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OG Feierabend M W W Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. ^8 Sonntag den 5. 7Nai W2 Die Welt. ie mild und süß und Früblingsluft: Wie lieblich Grün und Blumenduft; Wie groß das Meer, das Sternenzelt; Wie herrlich Wald und Ahrenfeld! Wie sind die Täler und die ksöhn: Wie ist die ganze Welt so schön! Und doch! was ist sie? — Eine Spur von ihres Schöpfers Allmacht nur! Tin Schatten nur vom vollen Licht, Oer in das reine Angesicht Oer auserwählten Geister fällt —: Tin Schatte» nur ist diese Welt! I. Nergvimin. Werter Sonntag nach Wern. Evangelium: Jesus verheißt den Tröster. Johannes l6 5 l4 Das Walten des heiligen Geistes in dem Menschenherzen. „Selig sind die Augen, die sehen, waS ihr sehet, und die Ohren, die hören, was ihr höret', denn ich sage euch: Könige und Propheten haben gewünscht zu sehen, was ihr sehet und zu hören, was ihr höret, und sie haben es nicht gehört." So hatte, seine Jünger glücklich preisend, der Heiland selbst zu ihnen gesprochen. Und nun müssen sie auf dieses hohe Glück verzichten, und der Heiland bereitet sie selbst daraus vor. O, wenn so selbst die besten der Menschen von solchen Prü- fnngen, von so bitterem Trennungsschmerz heimgesucht werden, dann must dies notwendig sein. Dies erklärt denn auch der Heiland, denn er spricht: Es ich gut für euch, das; ich hingehe: denn würde ich nicht hingehen, so würde der Tröster nicht zu euch kommen, der heilige Geist, den ich euch vom Vater senden werde. Ja, der Heiland konnte nicht immer bei den Aposteln, nicht immer auf der Erde bleiben. Eine Welt des Glaubens soll nach Gottes Ratschlüsse auf Erden anfgcbaut werden, in welcher die Menschen, ob wohl sie nicht sehen und schauen die Geheimnisse des Glau bens, Christo dem Herrn, der ihnen vvrausgegangen, zum Vater treu nachgehen. Auch die Apostel mußten darum diesen sichtbaren Trost der Stärkung und Heiligung durch ihren Erlöser enttäuschen gegen den unsichtbaren heiligen Trost durch den heiligen Geist. Ja, je hochbeglückter sie früher waren und je niedergeschlagener und trostloser durch ihre Vereinsamung nach dem Hingänge ihres göttlichen Meisters, desto befähigter mußten sie sein, durch die plötz liche Begeisterung, welche über sie gekommen. Zeugnis ab zulegen vor dem neuen wunderbaren Himmelsgcschenk, das sie erhalten. Wir wissen, wie herrlich der Heiland seine Verheißung erfüllt hat, aber das Walten des heiligen j Geistes, welches schon in den Propheten begonnen und dann noch wunderbarer sich in den Aposteln offenbarte, dauert in der Kirche des Herrn und in den Herzen seiner Gläubigen ungeschwächt fort. Wir wollen daher heute zu unserer Er bauung betrachten die Lehre unserer Kirche von dem Walten des heiligen Geistes in dem Menschenherzen. Wir sprechen oft von einem Geiste der Liebe und Der- träglichkeit: von einem unheiligen oder schlechten Geiste, der in einer Gesellschaft herrscht. Nicht so ist es, wenn wir I vom heiligen Geiste sprechen. Er bezeichnet nicht bloß eine ! Stimmung des Geistes, er selbst ist Geist, eine Person, und > zwar eine göttliche Person. Er lehrt, er redet, er weiß das ! Zukünftige und verkündet es. Tie heitige Schrift sagt von - ihm, daß er allwissend sei und selbst die Tiefen der Gott- ^ heit erforsche, daß er alivermögcnd sei und dein einen die , Gabe der Krankenheilnng, einem andern die Gabe der ! Wunder überhaupt, einem dritten die Gabe der Sprache gebe nach seinem Wohlgefallen. Sie stellt ihn uns dar als den Heiligen und Gerechten, den Hasser und Strafer des Bösen. Ananias und Saphira, die ihn belogen, stürzten plötzlich zur Erde nieder. Er ist unendlich, selig und der ! Geber des Friedens, der Liebe mrd der Tröstung, ja, die Gläubigen sollen getauft werden auf feinen Namen wie auf den Namen des Vaters und des Sohnes. Der Geist der Wahrheit und des Trostes, den der Heiland verheißt, ist ihm also ebenbürtig, von gleicher Macht und Würde, und er soll nach dem ewigen Ratschlüsse der Gottheit an der Menschenscele vollenden, was der Vater und der Sohn be gonnen. Wirklich ist durch unscrn teuern Herrn und Hei land die Erlösung bereits vollbracht. Ter heilige Geist ist es nun, der uns aus den: Ersösungsschatze gnädig zu teilt, der uns als Fremdlinge hinführt zu dem Herzen Jesu und uns wirklich zu Begnadigten und Erlösten macht. Da ist zunächst so schwach das Auge unseres Geistes, das sich so gern mit dem äußeren Sck)eine begnügt und an deni Irdischen haftet. Der heilige Geist ist es nun, der uns den wahren Sinn und die Bedeutung des Wortes Jesu Christi aufschlicßt. „Ich höre nicht auf," so schreibt der heilige Apostel, „für euch zu beten, daß der Gott unseres Herrn Jesu Christi euch den Geist der Weisheit verleihe zu seiner Erkenntnis, und erleuchte die Augen eures Herzens, um einzusehen, welche Hoffnung cs sei, zu der er euch be rufen." Niemand, auch von den besseren, kann einen festen, freudigen Glauben sich selbst geben. Der heilige Geist überweist nn-s nun so von der Wahrheit des göttlichen Wor tes, daß wir in dieser Ueberzeugung fest und freudig sind. Wie wurden die Juden zur Ueberzeugung erschüttert, als sie den begeisterten Glauben der Apostel sahen: wie sind die Vorurteile der Weltweiten zusammengebrochen, wie oft ist aus einem erbitterten Feinde des Christentums ein be geisterter Anwalt und Verteidiger desselben geworden: wie stand es dir selbst manchmal in überirdischer Klarheit vor deiner Seele, an der Wiege oder am Grabe, im Gebete und :n der Einsamkeit: Ja, cs ist so. Ich werde vergehen. Die ^ Welt wird vergehen, Gott aber und seine Wahrheit wird be stehen! Das ist des heiligen Geistes Werk. Wir sind ferner nicht selten wie die Kinder, jetzt weinend unter der Macht heilsamer Eindrücke, dann wieder, nach Minuten oder Stunden, dem Leichtsinne preisgegeben, unbedacht und zügellos, oder wir dachten manchmal: Das ist etwas für die Kranken. Ich bin gesund. Das ist etwas sür die Schmerzgebeugten. Ich bin gesund und lebensfroh, also geht's mich nichts an. Ta erbarmt sich unser dann wieder der heilige Geist. Er vergegenwärtigt uns im rechten Augenblicke mit der rechten Kraft das Wort des Glauben? in seiner unvergänglichen Wahrheit. Wenn du dich rächen