenannt« Londoner Zahlungsplan in Kran, der von Deutschland alljährlich «ei Milliarden Goldmark firer Rat« und ejns variable Rate von 26 Prozent der deutschen Ausfuhr fordert. Die erst« Teilauot« diel« Jahresrate wäre am 15. Januar zu entrichten, und uoar in Höhe von 500 GoldmiMonen. Die Beratungen in Varis hatten den Zwecks anstelle diestr bei Ablauf des Moratoriums automatisch wieder in Kraft tretenden Be» stimmunaen eine neue und mit den Tatsachen besser übereinstimmende Reaelunq zu letzen, — lei es nun eine dauernd« oder interimiiüi- sche. Dieser Zweck ist durch die Hattuno Frankreichs nickt erreicht worden, vom 1. Ianuar steht Deutschland, juristisch «non», men, allo ziemlich genau definierten Pflich ten gegenüber, — Pflichten aber, denen es nack dem eigenen Urteil aller Verbündeten, sogar Frankreichs, für den Augenblick un möglich genügen kann. Wir haben also zwei Dinge zu «ter- scheiden: Erstens die seit dem 1. Januar juristisch bestehenden Pflichten, die das Maß der LeiMmgsfShiakest zwar weit übersteigen, für den Augenblick aber jn voller Gelttmo sind. Und zweitens die Pflichten, di« in Abänderung jenes seht wieder gültig werden den Regulativs Herr Pojncarä voraeichlaq«n hat. Vorschläge aber, die nack Mein «na Eng lands und gewiss nach unterer ebenfalls nickt erfüllbar lind. Man weiss nock nickt, auf welcher diestr beiden Grundlagen die französische Regst-' runo zu operieren willens ist: ob am «r Basis der auch pon ihr für den Augenblick als undurchführbar erkannten Rege lung, die aber iuriitik ck in Kraft ist: oder aui Grund der von ihr alsdurcki übrbar erklärten Vorschläge, di« oder kein« Rechtskraft besitzen. . anzunehmen, daß das Erstere ga< saueht. Es ist anzunehmen, dass am 15/ Ianuar die 500 Millionen-Zahlung ansblei- ben wird und daß dies von Frankreich av Verhehlung im Sinn« des Vertrags erklärt werden wird, nachdem vorher nock eine wn- lere Verfehlung jn Bezug aut 7> e Kohlen- beferungen festgestcllt sein wird, wozu dann noch die hereits notifizierte Verheissung in den Holzlieferungen kommt. Mit dieser drei- fachen Verfehlung würde VoincarZ fick « Sanktionen berechtigt erklären, und zwar entsprechend seiner bekannten in den beiden letzten.Tagen besonders betonten Toeorst.f auch ohne Mitwjrsung seiner Alliierten. Er wird asto mn 15. Imruar oder einige Ta», später das französische Leer nack drm Aul» in Bewegung setzen, wenn auck vi«< jvrelle^t ^mr gering Kräfte, da aller Dor-