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Tageszeitung V»rnfVrech«»fttzftrtzr «mt DreSde» Nr. S1LV7 V«HK»rtt»: MIO. DeXsche LreditmrfttUt, > N»«ck»-«r.a—e»,Li, UNd die der i Dlasewttz Sonntag, 7. November 1920. füllen. Denn sie wissen ganz genau, Latz diese Auffassung und der Geist von Versailles völlig unvereinbar stob. Zu der Erkenntnis aber, daß auch für sie die beste Zukunfts icherung darin liegt, Deutschland ein neues wirttchaftlicyes Gleichgewicht und eine gesteigerte wirtschaftliche Lelstungs- ähtgkett erreichen zu lassen, können sie sich offenbar nur lehr chwcr bequemen. IllllfionsfLnger. Indische Zauberer sind befähigt, ihren Zuschauern Illu sionen zum Erlebnis werden zu lassen. Sie legen in thre Hand ein Samenkorn. Bor unseren staunenden Augen ent wächst dem Korn in wenigen Minuten eine Pflanze, Knospen bilden, Blrrmen feltenstEr Art entfalten sich und wir atmen, sogar ihren Dust. Sie nehmen einen Kieselstein in ihre Hand und schliessen sie. Oeffnen sie dieselbe wieder, so sehen wir, dast das Steinchen ein kleiner munterer Frosch gewor den ist, der unternehmungslustig von dem braunen Hand teller htneinspringt in Liese Welt der Lust und des Ber* drnsies. Sie zerhacken vor unscren'erschrockenen Augen ihren Bruder, setzen den armen Kerl wieder zusammen und der Gezehnteilte spazierte durch unsere Reihen und erbettelt den Lohn für die verblüffende Illusion, die uns ei» unfaßbares Mrlebni» war. Das sind amüsant« ZtrknSspiale mit versöhn, »ichem AuSgange, die wir dankbar entgegennehmen. Sozialismus ist Arbeit! Dieses neudeutsche Schlagwort steht im schroffen Gegen- atz zu der Handlungsweise der radikalen Arbeiterschaft. Dies geht aus einer Denkschrift der Daimlerwerke hervor, mit der dieses Unternehmen in die Oeffentlichkeit tritt. In Lieser Denkschrift wird ausgeführt, Latz die Beleg schaft der Daimlerwerke vor der Revolution 15 000 Mann zählte, bei der Demobilmachung und Umstellung auf die Frie denswirtschaft war sie auf 8000 Mann zu verringern, wobei vielfach die älteren, besonnenen und ruhigen Arbeiter aus geschieden werden mutzten, um Heeresentlassenen Platz zu machen. Damit gewannen die radikalen Elemente vollends die Oberhand, und unter den bekannten Verhältnissen der letzten zwei Jahre nahm die Entwicklung einen Verlauf, der schließlich zu den unhaltbaren Zuständen vor dem Ausbruch des sogenannten „Steuerstreiks" führte. Unter dem Geist rücksichtsloser Unterdrückung politisch anders gerichteter Ar beitskollegen und der grundsätzlichen Mißachtung von Gesetz und Ordnung hat ein Teil der Belegschaft, vor allem dl« alten Daimlerarbciter, aufs schwerste gelitten. Hand in Hand mit der Unterdrückung -er Arbeitskollegen ging der systema tisch betriebene Abbau jeglicher Autorität, der zum völligen Zusammenbruch einer geordneten Betriebsleitung führte. Die Arbeitsleistung wurde bei« dauernder Steigerung der Verdienste gewaltsam herabgedrückt, die Güte der Arbeit ließ nach, „Pfuscharbeit", b- Arbeit für die eigene Tasche, und Diebstähle nahmen einen ruinösen Umfang an, die Autorität der Vorgesetzten wurde teils im stillen, teils durch offene Ge walt derart erschüttert, daß schließlich eine Wetterführung des Betriebes überhaupt nicht mehr möglich war. Der sogenannte Betriebsrat arbeitete den Interessen des Werks und damit denen seiner Belegschaft entgegen. Für versäumte Arbeitszeit wurden an die Arbcftcrratsmrtglteder durchschnittlich 80 000 Mk. im Monat vergütet, dazu kamen vielerlei Nebenkosten und der Ausfall -er Produktion. Die Verhältnisse bei Daimler stellen aber nicht etwa einen Ausnahmefall dar. So schreibt z. B. die Leitung der be kannten Borsigwerkc: Obgleich die Betr ebsleitung durch Besprechungen mit dem Arbeiterrat, -en einzelnen Vertrauensleuten und Unter richtung der gesamten Belegschaft in der Betriebsversamm lung alles versucht hat, die Lohnfacharbeitcr davon zu über zeugen, daß es ihr mit Rücksicht auf die bestehenden Kollektiv vereinbarungen unmöglich sei, über die festgesetzten Lohnsätze hinauszugehen und dadurch dem angerufenen Schiedsgericht vorzugreifen, haben einzelne lebenswichtige Kategorien der Lohnfacharbeiter alle Hinweise auf die traurigen Folgen, welche ihre Angehörigen haben würden, in den Wind ge schlagen. Sie haben ihre Arbeit wieder verweigert, so daß mit dem Stillstand der gesamten Produktion in allerkürzester Zeit zu rechnen ist. Dieser unglaubliche, überaus verwerf liche Fall von Arbcitssabotage durch einzelne Arbeiter kategorien ist keine Einzelerscheinung mehr, sondern das be liebteste Mittel, Extravergünstigungen herauszuprefsen, es sei nur an den Streik -er Elektrizitätsarbetter hrs Moabiter Kraftwerkes erinnert. Wenn die Möglichkeit der Betriebs stillegung seitens der Unternehmer im Berordnungswcge be schränkt sein sollte, wird hoffentlich von den zuständigen Stellen auch dem Umstande Rechnung getragen, daß die eigen nützigen Störungen der Produktion und des gesamten Wirt schaftslebens durch einzelne Kategorien der Arbeitnehmer eine viel häufigere Erscheinung sind als Betriebsabbriiche und -Stillegungen, und daß auch gegen diese Krankheitserschei nung vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in der Schneide- mühler Ebsenbahnhauptwerkstatt. Dort hat kürzlich die Ar beiterschaft nach erregten Verhandlungen über Durchführung -es Rauchverbots mit einem der Amtsvvrstände diesen tätlich angegriffen und in einer Betriebsversammlung -je Enffer- nung des Amtsvorstandes beschloßen. Gleichzeitig ist der Ver such gemacht worden, den Amtsvorstand cm der Ausübung seiner Dtenstgeschäfte zu verhindern. Die Eisenbahnverwal- «ung hat sich deshalb genötigt gesehen, die Eisenbah-nhaupt- werkstätte Schneidemühl am Freitag, den 22. Oktober, zu schließen und der gesamten Belegschaft gemäß den Bestim mungen des Reichslohntarifvertrages fristlos zu kündigen. Sozialismus ist Arbeit! — Das wäre ein schönes Wort, wenn es nicht bloß auf dem Papier stände. Politische Nachrichten. Der Völkerbund endgültig erledigt. Paris. 5. November. Nach einem Funkspruch an» Newyork hat der neugewählte Präsident Harding vor eint«» Hundert Bürgern von Maryon in Ohio erklärt, wenn sie fragten, ob die Vereinigten Staaten nicht ihren Platz in einer Gemeinschaft der Nationen haben müßten, so wiße er, dast sie zwar Amerika nicht verlassen sehen wollten, aber auch wünschten, daß eS frei von jeder Hypothek gegenüber -er alten Welt bleibe. Deshalb habe der Völkerbund, -er heute als endgültig erledigt betrachtet werden könne, sie nicht intern essiert. — Wie „Chicago Tribüne" auS Newyork meldet, hetstt es in einem Glückwunschtelegramm an Harding, sechs Mil lionen Amerikaner deutscher Abkunft hätten für ihn ge stimmt. « Eine sozialdemokratische Interpellation. Wie der „Vorwärts" mittetlt, hat die sozialdemokratische Rcichstagsfraktlon gestern einstimmig beschlossen, in -er heu tigen Sitzung -es Reichstages eine Interpellation rinzubri« gen, ob die Reichsregierung bereit sei, zu erklär«», wann sie den zugesagten Gesetzentwurf über die Sozialisierung des Kohlenbergbaues vorlcgen werde, und zwar einen Entwurf, der sich nicht etwa auf eine Gewinn-, Kapital- oder Sonder beteiligung beschränke, vielmehr die Vollsouialtsiernug de-r Kohlenförderung und Kohlenverteilung durchführe. m Berlin ohne Licht. Berlin,«. November. Die Arbeiter der groben Ber liner Elektrizitätswerke sind, wie sie ange-roht hatten, heute morgen 8 Uhr in den Ausstand getreten. Berlin ist seitdem ohne elektrische Kraft und Licht. Dadurch bst auch der Verkehr der Straßenbahn unterbunden. Bolschewistische Agitation i» Wie». Wten, 5. November. Dem „Neuen Wiener Aben-dl." zufolge verhaftete die Poltzeidirektio« drei bolfchewiftifche Agitatoren, die in der Leitung der hiesigen kommunistische» »Urainischen Partei tätig waren nnd auch Kurierdienst« za»^ Ak» Ater, und MoSka« versahen. Nach der „Korrefpv -eng Wilhelm" werde« zwei der «er-afftten al» ukrainische ^staatschsirger auS Oesterreich auSgewiesen werden. Wenn sich aber Männer auf die Weltbühne stellen und -as gesamte Lebe» eines Volkes zur Illusion machen, fo hört >as Unterhaltsame auf. Mit Menschen- und Völkerschicksalen loses Ztrkusspiel zu treiben ist ein so unausdenkbares Ver brechen, daß man. annehmen müßte, es fände sich dafür tein Mensch Und doch, was ist das Tun uno Predigen der Lenin und Genoffen anderes als der indische Zauber? Der Unterschied ist nur der, -aß der indische Zauberer . weiß was er tut, nämlich, daß das Steinchen Stein, -äs Sa- ' menkorn in seiner Hand Korn bleibt. Der Schwärmer Lenin aber weiß nicht, waS er tut. Er glaubt an seine Illusionen, er erwartet von ihnen, daß sie Wirklichkeit werden. Er nimmt ein Samenkorn in seine Hand und spricht ;um Volk' Das wird in Stunden ein Brotbaum werden. Gut gläubige gehen heim. Wenn der Hunger sie wieder zum Zau berer Lenin treibt, um Brot von jenem Wunderbaume zu holen, so erfahren sie, daß die letzte Hoffnung auf «rot, das Korn in seiner Hand, längst verdorrt ist. Dafür hat er eine neue Illusion bei der Hand. Er stampft aus der Erde Mil lionenheere und spricht zum immer noch glärlbigen Volk: Habt ihr das Wunder gesehen? Unüberwindlich, unnnder stehlich zieht das Kreuzhecr der Freiheit nun hinaus in die Welt, um sie unter den großen Gedanken der Freiheit und Brüderlichkeit zu zwingen. Habt nur ein paar Stunden noch Geduld So schnell, wi« ich diese Millioncnbeerr aus der Erde stampfe, so schnell wird die Wcltrcvolutivn geschehe» fein. Wieder um eine Enttäuschung und um eine Illusion reicher geht die gläubige Gemeinde heim. Ab"r bald wandert die herbe Wahrheit durchs Land und erzählt, Saß das große Leninsche Wunderwerk von hem kleinen Polen lächerlich ge macht ist. Die kläglichen Reste der Heere tragen zerschunden das rote Banner wieder zur Heimat zurück. Und wieder versammelt sich das russische Volk um den Wundermann Lenin. Der versucht vor der entzückter! Meugr daS größte Wunder. Er nlmmr den Körper deS gesamten Wirtschaftslebens, trennt Haupt und Glieder, zerhack Len Rumpf und wirft die Teile unter die jauchzende Menge, -ft überzeugt ist, daß er das zerschlagene Werk wieder fügen wird. Aber das zerstörte Werk bleibt leblos. Bald umflat tern das Haupt des BolksbetörcrS heimliche und viele Ver wünschungen. Die Enttäuschung, die sie gerufen, hält sich noch ängstlich verborgen, um nicht von den Füßen des Zauberers Lenin .zertreten zu werden. Doch thre Verwünschungen lliw- gen und das Obr Lenins hört sie. Er sucht noch neuen Illu sionen, dre das Volk verblüffen fallen. Er schickt seine Freunde hinaus in die Welt, um nach ' Jllusiorftn für das immer unzufriedener werdende russisch« s Volk zu Haschen. LinowjewS erbettel! und erdroht sich in Halle von den deutschen Arbeitern neue Illusionen, dieweil andere Frankreich und Italien danach abjagen. Und w.rt- ll<v ist es ihnen gelungen, ei» Illusiönchen aus Deutschland seinem betrogenem Volke Heimzubringen. Es haben sich zu seinem Kommunismus ein paar Hunderttausend Arbeiter be kannt. Haben sich diese -rutschen Arbeiter wirklich überlegt, was sie damit taten? Wissen sie, daß darum ein ganzes Volt tot- geweihter wird? Ein berühmter Russe hat gesagt: Wir kön ne» Deutschland alles vergeben, daß eS uns aber Lenin in» Land schickte, wird uns immer schwer bleiben, zu verzeihe«. Ist eS wirklich recht, -atz wir eine weitere unverzeihliche Tat begehen? Wo noch ein Funken von Menschenliebe glimmt, da sollte es unmöglich sein, dies arme russische Volk in seiner Wüste wefter mit Illusionen zu beschicken. R. Kl. Die Politik der verflossene« Woche. « Die Rede des Ministers des Auswärtigen im Reichs tage ist von der deutschen sowohl wie von der auswärtigen Press« im allgemeinen sehr günstig ausgenommen worden. Sogar die französischen Zeitungen waren mit Herrn Simons verhältnismäßig Mfrftden und haben sein« vorsichtigt zurück haltende» diplomatischen Aeutzerungen -en weniger dtptvma- Äschen Brusttönen des Reichskanzlers Fehrenbach gegenüber gestellt. Herr Fehrenbach sprach nicht als Diplomat, sondern als Wortführer eines gequälten und mißhandelten Volkes, und als solcher hafte er ein Recht zu der Entrüstung und Empörung, die aus seinen Worten klang. Herr Simons da gegen sprach tastend und jedes Wort wägend als verantwort- liclwr Außenminister eines Landes, das unter den schwierig ste» Voraussetzungen und gegenüber den feindseligen Stim mungen Anknüpfung und Anschluß au die Außenwelt suchen muh. Wie früher schon hielt er cs für ein grundlegendes Gebot der Lage, in der wir uns befinde», unsere eigene Loyalität mit aller Schärfe zu betonen, um hierdurch den An spruch auf die Loyalität der anderen uns gegenüber zu ge winnen. Man muß Herrn Simons zugestehen, daß er zwtz scheu einer Schroffheit, die wir uns nicht leisten können und würdelose» Anbiederungsversuchen, die uns eher schaden als nutzen würden, mit ziemlich sicherem Instinkt den Weg ge- sundcü hat und daß man -er Linie, die er gezogen har, im allgemeinen ohne besonderen Widerspruch folgen kann. Frei lich — bet manchen grundlegenden Fragen muß die Resonanz, die aus der Oeffentlichkeit und von den Parteien her zurück tönt, erheblich kräftiger sein, als das absichtlich gedämpfte Stichwort des Ministers. Herr Simons hat großes Gewicht darauf gelegt, festzustellen, daß rvir durch unsere Unterschrift an de» Vertrag vom Versailles gebunden sind und ihn bis L»r Grenze unserer Leist ungsnröglichkett erfüllen müssen. Wir erkennen selbstverständlich mit Herr» Simons unsere Bindung an, möchten aber stärker, als er es tut, die Grerrzc der Erfüllungsmöglichkeit in den Vordergrund stellen. Der Außenminister deS Reiches mochte taktisch im Recht sein, wenn er tn seinen Darlegungen das Wort „Revision" ver- nried; wir dürfen und müssen offen sagen, daß wir für nächste Zukunft kein größeres und kein wichtigeres Ziel deutschen und -er gesamten europäischen Politik kennen, als die Revision der Friedensverträge von Versailles nnd von St. Germain. Ein Frsedensvertrag, der unerfüllbar ist dessen gewaltsame Durchführung ein großes Volk nnd einen ganzen Erdteil ruinieren würde, mutz revidiert werden; und die Krise, die^daraus entsteht, daß eines der Siegervölker sich nrit äußerster Zähigkeit gegen die Erkenntnis dieser not wendigen Revision sträubt, muß ertragen und durchgckämpft werden. Nicht -er Verzicht auf die Revision ist die Lösung, denn dieser Verzicht ist für uns, wenn wir -üverl-aupt als Volk und Staat weite riebe» wollen, vollkommen unmöglich! Auch Herr Simons kann kein anderes Programm im Auge haben; er hat es nur für nötig gehalten, sich taktischer, diplo matischer, gedämpfter auözudrücken. — Während die Ver- handl"»gen über die Genfer Konferenz anscheinend noch wei ter geführt werden, ist zwischen Frankreich und England ein neuer Konflikt entstanden, -er, namentlich in der Pariser Pre^, zu sehr heftigen Ausfällen gegen den Verbündeten geführt hat. Bekanntlich hat England vor kurzem den Ver zicht auf die fvgenannte Rcpreffaltenklausel des Versailler Vertrages ausgesprochen; eS verzichtet damit auf die Be schlagnahme in der Nachkriegszeit entstandener deutscher Gut haben und Forderungen auch für den Fall, daß die deutsche Regierung mit der Erfüllung der Friedcnsbedtngungen „vor sätzlich" im Rückstand bleibe. Die englische Regierung hat dieses Zugeständnis rein geschäftspolitisch begründet, und sie hat dabei zweifellos lediglich kommerzielle Ziele im Auge gehabt. Die Unsicherheit des deutschen Eigentums in Eng land, das auf Grund der Repressalienklausel zu einem späte ren Zeitpunttc plötzlich konfisziert werden könnte, hat näm lich unweigerlich zur Folge, daß der deutsche Handel es nrög- lichst vermeidet, Waren oder Geldwerte nach England zu legen oder dort zu belassen und daß er sich lieber deS neu tralen Zwischenhandels »rnd der neutralen Finanzvermitt lung bedient. Diesen für das englische Geschäftsinteresse un günstigen Zustand wollte das Londoner HandclSamt besei tigen, und nut deshalb hat es den Verzicht auf die Re pressalien klausel angeregt und durchgcsetzt. Dabei hat die englische Regierung freilich versäumt, die vorherige Zustim mung Frankreichs einzuholen, obwohl seit dem französischen Marsch nach Frankfurt angeblich eine Vereinbarung Heftchen soll, daß keiner der Alliierten Schritte, idte mit der Durch führung oder Ausführung der FricdenSverträge zusammen hängen, auf eigene Faust unternimmt. Aber nicht dieser for male Verstoß hat die große Aufregung in -er französischen Presse hervorgcrufen, sondern die Tatsache, daß England im eigenen Interesse gejchäftSpolitischer Rücksichten auf den deut schen Handel zu nehmen und aus diesen Rücksichten gewisse Rechte des FrledenSvertvageS zu opfern beginnt. Der Ver zicht aus die Repreffalienklaüsel bedeutet sicherlich noch keine Revision -es Versailler Vertrages und Herr Simons hat mit vollem Rechte davor'gewarnt, die Tragweite des Vorgangs zu überschätzen. Aber die Frayzosen glauben — und dieser Glaube geht wahrscheinlich nicht fehl —, daß eine Politik, die den Handel mit Deutschland pflegen will, schließlich aus der Logik der Zusammenhänge heraus gezwungen sein wird, nicht nur ans die Reprcssalienklausel, sondern auch noch auf eine ganze Anzahl anderer Bestimmungen des Bcrsaillex Vertra ges zu verzichten, die der Wicderentfaltung der deutschen Wirtschaft und dem Aufblühen des Geschäfts mit Deutschland nrrndestens ebenso sehr, zum Teil in noch viel höherem Maße, im Weg« stehen. Wenn die Franzosen sich gegen die Repres- ,atze»kU»«sel «ehre», fo wehren sie sich damit gegen das Dnrchdrivaen «irrer Anffaffnng, die eS der deutschen Wirt, schakt im IntereHe deS eigenen »eslbäftS gestatten will, wie- derhochzakormnen und ihr? europäischen Funktionen zu er - Diese» Blatt ealhLlt die aattttcheir Beka«ut»achrr«geu Anieiaen-PreiS: die «gespaltene GrunHeile oder deren Raum I.— Mark, im Tertteile dre Zeile 2.50 Mark, für Tabellen- un» schwierigen Satz 50<Vo Aufschlag. Anzeigen-Annahme für die nächste Stummer bis vorm. H Uhr. Lrschcint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: durch die Post viertelst 12.— einschließlich Bestellgeld; dura) Boten frei ins HauS vierteljährlich 12 —, monatlich 4.—; bkiAbbolunginderGeschäftsstellevietteljährlichll.—«monatlich 3.75