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AWWH und ÄIWHHIBIIIS für die ~NcucstcuNachri-htcu« nehmen an unsere Filialem Postplatz im Ciqarrcngefchäft von Cast- schneidet-. Marienftraße 28, Papier- ukMusikalieuhaudlung Isl. IMM- Pirnaifcher-Platz Mikrole u. Coutobüchcrfafrjt A. liebte-ich Strchlpicerftrafjcl9, .EI"«EFå-Eå«åa??3k Hagmfstraße 12 im Cigarrenchfchiift von Jolx. Bube-sitt- Pmttjjccrjtraße 43, Eing. Martin-Lutherstrqße, beiHerm wes-ek,qu"ikr-andl. Oppellstraße 17 bei Herrttjianfmauu niohakawääjien Falkenftmßh Ecke Autitionftsaße, Cigarrengcfchåft von wes-Eos GEIST Verlag der älcucflcn Zlacittichicm welche Leiden ich zu ertragen hatte, denn mein Stolz bänmte sich dagegen anfi Die Welt sah nur meine Triumphe, mein Lächeln, wußte nichts von meinen Kämper und Thräneni Jch bin schön aber auch. fiir ein schönes Mädchen ist es nicht leicht, den reichen Freier zu finden, der ihre Armuth, ihre zerrütteten Verhältnisse, die Sorge um ihre Familie mit sin den Kanf nimmtl Ich ver achtete mich oft selbst. Da lernte ich Dich kennen, Albrecht, und nnn wußte ich, daß es die Liebe, die ich fiir die Erfindung der Dichter gehalten, in Wirklichkeit giebt. Ein grenzenlose-Z Ber langen nach Glück faßte mich. Jch kannte den Abgrund, der uns trennte, aber ich schloß dic Augen und überließ mich der kurzen Seligkeit Jetzt biiße ich um so schwerer. Kannst Du mir nun vergebeli?!« »Meine arme, arme Melanie!« rief Albrecht tief ergriffen ans. »Wie viel hast Du gelitten! Aber sei stark und muthig Noch ist es nicht zn spät. Habe Vertrauen zn mir und meinem Stern. Der Minister will mir wohl. Er hat mich in einer Stunde zu sich beschieden. Wer weiß, welche Aussichten sich mir eröffiiell?! Nur wenige Jahre Geduld, und ich biete Dir ein ge sichertes Loos. Wir werden in einfachen, bescheidenen Verhält nissen leben, ich bin den Deinen ein treu sorgender Sohn nnd Bruder, und Du lernst ein stilles Glück kennen, von dem Du jetzt noch keine Ahnung hast.« . Melanie schüttelte traurig den Kopf. »Täusche Dich nicht, Albrecht, mein Lebensbild ist wahrer-, als das Deinige. Und dann mein Liebling, sieh mich nicht anders-, als ich bin. Jch könnte mich nicht wohl fiihlen in engen Verhältnissen, für die bescheidene Häuslichkeit bin ich nicht geschaffen, Anlage und Er ziehung weisen mich auf ein rauschendes, geselliges Treiben hin- So groß auch meine Liebe zu Dir ist, so wiirde sie mich doch nichgtvor Ueberdrnß und Langeweile bewahren, die das Glücki ertd en.« " » »So ergiebst Du Dich lieber einem Menschen, der Deiner nicht würdig ist, der Deinen Werth nicht zu schätzen weiß und der Dir in keiner Weise geniigen kann!« rief Albrecht aus- Melanie zuckte die Achseln. »Mir bleibt keine Wahl, und Erwin v. Wildhurg ist gnimiithig nnd lenkbar-, ich werde ihn be herrschen und ich werde ihn auf die Stelle erheben, die ihm sein Name und sein Vermögen anweist. Er liebt mich nach seiner Weise-, das heißt, es schmeichelt seiner Eitelkeit, in mir eine so passende Repräsentantin für sein Haus zu gewinnen, und wir werden eine gnte nnd zufriedene Ehe mit einander führen. Du aber ziirnst mir nicht mehr, Albrecht. Glaube mir, es wird die- Zeit kommen, in der Du mir Recht giebst und mir dankst, daß ich! nicht schwach war-f« i " ,;s.)»:tit-, nickt-tief er ans-· »Meine Liebe zu Dir ist treu nnd nuvcmunglich. Nie werde ich Dich vergessen, Melauie!« »Aber wir müssen uns in Zukunft als Fremde begegnen und Dn wirst mir das- Unvermeidliche nicht noch erschwereu«, bat sie wieder- ~Jch hoffe, von Berlin fortzukonnuen, zn einer Gesandtschast, erst fiirchtete ich unsere lange Trennung, setzt werde ich sie wie einen Rettungsweg begriiszen«, sagte der Assefsor. . So schieden sie in tiefern Schmerz, doch ohne Bitterkeit; sie wagten es nicht, sich zusammen auf der Straße zu zeigen, nin nicht die indiscreteu Bemerkungen von Bekannten herauszuforderih die ihnen zufällig begegnen tönnteu, und der Assefsor, der als der Erste ging, warf sich in eine Droschke, denn in Melauies Gegen wart hatte er nicht an den raschen Flug der Zeit gedacht, und er; war in Gefahr, die ihni vom Minister bestimmte Stunde nicht iuueznl)alten. , Der Minister empfing ihn sehr freundlich, sprach ihin feine Anerkennung aus und theilte ihm mit, daß er ihn für einen hSecretiirsposteu bei der französischen Gesandtschaft ausersehen atte- »Sie werden die hohe Auszeichnung begreifen, die Ihnen wird«, sagte Seine Ereeilenz, »aber ich interessire mich ganz be sonders fiir Sie, lieber Wildbnrg, nnd werde Sie stets im Auge behalten. Nur noch eins, eine etwas peinliche Frage, die Stelle verlangt Repräsentation, das Gehalt ist natiirlich nicht ausreichend, ich innß deshalb wissen, ob Sie iiber die erforderlichen Mittel verfügen· Daß Jhnen das Masorat entgangen ist, weiß ich ja, die späte Heirath des alten Freiherrn v. Wildburg erregte ja da-« mals Aussehen genug aber ich hoffe doch, daß Sie nicht un-; günstig gestellt sind.« »Das ist nicht der Fall, Exeellenz, die bescheidene Rente, welche mir das Testament meines Onkels aussetzte, sollte mir nur gezahlt werden, bis ich eine feste Anstellung erhalten, und dieser Zeitpunkt bat sich durch die Carriåre, die ich eingeschlagen, weit hinausgeschoben.« ! »Nun, so wird es Ihnen ein Leichtes sein, mit Jhrem Vetter, dein jetzigen Majoratsherrm ein Arrangement zu treffen«, sagte der Minister wohlwollend »Er wird Jhnen seine fernere Unter stützung nicht entziehen.« ~Unrnb·glich, Excellenz, ich kann nicht als ein Geschenk an nehmen, was ich bisher als mein Recht beanspruchte.« ~Ueberlegen Sie es wohl, Jhre ganze Zukunft steht auf dem Spiel«, sagte der Minister kühl. s Der Assessor verbeugte sich tief. Mit erzwungener Ruhe, labcr leise bebender Stimme erwiderte et: »Dann bleibt mir nur übrig, Ew. Excellenz meinen tief etnpfnndenen Dank zu Füßen zu legen; aber ich kamt nicht anders handeln, die Umstände machen es mir unmöglich« - , Der Minister runzelte die Stirn; der unerwartete Widerstand ärger-te ihn. Dann besann er sich anders. Der junge Mann stand noch da, auf das Zeichen seiner Verabschiedung harrend, in untadeliger Haltung, aber doch in sichtlicher Bewegung. Das war kein leichtsinniger Starrkopf, der ohne tiefere Motive seine ganze Zukunft aufs Spiel setzte. ' (Fortfetzung folgt) Ein Kuß. Von P. Hernieux. - Machdruck verboten-) Sie ist blaß nnd bleich geworden in ihrem welken Antlis wohnt der Winter. Mit dem Rücken über die Maschine gebeugt, näbt sie den ganzen langen Tag mit ihren faltigen Händen in dem dunklen IVllike»l.ig«en «;zim·lne«r. » - , , " ’ Nosa ist nie in ihrem Leben glücklich gewesen. Einmal hat das , Gliick an ihre Thür getlopst, aber nur unt sie zum Narren zu halten. Stets beschäftigen sie trübe, graue Gedanken, und die Leute, denen sie « ihre Arbeiten liefert, ahnen nicht, daß ein armes Menschenkind, das zu trauriger Einsamkeit verurtheilt wurde, sein ganzes Leid ins weiße sinnen hiiieinuöht. Auch über sie hatte die verschwenderische Göttin »Jugeiid« ihre besten Srhiiize gestreut. Damals besaß sie das herrliche Talent der Liebe, doch es fand nicht seinen Eiitdecker. Es wollte weder der Rechts toiiiiiieii, noch der Uiircchte. Wie konnte sie da ihre Jugend bewahieih nicht alleiii die Jahre machen alt . . . Wenn die Augen keine Freude zu sehen befoiiiiiirii, nachdem sie sich wund geguckt, werden sie gleich iam kleiner nnd bliiizclu nur mehr- Sie erfulten bloß« ihre physio logische Pfli.r,it des Schauens. Ebenso verbleicheii die Rosen der W.iiigeii; Kasse, nicht Thräuen sind ihr bester Thau . . . Rosa hat iiiir eine helle Erinnerung, die ihre dunklen Stunden erleuchtet, eine Erinnerung, an die sie sich trampfhast klammert. Es war vor ungefähr zwanzig Jahren. Sie wohnte bei ihren Eltern, in eis.«em lleiiieii Neste Q:«eriiiigariis. Da fiel ihr eines Nachmittags ein, gut Statiozi zu gehen. Jn kleinen Orten pflegen die slliesisheir wenn sie iiixhzs zii thun haben, die Staiion auszssisrlsim Und sich damit animier haiteu, diiszsie aiisdse Ankunft des Zuges warten. Irgend ein Passagier tosiiint gewöhnlich, uiau räch, wen er besucht und wer erist. Für be scheidriie Linie ein Vergnügen. An diesem Tage war zufällig der Paiissgieruertehr in Leuta ein großer-, es langten vier Personen an, zwii sogar weiblichen Geschlechte-s Lärm, Verwirrung, Leben auf der cleintirctatioin Träuinerisch stand Rosa da, als sie plötzlich von eiiieiii iuugeii, hübschen Manne umarmt und zärtlich gekußt wird. Sie schaut erstaunt auf, natürlich erst, nachdem dieses Manöber der Herztichkeit vorüber ist. Jn demselben Moment flüstert der junge Mann stotternd: »Ach . . . pakiitm . . . Fiäulein . . . eiitschiildjgen Sie». . . tausendmal . . . ein Jrrthuni Aehnlichkeit - Verwechs lung« und tiefe Verlegenheitsröthe bedeckt sein Antlitz. Er eilt davon und Nosa tritt den Weg nach dein Dorfean . . . Wie so oft, denkt sie auch setzt der Episodr. Sie empfand damals eine Seligkeit, wie nie später-. »Durch einen Kuß, der an eine falsche Adresse gerichtet war. Sie erzählte es dem Sonnenstrahl, der iii ihr Zimmer fiel; sie plaiiderte mit den Blumen von ihrer Freude. Das Glück ging zufällig einmal an ihr vorüber. Sie konnte die Spur des jungen Mannes nicht erkundschaftem denn er fuhr mit dem nächsten Zuge weiter, ohne» in »das Dorf gegangen zu sein, Mit halbem Blicke hatte das-Gluti! sie angesehen, um sie dann ganz zu vergessen. Der Lenz gotz Ahnuiigeu nnd Hoffnungen über sie und entfloh sogleich. Nichts schenkte ihr das reiche Leben, als eine kleine HErinuerung an einen warmen Jrrthum . . . Sie hätte ihn so geliebt, mit ihrem weiten, weichen Herzen, in denr sich eine große, unberiihrte Welt versteckt hält das weiß sie gewis, ganz-gewiß- Aii senein Kiisse hat sie es erkannt, daß er ihr »Du gewesen« die Ergänzung ihres Wesens, das Fehlende ihres halben Jch.« Und er ilattcrt vielleicht von Blume zu Blume, um die Rechte zu finden. Dabei schlagt ihr miides, verlorenes, langsam sterbendes Herz hoher, sie ist eiferiuchtig und weiß nicht wariimi Sie lacht dem Schicksal hell ins Gesicht und ruft verzweifelt: »Wozu pochft Dit« Herz wozu bist Du ie da geiveseii?« , Berantwortlicher Redakteur : M a x W u n d t! e. Druck u. Verlag von Lud w i g Güm be r, spitze- iu Dresdytk