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Vostschetk-Rnnror Rr. 817 Dresd« Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den spenden Tag. «Bezugspreis: durch die Post viettelj. 12.90 einschließlich Bestellgeld, durch Boten frei ins Haus vierteljährlich 12.—, monatüch^—; . bei Abholung in derGeschSttsstellemetteliahrftchll—.monatl«h37v^^ Blasewitz Dienstag, 26. Ink 1S21. Slr. 172. NMW, DmttM -i MWMk ^^ech-«^ch1^r Dre-Se» Nr. „»«7 g k 5 A kllUN 0 Lrl.-Adresse: Elbgn»presse «lasewttz O Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen Dresden-Ältst, «nd Dresden-Resst., des Amtsgerichts Dresden, der Superintendent»? Dresden II, des Forstreutamts Dresden, ^^?.*rtt^e»idenDlaseMitz^sch^,WeiberHirsch,Rochwitz,Bühlau,Weitzig,Schönfeld,Wachwitz,Riederpoyritz,^ «l^a«-«aasr-ck.rrt «ad B^agS.nSall Herman» »tt,.r ä -... vlasenitz. / Vn.ntt»ortlta für di, kchrittl.it».: Ott. Fr. 3t»»-r«.'.«. Drett«,: Gr den «»ztt.ntteil: Paal Lr.p.lt, Dresden. Anzcigen-Preis die «gespaltene Grundzeile oder deren Rau» 1.— Mark, im Terrteile die Zelle 2.50 Mark, sür Tabellen und schwierigen Latz 50°/o Aufschlag. Anreinen-Annabme sür die nässte Rümmer dis norm. 11 Ubr. DeitsWSi AMM -Ms FMM AeWchm-M unbesetzte Deutschland übergetreteneil Teile des Selbstschutzes, so weit sie noch im Besitze von Waffen waren, von dem aufgestellten Schutzpolizeikommando entwaffnen lassen. Die französischen Aufzeichnungen behaupten ferner, daß die Leitung des Selbstschutzes an Ort und Stelle geblieben sei und daß (General Höfer sich in Brieg befinde. Das Kommando des Selbstschutzes, das in Oberglogau seinen Sitz hatte, ist aufgelöst uud Oberglogau geräumt. General Höfer weilt nicht in Brieg, wo er nur am 6. und 7. Juli gewesen ist, um die Auflösung des Selbstschutzes zu vollenden, vielmehr hat er sich von dort nach seinem Wohnsitz Koburg begeben und ist auf der Durchreise dort- hiu am 11. Juli in Berlin gewesen. Während somit eine Gefährdung des Friedens von deut scher Seite keineswegs zu befürchten ist, besteht die ernste Gefahr, daß von polnischer Seite erneut versucht wird, das Ziel zu er reichen, das in drei Aufständen vergeblich angestrebt wurde. Ter deutsche Reichsminister des Auswärtigen hat in Ucbereinstim- mung mit dem gesamten Kabinett auf dessen Wunsch am 20. Juli in einer Besprechung mit dem französischen Botschafter Uber das Räumungsabtommen seiner Auffassung dahin Ausdruck gegeben, daß er an die ernsthafte Absicht der polnischen In surgenten, das Abstimmungsgebiet zu räumen, nicht glaube. Die Tatsachen haben diese Auffassung voll be stätigt. Sie sind auch dem französischen Botschafter durch einekl Kattowitzer Augenzeugen am 7. Juli in Gegenwart des Außen ministers bestätigt worden und sind der französischen Regierung bekannt. Die Räumung des Abstimmungsgebiets durch die Po len ist nur zum Schein erfolgt. . Zwar sind die regulären pol nischen Truppen und Teile der Hallertruppcn mit den schweren Waffen über die Grenze gezogen, wo sie zum neuen Ein fall bereit in ihren Ausgangsstellungen versammelt sind, aber innerhalb des Abstimmungsgebiets ist die gesamte militä rische Organisation der Insurgenten bestehen geblieben. Die Waffen sind versteckt. Die infolge der Amnestie straffrei gebliebe l en polnische,! Führer stehen auf ihren Posten. Die Mannschaf ten, die nach ihren eigenen Angaben nur auf einige Wochen be urlaubt sind, warten nur auf den Befehl zum neuen Losschlagen. Seitens der französischen Besatzungstruppen, welche gegen die deutsctzgesinnte Bevölkerung mit Haussuchungen und Verhaftungen vorgehen, ist nach hier vorliegenden Berichten für die Entwaffnung der polnischen Insurgenten bisher nichts Durchgreifendes geschehen. Zum Teil sind sogar in den neu ein gerichteten Gemeindewachen Insurgenten mit ihren Gewehren ausgenommen worden. Auch die Vcrwaltungsbefugnisse haben die Insurgenten nur zum Teil und auch dann nur mehr zum Schein als in Wirklich keit an die Interalliierte Kommission abgegeben. Die Landrätc haben in manchen Kreisen nur eine stark beschränkte Amtsgewalt, die Amtsvorsteher sind zum Teil vertrieben oder können es nicht wagen, ihre Amtsbefugnisse auszuübcn. Die Gemeindevorsteher stehen teilweise notgedrungen unter dem maßgebenden Einfluß ungesetzlicher polnischer Beiräte. Wie sehr sich die polnischen In surgenten als Herren des Landes fühlen, zeigen in vielen Gegen den die Mißhandlungen und Verschleppungen deutsch gesinnter Leute, die immer wieder vorkommen, und zeigen besonders die polnischen Fahnen, die heute wieder über zahlreichen Werken wehen, nachdem sie für die Dauer der kürzlich von General Le Rond unternommenen Inspektionsreise eingezogen waren. Viel fach haben auch die Insurgenten sogenannte Liquidierungs bureaus im Laude zurückgelassen, deren Leiter größtenteils wäh rend des polnischen Aufstandes Jnsurgentenführer gewesen sind, in Wahrheit aber sich mit der Vorbereitung neuer Putschpläne beschäftigen. In Schoppinitz besteht noch heute das Haupt quartier ttorfantys in Gestalt einer sogenannten Haupt- liquidicrungskommission. Die deutsche Regierung bedauert leb haft, daß die französische Regierung den vielen augenscheinlich von polnischer Sette ausgehenden Behauptungen Glauben und Beachtung geschenkt hat. Sie gibt sich der Hoffnung hin, daß die französische Regierung auf Grund der Richtigstellung der ihr vor liegenden Nachrichten zu der Ueberzcugung gelangt, da^von der „Gefahr eines deutschen Ausstandes oder von einer deutschen Drohung- nicht gesprochen werden kann. Sic ist ferner der Ansicht, daß die Vermehrung der französischen Streitkräfte schwerlich dazu beitragen würde, die infolge der noch ausstehenden Entscheidung naturgemäß ge spannte Lage in Oberschlesien zu beruhigen. Die deutsche Re gierung hat dadurch, daß sie das Ultimatum nicht nur ange nommen hat, sondern auch in seiner Ausführung schon weit vor geschritten ist, den Beweis geliefert, daß ihre Orientierung auf Frieden und nicht auf kriegerische Abenteuer gerichtet ist, und daß das Ziel ihrer Politik die Wiederherstellung friedlicher und normaler Beziehungen ist. Sie hat bereits ungeheure Lei stungen finanzieller und wirtschaftlicher Art vollbracht und hat auch in der Entwaffnungsfrage allen Anforderungen Genüge getan. Die deutsche Regierung wird nach wie vor in diesem Be streben fortfahren. Innerhalb weniger Wochen hat sie, um nur einiges zu nennen, die schwere Artillerie her Land- und Küsten befestigungen sowie das von der Kontrollkommission nicht zuge- lasscne Gerät des Heeres, der Marine und der Polizei abgelie- sert, sie hat die Herstellung von Luftfahrzeugen und Motoren ver boten und alle in Deutschland noch bestehenden Selbstschutzorga- ntsationen entwaffnet und ausgelöst. Die Durchführung des Friedensvertrages hängt aber u. » davon ab, ob es gelingt, die Polen dazu zu.bringen, ihrer seits den Friedcnsvertrag zu achten, von dem Streben nach unrechtmäßigen Zielen Abstand zu nehmen und auf die An wendung aller Mittel der Gewollt -a verzichten. Aus die Aufzeichnungen, die der französische Botschafter in Berlin am 16. Juli bet seiner Demarche gegen Oberschlesten der deutschen Regierung überreichte, hat der Reichsminister des Aus wärtigen Sonnabend abend dem französischen Botschafter fol -ende Antwort übergeben: Die deutsche Regierung ist durch den Schritt des franzö sischen Botschafters vom 16. Juli überrascht worden. Die fran zösische Regierung führt Beschwerde über den angeblich infolge des «erhaltens der deutschen Regierung immer drohender wer denden Eharakter der Lage in Oberschlesten und über dre angeb liche Gefahr einer gewaltsamen deutschen Aktion. Die deutsche «Legierung hält es für unmöglich, daß die erhobenen Vorstel lungen hätten erfolgen können, wenn die französische Regierung über die tatsächlichen Verhältnisse in Oberschlesien zutreffend unterrichtet gewesen wäre. Die sehr bestimmten und eingebenden Berichte des Generals Le Rond, sowie die dringenden Mittei lungen der polnischen Regierung, auf die sich die von dem fran rö,Ischen Botschafter übergebenen Auszeichnungen berufen, decken sich offenbar nicht mit den tatsächlichen Zuständenim Abstimmungsgebiet. Die Lage in Oberschlesten ist in keiner Weise durch das Verhallen der deuftchcn Bevölke rung bedroht. Diese bat sich niemals mit dem Gedanken eines Ausstandes getragen; als sie sich Anfang Mai zur Verteidigung zusammenschloß, erfolgte dieses nur in äußerster Notwehr gegen polnische Angriffe. Die deutsche Bevölkerung denkt überhaupt nicht daran, die Waffe ihres guten Rechts mit der Gewalt zu vertauschen und wünscht nichts sehnlicher als endlich wieder in «Luhe und Frieden ihrem Berufe ohne Störung durch polnische Gewalttaten nachgehen zu können. Die französische Aufzeichnung verweist auf angebliche unge heuerliche Aeußcrungen und unmittelbare Herausforderungen des Generals Höfer, welche die Schwere des in Oberschlesten vorbereiteten Angriffs bestätigen sollen. Die deutsche Regierung wäre dankbar, wenn sie hierüber nähere Informationen erhal len könnte. Ihr selbst ist trotz Nachforschungen von derartigen Erklärungen oder Herausforderungen des Generals Höfer nichts bekannt geworden. Die französische Aufzeichnung spricht weiter« hin von deutschen „Banden". Sollten mit dem Ausdruck Banden die früheren und inzwischen aufgelösten deutschen Selbstschutzfor- mationen gemeint sein, so muß diese für Verteidiger des Hei matbodens entwürdigende Bezeichnung mit Entschiedenheit ;u- lückgewieseu werden. Die Aufzeichnung beschwert sich ferner über deutsche Atten tate, welche besonders gegen sranzösische Truppen und Beamte gerichtet seien. Hierzu ist folgendes zu bemerken: 1. Die Ermordung des Majors Montalegre ist nach den hier vorliegenden Nachrichten nicht von deutscher Seite erfolgt. Nichts berechtigt dazu, diese Tat mit dem deutschen Selbstschuye oder mit der deutschen Bevölkerung irgendwie in Verbindung zu bringen. 2. In dem Ratiborcr Falle handelt cs sich anscheinend um ciuen französischen Leutnant, der einen Zug deutscher Flüchtlinge vor dem Bahnhof photographierte. Der Offizier, der während des Aufstandes die Uebergabe der Stadt Ratibor an die Polen eifrig betrieben hatte, hat schon seit längerer Zeit die deutsche Bevölkerung durch sein Verhalten stark gereizt. Er wurde an dem fraglichen Tage voll der Menge bedrängt, welche die Herausgabe der Platten von ihm forderte. Er zog sich in ein Hotel zurück und bedrohte von dort aus die Flüchtlinge mit Handgranaten. Schließlich gab er die Platten heraus, die dem Kreiskontrolleur übergeben wurden. Mißhandlungen des Offiziers haben nicht stattgefundcn. 3. Ucber den Fall des Hauptmanns Lur und des Leutnants Duval liegen nähere Nachrichten nicht vor. Die deutsche Regie rung würde dankbar sein, wenn ihr die zur Nachprüfung der An gelegenheit erforderlichen Unterlagen zugängig gemacht würden. 4. Der angebliche Bombenwurf in der Nähe des Hospitals stellt sich als Handlung eines Betrunkenen dar, der nach Schluß der Polizeistunde in ein dem Hospital benachbartes Wirtshaus einzudringcn versuchte und von dem Witt entfernt wurde. Zu dem Falle der Mißhandlungen des Untersuchungsrichters Schä- delin ist zu bemerken, daß es sich offenbar um einen Racheakt eines unschuldig in Untersuchungshaft genommenen Mannes handelt. Eine Beraubung hat nicht stattgesunden. Der Vor wand, daß die Polizei nicht eingeschritten sei, läßt sich nach den getroffenen Erhebungen nicht aufrecht erhalten. So bedauerlich diese in der französischen Aufzeichnung angeführten Fälle auch erscheinen mögen, so lassen sie die von der franzö sischen Regierung ausgesprochenen politischen Zolgerungen nich 1 ; u. Die in der französischen Aufzeich nung aufgestellten Behauptungen über dtn deutschen Selbstschutz sind nicht zutreffend. Die deutsche Regierung muß zunächst die Berantwortung für den oberschlesischen Selbstschutz ablehnen Die in der Aufzeichnung enthaltenen Angaben über die Stärke des Selbstschutzes, über die zahlenmäßige'Betetligung von Nichtober schlesiern entsprechen ebenfalls nicht den Tatsachen. Nach der gc- mäß den mit der Interalliierten Kommission getroffenen Ab machungen erfolgten Auflösung des Selbstschutzes sind seine oberschlesischen Mitglieder in ihre Wohnstätten zurückgekehrt, so weit ihnen dies bei dem immer noch herrschenden polnischen Ter ror möglich war. Die übrigen Mitglieder haben sich in ihre Hei mat begeben und ihre durch den Aufstand unterbrochene Er werbstätigkeit wieder ausgenommen oder haben, soweit sie ar beitslos waren, von der ihnen in schlesischen und anderen Krei- «en unter Beihilfe der Gewerkschaften und andeken Oraanisa- > tioaen vermittelten Arbeitsgelegenheit Gebrauch gemacht Tie 'deutsche Regierung hat ihren Zusicherungen gemäß die in das Die Lage in Oberschlesten. Aus den Kreisen Beuthen und Tarnowitz wird überein stimmend berichtet, daß die dort eingetroffenen englischen Trup Pen mit allem Ernst an die Entwaffnung der Ortschaften heran gehen und auch d.ie übrigen zur Wiederherstellung der Sicherheit erlassenen Verordnungen der Interalliierten Kommission durch führen werden. Die Entwaffnung erfolgt in der Art, daß die einzelnen Ortschaften von englischen Truppen umstellt werden und die Durchsuchungen hierauf von Haus zu Haus erfolgen. Tie Sicherheit in den so von Grund aus pazifizietten Gemein den wird von Tag zu Tag besser, so daß die in die Stadt ent flohenen Deutschen ohne Gefahr für Leib und Leben in jene Orte zurückkehren können. Aus dem Bahnhof in Kattowiy haben eng lische Truppen die Wache übernommen und führen auch hier eine scharfe Kontrolle. So sehr das energische und anständige Vorgehen der Engländer begrüßt werden muß, kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die Engländer allein die Zurück führung Obeoschlesiens zur vollkommenen Sicherheit nicht durch zuführen vermögen. In dem ganzen von den Franzosen besetz ten Gebiet von Laurahütte und Kattowitz bis Mvslowitz steht die polnische Grenze noch vollkommen offen. An den verschieden sten Grenzübergängen versehen polnische Apobeamte den soge nannten Sicherheitsdienst, das heißt, sie lassen die Polen herein und hinüber, kurz, die ganze Lage ist hier dieselbe, wenn nicht noch schlimmer als vor dem Ausbruch des letzten Ausstandes. In den Orten der fkanzösischen Kreise herrschen vollkommen die in den verschiedensten Verkleidungen gehenden polnischen Be waffneten: Ueberall bestehen noch die polnischen Ortswehren. Nirgends werden die von der Interalliierten Kommission be sohlenen paritätischen Gemeindewachen durchgeführt. Die wich tigsten, unmittelbar vom Industrie-Gebiet nach Polen führenden Kreise sind in französischer Hand. Brcslau, 24. Juli. Die Abreise Le Ronds ist im letzte:» Augenblick nicht zustande gekommen, weil tur; vorher ein Gegen befehl aus Paris eintraf, der anordnet, daß Le Rond in Ober schlesien bleibt. Man glaubt, daß diese Aenderung in den Tis Positionen damit zusammenhängt, daß sich Le Rond gegenüber dem englischen Standpunkt durchsetzen soll. London, 24. Juli. Sir Harald Stuart dckt seine Regie rung informiert, er halte die Entsendung von Verstärkungen für unnötig. Tie französische Regierung selbst gab in London zu verstehen, daß sie dies sogar für gefährlich halte und betonte dort erneut mit italienischer Unterstützung, daß der 15. August viel zu spät ist. Ter diplomatische Mitarbeiter des „Daily Ehronicle" bemerkt bedeutsam, die englische Regierung glaube nicht, daß Briand auch ohne die englische Zustimmung eine französische Division eilends senden werde. Der Leitartikel des „Daily Telegraph" feiert das stets enger werdende italienisch französische Zusammenarbeiten. Bern, 24. Juli. Tie „Zürcher Zeitung" schildert in einem Briese aus Oppeln eingehend die Verhältnisse in Ober schlesien. Der Korrespondent des Blattes bemerkt eingangs, daß seine Darstellungen sich auf eigene Wahrnehmungen und In formationen durch englische und italienische Offiziere und Be amte stützen. Er spricht unumwunden von der Vorherrschaft der Franzosen in der Interalliierten Kommission. Frankreich ist die einzige Enteniemacht, so fährt der Korrespondent fort, welche an dem obcrschlesischen Problem geradezu brennend interessiert ist. Die Franzosen haben die Polizcigewalt praktisch vollkom men in der Hand. Außerdem fielen den Franzosen viele Poste»» von einigermaßen großer Bedeutung zu. Die Engländer und Italiener verhalten sich daher den Franzosen gegenüber zu rückhattend. Sie verbleiben oft nur deshalb in ihren Aemtern, weil sie doch zuweilen der Neutralität und Gerechtigkeit dienen können. Ihre Beziehungen zu den Franzosen sind seit dem dritten polnischen Aufstande besonders getrübt. Ferner liegt die Sicherung der Absperrung der polnischen Grenze in den Händen der Franzosen. Ein neuer polnischer Aufstand wird erst dann unmöglich sein, wenn cs General Henneker gelingt, die Siche rung der Ostgrenze des Abstimmungsgebietes durch englische Truppen vornehmen zu lassen, die dann die von Frankreich unterstützte militärische Verbindung zwischen Kongrcßpolen und den oberschlesischen Insurgenten unterbinden würden. Die Franzosen widersetze»» sich diesem Truppenaustaysch an der pol nischcn Grenze mit allen Kräften. Die Verstärkung der eng lischen Besatzung in Beuthen nach dem bekannten Zwischenfall geschah gegen den Willen der Franzosen. Letzten Endes scheint das französische Verlangen nach Entsendung neuer französischer Truppen dadurch hervorgerufen zu sein, daß den Franzosen die dort ziemlich zahlreich anwesenden Engländer unbequem sind. Von Ausschreitungen der Insurgenten hört man jetzt nur noch aus dem Gebiete, das von Franzosen besetzt ist. Bei der Frage der Dislokation der Truppen hat der französische General Gra- tier die Entscheidung zu wessen, dessen chauvinistische Rede bet der Beerdigung des Majors Montalegre unter den anwesende» Ententeofftzieren großes Befremden hervorgerufen hat. Unter normalen Verhältnissen hätte diese Rede zweifellos den Rück tritt des Generals zur Folge gehabt. Trotz der Bestimmung, daß keine Insurgenten den neuen Gemeindewachen eingereiht werden dürfen, kann man es allerorts beobachten, daß viele In surgenten als Gemeindewachen ausgenommen wurden. Die Sicherhettsverhältnisse sind daher ganz erbärmlich. Ueber die inneren Vorgänge der Interalliierten Kommission werden die Polen häufig von den Franzosen drahtlich unterrichtet. Der Korrespondent spricht schließlich mit Entrüstung von der Ver zerrung und Verunstaltung deS Selbstbestimmung-rechte-Ober- schlesien- und von den Mitteln der Gewalt und de» doppelten Spiele-, die dabet unter Zustimmung der Franzosen von Polen noch heute in Oberschlesten angewandt werden. .' - - - r:—-— . '