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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 11.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192109114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19210911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19210911
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Amtliche Fremden- und Kurliste, Nr. 37
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-11
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
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8Z. WM Anzeiaen-Preis die ögesoalrcne Grundzeile oder d.reu Ruu» 1.— Mark, im Tertteile die Zeile 2.50 Mark, für Tadelten- -.in» schwierigen Satz bO°/o Aufschlag. Anzeiaen-Annabme kür die nächste Nummer bi- n "" N Uhr. Blasewitz Sonntag, 11. September 1S21 »»scheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag VezugSpreiS: durch die Post viertelst 12.90 einschließlich Bestellgeld; ourm Boten frei ins Haus vierteljährlich 12.—, monatlich 4.—' bei Vbboluna in derGescnästsstellevierteljäbrlichll.—«monatlich 3.78 213 Sächsische DMW.»ELUWlM ^fpeech-«»schl»tzr «ml Dreien Rr. »1,07 «llg. Deutsche «re*tt«ffwtt, «lasewt^ ^«d^ffe^Glbganpresse «tafewt» V ostscheck-Konto r SI7 Dee.»« Diese* Blatt enthält die amtliche« Bekaautmachuage« »er Amtshauvtmannschaftea Dresdea-Altft. ««d Dresden-Nevft., de* Amtsgerichts Dresden, der Superintendent«» Dresden II, de* Forstrentamt* Dre*de»y Wieder Gemeinde« Blasewitz,Loschmitz.WeiberHirsch.Rochwitz,Bühlau,Weitzig,Schönfeld,Wachwitz,Riederpoyritz.Hostervitz,Pillnitz,Dobritz,Laudegast 1 Druck iura «erlag: klbqau-vnchbrnckeret and «erlagsanstalt Hermaaa »ever L So., »lasenttz. / Verantwottltch für bi« Gäuistletwng: Otto Fr. Zimmermann, Dresden; für den Iln,ei,enteil: Ponl Leopold. Tret»»,. Politische Bauernfängerei im Rheinland. Seit einigen Wochen entwickeln die rheinischen 2-epara- tzsten um Dorten und Smeets erneut eine intensive Tätigkeit. >n der rheinischen Bevölkerung wir- man den Gedanken nicht los -aß die den Franzosen a-gerungene Aufhebung der Sanktionen" ine Ursache dieser neuen Separattstenbewegung in So lange die rheinische Zollgrenze nicht bestand, versuchte -re französische Propaganda aus allen möglichen Wegen, tue Rheinländer für Frankreich zu gewinnen. Dabei leisteten ihnen Leute vom Schlage Dorten und Smeets bereitwillige und gern gesehene Hilfe, die allerdings nicht allein aus reinem it-ealismus gewährt wurden. DaS weitverzweigte Propa- «m-anetz der französischen Propagandastellen trat in ver schiedenartigster Gestalt ald Versucher und Verführer an die rheinische Bevölkerung heran. Die von Dorten und Smeets mit umfangreichen Dtitteln unbekannter Herkunft ins Leven gerufenen Presseorgane Haden sich die größte Mühe gegeben, -ie rheinische Bevölkerung zu überzeugen. Dabei hat man sich auch solcher Drittel bedient, die unter den Strafparagrapyen Vorspiegelung falscher Tatsachen" fallen. Aber alle Versuche, den guten deutschen Sinn der rheinischen Slevölkerung zu be irren, sind ergebnislos geblieben. Aus einer Diitteilnng der Zeitschrift der französischen Handelskammer in Mainz ist bekannt geworden, daß die Ab sichten Tirards, des französischen Präsidenten der Rheinland kommission, von vornherein darauf gerichtet waren, das Rhein land wirtschaftlich vom deutschen Mutterland« abzutrennen, in der Erwägung, -atz der wirtschaftlichen Abtrennung die poli tische folgen müsse. Diese Absichten sind durch die verschiede nen Bestrebungen der französischen Propagandastellen äußer- ttch genügend bekannt geworden. Das Mitteilungsblatt der genannten französische« Handelskammer hat aber auch weiter hin vekanntgegeben, -atz diese Bestrebungen Tirards wesent lich erleichtert wurden durch die Errichtung eines eigenen Zollregimes für das besetzte Gebiet. Diese Zollgrenze in Ver bindung mit dem berüchtigten Genehmigungsverfahren sollte diese wirtschaftliche Abtrennung beschleunigen. Damals war bereits zum Ausdruck gebracht, -atz Frankreich ein« Aufhe bung der Sanktion«« am Rhein niemals zulafsen könne Es scheint nun aber, als ob Frankreich unter dem Druck der übrigen Ententefveunde in eine Aufhebung -er Sanktio nen eimvilligen mutzte. Mit der Aufhebung -er Zollgrenze am Rhein würde Frankreich nach Angabe französischer Wirt- fchaftspolitiker eine starke Waffe im Kampf gegen das Deutsch tum im Rheinland aufgeben. Diese Tatsache erklärt die plötz lich mit grober Jntenstvität wieder ausgenommen« Tätigkeit der chemischen Separatisten, von deren Bemühungen in letzter Zeit wiederholt berichtet werden konnte. Es ist nun beson ders interessant, welche Wege diese Dortenjünger bei ihrer neuesten Propaganda einschlagen. Man versucht nämlich, die Unzufriedenheit, die in einzelnen Volksschichten über diese oder jene Mahnahme der Reichsregiernng zum Ausdruck ge kommen ist, auszunützen. Bekanntlich haben in jüngster Zeit besonders unter den Landwirten das Umlageverfahren und die neuen Steuerpläne der Regierung verschiedentlich Miß- ßimmuna erregt. Auch unter den rheinischen Landwirten machten sich Bestrebungen geltend, die sich gegen diese Maß nahme der Reichsregierung wandten. Reichsernährungs- minister Dr. Hermes hat auf seiner letzten Pfalzreise Gele genheit genommen, die Beschwerden der rheinischen Landwirte und Winzer entgegenzunehmen. Er hat in Aussicht gestellt, daß er die Wunsche der rheinischen Landwirtschaft in wohl wollender Weise prüfen und Ungerechtigkeiten beseitigen werde, wo sie tatsächlich vorhanden sind. Die Aufklärungen, -ie Dr. HermeS gegeben bat, haben auch wesentlich zur Be ruhigung der rheinischen Landwirtschasts- und Winzerkrcis« beigetragen. Die Klique Dorten-Smeets aber versucht, in besonderer Weise, die den französischen Auftrag nicht verleug nen kann, die rheinischen Landwirte und Winter erneut gegen die Sieichsrogierung und ihre Maßnahmen aufzuhetzen. Seit einiger Zeit gelft nämlich nach einer P-itteilung -er „Rhei nischen Warte" in Koblenz einer großen Anzahl von Land wirten im besetzten Gebiet mit einem entsprechenden Rund schreiben eine Nummer 38 einer „Landwirtschaftlichen Rund schau für die Mitglieder der Darlehnskafse und Bauernvereine Deutschlands" zu. Als Erscheinungsort ist Boppart ange geben. DaS Rundschreiben erweckt den Anschein, als ob es sich hier um eine längst bestehende Zeitschrift handele, obwohl eine solche Vtun-schau überhaupt nicht besteht, jedenfalls vor dieser Numcr 38 keine andere stummer erschienen ist. Da -er Jnlmlt der Zeitschrift bewußt sonderbündlerische Tendenz hat, so ist der Zweck dieses Schwindels ohne weiteres klar. ES handelt sich hierbei nicht um -en ersten Versuch dieser Art. Bereits im Herbst vorigen Jahres wurde ein ähnlicher gemacht, indem man -en rheinischen Landwirten ein ,O>rgan des Düngemittelhändlervereins" zugehen ließ. Als Heraus geber und Veranttoortlicher zeichnete ein ,^triegSgerichtSrai a. D. Rendsburg". Nachträglich wurde festgestellt, daß dieses Propagandablart in Boppvrt gedruckt worden war; ferner, daß ein Kriegsgerichtsrat a. D. Rendsberg gar nicht existierte, ebensowenig wie es einen Düngermittelhändlerverein gibt. Die Angabe auf -em Blatt, -atz -as Organ von allen Filialen der „Darlehnskafse und Bauernvereine Deutschlands" bezogen werden könnte, erwies sich ebenfalls als unwahr. Auffallend war allerdings, daß zur selben Zett sich in Boppart eine fran zösische Provagandastelle auftat in -er Absicht, Einfluß auf das Koblenzer itzebiet zu gewinnen, in welchem damals die ameri kanischen Besatzungstruppen durch französische ersetzt werden sollten. Der Verdacht liegt nahe, -aß -as genannte Organ irgendwelche Verbindung mit dieser Propagandastelle hatte, da der Inhalt dieses Blattes ebenfalls deutliche separatistische Tendenz enthielt. Man versuchte in diesem Propagandablatt -ie rheinischen Landwirte damit zu ködern, -atz man sie auf -ie große Kalinot der Landwirte aufmerksam machte und sie da von zu überzeugen versuchte, daß ihr Heil und ihre Rettung im Westen zu suchen sei. Der Trick der rheinischen Separatisten ist zu plump, als -atz er nicht von den rheinischen Landwirten erkannt werden dürste. Wir sind überzeugt, -atz ihm kein rheinischer Bauer und kein rheinischer Winzer zum Opfer fallen wird. Trotz aller schönen Reden und aller Versprechungen, die ihnen von den rheinischen Separatisten gemacht werden, wissen sie genau, -atz -ie Wurzeln ihrer Existenz und ihrer Zukunft im deut schen Mutterlande liegen. Die Behauptung -er rheinischen Separatisten, die Wesensart der rheinischen Bevölkerung sei -er frcnrzösischen äußerst verivandt, ist ebenso eine Lüge wie die Behauptung, mit -em Anschluß -es Rheinlandes an Frankreich werde die rheinische Wirtschaft in neuer Blüte er stehen. Das Schicksal -eS Saargebietes, das in der zwangs weisen Anlehnung seines Wirtschaftslebens an Frankreich heute die schwerste wirtschaftliche Krise durchmacht, sollte allzu Wankelmütigen als schreckendes Beispiel dienen. Das Rhein land ist urdeutsches Gebiet und alle Charaktere vom Schlage Dortens und Smeets sind Fremdkörper im deutschen Rhein land. -ie sich nur deshalb dort halten können, weil sie von einer höheren Macht gestärkt und gestützt wer-en. Die rhei nischen Bauern- und Winzerorganffationen haben bereits ge gen den unverkennbaren Schwindel der rheinischen Sonder bündler die nötige Aufklärungsarbeit geleistet. Es ist aber notwendig daß die gesamte deutsche Oeffentlichkett auf die französische Wühlarbeit der um Dorten und Smeets aufmerk sam gemacht wird. —lt. ftetheit und es mutz schlecht um eine Regierung bestellt sein, nung t wenn sie sich veranlaßt steht, eine Beschränkung der Pressefreiheit bezeich verzunrhmen. Die Taten einer guten Regieruna müssen so sein, die Sö nanzen. Da die Ziffern des RetchshaushalteS in fortgesetztem Fluß sind, kann man sich mit runden Summen begnügen, wenn man nach den zur Deckung des Fehlbetrages erforderlichen Mit teln Umschau hält. Der Reichsfinanzbedarf beläuft sich auf rund ISO Milliarden Mark, von denen durch die bisherigen und die im Herbst zu bewilligenden Steuern günstigstenfalls rund Hun de« Milliarden Mark gedeckt werden. Für 50 Milliarden Pa- Piermark muß Deckung geschafft werden, wenn der RetchShauS- halt in Einnahmen und Ausgaben bilanzieren soll. Ueber die gefährlichen Folgen der Defizttwirtschaft kann eS nur eine Mei nung geben: Der Wert der deutschen Mark sinkt, die Löhne stei gen, die Preise heben sich zum Weltmarktpreis und die Konkur renzfähigkeit der deutschen Industrie geht Stück Nir Stück der- loren. Wenn Dr. Wirth in seiner Rede vom 6. Juli die Ord- des Währungswesens al- eine dritte Etappe der Reform jnete und auf die Zukunft verschob, so kannte er damit nicht die Schaffung der Voraussetzung für die kommende Währung-- reform, nämlich die Herstellung de- Gleichgewichte- im Reich-- haushalt, meinen. Bet der Beurteilung der zur Beschaffung der letzten SO Milliarden Mark getroffenen Maßnahmen ist im mer wieder erklärt worden, daß dieser oder jener Weg bestimmte Gefahren aufwetse und de-halb nicht begangen werden dürfe. Wer gegenüber der Lage Deutschlands nicht gänzlich blind ist, muß erkennen, daß mit den Mitteln der zünftigen Finanzwts- senschaft und der alten soliden Ftnanzpraxi« die unS obliegen den Aufgaben nicht gelöst werden können. Es kann sich nur um eine Abwägung de- Für und Wider handeln. Wir müssen un- bei der Beurteilung der ergänzenden Finanzmaßnahmen, die unbedingt kommen müssen, stet- vor Augen halten, daß ein Fort dauern der Rotenproduktion und Anerkennung der Fehlbeträge als dauernde Einrichtung mit Gewißheit den Bankerott de- StaateS und der Wirtschaft zur Folge haben müssen. Jedes Mittel, das Aussicht gewährt, dies Verhängnis von uns fern zu halten, muß studiert und gegebenenfalls trotz gewisser Bedenken Die Politik der verflossenen Woche. Im Vordergrund deS politischen Interesse- steht noch im mer die Verordnung deS Reichspräsidenten vom 29. August 1921. Ran hätte sich mit ihr wahrscheinlich schon längst abgefunden, wenn man die Gewißheit hätte, daß sie von den verschiedenen untergeordneten Organen gerecht auSgelegt würde. So hat man aber das Gefühl, daß die ganz« Verordnung gegen die Rechts parteien sich richten soll, trotzdem auch diese Parteien frei und offen den Meuchelmord an den Abg. Erzberger verurteilen, wie jeder anständige Mensch überhaupt jede Mordtat verurteilt. Die Zeitungsverbote mehre« sich von Tag zu Tag und mit wenig Ausnahmen sind e» rechtsstehende Blätter, welche von dem Ver- bote getroffen werden. Die Verfassung garantiert aber die Presse- varzuneymen. Die Taten einer guten Regierung daß sie jede Kritik, auch die schärfste, vertragen können. Ist die- Jall, bann befindet sie sich eben mit einem großen Teil deS Volke- nicht im Einklang. Ueber die Verordnung de- »etcbsprästdenten wird sich ja auch noch der Reichstag zu unter- halten haben. - Ebenfalls von großem Interesse ist der Konflikt Li "" Bayern. In Bayern ist die Verordnung .»^eUHSPrSstdenten auf starken Widerwillen gestoßen und man M dort nicht geneigt, dem Verlangen der Reichsregierung auf Hebung des Ausnahmezustandes in Bayekn nachzugeben Die Reichsregierung wird in diesem Verlangen von den LinkS- patteien gestützt und schon au- diesem Grunde beharrt Bayern .°" "tm Standpunkte, da daS jetzige Ministerium niemals «eneigt sein wird, Forderungen der Straße nachzugeben. Die -wischen beiden Regierungen werden dieses Blatt in die Hände der Leser kommt, ab- «ttchlossen ^ettr und hoffentlich zu einer Einigung geführt Haben. — Auch «ine sehr komplizierte Frage ist die unserer Fi- tn Angriff genommen werden In der Pariser Zeitung .Jour- nal des DebatS" ist behauptet worden, auf den Plan der ReichS- regierung (Heranziehung der Sachwerte zur Reparation, sei ver zichtet worden, weil die Industrie und besonders die Landwirt schaft sich mit Energie dagegen ausgesprochen hätten. Augen scheinlich beziehen sich diese Bemerkungen auf die in einer Denk schrift des Reichswirtschaftsmintsteriums vom 27. Juni gemach ten Vorschläge. Diese Denkschrift ist .geheim", — was jedoch nicht gehindert hat, daß selbst Einzelheiten in der Oeffentlich- kett bekannt geworden sind. Das Wtrtschaftsministerium be rechnet die Steigerung der Erträge in der Landwirtschaft auf das Fünf- und Sechsfache der Friedenszett; beim städtische» Hausbesitz soll nach einer teilweisen Lockerung der Wohnungs bewirtschaftung das Dreifache des Mielspreises der Friedenszeit erreicht sein. In der Denkschrift wird die Eintragung einer Grundschuld empfohlen, die bei der Landwirtschaft 20 Prozent, beim städtischen Hausbesitz 25 Prozent des Ertragswertes aus machen soll. Die Grundschuld soll bei der Landwirtschaft mit 4 Prozent, beim städtischen Hausbesitz mit 4H Prozent verzinst werden. Bei den gewerblichen und kommerziellen Unternehmun gen ist die Ausstellung von Genußscheinen an das Reich vorge sehen, wodurch dem Reich 20 Prozent der gesamten Erträge (also nicht nur der ausgeschütteten Dividenden) zugeführt werden soll. Der Betrag, der dem Reiche aus dieser Beteiligung zuflteßen wird, wird anfangs auf 12,8 Milliarden Mark jährlich, später auf 17 Milliarden Mark geschätzt. Dieser Betrag reicht also nicht aus, um die Fehlbeträge im öffentlichen Haushalt zu decken, selbst wenn wider Erwarten eine Steigerung der Erträge in der . deutschen Wirtschaft eintreten sollte. Darum verdient die andere Möglichkeit, die zu schaffende Reichsbeteiligung als Grundlage für große Kreditoperationen zu benutzen, in erster Linie Be achtung. Die Genußscheine des Reiches (bei gewerblichen und kommerziellen Unternehmen) sollen kein Stimmrecht besitzen, so daß der etwaige Uebergang solcher Rententitel an Ausländer die Ueberfremdungsgefahr für die deutsche Wirtschaft nicht steigern würde. Für zweckmäßiger hält daS Reichswittschaftsministermm anscheinend die Einbringung der Titel in eine öffentliche Bank, die dagegen — analog den Pfandbriefen — neue Generalpapiere ausgeben würde. Es ist unbestreitbar, daß durch solche Finanz maßnahmen eine mechanisch gleichmäßige und daher in vielen Fällen nicht gerechte Belastung der deutschen Produkttonsunter nehmungen stattsinden würde. Dies würde bis zum gewissen Grade die so wünschenswette Intensivierung unserer Wirtschaft stören. Wichtiger erscheint dagegen der Einwand, daß die Er rechnung der Erträge bei gewerblichen und kommerziellen Unter nehmungen praktisch nu; ryft sehr großem Zeit- und Unkosten aufwand geschehen könnte, ohne daß aber die Gewähr für die Richtigkeit einer solchen Rechnung bestünde. Vielleicht kommt eine Mischform der Beteiligung und deS Steuerumlageverfah rens (Steuersyndikate) in Betracht. Es ist auffallend, wie wenig die einzelnen deutschen Parteien und die großen Organi sationen sich mit der Lösung des deutschen Finanzproblems be schäftigen. Mit einer auch noch so tiefgründigen und zutreffen den Kritik von Regierungsvorschlägen ist eS nicht getan. Man spricht bereits von einem wahrscheinlichen Mißerfolg der deut schen Finanzpolitik. In der Mehrheitssozialdemokratie, die be kanntlich zu der Regterungskoalitton gehört, sind Bestrebungen im Gange, die Witthschen Finanzgesetze — wie sie heute vor liegen — zu Fall zu bringen. Träfe dies ein, so würden neue Wahlen für den Reichstag zu erfolgen haben. Mindestens also würde abermals ein große- Vacuum in der Reichsftnanzpolitik entstehen und durch einen neuen Mann abgelöst werden, der auch wieder von vorn anfangen würde. Zaghaftes, tatenloses War ten ist in unserer gegenwärtigen Lage schlimmer als selbst ei» Fehlgriff in der Wahl der Mittel. Politische Nachrichten. Di« Rheiuzollgrenze. Ueber -ie Frag« -er Aushebung -er Sanktionen zum 15. September hört der Berichterstatter -er „Voss. Ztg." -n Düsseldorf von matzgebeniüer Sette, -aß -ie Verhandlungen darüber noch nicht stattfinden, weil die französischen Regie- rtmgsvertrtter noch nicht -ie Erlaubnis zur Eröffnung der Verhandlungen erhalten haben und weil -ie Alliierten ucch nicht einia sind, welche Vorschläge sie Deutschland machen sol len. Die Rdeinlandkommffston hat sich lediglich damit be faßt, die Abwicklungsbestimmungen zu entwerfen. Trotzdem hofft man zuversichtlich, -atz die Rheiuzollgrenze am 15. Sep tember fallen wird. Indessen hört man auch bei -er Rhein, landkomMission widersprechende Ansichten. Eime Wi«dera»ft»ahm« des HSl-prozesses? Aus Grund der awfgetauchten Gerüchte von Mißhand- Lunge»-eS Ban-enführers Hölz im Gefängnis zu Münster ist eine Untersuchung eingelettet worden, die keine Anhaltspunkte -affir ergeben hat, -atz Hölz von seinen Aufsehern mißhandelt worden ist. Um je-och alle Vorwürfe zu entkräften, Kat das Justizministerium -en Verteidigern Hölz' die Genehmigung erteilt, ihren Mandanten im Zuchthaus« autzusuchen. Bet dieser Gelegenheit dürft« sich übrigens auch die Frage ent scheiden, ob -er Hölzprozetz in seinem interessantesten Teil noch einmal autzrcrollt wird. Die Verteidiger des Verurteil ten haben über -ie Hölz zur Last gelegte Ermordung des Gutsbesitzers Hetz inzwischen Material gesammelt, -as -cr: Ban-ensührer wesentlich entlasten soll. Seitens der Justiz behör-en wird man, wie das „Acht-Uhr-Abendblatt" hört, eine Wiederaufnahme -es Verfahrens nichts in -en Weg legen. Neues ZeituugSverbot. Breslau, S. September. Die »Schlesische Tagespost" ist auf drei und -ve „Arbeiterzeitung" auf 5 Tag« wegen Ber, gebens gegen -ie Verordnung -es Reichspräsidenten verboten worden.
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