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Stände kammern Glückwunsch-Telegramme. Im Eulcnburg-Prozetz forderte Oberstaatsanwalt Jsenbiel den Angeklagten aus, ein Geständnis abzulegen. Eulenburg schwieg. General Keim meldete seinen Austritt aus dem Flottenverein an. Die Bildung eines neuen Flottenvereins bahnt sich an. In Mainz wurde der 25. deutsche landwirtschaftliche lÄenossenschaftstag eröffnet. Zwischen den Ministern o. Aehrenthal und Tittoni wird eine Zusammenkunft stattfinden. Im englischen Unterhause kam es zu erneuten Aus einandersetzungen über die Mitzhelligkeiten zwischen Beres ford und den übrigen Admiralen. Die persische Regierung ist wegen der Mißachtung der englischen Gesandtschaft von England ausgesordert worden, um Entschuldigung zu bitten. Politischer SMmord! Als das Kaiserwort von Döberitz durch die Lande klang und seine Wirkung in Brunsbüttelkoog Gefühle aus löste, wie sie Aller Herzen bewegte, da lag es wie ein Wet tergrollen über den deutschen Gauen. Politiker aller Schattierungen waren einhellig der Meinung, daß die Llimmung des Volkes eine Erhabenheit des Ausdrucks er- Sonnabend, den 11. Juli 19V8. reichte, wie sie ähnlich nur die Tage vor dem Beginn des großen Krieges hervorgebracht und man empfand in dem Bewußtsein dieser stolzen Einigkeit eine Gehobenheit und Genugtuung, die dem deutschen Wesen mit einem Ruck ein ganz anderes Gepräge verlieh. Das zaghafte Lavieren der Ansichten war mit einem Male verschwunden, es war, als habe man sich jählings wieder auf sich selber besonnen und die alte germanische Kraft und Ausdauer aufs Neue zu rückgewonnen. Aber auch ein Anderes ließ sich gleichzeitig beobachten: Mit diesem wiedererwachten Bewußtsein unse rer Stärke flog nicht zugleich ein übermütiger Taumel von Kriegsgeschrei und Siegesdurst durch die Seele des Volkes, ähnlich den chauvinistischen Ausbrüchen, wie wir sie so oft tzu ungelegener Zeit bei unserem westlichen Nachbarn wahr zunehmen Gelegenheit fanden, vielmehr verband sich mit Ihr jene verständige Ruhe und Gelassenheit, die nur aus dem Vertrauen zu sich selbst hervorgeht. Jedenfalls bildete dieses allgemeine Gefühl der Sicherheit und Verläßlich keit auf unsere Macht eine Errungenschaft von nicht zu unterschätzender politischer Bedeutung. Und dieses Gefühl hat sich mit unverminderter Stärke bis heute erhalten. Kaum aber sind wenige Wochen über den Anlaß ver gangen, der diese frische Strömung ins Leben rief, da er heben sich auch bereits wieder Stimmen, um mit echt alt väterischer Tiefsinnigkeit das deutsche Polk züchtiglich zu vermahnen, doch uni Gottes und der sensiblen Nerven un serer leichtgekränkten Nachbarn und Vettern willen, sich von dieser Strömung loszureißen, von der man philiströs befürchtet, daß sie nns in ein gefährliches Fahrwasser treibt. Ein Berliner Tageblatt ist es, das als Anwalt aller Deut schen also in klagende Worte ausbricht: „Es ist notwendig, von Zeit zu Zeit auf den chauvinistischen Bombast hinzu weisen, mit dem ein Teil der deutschen Presse gegenwärtig ihre Spalten füllt. Während die Offiziösen über jede alberne Hetzerei der deutschfeindlichen Presse sofort in Er regung geraten, wird bei uns heute vielfach eine Tonart angeschlagen, die nicht nur gegen den guten Geschmack, son dern vor allein auch gegen die wahren Interessen des Lan- - 70. Jahrg. des verstößt." — Es stützt sich zum Beweis dafür auf einige Zeitungsauslassungen, die das Wiedererwachen des deut schen Geistes sympathisch begrüßen, sowie auf die Rede des Leipziger Historikers Professor Lamprecht, die eine ebenso nüchtern-reale Beurteilung der politischen Tatsachen bot, wie begeisternd klang. Auch ein deutscher Gelehrter, Prof. Wilhelm Foerster, spendet dem „Tag" einen, wie er sagt, ganz kleinen Beitrag zur Beruhigung über die Weltlage. Er meint dabei schwermütig: „Gewiß hat ein alter, ganz außerhalb der aktiven Politik stehender Gelehrter wenig Aussicht, gegenüber den politischen Prophezeiungen von Vertretern und von „Helden" der Gewaltpolitik irgend einen Eindruck auf das große Publikum zu machen. Aber die jetzige Aufgeregtheit vieler Leute über die ganze politi sche und internationale Lage ist doch, bei allem Ernst dec letzteren, etwas so unsäglich Verwunderliches und zugleich etwas so höchst Gefährliches, daß einem einigermaßen ruhigen Menschen der unwiderstehliche Drang aufsteigt, von Zeit zu Zeit einmal ein Besänftigungswort dazwischen zu rufen." — Diese Sprache ist, ganz objektiv ohne jeden Zorn betrachtet, doch mindestens ebenso extrem, wie die vermeintlichen Ausbrüche der Volksseele, die Foerster be kämpfen möchte. Und seine weiteren Ausführungen über die segensreichen Wirkungen eines naturwissenschaftlichen Instituts „mitten in Ostindien" für den Weltfrieden las- sen dann freilich ein so weltfremdes Verständnis für naheliegende Tinge der Politik erkennen, daß diese Exkla- mationen als politischer Versuch eines „alten, ganz außer halb der Politik stehenden Gelehrten" wenig Gewicht in der Wagschale der öffentlichen Meinung bedeuten können. Da erscheint uns die mit den realen Verhältnissen der Po litik rechnende Meinung des Herrn Professor Lamprecht doch sinnfälliger und weit treffender. Wie ist es nun denkbar, daß knapp vierzehn Tage nach der kraftvollen Entfaltung dieses Bewußtseins deutscher Würde patriarchalische Stimmen erneute Einschläferung dotieren?! Es erscheint schlechterdings unmöglich, die Antwort darauf in etwas Anderem zu suchen, als in einem Sommernacht in der Dresdner Haide. Tkizze von Max Ditlrick,. Nur sehr wenigen Menschen, welche durch Beruf oder a.were zwingende Faktoren in der Stadt zu leben gezwun gen sind, ist es vergönnt, den Wald und seine zahllosen Schönheiten und Reize kennen zu lernen, welche derselbe darbietet zur Sommers- und zur Winterszeit, zu jeder Stunde des Tages wie der Nacht. Im Sommer, wo den Forst tagsüber ein voller, schwerer Harzgeruch erfüllt und die goldenen Sonnenstrahlen behende wie kleine Kobolde auch durch Dickicht und Geäst hindurchschlüpfen, um auf dem grünen Moosteppich umherzugaukeln und Versteck zu pielen unter den Pilzen und Farren, herrscht dort bis zum Einbrüche der Dämmerung gar reges Leben und Treiben; denn nicht allein die Waldbewohner, vom Käfer und der Libelle bis zum Hasen und Hirsch, tummeln sich unter den grünen Bäumen und in deren Zweiggewirr, sowie auf den mftigen Waldwiesen lustig umher, sondern auch die auf der Jagd nach Gewinn und Genuß müde und matt gehetz ten Menschenkinder entrinnen ihren in der Hochsommer hitze zu Bratöfen und Backstuben gewordenen Wohnungen in den städtischen Mietskasernen und fliehen in den schat tigen Forst. Die „kleinen" Leute suchen dort Erdbeeren und Heidelbeeren, die „großen" aber laben sich an der Kühle und Frische, welche der schäumende Waldbach spen det, ergehen sich unter den dachartigen Kronen der Laub und Nadelbäume und atmen entzückt die balsamische Luft ringsum. Mit einbrechender Dunkelheit kehren sie dann in die von einem schwarzen Rutz- und Rauchmantel einge- Wte Stadt zurück und träumen die Nacht über in ihren engen, dunstigen Schlafräumen von den Herrlichkeiten, welche sie da draußen im schönsten Gotteshause der Welt, dem Walde, geschaut. Weit schöner und weihevoller als am Tage wird's im Walde, wenn erst die Nacht herabgesunken ist auf b e tzrde, die Lichter in den Häusern der Menschen aller- wäns verlöscht sind und droben am Firmamente die ewi- 6?" Lampen von Gott dem Herrn, dem Schöpfer Himmels und der Erden, herableuchten und flimmern als glänzende Zeichen seiner ewigen, unvergänglichen Liebe und Güte. Sie geben der Menschheit, die staunend zu ihnen aufblickt, einen Begriff von der Unendlichkeit des Weltalls und las sen sie ahnen jene unsagbare Wonne himmlischer Freuden in der Wohnung der Seligen. Sagt doch eine poetische Erklärung der Sterne, daß es Löcher im Himmel wären, durch welche die göttliche Pracht und Herrlichkeit des Jen seits hervorleuchte für alle Welten — ein Gedanke, für den unsere „wissenschaftliche" Jugend zweifellos nur ein Achselzucken übrig hat, der aber doch leicht aus der längst verklungenen Kindheit wieder lebendig wird im Kopfe, wenn man sinnend und träumend sitzt in der lauen, lin den Sommernacht und dem tiefen Waldsrieden, über den sie lagert mit weichen Schwingen. Alles still ringsum, verstummt ist das rege Leben und Weben, welches vom ersten Sonnenstrahle bis zur ein brechenden Dunkelheit herrschte in den weiten Hallen zwi schen den mächtigen Stämmen des herrlichen Hochwaldes. Der Vögel lustiges Musikantenkorps ist längst schlafen ge gangen, das Summen der fleißigen Biene, wie der Nim mersatten Waldhummel hat ebenso aufgehört, wie das rastlose Klopfen des Spechtes und das einem Perpetuum mobile vergleichbare Auf- und Abspringen des Eichhörn chens. Ein balsamischer Duft durchzieht den stillen Forst. Die zierlichen Gräser und Moose, die würzigen Kräuter und Blumen drunten auf der Waldwiese nicken leise wie im seligen Traume, wenn sie der übermütige Waldbach mit seinen wie Silber glitzernden Tropfen überschüttet. Die Fichten und Tannen, die Kiefern und Birken, durch deren dichtes Geäst der lüsterne Mondstrahl huscht, um die duftenden Waldblumen zu Herzen und zu küssen, hören nur, wie im Traum verloren, auf das leise Geflüster des Nachtwindes, welcher schattengleich über die Wipfel dahin zieht. Nur von dem Dorfe herüber klingen in einförmi gem Stundenschlage die Glocken, oder der Pfiff der rast los Vorwärtsstürmenden Lokomotive schrillt vom nahe ge legenen eisernen Schienenwege herüber durch die stille Nacht, oder ein Käuzchen läßt drüben am Felsen seine Stimme erschallen, oder ein Hund im einsamen Forst hause schlägt an, sonst kein Geräusch, kein Leben mehr, überall tiefster heiliger Waldfrieden. „Ueber allen Wipfeln Ist Ruh', In allen Gipfeln Spürest du Kaum einen Hauch." So eine Sommernacht voll Mondenglanz und Blu menduft, voll Wachsen und Werden ist wie geschaffen zu Liebe und Lust, und manches Stelldichein wird von den Blumenelfen, den Waldgeistern und Wassernixen an stil len, verschwiegenen Plätzen belauscht. Die Menschenkinder wie die Tiere des Waldes kennen gar wohl den unwider stehlichen Zauber einer lauen, linden, lieblichen Sommer nacht, und wer sie einsam durchstreift, der muß ein alter und grämlicher oder ein schlimmer Geselle sein. Horch, was war das?! Die Zweige knickten dort drüben im Unterholz. Ah, ein stattlicher Rehbock tritt her aus auf die vom Mondlichte hell beschienene Lichtung. Welch' ein schönes, herrliches Tier! Leichtfüßig und gra ziös eilt er den Waldweg hinab. Auch ihn treibt es zur Genossin, welche seiner schon harrt, drunten im Fichtenge hölz. Wie seine Augen leuchten, wie heiß sein Atem geht; alle Pulse fliegen, alle Muskeln sind angespannt — ein herrliches Bild von Vollkraft, das je zu besiegen, zu er schöpfen kaum denkbar, kaum möglich scheint. Da — noch einmal knackt es drüben unter den Tan nen, doch der Bock hört es nicht. Ihn treibt es unaufhalt sam vorwärts. Jetzt steht er am Weiher. Da — ein Blitz, ein Knall von den Tannen herüber und das stattliche, herr liche Tier bricht jäh zusammen. Sein Blut rötet den Wei- chen Waldboden, sein Leben strömt dahin in roten Pur purwellen. Die tückische Kugel des Jägers, welcher im Schatten des Waldes verborgen lag, hat nur zu gut ge troffen, und der Waidmann wird nun seine schöne Beute fortbringen aus des friedlichen Forstes weitem Revier, hinunter in die Wohnung der schlimmen Menschen, die zwar Nächstenliebe predigen, aber nicht üben, vielmehr ein-