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Sächsische Nr. 262 Tageszeitung Po-fchekk Mntto: Nr. LI 7 Dre*de» lAernsprech-Anfchkch: L«1 Dresden Nr. 2I LV7 Tek.-Adresse: Elb-«rpreffe «lasen» ttz Blasewitz Donnerstag, 11. November 1S2V Anzeigen Preis: die ögefpaltene Grundzeile oder deren Raum 1 — Mark, im Tertteile die Zeile 2.50 Mark, für Tabellen- und schwierigen Satz 50°ß> Ausschlag. Anzeigen-Annahme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr. Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: durch die Post Viertels. 12.— einschließlich Bestellgeld; durch Boten frei ins Haus vierteljährlich 12 —, monatlich 4.—; de» Abholung inderGesct)äftsstellc vierteljährlichll.—.monatlich 3.75 der Amtshauptmmnrschafte» Dresden-Ältst, und Dresden-Neuft., des Amtsgerichts Dresden, der S dentnr Dresden II, des Forstrentamts Dresden, f owie der Gemeinden Blasewitz, Loschwitz, Weitzer Hirsch, Rochwitz, Bühlau, Weitzig, Schönfeld, 2vach Riederpoyritz, Hofterwitz, Pillnitz, Dobritz, Laudegast. Drart uud Verlag: dldgau vmhdrackrrei mrb Bertagsanftall Hennmn» veyer L To., Blasemitz. / verantwortlich für die SchnstleiNmg Olt» Fr. Ztmmerm»»», Drei de,; für den Lvieigenleil: Paul Leopold, Drrtbe». Wider die Wohnungsnot. Zm Wohnungsausschutz des Reichstages haben die Deutschuationalen mit Unterstiiyung der Deutschen Volks- vartei folgenden Antrag D. Ndnnm und Genossen etugebracht: „Der Reichstag wolle beschließen: die Reichsregierung anfzufvrdcrn, unverzüglich dem Reichstag einen Gesetzent wurf in der Richtung folgender Grundlinien vorzulegcn, die der ständige Beirat des Neichsarbeitsminjsters ,ür Heim stätten ausgestellt hat: I. Ter ständige Beirat für Heim- stättenwescn erklärt, datz ohne sofortige Bereitstellung großer Mittel weder der verderblichen LLohnungsnot gesteuert «roch dem gefährlichen Wachsen der Arbeitslosigkeit vvrgebeugt wer den kann Lius diesem Grunde richtet er an den Herrn Reichsarbeitsminister die dringende Bitte, im Reichskabinett oasür cinzutrcten, die Hauptverwaltung der Darlehnskassen ai,.,uwciscn, „Hcimstättendarlehnskassenscheine" zinslos aus- zngeben, die solgenden Bedingungen entsprechen: l. Eine öffentlich rechtliche Körperschaft iGemeinöe, Ge- mcindeocrbandi beschließt eine Anleihe. 2. Mit dem rechts gültigen und genehmigten Beschluß wendet sic sich an die nächste DarlehnSkasse und stellt dort über Teilbeträge Zwi- ichenschcine aus, durch die sie sich verpflichtet, ihren Inhabern Kommnnalobligationcn auf Verlangen zu liefern. Diese , stoischen scheine sind steuerfrei. 3. Die Darlehnskasse gibt «>u v. H. des Nennwerts für tprozentige Kammunalanleihen. 4. Die Darlehnskassen nehmen für Privatzwecke gewöhnlich 5'u v. H. Es genügt rechtlich eine Verordnung der „Haupt- vertvaltung der Darlehnskassen", an Stelle dieser Verzin sung nur eine Erstattung der Barauslagen lDructkvsten, Ver- waltungsgebührcnj zu setzen. Diese werden gut gedeckt durch t/, v. H. 5. Um Mißbrauch zu verhüten, darf diese Ver günstigung nur bewilligt werden, wenn die Zwischenscheinc den Verwendungszweck „Heimstättcnbau" ausdrücklich erken nen lassen, st. Für so gekennzeichnete Zivischcnscheine kann der Kredit der Darlehnskassen jeweilig für den einzelnen Bauherrn nur soweit iu Anspruch genommen werden, als er zur Bezahlung bereits geleisteter Baukosten dient. 7. Der K reditunternehmcr ist berechtigt, das Darlehen jederzeit zu- rüctzuzaklcn, er ist verpflichtet, jährlich mindestens 1'» v. H. zu tilgen. 8. Die Heimstätten haben für ihre Hypott-ek ins gesamt 1'i- v. H. zu entrichten sl'/i v. H. für Tilgung, v. H. für die Darlehnükasscnj. Dieser Prozentsatz gilt für die ersten zehnZähre. Nach Ablauf dieser Zeit wird eine Neuregelung der Tilgungsfrist nach dem Stande des Geldwertes verein bart. 9. Für die Gemeindeanlechen dienen die Heimstätten l npvchckcn als besondere Sicherheit. Sie und die darauf ba fierten D-arlehuskasscnscheine gewinnen ein besonderes Ver trauen. « lprozcntige Hypvthckenpfandbriese stehen deute we sentlich höher als tprozentige Reichsanlcihen.l 10. Die Dar lehnskasse ist verpflichtet, nach Maßgabe der ihr znflicßcnden Tilgungsbeträge Darlehnskassenscheine aus dem Verkehr zu- riickzu.ziehen. sl. Der ständige Beirat für Heimstätten hält cs für unerläßlich, daß die iu den Sparkassen vereinte Sparkraft des deutschen Volkes auch durch die Ausgleichsbccken der Giro zentralen der Provinzen und Länder in wesentlich höherem Maße als bisher mrtzbar gemacht werd«' für die zur Gesun dung von Volk und Volkswirtschaft unentbehrliche Heimstät- tenbildunq in Stadt und Land. «WIWSSSMWWWWMWWUMWW»WWWWSW»WMSSSSW^^^SSSSS Der Verlauf des „Revolutions-Feiertages". Nach den bisher vorliegenden Meldungen ist in Lach sen der RevolntivnSfeiertag überall ruhig verlaufen. Zn vielen Städten und Orten hat man sich an das Dclrct des sächsischen Ministeriums gar nicht gestört, sondern ruhig ge arbeitet. Auch die von den verschiedenen Links-Parteien ver anstalteten Versammlungen waren nicht besonders gut be- iucht. Die Arbeiterschaft Dresdens ist der Parole der Gewerkschaften und der sozialdcinotrati-schen Parteien zur „Feier" des 9. November nicht in allen Betrieben gefolgt. Durchgängig „gefeiert" wurde nur in Großbetrieben der Zigarcttcn-Zndustric und in den Brauekcicn. Zu einzelnen Fabriken, besonders in der Glasindustrie, wurde bis mit tag gearbeitet, andere Betriebe arbeiteten voll. Die Ange stellten in der Zndustrie arbeiteten auch zum größten Teil. Ebenso war im Handel und Gewerbe der Streik überhaupt nicht spürbar Die technischen Betriebe her Stadt wurden in vollem Umfauge ausrechterhalten, obwohl eine ganze An zahl städtischer Arbeiter feierten, die aber diese Zelt im Laufe der nächsten acht Tage nachholcn werden. Die sozialistischen Blätter und die amtliche „Lächs. Ltaatsztg." sind nicht erschie nen. Am Nachmittag veranstalteten die sozialdemokratischen Pvrteicn eine Anzahl von Kundgebungen in verschiedenen Lo4!alen. Eine Versammlung von Erwerbslosen, die von dem bekannten Kommunisten Frenzel geleitet wurde, fand in der Kanfmannschaft im Laufe des Vormittags statt. Als nach der Versammlung ein großer Teil der Erwerbslosen in der Nähe des Postplatzcs einen Demonstrativnszug bilden wollte, wurde er daran von Poiizetmannschaften gehindert. Dre Erwerbs losen nahmen gegen die Polizei eine drohende Haltung ein, beschimpften sie und bewarfen sie mit Schmutz. Darauf er schien auf dem Postplatz, auf dem sich inzwischen eine größere Menschenmenge angesammelt hatte, ein starkes Polizeiauf gebot, das die Ansammlung zerstreute. Das Gewerkschasis- 1 artest ist an das Gewcrbcamt herangetrctcn, um für die Ar beiter die Erlaubnis zu erlangen, den ausgefallenen Arbeits tag am Bus'lag nachholcn zu können. Da der Bußtag aber gesetzlicher ,>ci.rtag ist, wird das Gewrrbeamt das Ersuchen des Gcweiiichastskartells wohl avlehneu müssen. Zn den staatlichen Betrieben wurde überall gefeiert. AuS -cm Reiche liegen nachstehende Meldungen vor: Berlin, S November. Zur Feier -es S. November veranstalteten heute die S. P. D. und die U. S. P. getrennt eava 30 Versammlungen, -ie aber nur mäßig beftuht waren. da in vielen Betrieben voll gearbeitet wurde, und in anderen mehr oder minder große Teile der Arbeiterschaft erschienen waren. Die Veranstaltungen wurden meist durch Vorträge des Arbeitcrsängerbundes eröffnet und nach Ansprachen be kannter Führer der Parteien der Linken gingen die Teil- nehmgr ruhig auseinander, so daß das Straßenbild bald wie der sein gewöhnliches Gepräge trug. Zn der „Neuen Welt" sprach Erispien u. a. über eine Diktatur des Bürgertums über das Proletariat. Seine Rede sand schwache Aufnahme und wurde hin und wieder durch vereinzelte Zwischenrufe an wesender Kommunisten unterbrochen. Auf dem Hofe des Fabrikgebäudes der AEG. in der Brunnenstratzc und der Voltastraße sammelten sich vormittags einige hundert Arbeits lose an, welche die in den Arbeitsstellen Arbeitenden heraus holen und zur Mitfeier zwingen wollten. Sie wurden aber hinausgedrängt und zogen unter der Drohung, Verstär kungen aus der Gormannstraße vom Arbeitsnachweis holen zu wollen, wieder ab. D)a sic keinen Zuzug erhielten, kehr ten sie auch nicht zurück. Zn den Bureaus der staatlichen und städtischen Behörden herrschte überall voller Dienstbetricb. Die Arbeiter des Gaswerkes kn Charlottenburg beschlossen, weiter zu streiken und nur -ie Notstandsarbeiten auszusühren. Eine besondere Veranstaltung fand auf -er Spielwiese im Fried richshain statt, die von etwa 12 000 Personen besucht war und ebenfalls einen ruhigen Verlauf nahm. Bemerkenswert ist, daß die K. A. P. D. durch Plakate zum sofortigen General streik ausgerufen hatte, während die „Note Fahne", das Or gan der K- P. D. ihre Anhänger ausforderte, in den Betrieben zu bleiben. Berlin,.9. November. Da der 9. November von den Behörden nicht als offizieller Feiertag anerkannt worden ist, soll gegen Beamte, die an diesem Tage nicht zum Dienst er schienen sind, -as Disziplinarverfahren eingeleitet werden. Die Arbeiter, die am 9. November nicht an ihren Arbeits stätten erschienen sind, erhalten für den ausgefallenen Tag keinen Lohn. » Altenburg, 9. November. Nack einem Bericht der „Altcnb. Ztg." haben die Arbeiter des Meuselwitzer Bezirks heute das Erscheinen der Altenburger Blätter durch die Drohung verhindert, -aß sie im Falle der Nichtbeachtung des Revolutionsfeiertages die Lieferung von Kohlen aus 14 Tage unterbinden würden. Politische Nachrichten. Laarkohlen für die dentsche Zndustrie? Wien, 9. November. Die hiesige Ententemission bc- sckstiftigt sich mit -er Frage der Wiederinbetrievietzung der österreichischen Zndustrie, wozu in erster Linie eine ausrei chende Kohlcnbelieferung gehört. Wie die „Neue Freie Presse" hört, ist die englische Regierung bemüht, bei der fran- zösischen zu bewirken, daß diese Kohlen aus dem Saarrevier für -ie Zwecke der deutschen Zndustrie sreigibt, wodurch das Deutsche Reich in die Lage versetzt wird, aus Oderschlesicu größere Koklenmengen nach Oesterreich zu liefern. Dazu Kat sich die deutsche Regierung bereit erklärt. Verhandlungen über die Vichablieserung au die Emtcnte. Berlin, 9. November. Der Wicdcrgutmachungsans- schuß hat die deutsche Regierung aufgefordcrt, in einer in Paris am 15. November stattfiuüenden Litzung sich darüber zu äußern, in welchem Umfange Deutschland in der Lage ist, den von Frankreich, Belgien, Italien und Serbien auf Grund von § 2 a -cs Anhangs 4 zu Teil VIII, Abschnitt 1, des Fric- densvertrages angemeldeten Ansprüchen auf Rindvieh. Pferde und Schafe zu entsprechen. Die deutsche Regierung wird eine Kommission von Sachverständigen zu dieser Sitzung entsenden Die Dieselmotoren der deutschen Unterseeboote. P a r i s, 9. November. Die Botschasterkonserenz beschäf tigte sich am Montag mit der Frage der Dieselmotoren. Sic l.örte den Bericht der Marinesachvcrständigen an und kam nach dem „Petit Parisien" zu der Erkenntnis, -aß man in Deutschland nicht daran gedacht habe, diese Motoren, soweit sie für Unterseeboote bestimmt waren, für Handclszwecke umzugcstalten. Daher wurden die NB Dieselmotoren, die ausschließlich für Unterseeboote zur Verwerröung lamcu, vsn der interalliierten Martnekvinmnsion beschlagnahmt. Bevor eine Entscheidung getrosten werden soll, erwartet die inter alliierte Marinekommission noch ergänzende Mitteilungen. Aber, wie „Petit Parisien" hinznsügt, könne bereits als wahr scheinlich angenommen werden, daß die Botschasterkonserenz von -er deutschen Regierung die Zusicherung fordern wende, datz die betreffenden 300 Dieselmotoren ni Zukunft nur für Handclszwecke Verwendung finden dürfen. — Tic „Agence Havas" meldet, datz die Aufhebung der Beschlagnahme der Dieselmotoren in Deutschland mit einem ausführlichen Schriftsatz begründet wurde, der den Alliierten ein gewiffr- Kontrollrecht einräumr. Die Frage des Neubaues von Dieselmotoren soll ferner einem besonderen Beschluß der Botschasterkonserenz Vorbehalten bleiben. Deutschlands Zahlungen im französischen Etat. Paris, 9. November. Zu der Kammer wurde heute der erste Tcilades Voranschlages für den Staatshaushalt auf 1021 bekanntgegebcn. Der Finanzministcr Marsal erklärte, -aß 22327 000 Franken ordentliche und 5 400000 000 außer ordentliche Ausgaben insgesamt 27 820 000 000 Franken zu -ecken seien, während sich die ordentlichen Einnahmen aus 19735 090000 und die außerordentlichen Einnahmen auf 5 227 000 000, zusammen 24 992000000 Franken belaufen. Was die wie^erzurrstatten-cn Ausgaben betreffe, so betrügen kiese I5 5g9<.gg< 0 wovon 21200000» Franken abgehen, die sich aus das Rechnungslähr 1920 beziehen Die Ausgaben für den Wiederaufban der zerstörten Gebiete beliefen sich aus fast zwei Drittel der wieder zu erstattenden Summe. Der Minister schloß: Es handelt sich hierbei nur um eine vor läufige Lösung, wobei die Summen veranschlagt werden, -te Deutschland an Frankreich zu zahlen hat Die Rcgicruug wird acrs keines ihrer Rechte verzichten, die ihr durch den Friedensvcrtrag von Versailles zugesichert worden sind Sie wird ohne zu wanken auf der Durchführung aller Vcr pflichtungen bestehen, die von Deutschland uuterichrwbeu uns von den größten Mächten der Erde gewährleistet sind. Fonhaur über die Verletzung des Spa-Abkommens durch die Entente. Paris, 9. November. Am Montag vormittag versam melte sich der Nationalrat der französischen Gewerkschaften, wobei der Gewerkschaftsführer Iouhaux, der soeben aus Deutschland zurückgetc-hrt ist, einen Bericht über d»e Lage im Ruhrgebiet erstattete. Er erklärte die Arbeiter lvünschtcn alle im Abkommen von Spa eingegangcncn Verpslichrungeu zu erfüllen, nm Frankreich die nötigen Kohlen zu liefern. Wenn die vorgesehenen Mengen nicht geliefert morden wären, so liege das nicht am schlechten Willen der Berglcme. ion dern an ihrer physischen Schwäche, die eine »rolae einer außer ordentlich geringfügigen Ernährung sei. Die Abordnung -er internationalen Geweruämftskonnniinon tonnte sesrsiellen. daß die iu Spa cingegangcne Verpflichtung, die Ernährung -er Bergleute zu verbessern, nickt eingehakten morden sei. Ieuhaur schloß mit den Worten, daß eine etwaige Vesctzuua des Ruhrrcviers durch Ententctruppen :n keiner Weise gereckt fertigt wäre. Vor dem Ende des Berliner Streiks. Aus Berlin wird uns vom 9. November folgendes ge meldet: -Am Dienstag vormittag wurden zwi'ckeu den Be auftragten der städtischen Elctlrizilätsarbeiter in xicrlin uud dem Betriebsrat der Betriebe uird Verwaltung des Nlagi strats weitere Verhandlungen über die endgültige Wiederauf nahme der Arbeit in den städtischen Werten geführt Nach dem die Eletrrizitätsarvelter sich bereits in der am Montag abend avgebaltencn Versammlung grundsätzlich damit ciuver standen erklärt hatten, den Streik adzubrechen, handelt es sich noch darum, mit dem geiamten Betriebsrat über die Lohn- sorderungen der stl-dki'cheu Arbeiter Vereinbarungen zu tref fcn. Zedenfalls wird am Mittwoch in Berlin die Arbeit iu vollem llmsairge wieder ausgenommen werden. Man darf damit rechnen, daß dis mittag der normale Beiried wieder hergestcllt ist. Auch eine Einigung bei den Borsigwerte« steht bevor. Amttichcrseits mißt mau der kommniristischen Aufforderung zum Generalstreik keine Bedeutung bei. Strafverfolgung gegen einen bayerischen Landtags abgeordnete«. München, 9 November. Der Geickäsksordnungsaits- schuß des Landtages befaßte sich heute mit dem Gesuch se» Justizministeriums um ^Genehmigung zur Einleitung der Strafverfolgung gegen den Abgeordneten des Bauernbundes «Handorfer wegen Untreue. ES wurde nachgewiesen, daß bei den im Dezember 1918 vom Landesbauerurat durchgeführten Pferdeversteigerungen ein erheblicher Teil der eingegange nen Barerlöse nachträglich in Kriegsanleilie umgetauscht und der infolge des niedrigen Kursstandes erzielte Ueberichutz von etwa 21X1000 Mk. zurückbehalten wurden. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft besteht der begründete Erdacht, daß Gandorser als Vorsitzender des Bauernratcs an dieser Ver untreuung von Staatsgcldcrn beteiligt war. Nach dem Bc schluß des Ausschusses wird die Strafverfolgung eingeleitet werden. Oesterreich beantragt Ausnahme in den Völkerbund. Wien, 9. November. D4e Note Oesterreichs mir -cur Antrag auf Ausnahme in den Völkerbund ist heute an den Generalsekretär des Völkerbundes in Gens abgesandt wor den, nachdem der Hauptausschuß der Nationalversammlung sie genehmigt hatte. Schwere Ausschreitungen ia Ztalien. Mailan d, 9. November. Im Zusammenhang mü dcu Wahlen kam es hier zu schwere« Ausschreitungen, bei denen ein Polizist schwer mißhandelt und einige Zivilisten vcrwun det wurden Vci dieser Gelegenheit wurde der Redakteur des „Secolo", Rechtsanwalt Earlo Roß, getötet. Als die Menge von dem Gebäude der Rssozione Liberale die Landes sahne herunter.zureißen versuchte, kam es auch dort zu Zu sainmensrößcn, vci denen eine Person getötet und vier ver wundet wurden. Auch in Florenz kam es zu schweren Aus^ schrcitungen, in deren Verlaus zwei Personen getötet und viele verwundet wurden. PoincarZ Botschafter i« London? Der Pariser Korrespondent der „Westminster Gazette" berichtet, daß als der künftige Botschafter Frankreichs in Lon -vu Rarmond PoincarZ anzusehen sei. In England wir- diese Nachricht mit Befriedigung ausgenommen. Andererseits schreibt dagegen „Echo de Paris", als der künftige Botsckmster könnte der gegenwärtige Gesandte in Mk-rid, Sainte Anlaire. betrachtet iverden. Neue Gärung im Kotzlendiftrikt von Siidivales Die „Times" berichten: Man meldet eine neue Gärung ün Kohlendistrikt von Südwales. Die sogenannten kounnu nistisäien roten Gardisten und die Mitglieder der komm« nistischcn Partei Englands entfalten eine starke Tätigkeit für einen neuen Streik. Die gemäßigten Arbeiterführer erklären die gegenwärtige kommunistische Verletzung der Bergleute für sehr ernst. Unruhen und Streiks in Zudien. Aus Indien werden der „Chicago Tribüne" zufolge große Unruhen gemeldet. Aller Orten brechen Streiks aus und auch nihilistische Attentate werden erwartet, so daß das Leben des Prinzen von Wales bedroht sei. Man gab zwar Gesundheitsrücksichten für den vorzeitigen Abdruck seiner Reise an, aber es hatten die indischen Behörden keine Sa . vantie für die Sicherheit übernehmen können. Hn Delbe sins große StudentenrevoUen ausgebrochen unter Fückruug von Mu Hamed Ali. Die meisten Hochschulen in Indien sind ge-