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Am 1LI) 1211 M M stgl. ü»ttd-iipi«r»rcdrkte» vnrcke» Ritttröt u. äa§ K-l. umr-nlm vttrck«, wr äie lig!. Zupenntenäentur vresSen II, öie Ilgl. ToisttenlSmIer vresäen, Moritrdurg m«. l>k l»r < »»«via, c»»b<««r>. r»Utt»l«. v»dnn, wird»»». kvrlrrt«, rcdöiltis, - vtixtt«, L»1»<»«X« I»,dIIIl»«I»»r-0rg» unä wr wrirr« kin». kadlru, Sk tt«iiiirg«mrinckrn, »»«<>«,-An«« «ml vtugnuui. Betl, , < »: U»tr»tz»U»»««hl«tt-. .Rmch «. Kt»de»»«te^'. ». A*ri—MtrHch«fl». A«ny»«ch«: A»U Drickd« Nr. SV8. Druck m»L Verlag: Elvgau-Buchdruckeret und verlagtaapalt Herma»» Beyer S La Telegramm-Adrefir: Ubgaspreße Blahmat» « III , -'- -> - I- L >... M^USL Rr. 4. s Donnerstag, den 6. Januar MO. § 72. Jahrg. Retz»ktt»»»schl«H r » Utz» Mitt««». Gp»«tzR»»de der Nedaktia»: S—V Uhr NachmttMO». Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten sind nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion z,. . adressieren. Mchttge Ereignisse. — In Meiningen fand gestern die Vermählung des Vrohherzogs von Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Carla Feodora von Sachsen-Meiningen statt. — Eisenbahndirettionspräsident Schmidt in Köln wurde als Präsident der Reichseisenbahnen nach Straß burg versetzt. — Die Universität Columbia hat den Mathematiker Professor Runge-Göttingen, der zurzeit als Austausch- Professor wirkt, zum Ehrendoktor ernannt. — Zum ungarischen Ministerpräsidenten ist der frü here Finanzminister Ladislaus von Lukacs ernannt wor den. — Oesterreich-Ungarn plant die Errichtung eines neuen KriegKhafenS in Sebenico. — Präsident Fallieres wird demnächst Schweizer Ge riet betreten. — - —-L^. — Nach einer Meldung aus London wird die Zahl der ausständigen Bergarbeiter in Northumberland und Durham auf je 20 000 angegeben. — In Montreal (Kanada) ist eine Typhusepidemie ausgebrochen, die bisher 3000 Menschen überfiel. — Die Gebrüder Wright haben in den Vereinigten Staaten ihren Patentprozeß in erster Instanz gewonnen. Politische Neujahrswünsche.; III. Auf innerpolitischem Felde erwachsen um die Jahreswende wohl die zahlreichsten Wünsche, in bun testem Farbenwechsel, je nach deS Wünschers Standpunkt, Weltanschauung oder Parteirichtung. Wir huldigen nicht der vielfach geäußerten Anschau ung, als sei der Zerfall des konservativ-liberalen Blocks, in dem sich Rückschritt und Fortschritt zugleich vor den politi schen Wagen scannten, eine Notwendigkeit gewesen und bestenfalls als eine bittere aber heilsame Lehre zu be trachten. Der Bülow'sche Gedanke einer konservativ-liberalen Paarung erscheint uns auch heute noch als der glück lichste n achbi sma rcki^che Gedanke der deutschen innern Politik, und wenn wir einen innerpolitischen Haupttvunsch haben für die Zukunft, so ist es der, daß sich der Blockgedanke in zeitgemäßer Umgestaltung und zweck entsprechender Aenderung in Bälde wieder siegreich er neuern und durchsetzen möge. Wenn aber außer dem Machtbogehren des Zentrums, das, wie Herr von Heydebrand so schön sagte, die Konser- lratioen auf ihrem Wege fanden und der Rache unserer Hochtories wegen der ihnen angesonnenen Erbanfallsteuer noch etwas zum Blockbruch mitwirkte, so war es der un praktische Doktrinarismus unserer Liberalen. Cs ist wahr, die Finanzreform wäre vielleicht etwas später und umständlicher, sicherlich aber auch sorgfältiger und gerechter erledigt worden, als wie es der Schnellig keitsrekord der Konservativen und Klerikalen zuwege brachte. Wenn hieraus eine Lehre zu ziehen ist, so wünschen wir vor allen Dingen, daß unsere Liberalen, die zu lange vor dem Block aus der praktischen Betätigung ausgcschaltet waren, künftighin in Nebendingen und in den unwesent lichen Punkten ihres Parteirpogramms sich bescheiden ler nen und in erster Linie die großen gemeinsamen Prinzi pien deutscher Größe und der Wohlfahrt des Reiches und Volkes als ausschlaggebend betracksten. Auf dieser mitt leren Linie können sich alle Parteien zusammenfinden, denen wirklich das Wohl und die Größe des Reichs als Hauptrichtschnur gilt. In diesem nationalen und idealen Ziel aber läßt sich leicht ein Kompromiß schließen, daS in der Verbannung aller Eigenbrödelei und angeblich grund sätzlichen, in Wahrheit aber nur selbstsüchtigen, kleinlichen Parteiideen auch sich als der einzig praktische Standpunkt ftr fruchtbare innerpolitische Arbeit erweisen dürfte. Schon aber mehren sich die Zeichen dessen, daß der staatsmännische, fruchtbare Gedanke deS Fürsten Bülow im deutschen Volk nicht ganz entwurzelt ist, sondern bereits beginnt, wieder neue Schößlinge zu treiben und trotz des radikalen ultramontanen Schnitt- Wieder neu emporzuwachsen. Es macht uns nicht daran irre, wenn es augenblick- lich scheint, als habe die Regierung und der neue Reichs kanzler den Liberalismus im Stich gelassen und sich mit ! dem sogen, schwarz-blauen Block abgefunden. Denn der L ibera li smus hat nach dieser nicht ganz unverdienten Niederlage doch die richtige Schlußfol gerung daraus gezogen, daß er einer Festigung und eines . Zusammenschluffes bedürfe. Zunächst hat sich daher der in seinem Eigensinn, ganz besonders in kleine Gruppen und Grüppchen zersplitterte Linksliberalismus zuvereini« > gen gesucht. Das Einigung-Programm läßt erkennen, daß auch die freisinnigsten der Freisinnigen schließlich ein» s gesehen haben, daß nur in der Einigung die Kraft liegt. Möchte die Einigung, die sie anstreben, nicht weites' nach links, sondern nach rechts bei den Nationalliberaler»! Anschluß suchen. ' »r Vielleicht darf man andrerseits auch die Se- zessionausdenReihenderKonservativen, auch wenn sie noch unbeträchtlich ist und die zahlreichen Austritte aus dem Bunde der Landwirte als bemerkens werte Zeichen im Sinne einer Neuentwicklung des alten Blocks auffassen. Von hoher Bedeutung ist auch in diesem Sinne die Gründung des Hansabundes, dessen Organisa tion in alle Teile des deutschen Reichs gerungen ist. Seine rrunftZWiffenschast, Musik, Vorträge und Veraustaltungen. * Mitteilung aus deut Bureau der Kgl. Hof theater. Im Opernhaus geht Donnerstag, den 6. Januar, Mozarts „Zauberflöte" in Szene. Als Sarastro gastiert Herr Zottmayr vom Kgl. Landestheater in Prag auf En gagement. — Ferner finden im Opernhaus folgende Gast spiele des Herrn Kammersängers Herold vom Kgl. Theater in Kopenhagen statt: Freitag, den 7. Januar, als Faust in „Margarethe"; Montag, den 10. Januar, als Turiddu in der „Bauernehre" und Canio im „Bajazzo"; Donnerstag, den 13. Januar, als Don Joss in „Carmen". ' Im Residenztheater bleibt die mit so gro ßem Beifall aufgenommene Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz „Berlin bleibt Berlin!" bis auf weiteres auf dem Spielplan. Das Weihnachtsmärchen „Die Eisprinzes- fin" geht jeden Mittwoch, Sonnabend und Sonntag nach mittags bei ermäßigten Preisen in Szene. * Rob. Sch u man nsche Singakademie. Freitag halb 3 Uhr findet im Vereinshause das Konzert der Schumannschen Singakademie unter solistischer Mit wirkung der Kammersängerinnen Helene Stägcmann und Reuß-Belce, des Frl. Doris Walde und der Konzertsänger Paul Schmedes-Wien und Th. W. Werner statt. * Rezitationsabend ElisabetKunz. Die Veranstalterin dieses Abends nennt ein freundliches Talent zum Vortrag kleiner, anmutiger, kindlicher Stücke ihr Eigen. Auf diesem Gebiet darf sic sich mit Aussicht auf Erfolg betätigen, doch bleibt auch hier noch eine bessere Schulung des wenig kräftigen Organs und eine klarere, deutlicher artikuliere,rde Aussprache zu wünschen. Von allen Dortragsstücken, welche umfangreich sind und Stimm aufwand erheischen, ist Frl. Kunz dringend abzuraten, wie denn überhaupt ihre ganze Art, sich zu geben, sie mehr auf einen kleineren Kreis verweist wie auf das anspruchsvolle Konzertpublikum. Anerkennung verdient ihre Natürlich keit sowie das verständnisvolle Erfassen der einzelnen Dich tungen, für deren Interpretation es ihr an aufmuntern dem Beifall nicht fehlte. Sie hatte sich in selbstloser Weise zwei musikalische Hilfskräfte gesichert, neben denen sich in Ehren zu behaupten für die Rezitatorin schon etwas bedeu ten wollte. Herr ViktorPorth, der mit jedem Jahre sein gesangliches Können vertieft und als Liedersänger an Lebendigkeit und Innigkeit gewinnt, sang mit großem, ed len Tone und eindringlicher Deklamation Lieder von Schu mann, Schubert, Brahms, R. Strauß und Rudolf Z w i n t s ch e r, welch letzterer am Flügel vorzüglich beglci- rcte und für die sehr freundliche Aufnahme seiner drei mu- sikalisch wertvollen und durch ungezwungene Melodik be sonders ausgezeichneten Lieder zusammen mit dem Sänger danken durfte. Herr Zwintscher bewährte sich außerdem solistisch wieder als ein höchst schätzenswerter Klavierkünst ler, der mir Beethovens Sonate op. 90 und Stücken von Grieg, Tschaikowsky und Rubinstein ebensoviel Technik wie Temperament und Verständnis entfaltete. Tonschön zu spielen war ihm leider infolge deS Widerstandes, den das Instrument leistete, nur in vereinzelten Fällen möglich. F. Ä. G. " Eine e i g e n a r t i g e B e g l e i t u n g wird der vorzügliche Geigenkünstler Hans Neumann an sei nem eignen Konzert (10.^ Januar) haben. Er wird näm lich nicht von einem Pianisten, sondern von dem Mignon- Klavier begleitet sein, das bekanntlich gegenwärtig als der vollkommenste mechanische Klavierspielapparat gilt. Daß ein Solist sich dieser staunenswerten Erfindung bei einem Konzert bedient, ist für Dresden etwas ganz Neues, wäh rend z. B. in Loudon schon oft dieser Versuch mit guten, Erfolg gemacht worden ist. ' Napoleon!. alsDichter. Aus Paris wird den Hamb. Nachr. geschrieben: Als in Brienne die ehrgei zigen Zukunstspläne des jungen Bonaparte noch keme be stimmte Form und Gestalt besaßen, sind aus seiner Feder eine ganze Anzahl von Gedichten gefloßen. Mehrere da von sind bekannt. Eines der weniger verbreiteten, und doch gerade sehr charakteristischen veröffentlichte vor kur zem ein hiesiges Blatt. In freier Uebersetzung, dem In halt nach genau wiedergegeben, lautet es: DerHund, derHaseundderJäger. Cäsar, ein Jagdhund besten Rufs, Hielt festgebannt in seinem Bau Ein Häschen, das vor Furcht schier leblos blieb. „Ergib dich," schrie der Hund mit einer Donnerstimme, Von der im nahen Wald die Bäume bebten; „Cäsar bin ich, bekannt durch meine Taten! Vor meinem Ruhm neigt sich die ganze Erde." Vor solcher Größe zitterte der Hase — Und — sein Geschick der Gottheit anempfehlend, Hub angstvoll er zu fragen also an: „Oh, überaus durchlaucht'ger Hund, Ergeb ich mich, was wird mein Schicksal sein?" „Du stirbst!" — „Ich sterbe", sprach das Tier, „Und fliehe ich?" — „So ist dein Tod gewiß!" „Was!" fing der Hase wieder an, „In jedem Fall soll ich mein Leben lasten? Alsdann verzeihe mir, erhab'ner Herr, Wenn ich entflieh', da ich doch sterben soll!" — Gesagt, getan! Der Leid entflieht. Cato hätt' ihn verurteilt. Gebet ihr ihm recht! Denn kaum hat ihn der Jägersmann erspäht. So legt er an und schießt. — Getroffen sinkt der Huyd Indes der Has entkommt. Was würde La Fontaine wohl hierzu sagen? „Hilf dir nur selber stets, so hilft dir Gott!" Das Wort ist aus der Seole mir gesprochen.