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für die Amtshauptmmmschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden Eid für die Gemeinden: Dlasewttz, Weitzer Htrsch, Laubegast, Dobritz, Wachwitz, SUederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Wettzig, Schiinfe» Dublikattons-Organ und Lokalanzeiger sür Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Löhnitzgemrinden, Dresdm-Striesm, -Neugmna und -Tolkewitz Drweli Dertag r SklbO<n> - S>»«N»r»Mer»i Varingounst-lt » T». «rickeint jeden Wochentag na^m.4UhrfürdenfolgendenLag.! 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Lersner, der dn Paris durch die ' Lurückwetsuwg der Auslieferungsnote den ersten Schritt getan hat, um daS „Unannehmbar" dieses Vertrages -er Entente deutlich vor Augen zu fühven. Freiherr von liLersner hat am DtenStag abend im Retchstlub in Berlin * vor einer zahlreichen Zuhörerschaft über Paris und Ver- » §ailleS gesprochen. Wir »eben seine Ausführungen, die sowohl zur Erinnerung an die Tage von Versailles wie ' tm Hinblick auf die kommenden Verhandlungen in Spa - «leich bedeutungsvoll sind, kn den Haupchzivgen im nach stehenden wieher: Freiherr v. Lersner schilderte tm Anfang seines Vortra-gS seine Tätigkeit als Vorsitzender der Deutschen Friedensdele gation, seine BomMungen, die Gefangvnenfvage und die mit der RatiiftzieruuU des Friedens zusamorenhängenden Fragen zu lösen. DaOet evgahen sich mancherlei Konflikte. Die Entente, so führte Freiherr v. Lersner aus, hat es ums sehr schwer gemachch den Friedensvertrag in Kraft zu setzen. Sie hat den BKeMustand nach Möglichkeit verlängert und ver sucht, noch eickt Reihe von schweren Bedingungen von unS zu erpressen. Erinnern Sie sich der Entschädigung, die sie für di« Versenkung der deutschen Flotte vor Stapa Flow fordert«. Am 2S. De»«mb«r üsbergüb mir -er bevollmächtigte Botschafter der Friedenskonferenz eine Note, in der die sofortige Unter zeichnung des SchlußprotdkollS verlangt wurde. Ich Hobe geantwovte», -atz ich daS Protokoll nicht unterschreiben würde, bevor nicht erhebliche Milderungen durchgesetzt seien. Krieg oder Frieden konnten auf dem Spiele stehen. Ich mutzte aber fest bleiben und durste wicht nachgeben, da sonst unser« Hafen-- und Handelsstädte dem vollkommenen Ruin preisgegeden worden wären. Da lenkten dann auch die Franzosen ein und wir konnten unS in «rotzen Zügen einigen. AlS eine meiner Hauptaufgaben habe ich es betrachtet, durchzusetzen, datz tvir mit den Vertretern der Entente stets gleichberechtigt und auf gleichem Fuße verkehrten. DaS hat manchen harten Kampf gekostet Aber es gelang mir doch, ziemlich rasch nach Beginn unserer Verhandlungen die Gleichberechtigung durchzusetzen. Man verlangt« von mir die Vorlegung meiner Vollmachten. Ich Habe das »»gesagt unter der Bedingung, daß im Anschluß daran eine Sitzung der deutlichen Kommission zur Prüfung ^er Papiere der alliierten Kommission stattfände, und datz mir die alliierten Vollmachten »ur Prüfung überreicht würden. Nach einigem Ueberlegen aus der Gegenseite wurde demgemätz verfahren. Eine Angelegenheit, der ich stet» die größte Be- l dentung beigelegt habe, war die Benutzung der deutschen Sprache. Man hatte mündliche Verhandlungen mit unS ab- ?«elehnt, aber die Ueberreichung von Noten in englischer und französischer Sprache gestattet. Di« FriedenSdelegatton hat aber ihre Noten in deutscher Sprache überreicht und eine englische und französische Ueberfetzung beigefügt. Nachdem die Regierung den Frieden unterschrieben hatte, habe ich nur noch deutsch geschriebene Noten überreicht und jede Uebcrsetzung weggelaffen. Ich erfuhr, -ab die Franzosen sehr verschnupft d-rüber waren, daß keine Usbersetzung beigefügt war. Ich ftäbe mich indessen zur Uobevsetzung nur bereit erklärt unter »er Bedingung, datz auch Elemencvau seinen Noten eine deutsche Ueberfetzung beifüge, Danach tst man auf die An gelegenheit nicht mehr zurückgiekommew. Ich habe mich in Pari» und Versailles niemals als der Besiegte ««fühlt, son dern stets als völlig gleichberechtigt. Unser He«r und unsere Marine haben so glänzende Taten vollbracht, datz wir eS nicht nötig haben, den Krpf in den Sand zu stecken, sondern frei jedermann ins Gesicht sehen können. Nach einer pla stischen Schilderung der Persönlichkeiten unserer Gegenspie- v' ler Elemenceau, Lloyd George und Wilson führte Freiherr , v. Lersner weiter aus: Ein schwerer Tag war für mich der 1V. Januar, der Tag der Inkraftsetzung des FrtedenSver- v « 4rageS. Ich war mir abek bewußt, daß de? Vertrag, den wir mit unserer Unterschrift inS Leben fetzten, den TodeSkeim iw sich iirug. Ein Gewaltfrieden ist in unserem Jahrhundert un möglich. Trotz aller unserer enormen Leistungen hat Gene ral Degoutte, der sranzösische Oberbefehlshaber am Rhein kürzlich gesagt, solange dieser Vertrag nicht erfüllt sei, be stehe kein Frieden. Ganz unserer Ansicht, aber wir fügen hinzu: dieser Vertrag ist unmöglich und unerfüllbar. Er tst «ine Fcirtsetzun« des Krieges mit anderen Mitteln, und »Mar mit araulfameren Mitteln, als sie in den blutigsten Schlachten deS Weltkrieges angewandt wurden. Wir müssen di« Grau samkeit, die Unmöglichkeit und Unerfüllbar Veit des Vertrages immer und immer wieder hervorkehren. Im Ausland ftc- sthäftigt man sich schon sehr lebhaft mit dieser Frage. Nur bet un» wacht man immer noch nicht aus. Die große Masse unsere» Volkes weiß immer noch nicht, was dieser Vertrag sür unS bedeutet. Ist denn dieser Vertrag nicht der Hauptgrund Unserer liebel und unseres ganzen Elendes. Welch AkAchen Druck bedeutet die Besetzung de- RheimuferS Ker Brückenköpfe. ES ist vor kurzem klar geworden, ^ktr Mitteilungen, di« Dardieu ««macht hat, daß wir " "Rtteu alblehnen können und ablehnen müssen. Und Vertrages, her alles enthält, waS List und Tücke hat ersinnen können, hat Hm Milleraud noch die Hand nach Frankfurt a. M. und wach dem Maingau auSgestveckt. Nach meinem wiederholten Briefwechsel mit Clemenoeau staub im Januar d. I. fest, daß der Vormarsch in deutsches Gebiet völlig auSgssthloffen fein sollte, eS fei denn tm Falle einer -eutschen Kriegserklärung. Der Vormarsch öod^utM also einen offene» Vertragsbruch. Ich bedaure, daß unser Geschäftsträger in Paris die BesetzungSnote angenom men hat, anstatt sie Frankreich vv/ di« Füße zu werfen und ich bedaure, datz unsere Regierung nicht sofort die 'diploma tischen Beziehungen zu Frankreich abgebrochen hat. Die Folgen unserer Haltung sind denn auch nicht ausgebliebeu. In San Remo hat «s die Entente offen ausgesprochen, daß sie daS Recht habe, deutsches Gebiet zu besetzen, sobald Deutschland mit der Erfüllung des Vertrages im Nückstand bleibe. In unsere eigen« Hand tst «S gegeben, ob bei näch ster GelegemheitdaS Ruhrgebiet besetzt wird oder nicht. Wir müsse« die Franzosen ganz klar darauf aufmerksam uunhen, daß wir in dem Augenblick, in dem deuksches Gebiet neu be setzt wird, die diplomatischen Beziehungen abbrechen und den Vertrag als ««brachen betrachten. Die Entente ist auf unse re» gute» Wille» Mehr angewiesen, als viel« von uns «S glauben. Alle die Entemtenoten, die uns zugestellt werden, sind ein Ausfluß des Geistes, der den Vertrag von Versailles beherrscht. Was kanw ein jeder von unS tun, um diesen Geist zu überwinden? Man hat mir in Versailles immer ent gegengehalten, ber FrieidenSvevtrag fei ein Werk der Ver geltung, weil wir den Krieg vom Zaune gebrochen und bar barisch geführt hätten. Diese Grundfeste -es Vertrages mach jeder Deutsche anpreifen. Die Frage -er Schuld am Kriege muß.geklärt werden und wir müssen immer und immer wie der geltend machen, wie unsere Gegner sich an uns versündigt haben. Wir müssen der Wett vor Augen führe», daß unsere Feinde die letzten sind, die unS Grausamkeiten Vorwerfen könne«. Solange das deutsche Völk einig ist, sind wir «ine internationale Macht. Mehr als je tst deshaw Einigkeit -es gesamten Volkes und der ««samten Presse notwendig »nd ausschlaggebend. Heute ist wieder der Augenblick gekommen einig zu sein i» den Fragen der auswärtigen Politik. Ein Schrei muß immer wieder durch ganz Deutschland und durch die Press« gehen: Revision deS Bernichtungsfrivdens von Versailles! In Paris wird man immer sagen, daß wir daS Verlangen nach Revision ja nicht aussprechen. Deshalb muß das deutsche Volk die Revision immer wieder ausdrücklich fordern. Unser Ziel ist und bleibt die Revision des FvkodenS- vertrages, eine» Vertrages, der täglich und stündlich unser Herzblut trinkt. Wir werden nicht «her ruhen und rasten, bis dieser Bernichtungsfrieden ^umgestoßen tst, damit wir leben und Deutschland wieder hochkommen kann. SSchfische Volkskammer. 1S1. Sitzung vom 2. Juli 1920. Auf der Tagesordnung steht zuerst der Haushaltplan für die Landessicherheitspolizei. Den Einnahmen von 101950811 Mk. stehen Ausgaben gegenüber von 127 445 888 Mark, so daß ein Zuschuß von 25 486 077 Mk. erforderlich tst. Abg. Castan (Soz.): Wichtig ist, daß die Truppe von republikanisch geschulten Offizieren geführt wird. Bei den Werbungen für die Truppen sollen politische Kommissare mitbeteiligt werden. — Abg. Schiersandt sDem.j: Die Entente fordert Auflösung der Sicherheitspolizei, innerhalb drei Monaten. Das ist eine Entwürdigung Deutschlands, gegen die aufs schärfste Protest erhoben werden mutz. Die zugestandene Erhöhung der Ortspolizei ist ganz zwecklos. Wir brauchen Reichswehr, Sicherheitspolizei und Einwohnerwehr zur Bekämpfung von Unruhen und zum Schutze ber Bevölke rung. — Abg. Adler (Dtschnat.): Nir «gewährend der Re gierung die Mittel, welche zur Aufrechterhaltung der Ord nung notwendig sind. — Abg. Liebmann sUnabh.): Die Sicherheitspolizei ist nichts weiter als die Fortsetzung deS alten Militarismus. — Abg. Blüher sDtsch. Bpj: Wir halten es für nötig, datz der Regierung Mittel in die Hand gegeben werden, um Ruhe und Ordnung zu schaffen. Di« Frage, ob eS nötig ist, der Truppe einen militärischen An strich zu geben, die Frage der Besoldung und des Nach richtendienstes sind am besten im Ausschuß zu lösen. Mit der von der Entente an Stelle der Sicherheitspolizei vorgeschlage ne» Ordnungspolizet ist unter den heutigen Verhältnissen auf keinen Fall auszukommen. Gerade jetzt stehen wir in einer neuen Krisis, die sich in der Stillegung von Betrieben und größerer Arbeitslosigkeit bemerkbar macht. Und auch, die Obstunruhen geben zu denken. Es ist eine Logik, die nur in Paris zu verstehen ist, wenn man angesichts einer so krtti- scheu Zett unserer polizeilichen Macht Mittel verweigern will. Schon die Hülziade hat gezeigt, datz die militärischen Kräfte zur Bekämpfung von Unruhen nicht auSretchen. Wir müssest trotz der feindlichen Noten Machtmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung haben. Minister des Innern Kühn: Die Regierung gibt sich noch immer der Hoffnung hin, datz die Entente ihre Forde rung auf Abschaffung der Sicherheitspolizei fallen läßt.' Aus jeden Fall lag der Regierung daran, den Etat der Sicherheits polizei scstzustellen. Die politischen Kommissare haben die Aufgabe, den Verwaltungsbehörden über alle Vorgänge auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet innerhalb ihres Be zirks ständig zu berichten. Mit der Technischen Nothtlfe hat die Landessichcrhettspolizei nicht das Geringste zu tun. Die Bekleidung für di« Sicherheitspolizei ist nicht von englischen Firmen, sondern von der Retchsbeklet-ungSstelle geliefert worden. Bet der Einsetzung von Offizieren als Nachrichten kommissaren wird die Regierung von Fall zu Fall entscheide». Die Errichtung -er Sicherheitspolizei tst eine rein inner politische Angelegenheit, in die sich die Entente nicht einzu mischen hat. Daß die Truppe auch bei Bekämpfung von Put schen eingreifen muß, ist selbstverständlich. Die Regierung bittet das Vertrauen, das die Sicherheitspolizei im Lande genießt, nicht durch eine ungerechte Kritik zu erschüttern. Die Vorlage wird an den Haushaltsausschuß A ver wiesen. Abg. Dr. Barge lDem.j berichtet dann namens des Nechtsausschusses über den Antrag, die Ueberwachungsaus- schüffe an das Landespreisamt anzuschließen. Er beantragt Zurückziehung des Antrages, und ein Ersuchen an die Regie rung zu stellen, die Amtshauptmannschaften zur Durchfüh rung der für die Ernährung der sächsischen Bevölkerung nöti gen Maßnahmen, insbesondere auch der Sicherst«! lrrng zurück gehaltener oder verschobener Lebensmittel, nachdrücklich zu veranlassen und den Mitgliedern der Ueberwachnngsaus- schüffe das Recht der Beschlagnahme zu sicher». Geheimrat Dr. Fritzsche erklärt namens des Wirt- schaftsmtnisteriums, daß es bereit sei, dem Anträge z« ent sprechen. — Abg. Rammelsberg fDtschnat.l ist Gegner des Antrages und glaubt nicht, -aß durch di« Annahme die Eraährungslage gebessert wird. Niemals dürfen Mitglieder der Ueberwachungsausschüsse die Geschäfte der Staatsanwälte übernehmen. Man befreie uns von der Zwangswirtschaft. — Abg. Hartmann sDem.j wendet sich ebenfalls gegen das Beschlagnahmerecht der UeberwachungSauSschüfle. Soweit kann man nicht gehen. — Abg. K r a u s e - Ehemnitz sSoz.j verteidigt die Ueberwachungsausschüsse. Der erste Teil des Antrages findet mit grober Mehrheit, der zweite Teil mit 22 gegen 16 Stimmen Annahme. Abg Graupe iSoz.i begründet darauf seine Anfrage über die Lage der vogtländischen Stickereiindustrie. Seit 1911 ist die Spinnindustrte bereits im Niedergang. After den schwer sten Schlag hat sie dadurch erltten, daß sie gerade in jene» Staaten, mit denen wir im Kriege standen, die besten Absatz gebiete hatte. Im Inland« verbietet die Lebensmittelteue rung weiten Volksschichten den Ankauf von Stickereien. End lich sind die Rohstoffpreise so gestiegen, daß an Stelle -er Fabrikation vielfach nur ein Schleichhandel mit Garnen ge trieben wird. Nötig ist da zunächst die Heranschafsnng von ausreichenden Rohstoffen. Leider ist durch de» Abbruch von Maschinen nahezu ein Drittel des vorhandenen Maschinen- - Materials verkauft, so daß unS später eine Konkurrenz sehr schwer wird. Bedenklich ist dabei die große Arbeitslosigkeit der Sticker und Zeichner, und bedauerlich ist es, daß die Po lizei in Plauen amerikanische Käufer so schikaniert hat, datz diese erklärten, nicht wieder kommen zu wollen. Wir hoffen, daß die Regierung alle Maßnahmen ergreift, um die Still legung der Betriebe zu verhindern und die Arbeitslosigkeit zu beheben. Geh. Regierungsrat Dr. Iani: Die schwierige Lage der Sttckereiindustrie ist aufs engste verknüpft mit unserer wirtschaftlichen Krisis, um so mehr, da der Niedergang der vogtländischen Stickerei schon vor dem Kriege eingesetzt hat. Um der Arbeitslosigkeit zu begegnen, hat sich das Wirtschafts ministerium bemüht, d»rch Konfektionierung von Frauen- Hemden Arbeit zuschaffen. Gewiß, durch den Abbruch von Maschinen ist ein Teil der Stickereiindustrie nicht mehr aus der früheren Höhe, und eS wird daher zu erwägen sein, ob -em Bogtlande eine andere Industrie überwiesen werden könne' wenn die Regierung auch die Schwierigkeiten einer sol chen Arbeitsänderung nicht verkennt. Die Uebertragung der Sttckereiarbeit nach Oberfranken wäre sehr bedauerlich. Die Handelskammer Plauen wird alles tun, um die Unternehmer von solchen Maßnahmen abzuhalten. Abg. Lehnig sDtschnat.s wünscht eine Besprechung der Gesamtlage der sächsischen Industrie. Leider verfügt unser Wirtschaftsministerium nicht über das notwendige statistische Material. Plauen sei früher vermöge seiner vorzüglichen Schulen eine industrielle Musterstadt gewesen. Jetzt leidet diese Stadt natürlich besonders schwer unter der Kaufunlust auf dem Luxusmarkt. Außerdem herrscht augenblicklich aus dem ganzen Weltmarkt das größte Mißtrauen gegen die deut schen exportierenden Industriellen. Plauen besonders stößt auf die Konkurrenz von Frankreich und St. Gallen. Immer, hin sehen wir die Zukunft für Plauen nicht so trübe an. Doch wird es noch einige Jahre dauern, bis der dauernde Export einsetzen kann. Der Arbeiterschaft ist dringend curzuraten, sich vorübergehend eine andere Beschäftigung zu suchen. Bon Tarifverträgen für HauSarbeiter möchte abgesehen werden. Ministerialrat Krantz ergänzt die Ausführungen des Vertreters deS WtrtschattSmtnisteriums. Zu verhindern ist im Interesse der schwerletdenden Arbeiterschaft die Vergebung der Arbeit nach answärtS. Die FUetarbett war in Ober franken schon seit 100 Jahren in Blüte und ist erst in letzter Zeit in Plguen etngeführt worden. Es handelt sich also nicht um eine Abwanderung. Abg. G ü n t h e r - Plauen (Dem i weist darauf hin, datz augenblicklich mehr die Arbeitsmöglichkeit als Ne Tariflöhne in Betracht gezogen werden möchten. Stickereien sind keine Stapelwaren, znmal bei den jetzigen hohen Garnpretsen. Die Notlage »er Spitzentndustrie tst keine Einzelerscheinung, lon dern sie hängt mit dem Weltkrieg eng zusammen. Trotzdem muß versucht werden, recht viele Ueberlandsausträge herein -»bekommen. Die Hilfeleistung durch Uebermeisung von Konfektion nach Plauen tst gewiß anerkennenswert, aber die Haupttndustrie zu heben, ist die beste Hilfe. Die Regier«»,« mutz in diesem Sinne tätig sein, nm dem tüchtigen Kaufmann die Bahn für den Export fretzumachen.