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Seit? 2» Nach Aeieravend. Uot^hi^u-gs-Beitaae z^r Sachsiiben Dl'r'^eitnnn und E'bqauvressc. 8 8 b e o 0 o p V ä 8 o 0 um diese Zeit aufhänat, so viel Kuhhäute muß man im Laufe des Jahres aufhängen". Man dgrf auch keine Wäsche mangeln, sonst mangelt es im neuen Jahr an Geld und Vorräten. Man darf auch keine Leine auf dem Boden oder Hof gezogen lassen, sondern muß dieselbe für diese Zeit ab- binden und aufrollen. Auch bestimmte Speisen find verboten, z. B. Hülsen früchte, weil sie schwere Träume verursachen, während Schweinefleisch, Grünkohl, Hirse, Mohn und Reis Glück bringen. Die Hirse ist soyar in der Neujahrsnacht das beste Futtermittel.für die Hühner, die dann besonders gut und reichlich leyen. Daß schließlich die Menschen sich auch für ihr persönliches Leben die Zukunft zu entschleiern wünschten, war nur ein kleiner Schritt weiter. Während im Laufe der vorwärts hastenden Zeit, die so vielerlei von alten Sitten und Bräuchen fortnimmt, die die Wirtschaft und den Viehstand betreffenden Bräuche doch schon vielfach vergessen wurden, haben sich jene, die Hochzeit, Verlobung, Glück und Geld Vorhersagen, im Volke fast allgemein er halten. Zwar wird oft behauptet, daß -dieser Aberglaube mit Schiffchenschwimmen, Tischdecken, Krcuzgreifen, Blei gießen usw. nur „Gesellschaftsspiele" seien, aber es steckt doch noch ein gutes Teil Glauben darin. Denn die Deutung der Bleigegenstände, ist oft mit eigenartiger Spannung begleitet : Verlobung und Hochzeit spielen, neben materiel lem Gewinn, die Hauptrolle. Auf dem Lande gehen die Mädchen gegen Mitternacht am Silvester an den Hühner- stall, klopfen an die Tür und rufen: „Gackert der Hahn, Krieg' ich einen Mann — Gackert die Henn', - - - So krieg'ich kenn." - Wenn nun der Hahn drinnen seine Stimme ertönen läßt, so wird ein Bräutigam sich einfinden, wenn sich aber eine Henne meldet, so läßt er noch auf sich warten. Der Hahn, der bekanntlich vielfach als Prophet gilt, spielt bei ländlichen Neujahrsorakeln überhaupt eine große Rolle und kann über allerhand wichtige Fragen für den Ehestand Auskunft geben. Ein Hahn und eine .Henne wer den in das Zimmer gebracht, die Anwesenden bilden einen Kreis um sic und vier kleine Schüsseln, in denen sich ctw rs Wasser, etwas Brot, ein paar Ringe und einige Münzen befinden. Nun fragt jemand: Wie denkst du über ein neues Jahr? Frißt eins der Tiere vom Brot, so kann man sich auf eine sehr wirtschaftliche Frau oder einen im Beruf sehr tüchtigen Mann gefaßt machen;. pickt cs an der Schüssel mit den Ringen, kommt der Freier bald; an der mit den Münzen, so gibt es Reichtum. Wenn die Henne das Wgsscr austrinkt, so hat es nicht viel zu bedeuten, läßt es sich aber der Hahn schmecken, , so kündet das Orakel unfehlbar einen Guttcn rnft inriner r«»».»» am Silvestertage einen schönen Apfel kaufen, ohne davon etwas abzuhandeln. Dieser prophetische Apfel muß mit^dem Glockcnschlage zwölf Uhr angebissen und unter das.Ä)p ' kisscn gelegt werden. Der Zukünftige wird dann „unfehl bar" im Traume erscheinen: . -Eine etwas gruselige Art dieser Prophezeiung ist die, um Mitternacht, als Braut geschmückt, in einem einsamen Zimmer in einen Spiegel zu sehen, indem man je eine brennende Kerze zur Seite des Spiegels stellt. Ebenso un heimlich ist der Brauch des für zwei Personen gedeckten Tisches, an dem,um Mitternacht, gleichfalls im.einsamen Zimmer, das Mädchen vor dem einen Gedeck Platz nimnn. Man ist eben gerade für die Schicksalsbestimmung des Sil vesterabends mehr dafür, diese im frohen und heiteren, ge selligen Kreise vorzunehmen. Selbst Prophezeiungen wie des Lichtlcinschwimmons büßen, dadurch viel von ihrer Un heimlichkeit ein. - Dieses Lichtleinschwimmen ist entweder Lebens- oder Freundschaftsweissagung. Bekanntlich bedient man sich da zu gleichmäßig großer Walnußschalen, in die dünne, ganz' gleichgroße Wachslichtchen befestigt werden. Die Walnuß schiffchen werden in eine Wanne mit Wasser gesetzt, und durch Befestigen eines bunten Papierstreifens wird das Schiffchen jedes am Spiel Teilnehmenden bezeichnet. Dann entzündet man die Kerzen und beobachtet, wie die kleinen Nachen schwimmen, ob sie zusammenbleiben, sich voneinan der entfernen usw. Das Versinken des Schiffchens und das Erlöschen des Lichtes, ehe man es ausbläst, bedeutet Unheil und Tod. Nervöse Menschen sollten sich an solchem Spiel nie beteiligen. Ein anderes, weniger aufregendes Orakelspiel ist fol gendes : In der Mitte des Zimmers steht ein viereckiger Tisch. An^die eine Ecke wird ein Ring, an die zweite ein Stück Brot, an die dritte ein Glas Wasser, an die vierte ein Kreitz gelegt.' Junge Damen und Herren werden, einer nach dem andern, mit verbundenen Augen an den Tisch ge führt und greifen nun mit der Hand nach der einen Ecke, Der Ring bedeutet Verlobung, das Wasser Tränen, das Brot ein auskömmliches Leben, das Kreuz Ruhm und Ehre. - Ob eine „Veränderung" im neuen Jahre cintritt, zeigt auch der Pantoffel an. Die Mädchen stellen sich, den Rücken zur Tür gekehrt, in die Mitte des Zimmers und werfen den linken Pantoffel rückwärts über, den Kopf. Liegt er mit der Spitze nach der Stube zu, so kommt noch in demselben Jahre ein Bräutigam. In anderen Gegen- den ist die Bedeutung abweichend: weist die Spitze des Pantoffels nach der Tür, so wird man das Haus verlaßen, liegt er aber mit dem Hacken zur Tür, so bleibt man noch ein Jahr darin. Außerdem gibt es noch manches Silvesterorakel, das nur besonders dazu geeigneten Menschen sich zeigt. Dazu Rätsel-Ecke O**»"*M*** Die »0 leere« Felder find mit * I» * * * 1 * » * * je einem Buchstaben so auszufülle», **«*«***»' daß die senkrechte« Rechen * * * I * * * * t bezeichnen: 1. eine große am«. kanische Insel, 2. den Haupwrt eines Schweizer Kanton-, 8. ei« deutsches Gebirge, 4. ei« Metall, 5. eine Verwandte, 6. einen Bogel, 7. ei« Rordfahr«. Schiff, S. einen Schweizer Santo«, S. eine« FrauemuuM (Farbe), 10. eine Wasserstraße. t Z« verwende« find die folgende« Buchstaben: 6», 5d, le, 3s, Id, 21, Im, In, Io, 5r, 1», 2«, In. «uflSsmrg folgt in nächster Nmmner. Silvester- und Renjahrsglaubm. Bon M. Ferno. (Nachdruck verboten.) Volksglauben und -Brauch haben sich von jeher an besondere Schicksalszeiten angelehnt. Vielfach galt und gilt im Aberglauben heute noch die Zeit des Mondwechsels für bedeutungsvoll, dann sind aber auch besondere Festzei ten namentlich für die Vorhersage von Schicksal und Ge schehnissen wichtig: Die ällerwichtigste Zeit und die ver hängnisvollste ist die in das Gebiet des altheidnischen Wo- mnsdienstes fallende Zeit der Wintersonnenwende, das erste große Opfertest, . die heilige Julzett, heute mit ihren „zwölf heiligen Nächten" zwischen Weihnachten und Neu jahr. ' Als die spätere Kulturzeit für Deutschland diese Feste in Weihnachten und Neujahr teilte, legte man "den Schwer punkt des Geschenktestes, dem christlichen Brauch entspre chend, auf Weihnachten, und so blieb schließlich dem Sil vesterabend und den, Neujahrstage die alte Bedeutung der Vorhersage erhalten. Denn, obgleich aus dem heidnischen Volksfest diö christliche Feier der Geburt Christi, das große LiebeSfest wurde, erhielten sich heidnische Bräuche der alten Germanen bis,heute, und die Gabe, die Zukunft zu wissen und vorherzusagen, die sich natürlich die Menschen auch nicht nehmen lassen wollten, mußte sich nun auf die Neu jahrszeit retten.- Und trotz moderner „Aufgeklärtheit" und moderner „Weltanschauung" findet sich der Glaube, daß man in der Neujahrsnacht den über die Zukunft ge breiteten Schleier, lüften könne, bis heute, jawohl auf dem Lande als in den Städten. Damals, in grauer Vorzeit, offenbarten die Götter zu dieser heiligen Zeit den Menschen im Traume die Zu kunft. Der wilde Jäger, in den sich der Gott Wodan später verwandelt hatte, zog mit seinem wilden Heere durch die Lüfte. > Den Menschen jener fernen Zeit, die frei in Feld und Wald wohnten, war zunächst das Wetter wichtig. Des halb lasen sie aus der Gewalt des Sturmes die Vorbedeu tung für das Wetter des Erntejahres, dem man entgegen ging. Je eifriger der wilde Jäger jagte, je gewaltiger der Sturm durch den Wald heulte, desto fruchtbarer wurde nach altem Volksglauben das neue Jahr. Je länger die Eiszapfen wurden am Dach der Hütte, um so länger der Flachs; ein Glaube, der übrigens heute noch hier und dort auf dem Lande zu finden ist. Im Andenken an das alte Göttergeschenk der vorhersagenden Träume wird noch heute vielfach behauptet, daß das, was man in den „Zwölfnäch ten", also vom 25. Dezember bis zum 6. Januar träumt, in den zwölf Monaten des Jahres bestimmt eintrifft ; und es soll sogar Menschen geben, die sich die Träume dieser Nächte aufschreiben. Auf dem Lande ruhte früher während dieser Zeit alle Arbeit, die nicht, wie das Besorgen deS Haushaltes und des Viehs, dringend notwendig war, namentlich durfte sich »kein Rad drehen", weshalb sogar das Spinnrad unbenutzt blieb. Natürlich mußte vorher aller Flachs abgesponnen Lein. . Im andern Falle kamen die Zwerge, ihn abzuspin nen, oder gar die Hexen, denen di« Arbeit nicht verboten -ist. Und aus'dem Flachs spannen sie Garn, aus denen der Teufel Ketten drehte. Noch heut« wird auf dem Lande in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gedro schen, auch nicht gewaschen. Letzterer Brauch ist übrigens auch in sehr zahlreichen städtischen Haushaltungen verbrei- tet. I« manchen Gegenden heißt eS „so viel Wäsche man de- ZirkzarkrLtsels „Prostt Neujahr." gehört das „Sehen durch den Ring eines ErbschlüssekX In einem kleinen Städtchen in Mecklenburg-Strelitz ho^ zu Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts der Nachtwäch ter diese unheimliche Gabe und auch den dazu nötigen jErb- schlüssel besessen. Wenn er in der Silvesternacht nun die Runde zwischen 12 und 1 Uhr machte und dabei durch den Schlüsselring blickte, sah er genau, aus welchen Häusern ein Sarg getragen wurde, und er prophezeite dementsprechend, wer sterben würde. Er selbst soll sehr trostlos über diese Gabe gewesen sein, und doch mußte er, wie er dem alten Seelsorger, einem Vetter meines Großvaters, erklärt hat, wie von magischer Gewalt getrieben, immer durch den Schlüssel blicken. Auf Anraten des Geistlichen hat man dem Wächter, als er tot war, den Schlüssel mit in den Sarg ge legt, damit der Erbe mit dem Schlussel nicht diese unselige Gabe erben sollte, oder vielleicht auch nur den Glauben an di«se Gabe. Denn der Geistliche, der einst in einer Sil vesternacht den alten Wächter auf seinem Gange begleitete und auch durch den Schlüssel blickte, hatte nichts bew^, -. Hat die neue Zeit im allgemeinen für derartig tL.l- vestcrorakel nur ein Lächeln, so beleben die harmlosen kunftsprophezciungen die Stimmung des Sjlvesterabenvs noch immer. Einige endlose Sekunden vergingen, während ich aufgerichtet im Bett saß und unausgesetzt in der größten Spanmrug lauschte. Dann vernahm ich leise tastende Schritte, eine Hand, die nach dem Schloß suchte und mit aller GÄvalt an der Tür rüttelte. „Kommen Sie schnell, Fräulein Edith, kommen Sie schnell! Ein fürchterliches Unglück!" Mit einem Satz war ich aus dem Bett, griff nach einer Schere und schnitt die Schnur durch. . „Aber, Fräulein Edith, wie sieht es hier bei Ihnen aus. Alle Möbel haben Sie ja gegen Fräulein Emiliens Tür gerückt. Aber kommen Sie jetzt. Die Uhr ist stehen geblieben, beide Gewichte sind zu Boden gefallen, undFräu- lein Aurora hat sich so erschrocken, daß ich sofort den Arzt holen muß." . ' > Ich Ivars einen schnellen Blick auf die große, schwarze Uhr, als ich halb angekleidet durch den Saal eilte. Die Zei ger waren auf halb eins stehen geblieben, und mir wollte es in der unsicheren Beleuchtung scheinen, als grinste das weiße Zifferblatt mich höhnisch an. Vier Tage später starb Tante Aurora Punkt halb eins. Fräulein Henriette befolgte meinen Rat und zog die Uhr nicht wieder auf. Gleich nach der Beerdigung fuhr sie mit mir nach Hause und blieb bei uns bis Neujahr. Dann kehrte sie in ihr altes, düsteres Heim zurück. Dort starb auch sie bald darauf. Die Wirtschafterm behauptete aber, daß es in dem alten Gehäuse während ihres Todeskampfes so wehmütig getickt habe. Die Uhr gehörte ja nun einmal zur Familie. ' ' Das düstere Haus und das kleine Vermögen fielen, wie wir erwartet hatten, uns zu. Wir behielten einiges Hausgerät. Das andere kam unter den Hammer. Was aus der Uhr geworden ist, habe ich nie erfahren. Von uns wollte sie keiner haben. Humoristisches. . 1 Am Platze. „Die beiden Aviatiker scheinen ja furchtbar neidisch aufeinander zu fein!" — „Das stimmt; einer gönnk dem andern nicht die Luft!" ' . Gipfelder Zerstreutheit. „Ist dein Mann immer noch jo zerstreut?" — „Schrecklich; neulich brachte er mir von der Jagd einen Hecht mit und gestern vom Angeln einen Hasen!" / . T e r Sch u l ry o n är ch. ObeklLhttr? „Mein lieber Zimmermann, Sie werden einmal einen leichten Tod Ha nn, denn Sie haben nur wenig Geist auszuhauchen." A r b e i t s t e i l u n g. A.: „Wo ist denn Ihre I rcht gebaut?" — B.: „Bei Blohm u. Voß." — A.: Aber so ein kleines Schiff, das hätte doch Blohm allein bauen können!" Suggestiv! Der Freund: Ihre Heiterkeit Hai etwas Ansteckendes, gnädige Frau. Der Gatte: Mer würdig; ich steck' mich bei meiner Frau immer nur dem Schnupfen an.. . E n t st c l l t e s G c r i ch t sp r o t o k o l l. Zeu erklärt, sic sei die vollbärtige Schwester dev Klägerin. - rs a » o » osA n n . nelunev beleidigende Tcußeruyg gegen Fraulein Klara Schmz, neulich Abend. in der Wohnung von Herrn F. gefallet zurück. Karl Schmivt und Frau. , D r u ck,f-e. h l e r. (Aus -er Todesanzeige des deuten Süffel/» Die Beerdigung findet vom Brauer aus statt. . Auf dem Jugendgericht. Richter: Du also gestohlen? Kennst nicht das siebente Gebot? —Jun Nee, ich kann bloß bis d re i zählen! ' <Lvst. Bl.) Schulhumör. Ein Lehrer, der in seiner Kla den Bibelstoff behandelt, in dem cs heißt: „Der Weg schmal und die Pfo.rte ist eng, die zum Leben führet.. U der Weg ist breit und die Pforte ist weit, die zur Derdam nis führet," fragt seine Schüler, was sie in diesem Falle tun würden. Nur der kleine Moritz, den der Lehrer am Religionsunterricht teilnehmen läßt, meldet sich. „Nun, Moritz, was würdest du tun?" — „Ich mach mer dinm, Herr Lehrer."