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Amtsblatt kiiräiefl-l.MttdripMnircbiMe»Vnrae, Mm«u. Ke«»«. äsLk-i.-»«rgeftedtvrerN». m» «e figl. Zupennteaäenlur vkeräen u, äie figl. roirtrentSmler vresäen. Montrburg-»« llr «le 8e»«I»0ti- »>»««>», r»de,«i. r»Nl«»la, v»dr«r, tv«I»Nr, Ma«r-,srNr. k»rim»»ir, Nima, Atlrrls, ZcI>S»f«I<I, rt»d»m-Ii«iiam». I-Idllll»lla»rülgri unii koil«l-11irtl«»s lür Lorchwur. n«ch«j<r, llleirres kirrch, küdlau, <Iie lörrnilrgemeinclen, Vkcrüeii-Zttieren unck Neugruns. Beilagen: ^Jllustr. Uaterhaltturgsblatl". „N«ch Feierabend". .Frauen-ikorrespoadea-"- »Hei«» «^Aindergarbe»"^ »Ha»S-«. Gartenwirtschaft". ^Fremde»- a. Itarlike". Wtfprrcher: Amt Dresden Nr. 80S. » Druck und Verlag: Eldgau-Buchdruckerei und Berlag-airstalt HermaiZn Beyer Ea. Lelegnwmt-Adreffe: Elbgaupreffe Blasewt^ Nr. 232. Donnerstag, den 5. Oktober 19H.j 73. Jahr;.. NedaktionSschlust r 1 Uhr Mittag». Tprrchstaude der «edaktion r 4—S Uhr Nachmittag». Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten find nicht an den Medakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu -dressieren. Reue Ereignisse. — Das Hoflager des deutschen Kronprinzenpaares siedelt heute, Mittwoch, nach Tanzig-Langfuhr über. — Der diesjährige allgemeine Vertretertag der nationalliberalen Partei findet Sonntag den 3. Dezember in Berlin statt. — Gestern begann der Betrugsprozeß gegen den Gra fen Giesbert Wolff-Metternich am Landgericht 1 in Moabit. — Die durch ihre Beziehungen zu Lassalle bekannte Helene von Tönuiges-Racowitza hat in München Selbst mord verübt. — Der böhmische Landtag ist nach programmäßiaer Erledigung der Tagesordnung vertagt worden. — Bei der gestrigen Reichsratsersatzwahl im Ot takring in Wien ist der Sozialist Lerer gewählt worden. — Die Zarensamilie ist von der Jacht „Standart" nach schloß Livadia übergesiedelt. — Präsident Fallieres ist gestern von Toulon wieder abgereist. — Japan hat gestern seine Neutralität im italienisch türkischen Kriege erklärt; es fürchtet, der Krieg könnte sei ner englischen Tramway-Anleihe schaden. — Bei Santa Barbara in Nieriko wurden die Auf ständischen von den Negierungstruppen geschlagen. Fallende Schleier. In der Marokkoverhandlung soll man ja nun end lich wieder einen Schritt vorwärts gemacht lwben, wenn es nicht im deutschen Interesse wieder ein Schritt rückwärts «gewesen ist. Man wagt schon gar nicht mehr an eine Lösung, geschweige denn eine günstige, zu glauben. Es siecht nämlich ganz danach aus, als ob sich die Er gebnisse für uns wieder verschlechtert haben, als wenn der Staatssekretär der langen Verhandlung überdrüssig, von den ihm anfangs notwendig erschienenen Garantien sich wieder etwas sehr wesentliches hat abchandeln lassen. Wenn schon im Ministerrat der Minister des Aeu- ßern de Selv es erklärt, daß die französisch-deutschen Ver handlungen „befriedigende" Fortschritte machten, so ist das jedenfalls eine Zweideutigkeit, die für Deutschlands In teressen das Schlimmste befürchten läßt. Der lebhafte Wunsch auf beiden Seiten, zu einer Ei nigung zu gelangen, deren Tert vollkommen klar und jeder Zweideutigkeit bar ist und so für die Zukunft jede Ursache zu Reibungen oder zu Mißverständnissen verhütet, ist ja gewiß anzuerkennen. Es liegt aber sehr nahe, daß die be stehenden Schwierigkeiten nach französischer Auffassung eben in den deutscherseits für notwendig erachteten Schutz maßnahmen liegen müssen.- Wenn also die Schwierigkeiten beseitigt sind, so daß nun ein endgültiges Einvernehmen über Marokko unmittelbar bevorsteht, so ist daraus zu schließen, daß Deutschland in wichtigen Punkten wieder nachgegeben hat. Das geht denn auch klar aus den Mitteilungen des Preßtelographen hervor über die Ergebnisse des Minister rats. Frankreich Hal wieder einmal lediglich zum Schein nachgegeben, in Wahrheit aber seine Forderung durchge- setzt. Denn wenn zwar Frankreich sich verpflichtet, keiner lei Erzausiuhrzölle zu erhebeu, während der scherisischen Regierung das Recht verbleiben soll, innere Zölle und Steuern aus die Miuenausbeutung zu legen, so hat damit Deutschland nicht das Geringste gewonnen. Tenn da die „scherisiiche Regierung", wie sich bereits zum Leid wesen der Deutschen in Casablanca und in der Schauja überhaupt zeigte, gänzlich unter dem Einfluß von Frank reich steht und in Zukunst noch viel mehr stehen wird, so ist das gerade so gut, als wenn Frankreich selbst den Zoll auf die Erzausfuhr gelegt hätte. Es. ist sogar noch schlim mer, da die Minenausbeute nicht einem Ausfuhrzoll, son dern inneren Zöllen und Steuern unterliegen soll. Wenn deren Höhe nicht zum voraus genau bestimmt ist, so dürs ten es gerade hierdurch die Franzosen in der Hand haben, durch ihre Mittelsleute, durch den Machsen nämlich, die deutschen Unternehmer, vornehmlich die Gebr. Mannes mann, in einer noch viel stärkeren Weise schikanieren zu lassen, als es bisher schon geschehen ist. Tas aber werden die Marokkaner unter dem Truck Frankreichs um so lieber tun, als sie ihrer Ansicht nach von Deutschland im Stich «ge lassen und an die Franzosen überliefert wordensind. Wer die Klagen der deutschen Kaufleute und Unter nehmer vor der Kreuzersenöung nach Agadir kennt, wo Frankreich noch durch die Algecirasakte gebunden war und Rücksichten zu nehmen hatte, der wird sich ein Bild davon machen können, wie es erst zugehen wird, wenn Frankreich berechtigt ist, allein nach seinem Gutdünken zu schalten und zu walten, wenn es alle Macht in Händen hat. Eine lvcitere Garantiebedingung, die sich Deutsch land hat aus den Fingern schlüpfen lassen, ist das Ein- ge b o r n e n sch u tz re ckt. Deutschland ist damit einver standen, daß es in Marokko aufgehoben wird und daß die dasselbe betreffenden Bestimmungen der Madrider Kon vention vom Jahre 1880 hinfällig werden. Hiermit ist der Rücktritt Deutschlands von allen po litischen Rechten in Marokko zugunsten Frankreichs er klärt, wozu denn auch der letzte Punkt gehört, auf den Deutschland verzichtet hat, nämlich die K o n i u l a r g e - r i ch t s ba r k e i t. Diese wird zlvar nicht sofort aufge hoben, da ja auch noch die übrigen Völker in Marokko darüber verfügen, wie über das Eingcbornenschutzrechi, aber wir sind die ersten, die den Verzicht aussprechen und Kunst, Wissenschaft, Mnfik, Vorträge und Veranstaltungen. KSaigl. Opernhaus. Angesichts der Tenornot, unter Oer wir leiben, war es außerordentlich interessant, gestern als Ton Jost- in Bi- zet's „Carmen" einen jungen Tenoristen, Herrn Mi chael N a st a, kennen zu lernen, Oer sich um Engagement bewirbt. Der noch junge Künstler, Rumäne von Geburt, besticht durch ein sehr sehr hübsches, osseubar sehr entwick lungsfähiges Organ, das allerdings noch nicht völlig aus gebildet ist. Der Ton bleibt noch zu sehr in der Kehle stecken und kommt selbst beim Fortissimo nicht völlig frei nach vorn. Auch erhält er durch die auffällig nasale Färbung einen eigenartigen Beiklang. Jedenfalls aber hat man es hier nut einem Material zu tun, das die Fähigkeit zu schön ster Entfaltung in sich zu bergen scheint. Und da Herr Nasta auch als Darsteller sich mit OR'schick zu bewegen weiß, so bie tet sich in ihm vielleicht eilt Talent an, von dessem Auf blühen man viel Schönes erhoffen darr, sobald es gelingt, die Tonbildung freier zu gestalten. Neu besetzt war die Partie des Escamillo mit Herrn Zador. Was mit dessen Engagement beabsichtigt ist, wurde auch diesmal nicht klar. Denn gesanglich war die Leistung so mäßig, daß sie kaum den Durchschnitt erreichte ' und abermals den Beweis dafür erbrachte, daß Herrn Za dor von früherer Stimmenpracht nicht mehr viel übrig ge blieben ist. Tie ganz regellose, ungleichmäßige Tonbil- dung fiel ebenso auf wie die «Schwäche der Tiefe und Höhe. Darstellerisch gab er den gefeierten Stierkämpfer viel zu zappelig, ohne die Grandezza, ohne die man sich einen sol chen Helden ' des spanischen Zirkus ebensowenig vorstellen kann, wie ohne den runden, ausgesteckten Zopf, den sich Herr Zador, soviel ich sehen konnte, geschenkt hatte. Er spielte den Escamillo etwa wie den Figaro und sah auch in Kostüm und Bewegungen fast so aus — Beweis genug, wie wenig er dem Weieu der Gestalt gerecht wurde. Wir haben in den Herren Büssel, Schmalnauer, Hauser junge Baritonisteu, die nichts als bessere Beschäftigung brauchen, um sich zu entwickeln. Was soll also der längst über seine Blüte hin ausgegangene Zador? Es wäre wirklich Zeit, daß sich die Hoftheaterleitung von der Agentur Frankfurter lossagte, die in den letzten Jahren ebenso an Le-' 'ugssähigkeit ver loren wie an Eiinluß gewonnen zu habe., scheint. Wundervoll sang Fräul. Seebe die Micaela; ihr glockeuklarer Sopran ließ den Hörer in Wohlklang schwel gen. Dieses kann mau leider nicht von Frl. Terv a u i behaupten, deren gesangliche Darbietung durch häufiges Detonieren beeinträchtigt wurde und die auch darstellerisch recht nachgelassen hat. Daß ue bei einem ihrer Lieder selbst zu pfeifen ansing, war eine wenig seine Nüance. Das Haus war fast ausverkauft und der Beifall freundlich. F. A. G. * Mitteilung aus dem Bureau der Kgl. Ho ft Heater. Im Schauspielhause wird Donnerstag den l>. Oktober Schillers „Wilhelm Dell" mit Herrn Wahl berg in der Titelrolle außer Abonnement ausgeführt. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen ist die folgende: Geß- ler: Hr. Wiecke, Werner: Hr. Müller, Melchthal: Hr. Wierth, Rudenz: Hr. Felden, Staussacher: Hr. Eggerth, Hedwig: Frau Salbach, Bertha: Fräul. Treßnitz, Arm gard: Fräul. Oster, Parricida: Herr Becker. * Re s i d e n z t h ea t e r. Tie Direktion teilt mit, daß sie, veranlaßt durch die vielfachen schriftlichen und tele phonischen Anfragen, sich entschlossen hat, die erfolgreiche, übermütige Posse „Polnische Wirtschaft" auch am Sonn tag Nachmittag bei gewöhnlichen Preisen zur Aufführung zu bringen. Es ist dies im Interesse des Publikums der näheren und auch der weiteren Umgebung Tresdens nur zu begrüßen, da demselben dadurch Gelegenheit gegeben wird, sich das lustige Werk ansehen zu können. " Einmaliger Liederabend L u l a M y s z- G m eine r. Morgen Tonnerstag halb 8 Uhr im Palmen garten einmaliger Liederabend Lula Mysz-Gmeiner. Dvo rak, t biblische Gesänge. Mahler, Kindertotenlieder und Lieder von Schubert und Hugo Wolf. Am Klavier Eduard Behm. Karren bei F. Ries und A. Brauer. K lein - Hatti n g e n st. Der (e-eschichlsichrei- ber Sskar Klein-Hattingen, der in Friedenau ein beschau liches Gelehrrendaiein führte, ist gestern im än. Lebensjahr gestorben. Er war zuerst hervorgetreten mit einem Werk über das „Liebesleben Hölderlins, Lenaus und Heines". Sein Bestes gab er in dem dreibändigen Werke „Bismarck und seine Welt", in dem er eine ungewöhnliche Kratt und zugleich Feinfühligkeit der pshchnchen Analyse offenbarte. Die Geschichtsschreibung wird an dieser erschöpfenden Ar beit nicht mehr vorübergeheu können. Die Methode seines „Bismarck" wandte er dann, vielleicht nicht ganz mit dem gleichen Glück, auf den ersten Napoleon an. Den sollte nicht in Lebensgröße schildern wollen, wer nicht den Sinn für das hat, was man — mit einem vielleicht allzu abgegriffe nen Ausdruck — Schlachtenpoesie nennt. Von einer „Ge schichte des Liberalismus", die Klein-Hattingen in Angriff genommen hatte, ist bisher nur der erste Band erschienen. Was er aber auch angrifs, immer hat der stille Mann aus seine Weise redlich um Wahrheit gerungen; für die unab hängige Geschichtsschreibung, der das Leben bei uns nicht allzu leicht gemacht wird, ist sein verhältnismäßig frülx'r Tod ein schwerer Verlust. * Uraufs ü h r u n g von Tolstois letzt e in D ra in a. Die Vorbereitungen zur Aufrührung des von Tolstoi hinterlassenen Dramas „Die lebende Leiche" sind beendet. Tie Ausführung wird ein Kunstereignis ersten Ranges werden. Tie Direktion des Moskauer Künstleri- sckx'n Theaters wird nach der Uraufführung das gesamte Regiematerial, Requisiten und Kostüme allen Provinzthea tern zur Verfügung stellen, die sich verpflichten, die Reiner träge einem bestimmten Fonds zuzuwenden. Dieser Fonds bezweckt den Ankauf von Jasnaje Poljana, um daraus ein Nationalheiligtum für Rußland zn machen.