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sie auch infolge der liberalen Wahltaktik in ein Ab hängigkeitsverhältnis zu der offen antimonar chischen und revolutionären Partei getreten sind und ihr infolge der Wahlhilfe verpflichtet sind. Der Unterschied« der Prinzipien der beiden radikalen Parteien ist so gering, daß gerade für die bürgerliche Linke in einem Bunde mit der proletarischen Linken viel mehr für erstere auf dem Spiele steht, als sie nur zu ahnen scheint. Gerade sie sollte sich von der Sozialdemokratie am schärfsten getrennt hal ten, um nicht zu der Verwirrung ihrer Wähler beizutragen. Wenn sie aber selbst ihre Wähler daran ge wöhnt, die Sozialdemokraten als Freunde zu betrachten, so werden diese um so leichter zu diesen übergehen, als die Versprechungen dieser viel weiter gehen, als es der frei sinnigen Volkspartei möglich ist. So verliert die Frei sinnige Partei in den Augen dieser Wähler ihre Existenzberechtigung mehr und mehr und wird durch ihre eigenen Mißgriffe und ihre Kurzsichtigkeit jede Bedeutung einbützen. Nicht weniger verkehrt, wenn auch minder gefährlich für sic selbst, war auch die Wahltaktik der nativ-- nalliberalen Partei, deren Folgen sich nunmehr in dem unerhörten Durcheinander dieser Präsidentenwahl geltend machen. Verschiedene Aeußerungen aber beweisen, daß das Vorgehen der Fraktion keineswegs überall in der Partei Billigung findet. Vor allem hat z. B. der gesamte Verstand des nationallibcralen Reichsoereins in Dresden einstimmig die Tatsache be dauert, daß bei der Präsidentenwahl nationalliberale Stimmen aus Bebel gefallen sind. Der Verein spricht die Erwartung aus, daß bei den nächsten Wahlen keine natio nalliberale Stimme aus einen Sozialdemokraten bei der Wahl des ersten Präsidenten fallen und daß kein Groß blockpräsidium geschaffen werde. GEvz ebenso betonte der große Vorstand des nationalliberalen Vereins Magde burg, als das vornehmste Pflichtgebot der nationallibe- ralen Partei, über alle taktischen und sonstigen Partei rückfichten die unbedingte nationale Opferwilligkeit zu 912. Hagdeburz keiMstüm ßtlos und l Leidende odurch die riet. TaS letzte nach erdacht jetzt sein: en Dienst- der Bau- MoMM.'ll stmeinsam Amtzdlzlt tiifdieW.ll»ttds»pM«nlrediMe»vrerse« MMdtu. Nesmdt,darH-I.llmrgericbtDresden, wi dieHgl. ZuperiutelldeiUur Dresden D. die Kgl. rorsttentämter Dresden, Moritrdurg wacher er- » en. Tex cht gestellt ließen auf ! des dich tem einen örend, bc- is andere, t dem Ti- kam von l direkt in ir leichtere chädigt. — n t d e ck t. aus Eger rg falscher 'ifikate im Kaie in- Dieneüag er spazier- rgrub etwn e und ack gen. Stimmung Mk. - Pf — Pf-, do Mk. - Ps, braun, dez - Mk—Pf !ilo 185 Ml -Mk.-Pf. »is 184 Mk berste. Brau Pf., 70 Kill Mer, hiesige Ao - Mk auswärtige Kilo 8 Mk Mk. - Pf Mk. - Pf, Sf., 50 KU. 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Neue Ereignisse. — Kaiser Wilhelm besuchte am Mittwoch den Reichs kanzler, bei dem kurz zuvor der bayerische Ministerpräsi dent Frhr. von Hertling vorgesprochen hatte. — Die Krankheit des Großherzogs von Luxemburg hat sich, wie verlautet, ernstlich verschlimmert. — Der Eta: der Stadt Berlin balanziert in Einnah men und Ausgaben mit rund 330 Millionen Mark. — Die Auflösung des österreichisch-ungarischen Mi nisters des Auswärtigen, des Grafen Aehrenthal, macht erschreckende Fortschritte, so daß man mit baldiger Kata strophe rechnet. — Die „Voss. Ztg." kündigt wieder einmal einen Wechsel in der italienischen Botschaft in, Berlin als nahe bevorstehend an. Allerdings hat Senator Pansa fünfzig Dienstjahre hinter sich. — Im englischen Unierhaufe vielten der Premier minister Asquith, im Obcrhause Lord Crewe bemerkens werte deutsch-freundliche Speeches. — Tie französische Deputiertenkammer hat das Flottenprogramm mit 452 gegen 73 Stimmen ange nommen. — Die Konstituierung der Republik China ist im Berliner Auswärtigen Amt "durch den Berliner chinesischen Gesandten notifizier- worden. — Der Staat Arizona ist durch Erlaß Tafts als 48. Staat in die Vereinigten Staaten ausgenommen worden. Das Präsidium der Linken. Was wir kommen sahen und in dem Schlußsatz un seres gestrigen Leitartikels andeuteten, wenn wir auch noch hofften, von solcher Konstellation bewahrt zu bleiben, ist Tatsache geworden. Die Minorität der Linken hat sich daran gewagt, das Präsidium des Deutschen Reichstages zu übernehmen. Es ist ihr denn auch nichts weiter übrig geblieben, als auch Vie Stellung des zweiten Vizepräsidenten mit einem der Ihrigen zu besetzen. Wie wir noch nach Schluß des Blattes unfern Lesern mitteilen konnten, ist Herr Johannes Kämpf von der Freisinnigen Volkspartei zum Ersten Präsidenten des Reichstages gewählt worden. Dabei hatten 173 Abgeord nete Stimmenthaltung geübt. Von den 201 abgegebenen gültigen Stimmen waren nur 8 zersplittert, 193 lauteten auf Kämpf, so daß er also noch nicht einmal die Hälfte der sämtlichen Stimmen des Reichstages erhalten hatte. Gegen seine Persönlichkeit an sich ist nichts einzuwenden. Herr Kämpf, der früher Direktor der Darmstädter Bank, 1890 bis 1899 Stadtrat, seitdem Stadtältester und Stadtver ordneter in Berlin und seit 1902 Präsident der Aeltesten der Kaufmannschaft und seit 1905 auch Präsident des Deutschen Handelstages ist, feiert am nächsten Sonntag seinen 70. Geburtstag gewiß mit besonderer Befriedigung. Sicherlich ist er ein ungemein geschäftsgewandter Herr, der dem neuen Amt durch vielfache Präsidiumsführung vollkommen gewachsen sein dürfte. Ebensowenig ist gegen die Person des neuen zweiten Vizepräsidenten Heinrich Dove einzuwenden, der im 59. Jahre steht und ebenfalls als Landgerichtsrat a. D., als Syndikus der Handelskam mer und des Börsenvorstandes von Berlin, seine geschäft liche Tüchtigkeit vielfach bewiesen hat. Die persönliche Würdigung dieser Herren kann aber die bedauerliche Tatsache nicht ungeschehen machen, daß sie in vielen Fragen nicht nur grundsätzlich mit der Sozialdemokratie übereinstimmen, sondern daß Kunst, Wissenschaft, Mnfik, Vorträge eli 665) nnd Veranstaltungen. Gastspiel deS Kaiserlich russischen BalletS im Kgl. Opernhause. ille Ql» »» »» mit mein« » (S2 Körper mä , e aus Gip ale Preis MÜN-i Garten, munaen. m 1 Tag« a Kor», stUdßrot. Klsn. ß LUek Mir. 12 Unsere Zeit, die auf dem Gebiet aller Künste stärker im Reformieren ist als im Neuschaffen, hat auch in der Tanzkunst mancherlei neue Bestrebuwgen gezeitigt. Seit dem Isadora den unbekleideten Fuß zur Geltung brachte, ist die Tanzreformation in die Mode gekommen, ja die ästhetischen Theoriker haben sich mit besonderem Eifer auf dieses Fach geworfen und in der Dalcroze'schen Anstalt dürfte diese Mode ihren Gipfel erreicht «haben, deren Wesen darin besteht, daß man der Körperbewegung einen „tiefe ren Inhalt" geben, daß man „etwas Bestimmtes" tanzen, «nicht schlechthin tanzen will. Da erscheint gerade zur rechten Zeit das Ballett der Petersburger Hoftheater «auf dem Plan und erbringt den Beweis dafür, daß diejenige Tanzkunst, welche noch nicht von des Gedankens Blässe angekränkelt ist, noch in voller Lebenskraft besteht. Das Wort „Ballett" -hatte unter dem Einflüsse der ästhetischen Haarspalter in den letzten Jahren «inen Beiklang erhalten, der es für einen „modernen" Menschen fast unmöglich «machte. Tanzpoefie, Tanzphiloso phie, rhythmische Gymnastik und wie die hochtönenden Be zeichnungen alle hießen, stand hoch im Kurs, aber von dem alten, auf tüchtiger Technik begründeten Ballett durfte man kaum noch mit einem überlegenen Achselzucken reden. Die Folge davon war, daß sich unter der Flagge der neumodi schen „Tanzpoesie" sehr viel Dilettantentum breit machte und die solide handwerksmäßige (eigentlich hier beinwerks mäßige) Technik in Werfall hu geraten drohte. Und gerade auf dieser zur Vollendung gesteigerten alten Tanztechnik be ruht der Erfolg des russischen Balletts, das in verschiede nen Weltstädten geradezu begeisterten Beifall gefunden hat und ähnlichen Erfolg nun auch in Dresden erntet. Man kann der Kgl. Genevaldirektion dafür nur herzlich dankbar sein, daß sie dieses Gastspiel ermöglicht -hat, und darf hof fen, daß es als Folge desselben künftig vielleicht weniger Tanzphilosophen aber mehr gute Tänzer und Tänzerinnen geben möge. ' Der ersten Vorstellung am Dienstag beizuwohnen, war ich verhindert, gestern sah ich die zweite und stimme insofern durchaus in den allgemeinen Beifall ein, als der selbe der hervorragenden technischen Durchbildung dieser Tänzer-Gesellschaft gilt. Sie besitzt in Tamara Kar- savrna und Herrn Nijnsky zwei Kräfte allerersten. Ranges, mit denen kaum eine der sonst bekannten Tanzgrö- hen den Vergleich aushält. Entzückt die Karsavina durch ihre Meisterschaft im Spitzentanz und allen Pas, sowie durch die Anmut und Leichtigkeit ihrer Bewegungen, so ist Nijnsky als Springer unübertrefflich und elektrisiert fast durch seine ungemeine Behendigkeit und schwebende Leich tigkeit des gesamten Körpers. Wenn er scheinbar harmlos über die Bühne geht, scheint er zu schweben und alle seine Evolutionen gehen mit der Ruhe und Selbstverständlichkeit einer Naturerscheinung vor sich. Auch die im zweiten Tref fen stehenden Kräfte leisten sehr Gutes, vor allem im Mas sentanz. ! Aber, aber: was die Herrschaften uns an Tanzstücken bieten, ist ziemlich bös. „Gisella" «ist ein zweiaktiges Bal lett mit Musik von dem bekannten französischen Komponi sten Adam, das unsere Großeltern einst in Entzücken ver setzt hat. Der erste Akt mag angehen, er bietet eine ver ständliche Handlung und gibt Gelegenheit, manche Finesse anzubringen. Aber der zweite erinnert so stark an das be rüchtigte Ballett der toten Nonnen aus „Stöbert dem Teu fel", daß wir ihn unmöglich auch nur einigermaßen ernst nehmen können, sondern nur mit Mühe das «Lachen verbei ßen. Zudem war die Dekoration und Aufmachung recht stimmungslos; in Vieser Hinsicht sind wir Dresdner ganz anderes gewöhnt. Das zweite Stück „Kleopatra" ist direkt langweilig. Auch hier flohen Dekorationen und Kostüme durchaus nicht auf der Höhe und der choreographische Teil bietet außer der Tatsache, daß die Personen sich bemühen, möglichst die bekannte Flächenwirkung altegyptrscher Male reien nachzuahmen, nichts neues. Ter Beifall flaute denni auch schon vom 2. Akt des ersten Stückes an merklich ab. Eine Künstlerschar wie diese müßte sich von geeigneten Leu ten wirkliche, sinnvolle Stücke entwerfen lassen. Und zum Schlüsse sei noch das gesagt: Gäbe mau un- serm Kgl. Ballettkorps die Möglichkeit, sich an großen Auf gaben zu erproben, brächte man ihm dasJntereffe entgegen, das man den Russen widmet, so würden wir hier große Tanzabende haben, die den Gastspielen der vielgepriesenen Russen wenig nachgäben. Vielleicht läßt die Generaldirek tion auch ihr eignes Ballett künftig öfter einmal selbstän dig und ausgiebig in Tätigkeit treten es würde mit seinen höheren Zwecken wachsen und das wäre di« er Wünschteste Folge des russischen Gastspiels. F. A. Geißler. Sreside«zthe«t<r. Zum 1. Male: „Der unsterbliche Lump", Operette in drei Akten von Felix Dörmann, Musik von Edmund Eysler. Als dieser fleißige Komponist seinerzeit mit seiner Erstlingsoperette „Bruder Straubinger" vor der Oeffentlichkeit erschien, versprach man sich bei dem offenba ren Talent des Künstlers eigentlich mehr, als er später mit dem ,-Glückschweinchen" erfüllte und man sah deshalb der gestrigen Erstaufführung der Novität, die inWien über 200 Aufführungen erlebte, mit recht gespannten Erwartungen entgegen. Diese sind jedoch erfreulicher Weise weit über troffen worden, denn Edmund Eysler hat sich in seinem