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Sonnabend den 4. Januar IVV8. chvng einer Hauptverhandlung auf höchsten- vier Tage ge stattet, der ganze Prozeß nochmal- von vorne beginnen. Graf MoltkeS Erhöhung. Folgende Mitteilung, für I die ihm die Verantwortung überlasten bleiben muß, bringt I da- Verl. Tagebl.: Wie uns von unterrichteter Seite mit- i geteilt wird, dürfte Graf Kuno Moltke sofort nach der Ur- I teilsfällung im Prozeß reaktiviert werden. Der Kaiser beabsichtige, den Grafen durch eine ganz besondere Ehrung auszuzeichnen und ihn auf einen der höchsten militärischen Posten zu berufen. Es soll sich dabei um eine Stellung in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers handeln. Bon unsere» Nolouteu. — Verdächtige Nachrichten aus Deutsch-Ost-Afrika bringt die „D.-Ostafr. Ztg." und bemängelt scharf, daß für die Auffindung des seit fast drei Monaten vermißten Sa nitätsunteroffiziers Bruckner nur 100 Rupien als Beloh nung ausgesetzt sind. Sie hebt mit Recht hervor, daß man bei energischer Nachforschung u. a. auf einen geheimen Aufstandsherd stoßen könne. Man muß sich dabei erinnern, daß der Jumbe von Kisakki, vor besten Dorf sich die Spu ren Bruckners verloren, sehr verdächtige Aeußerungen ge macht hat. — Die Vertretung des Gouverneurs von Togo, Grase» Zech, der vor kurzem in Berlin eingetroffen ist, uni im Reichskolonialamt an den Vorlagen für Togo mitzu arbeiten, hat nach einer amtlichen Bekanntmachung des „Amtsblattes für Togo" Oberrichter Dr. Meyer aus Ka merun übernommen. Der frühere Vertreter des Gouver neurs, Regicrungsrat Hansen, weilt ebenfalls in Deutsch land. — Deutsch-Südwestafrika. Das Kolonialblatt ver öffentlicht eine Verordnung des Gouverneurs betr. die Ausfuhr von Angoraziegen, sowie eine BekleidungSvor- sckrift für die berittene Landespolizei. Born Ausland. Frankreich. Bon Krieg und Sieg an der alge- risch-marokkanischen Grenze hat der erste Tag des jungen Jahres den Parisern angenehme Nachricht gebracht. Nach einer Meldung des Generals Lyautey haben die Truppen am 30. und 31. Dezember das Gebirgsland der Beni Kha- led postiert. Die Kolonne Felineau hat die Nordausgänge besetzt. Der Kaid der Tadjerts und der Scheik Aman bcn Aniea sind gefangen genommen worden und werden nach Algier gebracht. Die Kolonne Espinaste hat die Verbin dung mit Felineau bei Martimprey hergestcllt. General Lyautey sicht diese Operationen als entscheidende an. Die bisherigen Abgaben der Stämme haben einen Wert von 72l)00 Franken. Es sind 725 Schncllladegcwehre einge- liefcrt worden. — Herve und seine Gesellen. Nachdem eben Herrn Herve selbst eine wohlverdiente Maulschelle versetzt worden ist, find nun auch etliche seiner Gesellen mit verdientem Lohne gelohnt worden. Wie aus Paris gemeldet wird, verurteilte das Schwurgericht 14 Antimilitaristen, darun ter zwei Soldaten, wegen Aufhetzung von Militärpcrsonen zum Ungehorsam und zur Desertion zu Gefängnisstrafen von zehn Monaten bis ein Jahr. Drei Angeklagte wur den freigesrpochen. Rußland. Die 167 Mitglieder der ersten Duma, die wegen des Wiborger Aufrufs bis auf zwei zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt wurden, haben einhellig be schlossen, Revision gegen das Urteil einzulegen. Dieses ist nach Petersburger Meldungen auch nur dadurch zu Stande gekommen, daß der Gerichtshof mit der Stellung der Schuldfragen gegen klare Gesetzesbestimmungen ver stieß. Wird das Urteil nicht aufgehoben, so gehen sämt liche Verurteilte ihres Wahlrechts zur Duma verloren. lasten wir alles der Zukunft. Und nun möchte ich mit dir noch Eins besprechen, weshalb ich eigentlich, nächst dem Appetit auf deine prächtige Mahlzeit, hierher gekommen bin. Das heißt, so recht Courage habe ich gar nicht mehr!" „Aber Durchlaucht!" bat sie nun. „Na, dann hör' zu. Also, da hab' ich in der Uni versitätsstadt einen guten Freund kennen gelernt . ." „Auch einen Prinzen oder Grafen?" forschte Ba bette. „Nein," sagte er lachend, „aber einen Zeitungsschrei ber, einen Redakteur." „Aber der kann doch kein guter Freund von Durch laucht sein!" „Gerade, der beste, den ich habe. Also hör' zu! Du weißt,ja, daß die Herrenfels sich immer um irgend ein Me tier, nach hohem Vorbild, bekümmert haben, und ich bin auf die Buchdruckerkunst gekommen." „Buchdrucker?" rief Babette. „Potz Wetter nochmal, Durchlaucht, unser Fritz ist das auch in der Stadt ge worden." „Bravo!" lachte der Prinz. „Da sind also Erich von Herrenfels und Fritz Frank Kollegen." „Aber, Durchlaucht, wie wird sich der Fritz so etwas «»bilden," protestierte die Müllerin. „Aber eS stimmt doch," antwortete Erich. „Doch nun höre weiter, Babette! Also in den Wochen, in denen ich ab und zu etwas von den Geheimnisten der schwarzen Kunst -u kapieren suchte, lernte ich diesen Dr. Felix Unbesorgt Hmnen, und der Mann hat mir gefallen, wie er Jedem ge- ßule« muß." „Na, na!" warf die Müllerin ein. „Also jetzt, worum eS sich handelt! Dieser Herr, den M »eilten Freund nenne, wünscht für ein paar Wochen Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupreffe. Die 167 „Wiborger" erfreuen sich der größten Sympathie der überwiegenden Mehrheit de- russischen Volke-. A « er ik a. Ei» VKuduiSvorschlug. Professor I. W. Burgeß, der erste Inhaber der Roosevelt-Professur in Berlin, befürwortete nach einem Telegramm aus Chicago in einer Ansprache an die Germanische Gesellschaft lebhaft einen Bund zu Angriff und Abwehr zwischen den Ver einigten Staaten und Deutschland. Er begründete seinen Wunsch mit dem ethischen Bande, das zwischen den beiden Ländern geknüpft sei. — Rothäute auf dem KriegSpfade. Nach einer New- Yorker Meldung haben sich in Nicaragua die Indianer an der Moskitoküste erhoben. Der Kommandant der eng lischen Kriegsschiffe hat zum Schutze der fremden Interes sen Truppen gelandet. Marokko. General Drudes Nachfolger, General d'Amade, ist gestern in Madrid eingetroffen. -eer ml- Flstte. — Der neue Militärmotorballon vor den komman dierenden Generälen. Das neue Motorluftschiff der deut schen Armee ist am Donnerstag durch die in Berlin an wesenden kommandierenden Generäle in Tegel besichtigt worden. Auch Prinz Rupprecht von Bayern und Herzog Albrecht von Württemberg wohnten der Besichtigung bei. Um 11 Uhr versammelten sich die Herren in der Ballon halle, in der Major Groß dann die theoretischen Erläute rungen gab. Dann wurde das mächtige Luftschiff aus der Halle geführt. In der Gondel nahmen Platz als Führer Hauptmann von Sperling, ferner Oberingcnieur Dascnach und Prinz Rupprecht von Bayern. Um 11 Uhr 22 Mi nuten stieg das Luftschiff vor der Halle auf, um über dem Schießplatz zu manövrieren. Es veränderte die Höhen lage, beschrieb allerlei Kurven und kam Schlag 12 Uhr wie der zu Boden. An Stelle des Prinzen nahm dann der Nachfolger des Generals von Bisting, General von Bcrn- hardy, in der Gondel Platz. Auch ein zweiter General stieg noch ein, doch war die Gondel dadurch anscheinend zu schwer belastet. Das Luftschiff erhob sich nicht schnell ge nug, und die Gondel schlug sanft gegen einen Wall. Der General mußte wieder aussteigen, und nun erhob sich der Lenkbare wieder in die Luft. Um 12 Uhr 40 Min. landete er von neuem. Dann trat er eine dritte Fahrt, einen Aus flug über das Dächermeer Berlins an, von dem er erst in den Nachmittagsstunden heimkehrte. Tas neue Luftschiff bewährte sich bisher gut. — Neuer Admiralstabschef. Die einleitenden Schritte zum Wechsel in der Stellung des Chefs des Admiralstabes sind durch die bereits erwähnte Kommandierung des Vize admirals Grafen von Baudistin zur Dienstleistung beim Marineadmiralstabe erfolgt. Der bisherige Chef des Ad miralstabes, Admiral Büchsel, hat die Leitung der Dienst geschäfte dieser Behörde bis in diesen Monat hinein ge führt und wird, wie wir hören, zunächst einen Urlaub an treten. Die endgültige Ernennung des Grafen Baudistin zum Admiralstabschef wird dann später erfolgen. — Das Neujahrsmahl der kommandierenden Gene rale fand im Hotel Adlon statt. Unter den 40 Erschiene nen befanden sich die Gencralfeldmarschällc Haeseler und von Hahnke, Generaloberst von Lindequist, Kriegsmini- stcr von Einem und Admiral von Tirpitz. Exz. von Hahnke brachte den Kaisertoast aus. Vor Aufhebung der Tafel erschienen noch Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Rupprecht von Bayern und Herzog Albrecht von Württem berg. Nr. s. Seile 7. Aiitkl, Geirrtk ut JUißkir — DaS Ha ndwerk i m Ja hr« 1V07. Es ist in den letzten Monaten wiederholt darauf hingewW« worden, daß unter der Veränderung der wirtschaft!!«» Lage während des JahreS 1907 daS Handwerk am meiste« zu leiden gehabt hat. Von 4 Seiten wurde eS in seine» Erträgnissen beeeinträchtigt: 1) durch die Preissteigerung der Rohstoffe, 2) durch den überaus scharfen gegenseitigen Wettbewerb, 3) durch die Verteuerung des Geldes und di« Erschwerung des Kredits. Das ganze Jahr hindurch hatten die Handwerker mit den Schwierigkeiten des Geldmarktes zu kämpfen; am schlimmsten war es gegen Jahresschluß, wo für Wechsel bis zu 10 und 11 Prozent gezahlt werden mußten; 4) durch die Arbeiterverhältniffe. Wenn Arbeits kräfte in der mittleren und großen Industrie gebraucht werden, dann ist das Angebot »für das Handwerk immer knapp, aber nicht nur knapp, sondern auch in der Qualität nicht befriedigend. Gehilfen sind nicht leicht zu bekommen und nicht leicht zu halten, besonders da die Löhne im Hand werk mit denen in großen Fabriken nicht auf gleicher Stufe stehen. Gerade 1907 zeigte sich die Arbeiterfrage für da- Handwerk in ihrer ganzen Widrigkeit. Erst gegen Schluß des Jahres, als das Angebot auf dem Arbeitsmarkt zu stei gen anfing, wurde es ein wenig besser. War so schon der Bedarf an geeigneten Gehilfen schwer zu befriedigen, so war es mit der Versorgung von Lehrlingen ganz schlecht bestellt. Die jungen Leute suchten die Fabriken und Han delsbetriebe auf, von wo ihnen starke Nachfrage entgegen kam. Das Kontingent der ins Handwerk cckströmenden jun gen Leute erfuhr daher eine scharfe Einschränkung. Gewiß wirkt diese Abnahme des Angebots auch der Lehrling-!- Züchtung emgegen, aber es leiden gleichzeitig alle Arbeit geber im Handwerk unter der wachsenden Unlust, ein Hand werk zu erlernen. So wirkten verschiedene Umstände im Jahre 1907 zusammen, um die Position der Handwerker zu erschweren und zu verschlechtern. Nicht alle Branchen haben freilich gleich stark gelitten. Wie schon hcrdoikge- hoben, dürften die verschiedenen Zweige des Bauhandwerks am schlechtesten gefahren sein, da hier auch der Beschäftig ungsgrad stark verstaute. In den Handwerken des Nah rungsmittelgewerbes lagen die Verhältnisse nicht gleichar tig: die kleinen Schlächtereien merkren an ihren Umsätzen noch weit in das Jahr 1907 hinein den Rückgang des Fleischverbrauchs; durch höhere Preise konnten die Ver luste keineswegs immer ausgeglichen werden. Günstiger verlief Vas Geschäft in den Bäckereien, die zwar wegen der Mehlleuerung auch ihre Schwierigkeiten hatten, aber die Belastung doch sehr bald auf die Konsumenten überwälzen konnten. Die Schuhmacherei ist fast überall auf Repara- lurarbeit zurückgedrängl und kann nur noch in Ausnahme fällen sich gegen die Fabrik behaupten. Bei dem scharfen Wettbewerb wird freilich auch die Reparaturavbeit immer unlohnender. Reckt gut belästigt war dagegen die Schnei derei. In den Städten sowohl als auch ganz besonders auf dem platten Lande gab es fast das ganze Jahr hindurch reichlich und bei gutem Verdienst zu tun. Daß im Handwerk durch gegenseitigen Zusammenschluß und einheitliche Preise wenig zu erreichen ist, dürste an dem kleinen Umfange des Kundengebiets liegen. Sst-rt. !! Das 3. große Wiutersportfest in Geising ist auf den 12. Jauuar verlegt wordeu. !! Wintersports« st e im westlichen Erz gebirge. In der heutigen Nummer unseres Blattes wird in einem Aufsatz über „Ter Ski-Verband Sachsen" von W. Kröhl nach einigen geschichtlichen Notizen über den Skilauf in Sachsen die erfreuliche Tatsache erwähnt, daß ein schöneß Fleckchen zur ruhigen Arbeit, und da habe ich an die Wäldmühle gedacht. Das Klappern der Räder wird für ihn Musik sein, denn er ist selbst ein Kind vom Lande, und nun frage ich, kann er kommen? Bitte, frage deinen Herrn Gemahl, freilich der eigentliche Herr in der Wald mühle bis du ja selbst, und dann möchte ich an Dr. Unbe sorgt depeschieren, woran er ist." „Ich möchte wohl," überlegte Babette. „Dann sag' ja," drängte der Prinz, „Platz habt Ihr und gebt Acht, Ihr freut Euch über den lustigen Kumpan, der da ins Haus kommt." „In Gottes Namen denn," entschied sich die Mülle rin. „Und Durchlaucht können überzeugt sein, mein Mann, er ist grad' über Land, denkt so, wie ich. Bloß eine Frage wär' noch!" „Und die lautete?" „Ist der Herr schon verheiratet?" Lachend schüttelte Erich den Kopf. „Wo denkst du hin, Babette, er mag zwei Jahre höchstens älter sein, wie ich. Bei dem hat's mit dem Heiraten noch lange Zeit. Aha, du meinst wegen der Toni? Tröste dich, liebe Seele, der Dr. Felix Unbesorgt führt seinen Namen mit Recht, der macht sich um hübsche Mädchen und Geld und Gut keine Gedanken. Der hat's nur mit seiner Zeitung. Also abgemacht! Gut, ich fahre jetzt nach Schloß Herrenfels - zurück. Lebewohl, Babette! Und der liebe Gott erhalte > dir deine Küche und mir meinen Appetit. Aber wo steckt denn die Toni? Ich muß ihr doch die Hand geben, j „Toni!" Da kam sie schon gelaufen, man sah's ihr an,! sie hatte eifrig drin im Hause zu tun gehabt. Herumstehen gab es bei Frau Babette nicht. Aber daß ihre Tochter so, wie sie ging und stand, herausgestürmt kam, gefiel der j Müllerin erst reckt nicht: „Kannst dir nicht eine weiße Schürze vorbinden," tadelte sie. „Immer bist mit deinen Gedanken, wo du nicht sein sollst." „Ja, Mutter," wollte sie sich verteidigen, aber der Gast schnitt weitere Auseinandersetzungen ab. „Adieu. Mamsell Toni, und bleib immer so brav, wie du heute warst. Auf Wiedersehen!" Und damit sprang er eilig aufs Rad und fuhr die Straße hinab. „Ein lieber, junger Mann, wenn er auch die Leute gern neckt!" sagte die Müllerin stolz. — „Ach ja," sagte die Tochter. Und bei diesen paar Wörtchen dachte sie an den Kuß, den sie ihm im Sturm ihrer Empfindungen bet sei nem Kommen gegeben. Und sie errötete wiederum tief, es war doch eigentlich furchtbar dreist von ihr gewesen! Frau Babette Frank schaute ihre Tochter überrascht an. „Warum bist mit einem Mal so rot geworden, Mä- dele, was hast da wieder angestiftet?" Toni warf trotzig den Kopf in den Nacken, die Mut ter hofmeisterte sie heute doch ein bischen zu sehr. „Das überkommt einen doch so manchmal," wies sie die Vorwürfe der Mutter zurück, die mit verdächtiger Ener gie wieder die Arme in die Seiten stemmte. „Das überkommt einen so manchmal?" fragte sie zurück. „Warte. . ." — aber da verstummte Frau Ba- bette. Sie dachte daran, wie sie vorhin sich selbst beinahe ! verplaudert hatte, und darüber so tief errötet war. „Mr. wenn ich der Geschichte auf den Grund gehen wollte, dann würde was schönes ans Tageslicht kommen. Geh an deine Arbeit!" Damit brach sie die Unterhaltung ab und wen dete sich selbst wieder ihren häuslichen Verrichtungen zu. Nur die Musik der Mühle und daS lustige Gezwitscher der j gefiederten Sänger des Waldes unterbrach die friLliche Stille. (Fonsetzlmg folgt.)