Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 24.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192107242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19210724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19210724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Amtliche Fremden- und Kurliste, Nr. 30
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-24
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WWWWI Sächsische V.IchgMt lr. 171 HAiU » AWVirssc Tageszeitung Der Nitz in der Entente Emssprech-UufchlNstr Amt Dre-de« Mr. SLNQ7 kel.-Adresse: Ekb-anpresse vkafewitz Vank^tmttor All». Deutsch« Uredttuussutt, Vktfetzvstz Postscheck. Kontor Nr. SL7 Does-e» Blasewitz Sonntag, 24. Juli 1921 Frankreich hat in -er Konferenzfrage gegenüber Eng an- gesiegt. Die Konferenz findet erst am 15. August statt. Somit wir- -ie Entscheidung über Oberschlesien wieder auf längere Zeit Hinausgeschoben. trotzdem aus allen Meldungen von -ort zu ersehen ist, -»atz -ie Polen mit Unterstützung der Franzosen den neuen Aufstand vvrbcreiten. Frankreich will -Lesen Aufstand, es will mit Gewalt -en Polen das gesamte vbcrschlesischc Industriegebiet übermitteln. Nach einer Pa riser Meldung soll -er Streit zwischen Frankreich und Eng- and durch Vergleich beigelegt sein. „Daily Mail" war ge- tern bereits in der Lage zu berichten, daß ein Kompromiß auf »er Grundlage gesunden werden ivird, daß, falls Lloyd tveorge im August keine Ferien antretcn kann, weil das eng- ische Parlament in eine verlängerte Tagung eintreten muß, der Oberste Rat Mitte August zusammentreten konnte. Diese 'Nachricht wird auch vom „Figaro" bestätigt, welcher erklärt, -aß Briand ein j.Rendevouz für Mitte August aunehmen werde. Es sei aber unbedingt notwendig, wie dasselbe Blatt erklärt, daß vorher die Sachverständigen zusammentreten und beraten, weil eine Reihe von Fragen von ihnen geregelt werden müß ten und Lloyd (tzeorge bei internationalen Beratungen immer die (Gewohnheit lmbe, zunächst zu fragen, was die Sachverstän digen zu sagen hätten. So müsse z. B. die Frage entschieden werden, unter welchen Bediilgungeu die Industrie in Ober schlesien nach der Uebergabe des (Gebietes an Polen arbeiten würde, vielleicht, daß man dahin einig werde, eine Inter alliierte Kontrollkommission einzurichteu. Diesbezüglich be stände auch ein polnischer Vorschlag.' Im allgemeinen wird man damit rechnen müssen, daß das Kompromiß, von dem „Daily Mail" spricht und das auch in einer Londoner Tepesche -es „Journal" angedentct ist, zur Turchführnng gelangen wird und daß die Konferenz sich wohl um den 15. August ver sammeln wird. Dies ist um so wahrscheinlicher, als auch der italienische Ministerpräsident Bonomi, der französischen Re gierung niirwilt, lmf; weder er noch der Außenminister della Toretta wegen der parlamentarischen Arbeiten vor dem 7. oder 8. August zu einer interallticrten Beratung eintrefsen könnten. Die Mißverständnisse zwischen England und Frankreich, wenn sie auch auf dem besten Wege find, beigelegt zu wer den, scheinen doch größer zu sein, als es nach den offiziellen Erklärungen den Anschein hat. Der „Neuyorl Herakd" schreibt, es sei zweifellos ein innerer Bruchder E n t e n t e f e st z n st c l l e n. Man gebe sich zwar auf beiden Seiten des Kanals die größte Mühe, den Riß zu verkleistern, er werde aber immer offenkundiger. Außer dem Streit nm die Konferenz des Obersten Rats sei man sich auch uneins über den Bericht der Oberkommission in Oberschlesien. Die französische. Regierung entnehme diesem Bericht, daß die Kommissare gefordert hätten, Truppen zu senden und die ober schlesische Frage baldmöglichst zu klären. Die Engländer legen den Bericht aber so aus, daß die Kommissare geschrieben hät ten. entweder Truppen zu senden oder das Problem bald möglichst zu lösen. In der Downing Street fürchtet man, daß Briand voilständia unter dem Einfluß der französischen Mi litärpartei geraten werde, die unter allen Umstanden unter werfen wolle. Deshalb hat man sogar Abneigung vor wei teren französischen Truppensendnngen, da man annimmt, daß nach ihrer Ankunft die Polen die Gelegenheit benutzen wür den, um ihre Rachgelüste gegenüber den Deutschen zu befrie digen. Der britische Oberkommissar in Oberschlesien Harald Stuart bat zwar -en Bericht der anderen Kommissare mit unterschrieben, aber außerdem an das Londoner Auswärtige Amt ein Telegramm gerichtet, worin er nochmals betont, daß eine schnelle Lösung der oberschlesischen Frage, gleichgültig, ob man Truppen schicke oder nicht, unbedingt notwendig sei. Die „Chicago Tribüne" behauptet heute, aus zuverlässiger Quelle erfahren zu haben, daß Marschall Fock gemeinsam mit dem französischen KrieqSminister 'Barthont bereits die Ab sendung einer französischen Division nach Oberfchleüen vor bereite. Die französische Mrlitärpartei sei entschlossen, ohne Rücklicht auf die englische oder italienische Regierung den französischen Standpunkt durchzusetzen. Die französischen Sachverständigen Laroche, Fromageot und Massigli werden honte oder morgen zusammentreten, und der französischen Re giernna noch einmal den Bericht über die Lage in Oberschlesien übergeben. Fest siebt auch, daß in England eine große Erregnng über die französische Politik herrscht. So meldet die „Chicago Tri- bnne" ans London: Die oberschlesische Frage verursacht wci- George sich dazu entschlossen, die Sinnfeiner als verhandlungs fähige Macht anzuerkennen und mit ihneist in Verhandlungen über die Gewährung der Autonomie einzutreten. Die Ver handlungen sind aber schließlich rasch wieder ins Stocken ge raten, denn so entgegenkommend auch die englische Regierung sein mag, Ulster und das katholische Irland bleiben schwer ver söhnliche Gegner, und nach der vollzogenen Tremzung scheint es um so schwieriger, sie in einem staatlichen Rahmen wieder zu vereinigen. Wenn aber die Versöhnung nicht gelingt, so bricht die alte Fehde wieder aus. Es ist gewiß, daß Lloyd George hier ein unendlich schwieriges Werk unternommen hat. — Auch die Einladung Hardings zur Weltkonfcrcnz in Washington macht ihm sicher Sorgen genug Die englische Regierung ist aus den Bahnen ihrer bisherigen Politik im fernen Osten herausgerissen und vor die Wahl gestellt worden, ob sie den langjährigen Ver bündeten Japan auf dem Altar ihrer Freundschaft mit den Ver einigten Staaten opfern soll. In seinen letzten Konsequenzen ist das Problem, das Harding durch die Berufung der Konferenz angeschnitten hat, nicht anders zu lösen. Die englische Politik gestaltet sich dadurch besonders schwierig, daß wichiige Domi nions, wie Kanada und Südafrika, die amerikanische Freund schaft der überlieferten englischen Bündnispolittk im Stillen Diese» Blatt enthält die amtliche« Bekanvtmachange» tzer Amtshauptrnannschaften Dresden-Ältst, und Dresden-Neust., des Amtsgerichts Dresden, der Superintendentnr Dresden II, des Forstrentamts Dresden, fßioie der Gemeinden Blasemitz.Loschwitz, Weitzer Hirsch, Nochwitz, Bühlau, Weitzig, Schonfeld, Wachn»itz,Niederpoyritz,Hosterwitz, Pillnitz, Dobritz,Laubegast. Druck und Verlag: stlbaau Vnchdruckrrri und Verlagsanftalt Hrrminn Vryrr ä ««., Vlasewitz. / Verantwortlich kür Vie Schrift lettnn«: Ott« Fr. Zimmermann, Dresden; ftir den An»,iq,«teil: Paul Leopold, Drestzen. terhin hier Aufregung. Die englische Negierung erwägt -cun mehr die Möglichkeit, Truppen nach Oberschlesien deshalb ad zufenden, iveil es möglich wäre, -aß, falls die Franzosen ihre Einflußzone in Oberschlesien ausdehncn, die englischen Truppen provoziert werden könnten und da durch eine Situation entstände, welche später zu ernstlichen Vorstellungen zwingen könnte. Die Engländer ur^d Fran zosen befinden sich in ernsten Meinungsverschiedenheiten be züglich -er französischen Politik gegenüber Deutschland. Die Engläy-er glauben, daß die Franzose« alles, was in ihrer Macht steht, tun, nm Deutschland zu einer Revolte zu pro vozieren, wodurch weitere Besetzungen deutschen (Gebietes ge rechtfertigt würden. Die Engländer sind entschlossen, sich an derartigen Maßnahmen in keiner Weise zn beteiligen. Hoffentlich bleiben die Engländer standhaft, -bedauer lich ist allerdings, daß sie sich überharrpt auf eine Verschie bung der Konferenz eingelassen haben. Aus Oberschlesien liegen nachstehende Meldungen vor: Breslau. 22. Juli. Anläßlich einer Protestversamw- lung in Breslau machte Tr. Kleiner aufsehenerregende Mit teilungen über das Zusammenarbeiten von Polen und Fran zosen in Oberschlesien zur Vorbereitung des vierten polnischen Aufstandes. Ein polnisch-französischer Aktionsausschuß ist am 10. Juli gebildet worden, der die Aufgabe tntt, die Franzosen dabei zu unterstützen, an allen Ortschaften polnische Ortsweh ren zu gründen und sämtliche Zivilverwaltungsbehördeu so wie Gruben und Polizeiverwaltungen zu überwachen. Ein polnischer Geheimbund mit dem «itz in Orcesche arbeitet dar auf hin, Massenauswanderungen der Deutschen zu erzwingen. Hinderlich für die polnisch französischen Pläne sind die Eng länder, die die Neutralität ernst nehmen. Die französische Division, die zur Verstärkung nach Oberschlesien gesandt wer den soll, soll dies Hindernis durch das militärische lieber gcwicht der Franzosen beseitigen. General Lerond läßt durch zahlreiche Spione nicht nur die Deutschen, sondern auch die ihm unangenehme» Engländer überwachen. In einem Rund schreiben au die französischen Truppenkommandanieu und Kreiskontrolleure ordnet er an. daß sämtlichen polnischen Ver- wattungs- und Militärstellen jede Unterstützung zu gewähren ist, und daß das deutsche Verhalten der Engländer durch energisches französisches Vorgehen gegen die deutsct>e Bevölke rung abzuschwächen ist. Breslau, 22. Juli. Wie der „Oberschlesische Wande rer" aus Hindenburg meldet, ist dort eine Mührepidemie aus gebrochen. Vom 1. bis 21. Juli sind polizeilich 191 Fälle ge meldet worden, von denen 33 tödlich verliefen. Hindenburg, 22. Juli. In Hindenburg haben -ie Polen verlangt, es solle eine rein polnische LKnncindewache gebildet werden, obgleich sich die Stadt Hindenburg mit 21250 deutschen und 14 853 polnischen Stimmen in der Mehr zahl zum Deutschtum bekennt. Zurzeit hat Hindenburg übel- hanpt keine Polizei. Die nicht aus Oberschlesien gebürtigen blauen Polizisten find von der interalliierten Kommission ansgewiesen worden. Die zurückgebliebenen Polizeimaun- schaften dürfen auf Verlangen der Polen keinen Dienst tun. Der frarlzösische Kreiskontrollcur tut nichts, um diese uuhalt baren Zustände zu beseitigen. » Hindenburg, 22. Juli. In Biskupitz fand gestern abend wieder eine größere Schießerei statt. Dabei gab es einen Toten. Später hielten Insurgenten die Kleinbahn an und nahmen allen Inl-aberu von grünen Legitimationskarteu, d. h. in Oberschlesien ansässigen, aber nicht gebprenen Per sonen. die Karten ab und zerrissen sie. B euthe u, 22. Juli. Wie wenig die Polen daran den kcn, die Macht ans den Händen zu geben, zeigt folgender Vor fall, der sich gestern in Friedenshütte abspielte.- Ein Gastwirt und ein Arbeiter erhielten ein mit dem polnischen Adler und polnischen Stempel versehenes Schreiben, worin sie vom pol nischen Kommandanten der Friedenshütte aufgefordert wur den, sich am 21. d. MtS. abends Uhr vor dem außer ordentlichen polnischen Gerichte in Friedenshütte einzusinden und sich dort zn rechtfertigen. — In Schwientochlowitz kam es nachts wieder zu großen Schießereien. Nähere Einzelheiten fehlen. K önigshüite, 22. Juli. In der Umgegend von Kö nigshtitte usird neuerdings beobachtet, daß die Polen syste matisch auch diejenigen terrorisieren, welche sie während des Aufstandes verschont hatten. Erscheint jeden Wochentag nachm.4Nhr für den folgenden Tag. Eezuasvreis: durch die Post Viertels. 12.90 einschließlich Bestellgeld; durch Boten frei ins Hstus vierteljährlich 12.—, monatlich 4.—; beiAbbolnnain derGeschäftsstelleviettelsährlichll.—.monatlich 3 75 Die Politik der verflossenen Woche. Der „Newyork Herald" hat vor einigen Tagen den Wort laut des englischen Memorandum veröffentlicht, das in Berlin kurz nach Annahme des Ultimatums eintraf und das die Punkte enthielt, in denen England bei Annahme des Ultimatums gewisse Sürgschaften zu übernehmen sich bereit erklärte. Der Inhalt die ses Memorandums ist bereits seit geraumer Zeit bekannt. Die Serösfentlichung des amerikanischen Blattes hat deshalb nur noch «sofern ein« Bedeutung, als sie auch in der amerikanischen Oef- jentlichkett den englischen Ministerpräsidenten wortwörtlich auf die Stellung fcstlegt, die er damals zu den Fragen der Ausfuhr- «bgabe und der deutschen Materiallieferung sowie zu dem wich tigen Problem der „Sanktionen" und zu der oberschlesischen Ent scheidung einnahm. Der „Vorwärts" glaubt die Gelegenheit be nutzen zu können, um gegen die Deutsche Volkspartei zu polemi sieren und damit eine alte Streitfrage wieder auszurühren. Er verkennt dabei mit seinem durch die Parteibrille getrübten Blick wieder einmal die Notwendigkeiten der Lage vollständig. Die deutsche Presse hätte allen Anlaß, die Veröffentlichung des ame rikanischen Blattes nicht zu Parteigezänk zu mißbrauchen, son dern sie dem englischen Ministerpräsidenten mit Nachdruck vorzu halten. Die Polemik des „Vorwärts" ist aber auch vom partei- -olitischen Gesichtspunkt aus ein Schlag ins Wasser. Die Frage, »b eine feste Bindung der englischen Politik in den Punkten, die in dem Memorandum aufgezählt waren, der Annahme des Ulti matums ein anderes Gesicht hätte geben können, ist dadurch er ledigt worden, daß sich inzwischen eine Regierung gefunden hatte, die das Ultimatum ohne jede Bindung aunahm. Es bleibt also aus jener Zeit parteipolitisch betrachtet kein ungeklärter Rest übrig und deshalb sollte sich heute die deutsche Presse darin einig sein, ohne gegenseitige Befehdung das englische Memorandum von damals so zu verwerten, daß der französischen Politik da durch der Weg möglichst erschwert wird. Daß die Ansichten Eng lands und Frankreichs auch heute noch unausgeglichen sind, ve- weist der neueste Vorstoß, den Frankreich uniernommen hat. Es scheint, daß eine gewisse Annäherung zwischen England und Zrantrcich bereits erreicht war, so daß auch Briand sich mit der Einberufung des Obersten Rates einverstanden erklärte. In zwischen haben aber die Franzosen wieder ihren eigenen Weg ungeschlagen und sie sind dabei in ganz ossentundiger Weise über den Widerspruch der englischen Negierung hinweggegangen. Der große Vorteil, den Frankreich besitzt, besteht darin, daß es in der oberschlesischen Frage ein bestimmtes Ziel' mit großer Migkeit verfolgt, während Oberschlesien für England letzten Endes nichts weiter ist als ein Faktor in der Gcsamtrcchnung seiner Weltpolitik. Je nach der weltpolitischen Lage wird der Zaktor heute so, morgen so eingestellt. Wir crirtneru uns noch jenes Wortes vom „Fair Play", das der englische Ministerpcäsi- tent zu unseren Gunsten im englischen Unterhaus aussprach. Die Lage hat sich seit damals sehr zu unseren Ungunsten gewandelt. Es sind inzwischen mancherlei neue Kombinationen weltpoli tischer Art entstanden, die das englische Kabinett den franzö sischen Forderungen gefügig machten und Lloyd George ist manchen Schritt zurückgewichcn. Der neue Vorstoß Frankreichs deutet darauf hin, daß man im französischen Kabinett den gegen wärtigen Augenblick zur Erlangung neuer Konzessionen für gün stig hält. Im Grunde genommen ist die diplomatische englisch französische Fehde darauf zugespitzt, daß Frankreich vollkommen freie Hand gegen Deutschland haben will, während England ge treu seiner überlieferten Kontinentalpolitik die Zügel auch aus dem europäischen Kontinent nicht aus der Hand geben will. Frankreichs Ziele sind dabei nicht wirtschaftlicher, sondern macht politischer Art. Es will sich durch „Sanktionen" bezahlt machen, einerlei was dabei aus der deutschen und europäischen Wirtschaft wird. Auf dieses Ziel ist auch seine oberschlesische Politik ge richtet. Deutschland im Osten zu schwächen und zu verkrüppeln, ist nach wie vor sein höchster Wunsch, und wenn es jetzt in der »bcrschlesischen Frage erneut Schwierigkeiten macht, so läßt es sich dabei von der Hoffnung leiten, angesichts der weltpolitischen Lage seinem Ziele einen Schritt näherkommen zu können. Die englische Politik widqssetzt sich vorläufig noch mit aller Entschie denheit diesem neuen französischen Ausschlage und gerade in die ser Lage könnte uns das englische Memorandum gute Dienste mn, um den englischen Widerstand zu verstärken. Herr Briand weiß ganz genau, daß der englische Minsterpräsident mit Fragen inner und außenpolitischer Natur sehr stark belastet und deshalb m seiner Widerstandsfähigkeit gegen den französischen Vorstoß geschwächt ist. Jnnerpolitisch hat Lloyd George sich die größt« Ausgabe gestellt, die seit Jahrzehnten die staatsmännische Kunst der englischen Regierung beschäftigt: die Versöhnung Irlands mit England. Er hat dabei einen gewaltigen Schritt über das hinaus getan, was bisher als Grenze englischen Zugeständnisses galt. Bisher hat sich die englische Politik zwischen der starren Aufrechterhaltung englischer Herrschaft über Irland und her Ver leihung der Selbstverwaltung an das irische Volk bewegt. Mit dieser Selbstverwaltung der sogenannten „home-rule" hat auch Llond George noch einen Versuch gemacht, der Irland in zwe verschiedene Regierungen teilt, in das protestantische Ulster und das übrige Irland. Beide sollten ihre getrennten Parlamente und ihre getrennten Regierungen haben. Die Ulsterprovinz, in der bereits diese home-rule durchgcführt ist, hat damit erreicht, was sie wollte: die Lostrennung von dem übrigen Irland. Sie ist im übrigen durch und durch englisch und wünscht nichts weiter als ein Teil Englands zu sein. Süd-Irland ist aber mit dieser Regelung nicht zufrieden gewesen. Die Sinnfeiner, die man nach den Wahlergebnissen in Südirland als die ausschließlichen Ver treter des eingeborenen irischen Volkes anseycn mutz, wollen von einer Trennung nichts wissen, sondern das gesamte Irland selb- skndig machen, wobei die einen bis zur vollkommenen Lostren nung von England gehen, die anderen sich mit einer Selbstän digkeit nach Art der englischen Dominions begnügen würden. Anter dem Druck der britischen Retchskonferenz und namentlich des südamerikanischen Ministerpräsidenten Smuts hat Llotid Anzeig en-Preis die 6 gespaltene Grundzerle oder deren Rau» 1.— Mark, im Textteile tue Zeile 2.50 Mark, sür Tabellen un schwierigen Satz 50o/o Ausschlag. An»eiaen-Annabme kür die nächste Nummer bis vorm 11 Uhr. Ozean bei weitem vorziehen. Durch die Einladung, die Harding hat ergehen lassen, ist auch Frankreich in die Lage versetzt wor den am Konferenztisch von Washington mitzusprechen. Es hat ini voraus abgelehnt, sich auf irgendwelche Rüstungsbeschrän kungen des Landheeres einzulassen. Es wird aber sicher seinen Einfluß nicht außer dem Spiel lassen, wenn cs sich darum Han dclt, die zukünftige Politik im Stillen Ozcan mitzubestimmen. Weil Briand Weitz, daß er dadurch ein für die englische Politik beachtenswerter Faktor geworden ist, setzt er an der oberschle fischen Frage dem Verbündeten wieder einmal die Pistole vor die Brust. Wir stehen in diesem neuen Wirbel der internationalen Politik als diejenigen da, auf deren Kosten die Rechnung der anderen gemacht wird. Die Ohnmacht und Unfähigkeit des Ka binetts Wirth ist unter diesen Umständen besonders unheilvoll. Dieses Kabinett hat bisher auch nicht das geringste Gegengewicht gegen die französjfche Politik auszuüben vermocht. Die Sank tionen bestehen heute noch und Frankreich denkt nicht im gering sten an ihren Abbau und in der oberschlesischen Frage sind wir auch allein davon abhängig, ob Lloyd George dem neuen fran zösischen Druck standhalten wird. Das Kabinett Dr. Wirths steht auch in dieser neuen Schicksalsstund« deS deutschen Volkes so ß«t wie passiv deiseite ,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite