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so«. ochkitMgEltigliiiprkssk !,«,<!« Wit 7V. Jahrg Nr. 187 Donnerstag, den 13. August 1908 rgust: ugust: rer Mst Akt«, S»ftr Fernsprecher: Amt Dre-den Nr. 809. uigs Ludwig XIV. in das nördliche und nordöstliche Deutschland flohen, wurde der Tabakanbau in Deutschland alsdann weiter ausgebreitet und vervollkommnet, wie auch durch die französischen Hugenotten, die sich mit den Pfäl zern in Preußen, Sachsen und Thüringen niederließen. Von diesen stammen die ersten Pflanzungen in der Ucker mark, bei Vieraden, Schwedt, Angermünde, in der Neu mark und vielleicht auch in Pommern, wenigstens werden sie hier in den ersten Listen als planteurs de tabak (Tabak pflanzer) aufgeführt. So ist die Pfalz, die noch heute den bekannten Pfälzer als den besten deutschen Tabak liefert, die Wiege des Tabakbaues in Deutschland geworden. Während anfangs der Tabak als eine Arzneipflanze gali, hatte eine praktischere Verwendung als zu Arznei mitteln das rauhe Matrosenvolk der englischen Seefahrer, wie schon erwähnt, aus den dunkeln, fetten Blättern des virginischen Tabaks von den Wilden Nordamerikas ge lernt und das Rauchen schon 1585 nach der Heimat ver pflanzt. Walter Reiligh soll zum Rauchen sogar auch Tabakspfeifen mitgebracht haben. Rasch verbreitete sich die neue Sitte unter der englischen Bevölkerung und teilte sich bereits im Jahre 1590 den Holländern mit. Mit dem Verbrauch mußte auch der Anbau des Tabaks beginnen, und es entstanden bald auch die ersten Geschäfte zu seiner Verarbeitung und zur Fabrikation von Pfeifen. Doch König Jacob I. (1603—1625) war ein großer Feind des Rauchens und suchte es schon 1604 durch eine schwere Steuer abzuschaffen. Ja, der pedantische, schreibselige Kö nig schrieb sogar selbst eine Schrift „Misocapnos" (Rauch feind) gegen das Tabakrauchen und verbot jedem Pflan zer in Virginien, mehr als 100 Pfund zu bauen. Allein feine Worte waren vergebens, gegen den Strom läßt sich nicht schwimmen, wie auch in dem trefflichen Lustspiel von Scbauffert „Schach dem König" so unterhaltend ausge führt wird, worin der grimmige Tabaksfeind Jacob I. selbst zum Genuß des virginischen Tabaks verführt wird. Im Jahre 1605 verpflanzten Engländer das Rauchen nach der Türkei, wo es so raschen Eingang fand, daß auch hier die Regierung einschritt. Ter Sultan glaubte den weite ' voo v. Mte» >e« vijet, d. O»a ? ? laschk« uttli» «buschka -van Sidert üflrl »di,er klderfer «bersch»» hivdler »lei» ,15. «ug. e». »r Fr« !»e «tu. »osten ist mögl. nie -u »er» valdstr.lS. mt < b1311 lür äie Kgl. llmtrdauptinannrcbasten Dreraeil-Mrtastt u. -Nenrtaat, aas Kgl. llmtrgericdt Dreraeu, M He ssgs. Zupenntenäentui vresaen II, äie llgl.rorsttentstmter Dressen, Montrdurg UN» iir »le «e»eli<l«», rridegir«, v»dMr, Arcdvlir, Mt»erpo,Ntr. ksrttnm», c««b»ine-Ne»»rtt» un<I e»i»<d»«k. »N»«N»»r-Vegi>» unä rodrl Nirtl-er lüe Slaremir, lorchwiir, Nochviir, ivckree Mesch, küdlsu, äie cörrmirgememäen, Veesäen-Sttierea unck -Neugeun». ren Genuß des Tabaks dadurch hemmen zu können, daß er ihn lächerlich zu machen suchte, indem er einen Türken mit durch die Nase gestoßener Pfeife durch die Straßen von Konstantinopel führen ließ. In Deutschland kam das Rauchen zu Anfang des 30jährigen Krieges, als um das Jahr 1618, durch die englischen Hülfstruppen des Winter königs Friedrich V. auf und fand schnell großen Anhang. Speziell in Oesterreich ist bekanntlich noch heute die be liebteste und verbreitetste Zigarre die „Virginia". In Rußland wurde das Rauchen ebenfalls bald allgemein, kam aber bereits im Jahre 1634 so in Ungnade bei der kaiserlichen Regierung, daß es im ganzen Zarenreiche bei Strafe des Nasenabschneidens verboten wurde. Auch in Spanien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz kamen alle jene fürstlichen und ärztlichen Empfehlungen über die gerühmten Tugenden des Tabaks an den Höfen und bei den Regierungen in Vergessenheit, dafür aber mancherlei Unterdrückungsmaßregeln zur Anwendung. Vornehmlich war es auch die Geistlichkeit, welche gegen das Tabakrau chen als eine Teufelssitte eiferte, gegen deren Ausübng so gar ewige Höllenstrafen in Aussicht gestellt wurden. Der Papst Urban VIII. erließ 1624 eine Bannbulle gegen alle Raucher, und alle, die in der Kirche schnupften, sollte der Bannfluch treffen. Diese Bulle wurde erst ein ganzes Jahrhundert später, im Jahre 1724, durch Benedikt XIII., der selbst ein leidenschaftlicher Schnupfer war, wieder auf gehoben. In Quedlinburg eiferte im Jahre 1684 der Prediger Caspar Hoffmann von der Kanzel gegen das Ranchen, das er ein „seelenverderbliches Wesen", ein un mittelbares Werk des Teufels nannte. Auch in Braun schweig wurde es von den Kanzeln herab verboten. Aber trotz aller Verbote, trotz aller Unterdrückungen, trotz aller, oft grausamen Strenge hat das „edle Kraut" siegreich die Welt erobert und behauptet nunmehr unangefochten seinen Herrschersitz. So ist der Tabak und das Rauchen unter der Pro tektion der Aerzte verbreitet worden, und es ist merkwür dig, daß auch der Branntwein seine erste Verbreitung der medizinischen Anwendung und Empfehlung zu verdanken KtUk-e Lretziiffk. Der Kaiser ist nach dem Sennelager, König Eduard nach Ischl abgereist. Das großherzoglich badische Paar hat für die Brand- kschädigtcn in Donaueschingen weitere 5000 Mark ge spendet. Die Bekanntgabe der Absicht, Zeppelin ein Kurato rium an die Seite zu stellen, hat in Friedrichshafen schwere Verstimmung hervorgerufen. Der Parseval'fche Ballon wird demnächst seine 12- slündige Probefahrt absolvieren. Wright ist in Le Mans abermals aufgestiegen und beschrieb mit seinem Fahrzeug drei große Kreise. Das türkische Wahlgesetz ist bereits den Verwal tungsbehörden zugcgangon. In Marokko kam es zu einem Zusammenstoß, bei dein zahlreiche Anhänger Muley Hafids fielen. Die Cholera hat sich auf Nifchniuowgorod ausge dehnt. «ng Stube L -er früh«. P d. Ztg nmgpost" verbreitete die Fabel von der Absicht einer deut schen Invasion, „Daily Chronicle" von Deutschlands son stigen Anschlägen gegen England, die „Pall Mall Ga zette" stellte Deutschland selbst als den Unruhstifter von Samos hin. Wir führen nur einige Leistungen von vie len auf. Eine gleichzeitige Parallelaktion verlautbarte sich in der französischen und russischen Presse! Kaum wa ren die Trinksprüche Kaiser Nikolaus' und des Präsiden ten Fallieres in Reval in durchaus friedlichem Ton geäu ßert, als die französischen Zeitungen ein engeres Zusam menarbeiten Frankreichs und Englands befürworteten und dabei den Hauptton auf das militärische Zusammenwirken legten. Sind wir also chauvinistisch, wenn wir uns vorsehen, wenn wir uns zur Abwehr rüsten?! — Tenn auch nur zur Abwehr, wie unserer Seeflotte, wollen wir uns der Luft schiffe bedienen! Tie Ideen des Regierungsrats Martin von den „800 0 Luftschiffen" und den mittels ihrer gelan deten Armeekorps erkennt doch wohl jeder als ein Verne- sches Phantasiebild, auch die Engländer selbst. Wenn diese gleichwohl die Landungsgefahr betonen, ohne daran zu glauben, so geschieht es, um die öffentliche Meinung des Londoner Cockpit zu erregen, um ihre Militär- und Ma rinevorlagen populär zu machen und durchzudrücken. Was sie selbst fürchten, diskutieren diese Fachleute nicht. Tas aber ist die Verwendung des Luftschiffes zur Aufklärung, zur Unmöglichmachung englischer Ueber- raschungen und Hafenüberfälle. Daß dergleichen Ueber- raschungspläne englischerseits tatsächlich bestehen, geht schon, nebenbei bemerkt, aus dem außerordentlichen Wert hervor, den man in England auf höchste Fahrgeschwindig keit bei Panzerkreuzern und Schlachtschiffen legt. Diese Verhältnisse würden mit einem Schlage zu un- aunsten des englisch-französischen Angreifers geändert sein, sobald Deutschland durch seine lenkbaren Luftschiffe, welche die nötigen Proben auf längere Fahrtdauer, Geschwindig- tigen, um sie durch den bloßen Hinweis auf den militäri schen Zweck der Nationalspende bei den Sozialdemokraten herabzusetzen. Aber ganz ist dem „Vorwärts" das nicht gelungen, denn auch unter ihnen gab es Einsichtige und national Gesinnte, welche opferbereit waren, auch ihr Scherflein, ja zum Teil sogar außerordentlich viel beizu tragen, um die Fortsetzung des Zeppelinschen Werkes zu sichern. Aber hätten wir so gar keinen Grund, auf unserer Hut zu sein, gar keine Ursache, es freudig zu begrüßen, wenn unsere Verteidigungsrüstung gestärkt wird, wenn wir befähigt werden, die Pläne unserer Feinde schneller einzusehen und vereiteln zu können?! Die beiden Organe oder ihre Vertreter müssen blind und taub sein, oder sich so stellen, wenn sie das militärische Element, das Moment der Friedenssicherung, das wohl allerdings in dem Bewußtsein Deutschlands zu der er hebenden Begeisterung beiträgt, verurteilen! Auch sie werden wohl nicht an die Friedensbeteue rungen in der Öffentlichkeit, an die Erklärung von der Harmlosigkeit der Ententen zur Erhaltung des europä ischen Friedens glauben, denen sich im Geheimen Hetzereien und Verdrehungen ohne Ende und bei jeder Gelegenheit, in Rußland, in Persien, in der Türkei, anschlietzen. Wird doch im englischen und französischen Hatz gegen Deutsch land selbst die direkte Lüge nicht gescheut? Wir dürfen wohl an den überraschenden Ausdruck des damaligen Lords der Admiralität, jetzigen englischen Parlamentsmitgliedes Lee erinnern, daß die englische Flotte früher vor den deutschen Häfen erscheinen würde, als es die Zeitungen berichten könnten! Es ist also oder Ivar geplant, nach Art der Japaner die deutschen Häfen zu überraschen. Aehnlich war der unausgeführte Manöverplan von 190.5, ähnlich der diesjährige. Gleich nach den ehrlich ge meinten ernsten Erklärungen der britischen Staatsmänner setzte die Preßhetze in England wieder ein. Tie „Mor- Sm „edltt Krim". Eine JubiläumSplauderei von Dr. Heinz Silvanu (Schluß.) Nach Europa wurde der Tabak von Westindien aus, und zwar zuerst nach Spanien, um das Jahr 1558 gebracht: Zunächst zog man ihn in den Gärten von Lissabon als Zierpflanze; in der Folge erhielt das Kraut den Ruf eines wunderbaren Heilmittels und wurde, nachdem es von dem Arzte Nicolo Menardes beschrieben worden war, in den Apotheken angewendet. Ter damalige französische Ge sandte am portugiesischen Hofe, Jean Nicot, lernte die Pflanze ebenfalls kennen und sandte Ableger und Samen an Katharina von Medici, die Mutter von Franz II. und Heinrich III., für den botanischen Garten von Paris; von Nicot erhielt die Pflanze den botanischen Namen Nico- tiana. Sie wurde auch von den Franzosen noch nicht nach der Weise der Ureinwohner Amerikas zum Rauchen ver wendet. Dies geschah in Europa erst durch die Engländer, welche es in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts die Wilden in Virginien nachahmten rind dann nach ihrer Heimat verpflanzten. Auch in Spanien war der Tabak jahrzehntelang bekannt, ohne zum Rauchen benutzt worden zu sein; indes eignete man sich hier diese Gewohnheit spä ter so sehr an, daß sie sich selbst auf manche sprachliche Aus drücke übertrug. Was z. B. im Deutschen mit „Trink geld", im Russischen mit „Schnapsgeld" bezeichnet wird, hieß in Spanien „Tabaksgeld". Als Zier- und Heil pflanze fand der Tabak in der ersten und zu Anfang der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bedeutende Ausbrei tung. Durch den päpstlichen Nuntius in Portugal, Pros per Publicola de Santa Croce, wurden die ersten Tabak blätter nach Italien, durch den Augsburger Arzt Adolf Okko um das Jahr 1565, wahrscheinlich aus Frankreich, nach Deutschland gebracht, und zwar sind aller Wahrschein lichkeit nach zuerst in der Pfalz im Jahre 1596 unter dem Kurfürsten Friedrich IV. Versuche mit dem Anbau des Tabaks unternommen worden. Durch die unglücklichen Pfälzer, die vor den Verheerungen des französischen Kö- RedaktivuSschlust - » Uhr «UtuO». Gprechstuude de, «edaktiou r »—« Uh, «uchmitta,». Huschnsten m redaktionellen Angelegenheit«, sind nicht an den «.-oottrur persönlich, sondern ausschließlich au die Redaktion zu adressieren. vierteljährlich monatlich , M. 1.80 M - «0 , 2.22 , -.74 . L- , -.70 „ I SO , -.55 ' Die militirische KUeotimg de« ZtMlinsche« LMchiffs. In dem allgemeinen Chor der Begeisterung, den das Mißgeschick des Grafen Zeppelin auslöste, unter der er hebenden Uebereinstimmung, mit der das ganze Deutsch land seinem Helden ehrte, machten sich nur zwei Stimmen bemerkbar, welche auch in diesem denkwürdigen Moment ihr gewohntes Nörgeln nicht lassen konnten: das „Ber liner Tageblatt" und der „Vorwärts". Letzterer konnte es sich nicht versagen, die patriotische Begeisterung mit dein Schlagwort: „chauvinistischer Luftmilitarismus" abzufer- Beilagen: »Illustreres Unterhaltung»»!««" * »Rach Feierabend" * »Haus und Gartenwirtschaft" * »Fremde«, uud Uurliste". N Telegramm - Adresse Druck und Verlag: Elbgau-Buchdruckerei und BerlagAanstalt Hermann Beyer L To. II Llbgauprefse vlasewitz. l HWische sWMtzL« Erscheint jeden Wochentag nachmitt^S » Uhr für den folgenden Lag. II Anzeigen-Anna hme erfolgt bi» mtttaaS L Uhr. Inserate kost, die 6-gesp. Petilzeile 20 Pf., kUine Arrzergen 15Ps., Reklamezeile 50 Pf. 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