Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 21.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192206217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19220621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19220621
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-21
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M. 1«. Seite«. dem DreVdner Geld- zwei Drittel zur Tilgung der Schulden des BezirksverdandrS und ein Drittel zum Erwerb von Sach, werten verwenden. Der Gesamtmehrbedars deS ordentlichen Haushaltuachkrages stellte sich auf 570 000 Mk. Die AmtShaupt- Mannschaft mit dem Bezirksausschuß haben beschlossen, ihn nicht durch Erhöhung der Bezirksumlagen, sondern durch Erhöhung einiger Bezirkssteuern und durch Einführung neuer Steuern zu decken. — Der vorgeschlagrnen Erhöhung der Tanz steuer stimmte der Bezirkstag zu und ernrüchtigt den Bezirks ausschuß und die Amtshaupttnannschast, eine wettere Erhöhung dieser Steuer vorzuberetten, allerdings nicht über die Sätze von Dresden-Altstadt und der Stadt Dresden hinauszugehen. Ein gleiches Ergebnis ergibt die Abstimmung über die Schank erlaubnissteuer In den vorgeschlagenen Formen werden angenommen die Beherbergung» st euer und die Zwrtggletssteuer. Die Zugtiersteuer in der abge- änderten Form findet ebenfalls Zustimmung. Kleirre Chronik. Aus dem Reiche ' Berlin Großfeuerinder Gasanstalt Astern nacht brach in der städtischen Gasanstalt in der Danziger Straße ein Großseuer aus. Der Hauptbrandherd war in einem mit Braunkohlen angefüllten Bunker. Außer dem Gasometer war auch daS in der Nähe liegende städtische Obdach gefährdet. Erst am Morgen konnte das Feuer völlig gelöscht werden Die Ur sache deS Brandes ist auf Selbstentzündung der Braunkohle zu rückzuführen ^Lauchhammer. R a n b ü v e r s a l l. Rach einer Meldung des ,F<erl. Tagcbl." aus Lievenwerda wurde in der Nähe von Lauchhammer ein verwegener Ranbübersall verübt Als am Sonnabend nachmittag die Werklokomotive der Aktien gesellschaft Lauchhammer nach der Koyne-Kohlcngrnve mit der Löhnung für die do« beschäftigten Arbeiter unterwegs war, stieß sie im Walde aus einen Mann, der mit dem Kopf auf den Schienen lag. Da der Führer einen Lebensmüden vermutete, 'tiea er von der Lokomotive ab. um die Strecke freizulegen Jetzt sprang der mit einem Revolver bewaffnete Mann aus, gleichzeitig eilten 5 Helfer aus dem Bersteck herbei. Die Ran her hielten mit den Revolvern das Begleitpersonal der Loka morive in Schach und entflohen mit der Löhnung im Betrage von 140 000 Mk. aus der Lokomotive. Diese fand man spät.» einige Kilometer vom Tatorte entfernt im Walde vor. D e Nachforschungen nach den Räubern blieben bisher erfolglos. * Dürrenberg. L ch w e r e s U n g l ü ck bei eine», Schwimm fest. Am Sonntag stürzten kurz vor Schluß des vom Dürrenberger Schwimmverein hier abgehaltenen Lchwimmscstes infolge eines Gedränges auf dem Laussreg meo rerc Zuschauer in Las Frcischwimmcrbaisiu, wobei sie bei»: Fallen eine größere Anzahl andere Personen mit in die Diese r>s«cn. Die Rettung derselben wurde durch den Schwimm meister und Mitglieder des Schwimmvereins sofort unternom men. Fast alle konnten dem nassen Clement entrissen werden. Zwei Acrztc ans Dürrenberg waren sofort zur Stelle, ebenso mrch kurzer Zeil die Tanitätskolonne der Bcrussseuerwehr des Leunawcrkes mit Sauerstoffapparaten, doch kehrte bei drei Verunglückten trotz stundenlanger Bemühungen das Le den nicht wieder zurück. Ihre Leichen wurden ins Tü r tenvergcr Leichenhaus gebracht. Es sollen außerdem noch einige Personen vermißt werden. Die Badeanstalt wuroe sofort polizeilich geschlossen und die Untersuchung eiugeleitet. - "Nach einer weiteren Meldung werden noch drei Erwachsene und acht K i n d e r v e r m i ß t. Sie sind unter die Pontons geraten und in die Saale hinausgeschwemmt worden. Das Wasser ist an der ttnglücksstclle ungesähr fünf Meter tief. * Halle. Blutschande. Wegen sittlicher Versehlnw gen an seiner lOjährigeu Tochter wurde ein hiesiger Zeitungs Händler auf die Anzeige seines zukünftigen Schwiegersohnes, des Bräutigams der Tochter hin, verhaftet. — Ein schreck licher Unglücksfall ereignete sich am Mühlweg. Ein Radfahrer, der einen 7jährigen Knaben vor sich hatte, kam die abschüssige Wettincrstratze in schneller Fahrt l-erab und fuhr direkt in einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahmvageu. Der Knabe geriet unter den Wagen und wurde so schwer ver letzt, daß er bald danach verstarb. -Gütersloh. M e u t e r e r i m G e f ü n g n i s. A ns dem hiesigen Gerichtsgefängnis sind vier Gefangene ausgebro- chcn. nachdem sie gemeinschaftlich den über,vachenden Insttzwacht meister überfallen und verletzt hatten. Zwei der Meuter.', schwere Jungen, wurden wieder eingefangen. - München. Hungerstreik eines politischen Gefangenen. In der Festungshaftanstall Niederschönenfeld ist der kommunistische Abgeordnete Sauber in den Hungerstreik getreten als Protest gegen die Perhängung der Einzelhaft. * Stuttgart. 100-Jahrfeier der Landwirt schaftlichen Schule. Anläßlich der Feier des 100jährigen Bestehens der landwirtschaftlichen Schule in Hohenheim über- Marieliese. Roman von Anntz v. Panhuys. 25s (Nachdruck verboten.) Der Saal hatte sich inzwischen längst geleert, das Publikum zerstreut. Endlich kam Else zurück, Marieliese mit sich führend, die mit gesenkten Augen Oswalds Gruß erwiderte. Werner Rasmuffen spendete der jungen Künstlerin begei stertes Lob und dann schloß er sich den dreien an. »Ich fahre erst mit dem Elfuhrzug nach Berlin." erklärte er, .deshalb bitte ich, mir zu gestatten, Sic bis zu Ihrem HanS begleiten zu dürfen." Er pirschte sich an Elses Seite und so blieb Oswald nichts anderes übrig, als neben Marieliese herzugehen. Es sollte ja so sein, er konnte cs sich gar nicht besser wünschen, die Gelegen heit mit ihr zu sprechen war ausgezeichnet und doch band ihm etwas die Zunge, daß er schweigen mußte. Auch Marieliese schwieg, desto emsiger aber arbeiteten ihre Gedanken. Sic fieberte danach, Oswald ein gutes Wort zu sagen, ihn um Vergebung zu bitten, weil sie einem häßlichen Klatsch Glauben geschenkt, deswegen, nur destoegen war ihr Elses Einladung erwünscht gewesen, und nun fand sie doch nicht den rechten Anfang Rasmuffen und Else plauderten indessen lebhaft mit^ einander und als man über den still dalicgendeu Marktplatz ging, Uber den der Bollmond wie aus einer großen Bogenlampe sein weißliches Licht ergoß, sprang Elses Lachen so klar und frisch in die Ruhe des von niedrigen alten Häusern umgebenen Platzes, daß der wasserspeiende Löwe vor der Marktapotheke ver wundert aufhorchte. Wenn er es gekonnt, würde er sogar wahr scheinlich sein mähneumwaütes bronzenes Haupt geschüttelt haben. So ein Lachen an einem Winterabend um halb zehn Uhr, hier mitten auf dem Marktplatz in Waldstadl? Ja, stand nicht die Erde still, vergaß sie nicht, sich um ihre Achse wetterzudrehen? Aber^ntcht nur den bro,rzenen Löwen, auch Marieliese und Oswald Härte das Lachen aufgerüttett und ohne sich noch zu be sinnen, stürmte es dem Manne über die Lippen: .Marieliese, ich trage unsagbar schwer an einer Schuld, in die mich ein blindes Ungefähr stürzte. Weshalb mußte ich heute gerade in deinem Hause sein als dein Verlobter kam. der Schein war gegen uns, aber deshalb, Marieliese, sollst du nicht leiden " Sic wollte ibn unterbrechen, er wehrte ab. »Du sollst nicht leiden," beharrte er, .und deshalb will ich versuchen, wiedergunumaäun, was ich schlecht gemacht, alle Ke redsamkeit, die ich nur aufbrtngen kann, alle Bitten, deren mein Sächsische DorszeUttU« uud Elbgaupreffe. reichte heute bei dem FHtatt der Staatspräsident Hieber der Hochschule die neue Verfassung, die Vas Direktorialsystem besei tigt und da- Rektoratssystem etnführt. Der Senat der Hochschule ernannte zwölf um die Landwirtschaft verdiente Männer zu Ehrendoktoren, darunter den Staatspräsidenten Hieber, Ministe rialdirektor Gauger und Professor Dr. Hansen in Berlin. A«S dem Ausland. * Belgrad. Schwere Wolkenbrüche. In der Umgebung von Kumanowo, ttriva und Palanka in Südserbien richteten Wolkenbrüche großen Schaden an. Auch Menschenopfer sind zu beklagen, deren Zahl noch unbestimmt ist. Das Unwetter hatte besonders in Kriva und Palanka katastrophalen Charakter, da es nach Mitternacht niedcrging, während die Einwohner schliefen. Bon den reißenden Fluten wurden 58 eingestürzte Häu ser samt Hausgerät weggeschwemmt. Zahlreiches Vieh ist er trunken. Aus dem Gerichtssaal. Ein ncncr K o n z c r n p r o z e ß stand am Montag vor der fünften Strafkammer zur Verhandlung an. Cs kam die Gründunq und der Zusammenbruch des Handicap-Kon zerns zur Aburteilung. Hauptaugeklagter war der 1875 zu Schwarzbach geborene, mehrfach wegen "Betrugs, Unterschlagung und Anstiftung zum betrügerischen Bankrott vorbestrafte Kauf mann Friedrich Hermann Fröhlich, der erst vor wenige» Tagen wegen einer aichsren Konzeriigründnng vor Gericht stand. "Wei tere Mitangeklagte waren die Kaufleute Hermann Richard Stolle, gebürtig ans Altgersdvrf, und Willi) Johannes Ebert aus Döhlen, sowie der Schwiegervater Stvlles, der 1871 zu Zittau geborene Kellner Arno "Artur Bindler, sämtlich in Dresden ivvhnlmft. "Nach dem Eröfsunngsbeschlnst haben Stolle und Ebert gemeinsam mit Fröhlich, der unter der Firma Hau delskontor «Hakest Geschäfte machte, Anfang Mai den Handicap Konzern gegründet. In dieser «chöpfung soll Bindler gclegent lich mitgcwirtt Haven, indem er einige Male Gelder zum Buch macher trug. "Nach dem Muster anderer dergleichen Unternel) men wurden Prospekte in Umlauf gesetzt, deren Inhalt nicht verfehlte. Einzahler heranzuziehen. In der Zett von Anfang Mai bis zu der Ende August erfolgten behördlichen Schließung wurden insgesamt 1000 050 Pkt. eingezahlt, davon aber 699 02.' Mart als doppelte Raten zurückgezahlt, io daß 370 «>25 Mk. Fehlbetrag vorhanden sind. Letzterer ist durch Wettverlustc und andere Unkosten aller Art entstanden. Irgendetwas be solideres von öffentlichem Interesse ergab "ste Beweisansnahme nicht. Das Gericht verurteilte Stolle und Evert ivegen Be truges und gewerbsmäßigen Glücksspiels zu je vier Monaten Gefängnis und 4500 Akk. Geldstrafe, Bindler zu nur 1500 Mk. Geldstrafe. Bei Stolle und Ebert gilt die ganze Strafe durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt. Fröhlich hatte kurz nach der Gründung des Handicap Konzerns einen eigenen Laden unter der Firma Matador Spvrtgciellschast ausgemacht, er wurde vor wenigen Tagen dieserhalb zn sechs Monaten Ge fängnis und 30 000 Nit. Geldstrafe, sowie zn dreijährigen Ebren- rechtsverlnstes verurteilt. Diese Strafe wurde nunmehr aus acht Monate Gefängnis und 34 500 Pkt. Geldstrafe erhöht. Sind Sammellisten als U r kund e n a nzn - sehen, und wann liegt eine Urkundenfälschung vor? Schon oftmals Haven sich die Gerichte mit Personen zu beschäftigen gehabt, die bei irgendeiner Lammelstelle einmal einmal eine Aenderung vorgenommen, sei eS um entstandene Differenzen zu verdecken, oder aber um gezeichnete Betrage ab- zuändern, und ans diese Weise Gelder in die Tasche zu machen. "Nach der Art der Fälschung und im Zusammenhang damit des Betruges oder der Unterschlagung, wurden verschiedentlich na» den Gerichten teilweise ganz empfindliche Strafen ansgeworfen. Unter dem Aktenzeichen 3 Av. «>7/22 stand am Sonnabend vor dem Dresdner Schöffengericht eine Strafsache zur Verhandlung an, die in mehrfacher Beziehung und auch ans anderen Grün den ein besonderes öffentliches Interesse beanspruchen dürste, AlS Angeklagter erschien vor öen Schranken des Gerichts der 1880 in Breslau geborene, in Dresden wohnhafte, ivegen Unter schlagung geringsugia vorbestrafte Barbier, jetzige Fabrikarbeiter Mar Hermann Frenzcl, dein der Erössnnngsbeichluß Urtnnden- sälschuna und Betrug zur Last legte. Frenzel ist weiten Bevöl- lerungskrcifen bekannt, er hatte längere Zeit den Erwcrbs- losenrat angehort und unter den Dresdner Erwerbslosen eine führende Stelle inne, er selbst wurde immer als Kommunist bezeichnet. Ten Vorsitz in dieser Verhandlung führte Gerichts- assefsvr Dr. Schmidt, die Anklage vertrat Referendar Bischofs, als Schöffen waren hinzngezvgen SchneiderinnniigSincister Kaiser und Rentier Höritzsch. Ter Anklage lag der folgende kurze Sachverhalt zugrunde: Frenzei halte im Frühjahr eine sogenannte Sammelliste angesertigt und darin fälschlicherweise F.rinen und Namen belannrer Periönlichkeite,l mit verschiede nen Beträgen eingesetzt, nm hierdurch den Anschein zu erwecken, als sei die Lammluna vvn anderer Seile bereits entsprechend unterstützt worden. Am 27. März erschien Frenzcl im Kontor Her; fähig ist, sollen deinem Verlobten erklären, daß er nach dem Schein geurteilt hat, er muß dir den Ring wiedergebeck, und du wirst vergessen, welche böse Reden er dir im Uebcnnaß der Erregung entgegenwarf." Marieliese wollte ihn abermals nnterbrechcn. aber es ge lang ihr auch jetzt noch nicht. „Ihr gehört zusammen, Marieliese, und bis an mein Lebensende würde ich mir nicht vergeben, daß ich es , wenn auch schuldlos schuldig —, doch war, der dein Glück zerstörte, deinen Frieden nahm. Seit du heute abend das wunderschöne und dabei doch so unsäglich traurige Lied gesungen, liegt mir der Klang davon wie ein hilfloses Weinen im Ohr. geht es mir nach: „Da drüben, weit, weit drüben, Ich wünscht, ich wäre dort!" — Unv abennals mußte der wasserspcicnde Löwe anfhorchen, und abermals hätte er gern sein mühneumwalltcs bronzenes Haupt geschüttelt, denn aus eitriger Entfernung klang wiederum ein Lachen aus Franenmund zn ihm, 'doch nicht klar und frisch wie das erste, sondern leiser, viel leiser, aber voll Spott und Schmerz und Bitternis. To viel Lachen zu nachtschlafender Zeit verdroß den Löwen, er spie brav sein Wasser weiter und beim Rauschen des Wasser strahls in das steinerne Becken, auf dein er lag, schlummerte er wieder in seine bronzene Ruhe zurück. „Weshalb lachst du so spöttisch. Marieliese?" fragte Oswald erschreckt, „beim Himmel, cs ist mein Ernst, was ich dir eben be teuerte." Sic gingen sehr langsam und das andere Paar war ihnen ein gutes Stück voraus. Zwei junge Burschen kamen des Weges und Marieliese schwieg bis sie vorüber waren, dann aber sagte sie fast heftig: „Was kümmert dich mein Verhältnis zu Wer- ntnghausen, ich möchte nichts von ihm hören, besonders jetzt nicht. Ich verstehe wohl, daß du dich schuldig fühlst, aber das brauchst du nicht, denn niemand auf der Hcrrgottswelt ist mir gleichgül tiger als er. Reden wir nicht von ihm, reden wir von uns." Jetzt wollte er sic unterbrechen, doch jetzt ließ sic ihn nicht sprechen. „Ja. von uns," wiederholte Marieliese betonter, „denn seit du mir heute gesagt, aus welchem Grunde du aus deine-Forst karrtere verzichtest hast, quält mich grenzenlose Scham, so erbärm lich klein von dir gedacht zu haben und ich will und wünsche nur das eine, dir jetzt zu sagen, ich bereue heiß und lies und bitte dich inständig, mir zu vergeben. Nur das eine, deine Verzeihung gib mir." schloß sie flehend. In dem Hellen Mondlicht sah sic feine Augen mit starrem Mittwoch, den 21 Juni 1922. der Firma Lehmann n. Leichsenring. legte dem Prokuristen Weber die Sammelliste vor mit dem Bemerken, es sollen Kriegsbeschädigte unterstützt werden, deren Kinder konfirmien oder zur Einschulung geschickt werden. Frenzel erregte mit seiner Liste einen Irrtum, durch diese Täuschung zeichnete der Prokurist im Namen seiner Firma 300 Mk , den Betrag nahm Frenzel sofort in Empfang, nm dann da- Geld im eigenen Nutzen zu verwenden. Vor Gericht führte Angeklagter zur Entschuldigung an, er habe sich im Frühjahr in Not befunden, er bekenne sich in vollem Umfange schuldig, die Fälschung began gen zn haben, er sei mit den Nerven, seelisch und auch körperlich ganz herunter, die rechtssozialdemokratische Presse tmbe ihm oft mals durch den Kor gezogen, und an feiner Person Kritik ge übt. Zn jener Zeit sei er bereits über zwei Jahre erwerbslos gewesen, würde er wieder in Not geraten, dann suche er sich ans gleiche Weise Mittel zu verschaffen; die Liste und auch die Eintragungen seien bewirkt ivvrden, nm den Ansck-ein zu er wecken, als sei die angebliche Sammlung bereits anderweit unterstützt worden. Prokurist Weber führt als Zeuge und be sonders aus Vorhalt des Vorsitzenden aus, er kenne Frenzel von srüher her als Führer der Erwerbslosen gut, er würde ihm die RIO Mk. auch io gegeben haben, wenn er seine Notlage ge schildert nnd um den Betrag gebeten haben würde. Bei dieser Sachlage forderte der Amtsanmalt die Bestrafung wegen Ur kundenfälschung, die Anfertigung einer falschen Sammelliste, die Eckitragnng verschiedener Personen und Firmen decke das Telitr a!S solches vollkommen, ivegen Betruges stelle er dagegen die Entscheidung in das Ermessen des Gericht-, der Zeuge Weber habe bekundet, er würde dem Angeklagten das Geld auch so ge geben haben, wenn er darum bat. "Nach einer kurzen Urteils beratung vvn nvch nicht zwei Minuten Taner wurde das Urteil verkündet, indem Angelkagtcr freigesprochen und die entstan denen Kosten der Staatskasse anserlegt werden, in der ebenso kurzen Urteilsbegründung wurde ansgeführt, daß weder Be t'.ug, noch Unkundenfälichung oder eine sonstige strafbare Hand lung oder Ucbertretung vvrliegc, das nach dem Strafgesetz zn abnden wäre. Wie hierzu bekannt wird, legt die Staatsanwalt schaft gegen diesen Richterspruch Berufung ein; würde die An fertigung falscher Sammellisten, die Eintragung von soundsoviel Personen keine Urtnndenfälschnng sein, dann ist in dieser Riä) tung Tür nnd Tor geöffnet. Von höherer juristischer Seite wurde dieses Urteil, soweit es sich mF Freisprechung wegen Ur kundenfälschung bezieht, als ein glatter Fehlipruch bezeichnet, man da*f gespannt sein, welche Auffassung das Landgericht als Berufungsinstanz in dieser Angelegenheit haben wird. Frenzel und seine Anhänger werden in diesem Falle sicherlich nicht be haupten, daß hier ein Klassennrteil gefällt worden ist. Wil der Angeklagte in der Bernusungsinstanz verurteilt, dann kom men noch die beträchtlichen Kosten dieses RechtSzngeS hinzu einschließlich derjenigen der Voranstanz, dies würde für den Be schuldigten dann wesentlich ins Gewicht fallen. Humoristisches. Der Jeuerbericht. ..Ich sollte nur die Zeitung mal zu redigieren kriegen," erklärt der neue Berichterstatter einer kleinen Lokalzeitung, „der Redakteur bat ja keinen blauen Dunst, worauf es ankommt." „Wieso?" wurde gefragt „Na, sie werden gleich sehen. (Sestern abend werde ich geschickt, um über ein Feuer in der Hauptstraße zu berichten. Ich gehe hin, sehe mir alles an und schreibe einen brillanten Artikel, so etwa eine hcübe Spalte lang. Ich kann Ihnen sagen, es war was Feines. Er fing etwa so an: Plötzlich ertönte durch die stille Nacht der gellende Ruf: „Feuer!", und schon sad man die gierigen Flammen an dem Dach emporzüngeln, größer und größer werden, bis sie mit zornigen, gierigen Armen das ganze Dach umfaßt hatten. Wie feuerige Schlangen wanden sich die grellaufleuchtenden Flammenbänder um das dem Untergang ge weihte Gebäude, mit giftigem, gehässigem Zischen schossen sie m die Lust, und aus jedem Fenster-, jedem Türspalt drang dichter Schwefel dampf, wie todbringender Atem eines gefangenen Unholds. — In diesem Stil ging's weiter, etwa eine halbe Spalte lang, und was glauben Sie. was am nächsten Morgen im Blatt stand? „Nun?" „In der Hauptstraße brach gestern abend plötzlich ein Feuer aus, wurde aber glücklicherweise bald unterdrückt. — Wollen Sie eiwa noch behaupten, daß der Redakteur sein Handwerk versteht?" Unser Nachwuchs. Der Dreizehnjährige: „M.-mch, warum hast du denn eben nicht gegrüßt? Das war doch die Bibliothekarin ans der Stadtbücherei!" — Der Vierzehnjährige „Ach was, die schneide ich jetzt, die rückständige Person: Wie ich „Von der Hannerl und ihren Liebhabern" verlangt habe, Hai sie mir „Lederstrümpf" gegeben." Lleklriscke sovle 8Smtüche öeckorl, -Etllcel »0t5 Igelst Vrvsckcrn-Striesen Wiktridiqif sts.1I? - 7»dkn1ÜE4 Ausdruck ans ihr Gesicht geheftet. „Tn bittest auch nm Ver gcbnilg, du mich ? Dann wären wir also quitt." Sie schüttelte den Kopf. „Ich bleibe in deiner Schuld." „Ach, Marieliese," sagte er langsam, „was wiegt Seine Schuld gegen das, was ich dir schadete. Aber wc^nn dir soviel daran liegt, dann mach dir keine Gedanken, meinst du, daß ich dir etwas zu vergeben habe, gut, ich vergebe dir gern." Sie griff nach seiner Rechten, und ehe er es hindern konnte, lagen ihre Lippen darauf, fühlte er warinc Träncntropfen darauf niederfallen. Er zog seine Hand zurück als habe er sich verbrannt und seine Füße versagten ihm den Dienst. „Marieliese!" sagte er leise und bebend, es war halb Frage, halb Ausruf. Und noch einmal, als spreche er ein selten köstliches nnd heiliges Wort zum erstenmal im Leben aus: „Marieliese!" Sic schwieg und er sehnte sich doch so unendlich nach einem einzigen Laut von ihren Lippen. „Marieliese, du zahlst deine Schuld zu reich, bist verschwelt dcrisch, bedenke, ich habe eine rauhe Müllerhand." Sic stöhnte auf. „O Gott, kannst du denn nicht vergessen? lind du vergabst mir doch soeben!" Elses Stimme rief! „Nun, ihr Nachzügler - " und dann: „Was steht ihr denn da wie festgcwachsen?" Aber sie schritt doch neben ihrem Riesen weiter. Oswald atmete auf. Nur jetzt kein Zwischentreten eines anderen Menschen, noch gab cs ein Etwas, über das er Marie liefe befragen mußte. „Marieliese sage mir die Wahrheit, hast du Wcrninghansen wirklich nicht geliebt, aber weshalb wurdest du dann seine Braut?" Schroff und kurz war die Antwort. „Weil seine Schmeiche leien mir den Kops verdrehten, seine äußere Schönheit, seine Be rühmtheit mich blendete." Sie endete: „Weil ich eine Närrin war, die aber bald, viel zu bald erkennen innßte, wie kleinlich der schöne berühmte Schauspieler war und nach der heutigen Er fahrung auch erkennen mußte, wieviel Brutalität sich unter der täuschenden glatten Oberfläche birgt." Oswald atmete lief. „Marieliese, wenn du wüßtest, wie sehr und in welchem Maße ich jetzt erst darunter leide, daß ich nun nicht mehr aus dem Mühlenhause heraus kann, daß mir nach Paters letztem Wunsch jeder dazu verschlossen ist, daß ich fortan ein Müller bleiben muß." Und Marieliese klagte wie vorhin: „Kannst du denn nicht vergessen, und du vergabst mir doch soeben?" Er sah das süße feine Gesicht totenblaß in dem weißen Mondlicht vor sich und die grauen Augensterne bangslehend zu ihm aufgeschlagen. «Fortsetzung folgt.; Aernsprrck Lel.-Adre des Ra der Ge, Erscheint Hezugs, durch di Geschäft "Nack dem Ster die deutsc NNI denn dem die verbindet -er durck scheu Fir Die von Ihr menen -es deut eiidgitttil Inng der hält anß fonsiskat für ein denkliche deshalb 1. i für Kon« leibe soll acgner l baren L 2. i im Weg Ser deut Vermög Di überbau nationa sbznleh gebaute! D, ist eine ans die wnrfe z Sie ihr De magi Anleihe freiwill Ser Ze kann, mit 4 r znzngli Neu nw vvn je! dein so Er bans Steuer Stücke lafiers besnnd 2 bis zu werdet bat in am 31 anSzal nat g« har o Zinier aen ei zembe Verse» von 1 zu eii vermi aelittk NO 000 31. D in öge« des 3 aensf von i der H Bern Zuich send nnd I iibers Vilich Hnni Milli DI Sraa Betr -eS ! <Nr. ist n Erfti geiei eine) -ie i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite