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O D W W Feierabend > Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 7 Sonntag den ^8. Februar Ini Februar. as Eis wird mürb; die liebe Schlittenfahrt läört langsam auf; die Tage werden länger; An kfolz und Kohle wird bereits erspart Und durch die kürte schwebt der erste Sänger. Ls wagen Greis und Greisin sich hinaus, Die rauher Vinter in das Zimmer bannte . Der Gärtner denkt schon des Gemüsebau'« —: Vas ist die Zeit der — Samenprcisknrante! I, Bergmann. Sonntag (Huinquagesuna. Evangelium: Jesu Weg nach Jerusalem. Lnkas 18, 31—43, „Gedenke, c> Mensch, daß du Staub bist und daß du wieder zu Staub werden wirst." — Mit diesen Worten läßt mir beim Eintritte in die vierzigtägige Fastenzeit die Kirche unter Kreüzessorm die geweihte Asche durch die Hand des Priesters auf die Stirn drücken. Sie erinnert mich dabei an meinen Tod. Welch eine ernste und ergreifende Zeremonie ist diese Einweihung für den Tod! T, präge sich doch der Sinn die ser heiligen Handlung tief in meine Seele ein! Bedächte ich doch öfters, daß ich nur Staub bin und bald wieder zu Staub werde! — Ich werde die Torheit erkennen, die der Mensch dadurch begeht, daß er mit seinem ganzen Sinnen und Trachten oft nur dem Staube sich weiht und darüber das Unvergängliche und Einige vergißt. Ten wahren Wert der zeitlichen Güter werde ich dann erkennen und die Sünde meiden. „Gedenke der letzten Tinge" — das erste ist der Tod — „und du wirst in Ewigkeit nickt sündigen." Tie öftere Erinnerung an den Tod isr der Lehrmeister der christ lichen Weisheit und Tugend. Erneuere sie vom Ascher- miltwoch au täglich des Abends, wenn du deine Kleider aus ziehst und dich zur Nutze niederlegst, indem du der Stunde gedenkst, in der dir das Alltagskleid ausgezogcn. das Toten hemd angelegt und du in den Sarg gelegt werden wirst. Ja gewöhne dick schon in den Jahren der Kindheit, an allen Abenden zu beten: ..Ich leg', mein Gott, die Kleider ab, gedenk' dabei, daß ick im ('nab dereinst werd' ruben tot und kalt, der Würmer Spen". ganz ungestalt'." Im Lickte des Todes findest dir auch das reckte Ver ständnis ftir die geistigen Hebungen in der heil. Fastenzeit, die eine Zeit der Avrötung, des Gebetes und der Betrach tung ist. und ein tieferes Verständnis des Lebens Jesu Ebristi, des Memchen'ohnes. wirst du erlangen. „Siebe, wir geben hinaus nach Jerusalem und es wird alles in Er füllung geben, was durch die Propheten von dem Menicben- sohne geschrieben worden iit. Tenn er wird den Heiden überliefert, mißhandelt, gegeißelt und angeipieen werden und nachdem sie ihn werden gegeißelt haben, werden ne ibn töten und am dritten Tage wird er wieder ausersteben.' Luk. IV 61. Mit dieser. Worten fordert uns die Kir.be beim Beginn der heil. Zeit im Sonnlagsevangelium zur Betrach tung des Lebens und Leidens Ebristi auß Und wie der Blinde, der von den Großtaten des Gottessöhne? gehört batte, sich Jeftis näherte und nm sein Augenlicht stellte, so wirst auch du uni da-;- Luvt und die Gnade ftir deine Seele bei genauer Kenntnis des Lebens Jesu rufen: „Jesus, Sohn Tavids, erbarme dich meiner!" — Und Jesus wird sprechen: „Sei sehend, dein Glaube hat dir geholfen!" — „Und alles Volk, welches solches sieht, wird Gott loben." Zwei Mütter. Erzählung von B. Corony. Nachdruck verboten. Tas starke, kräftige Weib sästvankte wie eine Schwin delnde, und mußte sich an ein Möbel klammern, um nicht umzusinken. „Allerdings ist es so." „Tann wäre er also der Dieb?" Gellend schrie sie die Worte hinaus. „Still, still!" mahnte Erich Harden, der eben eintrat, und dessen bescheidenes Klopfen man überhört hatte. „Was geht hier vor?" „O Hochwürden, ich kann's nicht sagen, nicht wieder- holen; aber wenn mir das geschehen ist, dann bin ich eine Verfluchte, die nichts metzr zu hoffen hat, und deren Gebet verworfen wurde, dann wär's besser, ich läge im Grabe." „Ruhig, Barbara!" gebot jetzt auch Frau v. Ger- trungcn. „Ich beschuldige niemand, sondern konstatiere unr eine traurige Tatsache." Um was handelt es sich denn?" wiederholte Harden. „Aus diesem Sekretär wurden mir während meiner Krankheit zwanzigtausend Franken geraubt." „Wie?" „Und zirxlr vergriff sich der Täter an dein für meine Nickte, Natalie v. Waiden, bestimmten Erbteil, welches ich sorgfältig:n einer Kassette verwahrte." „Großer Gott!" „Ten Schlüssel zu meinem Schreibtisch übergab ich, als mich die tückische Krankheit vackts, Mar, und vermisse nun die genannte Summe." „Hören Sie, Hochwürden, hören Sie? — Wenn eine betete und Tag und Nacht auf den Knien lag, dann war ich es doch. Warum tat mir Gott das an? Warum fchmettert er mich Tiefgebeugte auch noch in meinen Kindern nieder? Was habe ich denn verbrochen, um so gestraft zu werden, um so aller Gnade verlustig zu gehen?" „Kommen Sie zu sich, Barbara!" rief Frau v. Ger trungen. energisch den Arm ihrer Dienerin schüttelnd. „Wer behauptet, daß Ihr Sohn ein Dieb ist? Ich Ivahrlich nicht, io sehr auch der Schein gegen ihn spricht. Ich hielt ihn .mmer für einen rechtschaffenen Menschen, und tue es auch beute noch. Viel Unerklärliches kommt vor. was sich dann dock auf eine böse Verwickelung der Umstände zurückfiibren läßt. Nein! Fern sei es von mir. Ihren Sohn zu be schuldigen und ungebört zu verdammen. Ich begehre nichts weiter, als daß er ßch rechtfertigt. Tas zn tun. liegt in seinem eigenen Interesse, und hoffentlich vermag er es. An ' meiner ehrliche» Unterstützung soll es ibm dabei nicht sebleu." „Ja. Frau Baronin vat reckt, nahm Harde» das Wort Wie ne >o glaube auch ich au des jungen ManneS