Volltext Seite (XML)
^2, « ^ AiitkrhaltNzi-Sk>l«rk der ächs. Bolkszeitung". 51 onntag, den 17. Dezember 1S«S. "3^ Doppelt preisgekrönt. Sine Künstlerzeschichre von Pjhilipp von Warmbrunn. s. flo«s.tzu»g. ——-— (dtachdMik verbtii»,:.) „Glauben Sie," toarf Nicci ironisch ein, „daß wirklich nichts mehr in den Weg treten werde, nxis die Ausführung Ihres Planes nnniöglich mackcn konnte? Welche unvorher gesehenen Ereignisse haben nicht sck)on in einem kürzeren Zeitraum den Kredit ocrnichter und mit ihm den Gläubiger ruiniert. Sie dürfen cs mir nicht übel nehmen-, ich trau Ihne vollständig; warum scl'ch. ich denn auch nicht? Allein ich bin gekommen, um Sie noch uni einen schriftlichen Re vers zn ersuchen." „Was wollen Sie für einen Revers?" fuhr der Mar chese zornig auf. „Mein Wechte! muß Ihnen genügen, mehr gebe ich nicht." „Sie vergessen ja ganz," entgegnete der Wucherer mir verschmitztem Lächeln, „daß der Zahlungstermin acht Tage nach Sicht lautet. Jeden Augenblick kann ich von meinem Rechte Gebrauch machen; doch ich will davon abstehen, und Sie werden gewiß finden, daß mein Verlangen nach einen. Revers in diesem Falle ganz gerechtfertigt ist." „Ich habe Ihnen gesagt, daß ich keinen Revers unter schreibe. Ist das der ganze Zweck Ihres Besuches, so tut es mir unendlich leid, daß Sie Ihre Zeit resultatlos verloren haben." Der Marchese erhob sich, doch Bankier Ricci hielt ihn zurück. „Haben Sie alle Konsequenzen wohl überlegt?" „Dann tragen Sie Ihr Heiratsprojekt ruhig zu Grabe." „Warum?" „Heute noch laste ich Ihnen den Wechsel durch einen No tar präsentieren; in acht Tagen ist Ihnen eine Zahlung von 100 000 Lire unmöglich. Sie würden in Anklagezustand versetzt, über ihr Vermögen wird der Sequester verhängt und die Folgen " „Das werden Sie nicht tun; Sie werden nur den Wechsel erst in acht Tagen präsentieren." „Erfüllen Sie mein billiges Verlangen, so will ich mich gern gedulden. Präsentiere ich Ihnen den Wechsel, so er- leide ich große Verluste, doch für Sie ist das Heiratsprojekt unausführbar. Wollen Sic auf letzteres verzichten, dann brauchen Sie nur keinen Revers auszustellen." „Welches soll der Inhalt desselben sein?" „Nur eine Lappalie, eine Kleinigkeit, sagen wir 20 000 Lire, iür den Freundesdienst, daß ich Ihnen die Möglichkeit laste, ein zwanzigiacher Millionär zu werden." Der Marchese trat ans Fenster. Am liebsten hätte er den Wucherer hinauswerfen lassen, allein dann wußte er ge wiß, daß er ruiniert sei. Wohl oder übel mußte er das un verschämte Verlangen des Juden erfüllen. Ein Feilschen hielt er unter der Würde eines Gentlemen. „Diktieren Sie, ick schreibe." sprach er, indem er an den Schreibtisch trat. Er erblickte den zerknitterten Brief und ein boshaftes Lächeln glitt über seine Züge. „Ent weder — oder," sprach er zu sich selbst. „Darf ich beginnen?" fragte lauernd der Jude. „Fangen Sie anl" „Signor Nicci," begann er zu diktieren, „hat sich mir als treuer Freund in meiner gegenwärtigen Geldnot er- wiesen, indem ich nur durch seine Nachsicht in die Lage ver setzt rverde, in den Besitz des großen Vermögens der Con- tessina Nardini zu gelangen " Der Marchese sprang zornig auf. „Wie können Sie es tvagen," rief er, „mir solche Sot- tisen ins Gesicht zu schleudern?" „Ist es nicht die Wahrheit?" erwiderte Ricci mit kalter Gelassenheit. „Augenblicklich verlassen Sie dies Zimmer, oder ich lasse Sie hinauswerfen!" „Wie Sie befehlen, jllnstrwsimo," sprach der Jude ruhig. „Ich iverde mir erlauben, binnen einer Stunde mit dem Herrn Notar wieder zu erscheinen, um unsere Ange legenheit zu ordnen." Er verbeugte sich und schritt der Tür zu. Was sollte der Marckese beginnen? „Zum Teufel, nun, so diktieren Sie weiter!" rief er im höchsten Zorn. Ter Wucherer tvandte sich um. „Werden Sie mich nicht mehr unterbrechen? Sie ken nen ja den alten Spruch: „Zeit ist Geld!" Ich müßte denn bei nochmaliger Weigerung meine Forderung erhöhen. — Wo waren wir stehen geblieben?" zu gelangen — " erwiderte der Marchese, welcher sich an den Schreibtisch gesetzt hatte. Ricci sah, tvelche große VLacht er über sein Opfer aus- übte, und es bereitete ihm ein unbezahlbares Vergnügen, es noch weiter zu quälen. „In den Besitz des großen Vermögens der Contessina Nardini zu gelangen," wiederholte er, „indem genannter Freund meinen Ruin, welchem ich teilweise durch die großen Geldopfer für die Sängerin Cenci preisgegeben war, auf gehalten hat. Ich fühle mich daher verpflichtet, acht Tage nack meiner Vermählung mit obengenannter Contessina 20 000 Lire baar auszuzahlen." Nun bitte ich noch um Ihre Unterschrift und Datum." Der Marchese unterfertigte das Schriftstück und warf es dem Juden vor die Füße. Phlegmatisch hob cs dieser auf und schob es, nachdem er es genau geprüft hatte, in die Seitentasche. „Damit alles in Ordnung ist," sprach er, „so werde ich zu Ihrer Beruhigung Ihr Akzept mit einem bestimmten Zahlungstermin versehen." Er setzte dem Wechsel die Worte bei, empfahl sich dann und verließ die Wohnung des Marchese. Ohne Zögern beschloß er, aus diesem kompromittieren- den Schriftstück einen sickeren Gewinn zu ziehen. Aus dem Briefe batte er die Adresse eines dankbaren Abnehmers er- fahren. Er begab sich sofort zu Walter, welchen die Con- teisina selbst durch ihre Freundin um seine Mithilfe hatte bitten lassen. Den ganzen Vormittag hatte dieser dazu verwandt, Nachrichten über den Marchese einzuziehen. Sie waren in soweit resultatlos geblieben, als er, außer den ihm bereits bekannten Gerüchten, keine positiven Beweise in die Hand bekommen konnte. Eben nxrr er nach Hause gekommen, als der Bankier bei ihm gemeldet wurde. Ohne viel Umschweife nannte dieser den Zweck seines Besuche-. Höchst überrascht