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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 22.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192110220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19211022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19211022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-22
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Monat
1921-10
-
Jahr
1921
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Nr. 248. Seite 8. Sächsische D»ttreit«»« m»tz Wlr»«»vreff«. Sonnabend, den 22. Oktober IS21. stge Kriminalpolizei (RathauS) sehr erwünscht. -St« »oh« nungSdieb hat, hier ein« Gasicolle -eaeden. Als Erfolg sei nes Auftretens nahm er einen alteren Herrenanzug, duntelkar- rtert mit feinen roten Fäden durchzogen, am Hosenschlitz und rechten Knie auSgebeffert. daS gackelt zweireihig, Wert 200 Mt., mit sich. Im Jackett befanden sich zwei echliisiel, der eine mit der Aufschrift Keller. Ferner Pahl der Spitzbube ein Paar neue Herrenschube mit Holzetnlage, Gröhe 43, Wett 230 M., und einen Damen-Brillantring, gezeichnet 1V14, glatt, im Stein ein Fehler. Wenn irgendwo VerdachtSgründ« entstehen, wird Meldung an die Kriminalpolizei erbeten. — Fabrraddteb feftgenom- men. Hier wurde ein 22jä-riaer junger Mann fesigenommen, der in Grube .Vogelfreude' ein Fahrrad gestohlen hatte und dies bei einem hiesigen Geschäftsmann verkaufen wollte. Rossen. Selbstmord. Unter dem elektrischen Lei' tungsmast der Ueberlandzentrale Gröba mit 60000 Bolt Span nung wurde Sonntag vormittag bet Gruna der GtpSputzer S. I. aus Questenberg bet Meißen tot aittgesunden. Rach seiner Aus zeichnung liegt Selbstmord wegen Nervenleiden- vor. Riesa, 20. Oktober. Konflikt im Stadtparla ment. In der öffentlichen Stadtverordnetensitzung fehlte die gesamte bürgerliche Fraktion. In einer Erklärung begründet sie ihr Vorgehen wie folgt: In der letzten Stadtverordnetensitzung blieb unser berechtigter Anspruch al» stärkste Fraktion de- Kolle giums aus Entsendung eine- der beiden Abgeordneten zum Säch sischen Gemeindetag in Chemnitz unberücksichtigt, so daß unS die Möglichkeit abgeschnttten wurde, unS über die dort zur Verhand lung stehenden wichtigen Gemeind,angelegenheiten ebenfalls durch persönliche Teilnahme eine» der Unseren zu unterrichten. Auf unseren Vorhalt ließ die mehrheitSsozialistische Fraktion er klären, daß sie unserem berechtigten Anspruch nicht Folge gebe, sondern sie habe jetzt die Macht und werde sie gebrauchen. Zus Vermeidung weiterer Vergewaltigungen bleibt un» kein anderer Ausweg übrig, als die fernere kollegiale Mitarbeit durch Fern bleiben von den Sitzungen einzustellen und der Macht zu Weichen. Die Sitzung-mußte wegen Beschlußunsähtgkeit vertagt werden. Leipzig. Abbruch der Eingemeindung-Ver handlungen. Bekanntlich hat man im Landtage von ver schiedenen Seiten darauf hingewiesen, welchen Einfluß di« in Leipzig geplanten Eingemeindungen aus die Erhaltung der so zialdemokratischen Mehrheit de- Leipziger Vtadtverordnetenkol- legiums haben würden und hatte auch den Gesetzentwurf der Regierung, der die Htnau-schiebung der Leipziger Wahlen Ki nach der Eingemeindung ermöglicht«, damit in ursächlichen Zu sammenhang gebracht. Mit Rücksicht hieraus verdient folgen der — der „Unabhängigen Volkszeitung' entnommener — Be richt über den Abbruch jener Eingemeindung-Verhandlungen Be achtung: In der letzten Sitzung de- Leipziger Bezirksausschusses wurde erneut die EingememdungSfrage behandelt. Der AmtS- hauptman« Ryssel verlas einen Bries de- Leipziger Rate», in dem dieser mitteilt, der Singemeindung-au-schuß lehne e- ab, die neue vom Bezirk geforderte Entschädigungssumme von 8129 647 Mk. zu bewilligen, da diese Summe in gar keinem Ver hältnis zu den Vorteilen stehe, die die Gemeinden durch die Eingemeindung erlangen würden. Der AmtShaupttnann wte- darauf hin, day sich der Rat am 27. Juli bereit erklärt habe, die Kriegsschulden mit L4 ». H. zu berechnen, während er jetzt nur 81 Prozent zahlen will. Der aus 230 000 «k. herabgesetzte Be trag würde eine Schädigung de- Bezirk» um 4^ Millionen be deuten. Bei der glatten Absage der Stadt hält er neue Verhand lungsversuche deS Bezirke- für nicht notwendig. ES sei nun Ausgabe der Gemeinden, eine unparteiische Instanz anzurusen. IN der Diskussion kam zum Ausdruck, di« Antwort deS Rate sei eine Antwort auf die Gesetzesvorlage der Regierung. Der Rat wolle damit der Regierung sagen, daß er kein Interesse mehr an der Einverleibung habe. Die Vertreter der Gemeinden werden nach wie vor die Einverleibung verlangen. ES wurde darauf einstimmig abgelehnt, der Stadt die Wiederaufnahme mündlicher Beratungen vorzuschlagen. Einstimmig wurde auch das Angebot der Stadt al» unannehmbar abgelehnt, da eS so gar noch hinter dem Angebot vom Juli diese» Jahre» blieb. Zittau. Gegen die unnötige Anwendung von Titelnttn Amtsverkehr wenden sich die Beamten des Zittauer Wohnungsamtes, indem sie durch Anichlas folgende Bitte an die Bevölkerung richten: „Die geehrte Bürgerschaft wird gebeten, im Dienfwerkehr die Beamten des WoHnungs-- «nrtes mit ihrem Familiennamen anzusprechen und jede Amts- ibezeichnung des einzelnen in der Anrede zu Unterlasten. GleiMeitig spricht die Beamentschaft die freundliche Bitte aus, die geehrte Bürgerschaft in der Anrede gleich behandeln zu dürfen." Mittweida. „Vor dem Ruin!' Die Stadtverord neten bewilligten den städtischen Beamten und Angestellten neue Ausgleichsbeihilfen und Kinderzulagen. Dadurch entstehen der Stadt 507 000 Mk. ungedeckte Ausgaben. Im lausenden HauS- Haltplan ist noch ein ungedecktes Defizit von 450 000 Mk. vor- Händen. Dadurch, daß der Staat vom nächsten Jahre ab nur zwei Drittel der Schullasten trägt, erwachsen der Stadt wettere 500 000 Mk. Ausgaben. Insgesamt belauft sich dann der Fehl betrag aus über 1(4 Millionen Mark, wofür keine Deckung vor handen ist. Der Bürgermeister erklärte, daß die Stadt vor dem Ruin stehe, wenn ihr da» Reich nicht schnellsten» zu neuen Ein nahmen verhelfe. Glauchau. Abhanden gekommen äft die schwarzrotgolden« Fahne, di« an der Eingangspforte zur Autohalle der neuen Poftautolinie in der Waldenburger Straße angebracht ist, -in der Nacht zum Sonnabend abend. Es steht noch nicht fest, ob die Fahne böswillig entwendet oder ob sie herabgeifallen ist und dann von dem Finder mit fort genommen wurde. Markneukirchen. Infolge der epidemischen Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche dies- und jen seits der tschechoslowakischen Grenze sah sich die Amtshaupt mannschaft Oelsnitz genötigt, die Vtehetnsuhrstelle Wernitzgrün vollständig zu sperren und für die obervogtländischen Grenzort- schäften besonders strenge Abwehrmaßregeln zu treffen. Dadurch wird, und zwar zu unseren Gunsten, auch der Personen-Grenz- verkehr etwas eingedämmt, der seit dem katastrophalen Sturze unserer Mark von Böhmen nach Sachsen in beängstigender Weise gestiegen war. In den größeren Grenzorten Klingenthal, Bram bach, Adorf bis nach Oelsnitz herein erschienen in den letzten Tagen ganze Trupps böhmischer Einkäufer, welche unter Aus nützung des Tiefstandes der deutschen Valuta alle erdenklichen Waren aufkauften und über die Grenze schassten. Klingenthal. Der Sturz unserer Mark und das Steigen der ausländischen Devisen haben un unserer Grenze zur Folge gehabt, daß der sonst recht rege Geschäfts verkehr von Sachsen nach der Tschechoslowakei (Böhmens fast 'gänzlich aufgehört hat. Die von zahlreichen Fremden be völkerten Grenzgasthäuser sind fast verwaist, und die Grenz geschäfte und Verkaufsftände an der Grenze warten vergeblich auf Läufer aus Sachsen, die bei dem Stande der Krone (am Sonnabend 15SL0, am Montag 17080s nicht mehr drüben kaufen können. Dafür strömen nun die Einwohner aus der benachbarten Tschechoslowakei nach Sachsen herein und kaufen, was sie gebrauchen können. Nicht nur Kleidungs- und Be darfsgegenstände aller Art wandern über die Grenz«, sondern auch viel Lebensmittel. Der Strom der Einkäufer aus der Tschechoslowakei hat sich schon bis nach Plauen ergossen. Kleine Chronik. Aus dem Reiche. * Jena. Neugestaltung der Nahrungsmit- telkontrolle in Thüringen. Von seilen der in Thü ringen tätigen öffentlichen Nahrungsmittelchemiker sind schon seit längerer Zett der Regierung eingehende Vorschläge über die Neu gestaltung einer NayrungsmtttelkontroÜe in Thüringen unter breitet worden. Es ist daher anzunehmen, daß der thüringische Landtag sich in nächster Zeit mit diesen Vorschlägen beschäftigen wird. * Halle. Typhuserkrankungen. In den letzten Wochen sind im Kreise Merseburg, sowie im Stadtgebiete Halle zahlreiche Typhuserkrankungen vorgekommen. Jetzt ist behörd licherseits einwandfrei der Ursprung der Krankheit sestgestellt worden. Sie ist verursacht durch den Genuß von Milch aus dem Gute Beuchlitz. Dort wurde ein Schweizer aus der Naumburger Gegend eingestellt, der sich durch Verkehr mit tschecho-slowakischen Arbeitern angesteckt hat. Durch ihn gelangten die Bazillen in die Milch und von dort in die Bevölkerung. Es sind zahlreiche Todesfälle zu beklagen. * Beuterst tz. Streik. Auf dem Braunkohlenwerke in Beutersttz bet Liebenwerda ist ein Streik ausgebrochen, der sowohl die Grube „Wilhelm', wie die Brikettfabrik umfaßt. * Erfurt. Bierboykot 1. DaS Gewerkschaftskartell Erfurt hat in seiner letzten Sitzung als Protest gegen die Bier- vetteuerung einstimmig die Verhängung deS Bierboykotts über sämtliche Brauereien beschlossen. * Heiligen st ad t. Nachahmenswert! Der hie sige allgemeine kaufmännische Verein teilt durch Anzeige mit, daß er beschlossen hat, im Hinblick auf die vaterländische Not und die nationale Trauer um den Verlust deS wichtigsten Teiles des oberschlesischen Industriegebietes sein aus Sonntag, den 23. Ok tober angesetztes Stiftungsfest bis auf weiteres zu verschieben. Die Zeit gestatte keine frohe Feier mehr. »Lauscha. Wassermangel. Wegen der anhalten den Trockenheit wurden in Lauscha Sperrstunden für Wasser abgabe eingefühtt. In Oberwind ist der Wassermangel beson der» drückend. * Marktredwitz. Schwerer Unfall. Von einem Auto wurde auf der Ortsstraße ein Handwägelchen überfahren, wobei den zwei darin sitzenden Jungen die Beine abgedrückt wurden. Beiden Verunglückten mußte je ein Bein in Kniehöhe abgenommen werden. * Worbis. Tod durch Elektrizität. Der neun jährige Bruno B. auS Kreuzeber, der hier bei Verwandten zu Besuch weilte, berührte vom Fenster her den vorübergehenden Draht der Starkstromleitung. Er war sofort tot. * Koburg. Vom Nahnhofsumbau. — Tier quälerei. Der hiesige Bahnhofsumbau geht jetzt erfreulicher weise bester vorwärts. Sowohl am Haupt-, wie am Seitenbau ist eine größere Anzahl Arbeiter tätig und e» ist zu hoffen, daß im nächsten Jahre der Bau unter Dach ist. — Einem Vogelbaiw- ler aus Lauscha wurden auf dem hiesigen Bahnhof 150 Sing- Vögel, meist Zeisige und Hänftlinge, abgenommen, die in drei Bücklingskisten ohne Wasser, Licht, Luft und Nahrung unter- gebracht waren! Hoffentlich wird der Mann für seine Bogel- fängerei, die doch streng verboten ist, ernstlich bestraft und ebenso wegen Tierquälerei. Sport. Der Laubegaster Ruder-Verein, e. V., veran staltet Sonntag, den 23. Oktober nachmittags ILO Uhr seine erste Interne Regatta aus der Elbstrecke Schiffsiverst Laubegast—Brr- einslokal Lindengarten, Ecke Gattenstraße, bei der u. a. auch ein Gastvierer zum Austrag kommt. Zu diesem haben gemeldet: Rudergesellschast Dresden, Dresdner Ruderverein, Dresdner Ruder-Club und Ruderverein Lößnitz. MWMWNSISWMMMWSS'^SSSSSSSSSSSSSSIWSSSSSSSS«» Vermischtes. — DerG«ldsegendes Münchener Oktober- festes. Das Ergebnis des Oktoberfestes steht nun einiger- maßen fest. Di« Straßenbahn konnte durch die Abhaltung des Oktvberfestes einen Reinertrag von rund 1(4 Millionen Matt erzielen, das sind 1L Millionen Rtark mehr als im Borjahr«. Für di« Armenpflege siel aus der LustbarkeitS abgabe in diesem Jahre «ine Reineinnahme von 200 000 Mk. ab. An Pachtzinsen gingen bei diesem Oktoberfest rund 850000 Mk. ein. Daneben konnte die Stadt durch Beschäfti gung von Erwerbslosen einen nicht imbeträchtlichen Betrag für ErwerbSlosenunterstützung einsparen der schätzungsiveisr die Borjahrssumnre von 16 000 Mk. beträchtlich übersteigen dürfte. — Ein w e i b li che r B l a u b a r t in Japan. Ei» merkwürdiger Kriminalfall beschäftigt die Öffentlichkeit Ja pans. Eine junge Japanerin namens Kaneki hat 18 Männer vergiftet, nachdem sie jeden von ihnen zum Abschluß einer Lebensversicherung zu ihren Gunsten veranlaßt hatte. Sir stammt aus bester Familie, und ihre hohe Geisteskultur wir- überall gerühmt. Sie wußte alle Aerzte und Versicherungs gesellschaften trefflich zu täuschen. Den ersten Mord beging sie an ihrer eigenen Schwester, in deren Gatten sie sich ver liebt hatte. Sie lockte die Männer, die sie zum Todesopfer ausersehen hattte, in ein Teehaus und setzten ihnen vergifteten Wein vor. Erst nach dem 18. Mord gelang es, ihrem Treiben ein Ende zu machen. — Der »pfiffige" Nachtwächter. Der Nacht wächter einer Gemeinde im GoldbergqHaynauer Kreise in Schlesien hatte das Pfeifen mit der ihm verliehenen Horn- pfeise seit einiger Zeit eingestellt und mar vom Gemeindevor steher deswegen zur Rede gestellt worden. Der Hüter der Nacht erwiderte darauf, daß ihm zum Pfeifen die Zähne feh len. In der nächsten Gemeindesitzung wurde beschlossen, dem alten treuen Wachter ans Gemeindekosten ein Gebiß unferti gen zu lassen. Allein schon nach kurzer Zeit stellte er das Pfeifen der Signale wieder ein. Aufs neue vom Gemeinde oberhaupt gefragt, antwortete der „pfiffige" Wächter der Nacht: ,^Ja Herr Vorsteher, sahn Se ock, dar Zdahndukter sagte, ich müßte doas Gebiß über Nacht ei's Woasser liähn, und do koan ich kmU übens habends wieder nicht seifen! Eingesandt. Für die unter dieser Rubrik veröffentlichten Zuschriften des Publikums übernimmt die Schristlettung nur die preßgesetzliche Verantwortung. Wähler tut eure Pflicht und übt euer Wahlrecht auS und wählt ein Stadlparlament, das sparsam wirtschaftet und uns die Teuerung und die üblen Verhältnisse überwinden hilft, die wir der „glorreichen' Revolution 1918 verdanken. Ueberzeugt euch, ob ihr richtig in die Wahllisten eingetragen seid, damit ihr eures Wahlrechtes nicht verlustig geht. Paul T. Wichmann, Ingenieur, Loschwitz. 20. 10. Geld 5314,65 2867,(0 9,08 16930 1120,85 614,35 616,35 157,81 1123,85 Börseu-Berichte. Berlin, 20. Oktober. (Amtlich.) Devisenkurse. Telegraphische Auszahlung auf: Holland . ... 100 Gulden Schweiz 100 Frank Wlen (dtsch.-öster. abgest.) 100 Kronen Prag 100 Kronen Brüssel-Antwerpen . . 100 Frank Italien 100 Lire London 1 Pfd. Stert. Neuyork 1 Dollar Paris ....... 100 Frank Frieden 19. 10. Geld 168,74 5869,10 81,- 3096,90 85,06 9,78 85,06 175,80 81,- 1198 80 81,- 659 30 20,43 669,30 4,20 171 57 81,— 1208,75 Ruf dec eigenen Spur. Roman von Otto Hoecker. V3j (Nachdruck »erboten.) »Gnädige Frau, wir find nur die Vollstrecker eine- unS gewordenen GerichtSbefehlS", versuchte Kneift -u be- schwichtigen. «Sine Verhaftung ist f« noch lange kein» Verurteilung. Ihr Herr Gemahl wird hoffentlich in der Lage sein, sich von den wider ibn erhobenen Anklagen -u —* Er konnte nicht aussprechen, denn gleich einer gereizten Löwin fauchte ihn die wieder aufspringende Gehetmrätin an. .DaS Gericht wird diesen Irrtum bitrer büßen müssen! Weiß man denn nickt, waS man meinem Mann schuldig ist? Wenn er die Stirn runzelt, so fallen die Kurse, und man wagt ihn zu verhaften wie den erstbesten Proleten — daS ist stark!* »Gnädige Frau, vor dem Gesetz sind wir alle gleich/ „Aber doch nickt mein Mann, der Geheimrat Selten- bach?" entlüftete sich die Dame wieder in den höchsten Tönen. -Und dann der Skandal — diese Blamage!' änderte sie unvermittelt ihren Gedankengang. .Morgen habe ick meinen Five O'elock Tea — Gräfin Moderleld, die Palastdame Ihrer Majestät, hat sich ansagen lasten — auch Graf Mirmann, der Geheimkämme»er, hat sein Er scheinen zugesagt — und jetzt —" .Werden die Herrschaften wahrscheinlich absagen lassyi", konnte Hansemann trocken einzuschalten nicht unter lassen. „Zu meinem Bedauern verbietet unser« beichränkie Zett ein Beharren auf diesem Gebiet. Es ist der Gnädigen zweifellos bekannt, daß ein Einbruch in jenen Kassen schrank verübt wurde, wobei eine Anzahl wertvoller Ge schmeide, darunter ein vom Lichen Geschäfte vor mehreren Jahren in Ihrem direkten Luftraß» ansoferltgter Hals schmuck —" Die Geheimrätin stand zunächst wie LotS Weib. -Mein Brillanfichmuck — meine Saphire und Rubinen—* Sie wendete sich keuchenh an ihre« Gatten. -Ephraim, ich beschwöre dich — du bast st» in dem Lckrank hier aufgehoben, weil st» da «v stchwA«, «tt« — «ad v» .S>e sind fort — gestohlen!' entgegnete Selkenback in mattem Tone und mit einer Miene. a!S verlohne eS sich nicht, um solcher Lappalie willen sich aufzuregen, wo doch ganz andere Interessen im Spiele standen. »Fort — gestohlen, sagst du, Ephraim?" kreischte die Gehetmrätin händeringend aui. .Mein ganzer Schmuck — er ist mein Privateigentum", wendete sie sich schreiend an die Beamten, .im Fall eines Konkurses hat niemand ein Recht daran — alle Schmucksachen gehören zu meinem vorbehaltenen Vermögen — ste sind nahezu eine Million Mark wett!" — .Bedauerlicherweise hat der Einbrecher auch vor dem oorbehaltenen Vermögen der Gnädigen nicht Halt gemacht", bemerkte Hansemann in seiner kaustischen Weise. Er trat an daS vorhin vom Hausherrn aufgeschlossene Fach und öffnete eS. Dann zuckte v mit den Achseln. .Wie Sie sehen, ist da- Fach leer." Wie irre war ihm Frau Selkenbach mit den Blicken gefolgt; nun wendete sie sich mit einem Jammergeschrei an ihre Tochter, die verstört inmitten deS Zimmers stand und auS deren sckönen, stolzen Zügen auch der letzte Blutstropfen gewichen war. .Sie haben auck deinen Schmuck gestohlen — eS ist alles — alles sott!" ächzte sie verzweifelt, um sich die Sekunde darauf -ornsori hend an ihren völlig ntedergebrochenen Gatten zu wenden. .DaS wußtest du — und du sagtest nichts. — Du ließest mich ruhig in dem Glauben weiterleben, mein Schmuck sei in deinem Schranke wohl geborgen — und nun muß ich die Schande erleben, baß sie dich verhaften? Ich werde irre an dir, Ephraim, Schande und Schmach über dich, Ephraim." Ohne ihm Zeit zu einer Erwiderung zu lassen, die Indessen auch schwerlich erfolgt wäre, denn der Verhaftete bockte eben wie geistesabwesend und stierte blöde vor sich hin, kehrte sich die Wutsprühende an die Beamten. .Man muß den nichtswürdigen Einbrecher entdecken — man muß ihn ohne Gnade und Barmherzigkeit beurafen — ich muß meinen Schmuck wieder haben — er ist mein per- sünlicheS Eigentum." DaS letzte stieß sie mit rudernden Urman tzrrvor, jedes ihr« Worte schatt betonend. Doch auch bei der Tochter fand sie weder Gehör noch Verständnis. Diese stand wie in innerem Kampfe begriffen; dann schwankte sie auf ihren Vater zu und brach neben dessen Stuhl wie vernichtet nieder. .Papa, warum schaust du mich so schrecklich an!" hauchte sie verstört und hob flehend die Hände zu ihm auf. .Ich schwöre dir, ick wußte nicht — ich — konnte die Tragweite nicht ahnen." Doch schon beim ersten Erklingen ihrer Stimme fuhr der Verhaftete auS seiner Lethargie unvermittelt auf. Wieder blitzte der vorige Hassesblick ober die jugendscköne Gestalt seiner Tochter. .Du Närrin mit deinen über spannten Einfällen," stieß er außer fick vor Wut hervor. „Zugrunde gerichtet hast du mich mit deinen birntollen Romanideen." Er lachte schrill auf und raufte sich im Gegensatz dazu mit wilder Gebärde daS Haar. Dann stieß er mit der geballten Faust nach ihr und wendete sich ' lallend an die Beamten: .Sie wollen den Namen deS Einbrechers erfahren — so hören Sie ihn — freilich kann ick nickt sagen, ob die verruchte Hand des Burschen selbst den Dietrich gemeistert hat — doch er ist der Anstifter — oder — oder vielmehr!" schrie er, weinend vor Wut, in seinem maßlosen Hassesausbruche einen unsagbar wider wärtigen Eindruck darbietend — .hier ist die eigentliche Urheberin — meine eigene Tochter — sie ließ den Vater bestehlen —" Laut aufsckluchzend suchte ihm Leonie mit flehender Gebärde die Lippen zu schließen. .Du irrst, Papa, ick schwöre dir bei allem, waS mir heilig — Andreas ist nicht schuldig und ich bin eS auch nickt — mein Himmel, es war ja so harmlos gedacht — Andrea- sollte dir da» Geraubte wieder bringen — dann würdest du unS deine Einwilligung nicht länger versagen — so bofflen wir. Aber was du denkst, daS ist so schrecklich — so fürchter lich niederdrückend — wie kannst du es nur au-denken. daß deine Leonie sich au dir versündigen könnte — ich habe dich so lieb, daS weißt du auch, Papa." (Fortsetzung folgte
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